Wissens- und Technologietransfer in nationalen Innovationssystemen

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1 I Wissens- und Technologietransfer in nationalen Innovationssystemen Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Dr. rer. pol. vorgelegt an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Dresden Von Dipl.-Kfm. Dirk Meißner Betreuer: Prof. Dr. Helmut Sabisch Dresden, Juni 2001

2 I Inhaltsverzeichnis 1 ZIEL UND GEGENSTAND DER ARBEIT 1 2 BEGRIFFLICHE GRUNDLAGEN UND DEFINITIONEN Management von Innovationen und Technologien Innovationsbegriff und Gegenstand von Innovationen Technologiebegriff, Wissensbegriff Innovationsmanagement und Technologiemanagement Technologietransfer, Forschungstransfer, Wissenstransfer und Technologieabsorption Technologietransfer Forschungstransfer und Wissenstransfer Wissens- und Technologietransfer Technologieabsorption Forschung und Entwicklung NATIONALE INNOVATIONSSYSTEME Gegenstand von Innovationssystemen Entwicklung des Konzeptes nationaler Innovationssysteme Das Teilsystem Forschung und Entwicklung Akteure in nationalen Innovationssystemen Wissens- und Technologieproduzenten Technologieanwender Transfermittler Politische Entscheidungsträger Rahmenbedingungen für nationale Innovationssysteme Gruppierung nationaler Innovationssysteme Gegenstand der Gruppierung Indikatoren zur Gruppierung von Innovationssystemen Ressourcen- und zeitbezogene Indikatoren Input- und Outputindikatoren...56

3 II Prozessbezogene Indikatoren zur Messung und Bewertung des Wissens und Technologietransfer in nationalen Innovationssystemen Gruppierungsmerkmale für Innovationssysteme Gruppen von Innovationssystemen Gruppen von Innovationssystemen hinsichtlich der Ausgabenschwerpunkte Öffentliche Ausgaben und Ausgaben der Wirtschaft für FuE Zusammenhang zwischen öffentlichen FuE-Ausgaben und FuE-Intensität Öffentliche FuE-Ausgaben und FuE-Ausgaben der Wirtschaft bezogen auf die FuE-Kategorien Gruppen von Innovationssystemen hinsichtlich der Durchführung der FuE Ansatzpunkte für den Wissens- und Technologietransfer in verschiedenen Gruppen von Innovationssystemen WISSENS- UND TECHNOLOGIETRANSFER Rolle des Wissens- und Technologietransfers im Innovationsmanagement Formen und Determinanten des Wissens- und Technologietransfers Determinanten des Wissens- und Technologietransfers Formen des Wissens- und Technologietransfers Transferobjekte Arten von Technologien als Transferobjekt Eigenschaften von Technologien (als Transferobjekt) Klassifizierung von Transferobjekten Charakteristik und Transferierbarkeit des Transferobjektes Instrumente des Wissens- und Technologietransfers als Verbindung zwischen den Akteuren in Innovationssystemen

4 III Untersuchungsdesign der empirische Untersuchung zum Wissensund Technologietransfer an der TU Dresden Gruppierung von Instrumenten des Wissens- und Technologietransfers Aus- und Weiterbildung Ausbildung Weiterbildung Bedeutung und Nutzung von Aus- und Weiterbildung Wissenschaftliche Kommunikation Instrumente der wissenschaftlichen Kommunikation Bedeutung und Nutzung der Instrumente der wissenschaftlichen Kommunikation Serviceleistungen Dienstleistungen von Forschungseinrichtungen Transfereinrichtungen Unternehmensgründung und Personaltransfer Unternehmensgründungen Personaltransfer Nutzung und Wirksamkeit von Unternehmensgründungen als Transferinstrument Projektbezogene Instrumente (direkte Übertragung) FuE-Kooperationen und Verbundforschung Auftragsforschung Nutzung und Wirksamkeit der projektbezogenen Instrumente Schutzrechte Rolle und Bedeutung von Patenten und Lizenzen im Wissens- und Technologietransfer Nutzung und Wirksamkeit von Schutzrechten als Transferinstrument Kritische Würdigung der Transferinstrumente Eignung der Transferinstrumente für die Transferobjekte

5 IV 5 WISSENS- UND TECHNOLOGIETRANSFER IM DEUTSCHEN NATIONALEN INNOVATIONSSYSTEM Das deutsche Wissens- und Technologiegewinnungssystem Aufwendungen für Forschung und Entwicklung Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in Deutschland Aufwendungen für Forschung und Entwicklung im internationalen Vergleich Die öffentliche FuE-Infrastruktur Deutschlands Universitäten und Fachhochschulen Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Max-Planck-Gesellschaft Fraunhofer-Gesellschaft Zwischenzusammenfassung Die Stellung der öffentlichen FuE-Infrastruktur innerhalb des deutschen Innovationssystems Positionierung öffentlicher Forschungseinrichtungen nach FuE-Kategorien Wissenschaftliche und technische Spezialisierung öffentlicher Forschungseinrichtungen Personalmobilität von öffentlichen Forschungseinrichtungen Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung des Systems öffentlicher Forschungseinrichtungen im Wissens- und Technologietransfer Transfermittler Aufgaben von Transfereinrichtungen im Wissens- und Technologietransfer Bedeutung der Transfereinrichtungen bei der Anbahnung von Transferprojekten Innovations- und FuE-Aktivitäten in der Wirtschaft Struktur der Innovationsaufwendungen der Wirtschaft Externe FuE-Aufwendungen der deutschen Wirtschaft...219

6 V Quellen für Innovationen Informationsquellen für Innovationen Nutzung der Wissenschaft als Quelle für Innovationen Hemmnisse für Innovationen und den Wissens- und Technologietransfer Innovationshemmnisse Hemmnisse im Wissens- und Technologietransfer Leistungsfähigkeit des deutschen Innovationssystems Ergebnisse des deutschen Wissenschaftssystems Publikationen als Indikator der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit Nobelpreise als Inventionsindikator Ergebnisse der Innovationstätigkeit der Wirtschaft Ziele und Gegenstand von Innovationen Produktinnovationen Prozessinnovationen Patentanmeldungen als Innovationsindikator Patentanmeldungen in Deutschland Patentanmeldungen im internationalen Vergleich Zusammenfassung ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 259

7 VI INHALTSVERZEICHNIS ABBILDUNGSVERZEICHNIS TABELLENVERZEICHNIS I VII IX ANHANG 269 ANHANGSVERZEICHNIS 269 ANHANG ABBILDUNGSVERZEICHNIS 271 ANHANG TABELLENVERZEICHNIS 272 LITERATURVERZEICHNIS 360

8 VII Abbildungsverzeichnis Abbildung 2.1-1: Technologiekomponenten und Bedeutung externer Quellen im Inventionsprozess...12 Abbildung 2.1-2: Wissenskategorien und Technologiemanagementbezüge...14 Abbildung 2.1-3: Innovationsmanagement, Technologiemanagement und FuE-Management...19 Abbildung 2.2-1: Technologietransfer und Technologieabsorptionsprozess...26 Abbildung 2.3-1: Definition von FuE-Kategorien nach dem Frascati Manual...30 Abbildung 3.1-1: Akteure und Interdependenzen im Innovationssystem...37 Abbildung 3.4-1: grundlegende Indikatoren zur Beschreibung von Innovationssystemen...56 Abbildung 3.5-1: Typen von Innovationssystemen in Abhängigkeit von der Verteilung der FuE-Gesamtausgaben...65 Abbildung 3.5-2: Zusammenhang zwischen FuE-Intensität und öffentlichem Anteil an den FuE-Ausgaben...67 Abbildung 3.5-3: Anteil der öffentlichen Ausgaben und Ausgaben der Wirtschaft an den Gesamtausgaben für Grundlagenforschung...71 Abbildung 3.5-4: Anteil der öffentlichen Ausgaben und Ausgaben der Wirtschaft an den Gesamtausgaben für angewandte Forschung...72 Abbildung 3.5-5: Anteil der öffentlichen Ausgaben und Ausgaben der Wirtschaft an den Gesamtausgaben für Entwicklung...73 Abbildung 3.5-6: Struktur der industriellen FuE-Ausgaben der USA hinsichtlich Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Entwicklung...74 Abbildung 3.5-7: Anteil öffentlich finanzierter Forschungseinrichtungen (public funded research organisations - PFOs) an den gesamten nationalen Ausgaben für FuE...75 Abbildung 4.1-1: Innovationsprozess...87 Abbildung 4.2-1: Determinanten des Wissens- und Technologietransfers...90 Abbildung 4.3-1: Arten von Technologien...99

9 VIII Abbildung 4.3-2: Klassifizierungskriterien für Technologien Abbildung 4.4-1: Anwendungsbezug und Transferierbarkeit von Technologien Abbildung 4.7-1: Eignung der Instrumente des Technologietransfers Abbildung 5.1-1: FuE-Ausgaben Bundesländer in Deutschland 1998 in Mio. DM und im Verhältnis zum BIP Abbildung 5.1-2: Verteilung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf die deutschen Bundesländer Abbildung 5.1-3: Struktur und Finanzierung des deutschen Wissens- und Technologiegewinnungssystems Abbildung 5.1-4: Abbildung 5.1-5: Patentanmeldungen von Hochschulen und sonstigen öffentlichen Forschungseinrichtungen Typisierung öffentlicher Forschungseinrichtungen im direkten Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Abbildung 5.1-6: Aufteilung der Forschungsaktivitäten nach Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Entwicklung Abbildung 5.1-7: SCI-Publikationen und Patente deutscher Herkunft nach Wissenschafts- und Technikfeldern Abbildung 5.1-8: Intensität der Personalmobilität ( ), differenziert nach Typen öffentlicher Forschungseinrichtungen Abbildung 5.4-1: Abbildung 5.4-2: Nationale Profile relativer wissenschaftlicher Spezialisierung Patentanmeldungen (DPMA-Patente) 1998 nach Regionen Abbildung 5.4-3: Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt Abbildung 5.4-4: FuE-Aufwendungen ausgewählter Länder von in Mio. US-Dollar...255

10 IX Tabellenverzeichnis Tabelle 2.1-1: Tabelle 3.3-1: Tabelle 3.4-1: Tabelle 2.1-2: Tabelle 3.5-1: Tabelle 3.5-2: Tabelle 3.5-3: Tabelle 3.5-4: Tabelle 3.5-5: Tabelle 4.1-1: Gegenstand von Innovationen...9 Rahmenbedingungen von Innovationssystemen...48 Typen und Verfügbarkeit von Indikatoren zur Messung und Bewertung der Interaktion zwischen den Akteuren des Innovationssystems...59 Input-orientierte Gruppierungsmerkmale und Ausprägungen von Innovationssystemen...60 Verteilung der FuE-Gesamtausgaben auf die FuE-Arten...64 durchschnittliche Verteilung des GERD auf die FuE- Kategorien in den einzelnen Typen von Innovationssystemen...66 zweiseitige Korrelation zwischen FuE-Intensität und staatlichem Anteil an den FuE-Ausgaben...68 Entwicklung der Anteile der öffentlichen Ausgaben für die FuE-Arten zwischen 1992 und Klassifizierung nationaler Innovationssysteme anhand der Merkmale öffentlicher FuE-Ausgabenanteil und FuE- Institutionen...76 Entwicklung des Verständnisses von Innovationsprozessen...83 Tabelle 4.2-1: Formen des Technologietransfers...93 Tabelle 4.2-2: Tabelle 4.4-1: Tabelle 4.4-2: implizites Wissen, Formen und Instrumente des Wissensund Technologietransfers...97 Anwendungsbezug und Transferierbarkeit einer Technologie in Abhängigkeit von Merkmalen der Technologie Differenzierungskriterien und Transferobjekte Tabelle 4.5-1: Transferinstrumente Tabelle 4.5-2: Tabelle 4.5-3: Nutzung und Wirksamkeit von Instrumenten der Aus- und Weiterbildung Nutzung und Wirksamkeit von Instrumenten der wissenschaftlichen Kommunikation...130

11 X Tabelle 4.5-4: Tabelle 4.5-5: Tabelle 4.5-6: Tabelle 4.5-7: Tabelle 4.5-8: Tabelle 4.5-9: Tabelle : Tabelle : Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle : Tabelle : Tabelle 4.6-1: Tabelle 4.7-1: Tabelle 5.1-1: Tabelle 5.1-2: Tabelle 5.1-3: Nutzung und Wirksamkeit von Dienstleistungen der Universität Staatliche Regulierungen für Unternehmensgründungen aus öffentlichen Forschungseinrichtungen und Universitäten Unternehmensneugründungen aus Forschungseinrichtungen in verschiedenen OECD- Ländern Nutzung und Wirksamkeit von Unternehmensgründungen und Netzwerken Zusammenhänge zwischen ausgewählten Transferwegen und der Gründungstätigkeit von Wissenschaftlern Nutzung und Wirksamkeit von Instrumenten der direkten Übertragung FuE-Kooperationspartner der Unternehmen Bedeutung externer Kooperationspartner Planungshorizont von FuE-Kooperationen Kontaktdauer von FuE-Kooperationspartnern Lizenzeinnahmen University of California, Stanford University, University of Columbia Erfindungsmeldungen und Lizenzierungsaktivitäten der Stanford University, Columbia University und University of California, Nutzung und Wirksamkeit von Schutzrechten Bedeutung unterschiedlicher Kanäle für den Wissens- und Technologietransfer mit der Wirtschaft Charakterisierung der Transferinstrumente FuE-Ausgaben nach Regionen und Sektoren in Deutschland FuE-Beschäftigte nach Regionen und Sektoren in Deutschland Anteil der FuE-Ausgaben einzelner Länder am BIP / an OECD Totalausgaben...175

12 XI Tabelle 5.1-4: Tabelle 5.1-5: Tabelle 5.1-6: Tabelle 5.1-7: Tabelle 5.1-8: Tabelle 5.2-1: Tabelle 5.2-2: Tabelle 5.2-3: Tabelle 5.2-4: Tabelle 5.2-5: Tabelle 5.2-6: Tabelle 5.2-7: Wissenschaftler per Arbeitskräfte, Anteil Wissenschaftler im OECD-Vergleich Forschungsausgaben der Hochschulen im Vergleich zu anderen Kenngrößen (in Mrd. DM 1997) Lizenzeinnahmen der HGF-Institute 1994 und in TDM Verwertungsaktivitäten für Schutzrechte der Fraunhofer- Gesellschaft Synopse technischer und wissenschaftlicher Spezialisierungen deutscher Forschungseinrichtungen Wesentliche Aufgaben und Leistungen von Transfereinrichtungen in Deutschland Wirksamkeit der Leistungen von Transfermittlern aus Sicht der Unternehmen Häufigkeit der Kontaktaufnahme zwischen Wissenschaft und Wirtschaft über Transfermittler Kontaktaufnahme bei der Anbahnung von FuE- Kooperationen Wirksamkeit Formen der Kontaktaufnahme Nutzung von Formen der Kontaktaufnahme Häufigkeit und Ergebnisse der Kontaktaufnahme von Mittlerorganisationen mit Unternehmen und Mitarbeitern der Universität Tabelle 5.3-1: Innovationsaktivitäten im verarbeitenden Gewerbe Tabelle 5.3-2: Tabelle 5.3-3: Tabelle 5.3-4: Tabelle 5.3-5: Struktur der Innovationsaufwendungen externe FuE-Aufwendungen deutscher Unternehmen Interne und externe FuE-Ausgaben der Unternehmen Bedeutung verschiedener Quellen für Innovationsaktivitäten deutscher Unternehmen...223

13 XII Tabelle 5.3-6: Tabelle 5.3-7: Nutzung externer Informationsquellen durch Unternehmen, die zwischen 1996 bis 1998 Innovationen eingeführt haben Anreize von Unternehmen und Universität für den Wissens- und Technologietransfer Tabelle 5.3-8: Innovationshemmnisse in Deutschland 1995, Tabelle 5.3-9: Entwicklung Innovationshemmnisse Deutschland , Tabelle : Tabelle : Tabelle 5.4-1: Tabelle 5.4-3: Tabelle 5.4-4: Tabelle 5.4-5: Tabelle 5.4-6: Tabelle 5.4-7: Hemmnisse im Wissens- und Technologietransfer Hemmnisse im Wissens- und Technologietransfer Anteil ausgewählter Länder an Veröffentlichungen und Zitationen - bibliometrische Analyse Nobelpreise im Zeitverlauf in Abhängigkeit von akademischer Fachrichtung Herkunft US-Amerikanischer Nobelpreisträger im Zeitverlauf Innovationsziele deutscher Unternehmen in Abhängigkeit von der Kooperation mit Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen Gegenstand der Innovationstätigkeit in Abhängigkeit von Kooperationen mit Universitäten und / oder außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen Umsatzanteile mit Produkt- und Marktneuheiten, die zwischen 1996 und 1998 eingeführt wurden, differenziert nach den Quellen, die von Innovatoren für die Innovationen genutzt werden (in %) Tabelle 5.4-8: Umsatzanteile (1996) mit zwischen eingeführten Neuprodukten in Abhängigkeit von Kooperationen mit der Wissenschaft Tabelle 5.4-9: Umsatzanteile (1996) mit zwischen eingeführten verbesserten Produkten in Abhängigkeit von Kooperationen mit der Wissenschaft Tabelle : Umsatzanteile (1996) mit zwischen eingeführten Marktneuheiten in Abhängigkeit von Kooperationen mit der Wissenschaft...249

14 XIII Tabelle : Kostensenkung durch zwischen 1994 und 1996 durchgeführten Prozessinnovationen in Abhängigkeit von Kooperationen mit der Wissenschaft Tabelle : Patentanmeldungen pro FuE-Beschäftigte und 1 Mio. FuE-Aufwendung in Deutschland...253

15 1 1 Ziel und Gegenstand der Arbeit Der Wissens- und Technologietransfer hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Insbesondere von politischer Seite wird der Ruf nach einer stärkeren Verwertung und Anwendung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse immer lauter. Politik, Wirtschaft und öffentlich finanzierte Wissenschaft haben Instrumente des Wissens-, Forschungs- und Technologietransfers als Mittel zur Schließung der "Lücke" zwischen Invention und Innovation und Stärkung der regionalen und nationalen Innovationsstandorte erkannt. In Deutschland wurden dazu in den letzten Jahren insbesondere von politischer Seite eine Vielzahl von Initiativen ins Leben gerufen. Diese orientierten einerseits auf die Gründung von Transfereinrichtungen (Transferstellen an Universitäten und Forschungseinrichtungen, Transferagenturen sowie Patentinitiativen) andererseits auf die verstärkte Aufnahme von transfersichernden Maßnahmen in die Ausschreibung von öffentlich geförderten Technologieprogrammen. Die jüngste Entwicklungsrichtung ist die Förderung technologieorie n- tierter Unternehmensgründungen aus Hochschulen. Diese erfolgt aber meist vor dem Hintergrund wirtschaftspolitischer Argumentationen weniger des Transfergedankens. Die Politik hat es lange Zeit als ihre Aufgabe angesehen, aktive Innovationspolitik zu betreiben, in deren Mittelpunkt die Weiterentwicklung der vorhandenen Grundstruktur des Innovationssystems sowie die Intensivierung des Wissens- und Technologietransfers standen. Inzwischen hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, daß Innovationssysteme institutionelle und infrastrukturelle Fehler aufweisen, die nicht mit den Mitteln des Wissens- und Technologietransfers behoben werden können. Der Wissens- und Technologietransfer kann nur so wirksam sein, wie die Rahmenbedingungen, innerhalb derer er eingesetzt werden soll. Damit stehen weniger die Effektivität und die Häufigkeit der Nutzung der Instrumente des Wissens- und Technologietransfers im Vordergrund der Betrachtungen, sondern es muss das gesamte Innovationssystem betrachtet werden. In der Praxis der Innovationstätigkeit erweist sich die Überführung von Wissen und Inventionen in Anwendungen als Kernproblem. Die ist vor allem auf folgende Ursachen zurückzuführen:

16 2 Anwendbarkeit, insb. Marktchancen werden nicht oder zuwenig in den Arbeiten der universitären und außeruniversitären öffentlichen Forschung beachtet. Der Erkenntnisgewinn in der Grundlagenforschung bzw. der angewandten Forschung der wissenschaftlichen Einrichtungen ist nicht ausdrücklich auf die Anwendung gerichtet. Der Erkenntnisvorlauf der Grundlagenforschung ist zu weit, praktische Anwendungen sind schwer abzuschätzen. Die Wirtschaft ist den Aktivitäten der universitären und außeruniversitären Wissenschaft gegenüber nicht aufgeschlossen genug. Die Unternehmen haben Schwierigkeiten eigene technische Probleme hinreichend einzugrenzen. Es entstehen erhebliche Reibungsverluste bei der Übertragung von Inventionen in Innovationen in den Unternehmen, insbesondere resultierend aus Kommunikationsproblemen zwischen Ingenieuren und Kaufleuten. Die Ansätze zur Sicherung und Erhöhung der Innovationsfähigkeit variieren in der konkreten Ausgestaltung von Land zu Land, sie reflektieren sowohl nationale und gesellschaftliche Anforderungen, als auch Aspekte der Geschäftskultur und politische Kultur. Allen Ansätzen gemein ist, daß sie verstärkt den nationalen und regionalen Innovationskontext berücksichtigen und auf die Anforderungen einer Reihe von Akteuren in nationalen und regionalen Innovationssystemen Rücksicht nehmen müssen. Die nationalen Innovationssysteme Europas sind gekennzeichnet durch fo l- gende Faktoren: 1 Die Gesellschaft in Europa ist risikoavers, Entrepreneurship und der Adoption neuer Technologien gegenüber nicht aufgeschlossen genug. Europäische Märkte für Produkte und Dienstleistungen zeigen ein unausgeglichenes Verhältnis von Möglichkeiten, Anreizen und Risiken von Innovationen. 1 Vgl. UNICE 2000, S. 6

17 3 In Europa werden nicht ausreichend Ressourcen in die Entwicklung und Diffusion neuen Wissens, insb. in FuE investiert. Die europäischen Bildungssysteme sind weniger erfolgreich in der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen auf Gebieten wie Mathematik, Informationsund Kommunikationstechnologien sowie Managementausbildung als andere Länder (insb. die USA). Europäische Steuern sind zu hoch, sie vermindern den Anreiz zu innovieren. Europäische regulatorische und insb. fiskalische Rahmenbedingungen schränken die Entstehung neuer innovationsbasierter Arbeitsplätze ein. Hieraus ergeben sich eine Reihe von Handlungsfeldern für eine veränderte Technologie und Innovationspolitik. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) - als die tragende Säule von Innovationen und Technologieentwicklung müssen günstige Rahmenbedingungen in den Bereichen der Aus- und Weiterbildung, der industrienahen Forschung und Entwicklung sowie zur Unterstützung der schnellen und unkomplizierten kommerziellen Umsetzung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen in marktfähige Produkte und anwendungsreife Verfahren (einschließlich der entsprechenden Marketingaktivitäten) geschaffen werden. Zunehmende Bedeutung erlangt dabei die absorptive Kapazität insb. von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Auf der Ebene nationaler Innovationssysteme aber auch auf Unternehmensebene betreffen die Maßnahmen sowohl harte technologische und finanzielle, als auch weiche Faktoren. Die traditionelle ressourcenorientierte Sichtweise finanzielle, technologische, personelle und informationelle wird nun ergänzt um Aufbaufähigkeiten wie Managementfähigkeiten, Lern- und Kooperationsprozesse sowie Instrumente und Methoden des Innovationsmanagements. Wissens- und Technologietransfer ist ein wesentlicher Bestandteil der Innovationspolitik. Bislang wird der Wissens- und Technologietransfer sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der politischen Diskussion als ein eigenständiges Instrument begriffen, mit Hilfe dessen das in den Ländern verfügbare Potential der öffentlich

18 4 geförderten Forschung schnell und relativ kostengünstig in marktfähige Innovationen umgewandelt werden kann. Die Instrumente des Wissens- und Technologietransfers können jedoch nur dann langfristig effektiv und effizient eingesetzt werden, wenn die Struktur der nationalen Innovationssysteme und insb. die vorherrschenden Ra h- menbedingungen dies fördern. Eine von der Gestaltung nationaler Innovationssysteme losgelöste Betrachtung des Wissens- und Technologietransfers verengt den Blick auf die wirklichen Probleme. Das Ziel der Arbeit besteht in der Untersuchung der Rolle des Wissens- und Technologietransfers in nationalen Innovationssystemen und insbesondere im Innovationsprozess. Bisher vorliegende Arbeiten zu diesem Thema behandeln entweder den Wissens- und Technologietransfer als einen eigenständigen Prozeß oder den Aufbau nationaler Innovationssysteme. Die Verbindung beider Konzepte ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Die Arbeit besteht aus 6 Kapiteln. Der zentrale Gedanke der Arbeit ist, daß der Wissens- und Technologietransfer integraler Bestandteil der Gestaltung nationaler Innovationssysteme ist. Der Wissens- und Technologietransfer wird durch die Struktur, den Aufbau und die Rahmenbedingungen nationaler Innovationssysteme determiniert. Nach der Einführung und Zielsetzung erfolgt in Kapitel 2 zuerst die Definition der für die späteren Ausführungen wichtigen grundlegenden Begriffe. Dazu gehören insbesondere der Innovationsgebriff, die Forschung und Entwicklung sowie der Wissens- und Technologietransfer selbst. Der Forschung und Entwicklung kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu, da diese Definition Grundlage für die später vorzune h- mende Gruppierung von Innovationssystemen ist und die Gestaltung des Wissensund Technologietransfer in diesen ist. In Kapitel 3 werden die verschiedenen nationalen Innovationssysteme hinsichtlich der Wissens- und Technologiegewinnungssysteme zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppierung ist Voraussetzung für einen internationalen Vergleich von Innovationssystemen und insbesondere für das Benchmarking des Wissens- und Technologietransfers in verschiedenen Innovationssystemen von Bedeutung. Wie gezeigt

19 5 werden wird, unterscheiden sich die Ansätze des Wissens- und Technologietransfer zwischen den Gruppen von Innovationssystemen. Ausgangspunkt der Gruppierung ist die einem Innovationssystem zugrundeliegende Struktur, insbesondere im Bereich der öffentlichen Forschungseinrichtungen, und damit die Zielgruppen auf die die Instrumente des Wissens- und Technologietransfer anzuwenden sind. Eine von den Aufgaben und Rollen der Akteure des öffentlichen Wissens- und Technologiegewinnungssystems losgelöste Politik wird zwangsläufig dazu führen, daß diese Akteure sich den (relativ kurzfristigen) politischen Strömungen anpassen und ihre Position im Gesamtsystem zugunsten der gerade politisch opportunen Meinung verlassen. Damit stellt sich die Gefahr einer Veränderung und Verwässerung des gesamten Systems. Insbesondere darf der Wissens- und Technologietransfer nicht ausschließlich als Beziehung zwischen (öffentlicher) Wissenschaft und Wirtschaft betrachtet werden, sondern sollte gleichermaßen als Beziehung zwischen verschiedenen Akteuren des Wissens- und Technologiegewinnungssystems (entlang des Innovationsprozesses) verstanden werden. Die Gruppierung der Innovationssysteme wird diese Problematik verdeutlichen. In Kapitel 4 erfolgt eine Untersuchung des Wissens- und Technologietransfers. Dabei werden die Rolle des Wissens- und Technologietransfers im Innovationsprozess herausgestellt sowie die Objekte, die Gegenstand des Transfer sein können, charakterisiert und klassifiziert. Des weiteren werden die Instrumente des Wissens- und Technologietransfer beschrieben. Dabei erfolgt zum einen eine generelle Betrachtung der Eigenschaften der verschiedenen Instrumente, zum anderen werden empirische Ergebnisse zur Nutzung und Wirksamkeit dieser Instrumente in der Praxis vorgestellt. Die empirischen Ergebnisse beruhen auf einer Studie unter 128 Professoren der Technischen Universität Dresden und 130 Unternehmen aus dem Jahr Der empirische Ansatz der Studie sowie die Beschreibung der Stichprobe wird im Anhang erläutert. In der Auswertung werden deskriptive Statistiken verwandt, weiterführende statistische Auswertungen sind im Anhang enthalten. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie werden mit einer deutschlandweiten Befragung verglichen, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (bmb+f) im Frühjahr 2000 durchgeführt hat. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Arbeit waren die Auswertungen des ZEW

20 6 noch nicht abgeschlossen, der Vergleich bezieht sich deshalb auf den vorläufigen Endbericht an das bmb+f, das dem Autor freundlicherweise Zugang zu diesen neueren Daten gewährt hat. Die Ergebnisse der ZEW-Studie bestätigen die Erkenntnisse aus der eigenen Erhebung. Damit kann von einer Allgemeingültigkeit der getroffenen Aussagen zumindest für das deutsche Innovationssystem ausgega ngen werden. Die Darstellung des deutschen Innovationssystems hinsichtlich Struktur und Leistungsfähigkeit sowie der verwandten Ansätze und Instrumente des Wissens- und Technologietransfers in Deutschland ist Gegenstand des Kapitel 5. Dabei werden die in Kapitel 3 definierten Kriterien zur quantitativen Analyse von Innovationssystemen genutzt. Das Kapitel versteht sich nicht als Konkurrenz zu gängigen Veröffentlichungen des bmb+f, insbesondere der Berichterstattung zur technologischen Leistungsfähigkeit. Vielmehr soll gezeigt werden, wo die Schwachstellen im Wissensund Technologietransfer im deutschen Innovationssystem liegen und es soll ein empirischer Nachweis zum Beitrag des Wissens- und Technologietransfer zur Innovationstätigkeit der Unternehmen erbracht werden. In Kapitel 6 werden abschließend die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und ein Ausblick über den weiteren Forschungsbedarf zu den Themenb e- reichen Nationale Innovationssysteme und Wissens- und Technologietransfer gegeben. Die Arbeit basiert auf einer Reihe von Vorarbeiten des Verfassers zum Thema Wissens- und Technologietransfer. 1. Den Auftakt bildete eine schriftliche Befragung von Professoren der Technischen Universität Dresden und Kooperationspartnern der TU Dresden zu ihren Aktivitäten im Wissens- und Technologietransfer im Jahr Aufbauend auf dieser Arbeit erfolgte eine Untersuchung von europäischen Großforschungseinrichtungen im Auftrag der Europäischen Kommission, Directorate General Enterprise (zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe DG XIII, jetzt DG Enterprise) in einer Arbeitsgemeinschaft mit Arthur D. Little International Inc. und der European Management School (EAP), Paris. Im Rahmen dieser Untersu-

21 7 chung wurden mehr als 90 Interviews durchgeführt, davon 23 vom Autor dieser Arbeit persönlich. Die Ergebnisse sind als Veröffentlichung der Europäischen Kommission dokumentiert. 3. Die dritte Teilarbeit entstand im Rahmen der Tätigkeit des Autors als Berater für die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Directorate Science, Industry & Technology Policy. Die Arbeitsergebnisse sind in einer Vorlage für das Committee for Science and Technology Policy (CSTP) und einem Arbeitspapier Benchmarking Industry-Science Relationships für die Working Group on Technology and Innovation Policy veröffentlicht. Die Ergebnisse wurden auf einer Reihe von Workshops der OECD Focus Group on Innovative Firms and Networks sowie der Arbeitsgruppe Technology and Innovation Policy im Laufe des Jahres 2000 vorgestellt und diskutiert. Die ersten beiden Arbeiten stellen die Grundlage der vorliegenden Arbeit dar, in der dritten Arbeit wurden die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation im Rahmen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit der OECD intensiv diskutiert und auf ihre Gültigkeit hin überprüft. Eine Weiterführung der vorliegenden Arbeit erfolgte im Rahmen eines Forschungsprojektes The innovative company Using policy instruments to promote the innovativeness of companies der OECD, die im Rahmen des OECD-Berichts Dynamising National Innovation Systems im Sommer 2001 veröffentlicht wurde.

22 8 2 Begriffliche Grundlagen und Definitionen 2.1 Management von Innovationen und Technologien Innovationsbegriff und Gegenstand von Innovationen In der Innovationsliteratur findet sich eine Reihe von Definitionen des Innovationsbegriffs, eine allgemein anerkannte Standarddefinition existiert jedoch bisher noch nicht. Die verschiedenen Definitionsansätze beziehen den Innovationsbegriff alle auf die Veränderung und die Neuheit eines Zustands oder Prozesses. 2 Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist Innovation die Durchsetzung neuer technischer, wirtschaftlicher, organisatorischer und sozialer Problemlösungen im Unternehmen. Sie ist darauf gerichtet, Unternehmensziele auf neuartige Weise zu erfüllen. 3 Innovationen schließen die unmittelbare praktische Anwendung neuartiger Lösungen im Unternehmen bzw. die Produktions- und Markteinführung ein. Eine Invention ist die erstmalige technische Realisierung eines bestehenden Problems resultierend aus Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. 4 Zur Innovation wird die Invention erst, wenn sie auf dem Markt eingeführt bzw. im Produktionsprozess eingesetzt wird. Technologische Innovationen sind neue Produkte und Prozesse oder signifikante technologische Veränderungen in Produkten und Prozessen. Eine Innovation ist dann implementiert, wenn sie auf dem Markt eingeführt worden ist (Produktinnovation) oder in einem Produktionsprozess eingesetzt wird (Prozessinnovation). 5 "Produkt" umfasst hierbei Erzeugnisse und Dienstleistungen. Innovationen bedürfen somit einer Reihe wissenschaftlicher, technologischer, organisatorischer, fi Vgl. Hauschildt 1993, S. 4-6 Vgl. Pleschak, Sabisch 1996, S. 1 Vgl. Pleschak, Sabisch 1996, S. 6; Specht 1996, S. 15 Vgl. OECD, Eurostat 1997, S. 130ff.

23 9 nanzieller und kommerzieller Aktivitäten. 6 Innovationen sollen neue Lösungen für Probleme bieten um die Bedürfnisse von Individuen und der Gesellschaft zu erfüllen. Innovation ist ein kohärenter Prozeß, kein eigenständiges Ereignis, welches von Zeit zu Zeit stattfindet, wenn ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung eingeführt wird. Gegenstand der Innovationstätigkeit können die in Tabelle dargestellten Objekte oder Kombinationen dieser sein. 7 Innovationsprozesse sind durch die zunehmend stärkere Verknüpfung der genannten Objekte zu einer integrierten Gesamtlösung gekennzeichnet. Tabelle 2.1-1: Innovationstyp Produkt Prozeß Markt Lieferant Organisation Management Sozial Gesellschaftlich Gegenstand von Innovationen Gegenstand Entwicklung, Herstellung und Vermarktung eines neuen oder verbesserten Produkts Entwicklung, Anwendung und Vermarktung neuer oder verbesserter Produktionsverfahren Erschließung neuer Absatzmärkte und Anwendung neuer Absatzmethoden Erschließung neuer Bezugsquellen Anwendung neuer Organisationsstrukturen und -methoden Durchsetzung neuer Managementmethoden Veränderung der sozialen Beziehungen im Unternehmen Verbesserung des Umweltschutzes im Unternehmen Der Innovationsbegriff beinhaltet die erfolgreiche Produktion, Assimilation und Nutzung von Neuheiten in der ökonomischen und sozialen Sphäre. Sie sind charakterisiert durch die praktische Anwendung, die Neuartigkeit, die Zweckgerichtetheit, die Erstmaligkeit der Nutzung, die Komplexität des Innovationsentstehungsprozesses sowie den Investitionscharakter Vgl. OECD 1997, S. 19 f Vgl. Pleschak, Sabisch 1996, S. 2 Vgl. Pleschak, Sabisch 1996 S. 4f.

24 Technologiebegriff, Wissensbegriff In einer engeren Sichtweise umfasst Technologie die Gesamtheit und die Art und Weise der Nutzung des zur Lösung von Problemen in der FuE und Produktion verwandten naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Wissens für Produkt und Prozesstechnologien. 9 In einer weiter gefassten Definition schließt der Technologiebegriff über das naturwissenschaftliche und ingenieurtechnische Wissen hinaus auch sozialwissenschaftliches Wissen ein. 10 Das naturwissenschaftliche und ingenieurtechnische Wissen reflektiert die technischen Komponenten zur Lösung von FuE Problemen. Währenddessen beinhaltet das sozialwissenschaftliche Wissen Kenntnisse über organisatorische Verfahren, Planungsmethoden, Verfahren der Datenaufbereitung etc., 11 also Kenntnisse die das Management des Prozesses der Problemlösung darstellen sowie... Aussagen darüber, was Technologie für ein Geschäft bedeuten kann Technologie ist auf einen bestimmten Anwendungszweck hin zielgerichtet eingesetztes und kombiniertes Wissen. 13 Technologie beinhaltet die folgenden Komponenten: 14 Problemerkenntnis; Informationssammlung und -nutzung sowie Wissensgenerierung; Entwicklung technologischer Lösungen sowie Anwendung der technologischen Lösungen Vgl. Bullinger 1996, S. 4 27; Cleemann 1995, S. 1020; Corsten, 1982, S. 6; Gerpott 1999, S. 17 f.; Grupp 1997, S. 10; Heyde 1991, S. 12; Kroy 1995, S. 65; Pleschak / Sabisch, 1996, S. 7; Servatius 1985, S. 35; Specht 1996, Sp. 1985; Specht 1997, S. 184; Schröder 1996, Sp. 1995; Tschirky 1998, S. 226; Wolfrum 1994, S. 4; Zahn 1995 S. 4 Vgl. Fichtel 1997, S. 6; Gerpott 1999, S. 18; Tschirky 1998, S. 226; Zahn 1995, S. 5 Vgl. Corsten 1982, S. 5, Kroy 1995, S. 65 Zahn 1995, S. 5; Vgl. Kaltwasser 1994, S. 15 Vgl. Carayannis, Alexander 1999, S. 247 Vgl. Autio, Laamanen 1995, S. 647

25 11 Problemerkenntnis ist die Fähigkeit, aktuelle technische / technologische Probleme bzw. strategische technologische Lücken und Potentiale zu erkennen. Dazu bedarf es insbesondere einer hochentwickelten Humankapitalbasis, d.h. entsprechend ausgebildeten hochqualifizierten Personals, das zum einen die existierende Wissens- und Technologieinfrastruktur kennt und nutzt, sowie gleichzeitig aus diesen Kenntnissen technologische Chancen und Risiken ableiten kann. Informationssammlung, -nutzung und Wissensgenerierung bedeutet, Konzepte und Lösungen für die erkannten Probleme und Chancen zu entwickeln. Dabei hat die Suche nach Informationen und Wissen sowie dessen systematische Dokumentation und Aufbereitung besondere Bedeutung. Vor der Neuentwicklung / Generierung von Wissen ist eine systematische Analyse des bereits vorhandenen Wissens unerlässlich. Aus den so dokumentierten Informationen und dem neu gewonnenen Wissen werden die eigentlichen technologischen Lösungen entwickelt. Diese Entwicklung besteht im wesentlichen aus der Kombination des gesammelten und generierten Wissens zu einer Gesamtlösung. Die letzte Technologiekomponente stellt die Fähigkeit dar, entwickelte Lösungen tatsächlich technisch anzuwenden und umzusetzen sowie auf den wirtschaftlichen Verwertungsprozess vorzubereiten. Technologie wird für die folgenden Darstellungen definiert als das Ergebnis der Kombination von auf einen bestimmten Anwendungszweck hin zielgerichtet eingesetztem, impliziten, personengebunden Wissen und existierendem sowie neu entwickeltem kodifiziertem oder kodifizierbarem Wissen unabhängig von bestimmten wissenschaftlichen oder technischen Gebieten. Aus der Beschreibung der Bestandteile des Technologiebegriffs wird die zentrale Rolle des impliziten, personengebundenen Wissens innerhalb des Technologiebegriffs deutlich. Dieses Wissen ist die Voraussetzung für die Technologie selbst, d.h. das Wissen der an der Erstellung der Technologie beteiligten Person(en) begründet das Zusammenwirken der verschiedenen Technologiekomponenten. Technologie im Sinne des Ergebnisses eines Prozesses der Kombination verschiedener Wissenselemente kann somit in einem Inventionsprozess abgebildet werden und ist damit Teil des gesamten Innovationsprozesses. Abbildung zeigt die verschiedenen Technologiekomponenten, die Bedeutung des impliziten Wissens, das die einzelnen

26 12 Technologiekomponenten (und damit Phasen des Inventionsprozesses) miteinander verbindet sowie die Bedeutung externer Quellen für Technologien. Vorhandene Wissenschafts- und Technologieinfrastruktur Technologiekomponenten Problemerkenntnis Implizites personengebundenes Wissen Problemorientierte Informationssammlung, -nutzung sowie Wissensgenerierung technologische Lösungen Implizites personengebundenes Wissen Anwendung Invention Angrenzende und unterstützende Technologien Relative Bedeutung externer Quellen (Wissenschaft/Technologie) Abbildung 2.1-1: Technologiekomponenten und Bedeutung externer Quellen im Inve ntionsprozess Die zentrale Bedeutung des impliziten Wissens für den Technologiebegriff erfordert eine Definition dieses Begriffes. Implizites Wissen ist Erfahrungswissen, welches Personen über einen bestimmten Zeitraum erworben haben und welches an diese Personen gebunden ist. Explizites Wissen hingegen ist Wissen, daß formal artikuliert ist. 15 Technologien sind durch die Komponenten Theorie, Anwendung und Nutzung chrakterisiert. 16 Sie basieren auf einer oder mehreren Theorien, die eine Menge von 15 Vgl. zur Unterscheidung von explizitem und impliziten Wissen auch Rajan 1998, S. 44; Schalk et al. 1999, S. 14f. Spur 1998, S. 153f.; Tschirky 1998, S Vgl. Badaway 1996, S. 721

27 13 miteinander in Beziehung stehenden bewährten Hypothesen darstellen und sich auf Ursache Wirkungs Aussagen beziehen. Die Transformation einer Theorie in eine Technologie erfolgt durch die Anwendung der Theorie im Sinne der Kombination von Wissenselementen bzw. die Kombination mehrerer Theorien. Dadurch wird aus der Ursache Wirkungs Beziehung der Theorie eine Ziel Mittel Aussage, die Aussagen darüber liefert, mit welchem Mittel ein bestimmtes Ziel erreicht werden kann. 17 Entsprechend der Technologiekomponenten Theorie, Anwendung und Nutzung kann technologisches Wissen 18 in Kennenwissen, Könnenwissen und Wollenwissen unterschieden werden (Abbildung 2.1-2). 19 Kennenwissen stellt reines Erklärungswissen in Form von Theorien dar. 20 Im Kennenwissen ist der Stand der Forschung dokumentiert. Die Fähigkeit zur Anwendung und (Re)Kombination vorhandener Wissenselemente ist Gegenstand des Könnenwissens. Das Könnenwissen verändert die Gesamtheit des Kennenwissens durch das Bereitstellen von über den aktuellen Wissenstand hinausgehenden Erkenntnissen. Die aus dem Könnenwissen entstehenden Resultate werden mit einem zeitlichen Verzug in Bestandteile des Kennenwissens transformiert. 21 Triebkraft für die Entstehung technologischen Wissens ist das Wollenwissen. Das Bedürfnis nach der Veränderung / Verbesserung eines Zustandes drückt sich in Visionen und Strategien aus, die die zielgerichtete Anwendung und (Re)Kombination des Kennenwissens determinieren. Visionen lösen die Anwendung und Nutzung des Kennenwissens aus, Vgl. zum Absatz Specht, Beckmann 1996, S. 14 Der Begriff Technologie setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern techne (Handwerk, Kunst, Technik) und logos (Lehre, Wissenschaft, Wissen) zusammen. Vgl. Corsten 1982, S. 4; Da Wissen somit bereits im Technologiebegriff enthalten ist, werden die Begriffe Technologie und technologisches Wissen im weiteren synonym verwandt. Vgl. Boyens 1998, S. 9 Vgl. Zahn 1995, S. 4 Vgl. Tschirky 1998, S. 227 Und zwar genau dann, wenn die aus der Kombination von Kennen und Könnenwissen resultierenden Erkenntniszuwächse öffentlich verfügbare werden, der ursprüngliche Produzent aus dem Ausschluß anderer also keinen Vorteil mehr erlangen kann.

28 14 Strategien sind ein Führungsinstrument zur zielgerichteten Anwendung und Nutzung des Kennenwissens. Allgemeine Wissenskategorien Konkrete Ausprägung Technologie- managementbezug Wollen-Wissen Technologiebezogene Visionen und strategische Missionen = Handlungsleitendes Wissen Können-Wissen Produkt-/Prozeßentwicklung = Praktisches Gestaltungswissen Kennen-Wissen Erkenntnisse aus der Forschung = Theoretisches Grundlagenwissen Abbildung 2.1-2: Wissenskategorien und Technologiemanagementbezüge Quelle: Zahn 1995, S. 4 Die Anwendung und (Re)Kombination von Wissen erhöht den Wert der Theorien und des Wissens an sich, Technologie als Anwendung und Nutzung kann als Ausdruck des Wertzuwachses der Theorien und des Wissens interpretiert werden. 22 Unter Know-how wird anwendbares Wissen verstanden, welches von Individuen (natürlichen Personen) erlernt, gesammelt, verstanden wurde und für einen spezifischen Zweck angewendet wird. 23 Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf der Vgl. Birnbaum More 1995, S. 51 Vgl. auch Rehhäuser 1996, S. 5 ff

29 15 Anwendung und Kombination verschiedener Wissenselemente, ausgelöst durch einen originären Anlass. Know-how wird definiert als spezifische Problemlösungskompetenz, die auf Fachwissen und kreativen Fähigkeiten zur Problemlösung basiert. In der Literatur erfahren die Begriffe Technologie und Technik vielfach eine strikte Trennung. Technik wird dabei als Ausdruck der konkreten Anwendung von Technologie in Gestalt von Produkten oder Produktionsprozessen gebraucht. 24 Technik als materialisierte Technologie liegt in Form von Produkten oder Prozessen (Verfa h- ren) vor 25 und ist auf die Lösung bestimmter Anwendungsprobleme gerichtet. 26 Technologie kann damit als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis betrachtet werden. 27 Technologien an sich stellen keine eigenständigen Produkte oder Herstellungsverfahren dar, 28 sondern das zur Lösung praktischer Probleme benötigte Wissen. 29 Die Nutzung der Technologie schließlich beschreibt den Technikbegriff, d.h. Technik ist genutzte Technologie. Für die Gestaltung von Innovationssystemen und den Wissens- und Technologietransfer ergeben sich aus der entwickelten Technologiedefinition folgende Implikationen: Die Menge des kodifizierten Wissens wächst stetig an. Wissen entsteht zune h- mend interdisziplinär über die Grenzen der traditionellen Wissenschafts- und Technologiegebiete hinweg und veraltet immer schneller. Damit stellt sich die Frage nach geeigneten Dokumentationsformen für dieses Wissen, um den Akteuren im Innovationssystem Zugang zu diesem Wissen zu ermöglichen Vgl. Brockhoff 1994, Bullinger 1994, S. 35; S. 22; Lehmann 1993, S. 5; Pleschak, Sabisch, , S. 7; Schröder 1996, Sp. 1995; Zahn 1995, Sp Vgl. Wolfrum 1994, S. 4; Zahn 1995, S. 4 Vgl. Gerpott 1999, S. 18; Wolfrum 1994, S. 4 Vgl. Specht, Beckmann 1996, S. 14 Vgl. Gerpott 1999, S. 18 Vgl. Specht, Beckmann 1996, S. 14

30 16 Damit einhergehend stellt sich die Frage nach der Arbeitsteilung bei der Erstellung und Verwendung des Wissens nicht nur zwischen den öffentlichen und privaten Akteuren des Innovationssystems, sondern auch zwischen den Akteuren des öffentlichen Wissens- und Technologiegewinnungssystems. Um die Menge des (meist nicht in der unmittelbaren Anwendung befindlichen) kodifizierten Wissens nutzen zu können, ist die Entwicklung von Fähigkeiten zur Verarbeitung und Weiterentwicklung des kodifizierten Wissens die wichtigste Voraussetzung Innovationsmanagement und Technologiemanagement Der Erfolg von Innovationen hängt nicht allein von der Qualität der Forschung und Entwicklung ab. Unternehmer und Existenzgründer sind konfrontiert mit einer Reihe von Innovationshemmnissen wie dem Mangel an Eigenkapital, der Steuerpolitik, langen Genehmigungsverfahren und hohem Verwaltungsaufwand die in den Ra h- menbedingungen der Innovationssysteme begründet sind. 30 Die zunehmende Interdisziplinarität von Technologien, eine wachsende Arbeitsteilung in Forschungsprojekten zwischen Grundlagen-, angewandter Forschung und Entwicklung und eine immer stärkere Vorlauforientierung der Forschungsvorhaben sowie ständig steigende Innovationskosten bedingen eine immer stärkere Einbindung von öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen in den unternehmerischen Innovationsprozess. 31 Zum Innovationsmanagement gehören daher alle erforderlichen Maßnahmen zur effizienten und effektiven Generierung technologischen Wissens 32 und deren Umsetzung in technologische Innovationen. Darüber hinaus ist auch die Entwicklung und Umsetzung nicht technologischer Veränderungsprozesse Gegenstand des Innovationsmanagements. 33 Innovationsmanagement ist demnach die bewusste Gestaltung Vgl. zum folgenden Kapitel ADL, TUD, EAP 2000, S Vgl. Pleschak, Sabisch 1996, S. 40 Vgl. Gerybadze 1995, S. 831 Vgl. Gerybadze 1995, S. 831

31 17 aller Prozesse und Funktionen, "... die auf die Schaffung und Verwertung von Neuartigem ausgerichtet sind." 34 Es "...umfasst einen Komplex strategischer, taktischer und operativer Aufgaben zur Planung, Organisation und Kontrolle von Innovationsprozessen sowie zur Schaffung der dazu erforderlichen internen bzw. Nutzung der vorhandenen externen Rahmenbedingungen". 35 Eine weitere Aufgabe des Innovationsmanagements ist die Ermittlung des Bedarfs an technologischem Wissen und die Generierung des technologischen Wissens (FuE Management). Damit ist der Wissens- und Technologietransfer entlang der Wertschöpfungskette innerhalb des Unternehmens, aber auch von und zu anderen Akteuren des Innovationssystems eine Aufgabe des Innovationsmanagements. Die Aufgabe des Wissens- und Technologietransfers für das Innovationsmanagement besteht dabei einerseits in der langfristigen Beobachtung und Analyse der FuE- Aktivitäten anderer Unternehmen und Forschungseinrichtungen, der Pflege der Beziehungen zu diesen sowie der systematischen Analyse und Nutzung unternehmensexterner Quellen für Innovationen. Das Technologiemanagement beinhaltet die Beschaffung und Verwertung des benötigten, für den Anwender neuen, technologischen Wissens (Inventionen) 36 sowie die Beschaffung benötigter Ausrüstungsgegenstände. Darin enthalten sind Entscheidungen zur Auswahl, Entwicklung und Anwendung von Technologien. 37 Sowohl die Beschaffung als auch die Verwertung kann dabei entweder intern oder extern erfolgen. Technologisches Wissen entsteht durch Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Die Erstellung dieses Wissens ist Gegenstand des FuE Managements, welches insofern Bestandteil des Technologiemanagements ist. 38 Technologiemanagement um Schrader 1995, Sp. 745 Pleschak, Sabisch, 1996, S. 44 Vgl. Betz 1997, S. 27 Vgl. Pleschak, Sabisch, 1996, S. 8 Vgl. Kropeit 1998, S. 12; Brockhoff 1994

32 18 fasst neben dem FuE Management alle Prozesse, die "... zur Durchsetzung einer technologischen Innovation erforderlich sind." 39. Ausgehend von der Definition des Technologiebegriffs als Ergebnis der Kombination von auf einen bestimmten Anwendungszweck hin zielgerichtet eingesetztem impliziten, personengebunden Wissen und existierendem sowie neu entwickeltem kodifiziertem oder kodifizierbarem Wissen, lassen sich folgende Aufgaben des Technologiemanagements ableiten: 40 Dokumentation und Bereitstellung des Grundlagenwissens (unternehmensintern oder -extern); Entwicklung und Bereitstellung der benötigten Fähigkeiten zur Nutzung des Grundlagenwissens (unternehmensintern oder -extern); Formulierung von Strategien und Visionen. Die Hauptaufgaben von Innovations- und Technologie- und FuE-Management sind in Abbildung dargestellt. Innovations und Technologiemanagement gemeinsam sind das prinzipielle Vorhandensein der Inventions und der Diffusionsphase. Während die Inventionsphase, d.h. das FuE Management beiden zugerechnet werden kann, unterscheidet sich die Diffusion im Bereich des Technologiemanagements von der Diffusion im Bereich des Innovationsmanagements erheblich. Im Innovationsmanagement ist die Technologiediffusion an Realgüter gekoppelt, 41 d.h. im Rahmen der wirtschaftlichen Verwertung der Invention (Technologie) wird diese in ein Realgut (Technik) transformiert. Diffusion im Technologiemanagement ist nicht mit Realgütern verbunden, vielmehr kommt es zu einem Wissenstransfer. Die sich anschließende Verwendung dieses Wissens führt i.d.r. zu Imitationen Gerybadze 1995, S. 831 Vgl. zur Definition Kapitel 2.1.2, S. 11 Vgl. Milling, Maier 1996, S. 18 Vgl. Milling, Maier 1996, S. 19

33 19 Interorganisatorischer Technologietransfer Interorganisatorischer Technologietransfer Externer Erwerb technologischen Wissens interner Erwerb Speicherung und Sicherung technologischen Wissens, besonders durch FuE FuE-Management Invention Externe Verwertung technologischen Wissens Technologiemanagement Intraorganisatorischer Technologietransfer Produktionseinführung einer Neuerung Diffusion Markteinführung einer Neuerung Innovationsmanagement i.e.s. Innovation Diffusion Innovationsmanagement i.w.s. Abbildung 2.1-3: Innovationsmanagement, Technologiemanagement und FuE- Management Quelle: in Anlehnung an Betz 1997, S. 27; Brockhoff 1994, S. 51 Bezogen auf die Neuheit der Technologien befaßt sich das Innovationsmanagement nur mit neuen Technologien, das Technologiemanagement jedoch mit vorhandenen und neuen. 43 Die Umsetzung einer neuen Technologie im Unternehmen ist Aufgabe des Innovationsmanagements, die externe Verwertung einer Technologie Aufgabe des Technologiemanagements. Die dargestellten Aufgaben des Innovations- und des Technologiemanagements können auf die Gestaltung von nationalen Innovationssystemen übertragen werden. Gegenstand nationaler Innovationssysteme ist die Generierung, Verbreitung und Nutzung neuen (technologischen) Wissens. Dazu bedarf es hauptsächlich einer leistungsfähigen Forschungsinfrastruktur und innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen. 43 Vgl. Zahn 1995,. S. 15

34 20 Die Methoden des betrieblichen Innovationsmanagements, insb. im strategischen Bereich können für die Gestaltung von Innovationssystemen angewendet werden. 2.2 Technologietransfer, Forschungstransfer, Wissenstransfer und Technologieabsorption Das Verständnis des Wissens- und Technologietransfers hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Ausgehend von linearen Modellen, in denen nur der Technologietransfer betont und der Wissenschaft die Rolle eines Produzenten von Technologien und der Wirtschaft die eines Nachfragers nach selbigen zugewiesen wird, wurde in den letzten Jahren zum einen der Begriff Technologietransfer um die Komponente Wissen ergänzt und zu anderen das lineare Modell aufgehoben und durch einen zweiseitigen Prozeß ersetzt. 44 Das lineare Verständnis beruhte auf der Annahme, daß die Wissenschaft (im wesentlichen) Grundlagenforschungsergebnisse produziere, die lediglich an die Industrie weitergegeben (transferiert) werden müssten und dann dem Innovationsprozess folgend eine Weiterentwicklung erführen, die letztlich in marktfähigen Innovationen resultiert. 45 Als entscheidendes Hemmnis im Innovationsprozess wurden Informationsassymetrien zwischen Wissenschaft und Wirtschaft identifiziert. Die Antwort sowohl der Wissenschaft als auch der Politik auf dieses Problem lag in der Errichtung einer Reihe von Transfereinrichtungen. Die Wirksamkeit dieser Einrichtungen, den Innovationsprozess in Gang zu bringen bzw. zu beschleunigen, ist nach wie vor Gegenstand von Diskussionen Vgl. ADL, TUD, EAP 2000, S. 10; OECD 2000d, S. 7; Schmoch et.al. 1999, S. 3ff. zum veränderten Verständnis von Innovationsprozessen vgl. Kapitel 4 vgl. dazu auch die empirischen Ergebnisse im Kapitel 5.2

35 Technologietransfer Dem vorherrschenden Technologietransferverständnis folgend kann zwischen den Begriffen Technologietransfer, Forschungstransfer und Wissenstransfer unterschieden werden. 47 Die Unterscheidung erfolgt dabei vor dem Hintergrund der Transferobjekte, d.h. der zu transferierenden Inhalte. Unter Technologietransfer wird die zielgerichtete Übertragung von technologischem und technologiebezogenem Know-how zwischen Partnern (Individuen, Institutionen, Organisationen und Unternehmen) verstanden. Know-how ist anwendbares Wissen, welches vom Individuum zum Zweck der Nutzung erlernt, gesammelt, verstanden wurde sowie für einen spezifischen Zweck angewendet wird. 48 Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf der Anwendung und Kombination verschiedener Wissenselemente, ausgelöst durch einen originären Anlass. GESCHKA definiert Technologietransfer als "... die Übertragung (und Anwendung) technologischen Wissens und Know-hows von einem Ausgangsbereich in einen anderen Bereich." 49 Dabei kann es sich um die Übertragung von Wissen und Technologie "... von einer Person, Organisationseinheit oder Institution zur anderen handeln; auch die Wissens- und Know-how-Übertragung von einem Anwendungsbereich zum anderen ist Technologietransfer." Machen Autoren nehmen eine weitere Unterscheidung in Informations- (Rotering 1990, S. 42), Wissenschafts- (Poser 1990, S. 24; Schmidt 1990, S. 539), und Ergebnistransfer (Kern, Schröder 1977, S. 292) vor. Solche Unterscheidungen beziehen sich ausschlie ß- lich auf das Objekt des Wissens- und Technologietransfers oder ganz speziell auf bestimmte Organisationen, die am Transferprozeß beteiligt sind. Grundsätzlich sind aber dies so unterschiedenen Transferformen Teil des Wissens- und Technologietransfers, weshalb im folgenden diese Unterscheidungen auch keine weitere Berücksichtigung finden. Vgl. auch Rehhäuser 1996, S. 5 ff Geschka 1996, S Geschka 1996, S. 2012

36 22 Technologietransfer ist gekennzeichnet durch die Übertragung technischen Wissens aus dem Entstehungsprozess (Technik als Artefakt, Forschungs- und Entwicklungsergebnisse, Patente usw.) in die Verwendung im Kombinationsprozess der Produktionsfaktoren. Gegenstand des Technologietransfers sind somit, zum einen die Übertragung einzelner Technologiekomponenten (vgl. Kapitel 2.1.2), und zum anderen die Stärkung der technologischen Kompetenz des Technologienehmers. 51 Mindestens ein Partner muß das Ziel haben, seine Wettbewerbsposition zu stärken. 52 CORSTEN beschreibt den Technologietransfer als ein "... System einer Gesamtheit von Elementen.. die untereinander in Beziehung stehen." 53 Diese Elemente sind der Technologiegeber, der Technologienehmer, das Transferobjekt sowie die Transfe r- mittler. SCHROEDER erweitert diese Definition um "... die Übertragung und Nutzung wissenschaftlichen und technologischen Know-hows von einem Individuum, einer Institution oder Region zu einem anderen / einer anderen...", 54 da auch andere Beteiligte, wie z.b. amtliche Prüf- und Zulassungsstellen, der Staat und die Konkurrenz beim Technologietransfer interagieren. Der Technologietransferprozess ist ein planvoller, zeitlich limitierter und freiwilliger Prozeß. 55 Bei der Übertragung einer Technologie wird eine Reduzierung der Diskrepanz von potentiellem und aktuellem Nutzungsgrad angestrebt. Der potentielle Nutzungsgrad stellt hierbei alle denkbaren Anwendungsmöglichkeiten einer Technologie dar. Dies induziert, daß der aktuelle Nutzungsgrad kleiner als der potentielle Nutzungsgrad und der Technologietransfer Mittel zum Zweck ist. Die Übertragung der Transferobjekte erfolgt von Technologiegebern (Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen) auf Technologienehmer (in der Regel produzierende Unternehmen). Als Transferobjekte können dabei Dokumente, technische Vgl. Geschka 1996, S. 2011; Walter 1996, S. 328 Vgl. Abramson 1997, S. 2 Corsten 1982, S. 40 Vgl. Schroeder 1991, S. 5 Vgl. zum Absatz Corsten, 1982, S. 11

37 23 Geräte, Erfahrungen und Fähigkeiten und personifiziertes Wissen und Qualifikation auftreten. 56 Eine der Hauptaufgaben des Technologietransfers ist die Überwindung von "Schnittstellenproblemen", da gerade die Übertragung von technologischem Wissen und Know-how mit Problemen verbunden sein kann Forschungstransfer und Wissenstransfer Gegenstand des Forschungstransfers ist neues Wissen, für welches ein Verwertungsinteresse oder zumindest ein potentielles Verwertungsinteresse besteht. 58 Dabei handelt es sich sowohl um fertige Konzeptionen im Sinne von Erfindungen oder Inventionen als auch um unfertige Forschungsergebnisse. Forschungstransfer kann definiert werden als die Applikation von Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bei Partnern außerhalb dieser Einrichtungen. 59 Im Mittelpunkt stehen dabei die rechtsgeschäftlichen Beziehungen zwischen Forschungseinheiten in den Hochschulen und Partnern außerhalb. 60 Wissenstransfer ist die Übertragung und insbesondere Implementierung von Wissen über die Durchführung und Kenntnis bestimmter Tätigkeiten, Zusammenhänge und Abläufe sowie allgemeine Fakten und Theorien. Das Wissen wird von einer Organisation auf eine andere Organisation oder eine andere organisatorische Einheit übertragen Vgl. dazu insbesondere Pleschak, Sabisch 1996, S. 328; ; Staudt 1986, S. 245 f. Vgl. Roman, Puett 1983, S 159ff; Allen 1985, S. 126ff Vgl. Schröter 1990, S. 13 Vgl. Wagner 1990, S. 13 Schröter 1990, S. 13 Vgl. Cutler 1989, S. 17ff

38 Wissens- und Technologietransfer Die Begriffe Technologie-, Forschungs- und Wissenstransfer können zusammengefasst werden zum Begriff Wissens- und Technologietransfer. Unter Wissens- und Technologietransfer ist im weitesten Sinne die sinnvolle und geplante Überführung von Technologien und technologischem Wissen in eine Anwendung unter Nutzung menschlicher Fähigkeiten und Wissens zu verstehen. 62 Technologie sind dabei die materiellen und immateriellen Ergebnisse technischen Wissens in Form von technischen Verfahren und Produkten. 63 HOFSTETTER erweitert das Technologieverständnis um organisatorisches und kaufmännisches Wissen bezüglich der Gesetzmäßigkeiten und der Natur des Zusammenwirkens der Umweltelemente, die es im weitesten Sinne erlauben, eine Aufgabe zu erfüllen, eine Diens t- leistung zu verrichten oder ein Gut herzustellen. 64 Sinn des Wissens- und Technologietransfers ist es folglich, wissenschaftliche Erkenntnisse und Fertigkeiten weiterzugeben. Wissens- und Technologietransfer ist also mehr als nur die Übertragung von technologischen Lösungen, er umfasst ebenfalls die Übertragung des zur Nutzung der Technologie notwendigen Know-hows, darunter insb. auch das persone n- gebundene individuelle (tacit) Know-how. 65 In diesem Sinne wird der Wissens- und Technologietransfer definiert als wechselseitiger Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Leistungen zwischen den Akteuren des Innovationssystems mit dem Ziel der Hervorbringung konkreter Innovationen Vgl. Caraynnis / Alexander 1999, S. 247 Vgl. Altin-Sieber 1995, S.35 f.; Corsten 1982, S.4 ff.; vgl. dazu im Detail auch Kapitel Vgl. Hofstetter 1983, S. 20, unter Bezug auf Havemann 1968, S. 4 Vgl. zum Absatz Sabisch / Meißner 2000a, S. 2f.

39 25 Der Wissens- und Technologietransfer beschreibt damit in diesem Sinne die Fähigkeit des Wissens- und Technologiegewinnungssystems 66 zur Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft beizutragen. Die Erweiterung des Begriffes Technologietransfer um die Wissenskomponente hat mehrere Vorteile. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr länger auf der ausschließlichen Betonung der Übertragung von Technologien (in der engen Definition), sondern schließt e- benso die Vermittlung der zur Nutzung und Weiterentwicklung nötigen Fähigkeiten und des Know-how ein. Die Bedeutung stillschweigenden Wissens (tacit knowledge) im Innovationsprozess wird in die Betrachtung mit einbezogen. Stillschweigendes Wissen ist im Gegensatz zu explizitem Wissen, welches kodifizierbar und transferierbar ist, personengebunden und nicht kodifiziert. Die Übertragung stillschweigenden Wissens erfordert daher einen Lernprozess, welcher die Voraussetzung für die Transformation in explizites Wissen und seine Übertragung in die Praxis zur Entwicklung neuen Wissens ist. Der Wissens- und Technologietransfer ist ein zweiseitiger Prozeß. Wissens- und Technologieproduzenten selbst erkennen in zunehmendem Maße die Notwendigkeit, lernende Organisationen zu werden, und dies kontinuierlich im Management und der Organisation zu implementieren, um "wissenschaftliche Excellenz mit Relevanz" zu erreichen Technologieabsorption Vom Wissens- und Technologietransfer zu unterscheiden ist die Technologieabsorption. Technologieabsorption ist ein Spezialfall des Technologietransfers. Der Begriff Technologieabsorption soll für Technologien gelten, 66 Zu diesem gehören sowohl öffentliche Forschungseinrichtungen als auch FuEbetreibende Unternehmen sowie FuE-Dienstleister. Siehe dazu auch Kapitel 3

40 26 die in einem Forschungsprojekt entwickelt wurden und anschließend von Individuen oder Organisationen genutzt werden, die Teil des Projektes waren. 67 Im Unterschied zum Technologietransfer entfällt bei der Technologieabsorption der Übertragungsprozess des Transferobjektes. Abbildung zeigt den Prozeß des Technologietransfers und der Technologieabsorption. Nach KINGSLEY et. al. umfasst der Technologieabsorptionsprozess 5 Stufen, der Technologietransferprozess 8 Stufen. 68 Voraussetzung für beide ist der erfolgreiche Abschluß des Forschungsprojektes resultierend in einem wissenschaftlichen und / oder technologischen Ergebnis (Stufe 1). Technologie-Absorptions-Prozeß Project activity Project activity 1 Project Impact 2 Technology Absorption Activity 3 4 Utilization Absorption Impact Benefit Benefit (Disbenefit) (Disbenefit) 0 No impact Technologie-Transfer-Prozeß Stop Stop 2 Transfer Object Created 3 4 active Transfer Strategy Created Transfer Activity No No (Out-the-Door) (Out-the-Door) Stop Stop passiv 3 5 Transfer Inquiry Out-the-Door 6 7 Stop Stop No No Response Response Utilization Impact Benefit Benefit (Disbenefit) (Disbenefit) Abbildung 2.2-1: Technologietransfer und Technologieabsorptionsprozess Quelle: Kingsley et.al. 1996, S Kingsely et. al.1996, S. 974 Vgl. Kingsley et. al. 1996, S. 976ff.

41 27 Im Technologieabsorptionsprozess folgen Aktivitäten eines am Projekt beteiligten Akteurs, das Forschungsergebnis (Absorptionsobjekt) für die eigene Organisation oder einen anderen am Projekt beteiligten Akteur nutzbar zu machen (Stufe 2), d.h. das Forschungsergebnis wird kodifiziert 69, publiziert, und es werden die Eigentumsrechte geregelt. Stufe 3 stellt die eigentliche Nutzung des Absorptionsobjektes durch einen der am Forschungsprojekt beteiligten Akteure dar. Abschließend erfolgt in Stufe 4 eine Bewertung der Auswirkungen der Absorption des Forschungsergebnisses. Im Unterschied zum Technologieabsorptionsprozess muß im Technologietransfe r- prozess nach dem erfolgreichen Abschluß des Forschungsprojektes eine detailliertere Vorbereitung des Forschungsergebnisses in Vorbereitung des Transfers vorgeno m- men werden. 70 Stufe 3 unterscheidet zwischen einem (aus Sicht Projektgruppe, die das Forschungsprojekt durchgeführt hat) aktiven Transferansatz und einem passiven. Beim aktiven entwickeln einer oder mehrere Akteure des Forschungsprojektes eine Strategie zur Verwertung des Transferobjektes, beim passiven Ansatz erfolgt die Einbeziehung von Unterstützungsleistungen Dritter (Transfermittler). Auf Stufe 4 wird das Transferobjekt oder Informationen über das Transferobjekt interessierten Transferpartnern zur Verfügung gestellt. Es handelt sich hierbei um eine Vorstufe der eigentlichen Übertragung (Stufe 5) des Transferobjektes. Nach der Nutzung des Transferobjektes durch den Anwender (Stufe 6) erfolgt wie beim Technologieabsorptionsprozess eine Bewertung der Auswirkungen des Transfers Die Kodifizierbarkeit des Forschungsergebnisses hängt stark vom Forschungsergebnis ab. Vgl. dazu Kapitel Potentielle Anwender der Forschungsergebnisse aus den Forschungskooperationen verfügen über weniger umfangreiche Informationen über das Forschungsprojekt als die beteiligte Akteure. Daraus resultiert, daß insb. die Dokumentation des Forschungsergebnisses so gestaltet werden muß, daß potentielle Transferpartner die Informationen verarbeite können.

42 Forschung und Entwicklung Das Management von Forschung und Entwicklung (FuE) umfasst sämtliche Aktivitäten zur Erstellung technologischen Wissens. 71 Im Mittelpunkt steht dabei die Betrachtung des zielgerechten und effizienten Ressourceneinsatzes im FuE-Bereich. 72 Forschung und Entwicklung wird definiert als systematische kreative Arbeit um neues Wissen zu generieren und dieses Wissen in neue Anwendungen umzusetzen. 73 Hinsichtlich des Zieles und des Inhaltes von FuE-Aktivitäten werden 3 Kategorien der Forschung und Entwicklung unterschieden: Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklung. 74 Die Grundlagenforschung umfasst alle Tätigkeiten, die auf die Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse gerichtet sind, ohne überwiegend das Ziel der praktischen Anwendbarkeit zu verfolgen. 75 Der Anwendungsaspekt wird hierbei jedoch nicht völlig ausgeschlossen, sondern es wird lediglich festgestellt, daß die potentiellen Anwendungen nicht a priori spezifiziert sind. Die angewandte Forschung (bedeutungsgleich wird der Begriff Technologieentwicklung verwendet) 76 beinhaltet ebenfalls die Gewinnung wissenschaftlicher oder technischer Erkenntnisse, die jedoch vornehmlich auf eine spezifische praktische Zielsetzung oder Anwendung gerichtet sind. 77 Der Unterschied zur Grundlagenforschung besteht in der Zielsetzung, zu Erfindungen zu gelangen, die erhebliche Verbesserungen gegenüber dem bisherigen Stand der Technik beinhalten. Die Entwicklung ist die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Grund Vgl. Pleschak, Sabisch, 1996 S. 7 Vgl. Gerybadze 1995, S. 831 Vgl. u.a. Brockhoff 1994, S. 35; OECD 1997a, S. 9; Pleschak, Sabisch 1996, S. 6; Specht, Beckmann 1996, S. 16 Vgl. Scholz 1976, Abschnitt 2020; OECD 1997a, S. 9f.; OECD 1998, S. 4f. Vgl. zum Absatz OECD 1993, S. 9; vgl. auch Pleschak, Sabisch 1996, S. 6, S. 159 Vgl. Specht, Beckmann 1996, S. 17 Vgl. zum Absatz OECD 1993, S. 9f.; vgl. auch Pleschak, Sabisch 1996, S. 6, S. 159

43 29 lagen- und angewandten Forschung und / oder praktischer Erfahrung, um zu neuen Materialien, Geräten, Produkten, Verfahren, Systemen oder Diens t- leistungen zu gelangen oder existierende wesentlich zu verbessern. 78 Entwicklung: umfasst die experimentelle Entwicklung, das Design, die Herstellung und den Betrieb von Prototypen sowie die damit verbundenen Tests und Versuche. 79 Eine klare Linie zwischen den einzelnen Kategorien zu ziehen, gestaltet sich in der Praxis der Forschung und Entwicklung schwierig. Dies liegt zum einen darin begründet, daß die Zeiträume zwischen Invention (wissenschaftlicher Entdeckung) und Innovation (wirtschaftlicher Verwertung) immer kürzer werden, die Phasen des Innovationsprozesses sich immer stärker überschneiden, aber auch in der verstärkten Forderung gegenüber der Grundlagenforschung, eine Verwertbarkeit der Ergebnisse zu sichern. 80 Abbildung zeigt eine weitere Unterteilung der drei FuE-Kategorien auch hinsichtlich der Unsicherheit (sowohl der Unsicherheit der technischen Machbarkeit / Umsetzbarkeit als auch der marktlichen Unsicherheit eines FuE-Projektes) sowie der im Laufe eines FuE-Projektes über die einzelnen Kategorien anfallenden Kosten. Demnach können die drei FuE-Kategorien weiter unterteilt werden: 81 Grundlagenforschung in reine Grundlagenforschung und zweckorientierte Grundlagenforschung: Reine Grundlagenforschung umfasst dabei alle Tätigkeiten der Wissensgenerierung ohne einen Bezug, dieses Wissen einer Anwendung zuzuführen oder in andere (wissenschaftlichen) Bereiche zu transferieren. Zweckorientierte Grundlagenforschung umfasst ebenso alle Tätigkeiten zur Generierung von Wissen wird aber vor dem Hintergrund einer er Vgl. zum Absatz OECD 1993, S. 10; vgl. auch Pleschak, Sabisch 1996, S. 6, S. 159 Vgl. Schätzle 1965, S. 37 Vgl. auch bmbf 2000a, S. 5; Stamm 1999, S. 4 Vgl. OECD 1993, S. 16

44 30 kannten möglichen späteren Anwendung durchgeführt. Der Transfergedanke Grundlagenforschung reine GF ist bei der zweckorientierten Grundlagenforschung damit von Beginn an integriert. Unsicherheit zweckorientierte GF auf langfristige übergreifende Probleme gerichtet Angewandte Forschung zweckfreie AF Anwendung noch nicht klar spezifizierbar zweckorientierte AF Anwendung ist klar spezifizierbar Entwicklung Prototypen zur reinen zweckfreien Wissensgenerierung Produktmodell zum Anwendungstest Pilot-fabrik, -produktion Zum Sammeln von Erfahrungen für die Produktion Kumulierte Kosten Abbildung 2.3-1: Definition von FuE-Kategorien nach dem Frascati Manual Quelle: Unterscheidung und Definition OECD 1997, S. 9f., eigene Darstellung Angewandte Forschung in zweckfreie und zweckorientierte angewandte Forschung: Zweckfreie angewandte Forschung dient der Gewinnung neuen Wissens und der Weiterentwicklung existierenden Wissens ohne das eine genaue Anwendung dieses Wissens spezifizierbar ist. Zweckorientierte angewandte Forschung ist die Gewinnung neuen und Weiterentwicklung existierenden Wissens mit genau definierbaren möglichen Anwendungen. Entwicklung in den Bau von Prototypen sowie deren Tests und die Pilotproduktion (im Sinne der ersten Erstellung einer fabrikmäßigen Produktion mit dem Ziel des Erfahrungsgewinns).

45 31 Die Grundlagenforschung ist die FuE-Kategorie, die am weitesten von einer möglichen Anwendung entfernt ist. Zum einen ist die Unsicherheit hoch, ob die begonnenen Grundlagenforschungsvorhaben überhaupt zu Ergebnissen führen. Zum anderen ist aufgrund des fehlenden Anwendungsbezuges die Unsicherheit dementsprechend hoch, ob und insbesondere wann das mit der Grundlagenforschung generierte Wissen weiter genutzt wird oder werden kann. Die Entwicklung ist anwendungsnah, entsprechend sinkt die Unsicherheit, ob die in der Entwicklungsphase befindlichen Vorhaben abgeschlossen und die definierten Ziele erreicht werden. Das in der Grundlage n- forschung und der angewandten Forschung generierte Wissen ist die Grundlage für die Entwicklung. Für die Gestaltung von nationalen Innovationssystemen und damit auch den Wissens- und Technologietransfer hat die Unterscheidung der FuE-Kategorien folgende Bedeutung: Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklung stellen Kategorien der FuE dar, nicht jedoch einen durchgängigen, planbaren Prozeß. Insbesondere die Grundlagenforschung trägt zu einer qualitativen und quantitativen Erhöhung der Wissensbasis bei, die angewandte Forschung tendenziell eher zu einer Verbesserung des angewandten Wissens. Beide FuE-Kategorien sind die Voraussetzung für die Entwicklung. In der Grundlagenforschung generiertes Wissen ist nicht oder nur eingeschränkt für die Entwicklung nutzbar. Wissens- und Technologietransfer muß das Bindeglied zwischen der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung sowie zwischen der angewandten Forschung und der Entwicklung sein. In einigen wenigen Fällen kann der Wissens- und Technologietransfer auch zwischen der Grundlagenforschung und der Entwicklung stattfinden. Dementsprechend stellt sich gerade für öffentliche Forschungsinfrastruktur die Frage nach der Positionierung und Aufgabenzuweisung der verschiedenen Akteure. Die Aufgabe des Wissens- und Technologietransfer muß zielgruppenabhängig und vor allem aber an der eigentlichen Aufgabe der For-

46 32 schungseinrichtungen ausgerichtet werden. 82 Neben der grundlegenden Frage, wie die einzelnen FuE-Kategorien im Innovationssystem insgesamt gewichtet sind, ist diese Überlegung auch für einzelne Wissenschafts- und Technologiebereiche notwendig. Trotz zunehmender Interdisziplinarität bestehen in den verschiedenen Wissenschafts- und Technologiebereichen weiterhin grundlegende Unterschiede hinsichtlich Inhalt und Struktur des generierten Wissens. 82 Wissens- und Technologietransfer bedeutet nicht zwangsläufig die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft sondern kann ebenso zwischen den Akteuren des Wissensund Technologiegewinnungssystems stattfinden.

47 33 3 Nationale Innovationssysteme 3.1 Gegenstand von Innovationssystemen Die Hervorbringung von (technologischen) Innovationen basiert auf der Generierung, Verbreitung und Nutzung neuen technologischen Wissens oder der neuen (ne u- artigen) Anwendung existierenden (technologischen) Wissens 83. Die Entwicklung des Konzeptes der nationalen Innovationssysteme geht einher mit einem veränderten Verständnis betrieblicher Innovationsprozesse. Zunehmend setzt sich in der betriebswirtschaftlichen Innovationsforschung die Erkenntnis durch, daß sowohl Inventionen als auch Innovationen nicht von einem Akteur allein generiert werden sondern zunehmend in interaktiven Prozessen zwischen verschiedener Akteure entstehen. 84 Der Innovationsprozess ist damit nicht mehr nur auf ein Unternehmen fokussiert, sondern wird in zunehmend stärkeren Maße auf Unternehmen und deren Interaktion mit anderen Akteuren bezogen Entwicklung des Konzeptes nationaler Innovationssysteme Die zunehmende Anzahl der an Innovationen beteiligten Akteure und insbesondere die Bedeutung unternehmensexterner Informations- und Technologiequellen für Innovationen ist Auslöser und zentraler Gegenstand der verstärkt systemischen Betrachtung aller am Innovationsprozess beteiligten Akteure und deren Interaktionen untereinander. In der Folge wird den Akteuren und insb. den Interaktionen zwischen ihnen verstärkte Aufmerksamkeit geschenkt und die Entstehung von Innovationen auf nationaler Ebene mit Hilfe von Systemen erklärt. 85 Seit Beginn der 90er Jahre Soziale und organisatorische Innovationen beziehen sich stärker auf eine Änderung des Verhaltens von Individuen und ihren Interaktionen untereinander und werden im Rahmen dieser Arbeit nicht näher betrachtet. Diese können durchaus einer Gruppe von Akteuren angehören, bspw. im Falle reiner Unternehmenskooperationen. Vgl. Lundvall 1999, S. 60ff.

48 34 stehen daher unter dem Begriff "Nationales Innovationssystem " diese Akteure und ihre Interaktionen untereinander sowie ihre Beziehungen mit anderen staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Institutionen verstärkt im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. 86 Wie auch Innovationsprozesse in den Unternehmen sind nationale Innovationssysteme durch eine zunehmende Vernetzung der verschiedenen Akteure gekennzeichnet. In Theorie und Praxis herrscht Übereinstimmung, daß die Wirksamkeit dieser Systembeziehungen in hohem Maße die Innovationskraft einer Volkswirtschaft bestimmt. Gleichermaßen übt auch die Verflechtung eines nationalen Innovationssystems mit den Innovationssystemen anderer Länder einen starken Einfluß auf das Wirtschaftswachstum aus. Innerhalb eines Landes wiederum kommt der Leistungsfähigkeit und dem Zusammenwirken regionaler Innovationspotentiale eine wachsende Bedeutung zu. Regionale Innovationspotentiale entstehen aus dem regionalen Wechselspiel innovationsrelevanter Aktivitäten von Unternehmen, Forschungs-, Ausbildungs- und Beratungseinrichtungen sowie der Generierung und dem Austausch von Wissen, Fähigkeiten und Informationen 87 und können durch die räumliche Nähe der Akteure erheblich zur Beschleunigung des Wissens- und Technologietransfers und zur Verringerung des Innovationsrisikos beitragen. Nationale Innovationssysteme bilden den Ordnungsrahmen für das Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure und Institutionen im Innovationsprozess. Die Wirksamkeit eines Innovationssystems wird maßgeblich durch die Interaktion der Akteure im System bestimmt, die an der Erstellung, Diffusion und Nutzung neuen Wissens beteiligt sind. 88 In der Literatur zu nationalen Innovationssystemen lassen sich drei Sichtweisen unterscheiden: FREEMAN betrachtet Innovationssysteme als Netzwerke.. the network of institutions in the public and private sectors whose activi Einen Überblick über Charakteristika und Konzeptionen von Innovationssystemen geben: Edquist 1997; Lundvall 1995; Nelson 1993; OECD 1999a. Koschatzky 1999, S. 30 Vgl. Lundvall 1995, S. 2

49 35 ties and interactions initiate, import, modify and diffuse new technologies." 89 LUNDVALL stellt eher die Austauschbeziehungen zwischen den Elementen des Systems in den Mittelpunkt der Überlegungen ".. the elements and relationships which interact in the production, diffusion and use of new, and economically useful, knowledge... and are either located within or rooted inside the borders of a nation state." 90 PATEL und PAVITT, NELSON sowie auch METCALFE fokussieren stark auf die institutionellen Strukturen von Innovationssystemen: -.. the national institutions, their incentive structures and their competencies, that determine the rate and direction of technological learning (or the volume and composition of change generating activities) in a country." a set of institutions whose interactions determine the innovative performance... of national firms." that set of distinct institutions which jointly and individually contribute to the development and diffusion of new technologies and which provides the framework within which governments form and implement policies to influence the innovation process. As such it is a system of interconnected institutions to create, store and transfer the knowledge, skills and artefacts which define new technologies." 93 Auf diesen drei Sichtweisen aufbauend werden Innovationssysteme im folgenden definiert als Freeman 1987 Lundvall, 1992 Patel, Pavitt, 1994 Nelson, 1993 Metcalfe 1995

50 36 die Gesamtheit aller in einer Volkswirtschaft in den verschiedenen Stufen des Innovationsprozesses wirkenden Akteure sowohl der Technologieanbieter (Entwickler neuer technologischer Lösungen) als auch der Technologienachfrager (Anwender, Nutzer dieser neuen Lösungen) und der Mittler im Transferprozess zwischen Anbietern und Nachfragern, der zwischen ihnen bestehenden Beziehungen und der ihre Leistungsfähigkeit beeinflussenden Rahmenbedingungen bildet das nationale Innovationssystem eines Landes. Während früher der Begriff Innovationssystem im wesentlichen auf die öffentliche Forschungsinfrastruktur, geprägt durch die Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen eines Landes, beschränkt war, kommt es unter den gegenwärtigen und künftigen Entwicklungsbedingungen auf die Beherrschung der Wirkungsbeziehungen im gesamten Innovationsprozess an. Dieser beginnt bei der Wissensgenerierung und Ideenfindung für neue Problemlösungen und schließt die Produkt- bzw. Verfahrensentwicklung bis hin zur erfolgreichen Einführung der Entwicklungsergebnisse in die Produktion und den Markt ein. Abbildung visualisiert die Elemente und Teilsysteme von Innovationssystemen und ihr Zusammenwirken im Innovationsprozess in idealtypischer Weise. Der innere Kreis bildet darin das Wissens- und Technologiegewinnungssystem 94 ab. Es wird deutlich, daß die einzelnen Akteure eine unterschiedliche Funktion und Verantwortung in den Stufen des Innovationsprozesses aufweisen. 94 Das Wissens- und Technologiegewinnungssystem wird auch als Teilsystem Forschung und Entwicklung, Forschungssystem oder Forschungsinfrastruktur eines Landes bezeichnet.

51 37 Sozialsystem Rechtssystem (insbesondere Schutzrechte) Wirtschaftliche Entwicklung Mittler- Organisation indirekter Transfer Technologieakzeptanz in der Öffentlichkeit Internationale Verflechtung Wiss. Entwickl. Technologie- Anbieter Universitäten/ Hochschulen Forschungseinrichtungen F & E-Dienstleister F & E betreibende Unternehmen Erkenntnis- und Erfahrungsgewinn aus Anwendung Grundlagenforschung Angewandte Forschung Entwicklung direkter Transfer Bedarf Produktions- und Markteinführung Innovationsprozeß Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik des Staates Technologie- Nachfrager Wirtschaftsunternehmen - Großunternehmen - kleine und mittelständische Unternehmen Forschungseinrichtungen Anwendung neuer Technologien (neue Produkte/ Verfahren) Wirtschaftspolitik und andere Politikfelder Bildungssystem (einschließlich Berufsausbildung) Finanzsystem Anreizsystem für Innovation Abbildung 3.1-1: Akteure und Interdependenzen im Innovationssystem Quelle: Sabisch / Meißner 2000 Von der Leistungsfähigkeit und Differenziertheit der als Technologieanbieter in Erscheinung tretenden Institutionen sowie von ihrem Zusammenwirken untereinander und mit den Technologienachfragern hängt somit die Wirksamkeit nationaler Innovationssysteme entscheidend ab. Insbesondere kommt es darauf an, Forschungsergebnisse möglichst umfassend, schnell und wirtschaftlich in marktfähige Leistungen der Unternehmen umzusetzen. Dazu bedarf es vor allem der Erfüllung folgender Voraussetzungen: Es muß eine hohe Innovationsfähigkeit (Technologie-Absorptionsfähigkeit) der Unternehmen gewährleistet werden, um ständig und effizient neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Ergebnisse in die unternehmerische Tätigkeit einfließen zu lassen. Hierauf haben unter anderem das Innovationsklima im Unternehmen, die Leistungsfähigkeit des eigenen Forschungs- und Entwicklungsbereiches sowie das Niveau des Innovationsmanagements Einfluß. Es gilt für die Forschungseinrichtungen, ihre Leistungen auf hohem wissen-

52 38 schaftlichen, international wettbewerbsfähigem Niveau so anzubieten, daß eine effiziente Nutzung durch die innovierenden Unternehmen gewährleistet ist. Für die angewandte Forschung bedeutet dies bereits eine weitgehende Marktorientierung ihrer Ziele. Es bedarf neuer, effizienter Wege und Formen des Wissens- und Technologietransfers zwischen den Anbietern und Nachfragern für neue technologische Lösungen. Obwohl sich in der Praxis die direkte Interaktion zwischen den Partnern als wirksamste Form des Transfers erwiesen hat, sind für eine Reihe von Aufgaben spezielle Transfereinrichtungen als Mittlerorganisationen unerlässlich. Transfermittler stellen damit zugleich eine dritte Gruppe von Akteuren im Innovationssystem dar. Die Leistungsfähigkeit eines nationalen Innovationssystems wird entscheidend von einer Vielzahl volkswirtschaftlicher Rahmenbedingungen, wie insbesondere von der Forschungs- Technologie- und Innovationspolitik des Staates, vom Bildungssystem, vom Finanzsystem und weiteren Faktoren beeinflußt. Auch auf diesem Gebiet ergeben sich vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten im Innovationssystem Das Teilsystem Forschung und Entwicklung Innerhalb des nationalen Innovationssystems kommt dem Teilsystem Forschung und Entwicklung eine besondere Bedeutung zu, da hier neue Erkenntnisse und Problemlösungen entstehen und in marktreife Produkte bzw. Verfahren umgesetzt werden. Die Leistungsfähigkeit des Teilsystems wird maßgeblich durch seine Fähigkeit bestimmt, international wettbewerbsfähige Beiträge zur Wissenschaftsentwicklung sowie neue, transferfähige Problemlösungen für die Umsetzung in Produkt- und Prozessinnovationen zu erbringen. Letztere Zielstellung wird wesentlich durch anwendungsspezifische Bedingungen in den einzelnen Branchen, Technologieprojekten sowie Innovationsphasen beeinflußt.

53 39 Gerade im letzten Jahrzehnt ist nicht nur in Deutschland erneut die Forderung aufgekommen, daß die Forschungseinrichtungen einen größeren Beitrag zur Innovationsfähigkeit der Wirtschaft leisten müssten. Dieser Beitrag soll durch die Verstärkung der Aktivitäten im Wissens- und Technologietransfer von diesen Einrichtungen erbracht werden. Zwar hat sich in der Zwischenzeit die Einsicht durchgesetzt, daß Wissens- und Technologietransfer in der Regel ein zweiseitiger Prozeß ist. Die Annahme, daß in den öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen fertige Resultate vorliegen, die von der Wirtschaft lediglich aufgenommen werden müssten und automatisch zu Innovationen führen würden, ist der Einsicht gewichen, daß der Wissensund Technologietransfer im wesentlichen auf der Interaktion und dem Austausch zweier oder mehrerer Akteure beruht. Jedoch fehlt bislang in der politischen aber auch in der wissenschaftlichen Diskussion die Berücksichtigung der existierenden Struktur des Innovationssystems und insb. der Forschungsinfrastruktur weitestgehend. Die Frage der Gestaltung der Verbindungen zwischen den Akteuren des Innovationssystems muß um die Frage nach den Akteuren innerhalb des Systems, die miteina n- der verbunden werden sollen erweitert werden. Für das öffentliche Wissens- und Technologiegewinnungssystem impliziert dies die Frage nach der Arbeitsteilung zwischen den öffentlichen Forschungseinrichtungen. Dies umfasst sowohl die Arbeitsteilung hinsichtlich bestimmter Wissenschafts- und Technologiebereiche aber auch hinsichtlich der FuE-Kategorien. Die Unternehmen (als die eigentlichen institutionellen Träger der Innovation) mü s- sen in ein Geflecht von informellen, materiellen, personellen und finanziellen Beziehungen mit anderen Institutionen eingebunden sein, um (die richtigen) Inventionen aufgreifen, selbst entwickeln und erfolgreich am Markt umsetzen zu können. Solche Netzwerkbeziehungen bestehen beispielsweise zum System der öffentlichen Forschungseinrichtungen, dem politischen System hinsichtlich der Inanspruchnahme von Fördermitteln oder der Mitsprache bei Regulierungs- und Genehmigungsverfa h- ren sowie dem Bankensystem. 95 Einen besonderen Schwerpunkt im nationalen Inno- 95 Siehe hierzu auch: Soskice 1996

54 40 vationssystem stellt die Sicherung und Stärkung der Innovationsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) dar, die nur über begrenztes Innovationspotential (hinsichtlich der Ausstattung mit FuE-Personal, Kapital, Möglichkeiten der Arbeitsteilung) verfügen und deshalb größenbedingte Nachteile im Innovationswettbewerb aufweisen. Kleine Unternehmen führen deshalb in der Regel in geringerem Maße eigene FuE-Arbeiten durch als Großunternehmen. 96 Die öffentliche Forschungsinfrastruktur und die Unternehmen als Träger der Innovationen sind mit den Instrumenten des Wissens- und Technologietransfers miteinander verbunden. Dabei geht es nicht nur um die einseitige Übertragung von Wissen und neuen technologischen Problemlösungen aus der Wissenschaft, die für frühere Auffassungen zum Technologietransfer charakteristisch war, sondern ebenso um den notwendigen Innovations- und Erfahrungsrückfluss aus der wirtschaftlichen Anwendung neuer technologischer Erkenntnisse in die wissenschaftliche Forschung, um die effiziente Einordnung eigener Forschungsleistungen in das Forschungssystem oder um gemeinsame FuE-Aktivitäten von Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Rahmen von Kooperationsbeziehungen. Wissens- und Technologietransfer umfasst in diesem Sinn den wechselseitigen Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Leistungen zwischen den Akteuren des Innovationssystems mit dem Ziel der Hervorbringung konkreter Innovationen. Innovationssysteme können als soziale Systeme charakterisiert werden, in deren Mittelpunkt das Lernen steht, wodurch sie auch eine dynamische Komponente erhalten 97. Sie weisen eine Vielzahl formeller und informeller Netzwerkbeziehungen auf. Volkswirtschaften haben i. d. R. unterschiedliche nationale Innovationssysteme, so daß die länderspezifische Innovationsfähigkeit und damit auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes durch die unterschiedlichen interdependenten Bedingungskonstellationen dieser Systeme erklärt werden können. 98 Die Ausprägung derartiger Konstellationen konkretisiert sich im Hinblick auf bestimmte Nachfrage Vgl. auch Kapitel Vgl. Pleschak; Sabisch 1996, S. 38 Vgl. hierzu Tylecote, A. 1996, S. 46ff.

55 41 bedingungen, Netzwerke, Unternehmensstrategien und Wettbewerbsfaktoren. Auf der Grundlage dieses Potentials ist es möglich, in einem Wirtschaftssystem ein bestimmtes Ausmaß an Innovationen zu realisieren. Allerdings beschränken sich die meisten empirischen Untersuchungen aufgrund der Komplexität nationaler Innovationssysteme bislang eher auf partielle Bereiche. 99 Die Innovationssysteme der westlichen Industrieländer variieren hinsichtlich der Innovationsleistung (insb. dem Innovationsgrad sowie der marktlichen Diffusionstiefe und -breite) aber auch der jeweils bearbeiteten Technologiefelder aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungswege. Nationale Innovationssysteme sind keine strategisch geplanten Systeme, vielmehr sind sie aus der operativen Tätigkeit und der Interaktion der wichtigsten wissenschaftlichen und politischen Entscheidungsträger entstanden. 100 KUHLMANN stellt jedoch fest, daß sich nationale Innovationssysteme sehr wohl in einem gesteuerten und geplanten Prozeß entwickelten. 101 Er führt dies aber auf die Entwicklung der "... nationalen politischen Systeme, (die) selber zune h- mend ausdifferenziert, entfalteten innovationspolitische Aktivitäten, indem sie als Katalysator, Förderer und Regulator der vielerorts entstehenden Innovationsinstanzen wirkten..." 102 Für die Entwicklung einzelner Komponenten von Innovationssystemen, wie zum Beispiel dem Bildungssystem, ist dies zutreffend, bezogen auf das gesamte System und insbesondere die Verbindungen zwischen den Teilsystemen und Akteuren kann aber nur eingeschränkt von einem geplanten und systematischen Prozeß gesprochen werden. Dies ist im wesentlichen auf die Vielfalt der Politikbereiche zurückzuführen, die auf ein Innovationssystem wirken. Seitens des Staates stehen die Instrumente folgender, für Innovationen relevanter, Politikbereiche zur Verfügung: 103 Wirtschaftspolitik, insb. die Beeinflussung durch das wirtschaftspolitische Instrumentarium; Siehe hierzu: Gerstenberger, Penzkofer, Schmalholz 1999, S Vgl. Marceau, Dodgson, S. 3 vgl. Kuhlmann, S. 14 Kuhlmann, S. 14 Vgl. Betz 1997, S. 29f.

56 42 Industriepolitik zur Errichtung, Umgestaltung und Anpassung der produktiven Strukturen einer Volkswirtschaft (als Teil der Wirtschaftspolitik); Forschungs- und Wissenschaftspolitik zur Errichtung und Aufrechterhaltung einer Forschungsinfrastruktur unabhängig von der technologischen Anwendung; Technologiepolitik mit Aktivitäten zur Schaffung, Stimulierung und Regulierung von Technologien sowie Technologieförderungspolitik zur Unterstützung anwendungsorientierter FuE und der kommerziellen Verwertung der daraus resultierenden Forschungsergebnisse. Als Innovationspolitik wird dabei die Schnittmenge von Wirtschafts-/ Industriepolitik, Technologiepolitik sowie Forschungs-/ Wissenschaftspolitik bezeichnet. 104 Die Aufgaben der Innovationspolitik umfassen: die Entwicklung und den Ausbau einer Forschungsinfrastruktur (Forschungs- und Wissenschaftspolitik); die Generierung neuer Technologien (Technologiepolitik) sowie die Anwendung neuer Technologien (Industrie- und Technologieförderungspolitik). Des weiteren muß die Innovationspolitik die monetären und nichtmonetären Ra h- menbedingungen für das Wissens- und Technologiegewinnungssystem schaffen. 105 Die Vielgestalt der Aufgaben der Innovationspolitik führt auf politischer Ebene zu einem "policy mix" 106, der eine klare Aufgaben- und Kompetenzabgrenzung zwischen politischen Entscheidungsträgern vermissen lässt. Innovationspolitik ist zudem auch in zunehmendem Maße mit regionalpolitischen Entscheidungen verbunden Vgl. Betz 1997, S. 32, Weiss 1998, S. 147ff. Meyer-Krahmer 1999, S. 43 Betz 1997, S. 30

57 43 Für die folgenden Kapitel stellt sich die Frage, wie nationale Innovationssysteme organisiert sein müssen, um den Anforderungen des komplexen Entstehungsprozesses von Innovationen gerecht zu werden. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht dabei zum einen die Struktur (der institutionelle Aufbau) der Innovationssysteme (Kapitel 3.2 und zum anderen die Gestaltung der Schnittstellen bzw. der Verbindungen der vorhandenen Elemente des Systems (Kapitel 4.5). 3.2 Akteure in nationalen Innovationssystemen Die Innovationsfähigkeit eines Landes wird maßgeblich dadurch bestimmt, in welchem Maße die einzelnen Akteure des Innovationssystems als Elemente eines kollektiven Systems der Wissensgenerierung und -nutzung interagieren und welche Instrumente sie dabei nutzen Dabei ist zwischen direkten Interaktionen, d.h. unmittelbaren Austauschbeziehungen zwischen den betreffenden Anbieter- und Nachfragerinstitutionen, und indirekten, die unter Einschaltung von speziellen Transfereinrichtungen als Mittler vollzogen werden, zu unterscheiden. Die Interaktion der Akteure des Innovationssystems entspricht der Nutzung der Instrumente des Wissens- und Technologietransfer, wie sie in Kapitel 4.5 dargestellt sind. Sowohl im direkten als auch im indirekten Austausch von technologischem Wissen und FuE-Leistungen kommt eine Vielfalt unterschiedlicher Transferformen bzw. Transferwege, die sich durch eine differenzierte Wirkungsweise, Intensität der Beziehungen und Effizienz von einander unterscheiden, zur Anwendung. 109 In der Praxis des Wissens- und Technologietransfers sind diese Formen und Wege eng miteinander verknüpft. Je enger und zielgruppenorientierter ihre Verflechtung, desto wirksamer trägt in der Regel der Transfer zur Lösung der spezifischen Innovationsprobleme bei Vgl. auch OECD 1997, S. 9. Zu den Instrumenten der Interaktion vgl. Kapitel 4.5 Vgl. dazu Kapitel 4.5

58 44 Innerhalb des Wissens- und Technologiegewinnungssystems als Teilsystem des Innovationssystems interagieren im wesentlichen vier Gruppen von Akteuren: Wissens- und Technologieproduzenten (Wissens- und Technologiegewinnungssystem / Teilsystem Forschung und Entwicklung), Wissens- und Technologieanwender (Wissens- und Technologieverwertungssystem), Transfermittlerorganisationen sowie politische Entscheidungsträger. Die verschiedenen Akteure können ihre Rolle innerhalb des Innovationssystems wechseln. Technologieproduzenten können ebenso als Technologieanwender auftreten, wie Technologieanwender die Rolle eines Technologieanbieters übernehmen können. Transfermittler übernehmen eine zweifache Rolle: sie sind sowohl Technologieanbieter als auch Technologienachfrager Wissens- und Technologieproduzenten Wissens- und Technologieproduzenten eines Innovationssystems sind die öffentlichen Forschungseinrichtungen und Universitäten, teilgeförderte öffentliche Forschungseinrichtungen, private (meist gemeinnützige) Forschungseinrichtungen sowie die Wirtschaft. Diese Akteure stellen das Wissens- und Technologiegewinnungssystem eines Innovationssystems dar. 110 Die Aktivitäten der Akteure des Wissens- und Technologiegewinnungssystems werden maßgeblich von den Erfordernissen der Wissenschafts- und Technologieentwicklung, den Anforderungen der Technologieanwender (Markerfordernissen) sowie den Erkenntnissen und Erfahrungen aus früheren Transferprojekten beeinflußt. Abhängig von der Art der Forschungstätigkeit (Grundlagenforschung, angewandte For- 110 Synonym dazu wird im folgenden der Begriff "Teilsystem Forschung und Entwicklung" verwandt.

59 45 schung oder Entwicklung) besitzen die Einflussgrößen eine unterschiedliche Bedeutung für die einzelnen Technologieproduzenten. So ist der Einfluß der Wissenschafts- und Technologieentwicklung auf die Grundlagenforschungseinrichtungen größer als der der Erfordernisse der (marktnahen) Technologieanwender. Insbesondere für Einrichtungen der angewandten Forschung und FuE-Dienstleister, die sehr stark im Bereich der Entwicklung tätig sind, hat die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Technologieanwender (Kunden) eine sehr große Bedeutung. Die verschiedenen Wissens- und Technologieproduzenten sind unterschiedlich stark in die Phasen des Innovationsprozesses einbezogen. Die Überführung einer (radikalen) Invention in eine (radikale) Innovation erfordert die Integration der verschiedenen Akteure. Dieser Integrationsgedanke, der sehr eng mit dem Technologietransfer verknüpft ist, ist die Hauptaufgabe bei der Gestaltung und Steuerung des nationalen Innovationssystems Technologieanwender Technologieanwender sind einerseits existierende Unternehmen, die die Technologien in neuen Produkten/ Verfahren in bereits bestehenden oder neuen Geschäftsfeldern kommerziell verwerten, andererseits aber auch neue Unternehmen, die explizit zur Verwertung der Technologien gegründet werden. Hauptakteure des Innovationsgeschehens sind die Wirtschaftsunternehmen, die Innovationen durchsetzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen bzw. zu behalten. Sie treten als Technologienachfrager im Innovationssystem in Erscheinung und benötigen in immer kürzer werdenden Zeitabständen neue technologische Problemlösungen für die Entwicklung sowie die Produktions- und Markteinführung neuer Produkte und Verfahren. Neue Wirkprinzipien und andere Ergebnisse des Einsatzes neuer Technologien entstehen im Prozeß der Grundlagenforschung und angewandten Forschung, deren Träger im besonderem die Forschungsinstitute sowie die Universitäten und Hochschulen sind. Aber auch auf der Seite der Unternehmen, insbesondere in Großunternehmen der High-Tech-Branchen, werden in nicht unerheblichem Maße Aufgaben der angewandten Forschung und zum Teil auch der (gezielten) Grundlagenforschung realisiert. In der Innovationsphase der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren sind

60 46 die Industrieunternehmen wichtigste Akteure, sie werden dabei unterstützt durch eine Reihe spezialisierter FuE-Dienstleistungsunternehmen. Der Technologiebedarf sowohl existierender als auch neu gegründeter Unternehmen wird wesentlich durch Marktaspekte bestimmt. Hierbei findet ein Abgleich des technologisch / technisch "Machbaren" mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Anwender statt. Stellt sich kein Gleichgewicht zwischen technologischem Potential und Marktbedürfnissen ein, wird die Innovation scheitern. Anderseits können auch Forschungseinrichtungen als Technologieanwender auftreten. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich um Ergebnisse der Grundlagenforschung handelt, die einer Weiterentwicklung zugeführt werden. Ebenso können staatliche Institutionen Technologieanwender sein. Gerade im Bereich militärischer Forschung und der Raumfahrtforschung tritt der Staat oftmals als einziger Technologieanwender auf. In den beiden letztgenannten Fällen werden die Technologieanwender wieder zu Technologieproduzenten und führen die Technologien mit einer (teilweise erheblichen) Zeitverschiebung erneut in den Transferprozess ein Transfermittler In fast allen nationalen Innovationssystemen ist in den letzten Jahren ein dichtes Netz an Transfermittlerorganisationen entstanden, die vielgestaltig in Erscheinung treten. Mit zum Teil erheblicher Förderung durch nationale und regionale Behörden wurden in den vergangenen Jahren in vielen Ländern flächendeckende Netze von Einrichtungen für Technologietransfer und Innovationsförderung geschaffen. Dazu zählen: Technologiezentren und technologieorientierte Gründerzentren, in denen sich insbesondere junge technologieorientierte Unternehmen kostengünstig ansiedeln und umfangreiche Unterstützungs- und Beratungsleistungen beim Aufbau ihrer Unternehmen in Anspruch ne hmen können; Transferstellen und Transferzentren an Universitäten, Fachhochschulen und anderen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, die vor allem externe Forschungs- und Entwicklungskapazität für die Unternehmen vermitteln bzw.

61 47 schon vorhandene Forschungs- und Entwicklungsergebnisse ihrer Einric h- tungen vermarkten; Spezielle Beratungseinrichtungen für Technologietransfer und Innovationsförderung, die konkrete Innovationsvorhaben in den Unternehmen unterstützen sollen und die zum Teil auch den Charakter von Technologiedemonstrationszentren haben; Behörden, Kammern und Verbände, die ebenfalls Beratungs- und Dienstleistungen auf dem Gebiet des Technologietransfers und der Innovationsförderung, einschließlich der Beratung zu technologieorientierten Förderprogrammen und anderen Finanzierungshilfen anbieten Politische Entscheidungsträger Politische Entscheidungsträger spielen bei der Gestaltung von Innovationssystemen eine zunehmend größere Rolle. Sie bestimmen die wesentlichen Grundlinien der Innovationspolitik. Politische Entscheidungsträger sind lokale/ regionale, nationale oder internationale Institutionen, die die Gestaltung der Innovationssysteme hauptsächlich mit Instrumenten der Forschungs- und Technologiepolitik beeinflussen (vgl. dazu auch Kapitel 3.5.3). Diese Instrumente wirken im wesentlichen auf die Interaktion von verschiedenen Akteuren des Innovationssystems und somit auf den Wissens- und Technologietransfer. Des weiteren kann die Politik über die Gestaltung des Wissens- und Technologiegewinnungssystems, d.h. die Positionierung der verschiedenen öffentlichen oder öffentlich teilgeförderten Forschungseinrichtungen Einfluß nehmen. Staatliches Engagement im Forschungsbereich erfolgt in der Regel dann, wenn das dort geschaffene Wissen den Charakter eines öffentlichen Gutes hat, d.h., wenn das technologische Wissen nicht nach wirtschaftlichem Wert, sondern ausschließlich nach wissenschaftlichen Kriterien bemessen wird Vgl. Täger, Uhlmann 1984, S.96

62 Rahmenbedingungen für nationale Innovationssysteme Die Interaktion zwischen den Akteuren eines Innovationssystems ist stark abhängig von den für die Entstehung von Innovationen wesentlichen Rahmenbedingungen, die in Tabelle aufgeführt sind. 112 Tabelle 3.3-1: Rahmenbedingungen von Innovationssysteme n Rahmenbedingung Gegenstand Gestaltungsmöglichkeit für die Politik Arbeitskräfteangebot Verfügbarkeit unterschiedlich hoch qualif i- Ja, aber eingeschränkt zierter Arbeitskräfte Infrastruktur Verkehrsnetz Informations- und Kommunikationssystem Ja Finanzierungsinfrastruktur Legislative und makroökonomische Rahmenbedingungen Marktcharakteristika Industriestruktur Zugang zu Finanzmitteln, Selektion von Innovationsprojekten, Beratungs- und Unterstützungsfunktion Schutzrechtsregelungen Steuerpolitik Wettbewerbspolitik Marktgröße Zugangsmöglichkeiten zum Markt Lieferantenverfügbarkeit Branchenstruktur Ja, aber eingeschränkt Ja Ja, aber eingeschränkt Ja, aber eingeschränkt Quelle: OECD 1997a, S. 33, eigene Darstellung Diese Rahmenbedingungen sind i.d.r. von der Politik gesetzt und im Laufe der Zeit verändert worden bzw. haben sich durch die Tätigkeit der Unternehmen entwickelt, sind aber nicht explizit vor dem Hintergrund der Generierung von Innovationen bzw. Veränderung von Innovationssystemen aktiv gestaltet worden. 113 Eine aktive Einflußnahme insb. von seiten der Politik ist erst in den letzten 5 Jahren mit der Rahmenbedingungen können in unternehmensinterne und unternehmensexterne unterschieden werden. Unternehmensinterne Rahmenbedingungen werden im weiteren nicht betrachtet. Vgl. OECD 1997a, S. 32

63 49 Thematisierung und dem zunehmenden Verständnis von Innovationssystemen zu beobachten. Die Wirtschafts- bzw. Industriepolitik eines Landes, seine Handels-, Steuer- und Währungspolitik, das Bildungs- und Ausbildungswesen sowie die soziale Gemeinschaft stellen das Umfeld des Innovationssystems dar. Innovationssysteme werden weiterhin durch die vorhandene (physische) Infrastruktur, die Finanzierungsinfrastruktur sowie die Industriestruktur beeinflußt. In den 90er Jahren erlangten die Kommunikationsinfrastruktur sowie die gesellschaftliche Haltung gegenüber bestimmten Technologiebereichen zunehmenden Einfluß auf das Innovationsumfeld. 114 Ein integraler Bestandteil von Innovationssystemen ist das jeweilige Bildungssystem. 115 Die Qualität des Bildungssystems bestimmt die Qualifikation der vorhandenen Arbeitskräfte, die insbesondere in Hochtechnologiebereichen eine zunehmend wichtigere Voraussetzung für die Innovationstätigkeit aller beteiligten Akteure sind. Die verfügbaren Arbeitskräfte bestimmen nicht nur die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems, sondern auch das Vermögen der Wirtschaft, durch die Absorption wissenschaftlich ausgebildeten Personals, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zielgerichtet in Produkt- und Verfahrensinnovationen umzusetzen sowie eigene FuE- Aktivitäten zu betreiben. 116 Mit dem Übergang zu einer wissensbasierten Gesellschaft mit lebenslangen Lernprozessen gewinnen diese Zusammenhänge eine neue, bisher unbekannte Dimension Dazu sei auf die öffentlichen Debatten zur Gentechnologie oder aber auch zur Telearbeit verwiesen. Das Bildungssystem gehört nicht zu den Rahmenbedingungen von nationalen Innovationssystemen, es ist vielmehr ein Bestandteil. Das aus dem Bildungssystem resultierende Angebot an unterschiedlich qualifizierten Arbeitskräften ist jedoch eine wesentliche Rahmenbedingung für Innovationssysteme. Die Verfügbarkeit hochqualif izierter Arbeitskräfte bzw. der direkte Zugriff auf solche gehört zu den wichtigsten Motiven von Unternehmen, sich in der Zusammenarbeit mit Hochschulen zu engagieren.

64 50 Die verfügbaren Arbeitskräfte stammen zum einen aus dem sekundären bzw. tertiären Bildungssektor 117, zum anderen aus dem Bereich der Weiterbildung. Die Verfügbarkeit (und neuerdings auch in zunehmendem Maße die Geschwindigkeit der Verfügbarkeit) von Informationen ist insbesondere für das Teilsystem Forschung und Entwicklung von großer Bedeutung. Mit einem steigenden Anteil externen Wissens (in Form von externen FuE-Leistungen und direktem Wissenserwerb) an den Innovationen ( ,9% der gesamten Innovationsaufwendungen der deutschen Wirtschaft) kommt der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur eine besondere Bedeutung zu. Innovationssysteme verfügen i.d.r. über eine Vielfalt von Finanzierungsinstituten. Neben dem traditionellen privaten Bankensektor existieren spezialisierte Risikofinanzierungsgesellschaften (Wagniskapitalgesellschaften) und öffentliche Finanzierungsinstitute. Neben der eigentlichen (Fremd)Finanzierung von Innovationsprojekten haben diese Institute eine Selektionsfunktion für die Auswahl von Innovationsprojekten sowie eine Beratungs- und Managementunterstützungsfunktion. 120 Mit der zunehmenden Bedeutung von geistigem Eigentum im Innovationsprozess gewinnen die rechtlichen Rahmenbedingungen für Schutzrechte immer mehr an Bedeutung. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Innovationssystems sind dabei die Erteilungspraktiken der jeweiligen nationalen Behörden, die Kosten und Dauer für die Verfahren der Anmeldung und Aufrechterhaltung von Schutzrechten sowie die Verfahren für die Verteidigung von Schutzrechten von besonderer Bedeutung. Mit der zunehmenden internationalen Verflechtung der nationalen Innovations D.h. Schul- und Berufsausbildung (sekundär) bzw. Hochschulausbildung (tertiär). Datenquelle: MIP 1997, eigene Auswertung; Die Ausgaben für den externen Wissenserwerb variieren in Deutschland hinsichtlich der Unternehmensgröße (7,8% bei kleinen und mittleren, 17,6% bei großen Unternehmen) sowie der FuE-Intensität der Branchen (7,2% in Branchen mit geringer FuE-Intensität, 6,3% in Branchen mit mittlerer FuE- Intensität und 30% in Branchen mit hoher FuE-Intensität). Quelle: Janz/Licht 1999, S. 26f. Vgl. dazu auch Kapitel Vgl. Christensen 1995, S. 151

65 51 systeme ist grade bei Schutzrechten eine internationale Harmonisierung hinsichtlich der Vergabepraxis und der Neuheitsschonfrist 121 dringend erforderlich. 122 Andere Aspekte der legislativen Rahmenbedingungen betreffen Fragen der steuerlichen Behandlung von FuE-Ausgaben aber auch regulierende Eingriffe des Staates bei bestimmten Technologien (Beispiel Gentechnologie). Die Bedeutung der rechtlichen Rahmenbedingungen variiert hinsichtlich der Branchenzugehörigkeit von Innovatoren. 123 Als für ein Innovationssystem gegeben zu betrachten ist die Marktcharakteristik. Lediglich in Industrien, in denen der Staat als einziger oder wichtigster Auftraggeber auftritt, bestehen Gestaltungsmöglichkeiten. 124 Märkte sind durch das Volumen des Marktes, die Wettbewerbsintensität (gemessen über die Verteilung von Marktanteilen auf einzelne Unternehmen), das Wachstum und den Reifegrad des Marktes, die Wertschöpfungstiefe, das Innovationspotential sowie die Zugangsmöglichkeiten zum Markt charakterisiert. 125 Innovationsumfragen in verschiedenen Ländern zeigen, daß die gegebene Industriestruktur einen signifikanten Einfluß auf das Innovationsverhalten der Unternehmen 126 und insbesondere die auf Interaktion zwischen dem Wissens- und Technolo Neuheitsschonfrist bedeutet, daß die dem Schutzrecht zugrundeliegende Erfindung der Öffentlichkeit vorgestellt werden kann und anschließend innerhalb von 8 Wochen zum Patent angemeldet werden kann. In den USA und Japan existiert die Neuheitsschonfrist, in den europäischen Ländern nicht. Das Problem der Vergabepraxis wurde in jüngster Zeit insbesondere bei Patenten auf das (menschliche) Erbgut sichtbar. Während in den USA Patente auf das Erbgut vergleichsweise schnell vergeben wurden, herrscht in Europa und insb. in Deutschland darüber eine kontroverse Diskussion. Eine Diskussion der Sinnhaftigkeit der Neuheitsschonfrist ist nicht Gegenstand dieser Arbeit, es sei an dieser Stelle nur die Notwendigkeit einer internationalen Harmonisierung betont. Vgl. Jantz, Licht 1999, S. 54f. So zum Beispiel auf dem Markt für Verteidigungssysteme. Ein anderes Beispiel war über lange Zeit die Raumfahrt, für die aber verstärkt auch private Nachfrager auftreten. Vgl. Padmore, Gibson 1998, S. 630; OECD 1998b, S. 63ff. Vgl. z.b. für Deutschland Legler, Beise 2000, S. 108

66 52 giegewinnungssystem 127 hat (vgl. auch Übersichtstabelle im Anhang III:). Einerseits sind große Unterschiede zwischen den Innovationszielen von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und Dienstleistungsunternehmen zu beobachten, aber auch innerhalb dieser beiden Gruppen zeigt sich ein heterogenes Bild. 128 Hinsichtlich der Unternehmensgröße ist festzustellen, daß in allen vier von MOHNEN untersuchten Ländern die Neigung zur Kooperation mit dem Teilsystem Forschung und Entwicklung mit zunehmender Unternehmensgröße steigt, ebenso die Rolle dieses Systems als Informationsquelle für die Unternehmen. 129 Die Industriestruktur kann des weiteren beschrieben werden hinsichtlich der FuE-Intensität, der Technologieintensität (Low-Tech, High-Tech Produkte), der Unternehmensgröße, der Wertschöpfungstiefe, dem Internationalisierungsgrad sowie der Kapital- und Personalintensität. Bei der Gestaltung und Weiterentwicklung von Innovationssystemen ist die vorhandene Industriestruktur als eine wichtige Größe zu berücksichtigen. 3.4 Gruppierung nationaler Innovationssysteme In der wissenschaftlichen Literatur fehlen bisher Ansätze zur Gruppierung und Vergleichbarkeit von Innovationssystemen. Im folgenden wird deshalb ein Ansatz zur Gruppierung von nationalen Innovationssystemen entwickelt. Die Gruppierung erfolgt mit Fokus auf die Struktur des Wissens- und Technologiegewinnungssystems. Ziel der Gruppierung ist es eine Grundlage zu schaffen, um die Struktur des Teilsystems Forschung und Entwicklung im internationalen Vergleich darstellen und bewerten zu können; einen Rahmen zu setzen, auf dessen Basis die Wirkung verschiedener innovationspolitischer Instrumente zur Gestaltung der Innovationssysteme in ve r Vgl. für einen 4-Länder-Vergleich (Deutschland, Irland, Frankreich, Spanien) Mohnen 2000, S. 2ff. vgl. Legler, Beise 2000, S. 106ff.; Mohnen 2000 Vgl. Mohnen 2000

67 53 schiedenen Ländern verglichen werden kann; ein Modell zu entwickeln, innerhalb dessen gezeigt werden kann, wie die Instrumente des Wissens- und Technologietransfers in Gruppen von Innovationssystemen wirken können Gegenstand der Gruppierung Die Beschreibung einzelner Innovationssysteme ist in der Regel methodisch unproblematischer der Vergleich verschiedener Systeme birgt hingegen eine Reihe von Problemen in sich. Dadurch bedingt wird die Gruppierung von nationalen Innovationssystemen in ihrer Gesamtheit wird durch folgende Probleme erschwert: die Rahmenbedingungen und insbesondere die gewachsenen politischen Strukturen unterscheiden sich stark zwischen den verschiedenen Innovationssystemen; die Bildungssysteme der einzelnen Länder sind nur schwer vergleichbar; die Schwerpunkte der nationalen FuE-Aufwendungen unterscheiden sich insb. hinsichtlich der Aufwendungen für zivile FuE und verteidigungsbezogene FuE; die verschiedenen Innovationssysteme weisen unterschiedliche technische und wissenschaftliche Spezialisierungsmuster auf. Analysen von Innovationssystemen beinhalten daher meist auch nur Beschreibungen einzelner länderspezifischer Systeme, 130 wie bei BARTHOLOMEW, DIEZ, EDQUIST, FREEMANN, LUNDVALL und NELSON. 131 Diese Analysen orientieren sich aber nicht oder nur eingeschränkt am Innovationsprozess (insb. am Inventionsprozess). Vie l- mehr werden die an der Generierung neuen Wissens und neuer Technologien beteiligten Akteure betrachtet sowie die dafür bereitgestellten finanziellen und persone l Vgl. Lundvall 1999, S. 60ff. Vgl. Bartholomew 1997, Diez 2000; Edquist 1997; Freeman 1987; Lundvall 1995 Neslon 1993

68 54 len Mittel als FuE-Gesamtaufwendungen. Aufgrund des vergleichsweise hohen Abstraktionsniveaus solcher Betrachtungen fehlt eine differenzierte Untersuchung nach den eingesetzten Ressourcen bezüglich der FuE-Kategorien in der Regel. Für die vorzunehmende Gruppierung werden die folgenden Annahmen getroffen: Nationale Innovationssysteme folgen in ihrer Struktur dem in Kapitel vorgestellten Innovationsprozess. Als Ausgangspunkt wird dabei die Grundstruktur des Teilprozesses Forschung und Entwicklung gewählt. Dies bedeutet, daß im Mittelpunkt der Betrachtung die Frage steht für welche Zwecke die verfügbaren Ressourcen grundsätzlich eingesetzt werden, also die Verteilung der FuE-Aufwendungen auf die Grundlagenforschung, die angewandte Forschung und die Entwicklung. Die Wirksamkeit des Wissens- und Technologietransfers ist abhängig von der Struktur des Innovationssystems, d.h. welche Akteure miteinander wie verbunden sind. Diese Struktur wird über die Akteure des Wissens- und Technologiegewinnungssystems und deren Aufgaben innerhalb des Systems abgebildet. Dabei steht der Gedanke im Mittelpunkt die richtigen Akteure miteinander zu vernetzen, wobei insbesondere die Absorptionsfähigkeit der Wirtschaft eine große Rolle spielt. Schwierigkeiten bei einer derartigen Beschreibung und dem Vergleich von Innovationssystemen bereiten insbesondere die verfügbaren Informationen. Zum einen ve r- wenden nicht alle Länder die gleichen Definitionen, zum anderen werden in ma n- chen Ländern die Daten in der benötigten Struktur nicht erhoben oder nicht veröffentlicht. Durch die duale Rolle der Universitäten und Hochschulen ist eine klare Trennung des in der Lehre bzw. Forschung beschäftigten Personals meist nicht oder nur eingeschränkt möglich. Zwar sind die meisten Beschäftigten sowohl in der Lehre als auch in der Forschung tätig, jedoch mit teilweise stark unterschiedlicher Gewichtung der Teilaufgaben. Dies hat zur Folge, daß die unten beschriebene Klassifikation von Innovationssystemen sich nur auf 15 von 29 OECD-Ländern beziehen kann und somit einen explorativen Charakter trägt.

69 Indikatoren zur Gruppierung von Innovationssystemen Ressourcen- und zeitbezogene Indikatoren In der wissenschaftlichen Literatur gibt es bisher keine allgemein anerkannten Ansätze, Innovationssysteme quantitativ zu vergleichen. Gängige Ansätze beziehen sich auf die Ausstattung der Innovationssysteme mit FuE-Personal sowie die Ausgaben für FuE bzw. Innovationsaufwendungen von Unternehmen auf nationalem Niveau. 132 Für die Erfassung der differenzierten Wirkungen (Outputfaktoren) und des Aufwands (Inputfaktoren) sind verschiedene Indikatoren als Hilfsgrößen zu verwenden. Die Bildung von Effizienzkennziffern durch die Gegenüberstellung von Output zu Input-Größen (z. B. Patente pro FuE-Beschäftigten) ist generell möglich, besitzt jedoch aufgrund national schwer vergleichbarer Ausgangsdaten nur eine eingeschränkte Aussagefähigkeit. Zur Beschreibung von Innovationssystemen können hinsichtlich des Ressourcenbezuges Inputindikatoren für die Ausstattung mit Ressourcen, Outputindikatoren für die erreichten Innovationsleistungen sowie Prozessindikatoren zur Messung der Effizienz herangezogen werden. Weiterhin ist eine Unterscheidung der Indikatoren hinsichtlich des Zeitbezuges sinnvoll. Dabei werden vergangenheitsbezogene, gegenwartsbezogene, zukunftsorientierte sowie Lern Indikatoren unterschieden. Abbildung zeigt die Aussage der Indikatoren hinsichtlich des Zeitund des Ressourcenbezuges. Während vergangenheitsbezogene Indikatoren die Fähigkeit eines Innovationssystems in einem zurückliegenden abgeschlossenen Zeitraum beschreiben, bilden zukunftsbezogene Indikatoren die Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Leitungsfähigkeit der Innovationssystem ab. Die Indikatoren stellen kein hierarchisches System dar, sie können sowohl eine quantitative als auch eine qualitative Ausprägung haben. 132 Vgl. OECD 1998b, S. 63ff.; BMBF 2000c, S. 65ff.

70 56 Zeitbezug Ex post (Verganenheit) Echtzeit (Gegenwart) Ex ante (Zukunft) Lernend Innovations- Gegenwärtige Investitionen in die Weiterbildungs-, Input aufwendungen (insb. FuE- Aufwendungen) Innovationsaufwendungen (insb. FuE- Aufwendungen) Innovations- ( FuE-) infrastruktur (zukünftige Innovationen) Verbesserungsbezogene Aufwendungen Ressourcenbezug Prozeß Prozeßkriterien (Qualität des Innovationsprozesses) Prozeßkriterien (Qualität des Innovationsprozesses) Prozeßkriterien (Qualität des Innovationsprozesses) angewandte Methoden des Innovationsmanagements Organisation des Verbesserungsprozesses (etablierter Prozeß / angewendete Methoden) Output Wirkung der Innovation Generierte Inventionen / Innovationen Verbesserungsrate des Innovationsprozesses Erwartete Innovationsergebnisse Abbildung 3.4-1: grundlegende Indikatoren zur Beschreibung von Innovationssystemen Input- und Outputindikatoren Zu den Inputindikatoren gehören in erster Linie die Bruttoinlandsausgaben für FuE und damit verbunden die FuE-Intensität, gemessen als FuE-Aufwendungen in Prozent vom BIP. Weiterhin sind personelle Ressourcen, d.h. in FuE beschäftigtes Personal eine aussagekräftige Größe für die in die FuE investierten Ressourcen. Die nationalen FuE-Aufwendungen bzw. das insgesamt beschäftigte FuE-Personal als eigenständige Größen können keinen aussagekräftigen Erklärungsbeitrag zur Innovationsfähigkeit der Wirtschaft leisten. Dafür werden Angaben zu den Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung sowie des in der Wirtschaft beschäftigten FuE-Personals benötigt. Von Interesse ist weiterhin der Anteil in den Unternehmen selbst durchgeführter FuE im Verhältnis zu einerseits den gesamten Innovationsaufwendungen und anderseits zu den extern vergebenen FuE-Leistungen, staatlich finanzierten FuE-Ausgaben. Eine zunehmende Bedeutung erlangt das Volumen verfügbaren Risikokapitals.

71 57 Auf der Outputseite können Patente und andere Schutzrechte relativ einfach geme s- sen werden. Auch hier gilt, daß nicht die Gesamtzahl der Schutzrechte den größten Erklärungsbeitrag liefert, sondern vielmehr die Verteilung der Schutzrechte auf die einzelnen Akteure des Innovationssystems. Als Output des Wissens- und Technologiegewinnungssystems werden Wissenschaftspreise, insb. Nobelpreise zur Bewertung verwandt. Innovationen von Unternehmen werden über Umsatzzuwächse und Umsatzbeiträge von Neuprodukten, Kostenreduktion durch Prozessinnovationen, Exportanteile mit Innovationen (in Form von Produkt- und Prozessinnovationen) betrachtet. Die Leistungsfähigkeit eines nationalen Innovationssystems im Weltmaßstab kann anhand der technologischen Zahlungsbilanz sowie der relativen wissenschaftliche und technische Spezialisierungsprofile bestimmt werden Prozessbezogene Indikatoren zur Messung und Bewertung des Wissens und Technologietransfer in nationalen Innovationssystemen Die Messung der Verbindungen zwischen den Akteuren des Innovationssystems ist bis heute noch nicht sehr weit entwickelt. Diese Interaktionen erlangten erst in jüngster Vergangenheit eine Bedeutung in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion. Analysen der Verbindungen zwischen den Akteuren von Innovationssystemen können auf drei Ebenen vorgenommen werden. 133 Auf der Mikroebene stehen die internen Wissens- und Technologiepotentiale der Unternehmen und ihre Verbindungen mit Unternehmen sowie anderen (nicht am Markt teilnehmenden) Institutionen im Mittelpunkt. Analysen auf der Mesoebene werden in industriespezifische (branchenspezifische), regionale und funktionale Clusteranalysen unterschieden. Auf der Makroebene wird die gesamte Volkswirtschaft als Netzwerk von miteinander in Verbindung stehenden sektoralen Clustern (Makro-Clustering) sowie als Netzwerk von Institutionen (funktionale Analyse) und den Interaktionen zwischen den Institutionen beschrieben. 133 Vgl. OECD 1999a, S. 24

72 58 Das Resultat von Analysen auf der Makroebene sind länderspezifische Profile von Innovationssystemen. Diese Profile beinhalten Aussagen zu den wesentlichen politischen Entscheidungsträgern, dem verfügbaren forschungs- und technologiepolitischen Instrumentarium sowie der Finanzierung und Durchführung von FuE- Aktivitäten. 134 Ein direkter Vergleich der Innovationssysteme auf Basis dieser Profile gestaltet sich tatsächlich schwierig und stützt die These der Unvergleichbarkeit der Innovationsprofile aufgrund länderspezifischer Gegebenheiten. 135 Insbesondere können aufgrund solcher Profile keine klar abgrenzbaren Typen von Innovationssystemen oder Subsystemen definiert werden. Bisher wurden die Interaktionen zwischen den Akteuren von Innovationssystemen mit Kriterien gemessen, die aus der Evaluierung des Wissens- und Technologietransfers stammen. Solche Kriterien sind beispielsweise der Anteil von Drittmitteln am Gesamtbudget der Forschungseinrichtung, die Höhe von Lizenzeinnahmen öffentlicher Forschungseinrichtungen oder die Häufigkeit der Zitation wissenschaftlicher Quellen in Patenten. 136 Am weitesten verbreitet sind inzwischen Zitationsindices sowie die Zählung von Patenten, die Verweise auf wissenschaftliche Arbeiten enthalten. 137 Diese Indikatoren sind nur dann aussagekräftig, wenn sie im Vergleich zwischen Regionen oder Ländern dargestellt werden können Innovationsprofile sind zum Beispiel in OECD 1999a, S enthalten. Diese These wird beispielsweise von Kuhlmann vertreten. Vgl. Kuhlmann 1999, S. 13 Die Gültigkeit der Zählung von wissenschaftlichen Verweisen in Patentschriften als Indikator für eine direkte Wirkung der Grundlagenforschung auf "innovationsnähere" Aktivitäten ist nicht erwiesen. MEYER zeigt, daß wissenschaftliche Artikel nur selten die ursprüngliche Quelle einer Erfindung sind, vielmehr werden solche Ziationen benutzt, um den Patenten einen wissenschaftlicheren Anschein zu verleihen oder die Neuheit der Erfindung zu belegen. Vgl. Meyer 1998, S. 14ff.. Zur Problematik von Zitationsindices vgl. auch Kapitel

73 59 Tabelle 3.4-1: Typen und Verfügbarkeit von Indikatoren zur Messung und Bewe r- tung der Interaktion zwischen den Akteuren des Innovationssystems cific Configuration of ISRs 1 Intensity of ISRs Economic impact of ISRs Weight and orientation of the public research base Degree of intermediation and functions of intermediaries Absorptive capacity of the business sector Mainly qualitative Type and availability of indicator Fair Quantitative Mostly country spe- 2 3 Government incentives and programs Regulatory framework Financial flows between public and private research institutions Overall flows Business R&D contracted out to public research institutions Contract-based financing of public research organisations Labour mobility Other knowledge flows (e.g. joint publications, patents, co-operative R&D) Macro-indicators Specialisation and trade performance in research based industries Firm-level indicators Use and relevance of S&T infrastructure Structural indicators 2 (use) 3 Poor in most countries Spin-offs and other NTBFs Research-based clusters f innovation 1 industry-science relationships 2 At high level of aggregation 3 At lower levels of aggregation Quelle: OECD 1999c, S. 2

74 60 Tabelle gibt einen Überblick über die Typen und die Verfügbarkeit von Ind i- katoren zur Beschreibung der Verbindungen innerhalb des Innovationssystems. Eine Zusammenstellung möglicher Indikatoren zur Messung und Bewertung der Instrumente des Wissens- und Technologietransfers ist in Tabelle A 5.5-6, Tabelle A sowie Tabelle A enthalten Gruppierungsmerkmale für Innovationssysteme In den folgenden Ausführungen wird nur auf den Vergleich eindeutig messbarer und verfügbarer Indikatoren Bezug genommen. Die Leistungsfähigkeit der Innovationssysteme, gemessen an den entsprechenden Outputindikatoren, kann in der vorzunehmenden Gruppierung aufgrund bisher nur schwer verfügbarer und vor allem kaum vergleichbarer Daten nicht durchgeführt werden. Für die im folgenden vorzunehmende Gruppierung werden deshalb nur Input-Faktoren betrachtet. Tabelle stellt die möglichen verfügbaren Indikatoren zusammen. Die für das deutsche Innovationssystem verfügbaren Outputindikatoren werden in Kapitel 5.4 beha ndelt. Ausgehend von den absoluten Ausgaben für Forschung und Entwicklung ist das zentrale Element der Gruppierung die Beschreibung der Struktur des Wissens- und Technologiegewinnungssystems anhand der Verteilung der gesamten FuE-Ausgaben auf die entsprechenden FuE-Kategorien im nationalen Maßstab. 138 Um eine Vergleichbarkeit der Innovationssysteme zu erreichen, können nicht die absoluten Aufwendungen für die einzelnen FuE-Kategorien betrachtet werden, sondern nur der Anteil der FuE-Kategorien an den Gesamtaufwendungen. Die FuE-Intensität ist als zusätzliche Information zu betrachten. 138 Zur zugrundeliegenden Definition siehe Kapitel 2.3, insb. Abbildung 2.3-1

75 61 Tabelle 3.4-2: Input-orientierte Gruppierungsmerkmale und Ausprägungen von Innovationssystemen Gruppierungsmerkmal Ausprägung 1.1) Finanziell 1) FuE- FuE-Aufwendungen (gesamt und als FuE-Intensität) Aufwendungen 1.2) Personeltigten) FuE-Personal (gesamt und als Anteil FuE-Personal an gesamten Beschäf- Anteil von... an FuE-Gesamtausgaben 2) FuE-Kategorie Grundlagenforschung Angewandte Forschung Entwicklung 3.1) Finanzierung Anteil von... an FuE-Gesamtausgaben Vollständig öffentlich Teilweise öffentlich Privat finanzierte 3) Nationale FuE- (Mittelherkunft) finanziert finanziert Anteil von... an FuE-Gesamtausgaben Aktivitäteführung 3.2) Durch- Öffentliche Einrichtungederte Öffentlich teilgeför- Wirtschaft (Akteure) Einrichtungen FuE- Industrie Dienstleister Anteil von... an FuE-Gesamtausgaben 4) Einzelne Technologiefelder / Einzeltechnologien Informations- und Ko m- Biotechnologie etc. munikationstechnologien Anteil von... an den FuE-Ausgaben des jeweiligen Technologiegebietes Grundlagenforschung Angewandte Forschung Entwicklung Die Frage nach der Trägerschaft (d.h. der Finanzierung) der FuE-Aktivitäten und der mit der Durchführung betrauten Akteure ist erst als drittes Merkmal zu betrachten. Hier stellt sich die Frage, welche Akteure im Wissens- und Technologiegewinnungssystem die FuE-Arbeiten durchführen bzw. finanzieren, d.h. staatliche Akteure (öffentliche Forschungseinrichtungen) oder die Wirtschaft. Auf der 4. Ebene schließlich werden einzelne Technologiefelder hinsichtlich der für diese Gebiete aufgewandten Ressourcen in das entstehende Schema eingeordnet. Im nächsten Schritt müssten dann die FuE-Aufwendungen für das jeweilige Technologiegebiet weiter unterteilt werden in die für Grundlagenforschung, angewandte Forschung sowie Entwicklung in diesem Technologiegebiet aufgewandten Ressourcen.

76 62 Im Resultat können in einem ersten Schritt eine Reihe von Portfolios erstellt werden, die einen Überblick über das Wissens- und Technologiegewinnungssystem erlauben und letztlich auf nationaler aggregierter Ebene eine Aussage ermöglichen, welche Technologien sich in welchem Stadium des Technologielebenszyklus im nationalen Innovationssystem befinden. Damit verbunden ist in einem zweiten Schritt die Frage, in welchen Stufen dieses nationalen Innovationsprozesses welche Instrumente und Kanäle des Wissens- und Technologietransfer am besten wirksam sind und insbesondere welche Partner diese vorrangig nutzen sollten. Mit den bisher existierenden Daten ist nur eine grundsätzliche Strukturierung von Innovationssystemen aufgrund von Input-Daten möglich. Zur Validierung einer derart entwickelten Gruppierung fehlen bislang Daten aus einer hinreichend großen Anzahl von nationalen Innovationssystemen, die im wesentlichen die Wirkung von innovationspolitischen Maßnahmen quantifizieren können und die Leistungsfähigkeit der Innovationssysteme im ganzen widerspiegeln. 3.5 Gruppen von Innovationssystemen Wie bereits in den vorstehenden Kapiteln gezeigt beruht die Fähigkeit eines Innovationssystems Innovationen hervorzubringen wesentlich auf der Interaktion der Akteure in diesem System. Diese Interaktionen basieren auf der Struktur des zugrundeliegenden Systems. Das Innovationspotential eines Innovationssystems wird damit also stark durch die Verteilung der zur Verfügung stehenden FuE-Ressourcen auf die verschiedenen FuE-Kategorien bestimmt. Im folgenden soll eine Gruppierung von Innovationssystemen hinsichtlich der Ausgabenschwerpunkte sowie der Finanzierung und Durchführung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in einem Land vorgenommen werden.

77 Gruppen von Innovationssystemen hinsichtlich der Ausgabenschwerpunkte Die nachstehende Gruppierung folgt der Grundstruktur von Innovationsprozessen (vgl. Kapitel 2) mit der darin vorgestellten Unterteilung der FuE-Aktivitäten in Grundlagenforschung, angewandte Forschung sowie Entwicklungstätigkeiten. Diese 3 FuE-Kategorien entsprechen der OECD-Definition (Frascati Manual). Es wurden diejenigen Länder in einer Gruppe zusammengefasst, die ähnliche Strukturen in der Verteilung der FuE-Ausgaben aufweisen. Da keine allgemein anerkannte oder wissenschaftlich nachgewiesene optimale Struktur für die Verteilung der FuE- Gesamtausgaben auf die einzelnen FuE-Kategorien existiert, wurden die Kategorien explorativ anhand der verfügbaren Daten aus der OECD R&D database, Stand Mai 2000 gebildet. Tabelle zeigt die entstandenen Typen von Innovationssystemen und eine Zuordnung einzelner Länder zu den jeweiligen Gruppen. Hinsichtlich der Ausgabenschwerpunkte können 4 Typen nationaler Innovationssysteme unterschieden werden: Systeme, in denen die Entwicklung dominiert (Typ I), Systeme, die durch verhältnismäßig gleich große Anteile der FuE-Kategorien bestimmt sind (Typ II), Systeme, in denen die Grundlagenforschung dominiert (Typ III) sowie Systeme, in denen die angewandte Forschung dominiert (Typ IV). Die Schwierigkeit bei der Abgrenzung der verschiedenen Typen zeigen sich in Abbildung deutlich insbesondere zwischen Typ I und II für die Zuordnung Norwegens sowie für die Zuordnung Irlands zu Typ I.

78 64 Tabelle 3.5-1: Verteilung der FuE-Gesamtausgaben auf die FuE-Arten Typ I Grundlagenforschung 1 Angewandte Forschung 1 1 Entwicklung Öffentl. Anteil > > >50 40 >40 Japan X X X X 2,9 Irland X X 3 X X 1,4 Korea X X X X 2,9 USA X X X X 2,8 Tschech. Rep. X 4 X X X 1,2 Australien X X X X 1,7 FuE- Intensität 2 Ungarn X X 5 X X 0,7 Typ II Spanien X X X X 0,9 Norwegen X X X X 1,7 Typ III Typ IV Frankreich X X 6 X X 7 2,2 Mexiko X X X X 0,3 Polen X X 8 X X 0,8 Italien X X X X 1,1 Island X X X X 1,6 Portugal X X X X 0,7 1 Anteil an den Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (GERD) 2 Verhältnis der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (GERD) zum GDP 3 36% 4 18% 5 29% 6 29% 7 47% 8 26% Quelle: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung

79 65 Grundlagenforschung (% der FuE-Gesamtausgaben) Typ III Mexiko 2, 4 Polen 3, 5 Ungarn Australien 3 Spanien Frankreich Typ II Norwegen 4 USA 2 Tschechische Republik 6 Irland 1 Japan 3 Korea3 Typ I Typ IV Portugal 2 Island Italien 3 1) ) ) 1996 Entwicklung seit 1992; 4: 1993, 5: 1994, 6: 1996 Die Kreise gebend den Anteil FuE-Ausgaben für Entwicklungstätigkeiten 1997 (in % der Gesamtausgaben) an. Die Größe der Kreise ist proportional dem Ausgabenanteil mit 50% der Ausgaben = 1. Anteil der Ausgaben für Entwicklung an den gesamten FuE-Ausgaben: 30-40% 50-60% 40-50% 50 > 60% Angewandte Forschung (% der FuE-Gesamtausgaben) Abbildung 3.5-1: Typen von Innovationssystemen in Abhängigkeit von der Ve r- teilung der FuE-Gesamtausgaben Quelle: Daten: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung Innovationssysteme vom Typ I sind durch einen hohen Anteil der Entwicklung an den gesamten FuE-Aufwendungen gekennzeichnet. Weiterhin zeigt sich, daß in diesen Typ mit Ausnahme der Tschechischen Republik ausnahmslos hochindustrialisierte Länder fallen, die eine hohe FuE-Intensivität aufweisen und über eine breite Forschungsinfrastruktur verfügen. In Typ II-Ländern ist keine klare Konzentration auf eine bestimmte FuE-Kategorie festzustellen. Auch bei diesen Ländern handelt es sich um hochindustrielaisierte Länder, die im Durchschnitt aber weniger für FuE aufwenden als Typ I-Länder und in denen der Staat einen relativ großen Anteil der FuE-Aufwendungen bestreitet. 139 Mit Mexiko und Polen sind in Typ III zwei Länder vertreten, die zur Zeit im Prozeß des Auf- bzw. Umbaus der nationalen Wissens- und Technologiegewinnungssysteme 139 mit Ausnahme Frankreichs

80 66 befinden. Beide Länder forcieren momentan den Auf- und Ausbau der Forschungsinfrastruktur und legen dabei großes Gewicht auf die Förderung der Grundlagenfo r- schung. Die Ausgaben werden dabei zumeist vom Staat getragen, die FuE-Intensität ist insgesamt noch niedrig. Nationale Innovationssysteme vom Typ IV weisen eine höhere FuE-Intensität auf als Typ II-Länder, fokussieren jedoch mehr auf die Nutzung der in der Grundlagenforschung gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Im Mittelpunkt steht die angewandte Forschung, die Entwicklung hat wesentlich weniger Bedeutung in diesen Innovationssystemen. Tabelle zeigt die durchschnittliche Verteilung der gesamten FuE-Ausgaben der 4 Typen von Innovationssystemen sowie die Multiplikatoren zwischen den einzelnen FuE-Kategorien. Tabelle 3.5-2: durchschnittliche Verteilung des GERD auf die FuE-Kategorien in den einzelnen Typen von Innovationssystemen Durchschnitt (in % GERD) Multiplikator GF AF Entw. AF/GF ENTW/AF ENTW/GF Typ I 1 0,15 0,24 0,59 1,59 2,52 3,99 TYP II 0,23 0,34 0,41 1,47 1,22 1,77 Typ III 0,35 0,29 0,35 0,84 1,20 1,01 2 Typ IV 0,23 0,44 0,35 1,89 0,78 1,48 1 ohne Irland Rundungsfehler Lesebeispiel Multiplikator: In Innovationssystemen vom Typ I werden für jede ausgegebene Geldeinheit (GE)in der Grundlagenforschung 1,82 GE für die angewandte Forschung und für jede GE angewandte Forschung 2,22 GE Entwicklung aufgewendet. Bezogen auf das Verhältnis Entwicklung zu Grundlagenforschung werden für jede GE Grundlagenforschung 4,05 GE für die Entwicklung ausgegeben. Bei den Innovationssystemen vom Typ I ist eine kontinuierliche Steigerung des Ausgabenanteils von der Grundlagenforschung bis zur Entwicklung festzustellen, während bei den Typen II und IV eine Mindergewichtung des Anteils der Entwicklungsaktivitäten zu verzeichnen ist. Gleiches gilt für Typ II, wobei hier die angewandte Forschung gegenüber der Grundlagenforschung an Bedeutung verliert.

81 Öffentliche Ausgaben und Ausgaben der Wirtschaft für FuE Zusammenhang zwischen öffentlichen FuE-Ausgaben und FuE- Intensität Von Interesse ist weiterhin die Frage, wie die FuE-Ausgaben des Staates und der Wirtschaft auf die einzelnen FuE-Typen verteilt sind. Wie Abbildung zeigt, sinkt mit zunehmendem Anteil öffentlicher Finanzierung an den gesamten FuE- Ausgaben die Bereitschaft der Unternehmen selbst in FuE zu investieren. Länder mit überdurchschnittlichem Anteil öffentlicher Ausgaben weisen eine signifikant niedrigere FuE-Intensität für das gesamte Innovationssystem auf als Länder, in denen der Staat eine eher zurückhaltende Rolle spielt (vgl. Korrelationskoeffizienten in Tabelle 3.5-3). 3,0 Japan USA Korea 2,5 FuE-Intensität 2,0 1,5 1,0 Irland Norwegen Tschechische Republik Frankreich Italien Australien Spanien Ungarn Island Polen Portugal 0,5 Mexiko 0,0 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 Öffentlicher Anteil an den Gesamtausgaben für FuE (GERD) Abbildung 3.5-2: Zusammenhang zwischen FuE-Intensität und öffentlichem Anteil an den FuE-Ausgaben Quelle: Daten öffentlicher FuE-Ausgabenanteil: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung; Daten: FuE- Intensitäten: OECD 1999b, S. 121

82 68 Tabelle 3.5-3: Pearson zweiseitige Korrelation zwischen FuE-Intensität und staatlichem Anteil an den FuE-Ausgaben Korrelationskoeffizient Signifikanz (2-seitig) FuE-Intensität 1 Staatl. Anteil 2 FuE-Intensität 1-0,787 3 Staatl. Anteil -0, FuE-Intensität 1 0, Staatl. Anteil 0, FuE-Intensität N 4 Staatl. Anteil Kendall-Tau-b Spearman-Rho Korrelationskoeffizient Sig. (2-seitig) N Korrelationskoeffizient Sig. (2-seitig) FuE-Intensität 1-0,644 3 Staatl. Anteil -0, FuE-Intensität, 0, Staatl. Anteil 0,000014, FuE-Intensität Staatl. Anteil FuE-Intensität 1-0,782 3 Staatl. Anteil -0, FuE-Intensität, 0, Staatl. Anteil 0,000001, FuE-Intensität N Staatl. Anteil GERD in Prozent vom GDP 2 Anteil staatliche Ausgaben an GERD (in %); der Berechnung zugrunde liegt die Unterteilung des staatlichen Anteils in niedrig ( 30%), durchschnittlich (30%-40%), hoch (40%- 50%) sowie sehr hoch (>50%) 3 Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 signifikant (2-seitig) 4 Datenbasis: 28 OECD-Länder Quelle: Daten: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung Von den 7 größten Industrienationen der Welt (G 7) sind 5 (USA, Japan, Deutschland, Kanada und Großbritannien) in den Gruppen mit niedrigem bzw. durchschnittlichem staatlichen Anteil vertreten und weisen 4 (USA, Japan, Deutschland und Frankreich) einen FuE-Intensität von über 2% GERD vom BIP aus. Die durchschnittliche FuE-Intensität unterscheidet sich zwischen den einzelnen Gruppen sehr

83 69 stark. Für Länder mit niedrigem staatlichen Anteil liegt sie bei 2,59%, 140 mit durchschnittlichem Anteil bei 1,98%, mit hohem Anteil bei 1,70% und mit sehr hohem Anteil bei 0,76% GERD vom GDP Öffentliche FuE-Ausgaben und FuE-Ausgaben der Wirtschaft bezogen auf die FuE-Kategorien Die staatliche Finanzierung ist als Grundfinanzierung zu betrachten, die durch die eigenen FuE-Tätigkeiten der Unternehmen und privaten Forschungseinrichtungen ergänzt wird. Mit zunehmendem öffentlichen Anteil an der Finanzierung nimmt die Gesamt-FuE-Intensität ab. Die Relationen von öffentlichen Ausgaben zu privat finanzierten FuE-Aktivitäten bleiben zumindest kurz- bis mittelfristig relativ konstant, wie in Tabelle dargestellt. Bei allen Typen - insb. aber Typ IV - ist eine Umorientierung der öffentlichen FuE- Ausgaben weg von Entwicklungsaktivitäten hin zu einer stärkeren Betonung der Grundlagenforschung zu beobachten. In den Ländern vom Typ III (Polen und Mexiko) ging der öffentliche Anteil am stärksten zurück, insbesondere im Bereich der angewandten Forschung. 141 Für die einzelnen nationalen Innovationssysteme in der Untersuchung ist in Abbildung die Verteilung der Ausgaben für Grundlagenforschung, in Abbildung für angewandte Forschung und in Abbildung für Entwicklung dargestellt wird Schweden mit einer überdurchschnittlich hohen FuE-Intensität aus der Betrachtung ausgeklammert, ergibt sich immer noch eine FuE-Intensität von 2,38% für Länder mit niedrigem öffentlichem Ausgabenanteil. Sowohl Mexiko (Wirtschaftskrise) als auch Polen (Transformation) hatten in den 90 er Jahren erhebliche wirtschaftliche Probleme. Diese sind wohl in großem Maße dafür verantwortlich, daß die Wirtschaft wieder selbst mehr für FuE ausgeben mußte.

84 70 Tabelle 3.5-4: Entwicklung der Anteile der öffentlichen Ausgaben für die FuE- Arten zwischen 1992 und 1998 Typ I Typ II Typ III Typ IV Öffentliche Ausgabenanteil 1 GERD Grundlagenforschung Angewandte Forschung Entwicklung ,64% 68,96% 36,71% 13,99% ,57% 72,71% 38,27% 12,96% 3 0,93% 3,75% 1,57% -1,03% ,93% 89,61% 52,86% 18,32% ,82% 89,19% 54,04% 16,76% -0,11-0,42% 1,18% -1,57% ,07% 88,15% 77,44% 42,66% ,98% 87,64% 63,01% 36,28% -7,17% -0,51% -14,44% -6,38% ,16 93,48% 76,94% 54,54% ,45% 95,10% 71,34% 43,40% 0,29% 1,62% -5,59% -11,14% 1 staatliche Ausgaben + Universitäten 2 oder letztes Jahr verfügbar 3 in Prozent von GERD Quelle: Daten: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung Es zeigt sich, daß in Innovationssystemen vom Typ I die Wirtschaft einen großen Anteil der Grundlagenforschungsausgaben selbst trägt (Anteil >30%) während in den anderen Systemen der Anteil unter 20% 142 liegt. Für den Wissens- und Technologietransfer folgt daraus, daß gerade in diesen Ländern die Stärkung der direkten Verbindungen zwischen öffentlichen Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft eine große Bedeutung erlangt. Zum einen verfügt die Wirtschaft in diesen Systemen über ausreichende eigene Kapazitäten, um die Grundlagenforschungsergebnisse aufnehmen zu können (absorptive Kapazität) gleichermaßen dürfte aber das Problembewusstsein um die "Natur" der Grundlagenforschung besser ausgeprägt sein, als in den anderen 3 Typen. 142 Ausnahme Portugal

85 71 Wirtschaft + private non-profit Institute (in %) Japan 3 Irland 1 Korea 3 USA 2 Grundlagenforschung Portugal 2 Australien Frankreich Spanien Norwegen 4 1) ) ) 1996 Island Tschechische Republik Universitäten + Staatliche Einrichtungen (in%) Italien 3 Polen 3, 5 Ungarn Mexiko 2, 4 Entwicklung seit 1992; 4: 1993, 5: 1994, 6: ; Mexiko Staat 97%, Wirtschaft 3% Anteil Universitäten an staatlichen Ausgaben 30-50% 70-80% 50-70% > 80% Abbildung 3.5-3: Anteil der öffentlichen Ausgaben und Ausgaben der Wirtschaft an den Gesamtausgaben für Grundlagenforschung Quelle: Daten: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung Die Wirtschaft verfügt in Innovationssystemen des Typs I über einen eigenen durchgängigen FuE-Prozess, der Fragen der Grundlagenforschung nicht explizit dem Staat überlässt. Konsequenterweise steigt der privat finanzierte Anteil in der angewandten Forschung sowie in der Entwicklung weiter an. In Typ II fehlt die Involvierung der Wirtschaft in die Grundlagenforschung größtenteils. In den Bereichen der angewandten Forschung und der Entwicklung führt die Wirtschaft den Großteil der Forschungsarbeiten durch.

86 72 Wirtschaft + private non-profit Institute (in %) Japan 3 USA 2 Korea 3 Frankreich Tschechische Republik 6 Italien 3 Irland 1 Angewandte Forschung Norwegen 4 Spanien Portugal 2 Island Australien 3 Ungarn Polen 3, 5 Mexiko 2, 4, 7 1) ) ) 1996 Entwicklung seit 1992; 4: 1993, 5: 1994, 6: ; Mexiko Staat 94%, Wirtschaft 6% Anteil Universitäten an staatlichen Ausgaben < 30% 50-60% 30-50% > 60% Universitäten + Staatliche Einrichtungen (in%) Abbildung 3.5-4: Anteil der öffentlichen Ausgaben und Ausgaben der Wirtschaft an den Gesamtausgaben für angewandte Forschung Quelle: Daten: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung Das Beispiel der Entwicklung der Ausgabenstruktur der industriellen FuE-Mittel in den USA (vgl. Abbildung 3.5-6) zeigt, daß sich die Relationen zwischen Ausgaben für Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklung auch über einen längeren Zeitraum hinweg nur langsam und vergleichsweise gering verändern.

87 73 Wirtschaft + private non-profit Institute (in %) 90 Japan 3 Tschechische Republik 6 Frankreich Australien 3 USA 2 Italien 3 Korea 3 Norwegen 4 Irland 1 80 Ungarn Spanien 70 Polen 3, Island Entwicklung Portugal 2 Mexiko 2, 4, 7 1) ) ) ) ) Underestimated 1: 1993, 2: 1995, 3: 1996 Entwicklung seit 1992; 4: 1993, 5: 1994, 6: ; Mexiko Staat 77%, Wirtschaft 23% < 30% 50-60% 30-50% > 60% Universitäten + Staatliche Einrichtungen (in%) Abbildung 3.5-5: Anteil der öffentlichen Ausgaben und Ausgaben der Wirtschaft an den Gesamtausgaben für Entwicklung Quelle: Daten: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung Festzustellen ist ein Trend hin zu einer stärkeren Gewichtung der Grundlagenfo r- schung, welche zu Beginn der 90er Jahre im wesentlichen zu Lasten der Entwicklungsausgaben ging, im Laufe der 90er Jahre aber dann gleichmäßig durch Kürzungen in den industriellen Budgets für angewandte Forschung und Entwicklungsausgaben getragen wurde.

88 74 In % Entwicklung , Angewandte Forschung Grundlagenforschung Abbildung 3.5-6: Struktur der industriellen FuE-Ausgaben der USA hinsichtlich Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Entwicklung Quelle: National Science Foundation Gruppen von Innovationssystemen hinsichtlich der Durchführung der FuE Ein weiteres Merkmal von Innovationssystemen ist die Struktur der FuE-Ausgaben hinsichtlich der in die Durchführung der FuE-Aktivitäten involvierten Akteure. Abbildung zeigt eine Gegenüberstellung des Anteils öffentlich finanzierter Forschungseinrichtungen an den gesamten FuE-Ausgaben sowie den Anteil der Universitäten an den öffentlichen FuE-Ausgaben.

89 75 Share of PFOs in R&D performance (%) Evolution since 1991 Italy Iceland New Zealand 4) Poland Mexico 4) Greece 4) Portugal 4) Turkey 4) Share of PFOs in R&D performance (%) France Germany Japan 4),5) United Kingdom 4) Canada United States Czech Rep. Hungary Korea 4) Australia 3) Denmark Netherlands 4) Finland Spain Norway 4) Ireland 4) Austria 1) Belgium 2) Sweden 4) Switzerland 3) Share of universities in PFOs' R&D performance (%) * Non-business R&D performers, excluding non-profit private organizations Share of universities in PFOs' R&D performance (%) Note: Circles are proportionate to countries relative R&D intensity (total R&D expenditures as % of GDP), with a maximum for Sweden (3.8%) and a minimum for Mexico (0.3%) 1) ) ) ) ) Underestimated 0 95 Abbildung 3.5-7: Anteil öffentlich finanzierter Forschungseinrichtungen (public funded research organisations - PFOs) an den gesamten nationalen Ausgaben für FuE Quelle: OECD 2000f, S. 15 Dabei zeigt sich für alle Länder im linken Teil der Abbildung eine Zunahme des Anteils der Universitäten an den FuE-Aktivitäten des öffentlichen Sektors (untere Achse) und gleichzeitig ein uneinheitliches Bild bei der Entwicklung des Anteils der öffentlichen Forschungseinrichtungen an den gesamten FuE-Aufwendungen. Der Anteil der öffentlichen Forschungseinrichtungen an den gesamten FuE- Aufwendungen der verschiedenen Innovationssysteme ist in Tabelle dargestellt. In der Tabelle ebenfalls enthalten ist der Anteil der Universitäten an diesen FuE-Aufwendungen.

90 76 Tabelle 3.5-5: Klassifizierung nationaler Innovationssysteme anhand der Merkmale öffentlicher FuE-Ausgabenanteil und FuE-Institutionen Öffentlicher Anteil an den FuE-Ausgaben Sehr hoch (>50%) Anteil Universitäten an öffentlichen FuE-Ausgaben >60% 45%-60% <45% Universitätsbasiert Differenzierte Systeme Institutsbasiert Griechenland (0,5), Türkei (0,5) TYP III Hoch (40%-50%) Österreich (1,6), Durchschnittlich (30%-40%) Niedrig (<30%) Spanien (0,9) Irland (1,4), Kanada (1,6), Großbritannien (1,9) Belgien (1,6), Japan (2,9), Schweden (3,9), Schweiz (2,7), USA (2,8) Italien 1 (1,1), Neuseeland (1,0), Portugal (0,7), Polen (0,8), Mexiko (0,3) Australien (1,7), Frankreich (2,2), Niederlande (2,1), Norwegen (1,7) Dänemark (2,1), Finnland (2,9), Deutschland (2,3) TYP I Island (1,6) TYP IV Ungarn (0,7), TYP II Tschechische Republik (1,2) Korea (2,9) 1 staatlicher Anteil: Italien: 46% In Klammern sind die FuE-Intensitäten der Länder angegeben (1998 oder letztes verfügbares Jahr). Die FuE-Intensität bestimmt sich als der Anteil der FuE-Ausgaben am BIP. Die in Kapitel beschrieben Typen von Innovationssystemen sind mit Hilfe der Schattierungen angegeben. Quelle: Daten öffentlicher FuE-Ausgabenanteil: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung; Daten FuE- Intensitäten: OECD 1999b, S. 121 Demnach können verschiedenen Wissens- und Technologiegewinnungssysteme in drei Gruppen hinsichtlich der Durchführung der öffentlich finanzierten FuE unterschieden werden in: universitätsbasierte, differenzierte Systeme sowie institutsbasierte (außeruniversitäre Forschungseinrichtungen).

91 77 In universitätsbasierten Systemen findet der Großteil der öffentlich finanzierten FuE in den Universitäten statt. Der Vorteil liegt dabei in der engen Verzahnung der Forschung mit der Lehre an Universitäten, so dass in diesen Ländern die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse relativ schnell direkt in die Ausbildung einfließen können. Die Mehrzahl der in der Untersuchung eingeschlossenen Länder verfügt konsequenterweise auch über ein universitätsbasiertes System. Differenzierte Systeme, in denen die Anteile von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen beinahe das gleiche Gewicht haben sind ebenfalls relativ häufig zu beobachten. In institutsbasierten Systemen wird der Großteil der öffentlich finanzierten Forschung in außeruniversitären Forschungseinrichtungen durchgeführt. Eine Aussage darüber, in welchem Maße diese außeruniversitären Forschungseinrichtungen an Universitäten angebunden sind und die Ausbildung mit der Forschung vernetzt ist, ist im Rahmen dieser Analyse nicht möglich. 143 Die in Kapitel beschriebenen Typen von Innovationssystemen finden sich in dieser Darstellung nicht wieder. In Innovationssystemen vom Typ I und II treten alle drei Ausprägungen des öffentlichen Wissens- und Technologiegewinnungssystems auf, Typ III sind vornehmlich universitätsbasierte Systeme, Typ IV institutsbasierte, beide Typen existieren aber auch als differenzierte Systeme Ansatzpunkte für den Wissens- und Technologietransfer in verschiedenen Gruppen von Innovationssystemen Die vorstehende Gruppierung von Innovationssystemen soll ein Hilfsmittel sein, um die Gestaltungsmöglichkeiten der Innovationspolitik insb. hinsichtlich des Wissensund Technologietransfers darzustellen. Dabei können sich folgenden Schlussfolgerungen gezogen werden: 143 Für Island fehlt bisher ein entsprechendes Profil des Innovationssystems, die Tschechische Republik, Ungarn und auch Korea befinden sich zur Zeit noch in strukturellen Wandlungsprozessen, so daß keine gesicherte Aussage über diese Systeme getroffen werden kann.

92 78 Die Aufgaben des Wissens- und Technologietransfers variieren zwischen den verschiedenen Typen von Innovationssystemen. Bei den Typen II, III und IV steht grundsätzlich die Erhöhung des Anteils der Wirtschaft an den Gesamtausgaben für FuE im Mittelpunkt der Überlegungen. Allerdings sollte eine Erhöhung dieses Anteils nicht durch eine Verringerung der öffentlichen Ausgaben erreicht werden, dies würde zum Sinken der (ohnehin im Durchschnitt schon niedrigen) FuE-Intensität führen. In den Gruppen von Innovationssystemen haben die Unternehmen unterschiedlich hoch ausgeprägte Absorptionskapazitäten. Dies drückt sich aus in den Aufwendungen der Wirtschaft im Verhältnis zur öffentlich finanzierten FuE. Der Förderung des Wissens- und Technologietransfer in solchen Systemen muß der Aufbau der entsprechenden absorptiven Kapazitäten in den Unternehmen vorausgehen. Insbesondere in Systemen vom Typ II und IV ist die Wirtschaft zu stark von der öffentlich finanzierten FuE in der Entwicklung und auch in der angewandten Forschung abhängig. Bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Unterstützung des Wissens- und Technologietransfers ist auf die Verknüpfung der relevanten Akteure zu achten. Erfolgreicher Wissens- und Technologietransfer muß entlang des Innovationsprozesses erfolgen, die Instrumente des Wissens-. und Technologietransfers verknüpfen die Phasen des Innovationsprozesses und die in diesen Phasen involvierten Akteure miteinander. Mit diesen Instrumenten kann aber keine Phase des Innovationsprozesses übersprungen werden. Eine zunehmende Bedeutung erlangen die Wechselwirkungen zwischen den Instrumenten der Forschungs- und Technologiepolitik und der Struktur des Teilsystems Forschung und Entwicklung. Einerseits bedingt das vorhandene Wissens- und Technologiegewinnungssystem die Gestaltung von innovationspolitischen Maßnahmen, insb. hinsichtlich technologischer Schwerpunkte. Andererseits kann der verstärkte Einsatz von Förderinstrumenten über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum auch dazu führen, daß Forschungseinrichtungen ihren Arbeitsschwerpunkt innerhalb der FuE-Kategorien (vgl. Kapitel 2.3) verlassen und ein neues Profil und neue Aufgaben im Wissens- und Technologiegewinnungssystem annehmen.

93 79 Das Grundverständnis von Innovationen im Sinne eines Prozessergebnisses hat die Politik in den letzten Jahren geprägt. Auf europäischer Ebene hat sich die Innovationspolitik von den traditionellen "technologischen Push" und "Market-Pull"-Konzepten hin zu einem vernetzten Verständnis entwickelt. Dabei rücken - dem Innovationsprozess der "Fünften Generation" folgend - Politikansätze in den Vordergrund, die die Integration der Akteure nationaler Innovationssysteme, flexible Verantwortung, und somit den Aufbau und die Weiterentwicklung von Netzwerken zwischen und mit Organisationen in den Mittelpunkt politischen Handelns stellen. Generell bewegte sich der Schwerpunkt der Innovationspolitik weg von reinen FuE-Subventionen hin zu einer verstärkten Betonung der Technologieeinführung und die Applikation von (Innovationsmanagement) Managementtechniken. Die große Zahl der verschiedenen im Innovationssystem wirkenden Akteure, deren Vernetzung untereinander und die Vielfalt der innerhalb eines nationalen Innovationssystems bestehenden regionalen und lokalen Subsysteme bedingen eine hohe Komplexität des Gesamtsystems. Die Wirkung von Veränderungen in einzelnen Teilbereichen des Innovationssystems können aufgrund dieser Komplexität meist nur schwer abgeschätzt werden. Dementsprechend erweist sich die Gestaltung von Innovationssystemen meist als ein schwieriger und langfristiger Prozeß. Die Grundlagenforschung ist in allen Systemen langfristig die Voraussetzung für weitere Forschungsarbeiten. Mit der Zunahme des verfügbaren Wissens spielt die Dokumentation dieses Wissens in allen Typen von Innovationssystemen eine entscheidende Rolle. Maßnahmen zu Verbesserung der Informationsinfrastruktur beinhalten insbesondere die Identifikation und Gestaltung der von internetbasierten Informationskanälen über die existierenden Ziele und Instrumente der Innovationspolitik und der Potentiale der öffentlichen Forschungsinfrastruktur. Die Innovationspolitik hat eine ausreichende Anzahl von Instrumenten zur Technologieentwicklung entwickelt. Instrumente zur Unterstützung der Technologieeinführung und diffusion, insbesondere zur Adoption von für die Unternehmen neuen Technologien, sind bisher noch nicht ausreichend entwickelt.

94 80 Solche Instrumente stellen stark auf die innovativen Kapazitäten der Unternehmen, ab die es gezielt weiterzuentwickeln gilt. 144 Instrumente dieser Art zielen verstärkt auf die weichen Faktoren des Innovationsmanagements in den Unternehmen (insbesondere Innovationskultur in den Unternehmen), weniger auf die eigentliche Entwicklung von Technologien oder Produkten. In jüngster Zeit wird nicht nur in Deutschland eine Verknappung von hochqualifiziertem Humankapital diskutiert. Innovationspolitische Maßnahmen zur Förderung des Humankapitals beziehen sich einerseits auf eine Verbesserung der Ausbildung (beginnend bei der Primärausbildung bis hin zur Tertiärausbildung) aber auch in vermehrtem Maße auf Weiterbildungsangebote für Unternehmen in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen. 144 Vgl. dazu Brown, Cobbenhagen, Meißner 2000

95 81 4 Wissens- und Technologietransfer Neben der ordnungspolitisch induzierten Gestaltung innovationsfördernder Rahmenbedingungen kommt dem Wissens- und Technologietransfer die größte Bedeutung bei der Zusammenführung der Akteure des nationalen Innovationssystems zu. Mit Instrumenten des Wissens- und Technologietransfers können die einzelnen Akteure verknüpft werden, während gleichzeitig jeder Akteur sein spezifisches Profil beibehält. Wie bereits in den vorstehenden Kapiteln gezeigt, kann der Wissens- und Technologietransfer die Innovationsfähigkeit von Unternehmen verbessern. Dafür müssen aber nicht nur auf Seiten des Technologieproduzenten die entsprechenden Voraussetzungen und Anreize geschaffen werden, sondern auch die Technologienehmer müssen mit den Instrumenten des Wissens- und Technologietransfers vertraut sein und diese in das Innovations- und Technologiemanagement integrieren. Im folgenden Kapitel wird der Wissens- und Technologietransfer in das Innovationsund Technologiemanagement sowie den Innovationsprozess eingeordnet, es werden die Instrumente und Objekte des Transfers vorgestellt und der Zusammenhang zw i- schen den zu transferierenden Objekten und den dafür nutzbaren Instrumenten abgeleitet. 4.1 Rolle des Wissens- und Technologietransfers im Innovationsmanagement Um die Potentiale und Möglichkeiten des Wissens- und Technologietransfers effektiv und effizient nutzen zu können, muß der Transfer in das Innovations- und Technologiemanagement der Unternehmen integriert und als Bestandteil des Innovationsprozesses betrachtet werden Zur Abgrenzung von Innovationsmanagement und Technologiemanagement siehe Kapitel

96 82 Aus den definitorischen Überlegungen wird deutlich, daß der Wissens- und Technologietransfer sowohl eine breite Vielfalt von Transferobjekten 146 beinhaltet als auch in vielgestaltigen Formen 147 auftritt. Wissens- und Technologietransfer ist ein komplexes System, das durch eine große Anzahl verschiedener Definitionen, Formen, Barrieren und Instrumente gekennzeichnet ist. In der Literatur existieren verschiedene Ansätze, dieses komplexe System als einen eigenständigen Wissens- und Technologietransferprozess darzustellen Die Abbildung des Wissens- und Technologietransfers als Prozeß lehnt sich zum einen stark an bekannte Modelle des Innovationsprozesses an, zum anderen impliziert die Prozessdarstellung aber, daß der Wissens- und Technologietransfer ein vom Innovationsprozess unabhängiges eigenständiges sowie regel- und beeinflussbares Konstrukt sei. 152 Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, daß Wissens- und Technologietransfer ein integraler Bestandteil des Innovationsprozesses ist, der innerhalb des Vgl. dazu im Detail Kapitel 4.3 Vgl. dazu Kapitel 4.5, Transferinstrumente Vgl. dazu insbesondere Staudt 1986, S. 242 f. Im weitesten Sinne kann Wissens- und Technologietransfer als der Oberbegriff für alle Quellen des externen Erwerbs technologischen Wissens betrachtet werden. Vgl. Reinhard, Schmalholz 1996, S.6 ff. Vgl. dazu Bar-Zakay 1971, S. 3ff.; Bessant, Rush 1995, S. 98; Corsten 1982, S. 193ff.; Geschka 1996, Sp. 2017ff.; Hellmig 1977, S. 440ff.; Kern 1973, S. 87; Kern, Schröder 1977, S. 299ff.; Stechhan 1988, S. 61f Die beschriebenen Prozesse beinhalten im wesentlichen Such-, Übertragungs- und Nutzungsphasen, wobei die genaue Einteilung der Phasen zwischen den Modellen variiert. Machen Autoren verwenden 3-Phasen-Modelle (Kern, Hellmig), andere 5 Phasen (Geschka) oder 6 Phasen (Bessant, Rush). Gerade in der politischen Diskussion wird der Wissens- und Technologietransfer immer wieder als ein eigenständiges Konstrukt verstanden, welches mit von staatlicher Seite beeinflußbar und regelbar ist. Dies führte in der Vergangenheit zu einer massiven Förderung von Technologietransfereinrichtungen, die insbesondere die Inventionen der öffentlichen Forschungseinrichtungen kommerziell verwerten sollten. Der Wissens- und Technologietransfer ist jedoch gerade für die öffentlichen Forschungseinrichtungen ein Bestandteil des Innovationsmanagements. In diesem Sinne bedarf es keiner zusätzlichen Konzepte und Förderprogramme, um auf der Ebene des gesamten Innovationssystems einen effektiven und effizienten Wissens- und Technologietransfer zu erreichen, sondern einer Veränderung des Managements der jeweiligen Forschungseinrichtungen sowie einer klaren Definition, Zuweisung und Trennung der Aufgaben der Akteure des Innovationssystems, d.h. der am Innovationsprozeß beteiligten Akteure.

97 83 Innovationsprozesses bestimmte Aufgaben erfüllt, aber keinen eigenständigen Teilprozess des Innovationsprozesses darstellt. Damit erscheint es wenig zweckmäßig, einen allgemein gültigen Transferprozess als solchen zu konstruieren, vielmehr sollten die Wirkungen der Instrumente des Wissens- und Technologietransfers auf die Akteure des Innovationssystems beschrieben werden. Die wirtschaftswissenschaftliche Forschung hat in den letzten 50 Jahren eine neue Sichtweise auf den Ablauf des Innovationsprozesses entwickelt, wie Tabelle zeigt. 153 Tabelle 4.1-1: Entwicklung des Verständnisses von Innovationsproze ssen Dominierender Innovationsprozess Autor Jahr Besonderheit 1.Generation Technology push Ende 60er linearer Prozeß 2.Generation Market (Need) pull 3.Generation Coupling model Interactive model Integrated model 4.Generation Insb. "Chainlinked" Model" Myers / Marquis 154 Mowery / Rosenberg 155 Rothwell / Zegveld Generation Networking-model Rothwell 158 Ende 60-er - Mitte 70-er Ende 70-er - Anfang 80-er Kline / Rosenberg Beginn 90-ziger FuE die auf Kundenwünsche reagiert Interaktion verschiedener Funktionen Interaktion mit Fo r- schungseinrichtungen / Markt Paralleler Prozeß Feedback-Schleifen; Systemintegration und Netzwerke (SIN) Quelle: In Anlehnung an Camodall'Orto; Ghiglione 1997, S. XXI und Rothwell 1992, S Eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Innovationsprozesse findet sich in Camodall'Orto; Ghiglione 1997, S. XV-XXII; Dodgson 2000, S. 2ff.; Rothwell 1992, S Vgl. Myers, Marquis 1969 Vgl. Mowery, Rosenberg 1978 Vgl. Rothwell, Zegveld 1985 Vgl. Kline, Rosenberg 1986 Vgl. Rothwell 1992

98 84 Zum einen veränderte sich die Bedeutung der Quellen (Auslöser) von Innovationen, zum anderen wurden die verschiedenen Phasen des Innovationsprozesses neu definiert. Ein weiteres Merkmal ist die Abkehr vom Verständnis des Innovationsprozesses als die lineare Abfolge verschiedener Phasen hin zur integrierten Betrachtung des Prozesses. Dies bedeutet, daß die einzelnen Phasen sich zum Teil überlappen und das es zwischen den einzelnen Phasen ebenso rückwärts gerichtete Schleifen ( feedbackloops ) gibt. Im Hinblick auf den Wissens- und Technologietransfer unterstreichen interaktive Modelle, dass sich Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklung wechselseitig befruchten und nicht sequentiell, sonder parallel verlaufen. 159 Allen Ansätzen gemein ist die Unterscheidung der Entstehungs- von der Marktphase. Der eigentliche Innovationsprozess ist mit der ersten wirtschaftlichen An- bzw. Verwendung und dem damit verbundenen Übergang vom Entstehungszyklus eines Produktes oder Verfahrens in seinen Marktzyklus abgeschlossen. Der Marktzyklus einer Innovation kann in die Diffusion und die Adoption einer Innovation unterteilt werden. Unter Diffusion wird zum einen die frühzeitige Kommunikation einer Innovation verstanden 160 gefolgt von physischer Verbreitung der Innovation am Markt. 161 Diffusion umfasst dabei sowohl die Verbreitung einer Innovation im geographischen Sinne als auch innerhalb bestimmter Industrien oder Märkte. 162 Adoption ist die Annahme der Innovation durch den Anwender, also die tatsächlich Nutzung. 163 Diese ist jedoch nicht gleichzusetzen mit der breiten und dauerhaften Anwendung einer Innovation, vielmehr können Anwender aufgrund nicht erfüllter Erwartungen, subsidiärer Technologie oder anderer Gründe von einer weiteren Nutzung der Technologie abse Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 8 so bei Rogers 1995, S. 5 so bei Brockhoff 1994, S. 28 Vgl. OECD / Eurostat 1997, S. 18f. Vgl. Rogers 1995, S. 21

99 85 hen. Im weiteren soll der Entstehungszyklus einer Innovation im Mittelpunkt der Darstellungen stehen. Mitte des 20. Jahrhunderts dominierte noch die Auffassung, daß Innovationen ausschließlich auf technologische Durchbrüche zurückzuführen sind, die automatisch eine Nachfrage generieren (technology push Ansatz). Wesentliches Merkmal dieser Modelle der 1. Generation ist die unterstellte lineare Abfolge einzelner Prozessstufen von der Forschung bis hin zur Markteinführung. MYERS und MARQUIS öffneten Ende der 60ziger Jahre die "technology push"- Sichtweise für marktrelevante Aspekte (2. Generation). Ihrer Argumentation nach entstehen Innovationen durch FuE-Aktivitäten, die auf die Befriedigung von Kundenbedürfnissen zielen (market pull Ansatz). 164 In der Folge beschrieben MOWERY und ROSENBERG 1978 erstmalig die Bedeutung von Interaktionen der am Innovationsprozess beteiligten Unternehmensfunktionen, ROTHWELL und ZEGVELD erweiterten wenig später den traditionellen linearen Ansatz um Verbindungen zwischen Unternehmen mit externen Forschungseinrichtungen und dem Markt (3. Generation). 165 Das "Chain-linked" Modell von KLINE und ROSENBERG (4. Generation) betrachtet den Innovationsprozess als einen prinzipiell parallelen Prozeß, in welchem die beteiligten (Unternehmens-) Funktionen durch zahlreiche rückwärts gerichtete Schleifen (Feedback-loops) verbunden sind. 166 Zusätzlich führen sie Interaktionen des innerbetrieblichen Innovationsgeschehens mit dem externen Forschungs-/ Wissenschaftssystem auf allen Stufen des Prozesses ein. Dabei unterscheiden sie jedoch zwischen direkten externen Forschungsleistungen und der allgemein (öffentlich) verfügbaren Wissensbasis. Die beiden Autoren gelangen zu der Erkenntnis, daß zwischen Wissenschaft und Technologie eine gegenseitige Abhängigkeit und Beeinflussbarkeit besteht. So ist in erster Linie die Wissenschaft Basis neuer Technologien, gleichzei Myers / Marquis 1969 Mowery / Rosenberg 1978 Kline / Rosenberg 1986

100 86 tig ermöglichen technologische Durchbrüche die Erschließung neue Wissenschaftsgebiete. 167 Der Innovationsprozess der "5. Generation" baut auf dem "chain-linked" Modell von Kline/Rosenberg auf und fügt eine strategische Komponente der Integration von kooperierenden Unternehmen, die zunehmende Bedeutung von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Nutzung von Expertensystemen und - netzwerken hinzu. 168 Innovationen werden nicht mehr "nur" als Prozeß gesehen, an dem verschiedene Funktionen beteiligt sind. Vielmehr wird der Prozeß durch die Beteiligung einer Reihe verschiedener Institutionen erklärt. Dabei sind kooperierende Unternehmen (einschließlich Zulieferer) und Kunden mit unterschiedlicher Intensität kontinuierlich in die verschiedenen Phasen des Gesamtprozesses eingebunden sind, öffentliche (Forschungs~) Einrichtungen und (unternehmens) externe (Forschungs~) Einrichtungen werden hingegen nur in bestimmten Phasen in den Innovationsprozess einbezogen (Abbildung 4.1-1). Die Entwicklung neuer Technologien und neuen Wissens im Unternehmen ist in zu nehmendem Maße auf externes Wissen und externe Technologien angewiesen FuE-betreibende Unternehmen, unternehmensexterne FuE-Dienstleister sowie öffentliche 171 und private Forschungseinrichtungen und in zunehmendem Maße auch Weiterbildungsinstitute tragen zum einen wesentlich zum Aufbau, der Weiterent Häufig aufgeführte Beispiele sind die Erfindung des Mikroskops, welches eine Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Medizin war oder aber auch die Entwicklung des Teleskops durch Galileo, das u.a. für die Astronomie unabdingbar ist. Vgl. Rothwell 1992, S. 236 Die zunehmende Bedeutung externer Informationsquellen für Innovationen und der steigende Umfang externer FuE-Aufwendungen zeigen sich in den Innovationsumfragen verschiedener Länder. Für Deutschland vgl. die Ergebnisse des ifo-innovationstest (Penzkofer, Schmalholz 1999) und des Mannheimer Innovationspanels (Janz, Licht 1999) sowie die FuE-Statistitk des Stifterverbandes (Stifterverband 2000). Dieses Wissen und diese Technologien können entweder öffentlich zugänglich sein oder in privatem Besitz anderer Unternehmen, Personen oder Forschungseinrichtungen sein. Des weiteren können externes Wissen und externe Technologien in kodifizierter oder personengebundener sowie publizierter oder geheimgehaltener Form vorliegen. Öffentliche Forschungseinrichtungen schließen in diesem Zusammenhang Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ein.

101 87 wicklung sowie der Diffusion des existierenden, öffentlich verfügbaren Wissensund Technologiepools bei Existierender Wissens- / Technologiepool (Wissens-/ Technologiemanagement) Beitrag zur Entwicklung des Wissens- und Technologiepools FuE-Dienstleister Öffentliche Forschungseinrichtungen andere FuE-betreibenden Unternehmen Wissens- und Technologietransfer Technologieentwicklung Grundlagenforschung Angewandte Forschung Experimentelle Entwicklung Projekt- und Programmplanung Kundenbedürfnisse Problemerkenntnis/ Strategiebildung/ Marktchancen Ideengewinnung Ideenbewertung Ideenauswahl Neues Wissen / neue Technologien Forschung und Entwicklung Produktions -einführung Markteinführung Marktentwicklung Unternehmensentwicklung Kunden Lieferanten FuE-Kooperationspartner Kunden Lieferanten FuE- Kooperationspartner FuE- Kooperationspartner Kunden (Lead User) Lieferanten Lieferanten Anlagen- und Gerätebau FuE- Kooperationspartner Kunden Handel Inventionsprozess Abbildung 4.1-1: Innovationsprozess Zum anderen stellen diese Einrichtungen aber auch Partner und / oder Dienstleister für externe innovationsbezogene Aktivitäten (insb. FuE-Aktivitäten) der Unterne h- men dar. Für die unternehmensinternen FuE-Aktivitäten - als Teil des Innovationsprozesses - ist das im Unternehmen vorhandene Wissen und die vorhandenen Technologien Voraussetzung für die Durchführung von unternehmensinternen Innovationsaktivitäten, gleichzeitig aber auch Voraussetzung für die Nutzung externer Que l- len für Innovationen 172 Die Rolle der Hochschulen als (Erst)Ausbilder benötigter hochqualifizierter Arbeitskräfte insb. im FuE-Bereich wird in diesem Zusammenhang nicht näher betrachtet.

102 88 Die unternehmensinterne Entwicklung neuer Technologien und neuen Wissens trägt aber auch zu einer Veränderung, Vergrößerung und Weiterentwicklung des bestehenden allgemeinen Wissens- und Technologiepools bei. Der Wissens- und Technologietransfer ist damit integraler Bestandteil des Innovationsprozesses mit drei wesentlichen Funktionen: externe Beschaffung von externem Wissen- und extern verfügbaren Technologien, externe Verwertung und Diffusion von Wissen und Technologien unternehmensinterne Übertragung von Wissen und Technologien zwischen den einzelnen Phasen des Innovationsprozesses. Auf das einzelne Unternehmen bezogen entsprechen diese Aufgaben denen des Innovationsmanagements. Zusammenfassend kann festgestellt werden: Wissens- und Technologietransfer ist weder ein eigenständiger Prozeß noch ein eigenständiges Konzept, Wissens- und Technologietransfer ist Teil des Innovationsprozesses und damit des Innovationsmanagements, Eine Verbesserung des Wissens- und Technologietransfers kann nur über eine Verbesserung des Innovationsmanagements sowohl in öffentlichen Forschungseinrichtungen als auch in Unternehmen erfolgen.

103 Formen und Determinanten des Wissens- und Technologietransfers Im vorigen Kapitel wurde die Rolle des Wissens- und Technologietransfers im Innovations- und Technologiemanagement und dem Innovationsprozess untersucht. Der Transfer ist Teil des Innovationsprozesses und tritt u.a. abhängig von der Phase des Innovationsprozesses in verschiedenen Formen auf. Im folgenden Kapitel werden die diese Formen und Determinanten des Wissens- und Technologietransfers näher untersucht Determinanten des Wissens- und Technologietransfers Der Wissens- und Technologietransfer wird von verschiedenen Variablen beeinflußt. Abbildung gibt einen Überblick über die wesentlichen Elemente von Wissensund Technologietransferprozessen. 173 Als Transferobjekt werden dabei Technologien und technologisches Wissen in den Ausprägungsformen materialsierte Technologie, dokumentiertes Fachwissen, dokumentiertes Know how sowie personengebundenes Know how bezeichnet. 174 Die Eigenschaften des Transferobjektes bestimmen die Transferierbarkeit (im Sinne der Komplexität des Transferprozesses) sowie die anwendbaren Transferinstrumente. Aufgrund der zentralen Bedeutung des Objektes für den Wissens- und Technologietransfer werden mögliche Transferobjekte in Kapitel 4.3 ausführlich dargestellt. Der Transferzeitpunkt bezieht sich zu einen auf den Zeitpunkt, zu dem ein Nachfrager nach Technologie oder technologischem Wissen einen Bedarf nach externer Unterstützung für seine eigenen Innovationsprojekte erkennt und artikuliert. Der Zeitpunkt variiert zwischen verschiedenen Innovationsvorhaben. Zum anderen spielt der Entwicklungsstand der Technologie bzw. des technologischen Wissens eine ent Vgl. dazu im folgenden Janschek et. al. 1998, S. 23ff. siehe auch Kapitel 4.3

104 90 scheidende Rolle. Vom Entwicklungsstand hängen einerseits die Erklärbarkeit und die Machbarkeit einer Technologie ab. Andererseits wird dadurch auch der Weiterentwicklungs- und Anpassungsaufwand an spezifische Gegebenheiten beim Transferpartner bestimmt. Was wird transferiert? Transferobjekt Transferpartner Charakterisitk Determinanten des Technologie- transfers Zeit Wer ist am Transfer beteiligt? Wann (Zeitpunkt) findet Transfer statt? Informationsfluß Transferinstrument In welche Richtung fließen die Informationen? Wie wird transferiert? Abbildung 4.2-1: Determinanten des Wissens- und Technologietransfers Transferinstrumente sind die Instrumente und Kanäle über die das Transferobjekt zwischen zwei oder mehreren Transferpartnern übertragen wird. Transferinstrumente werden im Kapitel 4.5 im Detail diskutiert. In Theorie und Praxis existiert mittlerweile ein breites Spektrum an Transferinstrumenten. Diese werden jedoch meist nicht einzeln eingesetzt, sondern in Abhängigkeit vom zu transferierenden Objekt werden meist verschiedene Instrumente miteinander kombiniert. Zunehmende Bedeutung erlangt die Vermittlung impliziten Wissens, d.h. also Wissens zur Nutzung und Weiterentwicklung existierenden Wissens und existierender Technologien. Die

105 91 Wahl des Transferinstruments bestimmt die Intensität der Zusammenarbeit und damit auch die Abhängigkeit der Partner im Transfer voneinander. 175 Die Form des Informationsflusses wird wesentlich durch das Transferobjekt und die angewandten Transferinstrumente bestimmt. Dabei kann unterschieden werden zwischen einseitigem Informationsfluss vom Produzenten zum Anwender und zweiseitigem Informationsfluss, der dann ebenfalls einen Informationsfluss vom Anwender zum Produzenten (bspw. über Spezifikationen) einschließt. Organisationale und technologisch-wissenschaftliche Charakteristika der Partner sowie die Fähigkeit zur Technologieabsorption auf Nehmerseite beschreiben die Transferpartnercharakteristik. 176 Eine besondere Bedeutung haben bereits vorhandene Erfahrungen im Wissens- und Technologietransfer hinsichtlich Erfahrungen mit Transferprojekten und Erfahrungen auf dem jeweiligen Technologie- / Wissensgebiet. Beide Bereiche wirken unterstützend auf Transferaktivitäten. Wichtige organsiationale Merkmale sind die Art des Partners, die Größe der Organisation, Branchenzugehörigkeit, finanzielle und personelle sowie technische und technologische Kapazitäten. 177 Die Fähigkeit zur Technologieabsorption bestimmt sich hauptsächlich durch die Fähigkeit einer Organisation, externes Wissen zu identifizieren, aufzunehmen und zu verwerten. Dabei ist die eigene, interne FuE-Tätigkeit eine wesentliche Voraussetzung für die Nutzung extern generierten Wissens. 178 Die Absorptionsfähigkeit einer Organisation hängt zum einen von der Absorptionsfähigkeit der ihrer einzelnen Mitglieder ab, zum anderen von den organisatorische Strukturen und Prozessen, die zur Identifizierung, Aufnahme und Nutzung externen Wissens angewandt werden. Zu den innovativen Fähigkeiten eines Unternehmens gehören deshalb neben internen technologischen Fähigkeiten auch organisatorische und Management-Fähigkeiten, die in: Vgl. Hagedoorn 1990, S. 18 Vgl. u.a. Reddy 1996, S. 8ff. Vgl. Kern 1978, S. 88ff. Vgl. Cohen, Levintahl 1990, S. 2

106 92 Management der unternehmensinternen Wissens- und Technologiebasis, Vision und Strategiebildung, Kreativitäts- und Ideenmanagement, Unternehmenskultur, Informationsbeschaffung und Benchmarking sowie Organisation und Prozesse unterschieden werden können. 179 Damit erlangt die Kompetenz zur Bewältigung des Innovationsprozesses eine ähnlich große Bedeutung wie die technologische Fachkompetenz als gleichrangiger Erfolgsfaktor unternehmerischer Innovationstätigkeit. Bei der Wahl des Transferpartners spielt in der Regel für fertige, d.h. Technologien, für die eine Anwendung bestimmbar ist und die demonstrierbar sind, das Transferobjekt die dominierende Rolle 180. Bei noch zu entwickelnden Technologien sind die technologischen Fähigkeiten des Technologiegebers sowie Erfahrungen der Transferpartner aus früheren gemeinsamen Arbeiten, insb. das Vertrauen zwischen den Partnern von besonderer Bedeutung Formen des Wissens- und Technologietransfers Wissens- und Technologietransfer tritt in einer Vielzahl von Erscheinungsformen auf. Diese können grundsätzlich beschrieben werden hinsichtlich der Richtungen des Transfers, der beteiligten Organisationen und Regionen, der Art der Interaktion, des Auslösers sowie Fragen notwendiger Anpassungen (vgl. Tabelle 4.2-1) Vgl. Brown, Cobbenhagen, Meißner 2000, S. 10 Unter der Annahme, daß sich der Wissens- und Technologietransfer meist auf eine neue Technologie bezieht, für die nur eine begrenzte Anzahl von Anbietern exisitert.

107 93 Tabelle 4.2-1: Formen des Technologietransfers Horizontal Vertikal Richtung Austausch zwischen Personen und Institutionen auf der gleichen Ebene Austausch zwischen verschiedenen Stufen (in der Wertschöpfungskette) Organisation Intraorganisational Interorganisational Innerhalb einer Organisation Zwischen verschiedenen Organisationen Region Interregional Intraregional Zwischen Regionen Innerhalb einer Region Direkt Indirekt Interaktion Unmittelbare Übertragung Einbeziehung eines Mittlers in den Transferprozess Technologiegetrieben Bedarfsgetrieben Auslöser Transfer bereits vorhandenen technologischem Know-hows Suche nach Lösungen aufgrund gegebener Proble mstellung Imitativ Adaptiv Anpassung Direkte Übertragung ohne technische Anpassung An anwenderspezifische Anforderungen angepasste Anwendung Bezüglich der Richtung des Transfers kann zwischen einem horizontalen und vertikalen Technologietransfer unterschieden werden. Der horizontale Transfer bezeichnet den Austausch von Transferobjekten zwischen Personen oder Institutionen in gleicher Ebene. 181 Vertikaler Wissens- und Technologietransfer findet im wesentlichen in verschiedenen Phasen des Innovationsprozesses statt, d.h. zwischen Anbietern (Wissenschaftlern, Universitäten, Forschungseinrichtungen, u.a.) und Nachfr a- gern (z.b. Unternehmen, gesellschaftlichen Institutionen). Es ist jedoch möglich, daß einzelne Phasen das Innovationsprozesses übersprungen werden. 182 Diese ist insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) relevant, bei denen FuE auf Vgl. Reinhard, Schmalholz 1996; Schroeder, Fuhrmann, Heering 1991, S. 5; Poser 1990, S.13 Poser 1990, S.13

108 94 grund von Beschränkungen der verfügbaren Ressourcen nur begrenzt möglich ist. Der Wissens- und Technologietransfer lässt sich aber nicht nur auf der Grundlage der Transferfunktionen, sondern auch auf der Grundlage der Transferrichtung untergliedern. Im Fall des externen Bezugs oder der externen Verwertung von technologischem Wissen wird von interorganisationalem Wissens- und Technologietransfer gesprochen. Dieser ist eine Teilmenge des Technologiemanagements. Die Überführung der im Rahmen der FuE Aktivitäten generierten Inventionen in Innovationen innerhalb einer Organisation ist Gegenstand des intraorganisatorischen Wissens- und Technologietransfers, welcher Teil des Innovationsmanagements ist. 183 Des weiteren spielen die innerhalb des Innovationsprozesses strukturierten hierarchischen Ebenen, zwischen denen transferiert wird, eine bedeutende Rolle. Der Wissens- und Technologietransferdefinition folgend sind bei beiden Formen mindestens zwei Akteure beteiligt, die eine mindestens bilaterale Beziehung eingehen. Ziel des interorganisatorischen Transfers ist entweder die Beschaffung benötigten oder die Verwertung nicht benötigten technologischen Wissens. Beim intraorganisatorischen Wissens- und Technologietransfer sind mindestens zwei aus verschiedenen Organisationen stammende Akteure beteiligt. 184 Ziel hier ist die Übertragung technologischen Wissens in - der Erstellung diese Wissens - nachgelagerte Stufen der Wertschöpfungskette. Von einer Beschaffungs oder Verwertungsfunktion wie beim intraorganisatorischen Wissens- und Technologietransfer kann dabei nur eingeschränkt gesprochen werden. Transferprozesse können direkt oder indirekt ablaufen. 185 Beim direkten Transfer wird das Know-how direkt vom Technologieproduzenten an den Technologieanwender transferiert, wobei die Kontaktaufnahme auf eigener Initiative beruht und der Technologiefluss ohne Unterstützung durch Technologiemittler erfolgt. Der indirekte Transfer ist dadurch gekennzeichnet, daß in dieser Kommunikationskette Technolo Vgl. Geschka, H. 1996, S Vgl. Betz 1997, S. 37f.; Geschka, H. 1996, S Vgl. Rupp 1976, S.32

109 95 giemittler zwischengeschaltet werden. 186 Die Transfermittler können in drei Grundtypen unterschieden werden: 187 Forschungsnahe Transfereinrichtungen im Bereich der Wissenschaft, wie z. B. Transferstellen an den Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Sie sind vor allem für die umfassende Information der Öffentlichkeit über die erbrachten Forschungsleistungen ihrer Investitionen und deren praktischer Nutzbarkeit, für die Anbahnung von Erstkontakten im Transfer sowie für die Moderation multilateraler Austauschbeziehungen verantwortlich. Eine besondere Bedeutung kommt den Patentinformationszentren an einigen Hochschulen sowie den Demonstrationszentren und den Kompetenzzentren für bestimmte Technologiefelder zu. Mit diesen Einrichtungen kann die Breitenanwendung neuester Technologien sehr wirksam unterstützt werden. Wirtschaftsnahe Einrichtungen mit Transferaufgaben, wie z. B. Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und Industrieverbände. Diese Institutionen haben für die Unterstützung und Beratung kleiner und mittelständ i- scher Unternehmen große Bedeutung. Eigenständige, intermediäre Transfereinrichtungen, die zwischen den Anbietern und Nachfragern von Technologien angesiedelt sind. Dazu zählen insbesondere: Technologie- und Gründerzentren, Transferagenturen und Informationszentren. Nach REINHARDT / SCHMALHOLZ haben Mittlerorganisationen haben eine Reihe von Funktionen, um den Transferprozess zu stimulieren: 188 Information: Hier geht es insbesondere um Informationen über neue technologische Entwicklungen und Ergebnisse, über deren Produzenten sowie Anwen Vgl. Reinhard 1996, S. 19 Vgl. Reinhard, Schmalholz 1996, S. 19; Sabisch, Meißner 2000 Vgl. Reinhard, Schmalholz 1996, S. 15 ff

110 96 dungsmöglichkeiten. Beratung: Beratungsleistungen gehen über die reine Bereitstellung von Informationen hinaus und beinhalten auch die Bewertung von Informationen und Alternativen im Hinblick auf die Ziele und Strategien des Ratsuchenden. Unterstützung: Bei der Unterstützung geht es um die Übernahme flankierender Teilaufgaben im Transferprozess, wie z.b. Assistenz bei Patentanmeldung o- der Verhandlungen mit einem Lizenznehmer. Umsetzung: Das technologische Wissen liegt häufig nicht in der Form vor, in der es beim Technologienehmer direkt umgesetzt werden kann. In diesen Fällen folgt eine Vorentwicklungsphase, um aus einem Labormuster einen Prototyp zu entwickeln. Anschließend wird dann entschieden, ob eine Entwicklung zur Serienreife sinnvoll ist. Der Transfer kann weiterhin durch die Form des "Auslösers" beschrieben werden. Von technologiegetriebenem Transfer wird bei der Übertragung bereits vorhandenen technischen Know-hows auf neue Bereiche gesprochen ("technology push"). 189 Wird andererseits aufgrund einer gegebenen Problemstellung nach möglichen Lösungen in Form von neuen Technologien aus anderen Bereichen gesucht, spricht man vom bedarfsgetriebenen Transfer ("demand pull"). 190 Die imitative Übertragung von Technologie ist durch eine direkte Übertragung ohne jegliche technische Anpassung seitens der absorbierenden Organisation gekennzeichnet, d.h. die Technologie wird eins zu eins übernommen, es handelt sich also lediglich um einen "Standortwechsel". 191 Der adaptive Transfer beinhaltet die angepasste Anwendung des neuen Wissens an die unternehmensspezifischen Anforderungen und Gegebenheiten Vgl. Geschka 1996, S Vgl. Pausenberger 1982, S. 36 Vgl. Corsten 1982, S. 36; Geschka 1996, S. 2012

111 97 Die Unterscheidung der Formen des Wissens- und Technologietransfers beeinflußt die Eignung der anzuwendenden Transferinstrumente. Tabelle zeigt die grundsätzliche Eignung von Gruppen von Transferinstrumenten sowie die Bedeutung des impliziten Wissens als Bestandteil der Technologie für die beschriebenen Formen des Wissens- und Technologietransfers. Tabelle 4.2-2: Bedeutung implizite implizites Wissen, Formen und Instrumente des Wissens- und Technologietransfers Technologiekomp o- nente 1 Wiss. Ko m- Transferinstrumente Service Horizontal Direkte rechte Richtung Vertikal Wichtig Region Ausund Weiterbildung munikation U.-Gründung Übertragung Schutz- Wichtig Interregional Wichtig Intraregional Wichtig Direkt Intraorganisational Organisation Interorganisational Interaktion Indirekt Wichtig Technologie Wichtig Auslöser Bedarf Imitativ Anpassung Adaptiv Wichtig 1 Die Bedeutung des impliziten Wissens ist angegeben im Vergleich der jeweiligen Ausprägung der Form des Wissens- und Technologietransfer. bedeutet Instrument ist geeignet für die jeweilige Form des Wissens- und Technologietransfers Die Vermittlung und Übertragung impliziten Wissens als Technologiekomponente ist insbesondere beim vertikalen, interorganisationalen, indirekten, technologiebestimmten sowie adaptiven Transfer wichtig. Bei diesen Formen sind die Technologiegeber von den Technologienehmern vergleichsweise weit entfernt, d.h. entweder wird die Technologie in einer von der Anwendung verschiedenen Organisation

112 98 entwickelt oder aber die Anwender und die Entwickler haben verschiedene technische Hintergründe, womit der Erklärungsbedarf zur Nutzung der Technologie steigt und somit die Bedeutung der Vermittlung impliziten Wissens zunimmt. Der regionale Aspekt ist für die Wahl des Transferinstrumentes von untergeordneter Bedeutung, die Unterscheidung ob der Wissens- und Technologietransfer zwischen zwei verschiedenen Organisationen oder innerhalb einer Organisation stattfindet (organisationaler Aspekt), schränkt die Anzahl der möglichen anwendbaren Transferinstrumente jedoch ein Transferobjekte Auf Grundlage der Definition des Technologiebegriffs in Kapitel können alle möglichen Ausprägungsformen von Technologien als Transferobjekt in Betracht kommen. In den folgenden drei Kapiteln werden zunächst die Arten, Eigenschaften und Klassifizierungsmöglichkeiten von Technologien dargestellt. Anschließend wird in Kapitel 4.4 der Bezug dieser Merkmale zur Transferierbarkeit von Technologien hergestellt Arten von Technologien als Transferobjekt Technologien können sehr vielgestaltiger Art sein, dazu zählen insbesondere materialisierte Technologien, explizites technologisches Wissen einschließlich dokumen- 192 Zwei verschiedene Organisationen werden hier als zwei rechtlich selbständige Einheiten definiert. Damit werden beispielsweise rechtlich unabhängige Tochtergesellschaften von Unternehmen als andere Organisation betrachtet. Diese Einschränkung ist notwendig, da zwischen verschiedenen Gesellschaften eines Unternehmens aus verschiedenen, nicht nur auf die Entwicklung, den Erwerb oder die Verwertung von Technologien bezogenen, Gründen Wissens- und Technologietransfer stattfinden kann (z.b. die Verlagerung von Eigentumsrechten an Schutzrechten aus strategischen oder steuerlichen Gründen).

113 99 tiertem Fachwissen sowie dokumentiertem Know-how sowie implizites technologisches Wissen (vgl. Abbildung 4.3-1). Materialisierte Technologie (Technik) kann z.b. in Produkten, Maschinen, Ausrüstungen, Software, Bauteilen oder Werkstoffen vorliegen. Materialisierte Technologien bestehen i d. R. aus einem Bündel von Einzeltechnologien, deren Zusammenwirken dem Anwender nicht oder nur eingeschränkt bekannt ist. Aus Anwendersicht ist letztlich das Funktionieren des Gesamtsystems (Endproduktes) wichtig, weniger die Wirkung der Einzeltechnologie. 1 Materialisierte Technologien Produkte und Verfahren Maschinen und Anlagen Bauteile und Werkstoffe... 2 Explizites technologisches Wissen 3 Implizites technologisches Wissen a) Dokumentiertes Fachwisssen Handbücher Ausbildungsprogramme Datenbanken... b) Dokumentiertes Know-how Patente veröffentlichte Forschungsberichte. personengebundene Erfahrungen personengebundene Fähigkeiten... Abbildung 4.3-1: Arten von Technologien Dokumentiertes Fachwissen umschreibt die Form der Nutzbarkeit sowie die Möglichkeiten der Anwendung materialisierter Technologie. Es ergänzt materialisierte Technologie in Form von Handbüchern, Ausbildungsprogrammen oder Datenbanken. Technologie, die in dokumentiertem Fachwissen gebunden ist, versetzt den Anwender in die Lage, das Wirkprinzip eines Technologiebündels bzw. einer Einzel-

114 100 technologie zumindest bis zu einem bestimmten Grad nachzuvollziehen sowie die materialisierte Technologie so wirkungsvoll wie möglich einzusetzen, bzw. die Technik zu bedienen. Nicht vordergründig auf die Anwendung gerichtet ist dokumentiertes Know how in Form von Schutzrechten (insb. Patenten), veröffentlichten Forschungsberichten, Konstruktionsunterlagen, Rezepturen, Analysen, Messprotokollen oder Versuchsergebnissen. Dokumentiertes Know how bildet das theoretische Grundlagenwissen. Implizites technologisches Wissen sind Erfahrungen und Fähigkeiten, die "Personen befähigen, technische und andere Probleme inhaltlich, organisatorisch und methodisch zu lösen" 193 (personengebundenes Know how). Die Güte des personengebundenen Know-how beeinflußt die Technologieentwicklung und kann durch die Qualität des Könnenwissens gemessen werden Eigenschaften von Technologien (als Transferobjekt) Technologien können durch eine Reihe von Eigenschaften beschrieben werden. Dazu gehören insbesondere: 194 der Spezialisierungsgrad; der Komplexitätsgrad; der Kompatibilitätsgrad; der Reifegrad; die Demonstrierbarkeit; die Teilbarkeit die Neuheit; die technische und ökonomische Vorteilhaftigkeit sowie die Zentralität. 193 Pleschak, Sabisch 1996, S. 328

115 101 Die von der Technologie abhängende Komplexität erfordert vom Anwender die Verfügbarkeit einer technischen und personellen Infrastruktur, um die Technologie reibungslos in bestehende Strukturen und Prozesse einzubinden. 195 Mit Komplexität wird die Schwierigkeit bezeichnet "... die zu transferierende Technologie zu verstehen und anzuwenden." 196 Die Einschätzung der Höhe der Komplexität beruht auf subjektiven Wahrnehmungen des technologischen Niveaus im Vergleich zu bisher bekannten Technologien. 197 Für einen erfolgreichen Transfer sind die adäquate Dokumentation des Transferobjektes, Vorkenntnisse des Transferempfängers oder eine Schulung von dessen Mitarbeitern unabdingbare Erfolgsvoraussetzung. 198 Komplexität des Transferobjektes und Detailliertheitsgrad der Dokumentation bedingen sich. Je höher die Komplexität des Transferobjektes, desto erklärungsbedürftiger ist in der Regel das Transferobjekt. Unter Kompatibilität einer Technologie wird der Grad der Anpassungsfähigkeit an beim Technologieanwender bereits vorhandene und im Einsatz befindliche Technologien verstanden. Kompatibilität beschreibt das Ausmaß der notwendigen technischen und organisatorischen Umstellungen beim Technologieanwender, die der Einsatz der Technologie erforderlich macht. 199 Der Reifegrad ist für eine Bewertung der Technologie sowohl hinsichtlich technischer als auch betriebswirtschaftlicher Kriterien von großer Bedeutung. 200 Bei einem zu geringen Reifegrad können weder der (potentielle) ökonomische Nutzen noch technische Parameter wie Kompatibilität zu anderen (bereits im Einsatz befindlichen) Technologien, Nebenwirkungen, Störeffekte oder der Anpassungsaufwand für die praktische Nutzung eingeschätzt werden Vgl. Borchert 1997, S. 36ff.; Corsten 1982, S. 74ff; Geschka 1996, S Vgl. Fichtel 1997, S. 360 Borchert 1997, S. 38 Vgl. Borchert 1997, S. 39 Vgl. Fichtel 1997, S. 360 Borchert 1997, S. 42 Vgl. Weger 1998, S. 155

116 102 Eng verbunden mit dem Reifegrad ist die Demonstrierbarkeit des Transferobjektes. Bei Transferabschluss muß der Bearbeitungsstand des Transferobjekts also der Fortschritt eines Forschungsprojektes so weit fortgeschritten sein, daß zumindest eine Demonstrierbarkeit des Transferobjektes gewährleistet ist. 201 Die Demonstrierbarkeit wird beschrieben durch das Ausmaß der Erklärbarkeit und Vorführbarkeit einer Technologie. 202 Unmittelbar mit der Demonstrierbarkeit verbunden ist die Teilbarkeit einer Technologie. Unter Teilbarkeit wird die Möglichkeit verstanden, eine Technologie in Teilen zu demonstrieren und zu transferieren. 203 Der Neuheitsgrad umfasst die subjektive Wahrnehmung des Technologieproduze n- ten und des Technologieanwenders hinsichtlich des Ausmaßes, mit dem die Technologie den bisherigen Stand der Technik erreicht oder über diesen hinausgeht. Aufgrund der verschiedenen Informationen über die Technologieproduzenten und Technologieanwender verfügen, kann der Neuheitsgrad einer Technologie von beiden unterschiedlich wahrgenommen werden. Eine für den Technologieanwender neue Technologie muß nicht auch für den Technologieproduzenten neu sein. Für den Technologietransfer ist die Neuheit aus Sicht des Technologieanwenders ausschlaggebend, da dieser sich mit dem Einsatz neuer Technologien (insb. neuerer als die seiner Konkurrenten) Wettbewerbsvorteile verschaffen oder seine Wettbewerbsposition stärken will. 204 Das Ausmaß der von einem Technologieanwender anhand eines oder mehrerer Kriterien empfundenen Überlegenheit einer Technologie gegenüber einer anderen wird als Vorteilhaftigkeit der Technologie bezeichnet. 205 Vorteilhaftigkeit kann mit ökonomischen und nichtökonomischen Kriterien gemessen werden. Unter ökonomischer Vgl. Fichtel 1997, S. 356 f. Vgl. Borchert 1997, S. 40 Vgl. Borchert 1997, S. 42 Vgl. Borchert 1997, S. 44 Vgl. Borchert 1997, S. 36

117 103 Vorteilhaftigkeit ist der Vorteil einer Technologie gegenüber einer anderen in der Anschaffung und Produktion in monetären (oder monetarisierten) Größen zu verstehen, nichtökonomische Kriterien umfassen technische, soziale und organisatorische Größen. Die Zentralität einer Technologie beinhaltet eine Aussage zur unmittelbaren Relevanz der Technologie für das "Kerngeschäft" des Technologieanwenders, d.h. in welchem Maße die Technologie unmittelbare Anwendungs- und / oder Marktrelevanz für den Anwender besitzt. 206 Das Ausmaß der Zentralität beeinflußt direkt die Motivation des Technologieanwenders hinsichtlich des Technologietransfers. Technologisches Wissen liegt in unterschiedlichen Formen vor. 207 Mögliche Dimensionen der Differenzierung bestehen im Grad der Kodifizierung, der Publizität und den Eigentumsrechten am Wissen. 208 Der Grad der Kodifizierbarkeit ist das Ausmaß der Möglichkeit, technologisches Wissen durch die Generierung von Zeichen in Nachrichten umzuwandeln. 209 Technologisches Wissen, welches formal artikuliert werden kann (z.b. durch Sprache, technische Daten, mathematische Symbole), wird als explizites Wissen bezeichnet, Wissen, das in Erfahrungen von Personen gebunden ist und nicht formal artikuliert werden kann, als implizites (tacit knowledge). 210 Der Grad der Kodifizierbarkeit ist davon abhängig, ob ein präzises und allgemein verwandtes Vokabular sowie Standards oder Normen existieren Vgl. Borchert 1997, S. 46 eine ausführliche Diskussion verschiedener Formen von (technologischem) Wissen geben Cowan et.al. 1999; Balázs 1996, S. 29 Vgl. David, Forray 1995 Vgl. auch Schalk, Täger S. 14ff. Vgl. Pleschak, Sabisch, 1996, S. 7; Tschirky 1998, S. 226 Diese erleichtern die Kodifizierbarkeit und senken ihre Kosten.

118 104 Diese Wissensbestandteile sind entweder öffentlich zugänglich oder organisational gebunden. 212 Der Grad der Publizität des technologischen Wissens beschreibt das Ausmaß, in dem Personen, die nicht über das Wissen verfügen, die Möglichkeit haben, Zugang zu diesem Wissen zu erlangen. Dabei kann die Information über die Existenz des Wissens geheim gehalten werden, nur einem eingeschränkten Personenkreis bekannt (z.b. in Expertennetzwerken) oder der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Eigentumsrechte am technologischen Wissen beschreiben den Grad der Ausschließbarkeit der unberechtigten Nutzung des Wissens durch beispielsweise Schutzrechte oder Geheimhaltung durch den Wissensproduzenten, d.h. Personen sind in der Lage zu bestimmen, wer Zugang zu diesem Wissen erhält. Eigentumsrechte können dabei privat oder öffentlich sein Klassifizierung von Transferobjekten Abbildung zeigt 7 Kriterien, die zur Klassifizierung von Technologien genutzt werden können. 213 Um eine Technologie hinreichend beschreiben und charakterisieren zu können sollten diese Kriterien simultan benutzt werden. Hinsichtlich Funktion und Einsatzbereich können Produkt- und Prozesstechnologien unterschieden werden. Produkttechnologien kennzeichnen dabei das einem Produkt zugrundeliegende Wirkprinzip. Sie bestimmen die Produkteigenschaften, den Kundennutzen sowie die Anwendungskosten für die Nutzung des Produkts. Prozesstechnologien werden zur Herstellung eines Produkts eingesetzt und bestimmen damit die Qualität sowie Herstellungskosten und zeit des Produkts. 214 Produkt und Prozesstechnologien können weiterhin in Komplementär und Konkurrenztechnologien unterschieden werden. Komplementärtechnologien ergänzen sich bei der Entwicklung einer Problemlösung, Konkurrenztechnologien erfüllen die glei Vgl. Gerybadze 1995, S. 6; Zimmermann 1993, S. 276 Vgl. zum Absatz Becker 1993, 48f.; Gerpott 1999, S. 26 f. Vgl. Bullinger 1997, S. 4 27; Wolfrum 1995, S. 245

119 105 chen Nutzenerwartungen der Nachfrager auf Grundlage verschiedener Funktions / Wirkungsprinzipien. 215 Anwendungsbreite Querschnittstechnologien spezifische Technologien Anwendungsfeld Technologiedisziplin Zukunftsfähigkeit Einsatzgebiet Bedeutung für das Unternehmen Kernkompetenztechnologien Klassifizierung von Technologien nach: Funktion und Einsatzbereich Produkttechnologien Prozeßtechnologien Stand im Lebenszyklus Schrittmachertechnologien Schlüsseltechnologien Basistechnologien Grad des Produktbezuges Kerntechnologien Unterstützungstechnologien Rechtliche Schützbarkeit Schützbare Technologien nicht schützb. Technologien Abbildung 4.3-2: Klassifizierungskriterien für Technologien Quelle: In Anlehnung an Gerpott 1999, S. 26ff. Technologien durchlaufen spezifische Lebenszyklen. Ein Technologielebenszyklus umfasst die Phasen Einführung, Wachstum und Reife. Demnach wird ein bestimmtes technisches Wirkprinzip nach Durchlaufen der Reifephase und Erreichen der Sättigungsgrenze durch ein neues Wirkprinzip ersetzt. Das verbleibende Potential einer Technologie ist die Differenz zwischen dem möglichen technischen Leistungsniveau und dem momentan realisierten Stand der Technik im jeweiligen Technologiebereich. 216 Nach ihrem Stand im Lebenszyklus können die einzelnen angewandten Technologien in Schrittmacher, Schlüssel und Basistechnologien unterschieden Vgl. Bullinger 1997, S. 4 27; Wolfrum 1994, S. 4; Zahn 1995, S. 7 Vgl. Wolfrum 1994, S. 116

120 106 werden. Nicht angewandte Technologien sind entweder alte, verdrängte Technologien oder neue Technologien, für die eine wirtschaftliche Anwendung noch nicht erkennbar oder unsicher ist. 217 Schrittmachertechnologien befinden sich in der Entstehungsphase. Sie basieren auf neuem Wissen und verfügen über ein hohes Entwicklungspotential. Das zukünftige Leistungspotential und konkrete Anwendungsfelder sind noch nicht klar definiert. Schlüsseltechnologien befinden sich in der Wachstumsphase. Sie sind durch ein hohes Entwicklungs, Innovations und Anwendungspotential gekennzeichnet. Schlü s- seltechnologien sind Träger und Schrittmacher der Entwicklung für eine oder mehrere Industriebranchen. Ihre Beherrschung ist von strategischer Bedeutung für eine Volkswirtschaft, auf ihrer Beherrschung basieren i.d.r. Wettbewerbsvorteile für Unternehmen. Im Laufe des Technologielebenszyklus wird nicht jede Schrittmachertechnologie zur Schlüsseltechnologie. Basistechnologien befinden sich in der Reifephase und verfügen nur noch über ein geringes Weiterentwicklungspotential. Sie sind elementare Technologien zur Herstellung von Produkten, leicht verfügbar und bieten kaum Potential zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen 218 Bezogen auf die potentielle Anwendungsbreite (den potentiellen Einsatzbereich) ist zwischen Querschnittstechnologien und spezifischen Technologien zu unterscheiden. Querschnittstechnologien sind Technologien mit einem breiten Anwendungsspektrum. 219 Sie sind oftmals die Basis für andere Technologien. Spezifische Technologien hingegen sind Lösungen für bestimmte Problemstellungen und spezifische Anforderungen, die auf Querschnittstechnologien aufbauen. 220 Wettbewerbsvorteile können mit Querschnittstechnologien über Standardisierung (und damit Kostensen Vgl. Pleschak, Sabisch, , S. 92; Servatius 1985, S. 16; Töpfer 1991; Zahn 1995, S. 8 Vgl. zum Absatz Pleschak, Sabisch 1996, S. 92 Vgl. Pleschak, Sabisch 1996, S. 93 Vgl. Wolfrum 1994, S. 4; Zahn 1995, S. 7

121 107 kungen) erzielt werden, während spezifische Technologien Wettbewerbsvorteile eher über eine Differenzierung bieten können. 221 Hinsichtlich der Bedeutung für das Unternehmen wird zwischen Kernkompetenztechnologien und Randkompetenztechnologien unterschieden. Kernkompetenztechnologien sind solche, die für die Erstellung der Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens herausragende Bedeutung und ein hohes Potential zur Erringung von Wettbewerbsvorteilen haben. 222 Kernkompetenztechnologien sind schwer imitierbar während Randkompetenztechnologien für ein spezifisches Produkt oder einen bestimmten Markt einsetzbar sind und keine hohe Relevanz für das Gesamtunternehmen haben. 223 Nach dem Grad des Produktbezuges sind Kerntechnologien Technologien, die im Produkt enthalten sind und Unterstützungstechnologien solche, die die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens dem Kunden bzw. Nutzer verfügbar machen bzw. die Nutzung des Produktes erleichtern. 224 Aufgrund der zunehmenden Interdisziplinarität und der damit verbunden Vermischung und Überschneidung einzelner Technologien ist die Klassifizierung der Anwendungsfelder von Technologien problematisch. So bemerkt GRUPP, daß "die Technologie am Beginn des 21. Jahrhunderts nach herkömmlichen Gesichtspunkten nicht mehr auftrennbar ist. So verschieden die einzelnen Entwicklungslinien sein mögen, letztendlich wirken sie alle zusammen." 225 In zunehmendem Maße ist die Entwicklung einer Technologie vom Fortschritt anderer Technologien abhängig bzw. erfordert eine Kombination mit anderen Technologien. 226 Mögliche Ansätze zur Definition von Anwendungsfelder sind: Vgl. Servatius 1985, S. 115 Vgl. Pleschak, Sabisch 1996, S. 93; Gerpott 1999, S. 27 Vgl. Gerpott 1999, S. 27 Vgl. Gerpott 1999,. S. 27; Zahn 1995, S. 7 Grupp 1993, S. 26 Vgl. Töpfer 1991, S. 42

122 108 Einteilung von Branchen nach FuE-Intensität, 227 Technologiegebiete nach Innovationspotential sowie die 228 Klassifikation nach der Einteilung des deutschen Delphi-Berichtes, 229 Einteilung nach für die Förderung von technologieorientierten Unternehmensgründungen wichtigen Technologiegebieten, 230 Zuordnung von FuE-Vorhaben zu Fördermaßnahmen. 231 Zunehmende Bedeutung kommt der rechtlichen Schützbarkeit von Technologien zu (vgl. dazu auch die Entwicklung der Patentanmeldungen Abbildung 5.4-3, S. 254). Schützbare Technologien sichern den Unternehmen zumindest für einen bestimmten Zeitraum eine Monopolstellung auf dem Markt, zudem können Instrumente des strategischen Schutzrechtsmanagements auf diese Technologien angewandt werden. Nicht schützbare Technologien sind zum einen nur leicht verbesserte Technologien für die aufgrund des fehlenden Neuheitsgrades keine Schutzrechte erworben werden können aber auch Softwaretechnologien, so sie nicht die Kriterien der Schutzrechtsfähigkeit erfüllen. 4.4 Charakteristik und Transferierbarkeit des Transferobjektes Die Eigenschaften des Transferobjektes gehören zu den wichtigsten Entscheidungskriterien über das Zustandekommen eines Transfers. Neben der Qualität des Projektmanagements für den eigentlichen Transferprozess ist der Anwendungsbezug des Transferobjektes für Unternehmen von besonders großer Bedeutung bei der Ent Vgl. Grupp; Legler 1987, S. 23 Vgl. Grupp et. al Vgl. Delphi S. 9 Vgl. Bräunling et. al. 1995, S. 6 Vgl. Kästner 1996

123 109 scheidung über Transferprojekte, während der wissenschaftliche Anspruch an das Projekt eine unbedeutende Rolle spielt (vgl. Tabelle A im Anhang X:). Für die Wissenschaftler sind die Anwendungsaspekte von ebenso großer Bedeutung, allerdings nicht die Anwendung in Innovationen, sondern vielmehr die Möglichkeit, die Ergebnisse eines Transferprojektes für weitere Forschungsarbeiten oder die Lehre nutzen zu können. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen MANSFIELD, NARIN sowie SCHIBANY et al Aus den drei vorstehenden Kapiteln zu Arten, Eigenschaften und Klassifizierungsmöglichkeiten von Technologien können hinsichtlich der Transferierbarkeit folgende Schlussfolgerungen gezogen werden: Das Transferobjekt wird beschrieben durch den Spezialisierungsgrad, den Komplexitätsgrad, den Kompatibilitätsgrad, die Demonstrierbarkeit sowie den Reifegrad. 233 Bei Transferabschluss muß der Bearbeitungsstand des Transferobjekts - also der Status eines Forschungsprojektes - so weit fortgeschritten sein, daß zumindest eine Demonstrierbarkeit des Transferobjektes gewährleistet ist. 234 Der Reifegrad des Transferobjektes ist für eine Bewertung der Technologie sowohl hinsichtlich technischer als auch betriebswirtschaftlicher Kriterien von großer Bedeutung. Bei einem zu geringen Reifegrad können weder der (potentielle) ökonomische Nutzen noch technische Parameter wie Kompatibilität zu anderen (bereits im Einsatz befindlichen) Technologien, Nebenwirkungen, Störeffekte oder der Anpassungsaufwand für die praktische Nutzung eingeschätzt werden. Die vom Transferobjekt abhängende Komplexität erfordert vom Anwender die Verfügbarkeit einer technischen und personellen Infrastruktur, um das Transferobjekt reibungslos in bestehende Strukturen und Prozesse einzubinden Vgl. Mansfield 1991; Narin 1995 sowie Schibany et al Vgl. Geschka 1996, S Vgl. Fichtel 1997, S. 356 f. Vgl. Fichtel 1997, S. 360

124 110 Für einen erfolgreichen Transfer ist eine adäquate Dokumentation des Transferobjektes, Vorkenntnisse des Transferempfängers oder eine Schulung von dessen Mitarbeitern unabdingbare Erfolgsvoraussetzung. Komplexität des Transferobjektes und Detailliertheitsgrad der Dokumentation bedingen sich. Je höher die Komplexität des Transferobjektes, desto erklärungsbedürftiger ist in der Regel das Transferobjekt. Abbildung zeigt die Klassifizierung der Technologien hinsichtlich ihres Anwendungsbezuges und der Transferierbarkeit. niedrig hoch Anwendungsbezug der Technologie Implizites technologisches Wissen Materialisierte Technologie Dokumentiertes Fachwissen Dokumentiertes Know -how schwer einfach Transferierbarkeit der Technologie Abbildung 4.4-1: Anwendungsbezug und Transferierbarkeit von Technologien Der Anwendungsbezug bestimmt sich dabei im wesentlichen durch den Reifegrad, den Stand im Lebenszyklus, den Grad des Produkt- oder Verfahrensbezuges sowie dem Anwendungsfeld. Die Transferierbarkeit setzt sich zusammen aus dem Spezialisierungsgrad, dem Komplexitätsgrad, dem Kompatibilitätsgrad, der Demonstrierbarkeit, der Teilbarkeit, Bedeutung für den Technologienehmer, die rechtliche

125 111 Schützbarkeit sowie die Zentralität der Technologie. Die einzelnen Merkmale der Technologie sind qualitativ und nicht oder nur sehr schwer zu quantifizieren. Deshalb können sowohl Anwendungsbezug als auch Transferierbarkeit lediglich beschrieben, die Angabe von quantitativen Größen im Sinne der metrischen Skalierung der Achsen in der Abbildung ist jedoch nicht möglich. Der Einfluß der Ausprägung der jeweiligen Merkmale von Technologien ist in Tabelle dargestellt. Um einen möglichst hohen Anwendungsbezug zu erreichen, sollten die Transferobjekte möglichst hohe Merkmalsausprägungen aufweisen. Tabelle 4.4-1: Anwendungsbezug und Transferierbarkeit einer Technologie in Abhängigkeit von Merkmalen der Technologie Je höher... Reifegrad Stand im Lebenszyklus Grad des Produkt- oder Verfahrensbezuges Je höher... Spezialisierungsgrad Komplexitätsgrad Kompatibilitätsgrad Demonstrierbarkeit Teilbarkeit Bedeutung für den Technologienehmer Rechtliche Schützbarkeit Zentralität der Technologie (für den Technologienehmer) Desto... Anwendungsbezug Höher Höher Höher desto... Transferierbarkeit Niedriger Niedriger Höher Höher Höher Höher Höher Höher Die Transferierbarkeit hingegen wird durch einen hohen Spezialisierungs- und / oder Komplexitätsgrad negativ beeinflußt, d.h. die Transferierbarkeit wird erschwert. Kompatibilitätsgrad, Demonstrierbarkeit, Teilbarkeit, Bedeutung für den Technologienehmer, rechtliche Schützbarkeit 236 sowie die Zentralität der Technologie für den Technologienehmer erhöhen die Transferierbarkeit mit zunehmend hohen Merkmalsausprägungen.

126 112 Die bisher vorgestellten Merkmale von Technologien können auf alle Transferobjekte angewendet werden. Hinsichtlich der Kodifizierbarkeit, Publizität sowie den Eigentumsrechte an den Transferobjekten ergeben sich für die definierten Transferobjekte verschiedene auf das jeweilige Transferobjekt zugeschnittene Ausprägungen. Einen zusammenfassenden Überblick dieser Differenzierungskriterien und Transferobjekte gibt Tabelle Tabelle 4.4-2: Differenzierungskriterien und Transferobjekte Transferobjekte Kodifizierbarkeizität Publi- Eigentumsrechte Produkte S G P Materialisierte Maschinen, Ausrüstungen S G P Technologie Software K O P Bauteile, Werkstoffe S G P Handbücher K O P Dokumentiertes Ausbildungsprogramme K O P Fachwissen Datenbanken K O P Schutzrechte / Patente K O P veröffentlichte Forschungsberichte K O Ö Konstruktionsunterlagen K G P Dokumentiertes Rezepturen K G P Know-how Analysen K G P Messprotokolle K G P Versuchsergebnisse K O/G P Naturwissenschaftlicher Effekt K O P Erfahrungen und Beim T-Prod. Tätiger, die Personen befähigen, S G P Fähigkeiten (Knowhowrisch Probleme inhaltlich, organisato- und methodisch zu lösen s- Stillschweigend k - kodifiziert o - Offengelegt g - geheim p- Privat ö - öffentlich 236 Nur in den Ausprägungen geschützt bzw. schützbar oder nicht geschützt bzw. nicht schützbar.

127 113 So sind materialisierte Technologien, dokumentiertes Fachwissen sowie Erfahrungen und Fähigkeiten (implizites Wissen) grundsätzlich im privaten Besitz und meist offengelegt. Die Veröffentlichung bedeutet aber nicht automatisch eine Nutzbarkeit des Transferobjektes für andere. Gegebenenfalls können diese Transferobjekte mit Nutzungsrechten für andere ausgestattet sein. Problemlos nutzbar sind kodifizierte, offengelegte und im öffentlichen Besitz befindliche Transferobjekte. Diese Kombination ergibt sich aber nur für veröffentlichte Forschungsberichte. Die genaue Kenntnis der Eigenschaften des Transferobjektes, die anhand der vorgestellten Kriterien und Indikatoren gemessen werden kann, ist eine wesentliche Vo r- aussetzung für den Erfolg eines Transferprojektes. Diese Eigenschaften bedingen die Wahl des einzusetzenden Transferinstrumentes, die im folgenden Kapitel beschrieben werden. So können bei publizierten Transferobjekten i.d.r. öffentlich zugängliche Quellen genutzt werden, die Transferpartner müssen sich nicht zwangsläufig kennen und somit auch keine vertragliche Beziehungen eingehen. Die Komplexität solcher Transferbeziehungen ist gering. Wenn es sich aber um die Übertragung von personengebundenem Wissen handelt, welches nur schwer kodifizierbar, nicht oder nur eingeschränkt publiziert ist und sich in Privateigentum befindet, wächst die Komplexität des Transferprojektes stark an, es handelt sich dabei meist um FuE- Kooperationsvorhaben, die mit den entsprechenden Problemen verbunden sind Vgl. dazu Kapitel 4.5.8

128 Instrumente des Wissens- und Technologietransfers als Verbindung zwischen den Akteuren in Innovationssystemen Die Möglichkeiten, den Wissens- und Technologietransfer sowohl in Kooperation mit anderen Unternehmen und mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen sowie innerhalb des eigenen Unternehmens wirksam und effizient zu gestalten, sind vielfältig. Wissens- und Technologietransfer findet nicht mehr nur in den traditionellen Formen des Know-how-Kaufs bzw. -Verkaufes oder der Lizenznahme bzw. - vergabe statt. Insbesondere die direkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen - in Form von Auftragsforschung, Gemeinschaftsentwicklungen, Verbundprojekten oder des Personalaustausches hat sich für KMU zu einer sehr effektiven und praktikablen Möglichkeit des Technologietransfers entwickelt. Dem "Transfer über Köpfe" kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Dieser spielt nicht nur im Rahmen des direkten FuE- Personalaustausches eine Rolle. Auch bei Ausgründungen aus Forschungseinric h- tungen oder Großunternehmen sowie bei der zeitweiligen Beschäftigung von "Innovationsassistenten" in den Unternehmen einschließlich Praktika und im Rahmen von Diplomarbeiten findet "Transfer über Köpfe" statt. Im folgenden Kapitel wird die Vielfalt der genutzten Transferinstrumente dargestellt. Die Nutzung dieser Instrumente und die damit verbundenen Probleme werden anhand einer empirischen Untersuchung des Autors an der TU Dresden dargestellt Anhang XI: enthält eine tabellarische Darstellung der Befragungsergebnisse in Abhängigkeit bestimmter Strukturmerkmale der Befragten. In der folgenden Darstellung erfolgt nur ein Verweis auf die wichtigsten Ergebnisse. Für eine vollständige Darstellung der Untersuchungsergebnisse vgl. Meißner 1999.

129 Untersuchungsdesign der empirische Untersuchung zum Wissens- und Technologietransfer an der TU Dresden Im Frühjahr 1998 (April Mai 1998) wurde an der Technischen Universität Dresden mittels eines standardisierten Fragebogens eine Erhebung zur Bedeutung und Ausgestaltung des Wissens- und Technologietransfers durchgeführt. Als Erhebungsgrundgesamtheit dienten dabei die Institutsdirektoren und Lehrstuhlinhaber der mathematisch-naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Fakultäten sowie der medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden. Für die Untersuchung wurde ein standardisierter Fragebogen entwickelt, der von Universitätsinstituten und Unternehmen gleichermaßen beantwortet werden konnte. 239 Um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, fiel die Entscheidung zugunsten eines etwas längeren Fragebogens auf Kosten der Rücklaufquote. Eine ansprechende optische Gestaltung ließ den Fragebogen jedoch unkompliziert und schnell beantwortbar erscheinen. Tatsächlich nahm das Ausfüllen des Fragebogens ca Minuten in Anspruch. Die aufgeführten Fragen beziehen sich auf allgemeine Angaben zum Transfer nicht jedoch auf konkrete Projekte. Dadurch konnte die Bedeutung denkbarer Transferinstrumente in einer breiten Vielfalt ermittelt werden. Den Professoren und Unterne h- men wurden im wesentlichen die gleichen Fragen gestellt. Der Fragebogen wurde mit Unterstützung der Universitätsleitung (Dezernat 5; Forschungsförderung/Wissens- und Technologietransfer; Dezernat 2 Personal für die Ermittlung der Institute samt zugehöriger Professoren) an insgesamt 348 Professoren versandt. Inwieweit die Einbeziehung der Universitätsleitung Einfluß auf die Untersuchung hat, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Frühere Studien schlagen jedoch vor, daß dieses Vorgehen einen eher negative Einfluß auf die Antwortbereitschaft der 239 Der an der Universität eingesetzte Fragebogen ist in Anhang VIII, der Unternehmensfragebogen in Anhang VII enthalten.

130 116 Professoren hat, da durchaus der Verdacht aufkommen könnte, es handele sich um eine Evaluierung. 240 Von den angeschriebenen Professoren weilten 4 nicht mehr an der Universität, 2 waren verstorben, 10 teilten mit, daß ihre Forschungsgebiete nicht relevant für Transferaktivitäten seien. Bis Mitte Mai konnten so 70 ausgefüllte Fragebögen gewonnen werden, eine schriftliche Nachfaßaktion erhöhte die Anzahl eingegangener Fragebögen bis Juni 1998 auf 130. Lediglich zwei Fragebögen wurden nicht in die Auswertung einbezogen, da sie entweder zu spät bzw. zu lückenhaft ausgefüllt zurückgesandt worden. Es ergibt sich somit eine Rücklaufquote von 36,8%. Im Anschluss an die Universitätsstudie wurde Mai 1998 eine Befragung unter 450 Unternehmen gestartet, die bereits über Kontakte zur TU Dresden verfügten. Gleichzeitig lag der Fragebogen dem monatlichen Newsletter der BTI - Beratungsgesellschaft für Technologietransfer und Innovationsförderung mbh in 250 Exemplaren bei. Bis Juni 1998 waren 80 Fragebögen ausgefüllt zurückgesandt, ein Erinnerungsschreiben konnte diese Zahl auf 130 erhöhen. Somit wurde eine Rücklaufquote von 18,6% erreicht. Die erhaltenen Fragebögen konnten alle in der Auswertung verwendet werden. Abbildung zeigt die Struktur der Unternehmensstichprobe hinsichtlich Umsatz und Mitarbeiterzahl. Die Struktur der Stichprobe gleicht der Grundgesamtheit bei Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 10 Mio. DM. In den beiden anderen Umsatzgruppen ergibt sich eine Verschiebung zugunsten der Großunternehmen. Ebenso verhält sich die Stichprobenzusammensetzung hinsichtlich der Mitarbeiterzahlen. Hier sind die Großunternehmen (> 500 Mitarbeiter) stärker vertreten als die kleinen und mittleren Unternehmen (<50 bzw Mitarbeiter). Eine schärfere Trennung der Gruppen ist aufgrund der vergleichsweise kleinen Stichprobe problematisch. Insbesondere aufgrund der starken Verschiebung im Bereich der Mitarbeiterzahlen kann die Stichprobe als nicht repräsentativ gelten. Die nachstehenden Er- 240 Vgl. Kohl, 1987, S. 54, in Wagner 1987

131 117 gebnissen haben somit nur explorativen Charakter. Tabelle zeigt die Verteilung der Unternehmen auf Branchen Umsatzverteilung Grundgesamtheit Mio. 29,1% <10 Mio. 35,2% Mio. 21,7% Umsatzverteilung Stichprobe <10 Mio. 36,1% >100 Mio. 35,7% >100 Mio. 42,2% Mitarbeiterverteilung Grundgesamtheit Mitarbeiterverteilung Stichprobe <50 35,8% ,2% <50 28,2% ,3% >500 29,9% >500 43,5% Abbildung 4.5-1: Umsatz- und Mitarbeiterverteilung in der Stichprobe sowie der Grundgesamtheit Tabelle Branchenzugehörigkeit der Unternehmensstichprobe Branche Anteil Maschinen- und Anlagenbau 20,0% Chemie/Keramik 13,1% Elektrotechnik/Elektronik 12,3% Verkehr- und Verkehrstechnik 10,0% Energie/Wasser/Wärme 9,2% Dienstleistungen 7,7% IT/Telekommunikation 6,2% Behörden/Verwaltung 5,4% Messtechnik/Feinmechanik/Optik 3,1% Medizintechnik 2,3% Bau 2,3% Sonstige 7,7%

132 118 Bezüglich ihres technologischen Standes können die Unternehmen wie in Abbildung dargestellt beschrieben werden. Die Hauptprodukte der Hälfte der Unterne h- men sind technologisch auf dem Stand der Branche. Weitere 45% sind national (19%) oder international (26,1%) führend mit ihren Hauptprodukten. Lediglich 5,6% haben momentan einen technologischen Rückstand zu den Branchenführern. In der Grundlagenforschung sind nur 6,5% der Unternehmen tätig, im FuE-Bereich hingegen 41%. 19,0% 26,1% 39,7% 3,5% 2,1% 11,9% 49,3% international führend in der Branche auf dem Stand der Branche zur Zeit mit erheblichem Nachholebedarf national führend in der Branche nicht ganz auf dem Stand der Branche 48,4% High-tech-Produkte Low-Tech-Produkte Middle-Tech-Produkte Produktion 62,9 F&E 41,13 industrienahe Dienstleistung 28,23 sonstige Dienstleistung 19,35 F&E-Dienstleister 13,71 sonstige 12,1 Grundlagenforschung 6, Abbildung 4.5-2: technologischer Stand der Unternehmen und deren Hauptprodukte Fast die Hälfte der Unternehmen hat High-Tech-Produkte im Produktprogramm, 40% Produkte, die dem Middle-Tech-Bereich zuzurechnen sind. Sehr wenige Unternehmen produzieren Low-tech-Produkte (12%).

133 Gruppierung von Instrumenten des Wissens- und Technologietransfers In der Praxis hat sich in den letzten Jahren ein breites Spektrum von Instrumenten des Wissens- und Technologietransfers entwickelt. 241 In der wissenschaftlichen Literatur gibt es inzwischen eine groß Anzahl empirischer Arbeiten zum Wissens- und Technologietransfer. 242 Als Wissens- und Technologietransferinstrumente werden Formen der Interaktion zwischen mindestens zwei Individuen oder Organisationen bezeichnet, mit Hilfe derer Technologien und / oder Wissen (implizites und / oder kodifiziertes) übertragen werden können. definiert. Die Instrumente des Wissens- und Technologietransfers verbinden Akteure des nationalen Innovationssystems miteinander. Die Transferinstrumente können in 6 Gruppen zusammengefasst werden: Aus- und Weiterbildung, Wissenschaftliche Kommunikation, Serviceleistungen, Unternehmensgründung und Personaltransfer, Projektbezogene Instrumente (direkte Übertragung) sowie Schutzrechte Diese Gruppen sind in Tabelle zusammengefasst dargestellt Vgl. dazu u.a. Autio, Laamanen 1995, S. 648, Burrington 1993, S. 443; Hameri 1996, S.55 ff.; Klofston 1996, S. 189 ff.; Kuttruff 1994, S. 40; Lee 1996, S. 850; MacBryde 1997, S.40 ff. Reinhard 1996, S. 20 ff.; Schroeder 1991, S. 89 ff. Anhang VI gibt einen Überblick über die wichtigsten (veröffentlichten) Arbeiten der letzten Jahre. Neben den veröffentlichten Studien existieren eine Reihe von Evaluierungsstudien auf Länderebene, die jedoch meist nicht veröffentlicht werden.

134 120 Tabelle 4.5-1: Transferinstrumente 1. Aus- und Weiterbildung 2. Wissenschaftliche Kommunikation 4. Technologieorientierte Unternehmensgründung 5. Projektbezogene Instrumente (direkte Übertragung) 6. Schutzrechte Gruppe Ausbildung Personalaustausch Weiterbildung Publikationen der Forschungseinrichtung Externe Publikationen Dienstleistungen 3. Serviceleistungen Transfereinrichtungen Auftragsforschung FuE-Kooperationen Transferinstrument - Nutzung von Ergebnissen und Erfahrungen aus dem Transfer in der Lehre - Einbeziehung von Transferpartnern in die Lehre (z.b. Gastvorträge) - Vermittlung von Know-how durch die Lehre an Transferpartner - Praktika - Wissenschaftleraustausch zwischen Wirtschaft und Universität - Erarbeitung von Lehrmaterialien - Universitätseigene Forschungspublikationen - Instituts-/ lehrstuhleigene Publikationen - Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften - Kolloquien/Symposien/Workshops/Konferenzen - Auftreten auf Messen und Ausstellungen - Beratungsleistungen der Universität - Gutachtertätigkeit der Universität - Forschungsnahe Transfermittler - Wirtschaftsnahe Transfermittler - Eigenständige Transfermittler - Unternehmensgründungen von Wissenschaftlern - Gemeinschaftsunternehmen Forschungseinrichtung Industrie - Auftragsforschung - Diplomarbeiten / Dissertationen - Verbundforschung - Gemeinschaftsforschung - Patente (Verkauf von Patenten) - Lizenzen - Andere Schutzrechte Aus- und Weiterbildung sind Instrumente, die die Erstausbildung von Studenten sowie Weiterbildungsmaßnahmen für Unternehmen aber auch Wissenschaftler zum Gegenstand haben. Durch Aus- und Weiterbildung wird nicht nur kodifiziertes Wissen vermittelt, sondern auch implizites Wissen, d.h. ein besonderes Merkmal der Aus- und Weiterbildung ist die Vermittlung von Fähigkeiten zur Nutzung des vorhandenen Wissens. Instrumente der wissenschaftlichen Kommunikation beziehen sich auf die Kodifizierung, Darstellung und Vermittlung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Diese sind in erster Linie für die wissenschaftliche Diskussion gedacht, werden aber zunehmend auch als Informationsquellen sowohl von Wissenschaftlern als auch Unternehmen

135 121 genutzt. Wesentliches Merkmal dieser Instrumente ist, daß mit ihnen Forschungsergebnisse vorgestellt und vermittelt werden, die in erster Linie ohne einen direkten Bezug zu einer Anwendung in einer Innovation generiert werden. Serviceleistungen von Forschungseinrichtungen sind direkt technologiebezogene Dienstleistungen, decken aber auch das Leistungsspektrum von Transfereinrichtungen, insb. forschungsnahen Transfereinrichtungen ab. Diese richten sich sowohl an die Wissenschaftler in Forschungseinrichtungen als auch an Unternehmen. Transfe r- einrichtungen werden im Kapitel 5.2 gesondert dargestellt. Merkmal der Serviceleistungen ist der Aspekt der verstärkten Nutzung der Infrastruktur der Forschungseinrichtungen, d.h. der technischen Ausstattung. Technologieorientierte Unternehmensgründungen gehören im Prinzip in die Gruppe der Instrumente der direkten Übertragung von Wissen und Technologien. Theorie und Praxis zeigen aber, daß technologieorientierte Unternehmensgründungen eine besondere Rolle im Wissens- und Technologietransfer spielen. Bei technologieorie n- tierten Unternehmensgründungen sind die Instrumente der direkten Übertragung mit denen der Aus- und Weiterbildung, insb. des Personalaustausches verknüpft. Deshalb werden sie gesondert und ausführlicher dargestellt als andere Instrumente des Wissens- und Technologietransfers. Die projektbezogenen Instrumente (direkte Übertragung) umfasst Forschungsarbeiten, die auf eine bestimmte Problemstellung hin im Auftrag oder gemeinsam mit Unternehmen und oder anderen Forschungseinrichtungen durchgeführt werden. Merkmal dieser Instrumente ist die Orientierung der Forschungsarbeiten auf eine bestimmte spätere Anwendung hin. Eine zunehmend wichtigere Rolle im Wissens- und Technologietransfer spielen Schutzrechte einer Forschungseinrichtung. Schutzrechte beziehen sich auf bereits abgeschlossene Forschungsarbeiten der Forschungseinrichtung. Neben der Schutzfunktion des geistigen Eigentums an einer Erfindung übernehmen Schutzrechte in zunehmenden Maße eine Informationsfunktion sowohl für Unternehmen als auch für Forschungseinrichtungen. Zum einen bieten sie eine Informationsmöglichkeit über existierende technologische Lösungen zum anderen aber ist eine Recherche beste-

136 122 hender Schutzrechte zunehmend wichtiger in der Definitions- und Entscheidungsphase über neue Forschungsprojekte. 243 Die verschiedenen Transferinstrumente sind nicht losgelöst voneinander zu betrachten. Ihre volle Wirksamkeit können sie in der Regel nur durch den Einsatz eines Portfolios von Maßnahmen erzielen. Ebenso können teilweise Überschneidungen in den Gruppierungen der Instrumente nicht immer ausgeschlossen werden. Beispielsweise können Instrument im Bereich der Aus- und Weiterbildung können nur Wirkung entfalten, wenn sie mit einem (temporären) Personaltransfer einhergehen. Im folgenden werden jeweils die verschiedenen Transferinstrumente charakterisiert und ihre Wirksamkeit und Nutzungshäufigkeit anhand der empirischen Studie an der TU Dresden und den Transferpartnern beschrieben. Generell auffällig ist, daß die Universitäten die Wirkung aber auch die Nutzung der Instrumente tendenziell höher angeben als die Unternehmen. Innerhalb der Unternehmen sind signifikante Unterschiede in der Nutzung der Transferinstrumente insb. in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße (bezogen auf Umsatz und Mitarbeiterzahl) sowie der technologischen Position des Unternehmens und der Charakteristik der Produkte der Unternehmen festzustellen. Große Unternehmen nutzen insb. studentische Praktika, wissenschaftliche Publikationen und Schutzrechte der Universität in verstärktem Maße. Hinsichtlich der technologischen Position sind die Unternehmen, die sich selbst als Technologieführer (insb. als internationale Technologieführer betrachten) aktiver bei der Nutzung von Instrumenten der wissenschaftlichen Kommunikation. Auf Seiten der Wissenschaftler sind signifikante Unterschiede insb. hinsichtlich der bereits vorhandenen Transferpartner festzustellen. Tendenziell werden alle Instrumente mit regionalen Partnern vergleichsweise weniger oft eingesetzt als mit nationalen Partnern. Die höchsten Nutzungsintensitäten zeigen sich bei der Kooperation mit internationalen Partnern. 243 In Unternehmen ist die Schutzrechtsrecherche seit langem integraler Bestandteil der Entscheidung über neue Forschungsprojekte, in Forschungseinrichtungen spielt die Schutzrechtsrecherche hingegen bisher fast ausschließlich bei der Anmeldung von Schutzrechten ein Rolle.

137 Aus- und Weiterbildung Transfer im Bereich der Ausbildung und Weiterbildung erfolgt über die Erhöhung des nationalen / regionalen Innovationspotentials durch die Qualifikation von Studenten und Mitarbeitern von Unternehmen und Forschungseinrichtungen. 244 Transferinstrumente der Aus und Weiterbildung gehören zu den am häufigsten genutzten Transferinstrumenten überhaupt. Durch Aus- und Weiterbildung wird frei zugängliches (nicht personengebundenes) Wissen (Informationen), das von Individuen gesammelt, erlernt und verstanden worden ist, transferiert. 245 Mögliche Erscheinungsformen sind die Nutzung von Ergebnissen und Erfahrungen aus dem Transfer in der Lehre, die Einbeziehung von Transferpartnern in die Lehre (z. B. durch Gastvorträge), die Erarbeitung von Lehrmaterialien (u. a. von Lehrbüchern) sowie Praktika von Studenten, die einerseits Wissen in die Unternehmen hereintragen, andererseits durch die gewonnenen praktischen Erfahrungen Anstöße für die Ausbildung geben können Ausbildung Über die Ausbildung von Studenten gelangen die während der Ausbildung erworbenen Kenntnisse und Fähigkeit in die Unternehmen. Die Ausbildung an den Hochschulen vermittelt eine breite Wissensbasis, ohne dabei tiefer auf spezifische Bedürfnisse einzelner Industriezweige oder gar Unternehmen eingehen zu können. Vielmehr sollen Absolventen in der Hochschule ein fundiertes, auf dem neuesten Stand der Forschung basierendes, Grundwissen erhalten, welches später während der Tätigkeit in der Industrie vertieft wird. Um diese Form des Wissens- und Technologietransfers so effizient wie möglich zu gestalten, bedarf es neben der Weitergabe von fachlichen Kenntnissen im Rahmen der universitären Ausbildung auch der Vermittlung persönlicher Fertigkeiten, wie der Fähigkeit zur Teamwork, zur Kommunikation und zum Lösen von Problemen. Weiterhin erlangen auch technische Fähigkeiten, wie beispielsweise fundierte EDV-Kenntnisse immer größere Bedeutung. 246 Aufgrund Vgl. Beise 1996, S. 4 Vgl. Rehhäuser 1996, S. 6 Vgl. Lockwood 1990, S. 717

138 124 der technischen Entwicklung auf vielen Gebieten, insbesondere im Finanzbereich, der EDV sowie in Forschung und Entwicklung, steigt der Bedarf an Akademikern in diesen Bereichen 247, so daß die praxisrelevante Ausbildung besonders in solchen Fachgebieten von hoher Bedeutung ist. Studentenpraktika, die üblicherweise Pflichtbestandteil des Studiums sind, dienen in der Regel nicht wie Diplomarbeiten oder Dissertationen der Entwicklung von technischen Lösungen, sondern tragen zur Intensivierung der Verbindung von der Theorie in der universitären Lehre zur Praxis in den Unternehmen bei. Gleichwohl stellen solche Praktika eine Informationsquelle für die Unternehmen hinsichtlich der Ausbildungsqualität verschiedener Universität dar. Weiterhin können über solche Verbindungen erste Anstöße für weitergehende Kooperationsaktivitäten entstehen Weiterbildung Weiterbildungsangebote von Forschungseinrichtungen gewinnen für den Wissensund Technologietransfer zunehmend an Bedeutung. Unter Weiterbildung wird die Entsendung von Mitarbeitern aus der Wirtschaft an Forschungseinrichtungen verstanden mit dem Ziel, durch Fortbildungskurse ihr Wissen zu vertiefen und auf den neuesten Stand der Forschung zu bringen. 248 Die Weiterbildungsmaßnahmen können dabei sowohl den Charakter eines Vollzeitstudiums tragen, als auch als Abend- oder Wochenendseminare angeboten werden. 249 Als vorteilhaft ist auch hier wiederum der Kontakt zwischen Forschungseinrichtungen und Mitarbeitern der Industrie zu werten. Durch die Einbeziehung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Lehre können diese direkt in die Industrie übertragen werden. Gewöhnlich handelt es sich dabei zwar nicht um den Transfer von direkt umsetzbaren Produktideen, jedoch werden Möglichkeiten der Entwicklung aufgezeigt, welche durchaus Anregungen für die Praxis geben können. Wissens- und Technologietransfer findet in Form von Weiterbildung vornehmlich in den technischen Fachrichtungen statt. Als Beispiel ließen Vgl. von Freyend, Hass 1990, S. 592 Vgl. von Freyend, Hass 1990, S. 593 Vgl. Lockwood 1990, S. 714f.

139 125 sich hier die Ausbildung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien nennen, welche auf die vollständige Ausschöpfung der vorhandenen technischen Ressourcen im Unternehmen zielt und somit der Nutzung von vorhandenem Innovationspotential den Weg ebnet. 250 In zunehmenden Maße sind jedoch auch Aktivitäten in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen zu beobachten, wie die steigende Anzahl von MBA-Studiengängen in Deutschland belegt. Der rasche technologische Wandel stellt Forschungseinrichtungen vor die Aufgabe, transferbezogene" Weiterbildung zu entwickeln und anzubieten. Für den Wissens- und Technologietransfer ist ferner von Bedeutung, daß die Teilnehmer über die Veranstaltung hinaus ihre Erfahrungen und Erkenntnisse direkt und informell austauschen können. Die Weiterbildung an den Forschungseinrichtungen und insb. Universitäten und Hochschulen ist in der Regel im Gegensatz zum Erststudium im wesentlichen an den Erfordernissen der Praxis orientiert. Die Weiterbildungsangebote sind inhaltlich flexibler gestaltet und auch von kürzerer Dauer, was eine zielgerichtete Vermittlung von neuesten Erkenntnissen erlaubt, die in dieser Form im Primärstudium nicht möglich ist. 251 Voraussetzung für effektive Weiterbildungsmaßnahmen ist der Praxisbezug des Angebotes. Hier wird ersichtlich, daß für die Ausarbeitung der Lehrinhalte eine enge Kooperation zwischen den Forschungseinrichtungen und den Vertretern der Praxis unerlässlich ist. 252 Weiterbildungsmaßnahmen an Forschungseinrichtungen sind nicht auf Berufspraktiker beschränkt, die ohnehin schon einen Universitätsabschluss besitzen. Vielmehr erfordert die effektive Umsetzung des Know-hows der Forschungseinrichtung die Ausbildung auf allen Qualifikationsebenen. 253 Im allgemeinen gibt es bei dieser Variante der Zusammenarbeit nur wenig Berührungsängste zwischen Hochschule und Wirtschaft. Die Weiterbildungsangebote stoßen auf rege Nachfrage Vgl. Vogt 1985, S. 187 Vgl. Thomas 1990, S. 580 Vgl. Allesch et al. 1985, S. 37 Vgl. Thomas 1990, S. 581

140 126 seitens der Industrie. 254 Der Einsatz von Praktikanten kann als ein indirekter Technologietransfer zwischen Unternehmen und Hochschule angesehen werden. Die Studenten, welche ein durch die Hochschule vorgeschriebenes Pflichtpraktikum oder ein freiwilliges Praktikum absolvieren, sind u. U. nur die "Überträger des technologischen Wissens, das sie von der Hochschule im Laufe ihres Studiums erhalten haben Bedeutung und Nutzung von Aus- und Weiterbildung Im Rahmen der Aus- und Weiterbildung sind Diplomarbeiten und Dissertationen von den Universitäten als auch den Unternehmen die am wirksamsten bewerteten und am häufigsten genutzten Transferformen (vgl. Tabelle 4.5-2). Tabelle 4.5-2: Nutzung und Wirksamkeit von Instrumenten der Aus- und Weiterbildung Nutzung UN UNI Insgesamt Wirksamkeit Praktika 2,42 2,17 2,30 0,01 3,82 3,45 3,64 0,00 Nutzung von Ergebnissen und Erfahrungen aus dem Transfer in der Lehre Einbeziehung von Transferpartnern in die Lehre (z.b. Gastvorträge) Sign. UN UNI Insgesamt Sign. 1,59 2,53 2,11 0,00 3,26 3,69 3,50 0,01 1,79 1,93 1,87 0,08 3,44 3,19 3,30 0,06 1,46 1,59 1,52 0,09 3,37 3,53 3,45 0,42 Wissenschaftleraustausch zwischen Wirtschaft und Universität UN - Unternehmen; UNI - Universität; Sign. - zweiseitige asymptotische Signifikanz Mann- Whitney-U-Test Nutzung auf einer Skala von 1 - nie bis 3 - regelmäßig; Wirksamkeit von 1 - unwirksam bis 5 - sehr wirksam Quelle: Eigene Untersuchung Die Nutzungshäufigkeit solcher Arbeiten zeigt, daß wissenschaftliche Arbeiten sehr wohl mit dem Bedürfnis der Wirtschaft nach der Lösung konkreter Probleme vereinbart werden kann. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeiten werden in der Re- 254 Vgl. Heibutzki, Schnitzler 1993, S. 52ff.

141 127 gel existierende (wenn auch eng eingegrenzte) Problemstellungen in Gemeinschaftsarbeit von Universität und Industrie gelöst. Eine stärkere Einbeziehung der Erfahrungen der Transferpartner in die Gestaltung der Lehre wäre wünschenswert, ist aber praktisch nicht umsetzbar. So fließen lediglich die Erfahrungen der Universität selbst in die aktuelle Ausbildung mit ein (diese jedoch bei einer großen Mehrheit der Professoren). Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis kann somit weiter gestärkt werden. Die direkte Einbeziehung von Transferpartnern in die Lehre erfolgt nicht ganz so häufig, wie die Nutzung der anderen Transferinstrumente (jedoch immer noch von zwei Drittel aller Befragten). Ebenso wird der Wirksamkeit von Gastvorträgen sowohl von den Universitäten als auch den Unternehmen keine große Bedeutung beigemessen. Dies schlägt sich in einer sporadischen Nutzung dieses Transferinstruments nieder. Besonders häufig werden die Instrumente Diplomarbeiten / Dissertationen und Studentenpraktika von großen Unternehmen (hinsichtlich Umsatz und Beschäftigtenzahl) mit High-tech Produkten genutzt Wissenschaftliche Kommunikation Instrumente der wissenschaftlichen Kommunikation Zur Verbreitung der Forschungsergebnissen steht ein breites Spektrum von Medien, wie universitätseigene Forschungspublikationen, instituts / lehrstuhleigene Publikationen, Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften und Zeitschriften von Industrieverbänden sowie Kolloquien, Symposien, Workshops und Konferenzen zur Verfügung. Wachsende Bedeutung für die Wissenschaftler werden zukünftig indus t- rienahe Medien haben während die Unternehmen in die Nutzung universitätseigener Medien intensivieren sollten. Bei Präsentationen auf Ausstellungen und Messen werden Forschungsergebnisse an eine breite, an der Anwendung und Nutzung dieser Ergebnisse interessierten Öffent-

142 128 lichkeit weitergegeben. 255 Derartige Präsentationen dienen jedoch nicht direkt dem Transfer von Wissen und Technologien zur Industrie, sondern sollen nur ein gewisses Interesse wecken. Ziel einer Informationsveranstaltung ist es, die Industrie über neue Technologien zu unterrichten. Dabei wird von dem Grundgedanken ausgega n- gen, daß die Unternehmen diese Technologien nutzen würden, wenn sie wüssten, daß es sie gibt. 256 Publikationen der Wissenschaftler von Universitäten und Fachhochschulen sind oft nur in Form von Büchern und Zeitschriftenartikeln vorhanden. Diese werden in jüngster Zeit immer stärker durch elektronische Publikationen ergänzt. Wissenschaftliche Publikationen sind aber nur eingeschränkt für den Transfer geeignet, da derartige Arbeiten sich oft an Wissenschaftler richten. Für kleine und mittelständige Unternehmen ohne wissenschaftliches Fachpersonal bedeutet dies, daß die Publikationen aufgrund der darin enthaltenen Fachsprache meistens nicht verwertbar sind. Die wissenschaftlichen Arbeiten bewirken einen horizontalen Forschungstransfer, sind 257 für den vertikalen Transfer aber nur eingeschränkt wirksam. Unter dem Begriff Massenmedien werden im allgemeinen Presse bzw. Printmedien, Hörfunk und Fernsehen verstanden. KRÜGER und RUSS-MOHL sind der Auffassung, daß die Printmedien (Zeitungen und Zeitschriften) für den Wissenschaftstransfer wichtiger sind als die elektronischen Medien (Hörfunk und Fernsehen)." 258 Wichtige Aspekte sind dabei, daß sich Printmedien besser transferieren lassen und im Gege n- satz zu Hörfunk und Fernsehen nicht zeitabhängig sind. Eine besondere Stellung nehmen Special-interest-Zeitschriften ein, die sich an ein... relativ homogenes Publikum richten, also z.b. an Zielgruppen wie etwa Techniker oder Manager..." Vgl. Schroeder 1991, S. 89 f. Vgl. Dorf 1988, S. 306 Corsten 1982, S. 51 Vgl. Krüger, Russ-Mohl 1990, S. 509 Vgl. Krüger, Russ-Mohl 1990, S. 510

143 129 Ein häufig genutztes Transferinstrument für Forschungsinformationen sind Datenbanken. Sie enthalten kurze Zusammenfassungen und Themenstellungen von Forschungsprojekten und wissenschaftlichen Veröffentlichungen..., die über Schlagwörter und formale Kriterien recherchierbar sind." 260 Des weiteren erweisen sich Datenbanken bei der Recherchearbeit gegenüber herkömmlichen Methoden, wie das zeitaufwendige Durcharbeiten von Katalogen oder Dokumentationen, als wesentlich umfangreichere und schnell zugängliche Quellen. 261 Workshops und Seminare, insbesondere Expertenseminare an Forschungseinrichtungen sind besonders geeignet um den neusten Stand von Technologie und technologischen Entwicklungstrends zu erläutern. 262 Dabei werden über die Teilnehmer neue Erkenntnisse aus den Forschungsaktivitäten der Forschungseinrichtungen an die Wirtschaft aber auch anders herum transferiert Bedeutung und Nutzung der Instrumente der wissenschaftlichen Kommunikation Während die Bedeutung und Nutzung von Kolloquien, Symposien, Workshops und Konferenzen sowohl von den Universitäten als auch den Unternehmen bereits als sehr groß eingeschätzt wird, bieten Auftritte auf Messen und Ausstellungen noch erhebliche Potentiale (vgl. Tabelle 4.5-3). Ein Drittel der Wissenschaftler ist selbst noch nie auf einer Messe aufgetreten, die Hälfte nutzen diese Gelegenheit manchmal. Die Unternehmen nutzen solche Plattformen wesentlich intensiver. Präsentationen auf Messen dienen jedoch nicht direkt dem Transfer von Technologien zur Industrie, sondern sollen vor allem nur Interesse an dem Forschungspotential der Universitäten wecken Vgl. Schroeder 1991, S. 89 Vgl. Schmidt 1990, S. 544 Vgl. Lockwood 1990, S. 715 Vgl. Schroeder 1991, S. 90

144 130 Tabelle 4.5-3: Nutzung und Wirksamkeit von Instrumenten der wissenschaftlichen Kommunikation Kolloquien / Symposien / Workshops / Konferenzen Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften Nutzung UN UNI Insgesamt Wirksamkeit Sign. UN UNI Insgesamt Sign. 2,22 2,66 2,45 0,00 3,74 4,06 3,91 0,00 2,21 2,66 2,45 0,00 3,59 4,14 3,87 0,00 Auftreten auf Messen und Ausstellungen 2,12 1,86 1,99 0,00 3,44 3,29 3,37 0,39 Universitätseigene Forschungspublikationen 1,72 1,84 1,78 0,07 2,84 2,51 2,66 0,02 Instituts-/ lehrstuhleigene Publikationen 1,56 1,87 1,72 0,00 2,62 2,66 2,64 0,61 UN - Unternehmen; UNI - Universität; Sign. - zweiseitige asymptotische Signifikanz Mann- Whitney-U-Test, Nutzung auf einer Skala von 1 - nie bis 3 - regelmäßig; Wirksamkeit von 1 - unwirksam bis 5 - sehr wirksam Quelle: Eigene Untersuchung Nachholbedarf besteht seitens der Unternehmen in der Nutzung von wissenschaftlichen Publikationen als Instrument des Wissens- und Technologietransfers. Vor dem Hintergrund einer recht wirksamen Einschätzung dieses Transferinstruments wäre eine intensivere Nutzung wünschenswert. Für die Universitäten ihrerseits gilt, daß sie das Transferinstrument Industriezeitschriften stärker in ihre Aktivitäten einbeziehen müssen. Allerdings glauben die meisten Wissenschaftler nicht, mit Publikationen in solchen Zeitschriften den Transfer unterstützen zu können. Für die Unternehmen jedoch sind die wissenschaftlichen und die Ind ustriezeitschriften gleichwertig. Universitäts- sowie Instituts-/lehrstuhleigene Forschungspublikationen haben nur eine geringe Bedeutung für den Wissens- und Technologietransfer. Die darin entha l- tenen Informationen werden weder von den Universitäten selbst, noch von den Unternehmen als transferfördernd angesehen. Unterschiede zwischen beiden bestehen in der Nutzungshäufigkeit. Die Unternehmen greifen häufiger auf die universitätseigenen Publikationen zurück als auf institutseigene, wohl auch um sich einen Gesamtüberblick über das Potential der Universitäten zu verschaffen. Bei den Universitäten ist das Bild ähnlich. Um die Wirksamkeit beider Transferinstrumente zu erhöhen, ist

145 131 möglicherweise eine Änderung der bisherigen inhaltlichen Darstellungsform notwendig. Insbesondere institutseigene Publikationen, die sich an eine spezifische Zielgruppe richten, sollten als Transferinstrument zielgerichteter eingesetzt werden Serviceleistungen Dienstleistungen von Forschungseinrichtungen Serviceleistungen der Universität können in instituts- oder lehrstuhlbezogene sowie universitätsbezogene unterschieden werden. Die institutsbezogenen Leistungen umfassen dabei Beratungsleistungen sowie Gutachtertätigkeiten zu bestimmten Technologie- (Themen)gebieten, die in der Regel von einzelnen Instituten erbracht werden. Komplexe Technologiegebiete können dabei auch die Einbeziehung andere Institute erforderlich machen. Universitätsbezogene Leistungen sind Leistungen zur Förderung des Wissens- und Technologietransfers. Diese können dabei von der Vermittlung von Projektpartnern, über die Beratung bei Förderanträgen bis hin zur Beteiligung an Technologie- und Gründerzentren reichen. In der hier vorliegenden Studie werden nur die Leistungen zur Unterstützung des Wissens- und Technologietransfers von (an) auch weiterhin bestehende(n) Einheiten betrachtet. Die einzelnen Leistungen werden im Kapitel 5.2 im Detail dargestellt. Der Beitrag der Beratungsleistungen der Universität zum Wissens- und Technologietransfer wird von den Unternehmen und den Universitäten gleichermaßen als eingeschränkt bezeichnet (vgl. auch Tabelle 4.5-4). Der Grund hierfür liegt sicherlich im Gegenstand dieser Beratungen. Hierbei handelt es sich meist um Studien in einer sehr frühen Phase der Technologieentwicklung, also im allgemeinen um Fragen, die mit einer späteren Entwicklung nicht stark korreliert sind. Bei Beratungsleistungen wird selten neues Know-how entwickelt, sondern auf bereits bestehendes zurückgegriffen.

146 132 Tabelle 4.5-4: Nutzung und Wirksamkeit von Dienstleistungen der Universität Nutzung UN UNI Insgesamt Wirksamkeit Beratungsleistungen der Universität 1,95 2,12 2,04 0,06 3,30 3,47 3,39 0,35 Gutachtertätigkeit der Universität 1,67 2,05 1,87 0,00 2,99 3,52 3,27 0,00 Leistungen von Transfereinrichtungen 1,42 1,33 1,38 0,18 2,61 2,76 2,68 0,49 UN - Unternehmen; UNI - Universität; Sign. - zweiseitige asymptotische Signifikanz Mann- Whitney-U-Test Nutzung auf einer Skala von 1 - nie bis 3 - regelmäßig; Wirksamkeit von 1 - unwirksam bis 5 - sehr wirksam Sign. UN UNI Insgesamt Sign. Quelle: Eigene Untersuchung Gutachterleistungen der Universität umfassen sowohl die Bewertung von Entwicklungen als auch technische Gutachten (Entsprechung mit Normen etc.). Für die Erstellung technischer Gutachten existiert außerdem ein funktionierender Markt, so daß sich die Universität hier der Konkurrenz stellen muß. Um so wichtiger ist in diesem Zusammenhang die Verrechnung von Marktpreisen für Gutachten, da ansonsten mit subventionierten Gutachten private Anbieter wettbewerbsunfähig gemacht würden Transfereinrichtungen Die Leistungen der Transfereinrichtungen werden weder als wirksame Unterstützung des Wissens- und Technologietransfers betrachtet, noch kontinuierlich genutzt (lediglich 4% der Universitätsmitarbeiter sowie Unternehmen nutzten diese Leistungen regelmäßig). Hier besteht Handlungsbedarf, um das Angebot der Transfereinrichtungen nachfrageadäquat zu gestalten und sowohl die Wirksamkeit als auch die Nutzungshäufigkeit zu erhöhen (vgl. auch Kapitel 5.2).

147 Unternehmensgründung und Personaltransfer Unternehmensgründungen Unternehmensgründungen (Spin Offs) stellen die wohl effizienteste Form des Technologietransfers dar, da hierbei neues technologisches Wissen auf direktem Wege in einem Unternehmen umgesetzt wird Spin offs sind vor allem dann eine Alternative, wenn "etablierte Unternehmen nicht bereit sind, neue Ideen und Inventionen aus der Universitätsforschung anzunehmen und in Produkte umzusetzen. 266 Bei technologieorientierten Unternehmensgründungen werden Innovationsideen aus dem Forschungsbereich direkt in neuen Unternehmen umgesetzt. 267 Der Forschungsbereich kann zu einer Universität/ Hochschule/ Fachhochschule, außeruniversitären Forschungseinrichtung oder einem Unternehmen gehören. Technologieorientierte Unternehmensgründungen aus solchen Einrichtungen werden häufig auch als "Spin Offs, "Spin Outs oder "Start Ups bezeichnet. 268 Im Prozeß der technologieorientierten Unternehmensgründungen spielen vier Akteure eine wesentliche Rolle: ) der Technologieproduzent, d.h. derjenige, der die technologische Invention bis zur Transferierbarkeit entwickelt; 2.) der Unternehmer (Entrepreneur), der ein technologieorientiertes Unternehmen gründet und die technologische Invention in ein marktfähiges Produkt umsetzt; 3.) die "Herkunftseinrichtung der technologischen Invention, d.h. die Forschungseinrichtung, in der die Technologie entwickelt wurde; Vgl. zum Kapitel Sabisch, Meißner 2000, S. 3ff Vgl. Behrendt 1996, S. 31; Carayannis, Alexander 1999, S. 249 Vgl. Reinhard 1996, S. 23 Vgl. auch Beise 1995, S. 30 Vgl. Caranyannis 1998, S. 3 Vgl. Caranyannis 1998, S. 4

148 134 4.) der Finanzierer, der die erforderlichen finanziellen Ressourcen für Gründung und Etablierung des Unternehmens bereitstellt. Dabei kann eine Person mehr als eine der vier Rollen übernehmen, aber auch jede Rolle von einer anderen Person ausgefüllt werden. Insbesondere bei Unternehmensgründungen von mehreren Personen, d.h. bei Teamgründungen, müssen Unterne h- mer und Technologieproduzent nicht zwangsläufig identisch sein. Spin-offs sind charakterisiert durch 270 : einen überdurchschnittlich hohen Anteil der FuE-Aktivitäten gemessen an den Gesamtaktivitäten des Unternehmens (FuE-Ausgaben/Umsatz Anteil FuE- Beschäftigte/Gesamtbeschäftigte) hohen Anteil von Neuprodukten /-prozessen am Gesamtumsatz des Unterne h- mens kurze Innovationszyklen in der Branche qualitativ hochwertige FuE-Ausstattung hohen Kapitalbedarf zur Durchführung der FuE-Aktivitäten, Errichtung von Produktionsanlagen und zur Markteinführung überdurchschnittlich hohes wirtschaftliches und technologisches Risiko enge Bindung an Forschungseinrichtungen In der Regel sind mit Ausgründungen vielfältige Vorteile sowohl für das Spin-off- Unternehmen als auch für die jeweilige "Muttereinrichtung verbunden. Wie Abbildung zeigt, weisen Spin-offs aus etablierten Unternehmen in der Regel besonders günstige Bedingungen hinsichtlich der Marktorientierung und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Mutterunternehmen auf. Bei Ausgründungen aus Forschungs- und Hochschuleinrichtungen sollte dementsprechend besonderer Wert auf rechtzeitige Kooperationsbeziehungen mit Unternehmen der betreffenden Branche sowie auf die Einbindung von Pilotkunden in den Innovationsprozess gelegt werden.

149 135 Nutzenfaktor Spin-off- Unternehmen Muttereinrichtung der Gründer Unternehmen Forschungseinrichtungen Universitäten/ Hochschulen Spezialisierungsvorteile Konzentration auf Kernkompetenzen/ Kompetenzgewinn Kostensenkung X (X) X X (X) Kooperation/ Einbindung der Netzwerke X X (strateg. Allianzen) X (FuE) X (FuE) Know-how-Gewinn (-Erweiterung) X X X X Beschleunigung des Innovationsprozesses X X (X) (X) Erhöhung der Flexibilität X X Erhöhung der Innovationsfähigkeit X X Marktzugang/ Überwindung von Markteintrittsbarrieren X X Externes Wachstum von Unternehmen (X) X Verminderung des Innovationsrisikos X Günstige Entwicklungsperspektiven für junge Mitarbeiter/ Erhöhung der Kreativität X X X X Gemeinsame Ressourcennutzung X X X X Abbildung 4.5-3: Vorteile aus Spin-offs für die beteiligten Partner Quelle: Sabisch, Meißner 2000 Weitere Schlüsselfaktoren für den Erfolg von Spin-offs sind in Abbildung dargestellt 271. Demnach sind neben der eigentlichen Unternehmensidee die Charakteristika des Gründers oder Gründerteams, die Eigenschaften des beabsichtigten Einstiegsmarktes sowie die zur Verfügung stehenden Ressourcen wesentliche Bestimmungsfaktoren für den Erfolg von Unternehmensgründungen Vgl. Sabisch 1999, S. 25 Vgl. auch Tsang, 1997, p. 153

150 136 1 Charakteristik der start-up Idee Ausreichendes Kommerzialisierungspotential der transferierten Technologie Überlebensfähigkeit der transferierten Technologie außerhalb des Forschungsinstitutes Möglichkeit der Patentanmeldung Charakteristiken des 2 Unternehmers Unternehmerische Rolle: Fähigkeit, wirtschafltiche Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen Manager-Rolle: konzeptionelle, personelle und politische Kompetenz Technisch funktionale Rolle: Fähigkeit, zur Nutzung von Werkzeugen und Prozeduren, welche im speziellen Geschäftsfeld benötigt werden Spin-off- Schlüsselfaktoren für den Erfolg 3 Marktfaktoren Expandierender Markt starke Kundenorientierung Markt sollte keinen hohen Wettbewerb aufweisen Produkt sollte einzigartige Position im Markt haben 4 Ressourcen Physische Ressourcen: Fabriken, Arbeitsplätze, Ausrüstung Immaterielles Eigentum : Know-how, Kompetenz, Schutzrechte, Image Humanressourcen: Bildung, Fähigkeiten der Mitarbeiter Organisatorische Ressourcen: Unternehmens-kultur, Prozesse, Informationen Abbildung 4.5-4: Erfolgsfaktoren für Spin-offs Quelle: ADL, TUD, EAP 2000, S. 43 In der Gründungspraxis treten vielfältige Hemmnisse bei Spin-offs in Erscheinung. Abbildung gibt einen Überblick über die wichtigsten Hemmnisse und Ansätze zur Überwindung dieser. Eine Überwindung dieser Hemmnisse ist vor allem dann möglich, wenn rechtzeitig bei der Vorbereitung der Gründung und bei der Erarbeitung des Businessplans darauf Bezug genommen wird und eine Unterstützung durch die "Muttereinrichtung sowie durch öffentliche Einrichtungen erfolgt.

151 137 Häufig auftretende Hemmnisse im Gründungsprozess Know-how-Defizite bei Gründern (und Mitarbeitern) Unzureichende Marktkenntnisse ( bes. bei Grundlagenforschung) Ungenügende unternehmerische Qualifikation Markteintrittsbarrieren für das neue Unternehmen Fehlende Kundenbeziehungen (bes. bei Grundlagenforschung) Hohes Innovationsrisiko (abhängig vom Innovationsgrad) Starke Konkurrenten im Marktsegment Fehlender Bekanntheitsgrad Ungenügende Interessenübereinstimmungen/ Interessenkonflikte zwischen potentiellen Gründern und bisherigen Arbeitgebern Kapitalmangel Ansatzpunkte zur Überwindung der Hemmnisse Verstärkung der Marktorientierung der Einrichtung bzw. der Projekte Qualifizierung/ Teilnahme an Businessplan- Wettbewerben Unterstützung durch (Mutter-) Unternehmen Unterstützung durch (Mutter-) Unternehmen/ Inanspruchnahme von Förderprogrammen Auswahl geeigneter Marktnischen/ Differenzierung der Produkte Kommunikationsmaßn./ Image der Muttereinrichtung Veränderung der Unternehmens- (u. Gründer-) Kultur Eindeutige Regelungen für die Unterstützung der Spin-offs Inanspruchnahme von Förderprogrammen Aufnahme von Kapitalbeteiligungen Unterstützungsleistung der Muttereinrichtungen (z. B. Nutzung von Maschinen, Geräten etc. an Stelle eigener Investitionen Abbildung 4.5-5: Hemmnisse bei Spin-off-Gründungen und Ansätze zu deren Überwindung Quelle: Sabisch, Meißner 2000 Unterstützungsleistungen für Spin-offs durch ihre "Muttereinrichtungen oder/ und durch Dritte können in unterschiedlicher Form und Intensität angeboten werden. Abbildung vermittelt einen Überblick über dazu mögliche Wege. Dabei ergeben sich in den einzelnen Phasen des Unternehmenslebenszyklus differenzierte Ausgangsbedingungen. Der Schwerpunkt der Unterstützungsaktivitäten liegt in der "pre-seed" Phase auf der Analyse des Marktes und der Kunden sowie Wettbewerber, der Integration in Netzwerke und den Verhandlungen mit Risikokapitalgebern. 272 In der "start-up" Phase stehen die Spezifizierung des Geschäftsplanes und die Vorbereitung der Produktionsund Markteinführung im Mittelpunkt. In der Phase der Markteinführung sind Unterstützungsmaßnahmen zur Markteinführung sowie Hilfen zur Vorbereitung und 272 Vgl. zum Absatz ADL, TUD, EAP 2000; S. 59ff.

152 138 Durchführung von Investitionen zur Herstellung des Produkts wichtige Bestandteile eines Unterstützungskonzeptes. Gegenstand der Unterstützungsleistungen Ressourcen Betriebsmittel Gebäude/ Gewerbeflächen Know-how Unterstützung durch Muttereinrichtung Unternehmen Forschungseinrichtungen Universitäten/ Hochschulen Überlassung zur Nutzung durch Muttereinrichtung Überlassung zur Nutzung durch Muttereinrichtung Überlassung zur Nutzung durch Muttereinrichtung Unterstützung durch Dritte Einordnung in Technologiezentren Beratung/Mgmt.unterstützg. Unterstützung bei Markteintritt Kooperationsleistungen X X Koop. auf allen Gebieten Strateg. Allianzen (X) FuE-Koop. FuE-Koop. Verbände/ Inkubatoreinrichtungen Einbindung in Netzwerke Einbindung in Netzwerke, Vergabe öffentlicher Aufträge Rechtliche Bedingungen Beschäftigungsverhältnis Unternehmensrechtsform Schutzrechte Kapitalbereitstellung Startkapital Innovationsfinanzierung Wachstumsfinanzierung Qualifizierung Vorhandensein betrieblicher Rahmenordnungen für Ausgründungen Genehmigung Nebentätigkeit/ Zusage auf Wiedereinstellung/ Beurlaubung ohne Bezüge für Gründungsphase Bildung Joint Venture (Bildung Joint Venture) Überlassung von Schutzrechten/ Vergabe von Lizenzen Kapitalbeteiligungen Teilnahme an internen Fortbildungskursen Exist-Projekt Exist-Projekt Bildung Joint Ventures Lizenzvergabe Staatl. Förderprogr. öff. Darlehen FuE-Förderprojekte/ VC-Gesellschaften VC-Gesellschaften/ Banken Abbildung 4.5-6: Unterstützungsleistungen für Spin-offs (Gesamtübersicht) Quelle: Sabisch, Meißner 2000 Der Wissens- und Technologietransfer bei der Gründung neuer, insb. technologieorientierter Unternehmen erfolgt im wesentlichen über 2 Wege: Erfindungen, die in den Herkunftseinrichtungen der Gründer erarbeitet (und gegebenenfalls zum Patent angemeldet) wurden und dem neuen Unternehmen zur Nutzung überlassen werden. Eigene Erfindungen stellen häufig einen wichtigen Grundstein technologieorientierter Unternehmen dar. Lizenzen spielen keine so große Rolle als Grundstein einer Unternehmensgründung. Bei der Überlassung von Erfindungen zur Nutzung durch Gründer haben insbesondere Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen im

153 139 Vergleich zur Industrie noch Nachholbedarf. 273 das an die Person der (des) Gründer(s) gebundene wissenschaftlich technische Know how. Von besonderer Bedeutung für das Gründungsgeschehen sind die staatlichen Rahmenbedingungen. 274 Weltweit verfolgen Regierungen verschiedene Ansätze zur Förderung des Gründungsgeschehens in ihren Ländern. Tabelle gibt einen Überblick über wichtige regulative Rahmenbedingungen verschiedener Länder 275, Tabelle zeigt die in den Ländern resultierenden technologieorientierten Unternehmensneugründungen aus Forschungseinrichtungen. Tabelle 4.5-5: Staatliche Regulierungen für Unternehmensgründungen aus öffentlichen Forschungseinrichtungen und Universitäten Regulierung Keine zentralen nationalen Regulierungen Ausnahme bei nationalem Sicherheits-, Geheimhaltungsinteresse Anzeige-, Informationspflicht Regulierung explizit Forschungseinrichtungen/ Universitäten ü- berlassen Ausdrücklich erlaubt Aber auf 20% der Wochenarbeit beschränkt Aber Anzeigepflicht Aber Genehmigung nötig Aber zeitlich beschränkt (2 Jahre) Aber nur beratende Tätigkeit (Board member) Mit Rückkehrgarantie in Forschungseinrichtung bei Fehlschlag Ausdrücklich untersagt Land Österreich, Island, Norwegen USA Polen Australien Frankreich, Mexiko Deutschland Ungarn Finnland Japan Belgien Korea Italien, Türkei Quelle: OECD Daten für 16 OECD Länder, eigene Zusammenstellung Vgl. bmbf 1998, S. 127 Vgl. zum Absatz Sabisch, Meißner 2000, S. 3ff. Aufgrund fehlender Daten ist kein abschließendes Urteil über einen Zusammenhang zwischen den regulativen Rahmenbedingungen und der Anzahl von Unternehmensgründungen möglich.

154 140 Tabelle 4.5-6: Unternehmensneugründungen aus Forschungseinrichtungen in ve r- schiedenen OECD-Ländern Land Institution Anzahl kumuliert Zeitraum Pro Jahr Zeitraum Australien Alle Belgien Alle Kanada Universitäten Frankreich Alle Finnland Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen Deutschland (a) Außeruniversitäre For schungseinrichtungen Deutschland (b) Universitäten Norwegen Außeruniversitäre For schungseinrichtungen Großbritannien Universitäten USA (AUTM) Universitäten Datenbasis VTT Quelle: OECD 2000f, S. 20 Die Zusammenfassung der beiden Tabellen lässt zwei Hypothesen zu: Je weniger restriktiv die regulativen Rahmenbedingungen gestaltet sind, desto höher ist die Anzahl von Unternehmensgründungen. Die Position Deutschlands stellt sich im internationalen Vergleich weitaus weniger schlecht dar, als dies insbesondere in der politischen Diskussion der Fall ist. Die letztere Hypothese wird durch die absoluten Zahlen der technologieorientierten Unternehmensgründungen bestätigt. Ebenso zeigt eine Untersuchung der Kreditanstalt für Wiederaufbau daß die Anzahl der Unternehmensgründungen in Deutschland nicht signifikant niedriger ist als in den USA Vgl. KfW 2000, S. 25

155 Personaltransfer Personaltransfer im Wissens- und Technologietransfer umfasst das temporäre oder dauerhafte Überwechseln von Wissenschaftlern zwischen den Organisationen, d.h. nicht nur den Wechsel von Universitätsangehörigen in die Wirtschaft, sondern auch von Wissenschaftlern aus der Wirtschaft in die Universität. Interessant wäre sicherlich ein temporärer Personaltransfer von Marketingmitarbeitern der Wirtschaft in die Universität. Diese könnten einen interessanten Beitrag in den Definitionsphasen von Forschungsprojekten (d.h. im Rahmen der Pflichtenheftarbeit) le isten. Der Austausch von Wissenschaftlern zum Zweck des Kennenlernens der respektiven Arbeitsroutinen und Probleme der Universitäten und der Wirtschaft wird bisher nicht im erwarteten Maße angenommen. Zwar legen die Unternehmen bei der Entsche i- dung über Kooperationsprojekte großen Wert darauf, daß die Wissenschaftler die unternehmerischen Entscheidungskalküle kennen und nachvollziehen können, das Instrument des Wissenschaftleraustausches scheint aber dafür nicht das richtige zu sein Nutzung und Wirksamkeit von Unternehmensgründungen als Transferinstrument Wie Tabelle zeigt werden Unternehmensgründungen von Hochschulmitarbeitern im Sinne des Wissens- und Technologietransfers als "einigermaßen mit Potential behaftet bewertet. Die Skepsis hinsichtlich der Wirksamkeit seitens der Unterne h- men dürfte sicherlich in der meist mangelnden unternehmerischen Erfahrung der Wissenschaftler liegen. Die Universitäten selbst sehen in Unternehmensgründungen eine gute Möglichkeit, den Wissens- und Technologietransfer zu intensivieren. Eine genauere Betrachtung der Antworten zeigt jedoch, daß mit steigender Aktivität der Wissenschaftler bei Unternehmensgründungen die Wirksamkeit bezüglich des Wissens- und Technologietransfers rückläufig ist. Maßnahmen, die auf eine Erhöhung der Zahl der Unternehmensgründungen hinzielen, sollten also eher auf die bisher noch nicht involvierten Wissenschaftler und weniger auf die bereits aktiven bezogen werden.

156 142 Tabelle 4.5-7: Nutzung und Wirksamkeit von Unternehmensgründungen und Netzwerken Aufbau von Netzwerken zwischen Universität und kleinen und mittelständischen Unternehmen Gemeinschaftsunternehmen von Universität und Unternehmen Nutzung UN UNI Insgesamt Wirksamkeit Sign. UN UNI Insgesamt Sign. 1,32 1,39 1,35 0,47 3,17 3,30 3,23 0,48 1,21 1,31 1,26 0,16 2,76 3,22 2,99 0,01 1,17 1,33 1,25 0,05 3,00 3,54 3,27 0,00 Unternehmensgründung von Hochschulmitarbeitern UN - Unternehmen; UNI - Universität; Sign. - zweiseitige asymptotische Signifikanz Mann- Whitney-U-Test Nutzung auf einer Skala von 1 - nie bis 3 - regelmäßig; Wirksamkeit von 1 - unwirksam bis 5 - sehr wirksam Quelle: Eigene Untersuchung Netzwerke können offensichtlich nicht den erwarteten Beitrag zur Wirksamkeit des Wissens- und Technologietransfers leisten. Hinzuzufügen bleibt allerdings, daß die Netzwerke im wesentlichen eine Vereinfachung der Anbahnung von Wissens- und Technologietransferprojekten gewährleisten sollen, ihr Beitrag zum eigentlichen Transfer jedoch eingeschränkt bleibt. Gemeinschaftsunternehmen von Wirtschaft und Universität sind zwar eine Bereicherung der verfügbaren Transferinstrumente, haben aber bislang weder eine große Verbreitung gefunden noch scheinen sie einen sonderlich wertvollen Beitrag zum Transfer zu leisten. Gemeinschaftsunternehmen stellen sicherlich die am stärksten ausgeprägte Form der Kooperation dar. Bei diesem Transferinstrument offenbaren sich die doch noch recht gegensätzlichen Kulturen der Unternehmen und der Universität. Bevor die Gemeinschaftsunternehmen auch zahlenmäßig zu einer echten Alternative werden können, müssen jedoch beide Seiten weiter aufeinander zugehen und ihre Strukturen füreinander stärker öffnen. Zwischen dem generellen Transferverhalten und der Gründungsaktivität von Wissenschaftlern gibt es eine Reihe von Zusammenhängen. Tabelle zeigt, daß heraus-

157 143 ragende Transferaktivitäten der einzelnen Wissenschaftler zu einer spürbaren Intensivierung des Gründungsgeschehens an Universitäten führen. Tabelle 4.5-8: Zusammenhänge zwischen ausgewählten Transferwegen und der Gründungstätigkeit von Wissenschaftlern Korrelation Signifikanz Aufbau von Netzwerken zwischen Universität und insb. kleinen und mittelständischen Unternehmen 0,494 0,000 Auftreten auf Messen und Ausstellungen 0,307 0,002 Publikationen in Industriezeitschriften 0,271 0,006 Patentanmeldung 0,229 0,017 Studentische Praktika 0,212 0,033 Lizenzvergabe/ Patentverkauf 0,208 0,038 Beratungsleistungen der Universität 0,192 0,054 Projektforschung 0,188 0,060 Verbundforschung 0,188 0,074 Nutzung von Ergebnissen und Erfahrungen aus dem Transfer in der Lehre 0,176 0,068 Instituts-/ Lehrstuhleigene Publikationen 0,170 0,092 Quelle: Sabisch, Meißner 2000 Gleichzeitig wird sichtbar, daß Gründer von Spin-offs auch andere Transferinstrumente aktiv nutzen. Besondere Hervorhebung verdienen dabei das Engagement in Netzwerken, die Beteiligung an Messen und Ausstellungen sowie die verstärkte Publikationstätigkeit in industrienahen Medien. Die dargestellten Aktivitäten sind Ausdruck der Marktorientierung der Institute. Daraus lässt sich der Schluss ableiten, daß zur Intensivierung des Gründungsgeschehens an einer Universität (bzw. wissenschaftlichen Einrichtung generell) der konsequenten Marktorientierung verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte.

158 Projektbezogene Instrumente (direkte Übertragung) FuE-Kooperationen und Verbundforschung Forschungskooperationen sind im Sinne der Wissens- und Technologietransferdefinition keine Instrumente des Technologietransfers, da die Kooperationspartner gemeinsam an der Erstellung des technologischen Wissens arbeiten, die Voraussetzung eines "technologischen Gefälles zwischen den Kooperationspartnern eine andere Bedeutung erlangt. Der Aspekt der Gemeinschaftlichkeit bei der Lösung des Forschungsproblems erfordert von den Kooperationspartnern vielmehr die Fähigkeit der Absorption technologischen Wissens, denn des eigentlichen Transfers. 277 Wissensund Technologietransfer findet bei Forschungskooperationen während der gemeinsamen Erarbeitung der Problemlösung und im Anschluss an die eigentliche Kooperation statt, d.h. zu dem Zeitpunkt, da die Forschungsergebnisse in die Unternehmen zum Zweck der kommerziellen Verwertung übertragen werden. Eine Besonderheit ist die gemeinsame Leistungserbringung, also der gegenseitige Austausch von Wissen. 278 Bei dieser Kooperation zwischen Technologiegeber und - nehmer sind zwei Formen denkbar: Ein durch einen Werkvertrag geregeltes Auftragsprojekt. Hier bearbeitet der Technologiegeber ein vom Technologienehmer definiertes Problem Bei der Verbundforschung kooperieren mehrere Partner,... um in den Frühphasen des Innovationsprozesses komplexe Forschungsfragestellungen arbeitsteilig zu bewältigen." 279 Hier ist jedoch ein wesentlich höherer Anpassungsaufwand für die praktische Nutzung des Transferobjektes zu leisten, da die Ergebnisse der Forschungen meistens in Bereichen der Grundlagenforschung liegen Vgl. Kingsley et.al. 1996, S. 974 Vgl. Kieser 1991, S.160 Pleschak; Sabisch 1996, S.329

159 145 Verbundforschungsprojekte sind "... Forschungsprojekte, die in Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen betrieben werden". 280 Forschungskooperationen sollen schon im Vorfeld der Entwicklung eine Kopplung von Technologieentwicklern und anwendern sicherstellen. Dadurch können die jeweiligen Interessen und der Bedarf exakt spezifiziert werden. 281 Allerdings führt der mit Forschungskooperationen verbundene administrative Aufwand sowie die implizite langfristige Bindung der Partner zu einer Verminderung der Nutzungshäufigkeit des Transferinstruments. Forschungskooperationen bedürfen auch einer bestimmten Mindestgröße des Forschungsvorhabens, um dem Aufwand auch betriebswirtschaftlich rechtfertigen zu können. Bei dieser Art der Forschung liegt kein einseitiger Wissens- und Technologietransfer aus Forschungseinrichtungen, sondern ein wechselseitiger oder zirkulierender Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtung und Unternehmen vor. Unter dieser Rahmenbedingung wird ein Forschungsproblem durch Verträge oder Abmachungen in Teilaufgaben zerlegt, wobei deren Erfüllungspflicht an eine jeweils andere Forschungseinrichtung übertragen wird. Da jede Institution oder Abteilung die laut Aufgabenverteilung zugeordneten Probleme löst, ist diese Transferart prinzipiell der "normalen Auftragsforschung sehr ähnlich Auftragsforschung Vertrags- oder Auftragsforschung liegt vor, wenn Unternehmen auf der Grundlage einer rechtlichen Vereinbarung eine Problemstellung durch eine Forschungseinric h- tung für bearbeiten lässt und die Forschungsergebnisse anschließend für vertraglich vereinbarte Gegenleistungen dem Auftraggeber zur Verfügung gestellt werden. 282 Sinnvoll ist die Auftragsforschung insbesondere dann, wenn einem Unternehmen das nötige Spezialwissen, technische Geräte oder Personal zur Lösung besonderer Prob Schuster 1990, S. 323 Geschka 1996, S Vgl. Diller 1994, S. 331

160 146 leme fehlt. 283 Ein Nebeneffekt ist, daß das Unternehmen eventuell kreative Impulse durch die Ergebnisse der Auftragsforschung mitgeliefert bekommt. Außerdem kann die Vergabe von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an renommierte Auftragnehmer mit einem Imagegewinn und Spezialisierungseffekten verbunden sein. 284 Einer der wichtigsten Bestandteile des Vertrages ist das Pflichten- und Lastenheft, an. Darin wird das zu bearbeitende Problem detailliert beschrieben sowie eventuell vorhandene Nebenbedingungen gestellt. Nachteile sind die Einhaltung der Geheimhaltungsforderungen des Auftraggebers und der Verzicht des Auftraggebers auf das während der Forschungsphase durch die Forschungseinrichtung entwickelte Knowhow. Aber auch diese Probleme sollten mit Hilfe eines ausführlichen Vertrages und Pflichten- und Lastenheftes einschränkbar sein. Bei der Ausführung von FuE - Aufträgen dürfen aus Sicht der Hochschule besondere verfassungsmäßige Rechte nicht aufgegeben und Pflichten nicht verletzt werden. "Forschung im Auftrag der Wirtschaft darf die Erfüllung ihrer Primäraufgaben nicht behindern." 285 Die Auftragsforschung birgt aber auch Gefahren, besonders im Hinblick auf die geringe Einflußnahme der Unternehmen auf die Forschungsaktivität der Hochschule und unvollständigen Wissenstransfer. Positiv ist natürlich anzumerken, daß die Fixkosten sowie das Investitionsrisiko für die Unternehmen relativ gering gehalten werden können. Insbesondere Diplomarbeiten und Dissertationen sind weit verbreitete Formen des Wissens- und Technologietransfers. Über ihre Bedeutung als mögliche Quellen nutzbarer Sachinformationen hinaus haben Diplomarbeiten und Dissertationen eine 'Schlüsselfunktion' für die Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft. 286 Anders ist die Situation bei Studenten, die ihre Diplomarbeit in einem Unternehmen schreiben. Da die Diplomanden sich am Ende ihres Studiums befinden und inzwi Vgl. Pleschak, Sabisch, 1996, S. 272 Vgl. Pleschak, Sabisch 1996, S. 272 Vgl. Hochschulrahmengesetz 23 Schuster 1990, S. 318

161 147 schen die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten besitzen, können sie auch das im Rahmen ihres Studiums erworbene Grundlagenwissen in dem Unternehmen anwenden und praktisch relevante Technologien erarbeiten. 287 Da der/das betreuende Lehrstuhl/Institut der Hochschule meist sämtliche Eigentumsrechte an der Diploma r- beit des Diplomanden hat, erfolgt in diesem Fall auch ein Transfer der von dem Studenten erarbeiteten Technologie zurück an die Hochschule. Außerdem "... haben (sie) über ihre Bedeutung als mögliche Quellen nutzbarer Sachinformationen hinaus eine "Aufschließungsfunktion" für die weitere Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft." 288 Aus dieser Funktion heraus ergeben sich oftmals weiterführende Gespräche oder Personaltransfers. Diplomarbeiten sind oftmals hochspezialisierte Arbeiten zu einem bisher noch unbearbeiteten Sachverhalt, der durch diese Arbeit wissenschaftlich erforscht werden soll. Die Stellung des Themas erfolgt dabei entweder durch ein Unternehmen, mit welchem der Student im Kontakt steht, durch den Vorschlag eines Hochschulprofessors oder durch einen Vorschlag des Studenten selbst. Der jeweilige Student wird während dieser Phase von einem Hochschullehrer betreut. Problematisch ist dabei aber vor allem die effiziente Suche nach den relevanten Diplomarbeiten. Da es erhebliche Zeiträume in Anspruch nehmen würde, jede Universität auf konventionellem Wege zu kontaktieren und nach dem für das Unternehmen relevanten Thema zu suchen, wäre es vorstellbar, in Anlehnung an die Patentrecherchesysteme eine Internetpräsenz aufzubauen Nutzung und Wirksamkeit der projektbezogenen Instrumente Auftragsforschung ist aus Sicht der Universitäten gut geeignet, wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu transferieren (vgl. Tabelle 4.5-9) Vgl. Schuster 1990, S. 318 Vgl. Schuster 1990, S. 318 Vgl. Riemann S. 147ff, S. 158ff

162 148 Tabelle 4.5-9: Nutzung und Wirksamkeit von Instrumenten der direkten Übertragung Nutzung UN UNI Insgesamt Bedeutung Dissertationen / Diplomarbeiten 2,38 2,60 2,49 0,00 3,96 3,98 3,97 0,88 Auftragsforschung 1,94 2,44 2,19 0,00 3,65 4,17 3,91 0,00 Projektforschung 1,50 2,39 1,96 0,00 2,87 3,90 3,43 0,00 Verbundforschung 1,84 2,03 1,93 0,06 3,56 3,81 3,68 0,08 Gemeinschaftsforschung 1,73 1,81 1,77 0,42 3,23 3,63 3,41 0,01 UN - Unternehmen; UNI - Universität; Sign. - zweiseitige asymptotische Signifikanz Mann- Whitney-U-Test Nutzung auf einer Skala von 1 - nie bis 3 - regelmäßig; Wirksamkeit von 1 - unwirksam bis 5 - sehr wirksam Sign. UN UNI Insgesamt Sign. Quelle: Eigene Untersuchung Dies wird auch durch die intensive Nutzung der Auftragsforschung durch die Universitäten bestätigt. Unternehmen bewerten die Auftragsforschung nicht ganz so positiv. Voraussetzung für die Auftragsforschung ist die detaillierte und präzise Beschreibung des Forschungsproblems. Hier haben die Unternehmen jedoch einen erheblichen Nachholbedarf. Das Zusammenführen von Technologieentwicklern und - anwendern soll bei Forschungskooperationen in Verbundforschungsprojekten schon im Vorfeld der Entwicklung sicherstellen, daß die jeweiligen Interessen und der Bedarf exakt spezifiziert werden. 290 Auch wenn die Verbundforschung insgesamt noch recht positiv bewertet wird (drei Viertel der Universitäten sowie zwei Drittel der Unternehmen beteiligen sich an solchen Projekten) ist hier ebenso wie bei den Gemeinschaftsforschungsprojekten noch Potential vorhanden. Allerdings wird die Wirksamkeit der Gemeinschaftsforschungsprojekte etwas niedriger eingeschätzt als die der Verbundfo rschungsprojekte. Der Vergleich der Nutzungshäufigkeit des Transfers von Forschungsergebnissen aus universitärer Projektforschung zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen Unternehmen und Hochschulen. Die geringe Nutzung und vor allem Bewertung der Wirksamkeit seitens der Unternehmen dürfte auf einen mangelnden Anwendungsbezug 290 Vgl. dazu auch Geschka 1996, S. 2022

163 149 der Forschungsprojekte zurückzuführen sein. Einschränkend muß hier jedoch angemerkt werden, daß die Forschungsprojekte im Gegensatz zur Auftragsforschung ohne die Einbeziehung von Transferpartnern definiert und durchgeführt werden. Das Bewusstsein um die Bringschuld der Universität wird allerdings noch nicht umgesetzt. Für bestehende Unternehmen ergeben sich bei der Adaption solcher fertigen Lösungen in eigene Forschungsarbeiten oder ergebnisse bzw. Produkte oder Prozesse erhebliche Anpassungsschwierigkeiten. Somit ergibt sich zwangsläufig ein Konflikt zwischen den Universitäten und den Unternehmen, welcher im häufig wahrzunehmenden Vorwurf der Anwendungs-/Realitätsferne der Universitäten resultiert. Unter Bezug auf die positive Einschätzung durch die Universitäten muß beachtet werden, daß dieser mehrere Möglichkeiten der Verwertung solcher Forschungsergebnisse offen stehen. So tragen Unternehmensgründungen von Hochschulmitarbeitern sicherlich erheblich zu dieser positiven Nutzungshäufigkeit bei (die Verwertungsmöglichkeiten waren in der Befragung nicht eingeschlossen, so daß keine gesicherten endgültige Aussagen getroffen werden können). Die zunehmende Interdisziplinarität, eine wachsende Arbeitsteilung in Forschungsprojekten zwischen Grundlagen-, angewandter Forschung und Entwicklung sowie eine immer stärkere Vorlauforientierung der Forschungsvorhaben bedingen eine immer stärkere Einbindung von öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen in den unternehmerischen Innovationsprozess. Daraus resultiert eine wachsenden Verza h- nung von Grundlagen- und Industriefo rschung. Unter den deutschen Forschungseinrichtungen stellen die Universitäten die wichtigste Quelle für externen Wissens- und Technologieerwerb sowohl für die Unternehmen als auch als für die Universitäten dar. Dies wird auch durch die Daten des Mannheimer Innovationspanels bestätigt (Tabelle ).

164 150 Tabelle : FuE-Kooperationspartner der Unternehmen % der Unternehmen, die mit den Einrichtungen kooperieren Hochschulen 10,04 Kunden 7,69 Zulieferer 6,94 Öffentliche Forschungseinrichtungen 6,70 Andere Unternehmen 6,31 Wettbewerber 4,16 Beratungsunternehmen 3,51 Quelle: Daten ZEW, Mannheimer Innovationspanel 1997; eigene Berechnung Unternehmen, die mit Universitäten kooperieren, beschränken sich in der Regel nicht nur auf einen Kooperationspartner. Vielmehr beziehen sie meist mehrere Universitäten in ihre Kooperationsaktivitäten ein. Aus der Sicht aller Unternehmen sind kleine und mittelständische Unternehmen besser für Kooperationen geeignet als Großunternehmen. Die größten Transferpotentiale für die Unternehmen weisen die reinen Forschungseinrichtungen der Fraunhofer-, Max-Planck- und Leibnitz-Gesellschaft auf (vgl. Tabelle ). Tabelle : Bedeutung externer Kooperationspartner Bedeutung für Kooperationspartner Unternehmen Universität Gesamt Signifikanz Universitäten 4,18 4,12 4,15 0,67 Kleine und mittelständische Unternehmen 3,76 3,83 3,79 0,98 Großunternehmen 3,36 3,96 3,67 0,00 Behörden und Ve rbände 3,27 3,50 3,39 0,22 Institute der FhG 3,16 3,11 3,13 0,65 MPG 2,22 2,54 2,38 0,26 WGL 1,87 2,42 2,14 0,01 Andere 2,50 3,21 3,17 0,27 Nutzung auf einer Skala von 1 - nie bis 3 - regelmäßig; Wirksamkeit von 1 - unwirksam bis 5 - sehr wirksam; zweiseitige asymptotische Signifikanz Mann-Whitney-U-Test Quelle: Eigene Untersuchung Die Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft haben für die Universitätsinstitute fast ebenso große Bedeutung als Kooperationspartner wie Großunternehmen. Die

165 151 Institute der Max-Planck- und der Leibnitz-Gesellschaft hingegen sind auch für die Universitäten nur vergleichsweise selten attraktive Kooperationspartner. Der Handlungsbedarf bei diesen Einrichtungen ist um so dringender, da in der Stichprobe nur Unternehmen vertreten sind, die bereits über Kooperationserfahrungen mit ihnen verfügen. Die Mehrheit der FuE-Kooperationen basiert auf einer kurz- bis mittelfristigen Planung. Zwischen den verschiedenen Kooperationspartnern der Unternehmen und Universitäten zeigen sich jedoch Unterschiede wie in Tabelle dargestellt. Tabelle Planungshorizont von FuE-Kooperationen Universitäten Kleine und mittelständische Unternehmen Großunternehmen FhG Institute der MPG WGL Planungshorizont (Angaben in %) < 1Jahr 2-3 Jahre 3-5 Jahre > 5 Jahre Uni Un gesamt Uni Un gesamt Uni Un Gesamt Uni Un gesamt Uni Un gesamt Uni Un Gesamt UN - Unternehmen; UNI - Universität, gesamt - Gesamtstichprobe, Rundungsfehler Quelle: Eigene Untersuchung FuE-Kooperationen von Unternehmen mit Instituten der Leibnitz-Gesellschaft sind eher langfristig angelegt während die Universitäten mit diesen Instituten kurz- bis mittelfristige Kooperationen bevorzugen.

166 152 FuE-Kooperationen von Universitäten mit kleinen und mittelständischen Unterne h- men sind überwiegend mittelfristig. Dies deutet darauf hin, daß diese Kooperationen der angewandten Forschung oder Entwicklung zuzurechnen sind, weniger Grundlagenforschung zum Inhalt haben. Der Anteil der langfristigen Kooperationsprojekte von Universitäten ist mit Großunternehmen und Instituten der Fraunhofer- Gesellschaft doppelt so hoch wie mit KMU. Auf maximal 5 Jahre befristet ist die Zusammenarbeit von Universitäten und Instituten der Max-Planck-Gesellschaft sowie der Leibnitz-Gesellschaft. Dies ist um so überraschender, als das die Institute der Max-Planck-Gesellschaft stark auf Grundlagenforschung fokussiert sind, Kooperationen aber überwiegend auf den Zeitraum 2-3 Jahre beschränken (für Universitäten und Unternehmen gleichermaßen). Wie Tabelle zeigt, sehen die Unternehmen in Universitäten, KMU sowie den Instituten der Leibnitz-Gesellschaft die Partner, mit denen sie am längsten im voraus planen. KMU und Institute der Leibnitz-Gesellschaft sind gleichzeitig die am hä u- figsten in kurzfristige Kooperationen eingebundenen Partner. Für die kurzfristige Lösung aktueller FuE-Probleme scheinen sie eine besondere Kompetenz aufzuweisen. Kaum eine Rolle in Kooperationsprojekten, die aufgrund ihrer Fristigkeit der Grundlagenforschung zugerechnet werden können, spielen die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft sowie andere Großunterne hmen. FuE-Kooperationen bedürfen eines besonderen gegenseitigen Vertrauens der Kooperationspartner. Dies drückt sich insbesondere in der Dauer des Bestehens der Kooperationsbeziehung aus. Das bedeutet aber nicht, daß in dieser Zeit ständig Kooperationen durchgeführt worden, vielmehr ist es ein Indiz für funktionierende Netzwerke zwischen Forschungseinrichtungen und Unterne hmen. Im allgemeinen unterhalten die Unternehmen tendenziell längere Beziehungen zu den Forschungseinrichtungen als die Universitäten. Hierzu sei jedoch darauf verwiesen, daß die Stichprobe ausschließlich Wissenschaftler der TU Dresden enthielt. Bedingt durch den Systemwechsel 1990 dürften einige Verbindungen der Wissenschaftler abgebrochen sein, was in der Auswertung jedoch nicht explizit darstellbar ist.

167 153 Tabelle Kontaktdauer von FuE-Kooperationspartnern Universitäten Kleine und mittelständische Unternehmen Großunternehmen Institute der FhG MPG WGL Kontaktdauer (Angaben in %) < 1Jahr 2-3 Jahre 3-5 Jahre 5-10 Jahre > 10 Jahre Uni Un Gesamt Uni Un Gesamt Uni Un Gesamt Uni Un Gesamt Uni Un Gesamt Uni Un Gesamt UN - Unternehmen; UNI - Universität, gesamt - Gesamtstichprobe, Rundungsfehler Quelle: Eigene Untersuchung Die dauerhaftesten Verbindungen haben Wissenschaftler in den Universitäten zu ihren Kollegen an anderen Universitäten. Kontakte kurzfristiger Natur sind hier eher selten. Die mit Großunternehmen bestehenden Kontakte sind etwas längerfristig als die mit KMU. In der Zusammenarbeit der Universitäten mit Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft sowie der Max-Planck und Leibnitz-Gesellschaft dominieren 5-10jährige Beziehungen während Kontakte von mehr als 10 Jahren selten sind. Da ein Viertel der Unternehmen solche langfristigen Kontakte zu Instituten der Leibnitz- Gesellschaft hat, kann davon ausgegangen werden, daß die Zuordnung von Instit u-

168 154 ten, die in die Leibniz-Gesellschaft integriert worden für die Befragten durchführbar war. Unternehmen stehen traditionell in Kontakt zu anderen Unternehmen. Auch im Bereich der FuE-Kooperationen sind es andere Unternehmen, zu denen am häufigsten langfristige Kontakte bestehen. Werden jedoch nur die mehr als 10-jährigen Verbindungen betrachtet, so sind es die Universitäten, die die dauerhaftesten Beziehungen mit Unternehmen aufweisen. Im Vergleich zu den Beziehungen von Unternehmen zu KMU bestehen die Universitätsverbindungen ebenfalls länger. Bei den Kontakten zu den Instituten der Max-Planck-, Fraunhofer sowie Leibnitz-Gesellschaft überwiegen erneut die 5-10-jährigen Beziehungen Schutzrechte Rolle und Bedeutung von Patenten und Lizenzen im Wissens- und Technologietransfer Bei der Verwertung von Schutzrechten aus universitärer Forschung entsteht immer wieder die Diskussion, ob Forschungsergebnisse der Hochschulen öffentliche oder private Güter sind. 291 Daraus ergibt sich die Frage, ob Exklusivlizenzen vergeben werden dürfen. Insgesamt leisten Schutzrechte nur einen vergleichsweise geringen Beitrag zum Wissens- und Technologietransfer. Die Gründe dafür können einerseits in der Diskussion um den exklusiven Erwerb von Schutzrechten liegen, andererseits liegen Schutzrechten jedoch Technologien zugrunde, die aus akademischer Forschung resultieren. Somit sind in der Entwicklung in der Regel keine marktgerechten Anwendungsmöglichkeiten enthalten, was die Verwertbarkeit der Schutzrechte beeinträchtigt. Im Mittelpunkt der Betrachtung des Wissens- und Technologietransfers mittels Schutzrechte sollte das Ziel stehen, die Forschungsergebnisse überhaupt in Innovati- 291 Vgl. Karpen 1990, S. 79

169 155 onen umzusetzen. Vorzugsweise sollte die Verwertung der Schutzrechte im lokalen Wirtschaftsumfeld erfolgen. Damit wirken sich die Investitionen in die regionalen Forschungsinfrastruktur fördernd für die regionale Wirtschaft aus. Die Frage ist also nicht, wie Unternehmen der Zugang zu den Forschungsergebnissen erschwert werden kann, was die Diskussion um öffentliche oder private Güter letztendlich bedeutet, sondern wie der lokal ansässigen Wirtschaft ein Informationsvorsprung vor international agierenden Unternehmen gegeben werden kann. Nur dann können Forschungsergebnisse regional in international wettbewerbsfähige Produkte umgesetzt werden, was die Innovationskraft der Region insgesamt stärkt. 292 Weltweit verfolgen Regierungen verschiedene regulative Ansätze hinsichtlich der Eigentums- und Verwertungsrechte an Schutzrechten in ihren Ländern. 293 Abbildung gibt einen Überblick über die zur Zeit noch gültigen Bestimmungen in verschiedenen OECD-Ländern. 294 Wie die Abbildung zeigt gibt es ein große Vielfalt von Regulationen. Insbesondere bei der Aufteilung der Rückflüsse aus Patentve r- wertungsaktivitäten gibt es Unterschiede zwischen den Ländern. 295 So werden Lizenzeinnahmen in Australien (Universitäten), Deutschland (u.a. bei der Max-Planck-Gesellschaft, Helmholtz-Gesellschaft), in Israel (Hewbrew-University) zu je einem Drittel zwischen Erfinder, Institut sowie Einrichtung aufgeteilt. 296 In Italien und Ungarn erhält der Erfinder keine Vergütung aus den Verwertungserlösen, in Österreich erhalten die Wissenschaftler die kompletten Verwertungserlöse, mü s- sen aber auch für die Kosten der Schutzrechte aufkommen Vgl. Webster 1997, S. 46 Vgl. OECD 1997b, S. 14ff. Vgl. OECD 2000a, S. 23ff. Auch die Verfahren zur Anmeldung von Patenten unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Ländern. So haben beispielsweise sowohl Japan als auch die USA eine Neuheitsschonfrist für Patente eingeführt, d.h. eine Erfindung darf bis 8 Wochen nach der ersten Veröffentlichung noch zum Patent angemeldet werden (Beispiel USA), die europäischen Länder jedoch nicht. Vgl. OECD 2000a, S. 26

170 156 Wer hält das Eigentum an Schutzrechten? Wer bezahlt für die Anmeldung, Aufrechterhaltung und Wer profitiert von Lizenzgebühren Verteidigung von Schutzrechten? und anderen Verwertungserlösen? Uni./F- Einrichtung Staat Wissenschaftler Uni./F- Einrichtung Erfinder Je nach Eigentum Uni./F- Einrichtung Split Eigentümer Patent Australien Belgien U Deutschland U F U Finnland Frankreich Island F U F U U Italien Japan Korea Mexiko Österreich Ungarn U - Universität F- Forschungseinrichtung Abbildung 4.5-7: Schutzrechtsregelungen verschiedener OECD-Länder Quelle: OECD Daten für 16 OECD Länder, eigene Zusammenstellung; OECD: Results of the benchmarking questionnaire - Overview table. Room Document 1; Working group on Innovation and Technology Policy; Paris 6-7 December 1999 Anmeldungen von Schutzrechten (insbesondere Patentanmeldungen) stehen im Einklang mit der in Deutschland bestehenden Pflicht, neu gewonnenes Wissen an Hochschulen als öffentliches Gut anzusehen. 297 Daher ist dieses Wissen der Allgemeinheit durch Veröffentlichung zugänglich zu machen. 298 Wie Abbildung am Beispiel der USA zeigt haben Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen insb. im Bereich der Schutzrechtsregelungen gerade auf die Aktivitäten öffentlicher Forschungseinrichtungen erheblichen Einfluß Vgl. Karpen 1990, S. 79; Reinhard; Schmalholz 1996, S. 71 Karpen 1990, S. 79

171 157 Öffentlich finanzierte patente pro Million $ FuE-Ausgaben Patente von Universitäten USA Patente öffentlicher Forschungseinrichtungen Öffentlich finanzierte FuE nicht-industrieller Durchführung (Mrd. $ 1995) Stevenson-Wydler Technology Innovation Act WTT als Aufgabe aller öffentlichen Forschungseinrichtungen National Competitiveness Technology Transfer Act gestattet contractor-operated federal labs (GOCO) Teilnahme an CRADAs Technology Transfer Improvements and Advancement Act gestattet Exclusivlizenzen auf Patente resultierend aus CRADAs Bayh -Dole Act gibt Technology Universitäten und non-profit Transfer Act erlaubt Forschungseinrichtungen öffentl. Forschungseinrichtungen FuE- Eigentumsrechte an Patenten die aus die aus öffentlich Kooperationen mit finanzierten Forschungsprojekten resultieren und die Übertragung von Unternehmen (CRADAs) resultierenden IPRs 1985/87 - National Science Foundation: Engineering Research Centers (ERC) und Science and Technology Centers (STC) Programme zur Unterstützung industrie -relevanter Andere öffentliche FuE Forschung in Universitäten nichtindustrielle Durchführung Öffentlich finanzierte FuE an Universiäten Öffentliche FuE anderer FFRDCs 1) Öffentlich finanzierte FuE in verteidigungsbezogener FFRDCs 1) 1) ) FFRDCs = Federally funded research and development centers 96 0 Abbildung 4.5-8: Auswirkung der Änderung rechtlicher Rahmenbedingungen auf die Patentaktivität öffentlicher Forschungseinrichtungen in den USA Quelle: OECD 2000d, S. 10 So hatte die Verschiebung der Eigentumsrechte an Schutzrechten aus öffentlich geförderten Forschungsvorhaben weg von der Finanzierungsquelle hin zu der die Forschung durchführenden Einrichtung einen starken Anstieg der aus öffentlich finanzierter Forschung resultierenden Patente zur Folge. 299 In dieser Hinsicht sind Lizenzvergaben und Patentverkäufe von Hochschulen als problematisch anzusehen. Da die Hochschulen in der Regel aus öffentlichen Haushalten finanziert werden, wird verschiedentlich gefordert, auch Patente und Lizenzen öffentlich zugänglich zu machen. Auf der anderen Seite ist die Übernahme und Weiterentwicklung solcher nicht-exklusiver Lizenzen für viele Unternehmen mit einem zu hohen Risiko behaftet, weil dadurch kein temporärer Wettbewerbsvorteil 299 Festgelegt wurde dies im sogenannten Bay-Dohle Act von Vgl. dazu OECD 2000d sowie die dort aufgeführte Literatur

172 158 auf dem Markt erzielt werden kann und somit der Return on Investment für die Weiterentwicklung nicht gegen Me-too-Imitationen abgesichert werden kann. 300 Eine weitere Möglichkeit des Transfers von neuen Erkenntnissen von der Wissenschaft in die Praxis eröffnet sich durch die Vergabe von Lizenzen. Die in der Hochschule durch Forscher eventuell generierten neuen Verfahren bzw. Erfindungen können sich diese in einigen Ländern durch Patente schützen lassen. Ein Patent gibt dem Inhaber das zeitlich begrenzte Recht auf alleinige kommerzielle Nutzung der Erfindung. Es muß jedoch hinzugefügt werden, daß nicht alle neuen Entwicklungen mit Patenten abgedeckt werden können. So sind beispielsweise wissenschaftliche Theorien und mathematische Methoden sowie Entdeckungen nicht patentfähig. In dieser Hinsicht sind jedoch auch Lizenzvergaben als problematisch anzusehen. Da die Hochschulen in der Regel von öffentlichen Haushalten finanziert werden, wird verschiedentlich gefordert, auch Lizenzen öffentlich zugänglich zu machen. 301 Auf der anderen Seite ist die Übernahme und Weiterentwicklung solcher nicht-exklusiver Lizenzen für viele Unternehmen mit einem zu hohen Risiko behaftet, weil dadurch keine temporäre Monopolstellung auf dem Markt erzielt werden kann. 302 Lizenzierungen sind beispielsweise in den USA, die gebräuchlichste Form des Technologietransfers. 303 In Tabelle sind beispielhaft die Lizenzeinnahmen der University of California, 304 der Stanford University und der University of Columbia dargestellt Vgl. Dorf 1988, S. 305 Vgl. Dorf 1988, S. 305 Ebenda, S. 305 Vgl. Radosevich 1995, S. 885 Die University of California ist die Universität der USA mit den höchsten Lizenzeinnehman. Vgl. dazu OECD 2000d, S. 9 Vgl. Mowery et. al. 1999, S

173 159 Tabelle Lizenzeinnahmen University of California, Stanford University, University of Columbia University of California Gesamteinnahmen aus Lizenzen (1992 in tsd. $) Gesamteinnahmen der "Top 5 Lizenzen" (in tsd. $) ,0 1470,0 2113,9 3914, , ,0 899,9 1070,8 1083,0 1855,0 7229, ,6 Anteil der "Top 5 Lizenzen" (in %) Anteil der "Top 5 Lizenzen" mit biomedizinischen Inventionen (in %) Anteil der "Top 5 Lizenzen" mit agrartechnischen Inventionen (in %) Stanford University Gesamteinnahmen aus Lizenzen (1992 in 180,4 842, ,4 4890, , ,1 tsd. $) Gesamteinnahmen der "Top 5 Lizenzen" 579, ,7 3360, , ,4 (in tsd. $) Anteil der "Top 5 Lizenzen" (in %) Anteil der "Top 5 Lizenzen" mit biomedizinischen Inventionen (in %) University of Columbia Gesamteinnahmen aus Lizenzen (1992 in 542,0 6903, ,3 tsd. $) Gesamteinnahmen der "Top 5 Lizenzen" 535,6 6366, ,8 (in tsd. $) Anteil der "Top 5 Lizenzen" (in %) Anteil der "Top 5 Lizenzen" mit biomedizinischen Inventionen (in %) Quelle: Mowery et.al. 1999, S. 283 Die in der Tabelle aufgeführten Lizenzeinnahmen sind Bruttoeinnahmen, die Kosten für das Management (d.h. die Kosten für die Anmeldung und Aufrechterhaltung sowie Ausgaben für Rechtsschutz der Patente) des gesamten Patentportfolios sind noch

174 160 nicht berücksichtigt. Bei den meisten Universitäten tragen die Verwertungserlöse von Schutzrechten nicht signifikant zum Forschungsbudget bei. 306 Es sind in der Regel auch nur einige wenige Schutzrechte, die die Ertragskraft eines Patentportfolios bestimmen. So beträgt der Anteil der fünf umsatzstärksten vergebenden Lizenzen an den Gesamteinnahmen 66% an der University of California, 85% an der Stanford University und 94% an der University of Columbia. Zudem hängen alle drei Universitäten sehr stark von Schutzrechten mit biomedizinischem technologischem Inhalt ab. Die Rolle als eine potentiell signifikante Einnahmequelle für Forschungseinrichtungen kann Schutzrechten mit den vorliegenden Daten abgesprochen werden. Vielmehr haben Schutzrechte eine Bedeutung als Anreiz für Unternehmen, FuE-Aktivitäten durchzuführen und als Instrument zur Förderung der Technologiediffusion. Wie Tabelle zeigt, sind mehr als die Hälfte aller vergebenen Lizenzen der drei beispielhaft aufgeführten amerikanischen Universitäten exklusive Lizenzen. Dieses Bild wird durch eine Studie von ZIEMINSKI und WARDAS für kanadische Universitäten bestätigt. So sind In Kanada ca. 60% aller vergebenen Lizenzen von Universitäten Exklusivlizenzen, werden nur inländische Lizenznehmer betrachtet erhöht sich diese Zahl auf 79%. 307 Exklusive Lizenzen haben für die Forschungseinrichtung den Vorteil, daß damit der Wissens- und Technologietransfer beschleunigt werden kann da die Lizenzen für potentielle Lizenznehmer attraktiver sind Vgl. OECD 2000d, S. 23f. Vgl. Zieminski; Wardas 1999, S. 19

175 161 Tabelle : Erfindungsmeldungen und Lizenzierungsaktivitäten der Stanford University, Columbia University und University of California, alle Technologien Anteil Erfindungen die zu Patent führten an allen Erfindungen (in %) Anteil Erfindungen die lizenziert wurden an allen Erfindungen (in %) Anteil Erfindungen mit Lizenzeinnahmen > 0 an allen Erfindungen (in %) Anteil lizenzierte Erfindungen mit Lizenzeinnahmen > 0 an Anzahl lizenzierter Erfindungen (in %) Stanford University University of Columbia 23,2 18,6 20,4 33,2 16,4 12,3 22,4 12,3 7,4 67,4 75,0 60,6 Anteil Exklusivlizenzen an allen Lizenzen (in %) 58,8 59,1 90, biomedizinische Technologien Anteil Erfindungen die zu Patent führten an allen Erfindungen (in %) Anteil Erfindungen die lizenziert wurden an allen Erfindungen (in %) Anteil Erfindungen mit Lizenzeinnahmen > 0 an allen Erfindungen (in %) Anteil lizenzierte Erfindungen mit Lizenzeinnahmen > 0 an Anzahl lizenzierter Erfindungen (in %) 17,5 15,3 15,7 38,7 17,3 14,8 33,5 13,9 10,0 86,6 80,0 67,2 Anteil Exklusivlizenzen an allen Lizenzen (in %) 54,9 62,9 90, Software-Technologien Anteil Erfindungen die zu Patent führten an allen Erfindungen (in %) Anteil Erfindungen die lizenziert wurden an allen Erfindungen (in %) Anteil Erfindungen mit Lizenzeinnahmen > 0 an allen Erfindungen (in %) Anteil lizenzierte Erfindungen mit Lizenzeinnahmen > 0 an Anzahl lizenzierter Erfindungen (in %) 0 17,6 n. v. 53,6 35,3 n. v. 45,5 23,5 n. v. 84,7 66,7 n. v. Anteil Exklusivlizenzen an allen Lizenzen (in %) 46,3 16,7 n. v. Quelle: Mowery et.al. 1999, S. 296 University of California Insbesondere für technologieorientierte Unternehmensgründungen können exklusive Lizenzen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten darstellen. Andererseits behindert die Exklusivität von Lizenzen eine schnelle Technologiediffusion und bil-

176 162 det eine potentielle Barriere für weitere Forschungsarbeiten in öffentlichen Forschungseinrichtungen, die auf ein Patent aufbauen. Nicht-exklusive Lizenzen hingegen fördern eine schnellere Technologiediffusion und stellen eine potentiell breitere Einnahmenbasis für den Lizenzgeber dar. Gleichzeitig ist der mit nicht-exklusiven Lizenzen verbundene Managementaufwand wesentlich höher als der für exklusive Lizenzen Nutzung und Wirksamkeit von Schutzrechten als Transferinstrument Die Anmeldung von Schutzrechten war bei vielen Wissenschaftlern bisher eher nebensächlicher Natur (vgl. Tabelle ). Insbesondere die Anmeldungskosten ve r- hinderten eine größere Zahl von Patentanmeldungen. Beispielhaft ist hier das Vorgehen der TU Dresden zu nennen, die für Wissenschaftlern die Kosten für die Anmeldung übernimmt. Tabelle : Nutzung und Wirksamkeit von Schutzrechten Unternehmen Nutzung Universität Nutzung Wirksamkeit Wirksamkeit Patentkauf 1,31 2,62 Patentanmeldung 1,50 3,04 Erwerb anderer Schutzrechte 1,23 2,46 Anmeldung and. Schutzrechte 1,14 2,47 Lizenznahme 1,35 2,80 Lizenzvergabe / Patentverkauf 1,19 2,72 Nutzung auf einer Skala von 1 - nie bis 3 - regelmäßig; Wirksamkeit von 1 - unwirksam bis 5 - sehr wirksam Quelle: Eigene Untersuchung Für die Unternehmen ist die Lizenznahme die wichtigste Form des Wissens- und Technologietransfers durch Schutzrechte, sowohl hinsichtlich der Nutzung als auch der Wirksamkeit des Transfers. Die Universitäten hingegen legen mehr Wert auf die Patentanmeldung (ausgedrückt in Nutzung und Wirksamkeit). Andere Schutzrechte hingegen spielen fast überhaupt keine Rolle. Mit zunehmender Wirksamkeit der Patente als Transferinstrument benötigen die Unternehmen weniger begleitende Beratung durch die Universitäten (r = -0,251; p = 0,018), vor allem Ersterwerber von Patenten fragen eine begleitende Beratung zur

177 163 Anwendung der Patente verstärkt nach. Für eine Intensivierung der noch geringen Nutzung des Patenterwerbs müssen die Universitäten Ersterwerbern ein "Paketangebot" offerieren, das neben dem eigentlichen Patent konkrete Unterstützung bei der Anwendung beinhaltet. So kann der bisher sehr geringe Umfang verkaufter Patente signifikant gesteigert werden. Bei der Lizenznahme bzw. dem Erwerb anderer Schutzrechte ist ein derartiger Zusammenhang nicht statistisch signifikant zu beobachten. 4.6 Kritische Würdigung der Transferinstrumente Ein zusammenfassender Vergleich der empirischen Daten zur Nutzung und Wirksamkeit der Instrumente des Wissens- und Technologietransfers mit den Ergebnissen einer bundesweiten Untersuchung des ZEW im Auftrag des BMBF bestätigt die vorstehenden Ausführungen (vgl. Tabelle 4.6-1). Die ZEW-Studie kommt im wesentlichen zu den gleichen Aussagen, wie sie die Studie für die TU- Dresden bereits geliefert hat. Die wichtigsten Transferinstrumente für Technische Universitäten sind demnach Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften, Gemeinschafts- und Auftragsforschungsvorhaben sowie Diplom- und Doktorarbeiten in Verbindung mit Unternehmen. Die anderen Forschungseinrichtungen und Hochschulen bewerten die verschiedenen Instrumente in Abhängigkeit ihrer Positionierung in der Forschungslandschaft erwartungsgemäß anders. Ein wesentliches Ergebnis der Studie ist die geringe Bedeutung des Transferinstruments Unternehmensgründung von Wissenschaftlern in allen Forschungseinrichtungen. Gleichzeitig ist es gemeinsam mit Weiterbildungsmaßnahmen und Personalmobilität das Instrument, dem die Wissenschaftler die größten Bedeutungszuwächse in den nächsten Jahren zuweisen.

178 164 Tabelle 4.6-1: Bedeutung unterschiedlicher Kanäle für den Wissens- und Technologietransfer mit der Wirtschaft Uni TU FH MPG HGF FhG WGL Ges. 1,4 1,6 0,9 1,6 1,3 2,0 1,2 1,4 Personalmobilität (Wechsel von MitarbeiterInnen in die Wirtschaft) (+0,4) (+0,4) (+0,4) (+0,3) (+0,4) (+0,2) (+0,5) (+0,4) 0,7 0,9 1,3 0,7 0,7 1,4 0,7 0,9 Weiterbildung für Unternehmen, Lehraufträge für Unternehmen (+0,4) (+0,4) (+0,5) (+0,1) (+0,3) (+0,4) (+0,3) (+0,4) 1,3 1,8 2,5 0,9 0,9 1,6 1,0 1,6 Diplom- bzw. Doktorarbeiten in Verbindung mit Unternehmen (+0,3) (+0,2) (+0,0) (+0,2) (+0,4) (+0,2) (+0,3) (+0,2) 1,4 1,6 1,5 1,5 1,5 2,6 1,7 1,5 Vorträge bei Unternehmen bzw. Unternehmensnahen Organisationen (+0,2) (+0,1) (+0,3) (+0,2) (+0,3) (+0,1) (+0,3) (+0,2) Kontakte aus einer früheren Tätigkeit 1,0 1,7 2,1 1,2 1,0 2,0 0,9 1,4 in der Wirtschaft (+0,1) (+0,0) (+0,0) (0,0) (+0,1) (+0,2) (+0,3) (+0,1) 0,6 0,8 0,6 0,9 0,7 1,0 0,8 0,7 Unternehmensgründung von MitarbeiterInnen der Forschungseinheit (+0,5) (+0,5) (+0,5) (+0,6) (+0,6) (+1,0) (+0,56) (+0,5) 1,6 2,1 1,7 1,6 1,7 2,9 2,2 1,8 Gemeinschaftsforschung bzw. Forschungskooperat. mit Unternehmen (+0,3) (+0,2) (+0,4) (+0,4) (+0,5) (+0,1) (+0,1) (+0,3) Auftragsforschung für Unternehmen Gemeinsame Veröffentlichungen u. 1,2 1,8 1,4 0,3 1,2 2,9 1,3 1,4 (+0,3) (+0,2) (+0,5) (+0,2) (+0,5) (0,0) (+0,3) (+0,3) 0,8 1,0 0,8 1,1 1,0 1,9 1,3 0,9 Patentanmeldungen m. Unternehmen (+0,4) (+0,2) (+0,4) (+0,5) (+0,5) (+0,2) (+0,3) (+0,3) 2,2 2,1 1,3 2,8 2,2 2,0 2,4 2,0 Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in wiss. Zeitschriften (-0,0) (+0,1) (+0,2) (+0,1) (0,0) (+0,1) (+0,1) (+0,1) 1,2 1,4 1,2 2,2 1,6 2,2 1,7 1,3 Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in Magazinen, Zeitungen (+0,1) (+0,2) (+0,2) (+0,1) (+0,1) (+0,2) (+0,2) (+0,2) Die angegebenen Werte sind die Mittelwerte aus den vier Antwortkategorien (keine=0, gering=1, mittel=2, groß=3) für die Bedeutung der einzelnen Kanäle in den Jahren 1997 bis Die erwartete Veränderung der Bedeutung der einzelnen Kanäle in der Zukunft (Abweichung des entsprechenden Mittelwerts für die Bedeutung in der Zukunft vom Mittelwert der Bedeutung in den letzten drei Jahren) ist in Klammern angeführt(erwartete Bedeutungsveränderung in Klammern). (n=831; für zukünftige Bedeutung: n=804) Quelle: ZEW, Befragung "Interaktion Wissenschaft-Wirtschaft 2000, S. 61 Aus beiden Studien wird deutlich, daß die Überführung von Wissen und Inventionen in konkrete wirtschaftliche Anwendungen als Kernproblem des Innovationsgeschehens betrachtet werden kann. Dies ist auf folgende Ursachen zurückzuführen: Der Erkenntnisgewinn in der Grundlagenforschung und angewandten Forschung der Universitäten ist bisher nicht ausdrücklich auf die Anwendung gerichtet. Die Anwendbarkeit der Ergebnisse und ihre Marktchancen werden deshalb

179 165 nicht oder zuwenig in den universitären Forschungsprojekten beachtet. Der Erkenntnisvorlauf der Grundlagenforschung ist häufig zu weit, so daß praktische Anwendungen schwer abschätzbar sind. Die unterschiedlichen Erfahrungshintergründe der Wissenschaftler und Praktiker erschweren den Technologietransfer. Praktiker verfügen oft über Wissenschaftserfahrung, Wissenschaftler hingegen selten über Industrieerfahrung. Die Unternehmen, insbesondere KMU, sind gegenüber der Wissenschaft oftmals nicht aufgeschlossen genug. Die Unternehmen haben oftmals Schwierigkeiten, technische Probleme so zu definieren, daß klare Ziele für den Erkenntnisgewinn abgeleitet werden können. Es zeigt sich aber auch, daß diese Probleme mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten des Wissens- und Technologietransfer durchaus gelöst werden können. Dafür bedarf es allerdings eines konkreten zielgerichteten Einsatzes der Instrumente. Eine Förderung dieser Instrumente um ihrer selbst Willen wird sich als langfristig nicht effektiv erweisen. Im folgenden sollen deshalb die Eignung der Instrumente des Wissens- und Technologietransfers für bestimmte Transferobjekte sowie die Messung und Bewertung der mit der Nutzung der Instrumente erreichten Effekte untersucht werden.

180 Eignung der Transferinstrumente für die Transferobjekte In Abhängigkeit von der Stellung der Technologie im Technologielebenszyklus sowie der Branche, in der die Technologie zum Einsatz kommen soll, lässt sich die Vielfalt existierender Transferinstrumente wie in Abbildung dargestellt einordnen. Stand im Technologielebenszyklus Entstehung Reife Gemeinschaftsunternehmen/ Lizenzvergabe Unternehmensgründung von Wissenschaftlern Aus- und Weiterbildung Informationstransfer Prototypen/ Lizenzvergabe Verbundforschung Beratung/ Gutachtertätigkeit Gemeinschaftsforschung Auftragsforschung Lizenzvergabe Entstehung Stand der Branche im Lebenszyklus Reife Abbildung 4.7-1: Eignung der Instrumente des Technologietransfers Dabei liegt die Annahme zugrunde, daß es sich bei reifen Branchen um solche handelt, die sinkende finanzielle Rückflüsse für Innovationen erwarten lassen (mit Ausnahme radikaler Innovationen, die die gesamte Branche verändern). Demnach sind Unternehmensgründungen von Wissenschaftlern genau dann für den Wissens - und Technologietransfer geeignet, wenn sich sowohl die Technologie als auch die Branche noch in einem frühen Lebenszyklusstadium befinden, die Innovation also als

181 167 radikal zu betrachten ist. 308 Hinsichtlich ihrer Eignung zur Übertragung bestimmter Transferobjekte (nach Kodifizierung, Publizität und Eigentumsrechten) können die Transferinstrumente wie in Tabelle dargestellt charakterisiert werden. Tabelle 4.7-1: Charakterisierung der Transferinstrumente Gruppe Transferinstrument Kodi f- Publ i- ziert 1 ziert 2 Eigentum 3 Aus- und Weiterbildung Wissenschaftliche Kommunikation Service Ausbildung Personalaustausch Nutzung von Ergebnissen und Erfahrungen aus dem Transfer in der Lehre K O Ö Einbeziehung von Transferpartnern in die Lehre K O Ö Vermittlung von Know-how durch die Lehre an Transferpartner K O Ö Praktika K/(S) O Ö Wissenschaftleraustausch Wirtschaft - Universität S O/G P Erarbeitung von Lehrmaterialien K O Ö Weiterbildung Technologieorientierte Unternehmensgründung Direkte Übertragung Universitätseigene Forschungspublikationen Publikationen K O P Instituts-/ lehrstuhleigene Publikationen K O P Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften K O P Externe Publikationen K O P Kolloquien / Symposien / Workshops / Konferenzen Auftreten auf Messen und Ausstellungen K O Ö Dienstleistungen Beratungsleistungen der Universität K/S O P Gutachtertätigkeit der Universität K/S O P Transfereinrichtungen Alle Transfermittler K O Ö Unternehmensgründungen von Wissenschaftlern S G/O P Gemeinschaftsunternehmen Forschungseinrichtung Industrie S G/O P Auftragsforschung Auftragsforschung K G P Diplomarbeiten / Dissertationen K O/G P FuE-Koop. Verbundforschung K/S O/G P Gemeinschaftsforschung K/S G P Patente K O P Lizenzen K O P Schutzrechte Andere Schutzrechte K O P 1 s - stillschweigend; k - kodifziert 2 o - offengelegt; g - geheim 3 p - privat; ö - öffentlich 308 Vgl. MacBryde 1997, S. 42

182 168 Technologieorientierte Unternehmensgründungen sind besonders für den Transfer impliziten Wissens geeignet, während Schutzrechte und Instrumente der wissenschaftlichen Kommunikation besonders gut für kodifiziertes Wissen geeignet sind. Auftragsforschung bietet sich an, wenn die Forschungsarbeiten einen besonderen Geheimhaltungsschutz benötigen, in manchen Fällen kann die gar bis zur Geheimhaltung der Existenz des Projektes fü hren. Bei Instrumenten der wissenschaftlichen Kommunikation, der direkten Übertragung, technologieorientierten Unternehmensgründungen sowie Dienstleistungen der Forschungseinrichtungen wird das Wissen / die Technologie privatisiert. Im Falle von Lizenzen erhält der Lizenznehmer ein Nutzungsrecht, das geistige Eigentum ve r- bleibt jedoch bei der Forschungseinrichtung. Anders verhält es sich bei Dienstleistungen. Das Ergebnis dieser Arbeiten wird in der Regel zum Eigentum des Auftraggebers, wie auch bei Auftragsforschungsarbeiten. Schwieriger ist die Frage der Eigentumsrechte bei FuE-Kooperationen. Da es meist nicht möglich ist, die einzelnen Anteile am Ergebnis einem bestimmten Partner zuzuschreiben, entsteht i.d.r. gemeinsames Eigentum an den Forschungsergebnissen, mit der Verpflichtung für die Forschungseinrichtungen, die Ergebnisse ausschließlich für Lehr- und eigene Forschungszwecke zu nutzen, nicht jedoch selbst damit wirtschaftlich aktiv zu werden. FuE-Kooperationen stellen gleichzeitig das Instrument dar, bei dessen Nutzung die Partner am stärksten voneinander abhängig sind.

183 169 5 Wissens- und Technologietransfer im deutschen nationalen Innovationssystem 5.1 Das deutsche Wissens- und Technologiegewinnungssystem Die Charakterisierung des deutschen Wissens- und Technologiegewinnungssystems erfolgt durch die Darstellung der Aufwendungen für die Gewinnung neuen Wissens und neuer Technologien und die Beschreibung der öffentlich finanzierten Forschungsinfrastruktur Deutschlands. Daraus werden Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der öffentlichen FuE-Infrastruktur für eine Erhöhung des Beitrages zum Wissens- und Technologietransfer abgeleitet Aufwendungen für Forschung und Entwicklung Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in Deutschland Die Ausgaben für Wissenschaft und Bildung in Deutschland betrugen 1997 rund 109 Mrd. DM. 309, 310 Dies bedeutet eine Steigerung um 8% gegenüber Von den gesamten Wissenschafts- und Bildungsaufwendungen wurden 86,8 Mrd. DM für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Die Angaben zum Anteil der Unternehmen an den gesamten FuE-Aufwendungen Deutschlands variieren. Das bmb+f gibt die Ausgaben der Unternehmen mit 55,5 Mrd. DM in 1997 an, 311 der Stifterverband mit 70,7 Mrd. DM in Für 1999 prognostiziert der Stifterverband 75,7 Mrd. DM Vgl. bmbf 1998, S. 373; Vgl. zum Absatz Erhardt 2000 Vgl. Bmbf 1998, S. 373 Vgl. Stifterverband 2000, S. 11 Vgl. Sitfterverband 2000, S. 19

184 170 Bei den Angaben zur FuE-Tätigkeit der Wirtschaft ist allerdings zu berücksichtigen, daß der Schwerpunkt auf angewandter Forschung und Entwicklung liegt (ca. 95% der Ausgaben werden für angewandte Forschung und Entwicklung eingesetzt, lediglich 5% für die Grundlagenforschung) 314 während die öffentlichen FuE-Aktivitäten schwerpunktmäßig auf die Grundlagenforschung und die angewandte Forschung konzentriert sind. Auf die absoluten Ausgaben für Forschung bezogen, erreichen die Hochschulen (14,6 Mrd. DM 1996) 315 und außeruniversitären Forschungseinrichtungen (10,9 Mrd. DM 1995) 316 eine vergleichbare Größenordnung wie die Industrie. Deutschland ist zwar im internationalen Vergleich ein innovativ starkes Land mit erheblichen Ausgaben für FuE, innerhalb Deutschlands sind jedoch sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern festzustellen. Abbildung zeigt die regionale Aufteilung der FuE-Ausgaben. Gemessen am Anteil der FuE- Aufwendungen am BIP liegen Baden-Württemberg und Berlin insgesamt an der Spitze der deutschen Bundesländer gefolgt von Bayern, Bremen und Sachsen. Im Vergleich mit den durchschnittlichen Ausgaben innerhalb der Europäischen Union 317 liegen die Hälfte der Bundesländer deutlich über den durchschnittlichen FuE- Aufwendungen in der Europäischen Union (1,88% des BIP) 318, die andere Hälfte jedoch signifikant darunter Das Verhältnis zwischen den Ausgaben für angewandte Forschung und Grundlagenforschung bleibt im Zeitverlauf verhältnismäßig konstant Anteil Grundlagenforschung Quelle: Stifterverband 2000, S. 28 Vgl. Eurostat 1999, S ,7% 4,1% 4,9% 5,8% 5,7% 4,8% 5,0% 5,3% Vgl. bmbf 1998, S. 408; Diese setzen sich zusammen aus: HGF: 3,6 Mrd. DM; MPG: 1,3 Mrd. DM; FhG: 1,3 Mrd. DM WGL: 1,4 Mrd. DM; öffentliche Einrichtungen: 1,3 Mrd. DM; wissenschaftliche Bibliotheken, Archive und Museen: 0,3 Mrd. DM und sonstigen Forschungseinrichtungen: 1,5 Mrd. DM EU 15, ohne Luxemburg Eurostat 1999, S. 74

185 Nordrhein- Westfalen 2842 Rheinland- Pfalz 1136 Bremen 7087 Hessen 1244 Schleswig- Holstein 2403 Hamburg 5406 Niedersachsen 485 Mecklenburg- Vorpommern 978 Sachsen- Anhalt 1056 Thüringen 4705 Berlin 987 Brandenburg 2557 Sachsen FuE-Ausgaben in % BIP 397 Saarland Baden- Württem - berg Bayern > 3% 2,5-3% 2-2,5% 1,5-2% < 1,5% Abbildung 5.1-1: FuE-Ausgaben Bundesländer in Deutschland 1998 in Mio. DM und im Verhältnis zum BIP Quelle: Daten: Eurostat 1999; S. 66, 75 Allein Baden-Württemberg und Bayern beschäftigen 38% des deutschen FuE- Personals bzw. tragen 43% der gesamten deutschen FuE-Aufwendungen (vgl. auch Tabelle 5.1-1,). Gemessen am Bruttoinlandsprodukt geben das Saarland, Schleswig- Holstein und Mecklenburg-Vorpommern am wenigsten für die Forschung und Entwicklung aus. Insbesondere zwischen den alten und neuen Bundesländern bestehen noch erhebliche Unterschiede bei den FuE-Ausgaben und bei der Ausstattung mit FuE-Personal (vgl. Tabelle 5.1-2). Angesichts der gegenwärtigen Aufwendungen ist sogar zu befürchten, daß die Lücke zwischen den Regionen in Zukunft noch größer werden wird.

186 172 Tabelle 5.1-1: FuE-Ausgaben nach Regionen und Sektoren in Deutschland 1995 Bundesland FuE gesamt % von FuE Wirtschaft FuE Staat Mio. DM % BIP 1 Deutschland total Mio. DM % BIP Mio. DM % BIP Wirtschaft / Staat 2 Baden-Württemberg ,65 22,84% , ,46 5,98 Bayern ,78 20,24% , ,26 8,38 Berlin ,36 5,92% , ,14 1,21 Brandenburg 987 1,54 1,24% 355 0, ,71 0,78 Bremen ,84 1,43% 740 1, ,53 3,47 Hamburg ,89 3,02% , ,37 2,98 Hessen ,05 8,91% , ,15 10,93 Mecklenburg-Vorpommern 485 1,13 0,61% 104 0, ,35 0,70 Niedersachsen ,74 6,80% , ,33 3,15 Nordrhein-Westfalen ,7 16,51% , ,29 3,56 Rheinland-Pfalz ,9 3,57% , ,13 11,22 Saarland 397 0,88 0,50% 130 0, ,18 1,65 Sachsen ,3 3,22% , ,57 1,79 Sachsen-Anhalt 978 1,52 1,23% 366 0, ,39 1,46 Schleswig-Holstein ,13 1,56% 512 0, ,30 1,55 Thüringen ,82 1,33% 501 0, ,37 2,31 Deutschland gesamt , , ,35 4,31 1 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt 2 eigene Berechnung Quelle: Daten: Eurostat 1999, S. 66ff. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind mehr Personen in der öffentlichen FuE beschäftigt als in der von der Wirtschaft durchgeführten. Ebenso sind die Ausgaben des Staates für FuE höher als die der Wirtschaft. Dementsprechend fehlt in diesen Ländern wie auch in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine entsprechende Humankapitalbasis in der Wirtschaft (weniger als 1% der Arbeitskräfte sind im FuE-Bereich beschäftigt). In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind die FuE-Ausgaben des Staates sogar höher als die der Wirtschaft. Langfristig läuft dies auf eine Beschränkung der Aufnahmefähigkeit von neuem Wissen und Technologien in den in diesen Bundesländern ansässigen Unternehmen hinaus.

187 173 Tabelle 5.1-2: FuE-Beschäftigte nach Regionen und Sektoren in Deutschland 1995 Beschäftigte 1 Gesamt Wirtschaft Staat % aller AK 2 % aller AK % aller AK Beschäftigte Beschäftigte Wirtschaft / Staat 3 Bundesland Baden-Württemberg , , ,33 5,14 Bayern , , ,21 6,51 Berlin , , ,70 1,11 Brandenburg , , ,30 0,97 Bremen , , ,36 5,18 Hamburg , , ,42 2,62 Hessen , , ,15 9,19 Mecklenburg-Vorpommern , , ,16 0,91 Niedersachsen , , ,24 2,76 Nordrhein-Westfalen , , ,23 3,23 Rheinland-Pfalz , , ,08 11,10 Saarland , , ,13 1,79 Sachsen , , ,22 2,56 Sachsen-Anhalt , , ,14 2,11 Schleswig-Holstein , , ,23 1,39 Thüringen , , ,14 3,25 Deutschland gesamt , , ,25 3,77 1 Vollzeitäquivalente 2 Arbeitskräfte (Beschäftigte in der Region) 3 eigene Berechnung Quelle: Eurostat 1999, S. 114ff. Die strukturelle Ungleichverteilung der FuE-Ausgaben ist zum Teil mit der Verteilung der öffentlich geförderten außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland zu erklären. Abbildung vermittelt einen Überblick über die Standorte außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in den einzelnen Bundesländern. So sind in Baden-Württemberg 14 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft angesiedelt, in Bayern 8, in Bremen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen hingegen jeweils nur eines und in Mecklenburg-Vorpommern (als einzigem Bundesland) keines. Für die anderen öffentlichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen zeigt sich ein ähnliches Bild.

188 174 11/6/3/10 Nordrhein- Westfalen 2/1/0/3 Rheinland- Pfalz 1/1/1/1 Bremen 7/2/1/5 Hessen 1/1/1/4 Schleswig- Holstein 3/1/2/4 Hamburg 6/3/1/6 Niedersachsen 1/1/0/1 Thüringen 0/0/0/4 Mecklenburg- Vorpommern 1/1/0/5 Sachsen- Anhalt 5/4/2/14 Berlin 3/0/1/7 Brandenburg 3/5/1/7 Sachsen In der Reihenfolge angegeben Anzahl der Institute der: MPG FhG HGF W GL in den jeweiligen Bundesländern FuE-Ausgaben in % BIP 1/2/0/0 Saarland 13/14/2/5 Baden- Württem - berg 11/8/2/3 Bayern > 3% 2,5-3% 2-2,5% 1,5-2% < 1,5% Abbildung 5.1-2: Verteilung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf die deutschen Bundesländer Quelle: Anzahl Forschungseinrichtungen: bmb+f 1998, FuE-Ausgaben: Eurostat 1999; S. 66, 75, eigene Darstellung Aufwendungen für Forschung und Entwicklung im internationalen Vergleich Die Ausgaben der europäischen Länder für Forschung und Entwicklung sind seit Anfang der 80er Jahre wesentlich niedriger als die Japans, der USA oder auch Koreas (2,9%) (Tabelle 5.1-3). Lediglich Schweden (3,9%) und Finnland (2,8%) verzeichnen ähnlich hohe Ausgaben wie Japan und die USA. 319 Gemessen an den Gesamtausgaben der OECD-Länder sind die USA nach wie vor wichtigster Finanzierer von FuE-Aktivitäten. 319 siehe auch bmbf 2000, S. 24

189 175 Tabelle 5.1-3: Anteil der FuE-Ausgaben einzelner Länder am BIP / an OECD Totalausgaben Gesamte FuE-Aufwendungen (GERD) in % BIP FuE-Aufwendungen in % der gesamten FuE-Aufwendungen der OECD Staaten USA 2,4 2,9 2,8 2,6 2,6 2,7 47,2 48,3 45,4 42,5 1 41,8 42,7 Japan 2,1 2,6 2,9 2,7 2,8 2,9 14,6 15,8 17,6 17,7 18,0 18,2 1 EU 1,7 1,9 2,0 1,9 1 1,8 1,8 33,0 30,8 31,9 1 31,1 1 29,6 28,3 Germany 2 2,4 2,7 2,8 2,4 1 2,3 2,3 9,9 9,2 9,6 9,3 9,0 8,5 1 Zeitreihenbruch 2 vereinigtes Deutschland nach 1991 Quelle: OECD 1999, S. 125 Neben den Ausgaben für FuE ist insbesondere die Ausstattung der Länder mit FuE- Personal geeignet für die Beschreibung des Wissenschafts- und Technologiepotentials (vgl. Tabelle 5.1-4). Tabelle 5.1-4: Wissenschaftler per Arbeitskräfte, Anteil Wissenschaftler im OECD-Vergleich Wissenschaftler 1 pro Beschäftigte Anteil Wissenschaftler im OECD- Vergleich 1, USA n.v. n.v. n.v. 43,3 43,0 2 42,2 39,2 36,0 Japan ,7 20,4 20,9 21,4 20,0 EU n.v. 30,9 30,0 30,0 2 31,5 2 29,8 Deutschland n.v. n.v. 7,9 7,7 8,1 2 9,3 2 8,4 1 oder Hochschulabsolventen 2 Zeitreihenbruch Quelle: OECD 1999, S vereinigtes Deutschland nach 1991 Prozent OECD Total Japan verzeichnet mit 48% den stärksten Zuwachs an wissenschaftlich ausgebildeten Arbeitskräften ( ) und lag 1996 mit 92 Forschern pro Arbeitskräften im OECD-Vergleich mit Abstand an der Spitze. Deutschland liegt mit einem Wachstum von 34% im Durchschnitt des Wachstums in der EU (39%), in absoluten Zahlen (59) aber erheblich über dem EU-Durchschnitt, jedoch weit hinter Japan und den USA (74 Beschäftigte je Arbeitskräfte in 1993).

190 176 Aus den vorstehenden Darstellungen lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: Deutschland verfügt über eine stark dezentralisierte, regional aber ungleich ve r- teilte öffentliche Forschungsinfrastruktur Die FuE-Aktivitäten der Wirtschaft sind ebenso räumlich auf einige Bundesländer konzentriert Im internationalen Vergleich sind die Aufwendungen Deutschlands für FuE insgesamt zu niedrig Die öffentliche FuE-Infrastruktur Deutschlands Das Forschungssystem (die Forschungsinfrastruktur) ist Teil des gesamten Innovationssystems und zeichnet sich in Deutschland durch eine Vielgestaltigkeit der beteiligten Einrichtungen mit differenzierten leistungsorientierten Zielen insbesondere im Bereich der Grundlagenforschung und angewandten Forschung aus (vgl. Abbildung 5.1-3). Die Leistungsfähigkeit des Forschungssystems wird maßgeblich durch seine Fähigkeit bestimmt, international wettbewerbsfähige Beiträge zur Wissenschaftsentwicklung sowie neue, transferfähige Problemlösungen für die Umsetzung in Produkt- und Prozessinnovationen zu erbringen. Letztere Zielstellung wird wesentlich durch anwendungsspezifische Bedingungen in den einzelnen Branchen, Technologieprojekten sowie Innovationsphasen beeinflußt.

191 177 2,2 4,1 1,2 1,9 55,5 Muster Erprobung Bundes- und Landesforschungsanstalten Helmholtz- Gesellschaft Entwicklung Leibniz- Gesellschaft 1,5 Wirtschaft Angewandte Forschung (akute Techn. Entwicklungen) Angewandte Forschung (Zukunftsentwicklungen ) 14,7 Grundlagenforschung Hochschulen 1,7 Andere private Institutionen ohne Erwerbszweck, z.b. AIF Fraunhofer-Gesellschaft Max-Planck-Gesellschaft Abbildung 5.1-3: Quelle: BMBF 1998 Struktur und Finanzierung des deutschen Wissens- und Technologiegewinnungssystems Das deutsche Forschungssystem wird durch das Potential und das Zusammenwirken der folgenden Institutionen geprägt: Universitäten und Hochschulen sind nach ihrem FuE-Aufwand (1997 = 14,7 Mrd. DM) mit einem Anteil von 17,8 % an den gesamten Bruttoinlandsausgaben der BRD für Forschung und Entwicklung der zweitwichtigste Akteur im deutschem Innovationssystem. 320 Ihre Aufgaben liegen primär im Bereich der Grundlagenforschung und zwar sowohl der reinen, zweckfreien Erkundungsforschung als auch der anwendungsorientierten, gezielten Grundlage n- forschung - reichen jedoch auch in den Bereich der angewandten Forschung und teilweise der industriellen Entwicklung (z. B. Entwicklung von wissenschaftlichen Geräten, Bau von Prototypen) hinein. Eine stark zunehmende 320 Bmbf 1998, S. 13

192 178 Tendenz weisen Industrieaufträge und Gemeinschaftsprojekte mit Unterne h- men auf. Im Hochschulsektor waren 1995 rund FuE-Beschäftigte tätig 321, darunter Forscher 322. Neben den Bundesländern als unmittelbaren Trägern der Finanzierung von FuE-Aktivitäten der Hochschulen gibt es einige mittelbare Träger der Finanzierung, die FuE-Mittel an ausführende Institutionen verteilen, ihrerseits aber von der privaten Wirtschaft oder der öffentlichen Hand finanziert werden. Bedeutung unter diesen intermediären Einrichtungen mit Kanalisierungsfunktion kommt vor allem der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als zentralem Selbstverantwortungsorgan der deutschen Wissenschaft zu. Darüber hinaus existiert in Deutschland eine Vielzahl staatlich finanzierter oder teilfinanzierter außeruniversitärer FuE-Institutionen mit insgesamt Forschern: 323, Großforschungseinrichtungen (Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren; HGF) mit einem FuE-Personal von rund Personen führen technisch besonders anspruchsvolle Grundlagenforschung durch und bearbeiten langfristig zentrale Probleme insbesondere in den Bereichen Energie, Raumfahrt, Gesundheit und Umwelt. 81 Institute, Forschungsstellen, Laboratorien und Arbeitsgruppen der Max- Planck-Gesellschaft (MPG; Mitarbeiter) führen hauptsächlich naturwissenschaftliche Grundlagenforschung durch. Institute der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG; Mitarbeiter in 47 Forschungseinrichtungen) sind im Bereich der angewandten FuE tätig, sie führen haup t- sächlich Vertragsforschung für kleine und mittlere Unternehmen durch, wobei diese Aktivitäten anteilig vom Auftraggeber und der öffentlichen Hand finanziert werden Bmbf 1998, S. 18 Bmbf 1999, S. 62 Bmbf 1999, S. 63 Zur Entwicklung der Forschungslandschaft in Deutschland siehe: Zacher 1999

193 Einrichtungen der Blauen Liste (Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz, WGL) werden vom Bund und den Ländern als selbständige Forschungseinrichtungen mit Servicefunktion für die Forschung gefördert. Die derzeit insgesamt Mitarbeiter sind in unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen tätig. Eine Reihe von Bundes- und Landesforschungsanstalten (ca FuE- Beschäftigte) führt FuE-Aufgaben für die sie finanzierenden Ressorts durch (z. B. Einrichtungen zur Entwicklung von Normen und Standards). 109 Einrichtungen der Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke (AiF) führen branchenspezifische FuE-Aufträge durch. Die Finanzierung erfolgt teils durch den Staat, teils durch die Industrie Universitäten und Fachhochschulen Die Forschungsaufgaben von Universitäten und Hochschulen sind in 22 Hochschulrahmengesetz folgendermaßen definiert: 325 "Die Forschung in den Hochschulen dient der Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie der wissenschaftlichen Grundlegung und Weiterentwicklung von Lehre und Studium. Gegenstand der Forschung in den Hochschulen können unter Berücksichtigung der Aufgabenstellung der Hochschule alle wissenschaftlichen Bereiche sowie die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis einschließlich der Folgen sein, die sich aus der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse ergeben können. Zur gegenseitigen Abstimmung von Forschungsvorhaben und Forschungsschwerpunkten und zur Planung und Durchführung gemeinsamer Forschungsvorhaben wirken die Hochschulen untereinander, mit anderen Forschungseinrichtungen und mit Einrichtungen der überregionalen Forschungsplanung und Forschungsförderung zusammen". Den Hochschulen werden damit nicht nur Aufgaben der Grundlagenforschung zugewiesen, sondern ebenso die Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis. In 325 Hochschulrahmengesetz, Hervorhebungen des Autors

194 180 der Folge wenden die Hochschulen zwischen 20% (Universitäten) und 40% (Technische Universitäten) ihrer Forschungsaktivitäten für die angewandte Forschung auf. 326 Die Ausgaben für Forschung an Hochschulen sind in Deutschland seit 1980 um rund 60% gestiegen. 327 Dabei sind allerdings die Effekte der Wiedervereinigung ab 1991 zu berücksichtigen. Da außeruniversitären Forschungseinrichtungen und die Indus t- rie eine ähnliche Zunahme verzeichnen, hat sich die relative Stellung der Hochschulen in der Forschungslandschaft Deutschlands kaum verändert. Bezogen auf die Forschungsdisziplinen liegt der Schwerpunkt der Hochschulforschung in den Naturwissenschaften (29%), gefolgt von der Medizin (23%), den Geistes- und Sozialwissenschaften (21%) sowie den Ingenieurwissenschaften (20%). 328 Unter Vernachlässigung der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie "Sonstigen Disziplinen" umfassen die Ausgaben in technologisch potentiell für die Wirtschaft transferrelevanten Wissenschaftsbereichen 11,3 Mrd. DM. 329 Inhaltlich sind die Hochschulen stark auf die Gebiete Nuklearwissenschaften, organische Chemie, Grundstoffchemie, Physik, Medizintechnik und Mathematik spezialisiert. 330 Die Transferrelevanz dieser wissenschaftlichen Spezialisierung spiegelt sich in der technischen Spezialisierung der Hochschulen in der Chemie, Nukleartechnik und Medizintechnik wider. Des weiteren sind die Hochschulen in der Mess- und Rege l- technik, der Biotechnologie, Pharmazie, Umwelttechnik und Thermischen Prozessen überdurchschnittlich stark spezialisiert. Von der Gesamtzahl der technischen Spezialisierungen weisen die Hochschulen mit 10 überdurchschnittlich stark vertretenen Technikfeldern die höchste Spezialisierung der deutschen Forschungseinrichtungen auf, in der wissenschaftlichen Spezialisierung fallen sie in der Anzahl der Wissen vgl. auch Abbildung 5.1-6, S. 196 Vgl. zum Absatz ISI, ifo, ZEW 2000, S. 93ff. bmbf 1998, S. 405 darunter in den Ingenieurwissenschaften 2,9 Mrd. DM Vgl. Abbildung A 5.5-5, S. 313

195 181 schaftsgebiete mit überdurchschnittlicher Spezialisierung mit 8 Feldern jedoch hinter die FhG (13), die WGL (11) und die HGF (10) zurück. Die FuE-Ausgaben an den Hochschulen ordnen sich wie in Tabelle dargestellt in die deutsche Forschungslandschaft ein. Insgesamt wird ca. ein Drittel der Hochschulforschung über Drittmittel finanziert, die industriellen Drittmittel tragen ca. 8% zu den Hochschul-FuE-Aufwendungen bei. Tabelle 5.1-5: Forschungsausgaben der Hochschulen im Vergleich zu anderen Kenngrößen (in Mrd. DM 1997) Gesamte FuE-Ausgaben in Deutschland 82,8 FuE-Ausgaben der Wirtschaft 55,5 Forschung der Wirtschaft 11 bis 16 FuE-Ausgaben der Hochschulen 14,7 Transferrelevante FuE der Hochschulen 11,3 FuE der Hochschulen in Ingenieurwissenschaften 2,9 FuE-Drittmittel der Hochschulen 4,8 Industriedrittmittel der Hochschulen 1,2 Quelle: BMBF 1998, S. 373, 404f.; Darstellung von ISI, ifo, ZEW 2000, S. 93 Der Großteil der Drittmittel wird vom bmb+f sowie der Europäischen Kommission finanziert. Bei solchen Projekten handelt es sich in zunehmendem Maße um Verbundforschungsvorhaben, in die auch Unternehmen involviert sind. Neben dem direkt messbaren Transfer über industriellen Drittmitteln tragen solche Vorhaben erheblich zum Transfer aus Hochschulen bei. 331 Unter den deutschen öffentlichen Forschungseinrichtungen sind die Hochschulen diejenigen, die die meisten Patente anmelden (vgl. Abbildung 5.1-4). 331 Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 93f.

196 Hochschulen HGF, FhG, MPG, WGL 1000 Anzahl Jahr Abbildung 5.1-4: Patentanmeldungen von Hochschulen und sonstigen öffentlichen Forschungseinrichtungen Quelle: Legler et. al. 2000, S. 57 So meldeten die Hochschulen 1997 über 1400 Patente an. Der starke Anstieg der Patentanmeldungen der Hochschulen 332 kann als Indikator für eine zunehmende Anwendungs- und Industrieorientierung der Hochschulen interpretiert werden. 333 Die Anzahl der Unternehmensgründungen aus Hochschulen hat sich zwischen 1990 und 1996 verdoppelt. 334 Der Anteil der Wissenschaftler an Hochschulen, die Unternehmen gründen, ist jedoch nur halb so hoch (0,42%) wie der an außeruniversitären Forschungseinrichtungen (0,81%) Die Patentanmeldungen der Hochschulen sind zwischen 1985 und 1997 um 110% gestiegen. Vgl. Legler et.al. 2000, S. 56 Vgl. Legler et. al. 2000, S. 56 Vgl. ADT 1998, S. 91 Vgl. ADT 1998, S. 91

197 Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft In der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren haben sich 1995 sechzehn Zentren der Großforschung Deutschlands zusammengeschlossen. 336 Sie bedienen sehr heterogenes fachliches Spektrum, welches von Umwelt, Medizin, Luftfahrt, Elementarteilchenphysik, Kernforschung, Biotechnologie oder Materialforschung einschließt. Insbesondere in den letzten 10 Jahren gab es in einigen HGF-Zentren eine inhaltliche Neuorientierung, die besonders auf eine erhebliche Verminderung der Nuklearforschung zurückzuführen ist. Insbesondere für die Forschungszentren in Karlsruhe und Jülich hatte dies teilweise eine Reduzierung der Forschungskapazitäten zur Folge, teilweise aber auch eine Diversifizierung der Aktivitäten in neue Bereiche wie Umwelt, Material, Informationstechnik oder Biotechnologie. Die jüngste Entwicklung in der Neugestaltung der deutschen Forschungslandschaft betrifft das Forschungszentrum Informationstechnik (GMD) in Sankt Augustin, die in die FhG integriert werden soll. Die HGF-Zentren haben folgende zentrale Aufgaben gemein: Grundlagenforschung mit Großgeräten, Durchführung großer Projekte und Programme der Vorsorgeforschung, insbesondere mit interdisziplinärem Charakter und langfristig orientierte Technologieentwicklung, die alle Forschungstypen von der Grundlagenforschung bis hin zur Prototypenentwicklung umfasst. Der bedeutendste Arbeitsschwerpunkt der HGF-Zentren lag 1999 bei Forschungen zur Struktur der Materie (15,8%), gefolgt von Luft- und Raumfahrt (13,8%), Energieforschung und -technologie (13,7%), Forschung im Dienste der Gesundheit (12,8%), Umweltforschung (11,1%), Informations- und Kommunikationstechnik (6,2%), Schlüsseltechnologien (5,9%), Erdsystemforschung (3,6%) und Biotechno- 336 Vgl. zum Kapitel ADL, TUD, EAP 2000a

198 184 logie (2,9%). 337 Auf andere Tätigkeiten (z. B. Projektträger-Tätigkeit) entfielen 7,6% des Mitteleinsatzes, auf Dienstleistungen für Dritte (z. B. Bereitstellung von Rechnerkapazitäten) 6%. Die HGF-Institute sind technisch überdurchschnittlich stark spezialisiert in der Messund Regeltechnik, der Nukleartechnik, der organischen Chemie, der Biotechnologie, der Pharmazie, der Medizintechnik, der Umwelttechnik sowie bei thermischen Prozessen. Auf wissenschaftlicher Seite ist die HGF in der Nukleartechnik, der organischen Chemie, der Grundstoffchemie, der Physik, der Medizintechnik und der Mathematik überdurchschnittlich spezialisiert. Mit dem Übergang zu einer programmorientierten Steuerung der HGF-FuE- Aktivitäten anstelle der in der Vergangenheit gewohnten zentrenorientierten Steuerung bündelt die HGF die Arbeiten der Zentren künftig in sechs Forschungsbereichen. Für jeden Forschungsbereich soll dabei jeweils ein eigenes strategisches Profil definiert werden. Im einzelnen handelt es sich um die Bereiche Struktur der Materie, Umwelt- und Geoforschung, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie und Schlüsseltechnologien. Die aktuelle Strategiediskussion innerhalb der HGF fokussiert auf Maßnahmen, die eine stärkere Orientierung der Arbeit an Forschungsprogrammen über Zentrengrenzen hinweg bewirken sollen. Mit dem Strategiefonds der HGF soll der Wettbewerb in der Forschung stimuliert werden. Der Strategiefonds wird aus der institutionellen Förderung der HGF durch das bmb+f finanziert, welches 5% der Grundfinanzierung einbehält und auf wettbewerblicher Basis unter den HGF-Zentren verteilt. Dabei kann sowohl die Zusammenarbeit zwischen HGF-Zentren als auch mit anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft finanziert werden. Im Rahmen des Strategiefonds sollen neue strategische Projekte der Grund- und Vorsorgeforschung aufgegriffen werden. Der Fonds dient darüber hinaus der Stimulierung der internationalen Zusammenarbeit und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ziel ist es vor allem auch, innovative strategische Forschungsthemen aufzugreifen und gemein- 337 Vgl. Helmholtz-Programmbudget 1999

199 185 same Entwicklungsprojekte etwa in Form von Leitprojekten zu bearbeiten, um eine noch engere Zusammenarbeit mit der Industrie zu erreichen. Die Laufzeit der Projekte beträgt drei Jahre. In der Förderperiode von 1998 bis 2001 wurden 11 Forschungsvorhaben bewilligt, für die Förderperiode von 1999 bis 2002 umfasst der Strategiefonds 152 Mio. DM und wird für die Unterstützung von 18 Projekten verwendet. Im Zeitraum 2000 bis 2003 werden 122 Millionen Mark für 15 innovative Projekte aufgewandt. Die HGF-Zentren nutzen im wesentlichen folgende Instrumente des Wissens- und Technologietransfers: 338 Kooperation bei Forschungsvorhaben und Entwicklungsprojekten von beiderseitigem Interesse, Fertigungs- oder Entwicklungsaufträge der HGF-Zentren an die Industrie, Auftragsforschung aus der Industrie, Patent-, Know-how- oder Vertriebslizenzen an eigenen Forschungsergebnissen für die Industrie, Inanspruchnahme von Laboratorien und Anlagen in den Helmholtz-Zentren durch die Industrie, Aus- und Weiterbildung, wechselseitiger Personalaustausch. Von den insgesamt für die Finanzierung der HGF-Zentren aufgewandten 4 Mrd. DM stammen 993 Mio. aus Drittmitteln und Erträgen der HGF-Zentren, wobei die Drittmittelanteile zwischen den einzelnen Instituten der HGF stark verschieden sind. So erreicht das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine Drittmittelquote von ca. 43%, die GMD-Forschungszentrum Informationstechnik von 30%, hingegen die Gesellschaft für Schwerionenforschung 1,4% und das Deutsches Elektronen- Synchrotron 2%. 338 HGF 2000a

200 186 Dies ist zu einem auf die Forschungsgebiete der jeweiligen Institute zurückzuführen aber auch auf die unterschiedlichen Anstrengungen und Erfolge der Zentren im Wissens- und Technologietransfer. Die HGF-Zentren hatten 1997 einen Anteil von knapp über 1% an allen Patentanmeldungen beim DPMA. 339 Daraus ergaben die in Tabelle dargestellten Lizenzeinnahmen der einzelnen Institute der HGF. Tabelle 5.1-6: Lizenzeinnahmen der HGF-Institute 1994 und in TDM Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven (AWI) 5 0 Deutsches Elektronen-Synchrotron, Hamburg (DESY) 22 0 Forschungszentrum Wachstumsfaktor 1 Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg (DKFZ) ,5 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Köln (DLR) ,0 Forschungszentrum Jülich, Jülich (FZJ) ,8 Forschungszentrum Karlsruhe, Eggenstein-Leopoldshafen (FZK) ,3 Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, Braunschweig (GBF) ,9 GeoForschungsZentrum Potsdam, Potsdam (GFZ) 0 0 GKSS-Forschungszentrum Geesthacht, Geesthacht (GKSS) ,3 GMD-Forschungszentrum Informationstechnik, Sankt Augustin (GMD) GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg (GSF) , ,5 Gesellschaft für Schwerionenforschung, Darmstadt (GSI) ,68 Hahn-Meitner-Institut Berlin, Berlin (HMI) ,3 Max -Planck-Institut für Plasmaphysik, Garching (IPP) ,3 Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin (MDC) ,1 UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle, Leipzig (UFZ) 0 53 Insgesamt Wachstumsfaktor = 1998/1994 Quelle: HGF Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 183

201 187 Die mit Abstand höchsten Lizenzeinnahmen verzeichnen die beiden Forschungszentren in Jülich und Karlsruhe, wobei das FZJ die Einnahmen um den Faktor 5,8 gegenüber 1994 steigern konnte. Den höchsten Zuwachs erzielte das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg Max-Planck-Gesellschaft Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ist die Nachfolgeorganisation der Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft, deren erste Institute 1911 mit der Zielrichtung einer engeren Bindung zwischen Wissenschaft und Industrie gegründet wurde. 340 Im Rahmen des deutschen Forschungssystems ist die MPG auf die Grundlagenforschung orientiert. Wesentliche Basis der MPG-Forschung sind disziplinär orientierte Forschungsinstitute mit einer zieloffenen, erfolgsunabhängigen Grundfinanzierung. Diese Grundfinanzierung wird zu 90% vom Bund und zu 10% von den Ländern getragen, in denen die jeweiligen Institute ihren Sitz haben. Die Institute der MPG (MPI) sind nach der biologisch-medizinisch Sektion mit 33 Instituten, der chemisch-physikalischtechnischen Sektion mit 30 Instituten und der geisteswissenschaftlichen Sektion mit 17 Institute gegliedert. Die Institute sind in der Festlegung ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung weitgehend frei von äußeren Einflüssen. Der Wissens- und Technologietransfer zur Wirtschaft ist in der MPG eng mit der Garching Innovation GmbH verbunden. Diese tritt als Dienstleister bei der Anme l- dung und Verwertung von Schutzrechten auf und gibt Unterstützung bei Unterne h- mensgründungen von Wissenschaftlern der MPI. Im Vergleich mit der Gesamtheit der Forschungseinrichtungen in Deutschland sind die Patentaktivitäten der MPG eher gering. Ihr Anteil an den gesamten Patentanmeldungen beim DPMA betrug ,3%. 341 Die Patentaktivitäten der MPG konzent Vgl. zum Kapitel ADL, TU, EAP 2000a Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 183

202 188 rieren sich im wesentlichen die sechs techniknahen Bereiche Biotechnologie, Lebensmittel, Pharmazie, Organische Chemie, Meß- und Regeltechnik sowie Nukleartechnik. Gemäß ihrem Selbstverständnis streben die MPG-Wissenschaftler eine große Anzahl an Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse in renommierten nationalen und internationalen Fachzeitschriften an. Dabei zeigt sich eine überdurchschnittliche wissenschaftliche Spezialisierung der MPG auf die Nukleartechnik, Polymere, Biotechnologie, Grundstoffchemie, Materialforschung, Physik sowie Biologie. Die MPG nutzt im wesentlichen folgende Instrumente des Wissens- und Technologietransfers: direkte Kooperation mit Partnern aus der Wirtschaft und aus öffentlichen Institutionen, Unternehmensausgründungen und Beteiligungen und Verwertung von Patenten und Lizenzen. Bisher wurden 39 Unternehmen aus Max-Planck-Instituten heraus gegründet, die insgesamt über 1000 Arbeitsplätze geschaffen haben. 342 Die Mehrzahl dieser Gründungen erfolgte im biomedizinischen Bereich. Unterstützung erfahren die Wissenschaftler der MPG bei der Gründung von Unternehmen durch: die Genehmigung von Nebentätigkeiten, soweit dies arbeitsrechtlich möglich ist und nicht mit den Interessen des Instituts bzw. der MPG kollidiert; die Einräumung zeitlich begrenzter Rückkehrrechte an die Institute; die Überlassung von Gerätschaften zum Zeitwert; die vorübergehenden Vermietung von Räumlichkeiten im Institut; Infrastrukturleistungen, wie Werkstattbenutzung und Rechenzeiten etc., Bereitstellung von Materialien und Proben; 342 Hertel 2000

203 189 gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte von MPI und neugegründeten Unternehmen; die Vermittlung von Beratungs- und Kooperationsverträge von Wissenschaftlern (über die Garching Innovation GmbH); die Übernahme von Beteiligungen an neugegründeten Unternehmen anstelle von Einmalzahlungen für Lizenzen für einen befristeten Zeitraum. Verantwortlich für das Schutzrechtsmanagement bei der MPG ist die Garching Innovation GmbH, die seit Erfindungen betreut und Verwertungsverträge abgeschlossen hat, davon 401 mit ausländischen Firmen. 343 Der Verwertungserlös aus Erfindungen betrug dabei insgesamt 179 Mio. DM; etwa die Hälfte davon sind Einnahmen aus dem Ausland. Zusätzlich wurden seit 1979 aus der Industrie Forschungszuwendungen von insgesamt 32,5 Mio. DM eingeworben. Derzeit hält die Max-Planck-Gesellschaft einen Bestand von etwa 802 Erfindungen hat die Garching Innovation GmbH insgesamt 91 Verwertungsverträge (1998: 65) abgeschlossen und einen Lizenzumsatz von rund 26 Mio. DM (1998: rund 28 Mio. DM) erzielt. Im selben Zeitraum wurden aus Max-Planck-Instituten 140 Erfindungen (1998: 134 Erfindungen) gemeldet Fraunhofer-Gesellschaft Die Institute der FhG sind innerhalb der deutschen Forschungslandschaft direkt als Mittler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft positioniert. 344 Sie hat hauptsächlich Aufgaben der angewandten Forschung und ist explizit mit dem Wissens- und Technologietransfer zu Unternehmen betraut. Erhebliche eigene Forschungskapazitäten und die enge Anbindung an Universitätsinstitute 345 gewährleisten die stetige Aufnahme von Ergebnissen der Grundlagenforschung und deren Anwendung in der For Vgl. MPG 2000 Vgl. zum Kapitel ADL, TUD, EAP 2000a In der Regel haben Institutsdirektoren der Fraunhofer-Gesellschaft auch einen Universitätslehrstuhl inne.

204 190 schungsarbeit der FhG. Damit wird eine Verbindung zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung erreicht, die zusammen mit der Auftragsforschung für die Wirtschaft den zentralen Aspekt des Fraunhofer-Modells darstellt. 346 Der Schwerpunkt der FhG liegt auf den Gebieten Werkstofftechnik / Bauteileverhalten und Mikroelektronik / Mikrosystemtechnik mit mehr als 1500 Mitarbeitern, Produktionstechnik / Fertigungstechnologie, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Verfahrenstechnik mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Dem entsprechen im wesentlichen auch die technischen und wissenschaftliche Spezialisierung der FhG. Die wissenschaftliche Spezialisierung wird ergänzt durch die Chemie, die Medizintechnik und die Umwelttechnik. Wesentliche Instrumente des Wissens- und Technologietransfers bei der FhG sind: Auftragsforschung, Personaltransfer, Schutzrechtsverwertung. Von den 1,3 Mrd. DM externer FuE-Aufwendungen 347 deutscher Unternehmen entfielen Mio. DM 348 auf die Institute der FhG. Die FhG erreicht damit einen Marktanteil von ca. 30% der externen FuE-Aufwendungen, die die Wirtschaft an öffentliche Forschungseinrichtungen vergibt. Die FhG ist zu ca. 37% institutionell grundfinanziert, 37% der Einnahmen stammen aus der Auftragsforschung für die Wirtschaft, weitere 16% sind von Bund und Ländern auf Projektbasis finanzierte Mittel, 10% der Einnahmen sind sonstige Erträge (u.a. aus Arbeiten für die Europäische Kommission) Das Fraunhofer-Modell wurde in Europa beispielsweise von der TNO (Niederlande) und dem Technical Research Center Finland (VTT) erfolgreich übernommen. Vgl. Stifterverband 2000, S. 11* Vgl. FhG 2000 Vgl. FhG 2000

205 191 Die Anteile der Wirtschaftserträge variiert jedoch zwischen den einzelnen Instituten in Abhängigkeit von der inhaltlichen Ausrichtung. Im Forschungsgebiet der Produktionstechnik und Fertigungstechnologie beträgt der Wirtschaftsanteil bis zu 50% während er im Forschungsgebiet Umwelt- und Gesundheitsforschung bei ca. 20% liegt. Eine besondere Bedeutung für die FhG hat die Auftragsforschung für kleine und mittelständische Unternehmen. Auf die Auftragsforschung für Unternehmen mit bis zu 5000 Beschäftigten entfallen ca. 45% der Wirtschaftserträge der FhG. Die Finanzierungsstruktur der FhG spiegelt sich auch in ihren Aufgaben wider. Die institutionelle Grundfinanzierung dient der anwendungsorientierten Grundlagenforschung und der Absorption aus der Grundlagenforschung an anderen Einrichtungen entstanden Wissens (vorwettbewerbliche Entwicklung). Die Projektforschung für öffentliche Auftraggeber ermöglicht den langfristigen Aufbau technologischer Kompetenz, die Auftragsforschung für die Wirtschaft stellt den eigentlichen Wissens- und Technologietransfer dar. Unter den deutschen Forschungseinrichtungen hat die Personalmobilität für die FhG die größte Bedeutung, 350 allerdings ist die durchschnittliche Verweildauer der Mitarbeiter der FhG höher als die bei anderen Forschungseinrichtungen (vgl. Abbildung 5.1-8, S. 202). 351 Ca. 11% des Personals verlassen die FhG jedes Jahr, davon 41% direkt in die Industrie. 352 Die enge Anbindung der FhG-Institute trägt wesentlich zur Personalmobilität zwischen den grundlagenorientierten Hochschulen und den FhG- Instituten bei und stärkt den Transfer zwischen den Akteuren des Wissenschaftssystems. Mit 484 Patenanmeldungen gehört die FhG am DPMA zu den 20 größten Patentanmeldern Deutschlands. Die FhG konnte 1999 aus ihrem Patentportfolio 146 Verwertungsverträge für Schutzrechte abschließen (vgl. Tabelle 5.1-7) Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 61 ISI, ifo, ZEW interpretieren dies als gering ausgeprägte Personalmobilität bei der FhG. Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 68ff. Vgl. Abramson et.al. 1997, S. 329

206 192 Tabelle 5.1-7: Verwertungsaktivitäten für Schutzrechte der Fraunhofer- Gesellschaft 1999 Zahl der Verwertungsverträge Gesamt 178 FhG 146 Forschungseinrichtungen 32 /Erfinder Erlöse Einnahmen für die FhG 6,35 Mio. DM Einnahmen für Dritte 10,1 Mio. DM Quelle: Fraunhofer Gesellschaft Patenstelle für die deutsche Forschung Daraus resultierten 6,35 Mio. DM Erträge für die FhG, im Durchschnitt DM pro Verwertungsvertrag Zwischenzusammenfassung Aus der vorstehenden Beschreibung des deutschen öffentlichen Wissens-. und Technologiegewinnungssystems können folgende erste Schlüsse abgeleitet werden: Die Grenzen hinsichtlich der Arbeitsteilung nach den FuE-Kategorien zwischen den öffentlichen Forschungseinrichtungen verschwimmen zunehmend. Die Arbeitsteilung innerhalb des Systems öffentlicher Forschungseinrichtungen hat sich in der Vergangenheit bewährt. Jedoch ist eine unzureichende Kooperation innerhalb des öffentlichen Wissens- und Technologiegewinnungssystems zu beobachten. Die öffentlichen Forschungseinrichtungen (mit Ausnahme der MPG) verlassen die Grundlagenforschung zusehends und orientieren verstärkt auf angewandte Forschung (insb. Hochschulen). Der direkte Wissens- und Technologietransfer im Sinne der Kooperation von Akteure der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung ist erfolgreich, wie das Beispiel der FhG zeigt. In der Masse sehen sich die Akteure der angewandten Forschung jedoch einer zu großen Zahl in der Grundlagenforschung tätiger Wissenschaftler gegenüber. Systemveränderungen müssen an der angewandten Forschung ansetzen.

207 Die Stellung der öffentlichen FuE-Infrastruktur innerhalb des deutschen Innovationssystems Die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Deutschlands erhielten 1997 Forschungsaufträge von Unternehmen und Institutionen für Gemeinschaftsforschung in Höhe von 1,3 Mrd. DM und blieben damit auf dem Niveau von Die öffentlichen Forschungseinrichtungen konnten somit nicht vom Anstieg der externen FuE-Aufwendungen der Wirtschaft profitieren. 354 Im folgenden soll im wesentlichen die Stellung der Hochschulen, der HGF, der MPG und der FhG in der deutschen Forschungslandschaft diskutiert werden. Die Institute innerhalb der WGL sind zu heterogen als das allgemein gültige Aussagen für die WGL getroffen werden könnten, gleiches gilt für die der Einrichtungen der AiF. Die Bundes- und Landesforschungseinrichtungen hingegen haben ein anderes Aufgabenprofil. Abbildung zeigt die grundsätzliche Ausrichtung der verschiedenen Forschungseinrichtungen hinsichtlich Ausmaß der Transferaktivitäten und institutionelle Voraussetzungen für den Wissens- und Technologietransfer mit der Wirtschaft Positionierung öffentlicher Forschungseinrichtungen nach FuE- Kategorien Unter Voraussetzungen für Transferaktivitäten mit der Wirtschaft sind die Ausric h- tung der Forschungsprogramme (hinsichtlich FuE-Kategorie und fachlicher Ausrichtung), die Drittmittelorientierung (Anzahl der drittmittelfinanzierten Mitarbeiter), die Personalzusammensetzung sowie die Größe der Forschungseinheiten aggregiert. 355 Das Ausmaß der Transferaktivitäten mit der Wirtschaft bestimmt sich durch die Bedeutung der Wirtschaft als Quelle für Forschungsorientierung, das Ausmaß der direkten Interaktionen mit der Wirtschaft, die Personalmobilität in die Wirtschaft sowie Drittmittelgelder aus der Wirtschaft Stifterverband 2000, S. 11* Erhardt 2000 Vgl. zum Absatz ISI, ifo, ZEW 2000, S. 82ff.

208 194 hoch Ausmaß der Transferaktivitäten mit der Wirtschaft ungünstig MPG WGL FH Uni HGF FhG TU günstig niedrig Voraussetzungen für Transferaktivitäten mit der Wirtschaft. Die Größe der Kreise repräsentiert die Ausstattung der Forschungseinrichtungen mit FuE- Personal. Abbildung 5.1-5: Typisierung öffentlicher Forschungseinrichtungen im direkten Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Quelle: ISI; ifo, ZEW 2000, S. 84; Daten FuE-Personal Hochschulen / Fachhochschulen: bmb+f 1999, S. 42; abweichend zur originalen Darstellung wurde Skalierung der Achse Voraussetzungen für Transferaktivitäten mit der Wirtschaft von niedrig bis hoch in ungünstig bis günstig verändert. Im so entwickelten Portfolio werden die eingeworbenen Drittmittel aus der Wir t- schaft für die Bestimmung des Ausmaß der Transferaktivitäten als Ergebnisindikator herangezogen, gleichzeitig aber wird die Drittmittelorientierung im Sinne der vorhandenen Drittmittelstellen als Voraussetzung für die Transferorientierung gewertet. Die vorhanden Drittmittelstellen stellen aber eher einen Ergebnisindikator dar und weniger eine Voraussetzung. Trotz der Kritik an der Konstruktion des Portfolios stellt dieses eine Möglichkeit dar, die deutsche Wissenschafts- und Forschungsinfrastruktur darzustellen.

209 195 Vergleichsweise günstige Voraussetzungen für den Wissens- und Technologietransfer bieten die Institute der FhG, der Technischen Universitäten sowie der HGF, deren Institute gleichzeitig auch ein großes Steigerungspotential aufweisen. 356 Die Technische Universitäten weisen dieser Darstellung nach Potential zur Steigerung der Transferaktivitäten auf, jedoch muß im Vergleich zur FhG berücksichtigt werden, daß die TUs der Grundlagenforschung einen erheblich höheren Anteil an ihren gesamten Forschungsaktivitäten einräumen als die FhG-Institute. 357 Die Institute der MPG weisen aufgrund ihrer Forschungsorientierung auf hauptsächlich reine Grundlagenforschung die geringste Eignung für den Wissens- und Technologietransfer aller Forschungseinrichtungen auf, tragen aber trotzdem in ähnlichem Umfang zu Transferaktivitäten mit der Wirtschaft bei wie die HGF und WGL-Institute. Allerdings ist dies in erheblichem Maße auf die kürzere Verweildauer der Mitarbeiter in den MPG-Instituten 358 und die stärkere Betonung der Unternehmen als Zielgruppe für ausgeschiedene MPG-Mitarbeiter 359 zurückzuführen. Die Schwerpunkte der For Wenn von den Instituten der HGF etc. die Rede ist, muß immer darauf geachtet werden, daß dies Vereinigungen von Forschungseinrichtungen sind. Die einzelnen Forschungseinrichtungen und insbesondere deren Einzelinstitute sind im Grunde sehr heterogen. Das HGF-Institut als solches gibt es nicht. Vgl. dazu auch Abbildung Die Verweildauer der Mitarbeiter bei der MPG verteilt sich wie folgt: 3 Jahre 4-5 Jahre > 6 Jahre MPG 62% 25% 13% HGF 48% 33% 20% WGL 59% 18% 24% 359 Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 71. Zu den HGF-Instituten sei zusätzlich auf die kürzliche Neupositionierung der Forschungszentren Karlsruhe und Jülich verwiesen. Diese beiden Forschungseinrichtungen erfuhren in den 90er Jahren eine inhaltliche Neuausrichtungen, welche die Kernforschung weniger stark betont. Da die Mitarbeiter in beiden Instituten jedoch meist in unbefristeten Arbeitsverhältnissen standen, kann die Personalmobilität (im Sinne der Personalfluktuation) gerade bei diesen Instituten noch nicht das Niveau der anderen Einrichtungen erreicht haben. Da gerade Karlsruhe und Jülich zwei sehr große HGF-Institute sind, ist die Stichprobe hier wahrscheinlich verzerrt. So geben bei der MPG 93% der Institute an, daß Mitarbeiter in die Wirtschaft gewechselt sind, bei der HGF sind es 69% und der WGL 73%. Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 72

210 196 schungsaktivitäten der jeweiligen Einrichtungen hinsichtlich der FuE-Kategorien sind in Abbildung dargestellt % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Uni TU FH MPG HGF FhG WGL Grundlagenforschung angewandte Forschung Entwicklung keine FuE in Prozent der gesamten Forschungsaktivitäten Die Prozentangaben stellen ungewichtete Mittelwerte der Prozentangaben der einzelnen Beobachtungseinheiten innerhalb eines "Typs dar. (n=847) Abbildung 5.1-6: Aufteilung der Forschungsaktivitäten nach Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Entwicklung Quelle: ZEW, Befragung "Interaktion Wissenschaft-Wirtschaft 2000" In den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichen der Universitäten und WGL-Institute macht die Grundlagenforschung ebenfalls mehr als die Hälfte der Forschungsaktivitäten aus und wird gleichzeitig um einen relativ hohen Anteil an angewandter Forschung ergänzt (rund ein Drittel). Die Technischen Universitäten und die Institute der HGF sind in ihrer Struktur der Forschungsaktivitäten einander recht ähnlich. Bei beiden übersteigt der Anteil der Grundlagenforschung den Anteil 360 Vgl. zum Absatz ISI, ifo, ZEW 2000, S. 50ff.

211 197 der angewandten Forschung nur leicht, Entwicklungsaktivitäten liegen bei einem Anteil zwischen 15% und 20%. Die Fachhochschulen sind die der Anwendung am nächsten positionierten Institute. Bei ihnen überwiegen angewandte Forschung und Entwicklungsaktivitäten mit beinahe gleichen Anteilen, während bei den Instituten der FhG eindeutig die angewandte Forschung dominiert Wissenschaftliche und technische Spezialisierung öffentlicher Forschungseinrichtungen Neben der Spezialisierung der Forschungseinrichtungen auf die FuE-Kategorien ist die Spezialisierung auf bestimmte Wissenschafts- bzw. Technikbereiche ein wichtiger Indikator für die Beschreibung eines Innovationssystems. Abbildung zeigt die Spezialisierung Deutschlands nach Wissenschafts- und Technikbereichen. Die Spezialisierung in der Technik wird durch den relativen Patentanteil eines La n- des in einem Technikgebiet an den gesamten Patentanmeldungen (hier denen am EPO) ausgedrückt. Die Spezialisierungsmuster für Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind im Anhang in Abbildung A bis Abbildung A dargestellt. Positive Übereinstimmungen in der Wissenschafts- und Technikspezialisierung Deutschlands zeigen sich vor allem in der Meß- und Regeltechnik, bei Polymeren sowie in der Materialforschung. 361 Insbesondere in den Wachstumsfeldern Datenverarbeitung und Biotechnologie hat Deutschland technologisch gesehen im internationalen Vergleich eine schwache Position. 361 Vgl. zum Absatz Legler et. al. 2000, S. 53; bmbf 2000, S. 70ff.

212 198 Elektrotechnik Telekommunikation Datenverarbeitung Optik Messen, Regeln Medizintechnik Nukleartechnik Organische Chemie Polymere Pharmazie Biotechnologie Lebensmittel Grundstoffchemie Verfahrenstechnik Materialforschung Umwelttechnik Maschinenbau Therm. Prozesse Bauwesen Spezialisierungsindex Publikationen Patente Werte über Null zeigen ein überdurchschnittliches Niveau der SCI-Publikationen bzw. Patente (Patentanmeldungen am Europäischen Patentamt) deutscher Herkunft an Abbildung 5.1-7: SCI-Publikationen und Patente deutscher Herkunft nach Wissenschafts- und Technikfeldern Quelle: Legler et. al. 2000, S. 52 Dagegen wiesen die öffentlichen Forschungseinrichtungen in diesen beiden Gebieten ein hohes Niveau auf. Gleiches gilt in geringerem Maße für die Datenverarbeitung, Optik, und Medizintechnik. Diesen drei Bereiche stehen gemäß Industrieklassifikation die Branchen Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen und Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik gegenüber. Der Anteil externer FuE-Aufwendungen liegt in diesen Industrien mit 8,1% erheblich unter den durchschnittlichen externen FuE-Aufwendungen der deutschen Wirtschaft von 13,3% bzw. 4,6% im verarbeitenden Gewerbe. 362 Tabelle gibt einen synoptischen Überblick über die technischen und wissenschaftlichen Spezialisierungen der großen deutschen Forschungseinrichtungen (-verbünde). 362 Vgl. Stifterverband 2000, S. 12*f.

213 199 Tabelle 5.1-8: Synopse technischer und wissenschaftlicher Spezialisierungen deutscher Forschungseinrichtungen HS Technische Spezialisierung HG F MP G WG L FhG Σ HS HG Wissenschaftliche Spezialisierung Meß- und Regeltechnik 5 3 Nukleartechnik 5 4 Organische Chemie 2 1 Polymere 0 3 Biotechnologie 4 ( ) 3 Lebensmittel 2 2 Grundstoffchemie 0 3 Materialforschung ( ) 3 ( ) 5 Physik 0 4 Pharmazie 2 0 Biologie 0 3 Geowissenschaften 0 2 Medizintechnik 1 2 Maschinenbau 0 1 Verfahrenstechnik ( ) 2 0 Umwelttechnik 2 2 Thermische Prozesse 2 1 Bauwesen 0 1 Optik 2 2 Datenverarbeitung 0 2 Telekommunikation 1 0 Elektrotechnik 2 1 Mathematik 0 1 Ökologie, Klima 0 3 Summe überdurchschnittliche viele Forschungseinrichtungen unterdurchschnittliche wenige Forschungseinrichtungen ( ) Leicht überdurchschnittliche Spezialisierung Werte in Klammern geben eine geringe überdurchschnittliche Spezialisierung an. F MP G WG L FhG Σ Quelle: Angaben zur Spezialisierung: ISI, ifo, ZEW 2000, S. 38ff., eigene Zusammenstellung und Darstellung Dabei fällt auf, daß auf technischer Seite überdurchschnittlich viele Forschungseinrichtungen auf die Meß- und Regeltechnik, die Nukleartechnik sowie die Biotech-

214 200 nologie spezialisiert sind. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Technikgebieten, auf denen keine der Forschungseinrichtungen überdurchschnittlich spezialisiert ist (z.b. Polymere, Maschinenbau, Datenverarbeitung). Auf wissenschaftlicher Seite sind die Gebiete Pharmazie und Verfahrenstechnik stark unterrepräsentiert, während in der Nuklearforschung, der Materialforschung und der Physik sehr viele Forschungsinstitute tätig sind. Bezogen auf die Anzahl der Wissenschafts- und Technikgebiete, auf denen eine Forschungseinrichtung überdurchschnittlich spezialisiert ist, ist festzustellen, daß die MPG ein Technikgebiet mehr bedient als die FhG und gleichzeitig die FhG in sechs Wissenschaftsgebieten mehr als die MPG überdurchschnittlich spezialisiert ist. 363 Insgesamt sind die deutschen öffentlichen Forschungseinrichtungen in mehr Feldern wissenschaftlich spezialisiert als technisch. Dazu tragen insbesondere die FhG und die WGL bei. Die WGL ist gemäß ihres Auftrages stark auf die Forschung, insb. Grundlagenforschung ausgerichtet, die FhG hingegen müsste eigentlich eine breitere technische Spezialisierung aufweisen. 364 Gleiches gilt aufgrund ihrer Aufgaben für die HGF, während die Hochschulen ihrer Rolle im Wissenschaftssystem gemäß eine größere Breite in der wissenschaftlichen Spezialisierung aufweisen müssten.ein Vergleich des Gesamtspezialisierungsmusters für Deutschland 365 mit dem der öffentlichen Forschungseinrichtungen zeigt, daß die international führende Position Deutschlands in den Bereichen Maschinenbau, Bauwesen und Chemie im wesentlichen auf FuE-Aktivitäten der Wirtschaft zurückzuführen sind, weniger auf die der öffentlichen Forschungseinrichtungen. Alle drei Technikbereiche sind durch eine im Vergleich zur gesamten Wirtschaft unterdurchschnittlichen Anteil der externen FuE Dieses Ergebnis ist umso überraschender als das die Aktivitäten der MPG sehr stark auf die Grundlagenforschung gerichtet sind, die meist noch nicht zu patenreifen Forschungsergebnissen führen. Insbesondere der Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien der FhG scheint hier unterrepräsentiert zu sein. Vgl. dazu Abbildung 5.1-7, S. 198

215 201 Ausgaben an den gesamten FuE-Aufwendungen gekennzeichnet. 366 In der Biotechnologie hingegen verfügt Deutschland über ein wissenschaftlich und technisch he r- vorragendes Potential in den öffentlichen Forschungseinrichtungen, das aber in der Wirtschaft noch nicht richtig umgesetzt ist Personalmobilität von öffentlichen Forschungseinrichtungen Ein wesentliches Instrument des Wissens- und Technologietransfers ist der permanente oder temporäre Wechsel von Mitarbeitern der Forschungseinrichtungen in die Wirtschaft oder andere Forschungseinrichtungen und anders herum. Abbildung zeigt die Intensität der Personalmobilität für die deutschen öffentlichen Forschungseinrichtungen. Die höchste Fluktuation verzeichnen dabei die Universitäten und die Institute der MPG. Der hohe Durchschnittswert der HGF erklärt sich durch einige sehr große Einzelinstitute, die eine sehr hohe Personalfluktuation aufweisen. 367 Bei den Hochschulen kann die ausgewiesene Mobilität des Personals mit dem hohen Anteil an zeitlich befristeten Arbeitsverträgen von insb. Doktoranden erklärt werden. Diese Arbeitsverhältnisse dauern in der Regel zwischen 3 und 5 Jahren, wobei die Obergrenze 5 Jahre sind. Fachhochschulen hingegen sind meist mit nur sehr wenigen zeitlich befristeten wissenschaftlichen Mitarbeitern ausgestattet, was auch deren relativ niedrige Fluktuation erklärt In der chemischen Industrie beträgt dieser Anteil 11,7%, im Maschinenbau, 6,6% und im Bauwesen 3,3% der gesamten FuE-Aufwendungen. Im Maschinenbau zeichnen die Ausgaben der Wirtschaft für FuE-Leistungen öffentlicher Forschungseinrichtungen für 1,7% der Gesamtaufwendungen verantwortlich, in der chemischen Industrie sind es 1,1%. Vgl. Stifterverband 2000, S. 10*f, eigene Berechnung Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 70

216 Uni TU FH MPG HGF FhG WGL gewichtet mit der Zahl der Forschungseinheiten gewichtet mit der Zahl der MitarbeiterInnen Abbildung 5.1-8: Intensität der Personalmobilität ( ), differenziert nach Typen öffentlicher Forschungseinrichtungen Anmerkung: Die Intensität der Personalmobilität gibt den Anteil (in Prozent) der zwischen 1996 und 1999 ausgeschiedenen MitarbeiterInnen an allen MitarbeiterInnen im Jahr 1999 an. Personen, die in den Ruhestand, in Mutterschaftsurlaub, in eine längere Ausbildungsphase oder in den Wehrdienst bzw. Zivildienst gewechselt sind, werden dabei nicht berücksichtigt. Quelle: ISI, ifo, ZEW 2000, S. 70 Da bei den Hochschulen und der MPG die meisten Mitarbeiter die Institute in Richtung der Wirtschaft verlassen, kann diesen Einrichtungen ein hoher Beitrag zur Absorptionsfähigkeit (im Sinne der Ausstattung der Unternehmen mit hochqualifiziertem Personal) zugesprochen werden. Die Institute der FhG hingegen leisten einen wesentlich niedrigeren Beitrag.

217 Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung des Systems öffentlicher Forschungseinrichtungen im Wissens- und Technologietransfer Unter den Akteuren des deutschen Wissens- und Technologiegewinnungssystems sind insbesondere die Universitäten und die Einrichtungen der Fraunhofer- Gesellschaft bereits sehr stark und erfolgreich im Wissens- und Technologietransfer involviert. Allerdings bestehen zwischen verschiedenen Universitäten aber auch zwischen verschiedenen FhG-Instituten erhebliche Unterschiede. Die Einrichtungen der MPG, HGF und auch der WGL sind noch nicht in ausreichendem Maße mit den anderen Akteuren des Wissenschaftssystems vernetzt. Zur Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems zeigt sich Handlungsbedarf auf folgenden Gebieten: Anwendungsorientierung und Praxisbezug des deutschen Wissenschaftssystems in Forschung und Lehre müssen gestärkt werden. In der Forschung ist ein nachhaltiger Ausbau der institutionenübergreifenden anwendungsorientierten Programmförderung von Bund und Ländern erforderlich mit dem Ziel der Entwicklung interdisziplinärer und einrichtungsübergreifender Formen der Wissenserzeugung und -vermittlung. 368 Die institutionelle Ressortforschung muß auf den Bereich beschränkt werden, der für die Erfüllung hoheitlicher und regulatorischer Aufgaben unbedingt erforderlich ist. Die frei werdenden Mittel sollen zum Ausbau der anwendungsorientierten Programmförderung verwendet werden. 369 Die Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie müssen weit intensiver als bisher genutzt werden. Die Wissenschaftseinrichtungen, insbesondere die Hochschulen, müssen Vorreiter beim Einsatz digitaler Medien sein. Im Interesse der Erhöhung ihrer internationalen Präsenz und Sichtbarkeit sollen die Hochschulen neben Dependancen im Ausland virtuelle Vgl. Wissenschaftsrat 2000; BLK 1999, S. 3 Vgl. Wissenschaftsrat 2000; BLK 1999, S. 3

218 204 Hochschulen gründen. 370 Die Internationalisierung des deutschen Wissenschaftssystems muß vorangetrieben werden. Die Förderung von Kooperation und Austausch muß fortgeführt und intensiviert werden, darüber hinaus müssen Lehr- und Forschungsinhalte erheblich stärker als bisher internationalisiert werden. Verstärkte Bemühungen müssen dem Anwerben ausländischer Wissenschaftler (insb. an den Universitäten) gelten. 371 Für die Förderung der Grundlagenforschung muß auf europäischer Ebene eine auch von der Europäischen Kommission unabhängige Struktur geschaffen werden. Bei der zunehmenden Komplexität der Forschungsgebiete müssen die deutschen öffentlichen Forschungseinrichtungen verstärkte Bemühungen auf kooperative Forschungsvorhaben mit anderen (insb. europäischen) Forschungseinrichtungen richten. Die Einrichtungen der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung müssen besser miteinander vernetzt werden. Das Fraunhofer-Modell hat sich hier als ein erfolgreiches Organisationsmodell erwiesen, aufgrund der personellen und finanziellen Ausstattung kann es aber nur einen begrenzten Be i- trag zur Weiterentwicklung der Grundlagenforschungsergebnisse der Unive r- sitäten leisten. Die Universitäten sollten jedoch ihrer Hauptaufgabe in der Forschung, nämlich der Grundlagenforschung treu bleiben, eine verstärkte Ausrichtung auf die angewandte Forschung wird sich als langfristig kontraproduktiv erweisen. Zusätzlich zu den Fraunhofer-Instituten müssen neue Organisationsformen der angewandten Forschung an die Universitäten angeschlossen werden. An- Institute an den Hochschulen aber auch das Modell der Forschungs-GmbHs in den neuen Bundesländern sind Optionen, die es stärker zu nutzen gilt. Dabei ist zu beachten, daß die Universitäten gegenüber solchen Organisationsmodellen stärker geöffnet werden und insbesondere auch kleiner Kooperationsvorhaben mit solchen Einrichtungen der angewandten Forschung einge Vgl. Wissenschaftsrat 2000; BLK 1999, S. 3 Vgl. Wissenschaftsrat 2000; BLK 1999, S. 3

219 205 hen. Die Forschungseinrichtungen müssen klare Forschungsprofile definieren, die Wissenschaftsgebiete beschreiben, aber auch die FuE-Kategorien widerspiegeln. Von politischer und administrativer Seite ist es nicht ausreichend, festzustellen, welche Technologiegebiete gefördert werden, vielmehr muß die aktuelle Berichterstattung erweitert werden, um den Stand der Forschungsarbeiten auf dem jeweiligen Gebiet (d.h. Ausweis der Anteile der Grundlagenforschung, angewandten Forschung und Entwicklung). Aus diesen Angaben kann ein nationales Profil der Wissenschafts- und Technologiesituation entwickelt werden, mit Hilfe dessen Zukunftspotentiale frühzeitig erkannt werden können. Die Forschungseinrichtungen müssen verstärkt neue innovative Forschungsfelder erschließen. Die Forschungsarbeiten und die öffentliche Förderung von Forschungsgebieten müssen stärker an zukunftsträchtigen Wissensgebieten orientiert werden. Die deutschen Forschungseinrichtungen müssen stärker motiviert werden, Forschungsergebnisse aus anderen Ländern zuzukaufen. Das not-invented here Problem ist nicht nur in der Wirtschaft sondern auch in der Wissenschaft zu beobachten. Die Patentanmeldungen in Deutschland sind in den letzten Jahren stark gestiegen, jedoch ist dieser Anstieg im wesentlichen auf die Aktivitäten der deutschen Wirtschaft zurückzuführen; die öffentlichen Forschungseinrichtungen hinken dem Trend hinterher. Für die Verwertung von schutzrechtsfähigen Forschungsergebnissen bedarf es einer professionellen Infrastruktur. Ein systematisches Schutzrechtsmanagement in den Forschungseinrichtungen beginnt bereits mit der Identifikation potentiell schutzrechtsfähiger Inventionen, ein allein auf die Verwertung von Schutzrechten ausgerichteter Ansatz ist nicht ausreichend. Die Erfahrungen mit der schutzrechtlichen Verwertung im Humangenomprojekt zeigen, daß sich wissenschaftliche Ansprüche (Veröffentlichungen) und Schutzrechte nicht wiedersprechen.

220 206 Bisher herrschen im Schutzrechtsmanagement der großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen dezentrale, zersplitterte Strukturen vor, die vielfach eine unterkritische Masse in Einzel-Institutionen abbilden. Die Verantwortung für Schutzrechte ist innerhalb von Institutionen nicht durchgängig organisiert. In der Regel erfolgt kein systematisches Schutzrechts- und Verwertungs-Management; Schutzrechte und deren Verwertung werden häufig als Abfallprodukt der wissenschaftlichen Tätigkeit betrachtet. Dabei sind Schutzrechts-relevante Abläufe vielfach durch administrative Aspekte anstelle strategischer Gesichtspunkte gekennzeichnet. Schutzrechts- und Verwertungs-Gesichtspunkte werden in frühen Phasen der Innovation vielfach nicht in die Planung und Bewertung einbezogen. Anstelle offensiver Schutzrechts-Nutzungsstrategien dominieren defensive (zufällige) Schutz- Strategien 5.2 Transfermittler Das deutsche Innovationssystem ist durch eine Vielfalt engmaschig verknüpfter Transfer- und Vermittlungsstellen für den indirekten Wissens- und Technologietransfer gekennzeichnet. Ihre Anzahl liegt gegenwärtig über Mit Ausnahme der Fraunhofer-Gesellschaft verfügen alle Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Deutschlands inzwischen über Transfereinrichtungen. Diese werden ergänzt um die Innovationsberatungsstellen der Industrie- und Handelskammern, Transferagenturen, Transfernetzwerke, Technologie- und Gründerzentren, Technologieprüfungs- und kontrolleinrichtungen, Beratungs- und Entwicklungszentren sowie Anwender- und Demonstrationszentren Aufgaben von Transfereinrichtungen im Wissens- und Technologietransfer Transfereinrichtungen haben eine Reihe unterschiedlicher Aufgaben. In Abhängigkeit von diesen Aufgaben variiert die Form der Transfereinrichtungen in Deutschland erheblich. Tabelle fasst die wesentlichen Aufgaben der verschiedenen Einrich-

221 207 tungen zusammen. 372 Dabei überschneiden sich die Aufgaben und Tätigkeitsgebiete der Transfereinrichtungen sich zum Teil. Tabelle 5.2-1: Wesentliche Aufgaben und Leistungen von Transfereinrichtungen in Deutschland Transfereinrichtung Transferstellen an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 1 Innovationsberatungsstellen Transferagenturen Transfernetzwerke Produzentenorientierte Transferstellenorientierte Technologie- und Gründerzentren Technologieprüfungs- und kontrolleinrichtungen Beratungs- und Entwicklungszentren Anwender- und Demonstrationszentren Patentinformationszentren 1 ohne FhG Leistungen / Aufgaben Informationsvermittlung, Kontaktvermittlung, Betreuung von Transferprojekten, Existenzgründerberatung, Personaltransfer Technologische Erstinformationen, Vermittlung von Experten Kontaktvermittlung, Projektmanagement, Technologieauskünfte, Fördermittelberatung, Unternehmensberatung, Weiterbildungsmaßnahmen, Projektträgerschaften für öffentliche Projektaufträge Verknüpfung dezentral organisierter Transferstellen der Technologieproduzenten (Bsp. Steinbeis-Stiftung) Verbesserung Informationsfluss zwischen Transferstellen (Bsp. Innovation Relay Center) Gründerbetreuung, Technologie- und innovationsorientierte Dienstleistungen, Aus- und Weiterbildung Technologieprüf- und kontrollaufgaben, Normung Beratung in spezifischen Technologiefeldern, insb. für KMU Information über Schlüsseltechnologien, Aus- und Weiterbildung zu Schlüsseltechnologien Recherchen zu Schutzrechten, Weiterbildung, teilweise Anmeldung von Schutzrechten Das so definierte Leistungsspektrum der Transfereinrichtungen wird von seiten der Unternehmen unterschiedlich bewertet (vgl. Tabelle 5.2-2). Ein vielversprechendes Transferfeld ist die Vermittlung von Diplomanden und Praktikanten, die bisher im wesentlichen über unkoordinierte Einzelaktionen der Universitätsinstitute stattfindet. 372 zur Rolle der Transfereinrichtungen im Innovationssystem vgl. auch Kapitel 3.2.3

222 208 Tabelle 5.2-2: Wirksamkeit der Leistungen von Transfermittlern aus Sicht der Unternehmen Leistung Wirksamkeit Vermittlung von Praktikanten, Diplomanden 3,16 Weiterbildungsveranstaltungen 2,94 Vermittlung von Projekten, Studien 2,94 Patentrecherchen 2,55 Unterstützung von Verbundforschungsprojekten 2,47 Jahresforschungsberichte 2,43 Messegemeinschaftsstände 2,35 Kontaktvermittlung und Kooperationsanbahnung 2,35 Beratung zu Fördermöglichkeiten 2,33 Transferkataloge der Hochschulen 2,27 Vermarktung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse 1,95 Verwertung von SR 1,91 Marktanalysen 1,78 Beratung in SR-Fragen 1,72 Auf einer Skala von 1 = unwirksam bis 5 sehr wirksam Quelle: Eigene Untersuchung Während gerade diese Transferinstrumente als die wirksamsten betrachtet werden, entsprechen die bisherigen Aktivitäten der Transfereinrichtungen auf diesem Gebiet noch nicht den Erwartungen der Unternehmen. Gleiches gilt für die Vermittlung von Auftragsforschungsprojekten. Die Transfereinrichtungen vermögen zum jetzigen Zeitpunkt offensichtlich noch nicht, die Erwartungen der Universitäten und Unternehmen quantitativ zu erfüllen. Unternehmen, die bereits Erfahrungen in der Vermittlung von Auftragsforschung gesammelt haben, sind mit der Wirksamkeit der Vermittlungsleistungen durchaus zufrieden. Das Problem scheint grundsätzlich darin zu liegen, daß die Unternehmen den Transfereinrichtungen wirksame Unterstützungsleistungen nicht zutrauen. Unternehmen, die bereits Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Transfermittlern haben, bewerten die in Anspruch genommenen Leistungen durchweg positiver als solche, die die Leistungen hinsichtlich ihrer Erwartung bewerten.

223 Bedeutung der Transfereinrichtungen bei der Anbahnung von Transferprojekten Die Anbahnungsphase von Transferprojekten umfasst die Suche nach geeigneten Problemlösungen und Partnern sowie die erste Kontaktaufnahme. Dabei kann sowohl die Suche als auch die Kontaktaufnahme auf eigener Initiative beruhen. Es können aber auch Transfermittler in diesen Prozeß einbezogen werden. Dabei liegt der Schwerpunkt seitens der Unternehmen auf der Suche nach Problemlösungen, von Seiten der Universitäten auf der Suche nach Aufträgen und Anwendungsmöglichkeiten von Forschungsergebnissen. Im Vergleich zu den direkten Kontakten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft spielen die Transfereinrichtungen nur eine untergeordnete Rolle (Tabelle 5.2-3). Das heißt jedoch nicht, daß die Transfereinrichtungen damit keine Existenzberechtigung hätten, sie sind vielmehr als komplementär zu den direkten Kontakten anzusehen. Tabelle 5.2-3: Häufigkeit der Kontaktaufnahme zwischen Wissenschaft und Wirtschaft über Transfermittler Universität Unternehmen Direkte Wissenschafts-/ Industriekontakte 3,93 3,78 Transferstelle 2,35 1 1,88 Technologiezentrum 1,34 2 2,04 IHK 1,32 1,85 Technologieagenturen 1,13 1,58 Andere 1,73 1,5 1 TU Dresden 2 Dresden Auf einer Skala von 1 = nie bis 5 = sehr oft Quelle: Eigene Untersuchung Aus der Tabelle wird ersichtlich, daß die Transfereinrichtungen eine stärkere Wirkung auf die Anbahnung von Transferbeziehungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft haben, wenn sie einem der beiden Akteure nahe genug angesiedelt sind (so ist die Transferstelle für die Universitätsprofessoren wichtig, das Technologiezent-

224 210 rum für die einliegenden Firmen, während Einrichtungen, die von beiden Seiten abgekoppelt sind wesentlich weniger wirksam sind). Allgemein nutzen die Unternehmen die verschiedenen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme häufiger als die Universitäten. Bei der Bewertung der Wirksamkeit der verschiedenen Formen ergibt sich ein homogenes Bild (Tabelle 5.2-4). Tabelle 5.2-4: Kontaktaufnahme bei der Anbahnung von FuE-Kooperationen Nutzung des Kanals (in %) Universität Unternehmen Gesamt eigene Initiative 84,62 96,26 90,18 Kontakte durch Kollegen 61,84 89,23 74,47 Kontakt durch Studenten/Doktoranden 69,05 88,33 77,08 persönliche Bekannte 67,9 87,5 75,91 Kontakt über Messen und Ausstellungen 52,11 90,91 70,8 Kontakt über Transferstellen 26,79 75,86 43,53 Wissenschaftler kam auf mich zu 88,89 Unternehmen kam auf mich zu 83,33 Kontakte aus früherer Wissenschaftstätigkeit 92,98 Kontakte aus früherer Industrietätigkeit 54,41 Quelle: Eigene Untersuchung Die persönlichen Kontakte haben gegenüber der Einbeziehung von Transfermittlern einen eindeutig höheren Stellenwert. In den meisten Fällen beruht die Anbahnung von Transferprojekten auf der Initiative der Unternehmen bzw. Wissenschaftler (Tabelle 5.2-5). Dabei ergreifen die Unternehmen etwas häufiger die Initiative als die Universitäten. Die Unternehmen greifen oft auf die Empfehlung von Kollegen zurück während die Universitäten davon weniger Gebrauch machen.

225 211 Tabelle 5.2-5: Wirksamkeit Formen der Kontaktaufnahme Mittelwert Wirksamkeit Universität Unternehmen Gesamt eigene Initiative 4,13 4,39 4,27 persönliche Bekannte 3,7 3,81 3,76 Kontakte durch Kollegen 3,34 3,59 3,46 Kontakt durch Studenten/Doktoranden 3,35 3,28 3,32 Kontakt über Messen und Ausstellungen 2,83 3,27 3,06 Kontakt über Transferstellen 2,13 2,5 2,31 Wissenschaftler kam auf mich zu 3,15 Unternehmen kam auf mich zu 4,16 Kontakte aus früherer Wissenschaftstätigkeit 3,67 Kontakte aus früherer Industrietätigkeit 3,28 Auf einer Skala von 1 = unwirksam bis 5 sehr wirksam Quelle: Eigene Untersuchung Ehemalige Studenten und Doktoranden nutzen die Verbindungen zu ihren früheren Professoren aus Sicht der Unternehmen sehr oft, um Kontakte zu Universitäten he r- zustellen. In der Nutzung von Messen und Ausstellungen zur Anbahnung von Transferprojekten existiert zwischen Unternehmen und Universitäten eine große Differenz. Obwohl die Unternehmen solche Auftritte sehr oft nutzen, bewerten sie im Einklang mit den Universitäten diese als nur schwach wirksam in der Anbahnung von Transferprojekten. Solche ersten Kontakte sind häufig eher unverbindlich und dienen eher (vor allem für Unternehmen) dem Erlangen eines Überblicks über die vorhandenen Forschungsergebnisse, Entwicklungsrichtungen und tendenzen von Forschungsgebieten sowie von Forschungspotentialen verschiedener Institute. Transferstellen der Universitäten agieren oft als erste Anlaufstelle für Unternehmen, sie sind aber nicht in der Lage, den Unternehmen wirksame Unterstützung zu geben. Die Wissenschaftler selbst nutzen die Transferstellen nur vereinzelt. In Unternehmen tätige Wissenschaftler, die auf eine frühere Wissenschaftstätigkeit zurückblicken können, besitzen auch weiterhin gut funktionierende Netzwerke in der Wissenschaft, die sie entsprechend häufig nutzen. Bei Wissenschaftler an den Universitäten mit Erfahrungen aus früherer Industrietätigkeit brechen diese eher ab. Persönliche Ge-

226 212 spräche sind bei der Anbahnung von Transferprojekten von außerordentlicher Bedeutung (Tabelle 5.2-6). Persönliche Gespräche sind für die Entwicklung von Vertrauen zwischen den Partnern eine entscheidende Voraussetzung. Tabelle 5.2-6: Nutzung von Formen der Kontaktaufnahme Mittelwert Nutzung Universität Unternehmen Gesamt persönliche Gespräche 4,3 4,36 4,33 telefonisch 3,91 3,85 3,88 schriftlich 3,39 3,15 3,27 Internet/ 2,49 2,07 2,28 Auf einer Skala von 1 = unwirksam bis 5 sehr wirksam Quelle: Eigene Untersuchung Die telefonische Kontaktaufnahme hat eine fast ebenso große Bedeutung, wird aber in der Regel um persönliche Gespräche ergänzt werden. Mit Ausnahme der Internetnutzung sind bei allen Formen die Suche nach geeigneten Partnern und die eigentliche Kontaktaufnahme voneinander getrennte Prozesse. Bei Nutzung des Internet können diese beiden Prozesse wie auch bei dem Besuch von Messen und Ausstellungen sowie Kolloquien miteinander gekoppelt werden. Diese Medien bieten die Möglichkeit, ohne Zeitverlust mit potentiellen Partnern in Kontakt zu treten. Mit zunehmender Verbreitung des Internet wird dieses auch wachsende Bedeutung als Anbahnungsmedium für Transferprojekte erlangen, persönliche Kontakte aber nicht ersetzten können. In Deutschland hat sich in den letzten Jahren eine große Vielfalt von Transfereinrichtungen entwickelt, die als forschungsnahe, wirtschaftsnahe oder eigenständige Transfermittler auftreten. Verschiedene Initiativen von politischer Seite hatten ebenfalls den Ausbau einer Transferinfrastruktur zum Ziel. Meist wirken diese Einric h- tungen jedoch regional (mit Ausnahme der Steinbeis-Stiftung, die ihr ursprüngliches Aktionsfeld von Baden-Württemberg auf Deutschland ausgedehnt hat). Da Wissensund Technologietransfer nur eingeschränkt regional stattfindet ist eine Vernetzung der vielen regionalen Aktivitäten erforderlich. Ein Ansatz hierzu ist die Einrichtung der Innovation Relay Centre (IRC) durch die Europäische Union. Dabei werden be-

227 213 stehende Technologietransferagenturen europaweit miteinander vernetzt sowie mit Zugriffsmöglichkeiten auf standardisierte Datenbanken ausgestattet. Die Unternehmen werden meist direkt von Wissenschaftlern auf gemeinsame Forschungsprojekte angesprochen. Dabei führt ein Großteil der Kontaktaufnahmen auch zu gemeinsam durchgeführten Forschungsprojekten während die Erfolgsquote bei den Transfermittlereinrichtungen wesentlicher niedriger liegt (Tabelle 5.2-7,). Tabelle 5.2-7: Häufigkeit und Ergebnisse der Kontaktaufnahme von Mittlerorganisationen mit Unterne hmen und Mitarbeitern der Universität Anbahnung Unternehmen Realisierung Unternehmen Häufigkeit der Kontaktaufnahme Häufigkeit der Nutzung der Leistungen (in %) (in %) Auf einer Skala von 1 = nie bis 3 = sehr oft Unternehmen Transferstelle ,12 1,88 Technologiezentren ,24 2,04 Technologieagenturen , ,58 örtliche IHK ,82 1,85 Direkte Wissenschaftskontakte ,71 3,78 Universität Transferstelle TU Dresden 38,36 36,11 2,12 2,35 Gesellschaft für Wissens- und 19,05 19,05 1,75 1,69 Technologietransfer an der TU Dresden mbh Technologiezentrum Dresden 9,09 7,27 1,32 1,34 Technologieagenturen 1,15 1,13 IHK 5,26 5,26 1,28 1,32 Quelle: Eigene Untersuchung Die örtlichen Industrie- und Handelskammern nehmen selten Kontakt mit den Unternehmen auf, um Forschungsprojekte mit Universitäten anzubahnen. Für die örtlichen IHK stellt freilich ihre räumliche Entfernung zu den meisten Universitäten und daraus folgend ein unzureichender Informationsstand über Arbeitsgebiete und Leistun-

228 214 gen anderer Universitätsinstitute eine Schwierigkeit dar. Des weiteren sind die IHKs auch nicht zwangsläufig über aktuelle Forschungsprobleme ihrer Mitgliedsunternehmen info rmiert. Die Aufgabe der Technologieagenturen besteht darin, den Wissens- und Technologietransfer regional zu fördern. Dazu müssen sie ein aktives Technologiemarketing betreiben, d.h. sowohl nach Forschungsergebnissen als auch nach Anwendungen aktiv suchen. Da Technologieagenturen meist nicht unter dieser Bezeichnung firmieren, kann an dieser Stelle keine allgemeine Bewertung der Aktivitäten der Technologieagenturen vorgenommen werden. Der Vollständigkeit halber wurden sie aber in die graphische Darstellung aufgenommen. Technologiezentren hingegen sind unter dieser Bezeichnung eindeutig von den Befragten identifizierbar. Die Unternehmen werden im Vergleich zu den Universitäten häufig von den Technologiezentren kontaktiert. Ebenso verzeichnen sie eine ve r- gleichsweise hohe Anbahnungs- und Realisierungsrate. Das Beispiel TU Dresden zeigt gleichzeitig, daß das Technologiezentrum Dresden nicht in der Lage ist, substantiell zum lokalen Wissens- und Technologietransfer beizutragen. Die Kontaktaufnahme mit der TU Dresden seitens des Technologiezentrums erfolgt allenfalls sporadisch, resultiert jedoch häufig in Forschungsprojekten. Sowohl Universitätsprofessoren als auch Unternehmen werden nur selten aktiv von den Transferstellen der Universitäten angesprochen. Der relativ hohe Nutzung der Leistungen der Transferstelle durch die Universitäten lässt die These zu, daß die Transferstellen im wesentlichen in die administrative Abwicklung der Transferprojekte involviert sind.

229 215 Die Ergebnisse zur Rolle der Transfermittler lassen folgende Schlussfolgerungen zu: Die Transfermittler nehmen zu selten Kontakt mit Technologieproduzenten und - anwendern auf. Wenn eine Kontaktaufnahme erfolgt, führt sie sehr oft zur Anbahnung bzw. Realisierung von Transferprojekten. Transferstellen an Universitäten und auch an außeruniversitären Forschungseinrichtungen fungieren eher als Verwalter denn als aktiver Vermittler von Transferprojekten. Eine Bereinigung des Leistungsspektrums der Transfermittler ist erforderlich. Die Ergebnisse zeigen, daß sich die Transfermittler auf Leistungen konzentrieren sollten, für die eine tatsächliche Nachfrage besteht. 5.3 Innovations- und FuE-Aktivitäten in der Wirtschaft Die Innovationsaktivitäten und die für den Wissens- und Technologietransfer besonderes bedeutenden FuE-Aktivitäten werden im folgenden anhand der Struktur der Innovationsaufwendungen der Wirtschaft, den externen FuE-Aufwendungen, den Quellen, Zielen und dem Gegenstand von Innovationen sowie im Innovationsprozess auftretenden Hemmnissen dargestellt Struktur der Innovationsaufwendungen der Wirtschaft Einen besonderen Schwerpunkt im nationalen Innovationssystem stellt die Sicherung und Stärkung der Innovationsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) dar, die nur über begrenztes Innovationspotential, insbesondere hinsichtlich der Anzahl der FuE-Mitarbeiter, verfügbares Kapital sowie Möglichkeiten der Arbeitsteilung verfügen und deshalb größenbedingte Nachteile im Innovationswettbewerb aufweisen. Kleine Unternehmen führen deshalb in der Regel in geringerem

230 216 Maße eigene FuE-Arbeiten durch als Großunternehmen (vgl. Tabelle 5.3-1). Generell ist festzustellen, daß 1997 wesentlich mehr Unternehmen FuE-Aktivitäten betrieben haben, als dies noch 1993 der Fall war. Tabelle 5.3-1: Innovationsaktivitäten im verarbeitenden Gewerbe Beschäftigte Anteil an der Gesamtzahl der Unternehmen in der Größenklasse in % je Unternehmen Nicht innovative Unternehmen Innovative Unternehmen ohne FuE Innovative Unternehmen mit FuE ohne FuE-Abteilung Innovative Unternehmen mit FuE- Abteilung > > Quelle: Daten 1993 und Darstellung Harhoff / Licht 1996, S ; Daten 1997 Mannheimer Innovationspanel, eigene Berechnung Tabelle zeigt die Struktur der Innovationsaufwendungen im verarbeitenden Gewerbe alte Bundesländer 1996/97 entsprechend den Phasen des Innovationsprozesses. 373 Der Großteil der Ressourcen wird von den Unternehmen auf eigene FuE- Aktivitäten verwandt (ca. 40% der Innovationsaufwendungen entfallen auf diese) während direkt ausgelagerte FuE-Aufgaben lediglich 6 % der Gesamtaufwendungen ausmachen. Für externes Wissen, welches hier die Voraussetzung für weiterführende interne FuE-Aktivitäten darstellen, werden 8% des Innovationsbudgets aufgewandt wurden 84% der FuE-Aufwendungen in unternehmensinterne Forschungsaktivitäten investiert, die externen FuE-Aufwendungen betrugen 16% des Gesamtbud- 373 Dargestellt sind Ergebnisse der beiden repräsentativen Innovationserhebungen in Deutschland: das Mannheimer Innovationspanel des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und des ifo-instituts für Wirtschaftsforschung München. Beide Institute erheben im wesentlichen die gleichen Sachverhalte, die Befragungen unterscheiden sich jedoch in manchen Details und spiegeln insb. das Innovationsverständnis der jeweiligen Einrichtung wider. Für eine intensive Diskussion verschiedener Innovationsumfragen vgl. Muzart 1999

231 217 gets stieg der Anteil externer FuE-Aktivitäten (inklusive externem Wissenser- 374, 375 werb) auf 26%. Tabelle 5.3-2: Struktur der Innovationsaufwendungen Mannheimer Innovationspanel Ifo Innovationstest 1997 Tendenz Eigene FuE 40,9 Forschung 6,9 Experimentelle Entwicklung 15,4 Konstruktion 18,8 Externe FuE 6,4 Externes Wissen 7,5 Produktdesign 10,1 Patente, Gebrauchsmuster, Lizenzen 2,9 Maschinen und Sachmittel 28,2 Produktgestaltung und -Design u.a. 9,4 Produktionsvorbereitung2 Produktionsvorbereitungskosten 15,6 Markteinführung 6,1 Absatzvorbereitung 8,0 Weiterbildung 1,5 1 aufgrund einer Veränderung der erhobenen Struktur der Innovationsaufwendungen ist eine Aussage über Entwicklungstrends nicht möglich 2 = Σ Investitionsaufwendungen (12,5%) + sonstige Aufwendungen (3,1%) Quelle: ZEW: Jantz, Licht (Hrsg.) 1999, S. 24; ifo: Penzkofer; Schmalholz 1999, S. 34 Die vorliegenden Daten ermöglichen lediglich eine vergleichsweise grobe Einschätzung der Verteilung der für Innovationen aufgewandten Ressourcen. Insbesondere berücksichtigen die Untersuchungen nicht die sich verstärkende Vernetzung der Forschungsaktivitäten der Unternehmen mit anderen Unternehmen und externen Forschungseinrichtungen. Im ifo-innovationstest existiert die Unterscheidung insbesondere für die FuE-Aufwendungen überhaupt nicht, die Fragestellungen im Mannhe i Die Fragestellung im Fragebogen lautete: "Ausgaben für den Erwerb externen Wissens in Verbindung mit Innovationen". Vgl. Janz; Licht 1999, S. 88. Somit können diese Aufwendungen problemlos den externen FuE-Aufwendungen zugerechnet werden. Daten MIP 1994, 1997; eigene Berechnung

232 218 mer-innovationspanel sind nicht präzise genug, um verlässliche Rückschlüsse auf die tatsächliche Bedeutung externer Akteure des Wissens- und Technologiegewinnungssystems im Innovationsgeschehen der Unternehmen zu ermöglichen. 376 Von den internen FuE-Aufwendungen der Wirtschaft entfallen 95% auf die angewandte Forschung und Entwicklung und 5% auf die Grundlagenforschung. Die deutsche Wirtschaft finanziert damit eigene Grundlagenforschung in Höhe von 2,8 Mrd. DM. Dem gegenüber stehen ca. 10 Mrd. DM an öffentlich finanzierter Grundlage n- forschung. 377 Mit den zur Verfügung stehenden Daten kann die Angabe von 10 Mrd. DM nur als grober Schätzwert betrachtet werden. Eine Einordnung des deutschen Innovationssystems in die im Kapitel 3.5 vorgenommene Gruppierung ist aufgrund der Unsicherheit der Schätzung aber nicht möglich. Die Struktur der Aufwendungen für die FuE-Kategorien ist der der USamerikanischen Wirtschaft damit durchaus vergleichbar. Bis 1995 gaben die Unternehmen 5% der FuE-Aufwendungen für die Grundlagenforschung aus, seitdem stieg dieser Anteil auf 8% Externes Wissen wird im MIP verstanden als "Erwerb externen Wissens in Form von Patenten, nicht patentierten Erfindungen, Lizenzen und anderen Nutzungsrechten", Weiterbildung als "Mitarbeiterschulungen und Weiterbildungen, die direkt in Verbindung mit einem Innovationsprojekt stehen. Damit werden beispielsweise Gutachtertätigkeiten von Forschungseinrichtungen vollständig vernachlässigt, insb. die von Hochschullehrern, aber auch externe Weiterbildungsaufwendungen für das FuE-Personal, um sich mit dem letzten Stand der Forschung außerhalb des Unternehmens vertraut zu machen. Letztere Aufwendungen können entweder auf konkrete Innovationsprojekte angerechnet werden, oder aber der allgemeinen Erweiterung der Wissensbasis dienen und somit eher dem investiven Charakter der FuE im allgemeinen entsprechen. Vgl. Janz; Licht 1999, S. 87 Die Angabe von 10 Mrd. DM öffentlich finanzierter Grundlagenforschung ergibt sich aus den Ausgaben für die öffentlichen Forschungseinrichtungen (vgl. bmbff 1998, S ) gewichtet mit den Forschungsaktivitäten der öffentlichen Forschungseinric h- tungen hinsichtlich der FuE-Kategorie. Vgl. Abbildung 3.5-6, S.74

233 Externe FuE-Aufwendungen der deutschen Wirtschaft Tabelle 5.3-3: externe FuE-Aufwendungen deutscher Unternehmen Für den Wissens- und Technologietransfer von besonderer Bedeutung sind die externen FuE-Aufwendungen der Unternehmen und insbesondere die Struktur der Auftragnehmer (Zielgruppen), die diese externen Forschungsarbeiten durchführen. Wie Tabelle zeigt, weisen insbesondere große Unternehmen einen hohen Anteil an externen FuE-Aufwendungen auf. Kleine Unternehmen hingegen führen ihre FuE- Aktivitäten vorzugsweise im eigenen Unternehmen durch. Beschäf- tigtengrö- ßenklassen FuE- Aufwend. i.h.v. Umsatz Externe Aufwendungen in % der Gesamtaufwendungen 1 an den Wirtschaftssektor Externe FuE-Aufwendungen An den Staat und sonstige Inländer 2 Ausland Absolut 3 % absolut 3 % Absolut 3 % absolut 3 % < 100 6, ,49% , , , , ,18% , , , , ,31% , , , , ,77% , , , , ,04% , , , , ,45% , , , , ,83% , , , , ,92% , , ,7 Insgesamt 3, ,26% , , ,5 1 eigene Berechnung auf Grundlage der Daten des Stifterverbandes; Stifterverband 2000, gesamte FuE-Aufwendungen: S. 9*, externe Aufwendungen, S. 11* 2 dazu zählen insb. auch die öffentlichen Forschungseinrichtungen und Hochschulen 3 in Tsd. DM Quelle: Stifterverband 2000, S. 11 Der wichtigste Auftragnehmer der Wirtschaft für industrielle Forschung und Entwicklung ist der Wirtschaftssektor selbst, auf andere Unternehmen entfallen knapp zwei Drittel der gesamten externen FuE-Ausgaben. Dieser Anteil erweist sich über einen längeren Zeitraum als stabil (vgl. Tabelle 5.3-4).

234 220 Tabelle 5.3-4: Interne und externe FuE-Ausgaben der Unternehmen Eigene FuE insgesamt (Mio. DM) Prozent 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Durchschnittliche jährliche Veränderung (%) - 6,3 5,8-0,3 1,7 4,3 1987= ,0 112,9 126,4 125,7 129,9 141,4 Eigene interne FuE a (Mio. DM) Anteil an gesamter FuE (%) 91,1 90,2 89,5 86,9 89,2 85,5 Durchschnittliche jährliche Veränderung (%) - 5,8 5,4-1,8 3,0 2,2 1987= ,0 111,9 124,2 119,9 127,1 132,7 Externe FuE (Mio. DM) Anteil an gesamter FuE (%) 8,9 9,8 10,5 13,1 10,8 14,5 Durchschnittliche jährliche Veränderung (%) - 11,4 9,7 11,3-7,5 20,7 1987= ,0 124,0 149,3 185,0 158,3 230,5 davon an Wirtschaftssektor (Mio. DM) Anteil an externer FuE (%) 68,5 65,6 64,4 66,7 61,7 65,1 Durchschnittliche jährliche Veränderung (%) - 9,0 8,7 13,2-11,0 23,9 1987= ,0 118,8 140,3 179,9 142,5 218,9 Hochschulen (Mio. DM) Anteil an externer FuE (%) 8,2 7,2 8,2 7,4 10,6 7,8 Durchschnittliche jährliche Veränderung (%) - 4,0 17,5 5,4 10,7 3,5 1987= ,0 108,2 149,3 166,0 203,6 218,3 Andere öffentl. FuE-Einrichtungen (Mio. DM) Anteil an externer FuE (%) 11,3 10,2 9,0 7,0 8,9 5,7 Durchschnittliche jährliche Veränderung (%) - 5,8 3,1-2,0 4,4-3,4 1987= ,0 111,9 119,0 114,3 124,5 116,2 Sonstige Inländer (Mio. DM) Anteil an externer FuE (%) 0,4 0,5 1,4 1,1 3,0 1,9 Durchschnittliche jährliche Veränderung (%) - 26,5 79,1-1,3 53,2-3,8 1987= ,0 160,0 513,3 500,0 1173,3 1086,7 Ausland (Mio. DM) Anteil an externer FuE (%) 11,5 16,4 16,9 17,9 15,8 19,5 Durchschnittliche jährliche Veränderung (%) - 33,1 11,4 14,3-13,1 34,0 1987= ,0 177,3 220,1 287,8 217,6 390,9 a)interne FuE-Ausgaben der Unternehmen, bereinigt um die externen Ausgaben der Unternehmen für FuE-Aufträge innerhalb des Wirtschaftssektors Quelle: ISI, ifo, ZEW 2000, S. 286

235 221 Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 1000 Beschäftigte und sehr große Unternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten kooperieren verstärkt mit anderen Unternehmen und Einrichtungen des Wirtschaftssektors. Gerade bei den kleinen Unternehmen dürfte es sich hierbei häufig um entwicklungsgestützte Kundenbeziehungen handeln. 379 Die Hochschulen verzeichnen einen relativ konstanten Anteil von durchschnittlich 8% der externen FuE-Aufwendungen der Wirtschaft, während sich der Anteil der außeruniversitären inländischen Forschungseinrichtungen von 11,3% 1987 auf 5,7% 1997 halbiert. Die Verminderungen des Anteils der außeruniversitären Forschungseinrichtungen kann durch die stark gewachsenen Ausgaben für externe FuE im Ausland erklärt werden. Die Ausgaben für externe FuE-Aufträge im Ausland erhöhten sich um durchschnittlich ca. 15% pro Jahr. 380 Auftragnehmer sind dabei andere, auch konzerneigene Unternehmen sowie ausländische Forschungseinrichtungen. Insbesondere für Unternehmen mit zwischen 500 und 5000 Beschäftigten spielt das Ausland als Auftragnehmer eine zunehmend wichtigere Rolle. 381 Auffallend ist dabei, daß in den meisten Größenklassen die Zuwächse zwischen 1995 und 1997 besonders hoch waren. Die Zunahme der FuE-Aufträge an das Ausland spricht zum einen für eine zunehmende Internationalisierung auch der FuE-Aktivitäten der Unternehmen, kann aber gleichzeitig als Hinweis auf eine nachlassende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen außeruniversitären Forschungseinric htungen gewertet werden ISI, ifo, ZEW 2000, S. 288 Allerdings schwankten die Veränderungsraten sehr stark. Vgl. dazu im folgenden ISI, ifo, ZEW 2000, S. 280ff.

236 Quellen für Innovationen Informationsquellen für Innovationen Für die Gestaltung eines effizienten und effektiven Wissens- und Technologietransfersystems ist die Kenntnis der von den Unternehmen genutzten Informationsquellen eine wichtige Voraussetzung. Tabelle gibt einen Überblick über die Bedeutung und Nutzung verschiedener Informationsquellen für Innovationen auf Basis der Daten des ifo-innovationstests und des Mannheimer Innovationspanels. 382 Tendenziell nutzen Unternehmen, die bereits mit Universitäten und / oder Forschungseinrichtungen kooperieren externe Informationsquellen häufiger, als solche Unternehmen, die keine Kooperationen eingegangen sind. Dies gilt insbesondere für Patentschriften. Die größte Bedeutung haben unternehmensinterne Quellen, insbesondere aus dem Marketing und der FuE-Abteilung. Die Marktorientierung von Innovationen in der deutschen Wirtschaft spiegelt sich in der großen Bedeutung insbesondere der Kunden als Informationsquelle für Innovationen wider. Wettbewerber hingegen haben eine geringere Bedeutung für die Innovationsaktivität der Unternehmen. Innovierende Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nutzen externe Informationsquellen häufiger als Unternehmen im Dienstleistungsbereich (vgl. Tabelle 5.3-6). Auch wenn die Wissenschaft nur von 12% (verarbeitendes Gewerbe) bzw. 8% der Unternehmen (Dienstleistungsunternehmen) so sind dies in absoluten Zahlen ca Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe und Unternehmen im Dienstleistungsbereich Bei der Interpretation muß beachtet werden, daß die Bedeutung und Nutzung der (insb. externen) Quellen von der Phase des Innovationsprozesses, in welcher sie genutzt werden, abhängt. Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 244

237 223 Tabelle 5.3-5: Bedeutung verschiedener Quellen für Innovationsaktivitäten deutscher Unternehmen ZEW Mannheimer Innovationspanel 1 Ifo Innovationstest 2 gesamt Öffentliche Fo r- schungseinrichtungen Universitäten Anstöße f. Inno entstammen... Keine Kooperatioration Kooperation keine Koope- Kooperation Quellen innerhalb des Unternehmens 2,54 2,52 2,61 2,52 2,64 FuE 49,0 Produktion, Materialwirtschaft 30,1 Marketing, Produktbetreuung 62,5 Betriebliches Vorschlagswesen 13,3 Firmenleitung 40,7 Quellen innerhalb der Unternehmensgruppe 2,05 2,02 2,09 2,01 2,10 14,9 Kunden 2,35 2,34 2,47 2,34 2,45 67,5 Messen / Ausstellungen 2,09 2,07 2,09 2,08 2,10 Messen, Kongresse 17,3 Wettbewerber 1,98 1,97 2,04 1,98 2,00 34,2 Zulieferer 1,91 2,34 2,47 1,90 1,86 12,1 Fachkonferenzen-/Fachliteratur 1,77 1,73 1,91 1,72 1,92 Fachliteratur 6,2 Wissenschaftsbereich 8,6 Universitäten / Fachhochschulen 1,65 1,56 2,01 1,52 2,13 Öffentliche und private Forschungseinrichtungen 1,42 1,32 1,96 1,32 1,74 Computergestützte Netzwerke 1,51 1,49 1,66 1,49 1,62 Patentschriften 1,51 1,47 1,73 1,44 1,74 7,0 Gesetzgebung 13,5 Staatliche FuE-Programme 4,8 Beratungsunternehmen 1,38 1,37 1,42 1,38 1,35 Sonstige Informationsquellen 2,54 2,52 2,00 2,52 2,25 Die Bewertung der Quellen erfolgte auf einer Skala von 1 - geringe Bedeutung bis 3 - große Bedeutung Quelle: 1 MIP 1997, Fragestellung: Bedeutung der Quellen für Innovationsaktivitäten; 2 Penzkofer, Schmalholz 1999, S. 30; Bei...% der Innovatoren entstammen die grundlegenden Anstöße für die durchgeführten Innovationen; Mehrfachnennungen möglich

238 224 Tabelle 5.3-6: Nutzung externer Informationsquellen durch Unternehmen, die zwischen 1996 bis 1998 Innovationen eingeführt haben Anteile der Innovatoren (in %), die die Absatzmarkt Wettbewerber Zulieferer Wissenschaft jeweilige Innovationsquelle nutzen Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungssektor Quelle: ISI, ifo, ZEW 2000, S. 243 Wesentlichen Einfluß auf die Nutzung der Wissenschaft als Innovationsquelle haben die Beschäftigtenanzahl der Unternehmen, die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten sowie das Vorhandensein eigener FuE-Aktivitäten der Unternehmen. 384 Wie bereits in Kapitel gezeigt tendieren große Unternehmen eher zu Kontakten mit der Wissenschaft als kleine, die die meisten Ihrer FuE-Aktivitäten im eigenen Unternehmen durchführen. Unternehmen mit eigenen FuE-Aktivitäten und einem hohen Anteil an hochqualifiziertem Personal (Hochschulabsolventen) nutzen die wissenschaftlichen Quellen ebenfalls häufig. Die Absorptionskapazität der Unternehmen spielt damit eine wesentliche Rolle für die Nutzung der Wissenschaft als Quelle für Innovatio nen Nutzung der Wissenschaft als Quelle für Innovationen Die Hauptaufgabe des Transfers von Forschungsergebnissen besteht in der Diffusion neuen Wissens und neuer Erkenntnisse in der Gesellschaft. Der gesamtgesellschaftliche Erkenntniszuwachs ist in starkem Maße von der effektiven und effizienten Ausgestaltung des Wissens- und Technologietransfers abhängig. Da Transferprozesse nur sehr selten einseitig ablaufen, stellt der Wissens- und Technologietransfer ein sehr wichtiges Bindeglied zwischen den theoretischen Forschungsarbeiten der Wissenschaftler und der Anwendungsorientierung der Unternehmen dar, d.h. über solche Transferprojekte erhalten die Wissenschaftler Kenntnis von den eher operativen Problembereichen in der Wirtschaft. 384 Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 251

239 225 Die Anreize für Unternehmen und Universitäten, den Wissens- und Technologietransfers zu nutzen sind vielfältig. Diese können im wesentlichen unterteilt werden in die Stärkung der Informationsbasis für die eigene Forschung und Entwicklung sowie die Erhöhung des Forschungs- und Entwicklungspotentials. Tabelle gibt einen Überblick über die Bedeutung der verschiedenen Anreize für die Unternehmen und Universitäten, sich im Wissens- und Technologietransfer zu engagieren. Tabelle 5.3-7: Anreize von Unternehmen und Universität für den Wissens- und Technologietransfer Information FuE-Potential Unternehmen Universität Insgesamt Vergrößerung der Informationsbasis durch Rückgriff auf externes Wissen 4,08 3,57 3,82 Informationszufluss aus Unternehmen, insb. neuester High- Tech-Anwendungen 3,70 3,52 3,61 Zugang zu neuen komplementären Technologien 3,58 3,25 3,42 Imagezuwachs durch Kooperation mit Partnern 3,20 3,69 3,44 Verteilung von Forschungskosten auf verschiedene Partner 3,57 3,29 3,43 Verfügbarkeit verbesserter technischer Geräte 3,39 3,42 3,40 Aufholung technologischen Rückstandes in bestimmten Technologiebereichen 3,73 3,06 3,40 Zugang zu größeren Projekten und komplexen Technologiebereichen 3,16 3,56 3,36 Verbesserung der Infrastruktur 2,79 3,37 3,07 Erhöhung der Zahl gleichzeitig verfolgbarer Forschungsprojekte 2,90 3,20 3,05 Vermeidung von Parallelforschung in Universität und Industrie 2,69 2,73 2,71 Erarbeitung von Standards und Normen 2,67 2,66 2,67 Andere 2,93 3,94 3,50 Mittelwert auf einer Skala von 1 - keine Bedeutung bis 5 - sehr große Bedeutung Quelle: Eigene Untersuchung

240 226 Insbesondere der Vorwurf an die Wirtschaft, die Universität zur Lösung kurzfristiger FuE-Probleme zu benötigen, scheint in dieser Form nicht länger haltbar. Vielmehr dominiert seitens der Unternehmen der Wunsch, sich langfristig Zugang zu den ne u- esten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu sichern. Die Universitäten beziehen Anregungen aus dem Wissens- und Technologietransfer in ihre eigene Forschungsarbeit sehr stark ein. Der Wissens- und Technologietransfer liefert Anregungen für die Identifikation bestimmter Forschungsgebiete. Das Erkennen von Forschungsproblemen der Wirtschaft ist ein erstes Indiz für eine zunehmende Anwendungsorientierung auch der universitären Forschungsarbeit. Dies bedeutet jedoch noch nicht, daß anwendungsrelevante Spezifikationen in die Forschungsprojekte aufgenommen werden. Insgesamt offenbart sich auf Seiten der Universität ein Nachholbedarf in der Kenntnis ihrer Kooperationspartner. Der Bezug von Forschungsergebnissen aus Universitäten ist für die Unternehmen nur als komplementär zu ihren eigenen Forschungsaktivitäten zu betrachten. Der Beitrag der Universitäten zu echten Innovationen wird von den Unternehmen eher als moderat eingeschätzt. Um neue komplementäre Technologien zu erwerben, halten die Unternehmen die Universitäten offensichtlich nicht für die richtigen Ansprechpartner. Ebenso wenig trauen die Unternehmen den Universitäten zu, ihnen bei der Aufholung technischen Rückstandes gegenüber der Konkurrenz ein wirkungsvoller Partner zu sein. Offen bleibt jedoch die Frage, ob dies an den Transferobjekten selbst, den von der Universität und den Unternehmen selbst gewählten Transferinstrume n- ten oder mangelnder Kenntnis in den Unternehmen über die Leistungsfähigkeit der Universitäten liegt. Um Zugang zu größeren Forschungsprojekten und komplexen Technologiebereichen zu erhalten, sind die Unternehmen vergleichsweise wenig auf die Universitäten angewiesen. Zwar sind die Universitäten sehr häufig Partner in Forschungskooperationen, ihre Bedeutung jedoch ist eher gering. Da die Universitäten keine wirtschaftliche Konkurrenz für die Unternehmen darstellen, spielt die Vermeidung von Parallelforschung in Universität und Industrie eine eher kleine Rolle. Im Gegenteil könnte Parallelforschung sogar produktiv für die

241 227 Unternehmen wirken, da sie - vorausgesetzt sie haben Kenntnis von diesen Forschungsvorhaben - ihre eigenen Entwicklungsaktivitäten sinnvoll ergänzen könnten. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht erscheint dies auf den ersten Blick paradox, jedoch kann die "Parallelforschung durchaus Innovationspotentiale eröffnen, da der Suc h- raum für die Lösung des Forschungsproblems stark erweitert werden kann. Wichtigstes Element für die Verbesserung der eigenen Forschungsarbeit ist die langfristige Sicherung der technologischen Basis, d.h. der Transfer übernimmt eine Informationsfunktion, die die Unternehmen in die Lage versetzt, mit der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung Schritt zu halten. Für die Universitäten sind Testmöglichkeiten der Forschungsergebnisse in der Praxis das wic htigste Motiv. Forschungskooperationen sind insbesondere für die Universitäten wichtig, um ihr Image zu stärken. Insbesondere für die Einwerbung von weiteren fremdfinanzierten Forschungsprojekten spielt das Image nicht selten eine entscheidende Rolle. Ein gutes Image erleichtert den Anbahnungsprozess von Forschungskooperationen. Gute Referenzen sind insbesondere bei Ausschreibungen von Forschungsleistungen unabdingbar. Für die Unternehmen ist das Image aus solchen Kooperationen nicht so wichtig, schließlich resultiert ihre Bekanntheit im wesentlichen aus ihrem Marktauftritt. Für die Universitäten sind die Unternehmen die Kunden, somit ist es für sie auch wichtiger, in diesem Kreis ein gutes Image aufzubauen. Sowohl für Universitäten als auch für die Unternehmen stellt die Aussicht auf Senkung der Gesamtkosten eines Forschungsprojektes keine sehr große Motivation dar, eine Zusammenarbeit anzustreben. Dies mag in der relativen Begrenztheit der Möglichkeiten des Wissens- und Technologietransfers - gemessen am Gesamtaufwand für die Forschung und Entwicklung - liegen. Für die Unternehmen ist der monetäre Anreiz für größer ist als für die Universitäten. Bezüglich der Ausstattung mit technischen Geräten scheinen die Universitäten und die Unternehmen gleich gut ausgerüstet zu sein. Der Anreiz, auf die Ausstattung des jeweils anderen zurückgreifen zu können, ist in seiner Bedeutung gleichrangig mit der Reduzierung der Forschungskosten. Die Bedeutung beider Motive zusammengenommen zeigt, daß den monetären Aspekten keine dominierende Rolle zukommt. Gleiches belegt die Wertung Verbesserung der Infrastruktur, die zwar von den Universitäten etwas höher gewichtet

242 228 wird als von den Unternehmen, jedoch auch keine klar dominierende Rolle einnimmt. Die Unternehmen scheinen hinsichtlich der FuE-Infrastruktur besser ausgerüstet zu sein als die Universitäten, bzw. die Universitäten versprechen sich von der Zusammenarbeit größere Verbesserungspotentiale für ihre eigene Forschungsinfrastruktur. Ein ebenso geringer Anreiz sich der Instrumente des Wissens- und Technologietransfers zu bedienen ist die Möglichkeit, durch Kooperationen die Gesamtzahl der Forschungsprojekte zu erhöhen. Die Begründung hierfür liegt wohl insbesondere auch in der Unsicherheit der meisten Forschungsprojekte, die in der Regel recht erhebliche Ressourcen binden, eine Ausweitung der Forschungsfelder mithin nur schwerlich rational vertretbar erscheinen lassen. Das Potential der Universitäten zur Durchsetzung von technischen Standards und Normen wird von den Unternehmen als eher gering betrachtet. Dabei vernachlässigen sie die in der Regel recht großen Netzwerke der Wissenschaftler. Jedoch bewegen sich diese meist unter Kollegen und vom Markt entfernt. Wissenschaftler werden meist zur Erarbeitung von Standards und Normen von staatlicher Seite herangezogen. Gleichwohl haben die Unternehmen für die Universität kaum eine Bedeutung bei der Erarbeitung von Standards und Normen. Die gemeinsame Definition solcher Standards erfordert zwangsläufig die Nutzung von Instrumenten des Wissens- und Technologietransfers. Hier liegt sicherlich noch ein großes Potential für zukünftige Aktivitäten. Die Verbreiterung und Verbesserung der eigenen Informationsbasis ist für die respektiven Partner das mit Abstand wichtigste der bisher vorgestellten Motive für den Wissens- und Technologietransfer. Sowohl Universitäten als Unternehmen messen dem Informationszufluss aus externen Quellen eine hohe Bedeutung bei. Dabei ist das Know-how der Universität für die Unternehmen bedeutender als das der Unternehmen für die Universität. Die Unternehmen gestehen den Universitäten einen leichten Vorsprung im Wissen um die neuesten High-Tech-Anwendungen zu. Für die Unternehmen stellt die Universität damit eine wertvolle Quelle zur Ergänzung ihrer eigenen Wissensbasis dar. Dabei ist jedoch zu beachten, daß die Bedeutung dieses

243 229 externen Know-hows als komplementär zu unternehmenseigenen zu betrachten ist, dieses aber nicht ersetzen kann. Hinsichtlich der mit dem Wissens- und Technologietransfer verfolgten Ziele lassen sich folgende Schlussfolgerungen ableiten: Sowohl in den Unternehmen als auch in der Universität dominieren langfristige Ziele. Die Vergrößerung der Informationsbasis für die FuE ist wichtigstes Ziel für Universitäten und Unternehmen. Finanzielle Aspekte spielen im Transfer nicht die zu erwartende dominierende Rolle, sie werden erst an zweiter Stelle genannt. Unternehmen kennen die Motive der Universität besser als die Universität die Motive der Unternehmen Hemmnisse für Innovationen und den Wissens- und Technologietransfer Innovationshemmnisse Tabelle vermittelt einen Überblick über die wichtigsten Innovationshemmnisse. 385 Die Daten stammen zwar bereits aus dem Jahr 1995 (MIP) bzw (ifo), jedoch zeigen JANZ und LICHT, daß sich die Bedeutung der Hemmnisse bis 1997 nicht grundlegend geändert hat Zugrunde liegen die Daten des Mannheimer Innovationspanels 1995 sowie die Daten des ifo-innovationstests von Vgl. Janz, Licht 1999, S. 47

244 230 Tabelle 5.3-8: Innovationshemmnisse in Deutschland 1995, 1996 Innovationshemmnis Groß (%) Sehr groß MIP 1 Ifo 2 (%) Mittelwert Existiert (%) 2 Hohe Kosten der Innovationsprojekte 32,5 22,4 3,5 38,7 Lange Amortis ationsdauer 28,9 17,7 3,29 35,2 Hohes Risiko der Durchführbarkeit 4 29,6 17,4 3,25 Fehlendes Eigenkapital 16,6 24,9 3,01 17,6 Innovationskosten schwer vorhersagbar 4 23,8 11,1 2,99 Hohes Risiko bzgl. Marktchancen 4 22,6 13,3 2,98 Leichte Kopierbarkeit der Innovation 20,6 16,6 2,92 22,7 Fehlendes Fremdkapital 14,1 15,9 2,59 5,3 Gesetzgebung, rechtl. Regelungen 14,4 12,1 2,56 22,8 Geeignetes Fachpersonal fehlt 4 17,5 6,77 2,53 FuE-Bereich 5 14,6 Produktionsbereich 5 4,6 Absatzbereich 5 9,4 Lange Verwaltungs-/Genehmigungsverfahren 14,1 11,4 2,44 20,8 Techn. Ausstattung fehlt 4 13,7 5,07 2,42 Fehlende Information über Stand der Technik 4 6,63 2,05 1,92 Unternehmensinterne Widerstände 4 7,28 2,22 1,86 Umsetzungsprobleme von technischem Know-how in 24,5 marktfähige Produkte 5 1 auf einer Skala von 1 - kein Hemmnis bis 5 - sehr großes Hemmnis 2 nur alte Bundesländer 3 nur Abfrage, ob Hemmnis zutrifft 4 nicht im ifo-innovationstest 5 nicht im Mannheimer Innovationspanel Quelle: Daten ZEW, Mannheimer Innovationspanel 1995; 2233<N< 2280; ifo Innovationstest 1996 Die größten Innovationshemmnisse stellen unternehmensinterne Probleme dar. Die Finanzierung von Innovationen erweist sich insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen als wesentlich schwieriger als für große Unternehmen, während Kosten, Risiko und Amortisationsdauer von Innovationen alle Unternehmen gleicherma-

245 231 ßen betreffen. 387 Die Finanzierungsprobleme sind insbesondere auf die Schwäche in der Kapitalausstattung kleiner und mittlerer Unternehmen zurückzuführen. 388 Neben der Finanzierung von Innovationen erweisen sich die regulativen Rahmenbedingungen als ein wesentliches Innovationshemmnis in Deutschland bewerteten 11% (2,5% mehr als 1996) der Unternehmen an die Gesetzgebung als ein Innovationshemmnis. 389 Insbesondere in der chemischen Industrie und der Meß- und Regeltechnik wirkt sich die Gesetzgebung überdurchschnittlich stark innovationshemmend aus. 390 Eine zunehmende Bedeutung kommt der Verknappung von hochqualifizierten Facharbeitskräften als Innovationshemmnis zu. Während die Bedeutung des Fachkräft e- mangels zwischen 1993 und 1995 noch rückläufig war, nahm die Bedeutung dieses Hemmnisses insbesondere für den Absatzbereich zwischen 1995 und 1996 zu (vgl. Tabelle 5.3-9). Ein besonders starker Anstieg ist für Unternehmen mit hoher bis sehr hoher FuE- Intensität für die Jahre 1996 bis 1998 zu verzeichnen. 391 Mit 29% der Unternehmen in diesem Bereich waren 12,5% mehr Unternehmen betroffen als noch Für kleine und mittlere Unternehmen ist die Finanzierung von Innovationen das wic h- tigste Hemmnis. < 50 Beschäftigte Beschäftigte > 250Beschäftigte Fehlendes Eigenkapital 3,54 3,02 2,36 Fehlendes Fremdkapital 3,00 2,63 2,07 Datenquelle: MIP 95, eigene Auswertung; auf einer Skala von 1 - kein Hemmnis bis 5 - sehr großes Hemmnis Vgl. Janz, Licht 1999, S. 48 Vgl. Ebeling et.al. 2000, S. 14 Vgl. Janz, Licht 1999, S. 54 Vgl. Ebeling et.al. 2000, S. 14

246 232 Tabelle 5.3-9: Entwicklung Innovationshemmnisse Deutschland , MIP 93 Tendenz (Mittelwert) Diff Ifo 96 1 (%) 2 Diff Hohe Innovationskosten 3,17 0,33 30,1-8,6 Lange Amortisationsdauer 3,03 0,26 30,9-4,3 Fehlendes Eigenkapital 3,12-0,12 16,2-1,4 Leichte Kopierbarkeit der Innovation 2,77 0,15 14,2-8,5 Fehlendes Fremdkapital 2,63-0,03 7,6 2,3 Gesetzgebung, rechtl. Regellungen 2,85-0,30 20,9-1,9 Geeignetes Fachpersonal fehlt 3 2,71-0,18 Ten denz FuE-Bereich 4 14,7 0,1 Produktionsbereich 4 3,8-0,8 Absatzbereich 4 11,6 2,2 Lange Verwaltungs-/ Genehmigungsverfahren 2,98-0,54 22,6 1,8 Fehlende Information über Stand der Technik 3 2,01-0,08 Unternehmensinterne Widerstände 3 1,93-0,06 Umsetzungsprobleme von technischem Knowhow 21,9-3,4 in marktfähige Produkte 4 1 nur Abfrage, ob Hemmnis zutrifft 2 nicht im ifo-innovationstest 3 nicht im Mannheimer Innovationspanel 4 nur alte Bundesländer Quelle: Daten ZEW, Mannheimer Innovationspanel 1993, 1995; eigene Berechnungen; Anmerkung: in die Auswertung wurden nur Innovationshemmnisse einbezogen, die in den Erhebungen von 1993 und 1995 identisch sind. Die Rangfolgen der Mittelwerte beziehen sich nur auf die vergleichbaren Innovationshemmnisse. Ifo-Daten: Penzkofer; Schmalholz 1999, S Hemmnisse im Wissens- und Technologietransfer Am Wissens- und Technologietransfer sind immer mindestens zwei Partner beteiligt. Faktoren, die hemmend auf den Transfer wirken, können im Sinne der hier vorliegenden Untersuchung von den Universitäten und Unternehmen als Institution sowie aus der Beziehung zwischen beiden resultieren. Allgemein bewerten die Universit ä-

247 233 ten den Einfluß aller hemmenden Faktoren höher als die Unternehmen (Tabelle ). Tabelle : Hemmnisse im Wissens- und Technologietransfer Unternehmen Universität Insgesamt Industriefeindliches Klima an der Universität 3,58 4,40 4,00 Wissenschaftsfeindliches Klima in der Wirtschaft 3,82 3,82 3,82 Verfügbarkeit über Schutzrechte 3,54 3,97 3,75 zu niedriges wissenschaftliches Niveau 3,60 3,78 3,69 komplizierter Zugang zur Universität für interessierte 3,39 3,95 3,67 Kooperationspartner kein Angebot von begleitenden Maßnahmen (insb. 3,41 3,77 3,59 Managementberatung) keine oder schlechte Publizierbarkeit der Ergebnisse 3,24 3,87 3,56 (Zeitverzug) ungünstige rechtliche Regelungen (Nebentätigkeitsverordnung, 3,18 3,71 3,45 Haftungsfragen) unvereinbare Ziele und Visionen der Partner 3,24 3,59 3,41 nicht ausreichende Forschungsinfrastruktur, insb. zu 3,46 3,21 3,33 geringes Raumangebot starrer Verwaltungsapparat der beteiligten Partner 2,92 3,60 3,25 starre universitäre Entscheidungsstrukturen und Ve r- 3,02 3,19 3,11 waltungsvorschriften zu starke Dominanz von Finanzierungsaspekten 2,82 2,69 2,75 unterschiedliche Zeithorizonte von Wissenschaft und 2,54 2,97 2,74 Industrie Mittelwert auf einer Skala von 1 - keine Bedeutung bis 5 - sehr große Bedeutung Quelle: Eigene Untersuchung Die wichtigste Barriere im Wissens- und Technologietransfer ist ein industriefeindliches Klima in der Universität selbst. In erster Linie beeinflußt dies den Anbahnungsprozess von Transferprojekten, bei längerfristigen Projekten kann es allerdings auch als Abbruchkriterium auftreten. Ebenso hat die stark ausgeprägte Abneigung der Wissenschaftler gegenüber der Industrie auch eine Wirkung auf die Wiederholung / Fortsetzung von Transferprojekten. Für die Unternehmen ist die Industriefeindlich-

248 234 keit zwar das wichtigste Hemmnis, jedoch messen sie diesem nicht so große Bedeutung bei wie die Universitäten. Die Selbsteinschätzung der Universitäten scheint also etwas überzogen zu sein. Die große Bedeutung von Beratungsleistungen im Wissens- und Technologietransfer zeigt die Einschätzung sowohl seitens der Universität als auch der Unternehmen. Insbesondere fachliche Hilfe zur Implementierung (auch betriebswirtschaftlichen) der Forschungsergebnisse in den Unternehmen wird von den Unternehmen stark nachgefragt. Begleitende Maßnahmen zur Implementierung der Forschungsergebnisse erfordern in der Regel die Zusammenarbeit mehrerer Know-how-Träger, d.h. seitens der Universität bei komplexen Transferprojekte eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Anwendung. Die Universitäten sind sich des Mangels an Implementierungsunterstützung durchaus bewusst, jedoch gehört die Anwendung der Forschungsergebnisse nicht zu ihren primären Aufgaben. Das Finden geeigneter Partner, also die Anbahnung von Transferprojekten, wird von den Universitäten als großes Problem für die Unternehmen gesehen. Zwar ist die mangelnde Transparenz der Universitäten eine gewichtige Barriere, gleichwohl lässt der ve r- gleichsweise hohe Anteil der Unternehmen, die den Zugang als unproblematisch betrachten, den Schluss zu, daß diese im Vorfeld von Transferprojekten über einen relativ guten Informationsstand hinsichtlich möglicher Transferpartner verfügen. Der Zugang zur Universität kann entweder direkt über die entsprechenden Institute oder über Transferstellen der Universität erfolgen. Für die Universitäten ist die Publizierbarkeit von Forschungsergebnissen von sehr großer Bedeutung. Einer Einschränkung (auch zeitlichen) der Publizierbarkeit begegnen die meisten Wissenschaftler mit Ablehnung. Die Unternehmen wissen über die Existenz diese Problems, messen ihm aber nicht so große Bedeutung zu. Über entsprechende rechtliche Vereinbarungen kann dieses abgemildert werden. Wird vor der Publikation der Ergebnisse jedoch eine schutzrechtliche Absicherung angestrebt, müssen die Wissenschaftler einen Zeitverzug der Publikation akzeptieren. Ein weiteres bedeutendes Problem sind die vorherrschenden rechtlichen Regelungen, insbesondere hinsichtlich Haftungsfragen. Die Universitäten können für entstehende Probleme bei oder nach der Implementierung der Leistung im Regelfall nicht haftbar

249 235 gemacht werden. Sie zeichnen zwar für die Erarbeitung der (Teil)Lösung verantwortlich, nicht jedoch für das Gesamtsystem. Für die Wissenschaftler selbst kann die Nebentätigkeitsverordnung Beschränkungen in der Abwicklung von Transferprojekten bedeuten (insb. können daraus resultierende fehlende Anreize negative Folgen für die Transferaktivität haben). Einen vergleichsweise geringen Stellenwert nehmen die universitären Entsche i- dungsstrukturen und Verwaltungsvorschriften ein. Einschränkend muß jedoch angemerkt werden, daß es sich hier nur um transfererfahrene Unternehmen handelt, die die inneruniversitären Strukturen kennen und somit mit ihnen umzugehen wissen. Für die Wissenschaftler selbst stellt die eigene Organisation ein größeres Hemmnis dar als für die Unternehmen, jedoch ist der Verwaltungsaufwand für die Wissenschaftler größer als für die Unternehmen. Die Kooperation mit internationalen Unternehmen scheint einen positiven Einfluß auf die Flexibilität der Verwaltung der Universität zu haben. Wissenschaftler, die mit solchen Unternehmen kooperieren nehmen die Verwaltungsvorschriften als deutlich geringeres Hemmnis wahr, als Wissenschaftler, die mit nationalen oder regional aktiven Unternehmen zusammenarbeiten. Die gleiche Bedeutung wie das industriefeindliche Klima in der Universität hat auch die Wissenschaftsfeindlichkeit der Wirtschaft. Die Unternehmen bewerten diese sogar als stärker ausgeprägt als die Industriefeindlichkeit an der Universität, während die Wissenschaftler ihre Abneigung gegenüber der Industrie stärker einschätzen. Der Vergleich dieser beiden Punkte zeigt, daß zwischen den Wissenschaftlern und den Unternehmen noch ein erhebliches Kommunikationsdefizit besteht. Das nicht ausreichende wissenschaftliche Niveau in den Unternehmen beeinträchtigt ihre Absorptionsfähigkeit sehr stark. Sowohl die Universitäten als auch die Unternehmen sehen dies einhergehend mit einer unvollkommen ausgebauten Forschungsinfrastruktur als ein starkes Hemmnis im Wissens- und Technologietransfer. Die Unternehmen selbst sehen in letzterem ein größeres Hemmnis als die Universitäten. In der Beziehung zwischen den Universitäten und den Unternehmen hat die Verfü g- barkeit über die Schutzrechte die größte Bedeutung. Überraschend ist, daß die Ver-

250 236 fügbarkeit für die Universitäten ein größeres Hemmnis darstellt als für die Unternehmen. Die Bedeutung des Hemmnisses Verfügbarkeit über Schutzrechte ist unabhängig vom Einsatz von Transferinstrumenten, die in Schutzrechten resultieren könnten (insb. Projekt-, Auftrags-, Gemeinschafts- und Verbundforschung). Auch diejenigen Unternehmen sowie Universitätsinstitute, die keine oder nur geringe Schutzrechtsaktivitäten aufweisen, bewerten dies als bedeutendes Hemmnis gegen den Wissens- und Technologietransfer. Die Bedeutung des Faktors unvereinbare Ziele und Visionen der Partner steigt mit zunehmender Nutzungsintensität der Transferinstrumente Auftrags- und Gemeinschaftsforschung durch die Universitäten signifikant an, d.h. je länger die Partner zusammenarbeiten, desto größer werden die Differenzen zwischen ihnen. Dies ist jedoch nur für die Universitäten zu verzeichnen, aus den Antworten der Unterne h- men lassen sich keine Zusammenhänge ableiten. Zunehmende Probleme mit der Verwaltung ergeben sich für die Wissenschaftler, die häufig Auftragsforschung durchführen, d.h. je mehr Aufträge sie von Unternehmen erhalten, desto stärker empfinden sie die Verwaltung als hemmend. Gleiches gilt für die Unternehmen, wenn sie an Kolloquien, Messen und Ausstellungen etc. teilnehmen, oder Praktikanten aus der Universität beschäftigen wollen. Die Verwaltungen sowohl der Unternehmen als auch der Universitäten behindern die Versuche der Wissenschaftler, in den respektiven Einrichtungen aufeinander zuzugehen. Die Bedeutung der Verwaltung als Hemmnis nimmt mit zunehmender Größe der am Transfer beteiligten Unternehmen stark ab. Gerade kleine und mittelständische Unterne h- men sowie technologisch in einer Folgerposition befindliche Unternehmen betrachten die mit Transferprojekten verbundenen administrativen Tätigkeiten als eine große Barriere für den Wissens- und Technologietransfer. Einen vergleichsweise geringen hemmenden Einfluß haben unterschiedliche Zeithorizonte von Unternehmen und Universitäten auf den Transfer. Einerseits haben sich beide Seiten in diesem Punkt bereits aneinander angepaßt, andererseits ist nicht zu vernachlässigen, daß es auch innerhalb der Unternehmen starke Konflikte zwischen Kaufleuten und Ingenieuren gibt, die sich auch auf Zeithorizonte beziehen. Der

251 237 Kontakt zwischen Universität und Unternehmen besteht meist zwischen den Wissenschaftlern, seltener mit den Kaufleuten der Unternehmen. Die vorliegenden Ergebnisse werden auch von einer neuen deutschlandweiten Studie zum Wissens- und Technologietransfer bestätigt. 392 Dabei wird für Technischen U- niversitäten eine zu hohe Lehrbelastung als wichtigstes Hemmnis im Wissens- und Technologietransfer identifiziert (vgl. Tabelle ). Tabelle : Hemmnisse im Wissens- und Technologietransfer Uni TU FH MPG HGF FhG WGL Ges. hohe Lehrbelastung 2,6 2,7 4,7 1,6 1,2 1,0 1,1 2,8 fehlendes Kapital für Transferaktivitäten 2,3 2,5 3,4 1,5 1,8 1,7 1,6 2,4 Mangel an geeignetem Fachpersonal 2,6 2,6 3,9 1,9 2,3 2,4 1,5 2,8 Mangel an technischer Ausstattung 2,0 2,1 3,2 1,2 1,2 1,3 1,0 2,1 Verwaltungs-, Genehmigungsverfahren 1,9 2,3 2,3 2,3 2,4 1,8 2,6 2,1 fehlende Unterstützung bei der Administration von Projekten 1,9 1,8 2,3 2,1 1,8 1,4 1,8 1,9 fehlende Unterstützung bei der Ve r- wertung von Forschungsergebnissen 1,9 1,9 1,8 2,3 1,7 1,7 2,1 1,9 fehlende Aufgeschlossenheit auf Seiten der Unternehmen 2,6 2,7 2,1 2,9 2,8 2,0 2,6 2,5 Anmerkung: Die angegebenen Werte sind die Mittelwerte aus den sechs Antwortkategorien (keine=0, sehr gering=1, gering=2, mittel=3, groß=4, sehr groß=5) für die Bedeutung der einzelnen Hemmfaktoren in den Jahren 1997 bis Quelle: ZEW, Befragung "Interaktion Wissenschaft-Wirtschaft 2000"; in: ISI, ifo, ZEW: Wissens- und Technologietransfer in Deutschland, S. 76 Dem ist allerdings entgegenzuhalten, daß die Lehre integraler Bestandteil der Aufgaben von Universitäten und Hochschulen ist. Die Frage nach der Lehrbelastung als Hemmnis muß damit für die Befragten in den Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen automatisch eine hohe Bedeutung erlangen. Ein wesentliches Hemmnis ist die Verfügbarkeit geeigneten Fachpersonals für die Durchführung von Transfe r- 392 Vgl. ZEW, ifo, ISI 2000, S. 76ff.

252 238 projekten. Die Bedeutung der Hemmnisse hohe Lehrbelastung, fehlendes Kapital für Transferaktivitäten, Mangel an geeignetem Fachpersonal sowie Mangel an technischer Ausstattung für die Fachhochschulen müssen vor dem Hintergrund der den Fachhochschulen zum Zeitpunkt ihrer Gründung eigentlich zugewiesenen Aufgaben betrachtet werden, die weniger in der Forschung und daraus resultierenden Transferaktivitäten lagen als vielmehr in der praxisnahen Ausbildung. 393 Die Wirtschaftsnähe der FHs und Fraunhofer-Institute verschafft diesen Forschungseinrichtungen einen vergleichsweise einfachen Zugang zu den Unternehmen. Die Beziehungen zwischen Industrie und Universität werden immer noch durch (gegenseitige) Vorurteile beeinträchtigt. Dabei erscheinen die Wissenschaftler jedoch überzogen selbstkritisch zu sein. Insbesondere ihre Einschätzung bezüglich eines industriefeindlichen Klimas an der Universität wird so von den Unternehmen nicht geteilt. Als wichtigste Hemmnisse wurden identifiziert: Gegenseitig ausgeprägte Vorurteile in Wissenschaft und Wirtschaft erschweren Wissens- und Technologietransfer erheblich. Die Verfügbarkeit über Schutzrechte ist wichtigstes operatives Hemmnis. Mit zunehmender Erfahrung im Wissens- und Technologietransfer nimmt die Bedeutung starrer Entscheidungs- und Verwaltungsstrukturen in Wirtschaft und Universität als Barriere für den Wissens- und Technologietransfer zu. Begleitende Maßnahmen, insbesondere betriebswirtschaftliche Unterstützung, seitens der Universität bei Transferprojekten fehlen. Wissens- und Technologietransfer für Einsteiger muß Implementierungsunterstützung durch die Universität enthalten. Der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal stellt ein zunehmendes Innovationshemmnis und eine Barriere für den Wissens- und Technologietransfer dar. 393 Allerdings gibt es in Deutschland vermehrte Bemühungen, den Fachhochschulen auch Aufgaben in der Forschung zu übertragen. So ist die Forschung als Dienstaufgabe für Fachhochschulprofessoren in 14 Bundesländern in den jeweiligen Hochschulgesetzen festgeschrieben, in Bayern und Baden-Württemberg haben die FHs die Befugnis zur Forschung. Trotz einer Reihe von Initiativen des BMBF und der Länder sind die Voraussetzungen für Forschung an den FHs noch unzulänglich.

253 Leistungsfähigkeit des deutschen Innovationssystems Um die nationale "Produktivität" zu beurteilen werden im folgenden die Ergebnisse des Wissenschaftssystems anhand der Indikatoren Publikationen und Nobelpreise (als Ausdruck wissenschaftliche Exzellenz) und der Ergebnisse der FuE-Tätigkeit der Unternehmen mit Hilfe der Indikatoren Produktneuheiten und Marktneuheiten sowie Produkt- und Prozessinnovationen herangezogen. Außerdem werden Patentanmeldungen als Indikator des Outputs des gesamten deutschen Innovationssystems betrachtet Ergebnisse des deutschen Wissenschaftssystems Publikationen als Indikator der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit Publikationen sind ein wesentliches Ergebnis wissenschaftlicher Arbeit. Tabelle zeigt die Position Deutschlands im internationalen Vergleich. Gemessen am Anteil der eingesetzten Ressourcen für die Wissenschaft ist der Anteil der Publikationen von deutschen Wissenschaftlern insgesamt zu niedrig. Da die eingesetzten Ressourcen sich sowohl auf Personal als auch Investitionen (Infrastruktur) beziehen sind die Anteile des wissenschaftlichen Personals ebenfalls angegeben. Bei einem Anteil von 8,4% am Gesamt-Wissenschafts-Personal in den OECD-Ländern erreichen die deutschen Wissenschaftler einen Anteil von 7,4% an den Veröffentlichungen, aber nur 6,2% an Zitationen, während die US-amerikanischen Wissenschaftler bei einem Anteil von 47,9% an den Zitationen wesentlich stärker in der Wissenschaft wahrgenommen werden. Gründe hierfür dürften zu einen in der zunehmenden Internationalisierung der Forschung begründet liegen, die in zunehmendem Maße Veröffentlichungen in engli-

254 240 scher Sprache erfordern, mit der die Wissenschaftler nicht-anglophoner Länder naturgemäß größere Schwierigkeiten haben. 394 Tabelle 5.4-1: Anteil ausgewählter Länder an Veröffentlichungen und Zitationen - bibliometrische Analyse Land Anteil an OECD FuE-Aufwendungen gesamt 1 Anteil an OECD Wissenschaftler gesamt 1 Anteil an Veröffentlichungen (in %) 2 Anteil an Zitationen (in %) 2 USA 42,7 36,0 34,2 47,9 Großbritannien 4,6 5,3 8,2 9,2 Japan 18,2 20,0 7,8 5,8 Deutschland 8,5 8,4 7,4 6,2 Frankreich 5,6 5,5 5,5 4,7 Kanada 2,3 2,9 4,5 4,6 Italien 2,7 2,7 3,0 2,3 Summe 84,6 80,8 70,6 80,7 Quelle: 1 OECD 1999b, S. 125; 2 DTI 2000, S. 18; Zum anderen war aber gerade das US-amerikanische Wissenschaftssystem in den letzten Jahrzehnten in der Lage, die besten Wissenschaftler und Nachwuchskräfte zumindest zeitweise in die USA zu holen, während der Migrationstrend in anderen Ländern (insb. in Deutschland) rückläufig war. Das US-amerikanische Wissenschaftssystem ist dadurch in der Breite stärker in der weltweiten Wissenschaftsszene verankert als beispielsweise das deutsche, was sich in der signifikant höheren Zitationsquote (bezogen auf die eingesetzten Ressourcen sowohl in Form der FuE- Aufwendungen als auch des Personals) widerspiegelt. 394 VAN LEEUWEN ET AL zeigen am Beispiel der Wirkung ( impact ) von Veröffentlichungen im Bereich der biomedizinischen Forschung, daß die Veröffentlichung in einer bestimmten Sprache tatsächlich einen signifikanten Einfluß auf die Zitationsquoten im SCI hat. Werden alle Veröffentlichungen zugrundegelegt, ergeben sich für nicht-anglophone Länder (insb. Deutschland und Frankreich) wesentlich schlechtere Zitationsquoten als bei der Betrachtung der Zitationsquoten englischsprachiger Veröffentlichungen nichtanglophoner Länder. Vgl. dazu Anhang IV:

255 241 USA Japan Großbritannien Italien Unter Weltdurchschnitt Unter Weltdurchschnitt Unter Weltdurchschnitt Unter Weltdurchschnitt Deutschland Frankreich Kanada Australien Unter Weltdurchschnitt Microbiology & virology Oncology Gastroenterology & cardiology Epidemiology, public health Neurosciences, neuropathology Medicine, miscellaneous General & internal medicine Unter Weltdurchschnitt Analytical chemistry Medical chemistry & pharmacy Chemistry General & nuclear physics Applied physics Optics, electronics, signal processing Physical chemistry, spectroscopy 3 2 Unter Weltdurchschnitt Unter Weltdurchschnitt 15. Materials science, metallurgy, crystallography 16. Chemical engineering, polymer science 17. Mechanical engineering, fluid dynamics 18. Computer & information science 19. Biomedical engineering, Analytical chemistry 19 Biowissenschaften, medizinische, klinische und Arzneimittelforschung Abbildung 5.4-1: Nationale Profile relativer wissenschaftlicher Spezialisierung Quelle: OECD 2000d, S. 17 Einer detailliertere Betrachtung der wissenschaftlichen Spezialisierung mit Hilfe des relativen Fachliteraturanteils eines Landes in spezifischen Wissenschaftsfeldern an den gesamten weltweiten Publikationen auf dem jeweiligen Wissenschaftsgebiet ist in Abbildung dargestellt. 395 Insbesondere in der Chemie, der allgemeinen Physik und der Nuklearphysik, der angewandten Physik, der physikalischen Chemie sowie im Bereich Werkstoffe und neue Materialien hat Deutschland aus wissenschaftlicher Sicht eine Spitzenposition inne Vgl. zur Methodik auch Legler et.al. 2000, S. 50 Vgl. Legler et. al. 2000, S. 50; bmbf 2000, S. 70f.

256 Nobelpreise als Inventionsindikator Die Verleihung eines Nobelpreises ist zweifelsfrei die gesellschaftlich und wissenschaftlich am höchsten respektierte Auszeichnung für einen Wissenschaftler. Zu berücksichtigen ist bei der Interpretation der Nobelpreisstatistiken, daß die Preise i.d.r. mit einem erheblichen zeitlichen Verzug nach der eigentlichen wissenschaftlichen Leistung vergeben werden. Entgegen der weit verbreiteten Auffassung, das europäische und insbesondere deutsche Forschungssystem sei leistungsfähig und bringe kontinuierlich Spitzenresultate in Grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung hervor, stellt Psacharopoulus einen kontinuierlichen Ausbau der Spitzenposition der amerikanischen Wissenschaftler fest. 397 Als Indikator verwendet er dabei die geographische Verteilung vergebener Nobelpreise in Physik und Ökonomie seit Tabelle zeigt eine Aufstellung aller vergebenen Nobelpreise seit Aufgrund der Größe der verschiedenen Länder ist für die Interpretation nicht die absolute Anzahl der erhaltenen Nobelpreise entscheidend, sondern vielmehr der Anteil der Länder an allen vergebenen Nobelpreise über einen längeren Zeitraum hinweg. Generell fällt auf, daß die US-Wissenschaftler die Anzahl gewonnener Nobelpreise signifikant steigern konnten, die Europäer dagegen in den Gebieten Chemie, Medizin und Ökonomie stark an Boden verloren haben. Für die USA ist dies zu einem großen Teil auf die Immigration (gerade auch von deutschen Wissenschaftlern) zurückzuführen. 398 Der Anteil der ausländischen Wissenschaftler, die als Staatsbürger der USA einen Nobelpreis erhalten haben ist in Tabelle aufgeführt. Die anderen Länder (insb. Japan) konnten ihren Anteil ve r- gleichsweise konstant halten. So hat der Anteil europäischer Wissenschaftler besonders im Bereich Chemie von 56% auf 27% stark abgenommen während die Amerikaner ihren Anteil von 33% auf 58% erhöhen konnten. 397 Psacharopoulus 1999; S. 5 ff.

257 243 Tabelle 5.4-3: Nobelpreise im Zeitverlauf in Abhängigkeit von akademischer Fachrichtung Disziplin / Zeitraum USA EU- 15 Absolut darunter D GB Total 1 Physik USA In % von allen Nobelpre isen Dar. Ausl andere änder 2 EU- 15 D darunter (9) (4) (3) Chemie GB Andere (2) (2) (6) Medizin (10) (9) (3) Ökonomie (4) (4) Durch Mehrfachvergaben ist die Anzahl der Nobelpreise in den Zeiträumen unterschie d- lich. Bei Mehrfachvergaben wurden die vergebenen Nobelpreise den Herkunftsländern der Wissenschaftler als jeweils ein Nobelpreis angerechnet. Als Herkunftsland gilt das Land, in dem die wissenschaftliche Einrichtung ihren Sitz hat an der der Wissenschaftler die dem Nobelpreis zugrundeliegenden Arbeiten durchgeführt hat. 2 in Prozent aller US-Nobelpreisträger 3 in Klammern angegeben ist die Zahl, der in die USA eingewanderten Wissenschaftler, die zum Zeitpunkt ihrer universitären Ausbildung eine andere Staatsangehörigkeit als die der USA hatten und zumindest ihre universitäre Ausbildung nicht in den USA absolviert haben. Quelle: eigene Recherche Daten vom Nobelpreiskomitee ( Stand ) 398 Von den Nobelpreisträgern der USA in den letzen 30 Jahren hatten etwa 20 ihre Universitätsausbildung in Deutschland. Vgl. Deutscher Anglistenverband 2000, S. 2

258 244 Tabelle 5.4-4: Herkunft US-Amerikanischer Nobelpreisträger im Zeitverlauf Disziplin und Zeitraum Ausländer (in %) Davon aus... in % EU-15 Andere Physik Chemie Medizin Ökonomie Ein ähnliches Bild ergibt sich für die Medizin, in etwas geringerem Maße für die Chemie. In der Ökonomie waren die Europäer traditionell nicht so stark wie die US- Wissenschaftler. Von einer wissenschaftlich starken Position Deutschlands kann nur in der Physik gesprochen werden, die Erfolge in der Chemie hingegen liegen bereits länger zurück. Zusammenfassend muß festgestellt werden, daß der Vorsprung der USA gegenüber den Europäern - mit Ausnahme der Physik auch gegenüber Deutschlands - stark gewachsen ist Ergebnisse der Innovationstätigkeit der Wirtschaft Ziele und Gegenstand von Innovationen Die Effektivität und Effizienz des Wissens- und Technologietransfers von Forschungseinrichtungen hängt wesentlich davon ab, welche Ziele die Unternehmen mit ihren Innovationsaktivitäten verfolgen. Das Profil der öffentlichen Forschungseinrichtungen in Deutschland (wie in Kapitel beschrieben) ist stark auf radikale Innovationen, also Innovationen mit hohem Neuheitsgrad und damit verbundener Unsicherheit ausgerichtet. Unternehmen, die marginale Produkt- oder Prozessverbesserungen als Innovationsziel definieren werden in den öffentlichen Forschungseinrichtungen weniger geeignete Partner für einen Wissens- und Technologietransfer finden.

259 245 Wie Tabelle zeigt, ist die Bedeutung von Innovationszielen bei Unternehmen, die in Kooperationen mit Universitäten oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen aktiv sind, generell stärker ausgeprägt als im Durchschnitt der Unternehmen, die solche Kooperationen nicht wahrnehmen (und damit auch aller Unternehmen). Tabelle 5.4-5: Innovationsziele deutscher Unternehmen in Abhängigkeit von der Kooperation mit Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen samt Keine Kooperation Kooperation Keine Kooperation Innovationsziel / -gegenstand Ge- Universitäten Öffentliche Forschungseinrichtungen Kooperation Erhöhung der Produktqualität 1,64 1,48 2,62 1,51 2,60 Erhöhung des Marktanteils 1,64 1,47 2,65 1,49 2,73 Neue Absatzmärkte 1,57 1,41 2,53 1,43 2,57 Reduzierung von Arbeitskosten 1,50 1,35 2,39 1,38 2,36 Erweiterung des Geschäftfeldes 1,49 1,35 2,34 1,37 2,40 Verbesserung interner Abläufe 1,31 1,19 2,06 1,20 2,12 Senkung des Materialverbrauchs 1,27 1,14 2,12 1,16 2,11 Senkung der Umweltbelastung 1,17 1,05 1,91 1,06 2,00 Ersatz bestehender Produkte 1,16 1,01 2,00 1,04 1,96 Senkung des Energieverbrauchs 1,14 1,02 1,83 1,04 1,88 Erfüllung gesetzlicher Normen 0,95 0,85 1,57 0,86 1,65 Die Bedeutung der Innovationsziele unterscheidet sich zwischen den Gruppen Kooperation ja und Kooperation nein bei allen Zielen auf dem 1% Niveau statistisch hochsignifikant (Testverfahren: Mann-Whitney U-Test, Kolomogorv-Smirnov- Test für zwei unabhängige Stichproben). Die Bewertung der Ziele erfolgte auf einer Skala von 0 - gar keine Bedeutung bis 3 - große Bedeutung Quelle: Datenbasis: MIP 1997, eigene Auswertung Die wichtigsten Innovationsziele sind demnach die Erhöhung der Produktqualität, damit verbunden auch die Erhöhung des Marktanteils sowie die Erschließung neuer Absatzmärkte und die Erweiterung von bestehenden Geschäftsfeldern. Auf die Erreichung der letzten drei Ziele können die öffentlichen Forschungseinrichtungen nicht einwirken, dies liegt in der Verantwortung der Unternehmen selbst. Jedoch sind diese Ziele eng mit der Produktqualität sowie neuen und kostengünstigeren Produkten ve r- knüpft.

260 246 Dementsprechend haben auch die Entwicklung neuer Produkte, die Verbesserung interner Abläufe sowie die Senkung des Materialverbrauchs und der Arbeitskosten eine wesentliche größere Bedeutung für Unternehmen, die mit Forschungseinric h- tungen zusammenarbeiten. Unternehmen, die in Kooperationen mit der Wissenschaft involviert sind erreichen einen signifikant höheren Anteil an Produkt- und Prozessinnovationen (vgl. Tabelle 5.4-6). Tabelle 5.4-6: Gegenstand der Innovationstätigkeit in Abhängigkeit von Kooperationen mit Universitäten und / oder außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen Produktinnovationen Prozessinnovationen Alle Unternehmen 60,71% 52,00% Darunter Unternehmen mit Kooperationen mit: Universitäten 95,78% 82,63% öffentlichen Forschungseinrichtungen 97,86% 81,43% Quelle: Daten MIP 1997, eigene Auswertung Während der durchschnittliche Anteil an Unternehmen mit Produktinnovationen zwischen 1994 und 1996 bei ca. zwei Drittel aller Unternehmen lag (ca. die Hälfte mit Prozessinnovationen) lag dieser Anteil bei mit der Wissenschaft kooperierenden Unternehmen bei 96% (Prozessinnovationen 83%). Dabei ist kein Unterschied zw i- schen den Universitäten als Kooperationspartner und außeruniversitären Forschungseinrichtungen als Kooperationspartner festzustellen. Kontakte zur Wissenschaft wirken sich somit stark positiv auf die Produkt- und Prozessinnovationsrate der Unternehmen aus Produktinnovationen Innovierende Unternehmen erzielten 1998 durchschnittlich 40% ihres Umsatzes (verarbeitendes Gewerbe, 22% im Dienstleistungsgewerbe) mit Produktneuheiten, also Produkten, die bereits am Markt existierten aber nicht vom eigenen Unternehmen angeboten wurden (Tabelle 5.4-7). Auf dem Markt neue Produkte trugen durchschnittlich 5,5% zum Umsatz bei (2,4% bei Dienstleistungsunternehmen).

261 247 Tabelle 5.4-7: Umsatzanteile mit Produkt- und Marktneuheiten, die zwischen 1996 und 1998 eingeführt wurden, differenziert nach den Quellen, die von Innovatoren für die Innovationen genutzt werden (in %) Verarbeitendes Gewerbe Produktneuheiten Dienstleistungssektor Darunter Marktneuheiten Produktneuheiten Darunter Marktneuheiten Durchschnitt aller Innovatoren 40 5,5 22 2,4 Innovatoren, die die jeweilige Quelle nutzen Direkte Kundenbeziehung 49 6,3 32 2,9 Nachfrage allgemein 56 6,8 32 2,4 Wettbewerber 47 5,1 32 4,1 Zulieferer 53 6,5 31 4,4 Wissenschaft 62 6,3 34 7,8 Quelle: ISI, ifo, ZEW 2000, S. 253 Die Analyse zeigt, daß die Nutzung externer Quellen für Innovationen wesentlich zu einem messbaren Innovationserfolg beiträgt. So steigt der Anteil des Umsatzes mit Produktneuheiten bei Nutzung der Wissenschaft als Innovationsquelle auf 62% und mit Marktneuheiten auf 6,3% (im Dienstleistungssektor sind dies 34% und 7,8%). Einen statistisch signifikanten Einfluß auf den Umsatz mit Produktneuheiten haben neben der Wissenschaft nur die Zulieferer als externe Innovationsquelle. 399 Eine genauere Aufteilung der Umsatzanteile mit Neuprodukten zeigt Tabelle Unternehmen, die mit wissenschaftlichen Einrichtungen kooperieren weisen ein stark von Unternehmen ohne Kooperationsbeziehungen verschiedenes Muster in der Verteilung der Umsatzanteile auf Vgl. ISI, ifo, ZEW 2000, S. 254; Demnach ist der höhere Umsatzanteil mit Produktneuheiten bei Nutzung der anderen Innovationsquellen statistisch nicht signifikant. Dabei ist allerdings zu beachten, daß zum einen die absolute Anzahl der kooperierenden Unternehmen wesentlich kleiner ist, als die Grundgesamtheit. Zum anderen sind die Produktneuheiten nicht explizit auf die Kooperationsaktivität mit den wissenschaftlichen Partnern zurückzuführen. Vielmehr ist davon auszugehen, daß die Kooperationen einen generell positiven Einfluß auf die Innovationstätigkeit und Innovationsfähigkeit der Unternehmen haben. Den exakten Beitrag der Wissenschaftskooperationen zu den Umsatzanteilen der Unternehmen mit neuen und verbesserten Produkten sowie Marktneuheiten kann aus den nachstehenden Daten nicht abgelesen werden.

262 248 Tabelle 5.4-8: Umsatzanteile (1996) mit zwischen eingeführten Neuprodukten in Abhängigkeit von Kooperationen mit der Wissenschaft Universität Öffentliche Forschungseinrichtung Umsatzanteil in % insgesamoon Keine Kooperati- Kooperation Keine Kooperati- Kooperation % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl x = 0 50,86 57, , , , < x < 5 2,52 2, ,47 8 2, , x < 10 6,06 5, , , , x < 15 9,98 9, , , , x < 20 3,43 2, , , , x < 30 9,01 7, , , , x < 50 8,48 7, , , , x < 75 7,03 6, , , , x < 100 1,61 1, ,79 5 1, ,31 4 x = 100 1,02 0, ,35 6 0, ,96 6 Quelle: Daten: MIP 1997, eigene Auswertung Mehr als ein Drittel der in Kooperationen aktiven Unternehmen erzielen Umsatza n- teile zwischen 20% und 50% mit neuen Produkten, wobei der größere Anteil zwischen 30% und 50% Umsatzanteil aufweist (20%-30% bei Kooperation mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen). Besonders groß ist der Unterschied zw i- schen kooperierenden und nicht-kooperierenden Unternehmen bei Neuprodukten, die keinen Beitrag zum Umsatz leisten, die also entweder zu kurze Zeit auf dem Markt sind, um eine Umsatzbeitrag zu erbringen oder aber als gescheiterte Innovationen zu betrachten sind. Ein ähnliches Bild wie für die Neuprodukte ergibt sich für die verbesserten Produkte (vgl. Tabelle 5.4-9). Bei Marktneuheiten ist der Einfluß der Wissenschaft auf die Umsatzanteile nicht ganz so groß, wie bei den Neuprodukten und den verbesserten Produkten (vgl. Tabelle ).

263 249 Tabelle 5.4-9: Umsatzanteile (1996) mit zwischen eingeführten verbe s- serten Produkten in Abhängigkeit von Kooperationen mit der Wissenschaft Umsatzanteil in % Universität Insgesamt Keine Kooperation Kooperation Öffentliche Forschungseinrichtung Keine Kooperation Kooperation % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl x = 0 49,57 55, , , , < x < 5 1,23 0, ,23 4 0, , x < 10 3,27 3, ,47 8 3, , x < 15 7,19 6, , , , x < 20 3,97 3, , , , x < 30 11,43 10, , , , x < 50 13,09 11, , , , x < 75 7,08 5, , , , x < 100 2,25 2, ,23 4 2, ,13 5 x = 100 0,91 0, ,56 1 0, ,65 2 Quelle: Daten: MIP 1997, eigene Auswertung Tabelle : Umsatzanteile (1996) mit zwischen eingeführten Marktneuheiten in Abhängigkeit von Kooperationen mit der Wissenschaft Universität Öffentliche Forschungseinrichtung Insgesamt Keine Kooperatioon Kooperation Keine Kooperati- Kooperation Umsatzanteil in % % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl x = 0 78,26 82, , , , < x < 5 4,27 3, , , , x < 10 5,41 4, , , , x < 15 4,65 4, , , , x < 20 1,35 1, ,27 5 1, , x < 30 3,14 2, , , , x < 50 1,35 1, ,61 4 1, , x < 75 0,97 0, ,31 2 0, , x < 100 0,38 0,31 5 1,31 2 0,31 5 0,88 1 x = 100 0,22 0,12 2 1,31 2 0,12 2 1,75 2 Quelle: Daten: MIP 1997, eigene Auswertung

264 250 Diese Ergebnisse entsprechen in etwa denen von Mansfield, der einen ähnlichen Einfluß Wissenschaft auf Produktneuheiten für US-amerikanische Unternehmen empirische belegen konnte. 401 Demnach trugen Neuprodukte, die mit aktiver wissenschaftlicher Unterstützung entwickelt wurden 3,8% zum Umsatz dieser Unternehmen bei Prozessinnovationen Auch auf die wirtschaftliche Wirkung von Prozessinnovationen hat die Kooperationstätigkeit der Unternehmen mit der Wissenschaft einen signifikanten Einfluß, wie Tabelle zeigt. 402 Tabelle : Kostensenkung durch zwischen 1994 und 1996 durchgeführten Prozessinnovationen in Abhängigkeit von Kooperationen mit der Wissenschaft Öffentliche Forschungseinrichtung Universität Kostenreduktion in % insgesamt Keine Kooperation Kooperation Keine Kooperation Kooperation % Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl x = 0 59,47 65, , < x < 5 8,37 7, ,52 9 6, , x < 10 12,09 10, , , , x < 15 9,43 7, , , , x < 20 5,55 4, ,68 6 4, , x < 30 3,65 3, ,68 6 3, , x < 50 1,37 0, ,45 4 0,68 8 7, X < 75 0,08 1,61 1 Quelle: Daten MIP 1997, eigene Auswertung Bemerkenswert ist, daß bei Unternehmen ohne Kooperationen mehr als die Hälfte der Prozessinnovationen zu keiner Kostensenkung führten, während bei Unterne h- men mit Kooperationen immer Kostensenkungen erreicht wurden. Über die Hälfte Vgl. Mansfield 1998, S 774 Es gilt aber die gleiche Kritik wie zu den vorgestellten Ergebnissen der wirtschaftlichen Wirkung der Produktinnovationen.

265 251 der kooperierenden Unternehmen erzielte Kosteneinsparungen zwischen 5% und 15%, ein Viertel mehr als 20% Patentanmeldungen als Innovationsindikator Patentanmeldungen in Deutschland Patentanmeldungen können eine Tendenzaussage hinsichtlich der Entwicklung der Innovationskraft eines Landes ermöglichen. Der Vorteil der Nutzung der Patentdaten liegt darin, daß Patente sowohl von Unternehmen als auch öffentlichen Forschungseinrichtungen und von Privatpersonen (freien Erfindern) angemeldet werden. Der Anteil der Patente, bei denen Erfinder und Anmelder identisch sind, betrug ,5%. 403 Dabei handelt es sich um selbständige Erfinder, Hochschullehrer und - assistenten, Unternehmererfinder sowie Arbeitnehmer mit freigegebenen Erfindungen. Etwas weniger als die Hälfte der Patente beläuft sich auf 2,3% der Anmelder, mehr als die Hälfte der Anmeldungen wird jedoch von Anmeldern mit relativ geringer Patentaktivität vorgenommen. Wie auch schon bei der Ausstattung mit FuE-Ressourcen (vgl. Kapitel 5.1.1) zeigt sich innerhalb Deutschlands ein heterogenes Bild zwischen den Bundesländern. Die mit Abstand höchsten Anmeldezahlen kommen aus Bayern und Baden-Württemberg, die sich beide bereits auf einem sehr hohen Niveau befinden aber weiterhin ve r- gleichsweise hohe Wachstumsraten bei den Patenanmeldungen verzeichnen (vgl. Abbildung 5.4-2). Mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt verzeichnen die neuen Bundesländer tendenziell höhere Zuwächse als die alten Bundesländer, wenn auch von einem niedrigeren Niveaus aus als die alten Bundesländer. 403 Vgl. zum Absatz DPMA 1999

266 Saarland 9657 Nordrhein- Westfalen 2068 Rheinland- Pfalz 170 Bremen 4151 Hessen Baden- Württem - berg 444 Brandenburg 656 Schleswig- Holstein 893 Hamburg 2966 Niedersachsen 698 Thüringen 415 Sachsen- Anhalt Bayern 1405 Berlin 215 Mecklenburg- Vorpommern 1036 Sachsen Durchschnittliche Veränderung > 5% 3-5% 0-3% 0 - (-3%) Abbildung 5.4-2: Patentanmeldungen (DPMA-Patente) 1998 nach Regionen Quelle: DPMA, Jahresbericht 1998, eigene Berechnung Die absoluten Patenanmeldungen sind in Tabelle im Verhältnis zum FuE- Personal und den FuE-Aufwendungen (pro 1 Million DM FuE-Aufwand) dargestellt. Dabei zeigt sich, daß die Bundesländer mit den höchsten absoluten Patenanmeldungen auch auf das FuE-Personal sowie den FuE-Aufwand bezogen die meisten Patente anmelden. Insbesondere die Daten für die neuen Bundesländer müssen hier vorsichtig interpretiert werden, da sich die Zahlen auf 1996 beziehen und gerade in diesen Ländern in den letzten Jahren ein starker Zuwachs bei den Patentanmeldungen zu beobachten war. 404 Zum Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit waren die Angaben zum FuE-Personal und den gesamten nationalen FuE-Aufwendungen von 1995 und 1996 die aktuellsten. Eine Aktualisierung dieser Daten ist mit dem nächsten Faktenbericht des bmbf zu erwarten.

267 253 Tabelle : Patentanmeldungen pro FuE-Beschäftigte und 1 Mio. FuE- Aufwendung in Deutschland Patente 1 /FuE Vollzeit (1996) Patente (1996) / 1 Mio. DM FuE-Aufwendung (1995) Baden-Württemberg 0,12 0,53 Bayern 0,13 0,61 Berlin 0,05 0,29 Brandenburg 0,06 0,31 Bremen 0,03 0,12 Hamburg 0,07 0,37 Hessen 0,10 0,58 Mecklenburg-Vorpommern 0,05 0,32 Niedersachsen 0,09 0,50 Nordrhein-Westfalen 0,13 0,68 Rheinland-Pfalz 0,12 0,69 Saarland 0,12 0,54 Sachsen 0,05 0,37 Sachsen-Anhalt 0,06 0,43 Schleswig-Holstein 0,01 0,45 Thüringen 0,08 0,54 Insgesamt / Total 0,10 0,54 1 DPMA Patente Quelle: Patente: DPMA 1998, FuE-Personal, FuE-Aufwendungen Eurostat 1999; eigene Berechnung Patentanmeldungen im internationalen Vergleich Um die Leistungsfähigkeit des deutschen Innovationssystems im internationalen Kontext darstellen zu können, werden die Anmeldungen beim Europäischen Patentamt zugrunde gelegt, nicht die Abmeldungen beim deutschen Patentamt. Abbildung zeigt die Entwicklung der Patentanmeldungen der wichtigsten Anmeldeländer beim Europäischen Patentamt (EPO). 405 Schätzungen für die US-amerikanischen Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen zeigen, daß pro Mio. $ FuE-Aufwendungen ca. 0,11-0,12 Patentanmeldung erfolgen. Vgl. Jaffe, Lerner 1999, S. 39

268 254 Aufgrund unterschiedlicher Patentierungsregelungen und -gewohnheiten in den Lä n- dern der Triade sind die Daten nicht absolut vergleichbar, zeigen jedoch einen Trend auf. Veränderung ,0 USA (25.333) + 55% 21000, ,0 Deutschland (18.190) Japan (14.617) +76% +44% 11000,0 6000,0 1000, Frankreich (6.180) Großbritannien (4.138) Schweiz (3.213) Italien (3.006) + 44% + 38% + 55% + 55% Abbildung 5.4-3: Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt Quelle: DPMA 1999, Jahresbericht 1998; EPO 2000, eigene Berechnung Die mit Abstand meisten Patente werden demnach von amerikanischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen angemeldet. Deutschland und Japan hatten 1993 ein vergleichbares Niveau, was sich seit 1996 jedoch zugunsten Deutschlands entwickelt hat. Bezogen auf die Entwicklung der Patentanmeldungen liegt Schweden mit einer Verdopplungen (96,25%) der Anmeldungen in den Jahren an der Spitze, gefolgt von den Niederlanden mit 79% Zuwachs, Deutschland nimmt mit 56% Rang 3 ein. Die Zuwächse sind bei allen Ländern zu einen auf verstärkte Patentaktivitäten ab dem Jahr 1996 zurückzuführen. Zum anderen ist in diesen Ländern wie auch in

269 255 Deutschland seit Mitte der 90er ein Trend hin zu einer deutlichen Erhöhung der FuE- Aufwendungen zu verzeichnen (vgl. Abbildung 5.4-4). Veränderung ,0 USA ( ) + 37% , , ,0 Japan ( ) + 9% 51000,0 1000, Deutschland (51.756) Frankreich (31.419) Großbritannien (25.789) Italien (12.679) + 17% + 7% + 29% + 23% Abbildung 5.4-4: FuE-Aufwendungen ausgewählter Länder von in Mio. US- Dollar Quelle: OECD, R&D database (DSTI/EAS Division), Mai 2000, eigene Berechnung, die Angaben zu den FuE-Aufwendungen der einzelnen Länder sind zum des jeweiligen Jahres in Dollar umgerechnet Die in den letzten Jahren vielfach beklage Patentschwäche Deutschlands ist in dieser Form nicht mehr festzustellen. Vielmehr scheint Deutschland im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern aber auch den USA und Japan eine gefestigte Position einzunehmen.

270 Zusammenfassung Wie aus den vorangegangenen Darstellungen sichtbar wird, verfügt Deutschland über ein leistungsfähiges und hinreichend differenziertes Innovationssystem. Um den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden zu können, ist es jedoch notwendig, in verstärktem Maße wissenschaftliche Ergebnisse durch Umsetzung in neue Produkte und Verfahren unmittelbar marktwirksam zu machen. Um den Wissens- und Technologietransfer noch wirksamer in den Prozeß der Generierung und Durchsetzung wettbewerbsfähiger Innovationen zu integrieren, ist eine Erhöhung der Effizienz der einzelnen Transferwege erforderlich. Dazu ergeben sich vor allem folgende nachstehende Ansatzpunkte: Verstärkung des direkten Transfers von Wissen und Leistungen, der durch indirekte Transferleistungen unterstützt werden sollte. Dazu ist es notwendig, den Transfergedanken als Bestandteil der Denkhaltung jedes Wissenschaftlers bzw. der Philosophie jeder Forschungseinrichtung auszuprägen und dazu auch wirksame Anreizsysteme zu schaffen. Als besonders wirksam und zukunftsweisend wird diesbezüglich das dezentral organisierte System des direkten Technologietransfers in der Fraunhofer-Gesellschaft eingeschätzt. Die Menge des zu verarbeitenden und zu nutzenden Wissens wächst kontinuierlich an. Personengebundenes Wissen und Know-how zur Nutzung des kodifizierten Wissens erlangen zunehmende Bedeutung. Personengebundenes Wissen ist nur im direkten persönlichen Kontakt übertragbar und wird zunehmend zum strategischen Faktor. Der Aus- und insbesondere der Weiterbildungsfunktion der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen kommt damit zunehmend größere Bedeutung zu. Mobilität des Personals zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird ebenso eine größere Bedeutung erlangen. Insbesondere in modernen Hochtechnologiegebieten verschwimmen die Grenzen zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung zusehends. Das rasante Wachstum in diesen wissensbasierten Technologiefeldern hat die klassische Rollenteilung zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung in

271 257 Frage gestellt. Neue Formen der Kooperationen zwischen den Akteuren der jeweiligen FuE-Kategorie sind gefordert. Dies erfordert eine stärkere Vernetzung der Akteure im deutschen Wissenschaftssystem untereinander in Netzwerken, Forschungsverbünden sowie Demonstrations- und Kompetenzzentren. Die Zusammenarbeit zwischen dem Wissenschaftssystem und der Wirtschaft kann im Rahmen der Entstehung von Wissen und Technologien erfolgen. Dies bedeutet eine verstärkte Orientierung der Forschungsprogramme der Wissenschaft an denen der Wirtschaft et. vice versa. Für den Bereich der Grundlagenforschung sollte jedoch von einer wirtschaftsorientierten Definition der Forschungsprogramme Abstand genommen werden, diese betrifft vielmehr die anwendungsorienterten Forschungseinrichtungen. Die Zusammenarbeit kann aber auch im Rahmen der Verwertung von bereits entstandenem Wissen und Technologien erfolgen. Die bedeutet eine Intensivierung des Forschungsmarketing. Dieses muß jedoch ein integrierter Teil des Management der Forschungseinrichtungen werden, die bloße Einrichtung eines Marketingbeauftragten ist hier nicht ausreichend. 406 Transferleistungen müssen stärker auf die Bedürfnisse der Zielgruppen ausgerichtet werden. Dazu sind insbesondere Implementierungs- und Beratungsangebote weiterzuentwickeln. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung müssen nicht nur in einigen Schlüsselbereichen erhöht werden, um in der Breite international nicht den Anschluss zu verlieren. Dabei sollte jedoch weniger der Ausbau der institutionellen Strukturen im Mittelpunkt stehen als vielmehr die Unterstützung von Forschungsverbünden und die Stärkung von Innovationsnetzwerken. Dabei gilt der verstärkten Förderung der Innovationstätigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen besondere Aufmerksamkeit. Insbesondere große Unternehmen richten ihre FuE-Aktivitäten zunehmend international aus. FuE-Partner in Wissenschaft und Wirtschaft werden mehr und mehr im Ausland gesucht. Auch der Wissens- und Technologietransfer in Deutschland wird zunehmend von der Globalisierung erfasst. Das deutsche In- 406 Einen Ansatz eines integrierten Marketing in Forschungseinrichtungen beschreibt Weger 1998 am Beispiel des Forschungszentrum Karlsruhe

272 258 novationssystem muß stärker in die internationale Wissenschafts- und Technologieentwicklung eingebunden werden. Die Anforderungen an die nationale Politik sind vielschichtig. Insbesondere soll sie... den wirtschaftlichen Akteuren 'lokale Rahmenbedingungen' bereitstellen, die vor Ort und weltweit wettbewerbsfähiges Wirtschaften erleichtern. 407 Im Beispiel Europas konkurrieren die nationalen Systeme miteinander, innerhalb der nationalen Systeme widerrum die regionalen Systeme, die aber auch nationale Grenzen überschreitend miteinander konkurrieren. Eine stärkere Koordinierung der Innovationspolitiken innerhalb der Europäischen Union wird zune h- mend wichtiger. Ein wesentliches Innovationshemmnis stellen nach wie vor finanzielle Restriktionen dar. Diese gelten insbesondere für den Wissens- und Technologietransfer von öffentlichen Forschungseinrichtungen sowie für Unternehmensgründungen aus diesen. Obwohl in fast allen europäischen Ländern (und insb. in Deutschland) inzwischen ein funktionierender Risikokapitalmarkt existiert und ausreichend Kapital vorhanden ist, fehlen gerade in der Phase der Überführung von Ergebnisse der Grundlagenforschung in die angewandte Forschung / Entwicklung häufig finanzielle Ressourcen. Dies ist gerade auch für volumenmäßig kle i- nere Investitionen ein besonderes Problem, da bei solchen die Transaktionskosten die Renditen eines Riskiokaptialgebers leicht übersteigen können. Finanzielle Unterstützung sollte in Verbindung mit Management-Unterstützung angeboten werden. 408 Weitere Maßnahmen sind die Identifikation und aktive Kommunikation von good practices im Innovationsmanagement sowohl in der Wirtschaft als auch in (öffentlichen) Forschungseinrichtungen, die Unterstützung lokaler Innovationszentren und - netzwerke sowie die Verbindung der Informationsinfrastruktur mit Elementen der Aus- und Weiterbildung Kuhlmann 1999, S. 16 Vgl. dazu auch Kapitel 4.5.7

273 259 6 Zusammenfassung und Ausblick In den vorstehenden Kapiteln wurden die Theorie nationaler Innovationssysteme, der Wissens- und Technologietransfer sowie seine Bedeutung und Rolle im Innovationsmanagement und dem deutschen nationalen Innovationssystem untersucht. Im Laufe der Arbeit wurden die Konzepte des Wissens- und Technologietransfers und der nationalen Innovationssysteme zusammengeführt und am Beispiel Deutschlands einer integrierten Betrachtung unterzogen. Es hat sich gezeigt, dass der Wissens- und Technologietransfer im Gesamtkontext nationaler Innovationssysteme betrachtet werden muss. Insbesondere die Darstellungen der Transferobjekte und deren spezifischer Eigenschaften zeigen, dass die Effektivität und Effizienz des Wissensund Technologietransfers in einem nationalen Innovationssystem von der Struktur dieses Systems abhängt. In Abhängigkeit von ihrer Stellung im (öffentlichen) Teilsystem Forschung und Entwicklung produzieren die Akteure Forschungsergebnisse, die unabhängig vom wissenschaftlichen Fachgebiet unterschiedliche Eigenschaften haben. Diese können anhand der Eigenschaften von Technologien sowie der Publizität, der Kodifizierbarkeit und der Eigentumsrechte an den Transferobjekten beschrieben werden. Um den Transfer in einem Innovationssystem zu verbessern, ist es erforderlich, die Ergebnisse des (öffentlichen) FuE-Systems hinsichtlich dieser Eigenschaften in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu stellen und die innovations-, technologie- und forschungspolitischen Maßnahmen an diesen auszurichten. Damit steht auch die Grundstruktur des Teilsystems FuE zu Diskussion. Eine besondere Bedeutung besitzt der Wissens- und Technologietransfer für die Innovationsfähigkeit von KMU, denen im nationalen Innovationssystem eine entsche i- dende Rolle zukommt. Zu den innovationsrelevanten Vorteilen von KMU zählen u.a. das Vorhandensein der notwendigen flexiblen Strukturen, die für die Überführung von Inventionen in Innovationen unabdingbar sind, und ihre spezifische Stärke, neue Technologien schnell zu adaptieren und zu ihrer Diffusion beizutragen. Diesen Vorteilen stehen als erhebliche Nachteile die beschränkten internen Ressourcen für die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie die meist beschränkte Eigenkapi-

274 260 talbasis gegenüber. Deshalb ist der externe Bezug von technologischem Wissen eine existentielle Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg der KMU. Im Laufe der Arbeit wurde der Technologiebegriff als ein zentraler Begriff des Wissens- und Technologietransfers definiert. Darauf aufbauend erfolgte eine Erweit e- rung des Konzepts des Technologietransfers um die Wissenskomponente zum Wissens- und Technologietransfer. Wissens- und Technologietransfer beschreibt damit in diesem Sinne die Fähigkeit des Wissens- und Technologiegewinnungssystems, zur Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft beizutragen. Damit liegt der Schwerpunkt der Betrachtung nicht mehr länger auf der ausschließlichen Betonung der Übertragung von Technologien (in der engen Definition), sondern schließt ebenso die Vermittlung der zur Nutzung und Weiterentwicklung nötigen Fähigkeiten und des Know-how ein. Die Bedeutung stillschweigenden Wissens (tacit knowledge) im Innovationsprozess wird in die Betrachtung mit einbezogen. Stillschweigendes Wissen ist im Gegensatz zu explizitem Wissen, welches kodifizierbar und transferierbar ist, personengebunden und nicht kodifiziert. Die Übertragung stillschweigenden Wissens erfordert daher einen Lernprozess, der die Voraussetzung für die Transformation in explizites Wissen und seine Übertragung in die Praxis zur Entwicklung neuen Wissens ist. Mit dem stetigen Anwachsen der Menge des kodifizierten Wissens entsteht Wissen zunehmend interdisziplinär über die Grenzen der traditionellen Wissenschafts- und Technologiegebiete hinweg und veraltet immer schneller. Damit stellt sich die Frage nach geeigneten Dokumentationsformen für dieses Wissen, um den Akteuren im Innovationssystem Zugang zu diesem Wissen zu ermöglichen. Des weiteren stellt sich die Frage nach der Arbeitsteilung bei der Erstellung und Verwendung des Wissens nicht nur zwischen den öffentlichen und privaten Akteuren des Innovationssystems, sondern auch zwischen den Akteuren des öffentlichen Wissens- und Technologiegewinnungssystems. Um die Menge des (meist nicht in der unmittelbaren Anwendung befindlichen) kodifizierten Wissens nutzen zu können, ist die Entwicklung von Fähigkeiten zur Verarbeitung und Weiterentwicklung des kodifizierten Wissens die wichtigste Voraussetzung.

275 261 Die Unterscheidung der FuE-Kategorien Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklung hat nach wie vor Gültigkeit. Die Kategorien stellen jedoch nicht einen durchgängigen, linearen und planbaren Prozess dar, sondern sind vielmehr durch zunehmende Vernetzung gekennzeichnet. Während die Grundlagenforschung zu einer qualitativen und quantitativen Erhöhung der Wissensbasis beiträgt, erfolgt im Rahmen der angewandten Forschung eher einer Verbesserung des angewandten Wissens. Beide FuE-Kategorien sind die Voraussetzung für die Entwicklung. Der Wissens- und Technologietransfer ist das Bindeglied zwischen der Grundlage n- forschung und der angewandten Forschung sowie zwischen der angewandten Forschung und der Entwicklung. In einigen wenigen Fällen kann der Wissens- und Technologietransfer auch zwischen der Grundlagenforschung und der Entwicklung stattfinden. Dementsprechend stellt sich gerade für öffentliche Forschungsinfrastruktur die Frage nach der Positionierung und Aufgabenzuweisung der verschiedenen Akteure. Der Wissens- und Technologietransfer muss zielgruppenabhängig und vor allem aber an der eigentlichen Aufgabe der Forschungseinrichtungen ausgerichtet werden. Neben der grundlegenden Frage, wie die einzelnen FuE-Kategorien im Innovationssystem insgesamt gewichtet sind, ist diese Überlegung auch für einzelne Wissenschafts- und Technologiebereiche notwendig. Trotz zunehmender Interdisziplinarität bestehen in den verschiedenen Wissenschafts- und Technologiebereichen weiterhin grundlegende Unterschiede hinsichtlich Inhalt und Struktur des generierten Wissens. Wissens- und Technologietransfer ist ein zweiseitiger Prozess. Wissensund Technologieproduzenten selbst erkennen in zunehmendem Maße die Notwendigkeit, lernende Organisationen zu werden, und dies kontinuierlich im Management und der Organisation zu implementieren, um "wissenschaftliche Excellenz mit Relevanz" zu erreichen. Im weiteren Fortgang der Arbeit wurden Innovationssysteme definiert als die Gesamtheit aller in einer Volkswirtschaft in den verschiedenen Stufen des Innovationsprozesses wirkenden Akteure, der zwischen ihnen bestehenden Beziehungen und der ihre Leistungsfähigkeit beeinflussenden Rahmenbedingungen.

276 262 Darauf aufbauend wurden verschiedene Gruppen von Innovationssystemen identifiziert und anhand typischer Merkmale beschrieben. In den verschiedenen Gruppen von Innovationssystemen variieren die Aufgaben des Wissens- und Technologietransfers. Bei einigen Typen steht grundsätzlich die Erhöhung des Anteils der Wir t- schaft an den Gesamtausgaben für FuE im Mittelpunkt der Überlegungen. In den Gruppen von Innovationssystemen haben die Unternehmen unterschiedlich hohe Absorptionskapazitäten. Dies drückt sich in den Aufwendungen der Wirtschaft im Verhältnis zur öffentlich finanzierten FuE aus. Der Förderung des Wissens- und Technologietransfer in solchen Systemen muss der Aufbau der entsprechenden absorptiven Kapazitäten in den Unternehmen vorausgehen. Bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Unterstützung des Wissens- und Technologietransfers ist auf die Verknüpfung der relevanten Akteure zu achten. Erfolgreicher Wissens- und Technologietransfer erfolgt entlang des Innovationsprozesses. Die Instrumente des Wissens-. und Technologietransfers verknüpfen dabei die Phasen des Innovationsprozesses und die in diesen Phasen involvierten Akteure miteinander. Mit diesen Instrumenten kann aber keine Phase des Innovationsprozesses übersprungen werden. Die Grundlagenforschung ist in allen Typen von Innovationssystemen langfristig die Voraussetzung für weitere Forschungsarbeiten. Mit der Zunahme des verfügbaren Wissens spielt die Dokumentation dieses Wissens in allen Typen von Innovationssystemen eine entscheidende Rolle. Maßnahmen zu Verbesserung der Informationsinfrastruktur beinhalten insbesondere die Identifikation und Gestaltung der internetbasierten Informationskanäle über die existierenden Ziele und Instrumente der Innovationspolitik und der Potentiale der öffentlichen Forschungsinfrastruktur. Der Gegenstand des Wissens- und Technologietransfers (das Transferobjekt) kann beschrieben werden durch den Spezialisierungsgrad, den Komplexitätsgrad, den Kompatibilitätsgrad, die Demonstrierbarkeit sowie den Reifegrad. Weiterhin spielen die Eigenschaften Kodifizierbarkeit, Publizität und Eigentumsrecht am Transferobjekt eine wesentliche Rolle. Die Komplexität von Transferbeziehungen variiert in Abhängigkeit der Ausprägung der genannten Eigenschaften. Dementsprechend müs-

277 263 sen auch die Transferinstrumente je nach ihrer Eignung zur Übertragung bestimmter Transferobjekte ausgewählt werden. Technologieorientierte Unternehmensgründungen sind besonders für den Transfer stillschweigenden Wissens geeignet, während Schutzrechte und Instrumente der wissenschaftlichen Kommunikation besonders gut für kodifiziertes Wissen geeignet sind. Auftragsforschung bietet sich an, wenn die Forschungsarbeiten einen besonderen Geheimhaltungsschutz benötigen. Bei Instrumenten der wissenschaftlichen Kommunikation, der direkten Übertragung, technologieorientierten Unternehmensgründungen sowie Dienstleistungen der Forschungseinrichtungen wird das Wissen bzw. die Technologie privatisiert. Bei der Vergabe von Lizenzen erhält der Lizenznehmer ein Nutzungsrecht, das geistige Eigentum verbleibt jedoch bei der Forschungseinrichtung. Anders verhält es sich bei Dienstleistungen und FuE- Kooperationen. Das Ergebnis dieser Arbeiten wird in der Regel zum Eigentum des Auftraggebers, wie auch bei Auftragsforschungsarbeiten. Schwieriger ist die Frage der Eigentumsrechte bei FuE-Kooperationen. Da es meist nicht möglich ist, die einzelnen Anteile am Ergebnis einem bestimmten Partner zuzuschreiben, entsteht regelmäßig gemeinsames Eigentum an den Forschungsergebnissen, gekoppelt mit der Verpflichtung für die Forschungseinrichtungen, die Ergebnisse ausschließlich für Lehr- und eigene Forschungszwecke zu nutzen, nicht jedoch selbst aktiv zu verwerten. FuE-Kooperationen stellen gleichzeitig das Instrument dar, bei dessen Nutzung die Partner am stärksten voneinander abhängig sind. Die Analyse des deutschen öffentlichen Wissens- und Technologiegewinnungssystems zeigt, dass die Grenzen bei der Arbeitsteilung hinsichtlich der FuE-Kategorien zwischen den öffentlichen Forschungseinrichtungen zunehmend verschwimmen. Die traditionelle Arbeitsteilung innerhalb des Systems öffentlicher Forschungseinrichtungen hat sich in der Vergangenheit bewährt. Innerhalb des öffentlichen Wissensund Technologiegewinnungssystems ist jedoch eine unzureichende Kooperation zu beobachten. Mit Ausnahme der MPG verlassen viele öffentlichen Forschungseinrichtungen zunehmend die Grundlagenforschung und orientieren verstärkt auf angewandte Forschung. Die neulich beschlossene Dienstrechtsreform der Hochschulen wird diesen Trend vermutlich weiter verstärken.

278 264 Aufbauend auf dieser Analyse wurden Handlungsfelder zur Weiterentwicklung des deutschen öffentlichen Wissens- und Technologiegewinnungssystems aufgezeigt. Handlungsbedarf besteht in der Anwendungsorientierung und dem Praxisbezug des deutschen Wissenschaftssystems in Forschung und Lehre, in der verstärkten Nutzung der Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie, in der Internationalisierung des deutschen Wissenschaftssystems und in der verstärkten Unterstützung kooperativer Forschungsvorhaben mit anderen (insb. europäischen) Forschungseinrichtungen. Die Grundlagenforschung und die angewandten Forschung müssen besser miteinander vernetzt werden und neue Organisationsformen der angewandten Forschung an den Universitäten erschlossen werden. Dabei müssen die Forschungseinrichtungen klare Forschungsprofile definieren, die Wissenschaftsgebiete beschreiben, aber auch die FuE-Kategorien widerspiegeln und verstärkt neue innovative Forschungsfelder erschließen. Aus den Ergebnissen der empirischen Untersuchung geht hervor, dass sowohl in den Unternehmen als auch in der Universität langfristige Ziele in den Transferbeziehungen dominieren. Dabei ist die Vergrößerung der Informationsbasis für die FuE das wichtigstes Ziel für Universitäten und Unternehmen, während finanzielle Aspekte im Transfer nicht die zu erwartende dominierende Rolle einnehmen. Dabei kennen die Unternehmen die Motive der Universität besser als die Universität die Motive der Unternehmen. Die Beziehungen zwischen Industrie und Universität werden immer noch durch (gegenseitige) Vorurteile beeinträchtigt. Insbesondere die Einschätzung des industriefeindlichen Klimas an der Universität durch die Wissenschaft wird so von den Unternehmen nicht geteilt. Das wichtigste operative Hemmnis ist die Verfügbarkeit über Schutzrechte. Der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal hemmt Innovationen und stellt eine zunehmend wichtigere Barriere für den Wissens- und Technologietransfer dar. In jüngster Zeit wird nicht nur in Deutschland eine drohe n- de Verknappung von hochqualifiziertem Humankapital diskutiert. Innovationspolitische Maßnahmen zur Förderung des Humankapitals beziehen sich einerseits auf eine Verbesserung der Ausbildung (beginnend bei der Primärausbildung bis hin zur Tertiärausbildung), andererseits verstärkt auch auf Weiterbildungsangebote für Unternehmen in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen.

279 265 Wie aus den vorangegangenen Ausführungen sichtbar wird, verfügt Deutschland über ein leistungsfähiges und hinreichend differenziertes Innovationssystem. Um den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden zu können, ist es jedoch notwendig, in verstärktem Maße wissenschaftliche Ergebnisse durch Umsetzung in neue Produkte und Verfahren unmittelbar marktwirksam zu machen. Um den Wissens- und Technologietransfer noch wirksamer in den Prozess der Generierung und Durchsetzung wettbewerbsfähiger Innovationen zu integrieren, ist eine Erhöhung der Effizienz der einzelnen Transferwege erforderlich. Dazu muss insbesondere der direkte Transfer von Wissen und Leistungen durch indirekte Transfe r- leistungen maximal unterstützt werden. Dazu ist es notwendig, den Transfergedanken als Bestandteil der Denkhaltung jedes Wissenschaftlers bzw. der Unternehmensphilosophie jeder Forschungseinrichtung auszuprägen und dazu auch wirksame Anreizsysteme zu schaffen. Als besonders wirksam und zukunftsweisend wird diesbezüglich das dezentral organisierte System des direkten Technologietransfers in der Fraunhofer-Gesellschaft eingeschätzt. Personengebundenes Wissen ist nur im direkten persönlichen Kontakt übertragbar und wird zunehmend zum strategischen Faktor. Der Aus-, und insbesondere der Weiterbildungsfunktion der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen kommt damit zunehmend größere Bedeutung zu. Die Zusammenarbeit zwischen dem Wissenschaftssystem und der Wirtschaft kann im Rahmen der Entstehung von Wissen und Technologien erfolgen. Dies bedeutet eine verstärkte Orientierung der Forschungsprogramme der Wissenschaft an denen der Wirtschaft und umgekehrt. Die Grundlagenforschung sollte jedoch von einer wirtschaftsorientierten Definition der Forschungsprogramme Abstand nehmen, diese betrifft vielmehr die anwendungsorienterten Forschungseinrichtungen. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung müssen insgesamt, d.h. nicht nur in einigen Schlüsselbereichen erhöht werden, um in der Breite international nicht den Anschluss zu verlieren. Dabei sollte jedoch weniger der Ausbau der institutionellen Strukturen im Mittelpunkt stehen als vielmehr die Unterstützung von Forschungsverbünden und die Stärkung von Innovationsnetzwerken. Auch der Wissens- und Technologietransfer in Deutschland wird zunehmend von der Globalisierung erfasst. Das deutsche Innovati-

280 266 onssystem muß stärker in die internationale Wissenschafts- und Technologieentwicklung eingebunden werden. Wissens- und Technologietransfer ist weder ein eigenständiger Prozeß noch ein eigenständiges Konzept, sondern Teil des Innovationsprozesses und damit des Innovationsmanagements. Eine Verbesserung des Wissens- und Technologietransfers bedarf einer Verbesserung des Innovationsmanagements sowohl in öffentlichen Forschungseinrichtungen als auch in Unternehmen selbst. Abschließend werden Forschungsfragen für weiterführende Forschungsarbeiten formuliert. Da nationale Innovationssysteme ein vergleichsweise junges Teilgebiet in der Innovationsforschung sind, stehen die Arbeiten auf diesem Gebiet noch am Anfang. Der Wissens- und Technologietransfer hingegen ist bereits ausführlich dokumentiert. Allerdings fehlt bisher eine integrierte Betrachtung des Wissens- und Technologietransfers in den nationalen Innovationssystemen. Die vorstehende Arbeit ist ein Schritt in Richtung der Zusammenführung beider Konzepte. Forschungsbedarf zu Fragen der Gestaltung von nationalen Innovationssystemen besteht bei der Klärung von Fragen wie: Wie sieht eine optimale Verteilung der zur Verfügung stehenden (öffentlichen) Ressourcen auf die in den verschiedenen FuE-Kategorien tätigen Akteure des nationalen Innovationssystems aus, die einen bestmöglichen Wissens- und Technologietransfer ermöglicht? Welche innovationspolitischen Maßnahmen sind besonders geeignet, kleine und mittelständische Unternehmen durch den Wissens- und Technologietransfer verstärkt am Inventionspotential eines Landes partizipieren zu lassen? Welchen Einfluss haben unterschiedliche Rahmenbedingungen von nationalen Innovationssystemen auf die Nutzung und Wirksamkeit bestimmter Instrumente des Wissens- und Technologietransfers? Wie wird sich die internationale Arbeitsteilung der Wissenschaft in der Zukunft weiterentwickeln? Mit welchen Instrumenten können die nationalen Innovationssysteme diese Entwicklung steuern? Welche Rolle werden die Schutzrechtsaktivitäten der öffentlichen Forschung in

281 267 Zukunft spielen? Welche Rahmenbedingungen sind für die verstärkte Anwendung und Verwertung von Schutzrechten aus der öffentlichen Forschung förderlich? Welche internationalen Trends der Produktion, Distribution und Nutzung von wissenschaftlichen Informationen werden in absehbarer Zeit die Entwicklung prägen? Welche für Deutschland relevanten Auswirkungen ergeben sich daraus? Wie kann die effiziente Nutzung von wissenschaftlichen Informationen in Zukunft sichergestellt werden? Welche Anforderungen ergeben sich daraus insbesondere an die Aus- und Weiterbildung? Der aus dem vorgestellten Ansatz zur Gruppierung von Innovationssystemen resultierende Forschungsbedarf schließt folgende Fragen ein: Kann ein solcher Ansatz als strategisches Steuerungsinstrument für die Forschungs- und Technologiepolitik eines nationalen Innovationssystems sinnvoll weiterentwickelt werden? Welche Verfeinerungen des Konzepts sind dafür erforderlich? Welche neuen (über die bisherige Berichtserstattung hinausgehenden) Daten müssten dafür erhoben werden und ist diese Erhebung überhaupt mit einem vertretbaren Kosten-Nutzen-Verhältnis zu leisten? Ist die Forschungs- und Technologiepolitik eines Landes überhaupt im Sinne eines FuE-Portfolios steuerbar? Wie können politische Intentionen in ein solches Steuerungsinstrument integriert werden? Obwohl zum Wissens- und Technologietransfer bereits zahlreiche Untersuchungen vorliegen, ergeben sich auch hier Forschungsfragen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei: Wie kann der Wissens- und Technologietransfer in das strategische Management der (öffentlichen) Forschungseinrichtungen integriert werden? Welche Voraussetzungen müssen für die Nutzung bestimmter Transferinstrumente erfüllt

282 268 werden? Welche Controllinginstrumente können für das Management der öffentlichen Forschung angewendet werden? Wie kann insbesondere die Leistungsmessung im Bereich der Wissenschaft objektivierbar gestaltet werden? Wie werden dabei die Erwartungen der Stakeholder an die Forscher und die daraus resultierenden Missionen und Visionen für die Forschungseinrichtungen abgebildet? Wem gehören die Eigentumsrechte am in der öffentlichen Forschung generierten Wissen und an den Technologien? Mit welchen organisatorischen Modellen können Forschungseinrichtungen sich weg von defensiven Schutz-Strategien hin zu offensiven Intellectual Property-Nutzungsstrategien entwickeln? Wie kann ein professionelles Schutzrechts- und Verwertungs-Management dabei bereits in die frühen Phasen der Innovation eingebunden werden? Welche institutionenübergreifenden Patentverwertungsmodelle sind für nationale Innovationssysteme denkbar?

283 269 Anhang Anhangsverzeichnis ANHANG I: PATENANMELDUNGEN DPMA, EPO 277 ANHANG II: ANHANG III: ANHANG IV: ANHANG V: ANHANG VI: NOBELPREISE NACH LÄNDERN, DISZIPLIN UND ZEITRAUM 280 BEDEUTUNG VON UNIVERSITÄTEN UND ÖFFENTLICHEN FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN ALS INFORMATIONSQUELLE UND KOOPERATIONSPARTNER FÜR INNOVATIONEN - 4-LÄNDER VERGLEICH 282 MESSUNG UND BEWERTUNG DER INSTRUMENTE DES WISSENS- UND TECHNOLOGIETRANSFER 284 IMPACT-ANALYSE BIOMEDIZINISCHER VERÖFFENTLICHUNGEN, SCI-PUBLIKATIONEN 287 EMPIRISCHE STUDIEN ZUM WISSENS- UND TECHNOLOGIETRANSFER 289 ANHANG VII: UNTERNEHMENSFRAGEBOGEN 291 ANHANG VIII: UNIVERS ITÄTSFRAGEBOGEN 302 ANHANG IX: ANHANG X: SPEZIALISIERUNGSPROFILE DER DEUTSCHEN FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN IN WISSENSCHAFT UND TECHNIK 313 KRITERIEN FÜR DIE SELEKTION VON TRANSFERPROJEKTEN 316

284 270 ANHANG XI: ERGEBNISSE DER NICHTPARAMETRISCHEN TESTS 318 Unternehmensstudie Ergebnisse nichtparametrische Tests - Universitätsstudie...352

285 271 Anhang Abbildungsverzeichnis Abbildung 4.5-1: Umsatz- und Mitarbeiterverteilung in der Stichprobe sowie der Grundgesamtheit Abbildung 4.5-2: technologischer Stand der Unternehmen und der Hauptprodukte Abbildung A 5.5-1: Impact-Analyse biomedizinischer Veröffentlichungen, SCI-Publikationen alle Sprachen Abbildung A 5.5-2: Impact-Analyse biomedizinischer Veröffentlichungen, SCI-Publikationen englische Sprache Abbildung A 5.5-3: Spezialisierungsprofile der MPG in Wissenschaft und Technik Abbildung A 5.5-4: Spezialisierungsprofile der Helmholtz-Gemeinschaft in Wissenschaft und Technik Abbildung A 5.5-5: Spezialisierungsprofile der Hochschulen in Wissenschaft und Technik Abbildung A 5.5-6: Spezialisierungsprofile der Fraunhofer-Gesellschaft in Wissenschaft und Technik Abbildung A 5.5-7: Spezialisierungsprofile der Leibniz-Gesellschaft in Wissenschaft und Technik...315

286 272 Anhang Tabellenverzeichnis Tabelle Branchenzugehörigkeit der Unternehmensstichprobe Tabelle A 5.5-1: Patenanmeldungen DPMA, EPO von Tabelle A 5.5-2: Tabelle A 5.5-3: Tabelle A 5.5-4: Anteile und Veränderungen im Zeitverlauf verschiedener Länder an am DPMA angemeldeten Patenten Anteile und Veränderungen im Zeitverlauf verschiedener Länder an am EPO angemeldeten Patenten Nobelpreise nach Ländern, Disziplin und Zeitraum Tabelle A 5.5-5: Nobelpreise nach Ländern, Disziplin und Zeitraum - Fortsetzung Tabelle A 5.5-6: Tabelle A 5.5-7: Tabelle A 5.5-8: Tabelle A 5.5-9: Inputbezogene Indikatoren Outputbezogene Indikatoren Prozessbezogene Indikatoren Kriterien für die Selektion von Transferprojekten Tabelle A : generelle Bedeutung in Abhängigkeit von Beschäftigte Tabelle A : generelle Bedeutung in Abhängigkeit von Technologieposition Tabelle A : generelle Bedeutung in Abhängigkeit von Umsatz Tabelle A : generelle Bedeutung in Abhängigkeit vom FuE-Aufwand vom Umsatz Tabelle A : generelle Bedeutung in Abhängigkeit von Aufwand für FuE-Kooperation vom GesamtFuE-Aufwand Tabelle A : generelle Bedeutung in Abhängigkeit von Dienstleistungstyp Tabelle A : generelle Bedeutung in Abhängigkeit von Technologieposition Produkte Tabelle A : Anreize in Abhängigkeit von Beschäftigte Tabelle A : Anreize in Abhängigkeit von Technologieposition Tabelle A : Anreize in Abhängigkeit von Umsatz...323

287 273 Tabelle A : Anreize in Abhängigkeit von FuE-Aufwand vom Umsatz Tabelle A : Anreize in Abhängigkeit von Aufwand für FuE- Kooperation vom Gesamt-FuE-Aufwand Tabelle A : Anreize in Abhängigkeit von Dienstleistungstyp Tabelle A : Anreize in Abhängigkeit von Technologieposition Produkte Tabelle A : Tabelle A : Tabelle A : Hemmnisse in Abhängigkeit von Beschäftigten Hemmnisse in Abhängigkeit von Technologieposition Hemmnisse in Abhängigkeit vom Umsatz Tabelle A : Hemmnisse in Abhängigkeit von FuE-Aufwand vom Umsatz Tabelle A : Hemmnisse in Abhängigkeit von Aufwand für FuE- Kooperation vom Gesamt-FuE-Aufwand Tabelle A : Hemmnisse in Abhängigkeit von Dienstleistungstypen Tabelle A : Hemmnisse in Abhängigkeit von Technologieposition Produkte Tabelle A Tabelle A : Nutzung Instrumente nach Mitarbeiterzahl Nutzung Instrumente nach Technologieposition Tabelle A : Nutzung Instrumente nach Umsatz Tabelle A : Nutzung Instrumente nach FuE-Ausgaben vom Umsatz Tabelle A : Nutzung Instrumente nach Aufwand für FuE- Kooperationen vom FuE-Aufwand Tabelle A : Nutzung Instrumente nach Produkttyp Tabelle A : Nutzung Instrumente nach Dienstleistungstyp Tabelle A : Kooperationspartner nach Beschäftigten Tabelle A : Kooperationspartner nach Technologieposition Tabelle A : Kooperationspartner nach Umsatz Tabelle A : Kooperationspartner nach FuE-Aufwand am Umsatz...342

288 274 Tabelle A : Kooperationspartner nach Aufwand für FuE- Kooperationen vom FuE-Aufwand Tabelle A : Kooperationspartner nach Dienstleistungstyp Tabelle A : Kooperationspartner nach Technologieposition der Produkte Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme in Abhängigkeit von Beschäftigte Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme in Abhängigkeit von Technologieposition Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme in Abhängigkeit von Umsatz Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme in Abhängigkeit von FuE- Aufwand vom Umsatz Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme in Abhängigkeit von Aufwand für FuE-Kooperation vom GesamtFuE- Aufwand Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme in Abhängigkeit von Dienstleistungstyp Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme in Abhängigkeit von Technologieposition Produkte Tabelle A : Wirksamkeit Unterstützungsleistungen von Transfermittlern in Abhängigkeit von Beschäftigte Tabelle A : Wirksamkeit Unterstützungsleistungen von Transfermittlern in Abhängigkeit von Technologieposition Tabelle A : Wirksamkeit Unterstützungsleistungen von Transfermittlern in Abhängigkeit vom Umsatz Tabelle A : Wirksamkeit Unterstützungsleistungen von Transfermittlern in Abhängigkeit vom FuE-Aufwand vom Umsatz Tabelle A : Wirksamkeit Unterstützungsleistungen von Transfermittlern in Abhängigkeit von Aufwand für FuE-Kooperation vom GesamtFuE-Aufwand...348

289 275 Tabelle A : Wirksamkeit Unterstützungsleistungen von Transfermittlern in Abhängigkeit von Dienstleistungstyp Tabelle A : Wirksamkeit Unterstützungsleistungen von Transfermittlern in Abhängigkeit von Technologieposition Tabelle A : Wirksamkeit Finanzierung in Abhängigkeit von Beschäftigte Tabelle A : Wirksamkeit Finanzierung in Abhängigkeit von Technologieposition Tabelle A : Wirksamkeit Finanzierung in Abhängigkeit von Umsatz Tabelle A : Wirksamkeit Finanzierung in Abhängigkeit von Beschäftigte FuE-Aufwand vom Umsatz Tabelle A : Wirksamkeit Finanzierung in Abhängigkeit von Aufwand für FuE-Kooperation vom GesamtFuE-Aufwand Tabelle A : Wirksamkeit Finanzierung in Abhängigkeit von Dienstleistungstyp Tabelle A : Wirksamkeit Finanzierung in Abhängigkeit von Technologieposition Produkte Tabelle A : generelle Bedeutung nach Technologieposition Kooperationspartner Tabelle A : generelle Bedeutung nach regionaler Herkunft der Kooperationspartner Tabelle A : Anreize nach Technologieposition Kooperationspartner Tabelle A : Anreize nach regionaler Herkunft der Kooperationspartner Tabelle A : Hemmnisse nach Technologieposition Kooperationspartner Tabelle A : Hemmnisse nach regionaler Herkunft der Kooperationspartner Tabelle A : Nutzung Instrumente nach Technologieposition Kooperationspartner Tabelle A : Nutzung Instrumente nach regionaler Herkunft der Kooperationspartner...358

290 276 Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme nach Technologieposition Kooperationspartner Tabelle A : Wirksamkeit Kontaktaufnahme nach regionaler Herkunft der Kooperationspartner...359

291 277 Anhang I: PATENANMELDUNGEN DPMA, EPO Tabelle A 5.5-1: Patenanmeldungen DPMA, EPO von Anmeldungen beim DPMA 1 Anmeldungen beim EPO 2 Japan Schweiz Schweden Österreich Deutschland USA Großbritannien Frankreich Niederlande Italien Sonstige Insgesamt Deutsches Patent- und Markenamt 2 European Patent Office Quelle: Rohdaten DPMA 1999, Jahresbericht 1998

292 278 Tabelle A 5.5-2: Anteile und Veränderungen im Zeitverlauf verschiedener Länder an am DPMA angemeldeten Patenten D % gesamt 1 83,02 83,25 83,05 82,64 81,37 83,03 2 0,28-0,24-0,49-1,54 2,05 Wachstum 5,59 4,31 11,61 5,86 5,05 6,49 US gesamt 2,69 2,85 3,04 2,93 3,83 3,28 5,72 6,81-3,48 30,56-14,41 11,33 11,69 8,26 40,37-11,90 11,95 J gesamt 6,19 5,43 1,27 5,54 6,00 5,65-12,34-76,63 336,95 8,33-5,87-7,70-75,56 390,10 16,47-3,11 64,04 GB gesamt 0,42 0,44 0,45 0,37 0,29 0,36 5,76 1,49-18,56-20,70 22,93 11,36 6,12-8,65-14,74 26,54 4,13 CH gesamt 2,04 2,05 2,06 2,23 2,16 2,07 0,74 0,48 8,03-2,97-4,14 6,07 5,07 21,17 4,33-1,33 7,06 S gesamt 0,26 0,34 0,35 0,34 0,35 0,31 30,69 3,92-3,73 3,05-12,82 37,61 8,67 7,98 10,80-10,26 10,96 A gesamt 0,92 1,00 0,91 1,02 1,01 0,97 8,25-8,93 12,99-1,39-3,89 13,99-4,77 26,73 6,03-1,07 8,18 gesamt 0,71 0,70 0,68 0,87 1,07 0,91 F -1,20-2,82 28,34 22,85-14,73 4,04 1,62 43,95 32,08-12,23 13,89 gesamt 0,34 0,32 0,31 0,29 0,27 0,33 NL -6,37-3,00-6,45-6,37 21,76-1,41 1,43 4,93 0,67 25,33 6,19 I gesamt 0,47 0,51 0,42 0,40 0,30 0,27 7,98-16,75-4,90-24,43-10,90 13,71-12,95 6,67-18,75-8,28-3,92 Gesamt 2,95 3,12 3,14 3,36 3,34 2,82 Sonstige 5,95 0,41 7,31-0,70-15,64 11,56 5,00 20,36 6,77-13,16 6,11 1 Anteil an DPMA- Anmeldungen 2 Veränderung Anteil der Anmeldungen aus einzelnen Ländern am Gesamtanteil der Anmeldungen Quelle: Rohdaten DPMA 1999, Jahresbericht 1998, eigene Berechnungen

293 279 Tabelle A 5.5-3: Anteile und Veränderungen im Zeitverlauf verschiedener Länder an am EPO angemeldeten Patenten D % gesamt 1 18,63 18,38 19,10 18,27 18,84 19,77 2-1,34 3,88-4,34 3,14 4,95 Wachstum 0,12 8,04 1,49 19,06 19,68 9,68 US gesamt 29,62 29,46 29,60 29,69 28,34 28,56-0,55 0,49 0,30-4,55 0,76 0,92 4,52 6,41 10,19 14,91 7,39 J gesamt 18,35 18,28 17,24 17,99 17,79 16,86-0,38-5,70 4,35-1,11-5,21 1,08-1,92 10,70 14,15 8,10 6,42 GB gesamt 5,42 5,44 5,36 5,14 5,46 4,87 0,42-1,58-4,05 6,16-10,69 1,90 2,36 1,79 22,55 1,85 6,09 CH gesamt 3,75 3,38 3,43 3,31 3,80 3,88-9,92 1,48-3,38 14,67 2,18-8,59 5,55 2,50 32,37 16,53 9,67 S gesamt 1,59 1,65 1,75 1,83 2,01 2,12 3,48 5,93 5,00 9,47 5,68 5,00 10,17 11,39 26,37 20,52 14,69 A gesamt 0,93 1,01 0,91 0,82 0,89 0,94 8,92-10,47-8,95 7,86 5,64 0, , , , , ,04 F gesamt 7,77 7,67 7,86 7,32 7,00 6,77-1,29 2,47-6,89-4,38-3,31 0,16 6,58-1,22 10,38 10,26 5,23 NL Gesamt 3,49 3,68 3,56 4,32 4,43 4,24 5,34-3,15 21,35 2,53-4,30 6,89 0,73 28,74 18,36 9,13 12,77 I Gesamt 3,52 3,57 3,48 3,66 3,45 3,44 1,39-2,31 4,98-5,68-0,35 2,88 1,60 11,37 8,88 13,64 7,67 Sonst. Gesamt 6,93 7,49 7,73 7,65 8,01 8,56 8,04 3,17-0,97 4,63 6,85 9,63 7,31 5,06 20,78 21,85 12,93 1 Anteil an EPO-Anmeldungen 2 Veränderung Anteil der Anmeldungen aus einzelnen Ländern am Gesamtanteil der Anmeldungen Quelle: Rohdaten DPMA 1999, Jahresbericht 1998, eigene Berechnungen

294 280 Anhang II: Nobelpreise nach Ländern, Disziplin und Zeitraum Tabelle A 5.5-4: Nobelpreise nach Ländern, Disziplin und Zeitraum Physik Dänemark 2 5,56% - Deutschland 3 6,67% ,65% Frankreich 1 2,22% 1 2,78% 3 8,82% Großbritannien 5 11,11% 5 13,89% - EU Irland 1 2,22% - - Italien 1 2,22% 1 2,78% - Niederlande 1 2,22% 1 2,78% 2 5,88% Österreich 1 2,22% - - Schweden 2 5,56% - Summe 13 28,89% 12 33,33% 11 32,35% Schweiz - 2 5,88% USSR 6 13,33% 1 2,78% - China 2 4,44% - - Andere Kanada - 2 5,88% Japan 2 4,44% 1 2,78% - Pakistan 1 2,78% - Summe 10 22,22% 3 8,33% 4 11,76% USA 22 48,89% 21 58,33% 19 55,88% Summe Medizin Be lgien 1 1,67% 2 4,76% - Dänemark 1 1,67% 1 2,38% - Deutschland 3 5,00% 2 4,76% 3 9,68% Frankreich 3 5,00% 1 2,38% - Großbritannien 9 15,00% 6 14,29% 2 6,45% EU Irland Italien 1 1,67% - 1 3,23% Österreich - 1 2,38% - Portugal 1 1,67% - - Schweden 2 3,33% 4 9,52% - Summe 21 35,00% 17 40,48% 6 19,35% Schweiz 3 5,00% 1 2,38% 1 3,23% Australien 2 3,33% - 1 3,23% Andere Japan ,23% Südafrika 1 1,67% - 0,00% Argentinien 1 1,67% 1 2,38% - Summe 7 11,67% 2 4,76% 3 9,68% USA 32 53,33% 23 54,76% 22 70,97% Summe

295 281 Tabelle A 5.5-5: Nobelpreise nach Ländern, Disziplin und Zeitraum - Fortsetzung Chemie Belgien - 1 3,70% - Dänemark ,03% Deutschland 8 20,51% 2 7,41% 3 9,09% Finnland 1 2,56% - - EU Frankreich ,03% Großbritannien 11 28,21% 6 22,22% 3 9,09% Italien 1 2,56% - - Niederlande ,03% Schweden 1 2,56% - - Summe 22 56,41% 9 33,33% 9 27,27% Schweiz 1 2,56% 1 3,70% 1 3,03% Ungarn 1 2,56% - - Norwegen - 1 3,70% - USSR 1 2,56% - - Tschechische / Slowakische 1 2,56% - - Andere Republik Kanada - 1 3,70% 3 9,09% Australien - 1 3,70% - Japan - 1 3,70% - Ägypten ,03% Argentinien - 1 3,70% - Summe 4 10,26% 6 22,22% 5 15,15% USA 13 33,33% 12 44,44% 19 57,58% Summe ,00% ,00% ,00% Ökonomie Deutschland - 1 4,55% Frankreich - 1 4,55% EU Großbritannien 5 22,73% 2 9,09% Niederlande 1 4,55% - Schweden 2 9,09% - Summe 8 36,36% 4 18,18% Norwegen 1 4,55% 1 4,55% USSR 1 4,55% - Andere Kanada - 1 4,55% Indien - 1 4,55% Summe 2 9,09% 3 13,64% USA 12 54,55% 15 68,18% Summe Quelle: Daten: Stand:

296 282 Anhang III: Bedeutung von Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen als Informationsquelle und Kooperationspartner für Innovationen - 4-Länder Vergleich Frankreich (Anzahl der Nennungen in % ) Information von Kooperation mit Universitäten Öffentl. FE. Universitäten Öffentl. FE. FOOD and BEVERAGE TEXTILE WOODEN PRODUCTS CHEMICALS RUBBER and PLASTICS NON-METALLIC PRODUCTS BASIC AND FABRICATED M ETALS MACHINERY & EQUIPMENT ELECTRICAL & ELECTRONIC PRODUCTS TRANSPORTATION EQUIPMENT NEC Deutschland (Anzahl der Nennungen in % ) Information von Kooperation mit Universitäten Öffentl. FE. Universitäten Öffentl. FE. FOOD and BEVERAGE TEXTILE WOODEN PRODUCTS CHEMICALS RUBBER and PLASTICS NON-METALLIC PRODUCTS BASIC AND FABRICATED METALS MACHINERY & EQUIPMENT ELECTRICAL & ELECTRONIC PRODUCTS TRANSPORTATION EQUIPMENT NEC

297 283 Irland (Anzahl der Nennungen in % ) Information von Kooperation mit Universitäten Öffentl. FE. Universitäten Öffentl. FE. FOOD and BEVERAGE TEXTILE WOODEN PRODUCTS CHEMICALS RUBBER and PLASTICS NON-METALLIC PRODUCTS BASIC AND FABRICATED METALS MACHINERY & EQUIPMENT ELECTRICAL & ELECTRONIC PRODUCTS TRANSPORTATION EQUIPMENT NEC Spanien (Anzahl der Nennungen in % ) Information von Kooperation mit Universitäten Öffentl. FE. Universitäten Öffentl. FE. FOOD and BEVERAGE TEXTILE WOODEN PRODUCTS CHEMICALS RUBBER and PLASTICS NON-METALLIC PRODUCTS BASIC AND FABRICATED METALS MACHINERY & EQUIPMENT ELECTRICAL & ELECTRONIC PRODUCTS TRANSPORTATION EQUIPMENT NEC Quelle: Mohnen 2000

298 284 Anhang IV: Messung und Bewertung der Instrumente des Wissens- und Technologietransfer Tabelle A 5.5-6, Tabelle A und Tabelle A geben einen Überblick über verschiedene Input-, Output sowie Prozessbezogene Indikatoren für die Messung und Bewertung der Transferinstrumente Auftragsforschung, FuE-Kooperation, Unternehmensgründung sowie Schutzrechte. 409 Tabelle A 5.5-6: Inputbezogene Indikatoren Auftragsforschung FuE-Kooperationen Unternehmensgründun- Monetäre und nichtmonetäre Investitionen in die Wissensbasis des T-Produzenten Monetäre und nichtmonetäre Investitionen in die Auftragsforschung durch den Auftraggeber und den T- Produzenten Forschungsleistungen von Unterauftragnehmern Technologischer Input des T-Produzenten und des Auftraggebers Monetäre und nichtmonetäre Investitionen in die Wissensbasis des Konsortiums Monetäre und nichtmonetäre Investitionen in die Auftragsforschung durch das Konsortium Staatliche Unterstützung (Steuervorteile, Subventionen Technologischer Input des Konsortiums (Patente, Vorleistungen). gen Forschungsinvestitionen vor der Gründung der Spin-offs (technologische Basis des Spinoffs) Patentaktivitäten vor der Gründung der Spinoffs Investierte Ressourcen des Entrepreneurs (in Zeit und Geld) Kapitalinvestments in Spin-offs Investierte staatliche Beihilfen zur Gründung von Spin-offs Schutzrechte Monetäre und nichtmonetäre Investitionen in die Wissensbasis vor der Schutzrechtsanmeldung Forschungsleistungen von Unterauftragnehmern Technologischer Input vor der Schutzrechtsanmeldung (Patente, Forschungsergebnisse) 409 Zur Indikatorensammlung vgl. auch Autio / Laamanen 1995, S. 654ff.; OECD 1998, S. 27, Charles / Howells 1992, S. 35ff., Rubenstein / Geisler 1991, S. 187ff.

299 285 Tabelle A 5.5-7: Outputbezogene Indikatoren Auftragsforschung FuE-Kooperationen Unternehmensgründungen Schutzrechte Anzahl publizierter Artikel Anzahl publizierter Artikel Anzahl der Patente, Inventionen und Innovationen Anzahl von Schutzrechtsanmeldungen der Spin-offs Anzahl erstellter Forschungsberichte Anzahl erstellter Forschungsberichte Durch die Spin-offs vergebene Lizenzen Anzahl von Lizenzen Anzahl von For- Anzahl von Forschungs- Anzahl von Forschungs- Anzahl von For- schungspreisen Anzahl interner Seminare zur Übertragung der Forschungsergebnisse an den Auftraggeber Anzahl und Qualität der gelösten technologischen Probleme Anzahl entwickelter Inventionen und Innovationen preisen Anzahl gemeinsamer Seminare zur Übertragung der Forschungsergebnisse im Konsortium preisen Lizenzeinnahmen der Spin-offs Anzahl / Anteil Neuprodukte (Neuentwicklungen) Jährliche und kumulierte Umsätze und Gewinne der Anzahl und Qualität der gelösten technologischen Probleme Anzahl entwickelter Inventionen und Innovationen Spin-offs Anzahl erteilter Patente Anzahl erteilter Patente Anzahl neuer Arbeitsplätze durch die Spin-offs Anzahl vergebener Lizenzen Aufwandserstattung durch Auftraggeber Erzielte Lizenzeinnahmen Umfang Personalaustausch und gegenseitige Nutzung von Geräten Investitionen in die Verwertung der Forschungsergebnisse Veränderung Produktion, Produktivität, Umsatz, Gewinne beim Auftraggeber Veränderung Technologiebasis und FuE- Kompetenzen beim Auftraggeber Verkürzung der FuE- Dauer Verkürzung der time to market Anzahl vergebener Lizenzen Aufwandserstattung innerhalb des Konsortiums Umfang Personalaustausch und gegenseitige Nutzung von Geräten Investitionen in die Ve r- wertung der Forschungsergebnisse Veränderung Produktion, Produktivität, Umsatz, Gewinne bei den Konsortiumsmitgliedern Diffusion und Nutzung der Technologie bei den Konsortiumsmitgliedern Veränderung Technologiebasis und FuE- Kompetenzen bei den Konsortiumsmitgliedern Verkürzung der FuE- Dauer bei den Konsortiumsmitgliedern Verkürzung der time to market bei den Konsortiumsmitgliedern Anzahl, Art und geographische Kundenverteilung der Anzahl der beschäftigten in Spin-offs (Teilzeit, Studenten) Venture Capital Investitionen in Spin-offs Veränderung Produktion, Produktivität, Umsatz, Gewinne in der regionalen Wirtschaft Veränderung der Technologiebasis der Spin-offs Veränderung der Diffusion neuer Technologien in die lokale Wirtschaft durch Spin-offs Time lag der Kommerzialisierung von Spin-off- Technologien Veränderung der regionalen Wirtschaftsstruktur durch Spin-offs schungspreisen Lizenzeinnahmen Anzahl verkaufter Patente Einnahmen aus verkauften Patenten Verkürzung der FuE-Dauer für den Kunden Veränderung Technologiebasis und FuE-Kompetenzen beim Anwender Verkürzung der FuE-Dauer Verkürzung der time to market Anzahl neuer Projekte resultierend aus Schutzrechtsverwertung

300 286 Tabelle A 5.5-8: Prozessbezogene Indikatoren Schutzrechte Auftragsforschung FuE-Kooperationen Unternehmensgründungen Anzahl neuer Projekte Anzahl neuer Projekte Anzahl von Spin-offs Anzahl und Intensität von Kontakten mit potentiellen Anwender vor Lizenzierung / Patentverkauf Häufigkeit und Intensität Second generation der Interaktion mit Spin-off Rate dem Auftraggeber Anzahl als Gutachter / Consultant vom Auftraggeber bestellter Wissenschaftler Personalaustausch- und Job-Rotation- Vereinbarungen Anzahl Spin-Offs und andere neu gegründete Organisationen zur Verwertung der Forschungsergebnisse Häufigkeit der Nutzung von Technologietransferinstrumenten Kontinuität und Intensität der Interaktion von Auftraggeber und T- Produzent Informationsgehalt von Interaktionen Richtung und Intensität des Technologieflusses zwischen Auftraggeber und T-Produzent Anzahl der an der Auftragsforschung beteiligten Unternehmen Häufigkeit und Intensität der Interaktion zwischen den Konsortiumsmitgliedern Informationsgehalt von Interaktionen Richtung und Intensität des Technologieflusses im Konsortium Anzahl der am Konsortium beteiligten Unternehmen Häufigkeit der Nutzung externer Technologiequellen Art von gegründeten Unternehmen Anzahl Spin-offs und andere neu gegründete Organisationen zur Verwertung der Forschungsergebnisse Häufigkeit der Nutzung von Technologietransferinstrumenten Kontinuität und Intensität der Interaktion von Auftraggeber und T- Produzent Unternehmenswachstum (Personal, Umsätze) Anzahl neuer Industriezweige durch die Spinoffs Gründung von Technologiezentren und anderen Unterstützungseinrichtungen für Spin-offs Häufigkeit und Entwicklung von Beziehungen zwischen Spinoffs und Inkubatoren Häufigkeit der Nutzung von Technologietransferinstrumenten Häufigkeit der Nutzung externer Technologiequellen Richtung und Intensität des Technologieflusses zwischen Spin-off und seiner Umgebung Anzahl der an den Spinoffs beteiligten Forscher Kommerzialsierungsrate von Forschungsprojekten Anzahl von Entwic k- lungsallianzen Spin-off- Industrie Genutzte Marketinginstrumente zur Schutzrechtsverwertung (Messen, Ausstellungen, persönliche Kontakte)

301 287 Anhang V: Impact-Analyse biomedizinischer Veröffentlichungen, SCI-Publikationen Abbildung A und Abbildung A zeigen die Wirkung von SCI- Veröffentlichungen in der Wissenschaft, gemessen an der Zitationsquote in Abhä n- gigkeit von der Sprache der Veröffentlichung. Die Bewertung der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit der Länder in der biomedizinischen Forschung erfolgt dabei über den field normalized impact Indikator (IMP). Dieser Indikator wird über die Zitationsquote der Veröffentlichungen eines Landes über einen Zeitraum von 5 Jahren im Verhältnis zur gewichteten normalisierten Bedeutung der Veröffentlichungsquelle (Zeitschrift) bestimmt. IMP = 1 gibt dabei den weltweiten Durchschnittswert an. Abbildung A 5.5-1: Impact-Analyse biomedizinischer Veröffentlichungen, SCI- Publikationen alle Sprachen Quelle: van Leeuwen et al 2000, S. 2

302 288 Abbildung A 5.5-2: Impact-Analyse biomedizinischer Veröffentlichungen, SCI- Publikationen englische Sprache Quelle: van Leeuwen et al 2000, S. 3 Werden alle Veröffentlichungen berücksichtigt, zeigt sich, daß die Veröffentlichungen französischer und deutscher Wissenschaftler im Vergleich zu Wissenschaftlern aus den USA, Großbritannien und der Schweiz eine deutlich niedrigere Wirkung haben (weniger stark wahrgenommen werden). Werden hingegen nur englischsprachige Publikationen in die Betrachtung einbezogen weisen sowohl Deutschland als auch Frankreich eine wesentliche höhere Wirksamkeit auf, besonders auffällig ist der Anstieg der schweizerischen wissenschaftlichen Veröffentlichungen Für eine Diskussion der bibliometrischen Analysen vgl. Okubo 1997

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