exkursion vicenza verona veneto

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1 juni 2009 exkursion vicenza verona veneto

2 frontcover: Sulamith und Maria oder Italia und Germania Friedrich Overbeck ( ), gemalt 1828 Größe 94,4 x 104,7 cm, Öl auf Leinwand, Neue Pinakothek, München btu cottbus fakultät II architektur, städtebau und bauingenieurswesen lehrstuhl für entwerfen, gebäudekunde und raumgestaltung prof. jörg j.kühn konrad-wachsmann-allee 6, cottbus vicenza - verona - veneto exkursion im 2. semester juni 2009 exkursionsleitung: richard knoll henri praeger norbert kling julia zillich der exkursionsreader dient der übersicht und orientierung während der studienreise. die text- und bildbeiträge sind von den teilnehmenden studierenden verfaßt worden. eine auswahl der beiträge wird durch ein vor ort gehaltenes referat ergänzt. die projektbeschreibungen sind stadtbezogen und chronologisch geordnet und sind auf übersichtskarten markiert.

3 exkursionsprogramm zu den gekennzeichneten (*) programmpunkten sind texte mit näheren informationen enthalten. veränderungen sind möglich mo., hinfahrt mi., verona 06:45 uhr treffpunkt schwimmhalle btu 07:00 uhr abfahrt 13:00 uhr ankunft dachau versöhnungskirche * 14:30 uhr abfahrt richtung münchen 14:45 uhr ankunft münchen olympiagelände * 16:00 uhr weiterfahrt nach italien 21:30 uhr ankunft in vicenza bezug der jugendherberge anschl. freie abendgestaltung di., vicenza 09:00 uhr stadtbesichtigung: 09:30 uhr basilica 11:00 uhr teatro olimpico * palazzo valmarana palazzo thiene 11:45 uhr palazzo barbaran da porto 13:30 uhr mittagessen 14:45 uhr treffpunkt bus 15:00 uhr besichtigung villa la rotonda * 17:00 uhr zu fuss zur villa valmarana * 18:30 uhr rückfahrt zur jugendherberge anschl. freie abendgestaltung 09:00 uhr abfahrt nach verona 10:00 uhr villa poiana 12:00 uhr villa pisani 13:00 uhr mittagessen 14:00 uhr arena di verona * 15:00 uhr banca popolare 16:00 uhr museo di castelvecchio * 18:30 uhr rückfahrt nach vicenza anschl. freie abendgestaltung do., veneto 7:45 uhr abfahrt ins veneto 9:00 uhr gipsoteca canova * 11:00 uhr villa barbaro * 13:00 uhr friedhof familie brion * 14:30 uhr mittagessen anschl. abfahrt 15:30 uhr villa emo 17:30 uhr villa cornaro * anschl. rückfahrt nach vicenza und freie abendgestaltung

4 exkursionsprogramm fortsetzung fr., venezia 08:00 uhr abfahrt nach venedig 08:30 villa foscari la malcontenta * 10:00 uhr ankunft venedig vaporettostation fahrt zu piazza san marco zu fuss weiter zu den giardini 10:30 uhr besuch der biennale 09 * anfangs gemeinsam, dann individuell 17:00 uhr optional: gemeinsam zur fondazione querini stampaglia * sonst: individueller rückweg durch venedig zum bus 20:00 uhr abfahrt bus nach vicenza oder: individuell mit der bahn zurück nach vicenza sa., rückfahrt 08:00 uhr abfahrt richtung deutschland 13:00 uhr pause in innsbruck olympiaschanze von z. hadid 15:00 uhr weiterfahrt nach cottbus 23:00 uhr ankunft in cottbus

5 teilnehmer studierende: eleonora ananieva laura angelow lara asaf felix bentlin anne bergmann christian bienert marina bosch stephan bradtner judith brandenstein jane breske clarissa dorsch mario drelas michal fulawka carolin gerber saskia grote philipp hössel lea hübner maria const. hutter antje klonek alissa kniesburges doreen knorr silas kretschmer maria kürth beatrice lange kathrin lange mathias lehmann pantelis lekakis susann lobstein toni loitsch janine mahler julia merkel elly nowak christin reuschel sebastian rowedder tobias schmalfuß kay schubert saskia vetter christiane wagner björn wehmeier julia wittek saskia worlitzer assistenten / tutoren: richard knoll norbert kling henri praeger julia zillich andreas friedel kontaktadressen jugendherberge: ostello olimpico di vicenza via giuriolo, 9 i vicenza (vi) tel:

6 Die Entwicklung der Städte Venedig, Verona und Vicenza Venedig Die Namensgeber der Stadt waren die Veneter. Ein antikes Volk, welches selbstständig existierte Jahre 421 n. Chr. gegründet worden und bestand nur aus ein paar Siedlungen, die sich auf Inseln in der Lagune befanden. Die Ausdehnung der Stadt geht auf einen Zustrom an Oberitalienern zurück, die 452 vor den Hunnen bzw. 568 vor Venedig war ein Außenposten des Byzantischen Reiches wurde aber nicht dominiert, so dass es seine Selbstständigkeit wahrte. Zudem schloss die Stadt Handelsverträge mit dem Frankenreich. So erhielt Venedig die Monopolstellung für den Handel zwischen dem Byzantischem Reich und dem westlichen Europa. Über die Jahre wurde die Stadt immer autonomer. Durch die Wahl eines Dogen wurde Venedig endgültig eine selbstständige Republik. Fortan regierte ein auf Lebzeiten gewählter Doge, neben dem eine Versammlung aus Adligen auftrat sicherte sich Venedig ein Handelsabkommen mit Byzanz, welches der Stadt eine Monopolstellung im Byzantischen Reich bescherte. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Feindseligkeit zwischen dem Kaiser des Byzantischem Reiches und Venedig führte Venedig den 4. Kreuzzug an der eigentlich nach Ägypten führen sollte, aber in der Plünderung Konstantinopels endete. Es wurde ein Kaiserreich auf Byzantischem gelenkt wurde. Während dieser Zeit wurden große Reichtümer nach Venedig gebracht. Im 14.Jh. dehnte sich Venedig auch auf das Festland aus und gelang sogar in den Besitz Zyperns. Mit den Eroberungen Konstantinopels, durch die Osmanen im Jahre 1453, bauten die Osmanen ihre Vormachtstellung im östlichen Mittelmeerraum sank die Bedeutung der Stadt Venedig. Gleichzeitig kam es, mit den Entdeckungen Vasco da Gamas, zu einer Verlagerung des Seehandels auf den Atlantik. Somit brach der Gewürzhandel ein. Ab 1571 war Zypern in osmanischer Hand und bald darauf auch die meisten griechischen Inseln. Gleichzeitig gab es ein erstarken der Seemächte England, Portugal, Spanien und Niederlande. Dadurch wurde Venedig auf eine Lokalmacht reduziert. Zu dieser Zeit kam es zum Bruch mit dem Papst, da Venedig die christliche Kirche ignorierte. Abb.01: Luftbild von Venedig

7 Im Jahr 1797 wurde Venedig Bestandteil Österreichs. Zwar gab es 1848 eine Revolution und Gründung der Republik Venedigs, allerdings schlug Österreich diese nieder wurde das Königreich Italien gegründet und dieses eroberte 1866 Venedig. Durch den Wiener Friedensvertrag im Jahre 1866 wurde Venedig Verona Herzogtum Bayern angeschlossen wurde. Mit dem Beginn des 12.Jh. wurde Verona zum ersten Mal selbstständig und besaß Stadtrechte. Verona stand fortan an der Spitze des Lombardischen Städtebundes, welcher die Selbständigkeit der Stadt garantierte. Zudem war sie von 1181 bis 1185 Sitz des Papstes. Papst Luzius III. wurde im Chor des Doms bestattet und Papst Urban III. als sein Nachfolger ernannt. In den folgenden Jahren wurde die Stadt durch die Machtkämpfe rivalisierender Familien erschüttert, bis im Jahr 1260 die Familie della Scala die Stadt zu ihrer höchsten Macht brachte. Ab 1387 war Verona unter der Kontrolle Mailands und ab dem Jahr 1405 unter der Kontrolle Venedigs. Mit dem Anschluss Venedigs wurde auch Verona 1797 an Österreich angeschlossen bis es 1866 Abb.02: bebautes Ufer der Stadt Verona Verona wurde von den Rätern und Euganeern gegründet und wurde 550v.Chr. von den Cenomanen erobert. Im Jahre 89v.Chr. wurde es eine römische Kolonie doch erst durch Kaiser Augustus wurde Verona eine große Stadt. Bis sie 452 von Attila geplündert und verwüstet wurde. Ab dem Jahr 489 wurde sie Residenz des Ostgoten König. Im 5./6.Jh. war sie zudem die Residenz des Langobardenkönigs, bis es an das fränkische Reich kam und damit an das Vicenza Stadt und Provinz Vicenza nehmen den mittleren Teil Venetiens ein. Als erste Bewohner dieses Gebietes gelten die Urvenetier (antikes Volk), was durch zahlreiche Funde belegt wurde. Im 4. Jahrhundert erschienen die Römer, die dem Gebiet mit ihrem Lex Saltus (Gesetzestexte) eine wirtschaftliche und juristische Gestalt gaben. Nach der römischen Herrschaft und bis um das fremder Völker zum Opfer. Es verwüstete stark und verarmte. Damit veränderte sich die Landschaft.

8 Die im Rahmen der römischen Herrschaft ins Leben gerufenen Agrarkulturen wurden aufgegeben. Wald und Weiden rückten zu Lasten der Felder vor. Erschwerend kamen ausgedehnte Überschwemmungen hinzu. Zudem hatte sich die Landbevölkerung infolge der Notstände verringert, die erst nach dem Jahre 1000 wieder anwuchs. Bürgerlicher Landsitz ist vor allem in erheblichen Boden Verbesserungsmaßnahmen erfordern. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vermehrt sich der Erwerb von Boden auf dem Festland seitens des vicentinischen und des venezianischen Adels. Die starke Nachfrage nach bebaubarem und bebautem Land übertrifft das Angebot. Naturgemäß steigen die Preise. Brachland urbar gemacht. Dieses wird nun als landwirtschaftlich nutzbar in den Grundstücksmarkt mit einbezogen. sich vollzogen. Nicht Befestigungen sind nötig, um den Landbesitz zu verteidigen, sondern Agrarverwaltungen. Die Umgebung erhält ein neues Gesicht. Sie breitet ihre Acker und Felder aus. Wildnis wird zum Saatland. Doch im 17. Jahrhundert bremst eine Krise diese Entfaltung mit folgendem Stillstand in den Produktionsinvestitionen. Es setzt wieder ein fortschreitender Verfall und Zerfall ein. Man kehrt zur Weide und Viehzucht zurück. In dieser Zeit behauptet sich die Villa als Landsitz des städtischen Adels. Im 18. Jahrhundert erholt sich die Stadt. Während die Überwachung und Verwaltung des Geländes erst in den folgenden Jahrhunderten endgültige und rechtliche Formen annehmen, wirkt sich das Interesse des vicentinischen und des venezianischen Adels schon jetzt auf die Wohnstruktur des herrschaftlichen Betriebes aus. So beginnt die Entwicklung zu einem neuen Villentyp, dem wir in der Landschaft des Veneto begegnen. Mit der Verwandlung einer Klasse von Großgrundbesitzern im frühen 16. Jahrhundert beginnt für die Landwirtschaft eine Epoche der Ausdehnung. Es entstehen die Villen des Cinquecento, deren Berühmteste von Palladio stammen. Der Übergang von der mittelalterlichen Burg zur Renaissance- Villa hat Abb.03: Vicenza

9 1. Renaissance 1.1 Die Wiederentdeckung der Antike Die Renaissance wird im Allgemeinen als den Beginn der Zeitwende zwischen Mittelalter und Neuzeit beschrieben. Sie begann 1400 und dauerte bis 1600 an, wobei die genauen Jahrezahlen sich von Land zu Land unterscheiden, da die Renaissance zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Europa auftrat. Renaissance bedeutet wörtlich übersetzt Wiedergeburt, wird jedoch als Wiederentdeckung der Antike bezeichnet. Zudem wird sie in Früh-, Mittel- und Spätrenaissance unterteilt. Ihren Urpsung hatte die Renaissance in Italien, da dort zum einen die Erinnerungen an die Antike noch sehr präsent waren, auf grund byzantinischer Flüchtlinge, die nach der Eroberung Byzanz` und Griechenland um 1430 nach Italienen kamen. Zum Anderen sorgte der durch den Handel entstandene Wohlstand zu mehr Aufträgen in der Kunst. griechischen und römischen Antike, das sich in der Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur und Kunst widerspiegelt. Allerdings bleibt zu betonen, dass dieser Wandel nur in der geistigen Elite der Bürger vonstatten ging und nicht im einfachen Volk. Im Vordergrund standen vor allem die Idee des Individualismus und der Freiheit jedes einzelnen. Des Weiteren wurde die literarische, geschichtliche, sprachliche und philosophische Bildung Mittelpunkt der Geistesbewegung, sowie der weitverbreitete Humanismus. Das Ideal war somit ein Universalgenie des Menschen zu schaffen, dass in allen Bereichen gebildet war und gute Kenntnisse und Leistungen zeigte. Die in den vorangegangen Jahrhunderten starke Reliogiösität wurde mehr und mehr von der anthropozentrischen Sicht der Dinge abgelöst. Der Mensch stellte also von nun an das Maß aller Dinge dar. Die Künste Architektur, Malerei und Skulptur waren nun nicht mehr eingebunden in das System der Kathedrale und von ihr abhängig; sie traten isoliert als Einzelkunstwerke auf. Nach rund 1000 Jahren entstanden nun erstmals z.b. wieder freistehende Großplastiken. Zudem beschäftigte man sich zunehmend mit Abb.01: Albrecht Dürer- Porträt einer Venezianerin (1505) der Landschaftdarstellung, Büsten und der Der Manierismus hielt Einzug in die Kunst, sodass es zu einer sehr persönlichen Audrucksweise und einem zu kunstreichen Spiel mit allen zur

10 Verfügung stehenden Mitteln mit Neigung zu Übertreibungen und theatralischen Effekten kam. In jener Epoche wurde außerdem die Zentralperspektive, die die zeichnerische und malerische Kunst revolutionierte, entwickelt. Die aus der Naturbeobachtung heraus gewonnenen Erkenntnisse über Proportion, Perspektive und menschlichen Körperbau wurden auf mathematische Formeln gebracht und die so gewonnenen Regeln bildeten die Grundlage für einen besonders in Italien verbindlichen Kanon der Schönheit und Naturwahrheit. Abb.02: Andrea Palladio - La Rotonda (1571) 1.2 Die Veränderungen innerhalb der Gesellschaft In der Architektur bediente man sich einfachen geometrischen Formen wie dem Kreis oder dem Quadrat. Viele Bauelemente wurden direkt aus der Antike übernommen, wie die Säulen, Kapitelle oder Pilaster. Die Bauherren der Renaissancebauten drückten besonders Klarheit und Harmonie aus und bedienten sich Vitruvs De Architectura, um ideale Proportionen zu erschaffen. Ausgewogene Proportionen, Schönheit der Einzelformen, Symmetrie und Harmonie aller Teile und des Ganzen sollten die göttliche Wahrheit der Geometrie und ihre moralische Kraft verkörpern. Der im Mittelalter noch dem Handwerker gleichgestellte Künstler wird nun als etwas gesellschaftlich Außerordentliches angesehen. Natürlich drückte sich die Renaissance auch in des Buchdrucks immer mehr einen ungeheuren Aufschwung erlebte. Als wichtigster Literat galt damals Martin Luther, der durch seine 95 Thesen an der wittenberger Kirchenpforte die Reformation und den Protestantismus begründete. In der Musik kam es erstmals dazu, dass Lieder nicht nur von Gotteslob handelten, sondern auch alltägliche Situationen aufgegriffen und zu Texten verarbeitet wurden. Als wichtige Erneuerung in der Musik, ist der Meistersang zu erwähnen. Des Weiteren wurde Musik als Werk betrachtet, sodass die Komponisten aus ihrer Anonymität heraustraten. Ökonomisch betrachtet brachte die Renaissance vor allem Wohlstand durch die fortschreitende Stadtentwicklung und den Beginn systematischer Handelsbeziehungen. Von nun an konnten Bürger, die nicht dem Adelsgeschlecht entstammten gesellschaftlich aufsteigen. Der Handel beschleunigt das Leben, der frühe Kapitalismus fördert neben dem Austausch von Gütern auch den Austausch von Ideen

11 und Kunst. Florenz, am Puls der neuen Zeit, entwickelt sich zur zentralen Drehscheibe im Geld- und Handelsverkehr. Auf grund der Abschaffung des Zinsverbotes gewannen Bankhäuser wie die der Fugger oder der Medici immer mehr an Bedeutung und den sozialen Abstieg der einfachen Bürger mit sich, wodurch es immer wieder zu unzähligen Bauernkriegen kam, da das Volk diese Ungerechtigkeit nicht länger hinnehmen wollte. Diese Kriege änderten jedoch nichts an der damaligen Herrschaftsauffassung, da es außer Gott in der Renaissance keine politische oder geistliche Macht gab, die über einem Fürsten stand. Demnach war der Fürst keiner übergeordneten Person zu Gehorsam und seinem eigenen Gewissen rechtfertigen. Seine Untertanen hingegen musstem ihm treu in jeglicher Hinsicht dienen. Damalige Politiker und Denker gingen davon aus, dass sich der Mensch und damit die Gesellschaft nicht ändern würde. Der zeitgenössische Staatsdenker Macchiavelli nannte die Gesellschaft undankbar, wankelmütig, korrupt, degeneriert, launisch, heuchlerisch und raffgierig Dadurch, dass Staatsdenker der Gesellschaft diese negativen Eigenschaften und deren Unabänderlichkeit unterstellten, rechtfertigten sie die von ihnen vertretene Politiktheorie und die politische Praxis vieler Renaissancefürsten. Dabei lehnten sie sich, Staatsdenker wie Staatslenker, oft beispielhaft an die Politik der Römer und Griechen der Antike an. 2. Leonardo da Vinci Das Universalgenie der Renaissance Leonardo da Vinci (* 15. April 1452 in Anchiano bei Vinci; 2. Mai 1519) schuf nicht nur zahlreiche Kunstwerke, sondern mehr noch eine große Abb.03: L. da Vinci - Das letzte Abendmahl ( ) Anzahl von Entwürfen für Gebäude, Maschinen, Kunstgegenstände, Gemälde und Skulpturen, zu deren Realisierung er nie kam, er galt als das Universalgenie der Renaissance schlechthin und fasziniert noch heute die Künstler. Als herhausragende Werke da Vincis gelten vor allem: Der vitruvianische Mensch, Die Felsengrottenmadonna, Das letzte Abendmahl und die Mona Lisa. 2.1 Wichtige Renaissancekünstler Jan van Eyck (um ) Leon Battista Alberti ( ) Donato Bramante (ca ) Albrecht Dürer ( ) Erasmus von Rotterdam (ca ) Michelangelo Buonarroti ( )

12 Proportion in der Architektur der Renaissance Wesentliche Grundlage für die Architektur der Renaissance waren die Kenntnisse aus der Antike. Eine deutliche Beachtung fanden die ausgewogenen Proportionen und das Harmonieverständnis der antiken Welt, welche übernommen und weiterentwickelt wurden. Architekten der Renaissance erforschten nicht nur alte Ruinen und Gebäude, sondern auch die Gegebenheiten der Natur, um von deren Proportion und Symmetrie zu lernen. Als Ideal galt die Ausgewogenheit in allen Dingen, sowohl beim Menschen (Universalgenie) als auch in der Architektur. Die römisch-antike Kunst wird wiederentdeckt Die Antike als kulturelles Leitbild prägte die gesamte Epoche der Renaissance und war Grundlage des Harmonieverständnisses. Die Goldenen Proportionen der Antike wurden erneut studiert und der Goldene Schnitt wiederentdeckt. Dieser gilt als verborgener Grundsatz der Harmonie, das einem genauen Zahlenverhältnis zugrunde liegt, zu welchem beispielsweise das Maßverhältnis des menschlichen Körpers und Bauwerke wurden aufgrund dieses Gesetzes von Maß und Zahl in einer harmonischen Komposition gebaut. Die wichtigste Grundlage aller Bautheorien der Renaissance und der späteren Epochen wurde das 1415 fast vollständig wiederentdeckte Traktat De architektura des antiken Baumeisters Vitruv. Er entwickelte die theoretischen Grundbegriffe der Baukunst, die später zum Wesenskern der architektonischen Gestaltung wurden. Zentrale Kriterien der vitruvianischen Theorie, welche in der Renaissance besondere Bedeutung erlangte, sind die ästethischen Begriffe ordinato, eurythmia und symmetria. Ordinato bedeutet dabei die Forderung nach einer durchgängigen Proportionierung eines Bauwerkes im Ganzen und in seinen einzelnen Teilen. Die Wirkung der angewandten Proportionen wird durch die eurythmia beschrieben. symmetria bezeichnet das Resultat dieser proportionalen Gestaltung. Entscheidend am Proportionsbegriff von Vitruv und bestimmend für die Architektur der frühen Neuzeit ist, dass das Prinzip der Proportionierung zwei Momente miteinander verbindet. Ein Beispiel dafür ist das Verhältnis des Durchmessers und der Gesamthöhe von Säulen. Einer der bekanntesten Architekten (und Architekturtheoretiker) der Renaissance, die sich von Vitruvs dio. Der Mensch als Maß aller Dinge (Protagoras) Vitruv erörterte unter anderem die Vorzüge von Proportion und Symmetrie in der Architektur. Er berief sich auf vor allem den menschlichen Körper, der die vollendete Schönheit von Proportion in der Natur darstellt. An Vitruvs Ausführungen zur Analogie des menschlichen Körperbaus und der architektonischen Proportionen wurde in der Renaissance wieder angeknüpft. Die Proportionslehre der Renaissance geschah auf der anthropometrischen

13 Grundlage, welche auf den Körper des Menschen bezogen war. Zu dieser Zeit entstand auch die berühmte Zeichnung des vitruvischen Menschen von Leonardo da Vinci (1487). Dieser zeigt den menschlichen Körper in perfekter Balance. Der Mensch galt in der Renaissance als allseitig und universell. Er wurde als Ebenbild Gottes betrachtet und musste in allen Bereichen möglichst gleich gut begabt, entwickelt und fähig sein. Somit wurden auch Gebäude als Abbild göttlicher Schöpfung betrachtet und nach dessen mathematisch-göttlichen Proportionen errichtet. Diese vitruvianische Architektur befürwortete, der als Universalgenie bezeichnete, Leone Battista Albertis. Er verfasste Bücher, in denen er unter anderem die Architektur auf Grundlage der Gesetze der Natur beschrieb. Im Sinne des Ideals der Gleichmäßigkeit, welches er anstrebte, bevorzugte er die geometrischen Grundformen Kreis und Quadrat bzw. Würfel und Kugel. Somit wurden auch Grundrisse und Fassaden nach dem Gesetz der Symmetrie und Regelmäßigkeit gestaltet. Die rational und gut strukturierte Renaissance-Architektur bestand folglich aus einer Aneinanderreihung weniger, klarer geometrischer Grundformen. Die Säulenordnung In der Renaissance prägte sich ein ganzes System architektonischer Gestaltung aus. Solch eine Ordnung proportionierte die Gebäude und bestimmte ihren Ausdruckscharakter. Die Lehre von den Säulenordnungen mit seinen Proportionsangaben aus der Antike bot eine wissenschaftliche Grundlage für das Bauen in der Renaissance. Es lassen sich 5 verschiede Säulenordnungen unterscheiden: die toskanische Ordnung, die dorische Ordnung, die ionische Ordnung, die korinthische Ordnung und die komposite Ordnung. In der Renaissance wurde diese Säulenordnungen theoretisch durchdrungen, festgeschrieben und angewendet. Die Säulenordnung ergab sich aus der Formenwahl und der Abstimmung von Durchmesser und Größe des Kapitells zur Säulenlänge, was schon Vitruv in seinen Schriften festhielt. vitruvianische Figur 1511

14 1.Camillo Sitte Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen Camillo Sitte publizierte dieses Werk erstmals 1889 in Wien und wirft mit diesem Manifest einen Blick auf die Geschichte früherer städtebaulicher Leistungen und Projekte. Er wagte den Versuch eine Menge schöner alter Platz- und Stadtanlagen auf die Ursache der schönen Wirkung hin zu untersuchen. 1.1 Das Freihalten der Mitte In der Antike war es die Regel, dass Brunnen und Monumente nicht in der Mitte eines Platzes aufgestellt wurden. Die alten Meister verließen sich vielmehr auf ihr natürliches Gefühl. Plätze waren die freien Inseln zwischen den Kommunikationslinien. So lagen Brunnen beispielsweise an der einmündenden Hauptstraße eines Platzes, da die Tränkung der Zugtiere maßgebend war und kein symmetrisches System, wie heut. Monumente dagegen sollten keinesfalls die Ansicht und den Genuß eines Gebäudes stören. Aus diesem Grund mussten sie zur Seite rücken. Für Brunnen und Monumente galt also die Regel des Freihaltens der Mitte. In Italien galt diese Regel jedoch nicht nur für Brunnen und Monumente, sondern vor allem für Kirchen. Aber warum ist es (auch aus heutiger Sicht) viel zu nachteilig die Kirche in die Mitte eines Bauplatzes zu stellen? Zum einen, weil der Effekt sich nirgens konzentriert, sondern ringsherum gleichmäßig zersplittert. Auch ist die Verwachsung mit der Umgebung von vornherein ausgeschlossen. Die Fassade muss ringsherum architektonisch dekorativ ausgeführt werden, was das Projekt sehr kostspielig werden läßt. Ein weiterer Nachteil ist, dass keine bauliche Verbindung zum Kloster, Pfarrhof oder einer Schule möglich ist, was besonders im Winter von Vorteil wär. Des Weiteren bleiben von dem großen Platz bestenfalls noch breite Straßen übrig. In Verona sind sämtliche Kirchen ein- oder wenigstens angebaut. Wichtig ist hierbei, dass das Streben, vor dem Hauptportal einen größeren Platz herauszubekommen, von großer Bedeutung war. Diese Plätze sind besonders wirkungsvoll und die ruhige und bedeutende Pracht der jeweiligen Kirche kommt über deren Abb.01: Verona, Domplatz Hauptfassade und Portale zum Vorschein. Auch in Vicenza sind sämtliche Kirchen (bis auf den Dom) eingebaut. 1.2 Die Geschlossenheit der Plätze Die Hauptbedingung für einen Platz ist die Geschlossenheit des Raums. So ist es für die Platzwirkung sinnvoll an den Straßenecken möglichst nur eine Straße münden zu lassen. Durch das schaffen von Platzwänden betont man die Geschlossenheit. Und war es doch

15 nötig, eine Platzwand für den Verkehr öffnen zu müssen, so bedienten sich die alten Meister an dem Motiv des Torbogens. Durch diesen blieb der Anblick eines tadellosen Abschlusses möglich. Die Torbögen halfen die Wirkung zu verstärken und die Platzwände in ihrer Geschlossenheit nicht zu stören. 1.3 Größe und Form der Plätze Die Größe und Form von Plätzen steht im Verhältnis einer Übereinstimmung mit den dominierenden Gebäuden an dem jeweiligem Platz. Camillo Sitte unterteilt zwischen den sogenannten Tiefen- und Breitenplätzen. Von Tiefenplätzen spricht man, wenn das dominierende Gebäude eine gewisse Höhenentwicklung aufweist, wie es meist bei Hauptfassaden von Kirchen der Fall ist. Liegt der Platz jedoch vor einem Gebäude mit einer vorwiegenden Breitenentwicklung, spricht Camillo Sitte von einem Breitenplatz. Ein Beispiel hierfür ist der Platz vor Rathäusern. Ist ein Platz jedoch zu groß, so löst sich das Verhältnis zwischen dem Platz und dem anliegenden Gebäuden vollständig auf. Der Campo di Marte in Venedig ist ein Beispiel für einen solchen Riesenplatz. Er besitzt eine unverhältnismäßige Riesengröße, die selbst die gewaltigsten Bauwerke zu einer gewöhnlichen Größe zusammenschrumpfen läßt. 1.4 Unregelmäßigkeit alter Plätze Die Ursache für die Unregelmäßigkeiten alter Plätze liegt wie zu erahnen in dem Zusammenspiel mit ganz natürlichen Veränderungen. So verdorrte beispielsweise eine längst nicht mehr vorhandene Wasserrinne, Abb.02: Vicenza, Piazza dei Signori oder ein alter Weg bzw. ein Bauwerk verschwand im Laufe der vielen Jahrhunderte. Ein ganz besonderes Beispiel ist an dieser Stelle die weltberühmte Piazza d`erbe von Verona (Abb.03) und deren bedeutende Unregelmäßigkeiten in der Umgrenzung. Aus der Erinnerung heraus würde uns diese Unregelmäßigkeit jedoch nicht in den Sinn kommen, da uns die Phantasie einen Streich spielt und alle Unregelmäßigkeiten im Rücken unserer Betrachtung liegen. Diese Plätze haben eine besonders beeindruckende Wirkung auf uns. Und das alles ohne das Wissen der Symmetrie und des regulär, gradlinigen Städtebaus unserer Zeit. Die alten Meister verließen sich auf ihre

16 Sinne. Der Hintergrund liegt darin, dass sie ihren Augen vertrauten. Sie kannten keine Geometrie oder Pläne, auf welche sie sich verlassen der alten Meister bezeichnet werden. Abb.03: Verona, 1.Piazza d`erbe 2. Piazza dei Signori konnten. Alles entstand allmählich und im Zusammenspiel mit der natura. 1.5 Platzgruppen Das Phänomen der Platzgruppen tritt ebenfalls besonders in Italien auf. Die Platzgruppen gelten als Mittelpunkt der Stadt. Auch diese nehmen das Grundmotiv des Einbauens der Kirche und die Geschlossenheit des Platzes als Regel an. Es handelt sich um verschiedene Plätze, die ihre ganz unterschiedlichen Stadtbilder wiedergeben. Ein jedes ist anderes, aber ein in sich geschlossenes Ganzes. Es gibt keine bessere Möglichkeit die vollkommene Auszunutzung eines Monumentalbaus zu gewährleisten. Dies kann man mit Bestimmtheit als weise Ökonomie Abb.04: Vicenza, Piazza dei Signori ver der Basilika des Palladio In Vicenza sind der Basilika des Palladio zwei Plätze zugeteilt. Das Herz Venedigs schlägt vor allem durch die Vereinigung des Markusplatzes und der Piazzetta. Der Markusplatz ist ein Höhenplatz in Bezug auf S.Marco und ein Breitenplatz in Bezug auf die Prokurazien. Die Piazzetta ist ein Breitenplatz in Bezug auf die Front des Dogenpalastes und ein Tiefenplatz in Bezug auf die Aussicht über den Canal Grande. Abb.05: Venedig, 1.Markusplatz 2. Piazzetta

17 Italienische Reise Johann Wolfgang von Goethe Meine italienischen Ideen waren nur Luftgestallten, die einer ernsteren Epoche vorspukten. 10. Januar 1788 Hintergrund Zu Goethes Zeiten gehörte die Italienreise zum Bildungsprogramm junger Adliger und reicher Bürgersöhne. Goethe lernte in Italien die Antike, oder deren Überreste, mit eigenen Augen kennen und sie wurde von da an zu seinem entscheidenden Vorbild. Man setzt aus diesem Grund den Beginn der deutschen Klassik im Jahre 1786 an, dem Zeitpunkt seiner Abreise nach Italien. Unter dem Begriff Klassik bzw. klassisch versteht man in erster Linie, im lateinischen classicus, einen römischer Bürger der höchsten Steuerklasse, des weiteren ist klassisch ein Ausdruck für zeitlos gültige, große künstlerische Leistung. Wie die Aufklärung ging die Klassik von der Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus. Die Idee war der Mensch, der einem Ideal, das mit den Begriffen Harmonie und Totalität umschrieben wurde, zustrebt. Verwirklicht sah man dieses Ideal zum einen in der griechischen Antike und zum anderen in der Natur. Goethe selbst verstand sich in erster Linie als Naturforscher, nicht als Dichter. Er versuchte die mannigfaltigen Erscheinungsformen in allen Bereichen der Welt auf bestimmte Urformen zurückzuführen, aus denen sich dann seiner Meinung nach die einzelnen, konkreten Formen durch Metamorphose entwickelt haben. Die Italienische Reise ist ein Reisebericht in Tagebuchform, die Goethes Italienaufenthalt zwischen September 1786 und Mai 1788 beschreibt. Seine Reise ging über Regensburg, Innsbruck und den Brenner zum Gardasee, weiter nach Verona, Vicenza, und Venedig, von dort über Ferrara, Bolongna nach Rom, und weiter nach Neapel und Sizilien. Seine Aufzeichnungen sollen uns nun auf unserer Reise begleiten. Natürlich können die einzelnen Zitate nicht dem ganzen Werk gerecht werden, wohl aber aufzeigen mit welcher Aufmerksamkeit, Betrachtungsgabe und allumfassendem Interesse Goethe als Reisender unterwegs war. Dieser Einblick in seine Sichtweise soll auch unsere Sinne schärfen, als Maßstab dienen und inspirierend auf uns wirken, so dass auch uns die Italienische Reise Die Begierde, dieses Land zu sehen, war überreif ( )ja um desto wünschenswerter, viele Schätze nicht zu eignem Besitz und Privatgebrauch mitbringe, sondern dass sie mir und andern durchs ganze Leben zur Leitung und Fördernis dienen sollen. Rom, den 1. November 1786

18 1. Andrea Palladio Maganza Andrea di Pietro della Gondola, genannt Palladio (* 30. November 1508 in Padua: 19. August 1580 in Vicenza) war der bedeutendste Architekt der Renaissance in Oberitalien und Begründer des Palladianismus. Palladio wurde als Sohn des Piero della Gondola in Padua geboren. Er erhielt eine Ausbildung als Bildhauer und Steinmetz und übte diesen Beruf zunächst in Vicenza aus lernte er den Dichter und Philosophen Gian Giorgio Trissino kennen, der seine Begabung erkannte. Trissino verdankt Palladio den Namen, unter dem er berühmt geworden ist und der auf die griechische Göttin der Weisheit Pallas Athene anspielt. Die Begegnung mit Trissino war für Palladios Laufbahn als Architekt außerordentlich folgenreich. Trissino ermutigte ihn, Mathematik, Musik und die lateinischen Klassiker und insbesondere das Werk Vitruvs zu studieren. Rom, wo Palladio intensiv die römischen Bauten studierte und mit Zeichnungen festhielt. Ergebnis dieser und zwei weiterer Reisen sind die beiden Bücher über antike und christliche Architektur Roms, die Palladio 1554 veröffentlichte. er 1549 mit seinem Plan zur Umgestaltung des mittelalterlichen Palazzo della Ragione. Für dieses Rathaus von Vicenza, für den vor ihm schon Serlio, Sanmicheli und Giulio Romano Pläne eingereicht hatten, erhielt er den Auftrag. Die Basilica machte Palladio mit einem Schlag berühmt. Aufträge für Paläste in Vicenza und für ländliche Villen folgten. Von den Stadtpalästen wurden jedoch die wenigsten vollständig nach seinen Plänen fertiggestellt. Sie vermitteln heute nur lückenhaft einen Eindruck des ursprünglichen Konzepts. Andrea Palladio 1.1 Vicenza Um 1540 hatte Palladio begonnen, in Vicenza als Baumeister zu arbeiten. Einige seiner ersten Villenbauten im Umkreis der Stadt stammen aus dieser Zeit. Den ersten Wettbewerb als Architekt gewann

19 villa Rotonda, Vicenza 1.2 Venedig Ab 1550 war Palladio auch in Venedig tätig. Ein Thema, das die Serenissima in dieser Zeit bewegte, war die bauliche Erneuerung und Verschönerung der Stadt nach dem erfolgreich abgewehrten Angriff der Liga von Cambrai. Patrizier Marcantonio und Daniele Barbaro kennen gelernt. Vor allem Daniele, der in dieser Zeit an der Übersetzung und einem Kommentar von Vitruv arbeitete, wurde Palladios wichtigster venezianischer Förderer und Mäzen, der ihn wahrscheinlich auch bewogen hat, sich um den Neubau der Rialtobrücke zu bewerben. Seit geraumer Zeit stand das Projekt eines Neubaus der baufälligen hölzernen Brücke zur Debatte. Nachdem verschiedene Vorschläge unter anderen hatte auch Michelangelo einen Entwurf angefertigt verworfen worden waren, reichten 1554 auch Sansovino, Vignola und Palladio Entwürfe bei der Baukommission ein. Palladios Brücke war ein äußerst anspruchsvolles und repräsentatives Stück Architektur mit korinthischen Säulengängen, Tempelgiebeln und einem Aufmarsch allegorischer Figuren auf den Dächern. Der Entwurf von Antonio da Pontes war eine elegante und im Vergleich zu den Konkurrenzentwürfen leicht und grazil wirkende den Kanal überspannt wurde er vom Patriarchen Venedigs mit der Errichtung einer neuen Fassade von San Pietro di Castello betraut, Palladios erste praktische Auseinandersetzung mit dem Sakralbau überhaupt erhielt er den Auftrag zum Neubau der Kirche San Giorgio Maggiore auf der Insel San Giorgio di Castello. 1.2 Werke Zu seinen Weken zählen die Villa La Rotonda in Vicenza, Villa Godi in Lonedo di Lugo, Villa & Tempietto Barbaro,Villa Foscari genannt La Malcontenta am Brenta-Kanal. Die EmoVilla Godi, Lonedo di Lugo (Vicenza) um 1540, Villa Piovene, Lonedo di Lugo (Vicenza) um 1540, Flügelbauten von Francesco Muttoni um 1740, Villa Forni-Cerato, Montecchio Precalcino (Vicenza)

20 2.Architekturtheorie Titelblatt einer Ausgabe der Quattro libri von veröffentlichte er mit Antichità di Roma einen führer der antiken Bauwerke Roms und 1570 das von ihm selbst illustrierte Werk Quattro libri dell architettura mit eigenen Entwürfen und zahlreichen Abbildungen antiker Architektur. Die Quattro libri machten Palladio neben Architekturtheoretiker der frühen Neuzeit. Nach ihrer Übersetzung in die englische Sprache durch den Architekten Giacomo Leoni 1715 protestantische und anglikanische Architektur Nordeuropas (Palladianismus). In diesem Zusammenhang wird auch oft vom (neo-)palladianistischen Stil gesprochen. Als Aristoteles der Baukunst besticht er im Gegensatz zu Michelangelo weniger durch kapriziöse Einzelwerke als dadurch, in zahlreichen Bauten eine klassische, klare und einfach nachzuvollziehende Formensprache gefunden zu haben. Als Wiederbelebung der Antike erreichte die Renaissance im Klassizismus Palladios ihren Endpunkt. Die einfach nachzuvollziehende Formensprache sogenannte Revolutionsarchitektur. In seinen späten Werken überwand Palladio den strengen Klassizismus im Sinne des Frühbarocks. Vicenza

21 Palladianismus in Europa und Übersee Abb.01: Die von Andrea Palladio entworfene Villa La Rotonda bei Vicenza Westeuropas prägte der Palladianismus das Architekturgeschehen. Er grenzt sich durch strengere, klassizistischere Formen vom als katholisch empfundenen römischen Barock ab. Im Gegensatz zum Barock kennt der Palladianismus kein konkav-konvexes Fassadenrelief, keine triumphale Aufgipfelung und keine bewegten Umrisse. Charakteristisch ist für den Palladianismus eine klare, betont antikisierende Verwendung der klassischen Bauformen, etwa durch Tempelfronten und Kolossalordnungen. Oft wird bei Wandöffnungen das Palladio-Motiv verwendet, bei dem eine höhere mittlere Bogenstellung von zwei schmalen, gerade abschließenden Öffnungen Palladianismus bezeichnet einen klassizistisch geprägten Baustil, der sich am Werk des Architekten Andrea Palladio und seiner Nachfolger wie Vincenzo Scamozzi orientiert. Palladio entwarf und baute um die Mitte des 16. Jahrhundert Paläste und Villen in Venetien sowie Kirchen in der Stadt Venedig selbst. mit dem architekturtheoretischen Werk I quattro libri dell architettura aus, das 1570 in Venedig erschien. Abb.02: Inigo Jones entwarf Queen s House in Greenwich Stilmerkmale Aufgrund ihrer vergleichsweise klaren Verbreitung Formgebung, einfacher Kompositionsprinzipien und gut fassbarer Regeln fand eine Architektur palladianische Stil ab dem 17. Jahrhundert auch nach dem Vorbild Palladios seit dem 17. die Baukunst in den protestantischen Ländern Jahrhundert weite Verbreitung. Dazu trugen Nordwesteuropas und Amerikas. Jacob van besonders die Quattro libri bei. Vor allem Campen gilt als Begründer des Palladianismus in den protestantischen Ländern Nord- und in den Niederlanden. Im England des frühen

22 17. Jahrhunderts wurde er vor allem durch die Bauten von Inigo Jones bekannt. Dazu gehören unter anderem das Banqueting House in London und Queen s House in Greenwich. Inigo Jones, Roger Pratt ( ), Colen Campbell ( ), William Kent ( ), Matthew Brettingham ( ), Richard Boyle, 3. Earl of Burlington ( ), Alessandro Galilei ( ), Edward Lovett Pearce ( ), Thomas Jefferson ( ), James Hoban, (um ), Roger Morris ( ) Abb.03: Das als palladianische Villa errichtete Herrenhaus von Monticello, dem Landsitz Thomas Jeffersons Im frühen 18. Jahrhundert griffen liberale Landbesitzer auf palladianische Villen-Modelle zurück, so Richard Boyle, 3rd Earl of Burlington mit Chiswick House. Erneut von Bedeutung wurden palladianische Motive im Klassizismus um 1800 und in der sogenannten Revolutionsarchitektur. In den jungen USA, deren Gründergeneration die Römische Republik als Vorbild ihres neuen fruchtbaren Boden. Beispiele dafür sind die von Thomas Jefferson entworfenen Bauten für seinen Landsitz Monticello und die University of Virginia. In der Gegenwart hat der Brite Quinlan Terry viel beachtete palladianische Villen und Landhäuser entworfen. Abb.04: Grundriss von Chiswick House des Earl of Burlington Vertreter Inigo Jones ( ), John Webb ( ), Schwiegersohn und Assistent von

23 Carlo Scarpa Carlo Scarpa wurde am 2. Juni 1906 in Venedig, Dorsoduro geboren und starb am 28. November 1978 in Sendai, Japan.Er war ein italienischer Architekt und Designer, der zu den wichtigsten Vertretern der von Frank Lloyd Wright gehört. Durch seine Lehrtätigkeit, aber auch durch seine Entwürfe und Projekte prägte er die Architektur des 20. Jahrhunderts. Insbesondere durch das additive Fügen des Neuen zum Alten setzten Scarpas Bauten im Umgang mit einer historischen Bausubstanz neue Maßstäbe, die später auch für deutsche Architekten von Bedeutung waren. Erst 1948, mit der Einrichtung der Paul Klee- Ausstellung für die 24. Biennale in Venedig, begann für Scarpa eine neue Phase, die von zahlreichen Projekten begleitet wurde und seine Isolation beendete. Ab etwa 1950 begann er mit der Realisierung größerer Bauaufgaben. Als praktizierender Architekt blieb Scarpa dennoch von zeitgenössischen Strömungen weitgehend isoliert und beschritt vielmehr den Weg eines sich von den anderen Architekten ablösenden Einzelgängers. übt vor allem Frank Lloyd Wright aus: Die Casa Romanelli in Udine ( ) oder auch der 1950 errichtete, provisorische Pavillon für das Werdegang Scarpa schloss sein Studium an der Kunstakademie in Venedig im Fach Architekturzeichnen ab. Von 1926 an hatte er verschiedene Assistenzstellen an der erst neu gegründeten IUAV in Venedig inne, wo er ab 1933 als Lehrbeauftragter und schließlich ab 1962 als Professor tätig war begannen für Scarpa die zwei Jahrzehnte der Isolierung, die bis 1947 seine erste Schaffensphase prägten. Abseits der in der faschistischen Ära aufkommenden Architekturdebatten und Konfrontationen verbrachte er jene Jahre vorwiegend in den Werkstätten Muranos, wo er sich intensiv mit der Glaskunst und Entwürfen für die Firma Venini aus Murano auseinandersetzte. Ab 1945 nahm er seine Lehrtätigkeit in den Bereichen Kunsthandwerk und Industriedesign wieder auf. Abb.01: Carlo Scarpa Kunstbuch (Padiglione del Libro) in Venedig unterstreichen die große Nähe Scarpas zu den Wrightschen Bauten. Diese besondere Beziehung beschreibt Scarpa selbst wie folgt: Ich habe Mies und Aalto immer bewundert, aber für mich wurde das Werk von Wright zum

24 erhellenden Blitz (...) In einigen meiner Bauten der ersten Jahre glaube ich, mich der Grenze der Unterwerfung genähert zu haben. In der Folgezeit gelingt es Scarpa jedoch, durch eine sehr eigenständige Interpretation der Arbeiten Frank Lloyd Wrights zu einem eigenen Weg Adaption des expressiven Spätwerks von Wright zu erliegen. Zu Scarpas Entwurfsmaximen zählen in der Folgezeit vor allem seine besondere Wertschätzung gegenüber der Natur, seine Abb.02: Museum Castelvecchio di Verona ( ) Zuneigung zur japanischen Architektur, zur Inneneinrichtung und Gartenkunst, sein subtiler Umgang mit dem vorgefundenen Ort und die bewusste Hervorhebung der handwerklichen Tradition, seine Akribie bei der Behandlung der architektonischen Details sowie die hohen Qualitäten der von ihm ausgesuchten Sprache, die ihn von anderen Architekten auch von jenen, die mit der organischen Architektur in Verbindung gebracht werden deutlich abgrenzt bekam Scarpa den Doktorentitel verliehen, sowie auch verschiedene Auszeichnungen und Preise (z.b. den IN-ARCH National Award). Trotzdem war er jahrelang Angriffen ausgesetzt, da er aufgrund seines Abschlusses im Fach Architekturdarstellung kein ausgebildeter Architekt war. Erst im Jahr 1965 legitimierte ein Gerichtsurteil seine Bautätigkeit und den Architektentitel. Im Jahr 1966 nahm er an der Ausstellung Museumsarchitektur des Museum of Modern Art in New York teil. Daran schloss sich ein längerer Amerika-Aufenthalt an, bis er 1972 Direktor der Architekturfakultät in Venedig wurde. Die 1970er Jahre brachten mit dem Friedhof Brion in San Vito d Altivole und der Banca Popolare di Verona, deren Fertigstellung Carlo Scarpa nicht mehr erlebte, noch einmal zwei vielbeachtete Meisterwerke hervor, die zwar zunehmend vom zeichnerischen Element dominiert wurden, gleichwohl aber die hohen architektonischen Qualitäten des Gesamtwerks nachhaltig untermauerten. Im Alter von 72 Jahren starb Scarpa an den Folgen eines Sturzes. Er wurde im Friedhof von Brion in San Vito d Altivole begraben.

25 Architektur Scarpas Scarpas Architekturverständnis stützt sich zum einen auf einen planerisch-konzeptionellen Ansatz sowie andererseits auf ein tiefgreifendes handwerkliches Fachwissen. Handskizzen und Zeichnungen sind im Werk Scarpas besonders wichtig, seine intensiven Bemühungen um Skizzen und Werkpläne führten immer wieder zu Pausen seiner Bautätigkeiten. Ähnlich wie Robert Venturi sieht er einen der Hauptaspekte der Architektur in der Symbolhaftigkeit. Dabei geht es ihm im Gegensatz zu Venturi und anderen nicht vordergründig um die große Geste, sondern er verbleibt im Detailreichtum, gerne auch im Ornamentalen Ausdrucksweise. Als konsequenter Baumeister erarbeitet er sich - über seine detailreichen neue formale Ausdrucksweisen, die aber immer im Kanon temporärer Architektur verhaftet sin Bauwerke - Umbau Gallerie dell Accademia in Venedig Casa Romanelli in Udine Gipsoteca del Canova in Possagno Olivetti-Geschäft in Venedig Museum Correr in Venedig Casa Veritti in Udine Abb.03: Ornament - Negozio Gavina in Bologna Umbau Palazzo Querini Stampalia in Venedig Museo di Castelvecchio in Verona Umbau Museum Revoltella in Triest Friedhofserweiterung und Grabmal Brion in San Vito d Altivole Banca Popolare di Verona Casa Ottolenghi in Bardolino

26 Versöhnungskirche in Dachau Die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers wurde im Jahre 1965 durch eine Initiative der übelebenden Häftlinge, die sich im Comité International de Dachau zusammen geschlossen haben. Der Bau selbst wurde vom Die Versöhnungskirche läßt sich auf viele Weisen interpretieren, sie regt zum nachdenken an und erzählt ein Stück Geschichte. Hintergrund Am 22. März 1933 wurde in Dachau ein Konzentrationslager für politische Gefangene errichtet. Es galt als Modell für alle späteren Konzentrationslager und als Schule der Gewalt für die Männer der SS, unter deren Herrschaft es stand. In den zwölf Jahren seines Bestehens wurden hier über Menschen aus ganz Europa inhaftiert und mehr als davon ermordet. Am 29. April 1945 befreiten amerikanische Truppen die Überlebenden. Ursprünglich gab es Überlegungen auf diesem Gelände einen meditativen Ort für Bekenntnisse zu schaffen. Die Evangelische Kirche jedoch wollte dort ein Sühnekreuz in einem Atrium erbauen, da, nach ihrer Meinung, eine Kirche dort nicht angebracht war. Doch auf ausdrücklichen Wunsch der ehemaligen Häftlinge wurde dann doch eine Kirche errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte am 8. Mai 1965 Eingeweiht wurde die Kirche am 30. April 1967 von Kurt Scharf. Der erste Prediger war Pastor Martin Niemöller, ein ehemaliger Gefangener des Konzentrationslagers in Dachau. am Rhein geboren. Sein Architektur - Studium, an der TH - Karlsruhe, begann er erst 1950 nachdem er seine Maurerlehre abschloss. Hauptbüro in Mannheim und Zeitweisen Zweigbüros in Bochum und Dresden tätig. Hannover und danach bis zum Ruhestand 1992 an der TU Darmstadt Professor für Entwerfen und Gebäudekunde. Im Jahr 2000 gründete er Mannheim. Abb.01: Gesprächsraum auf dem Gelände des ehemlaigen KZ s Architektur und Interpretation ein Bau gelungen, der Widersprüchliches auf eindrucksvolle Weise vereint. Das architektonische Konzept der Kirche ist von Gegensätzen geprägt. Sie ist auf dem Gelände der Gedenkstätte präsent, aber nicht aufdringlich. Sie spricht Menschen von heute an und zeigt auf eine unvorstellbare Weise einen

27 wichtigen Teil der Geschichte. Des Weiteren lädt die Kirche zu Gesprächen ein und regt gleichzeitig zum nachdenken an. Sie erinnert an die Unschuld der Verfolgten genauso wie an die Schuld der Verfolger. Deshlab kann man ihre Symbolik auf viele Weisen interpretieren. Abb.03: Aussenansicht der Versöhnungskirche Dachau Bereits der Außenbau wirkt rästelhaft und regt zum nachdenken an. Eine große Freitreppe, die wie geöffnete Arme erscheint, führt hinunter zum Innenhof. Der eine Arm ist zur Gedenkstätte hin ausgestreckt und der andere wendet sich der katholischen und der jüdischen Gebetsstätte zu. Die nach unten enger werdende Treppe gleicht dem Eingang einer Höhle. Diesen Weg kann man als einen >>Weg der Scham<< sowie einen >>Weg der Trauer<< verstehen oder als >>Eintauchen in die Erinnerung<< Rechts in der Mauer sind zwei Reliefs von Hubertus von Pilgrim eingearbeitet, sie sollen an die vergessenen Opfer erinnern. Bedrohlich wirkt der enge, dunkle Zugang, denn nur durch einen schmalen Spalt fällt etwas Licht. Er steht im Gegensatz zum Innenhof, der durch gleißendes Licht erhellt wird. Durch den Blick nach vorn soll man den Eindruck von Hoffnung bekommen. An der Grenzlinie zwischen diesem Licht und der vorherigen Dunkelheit steht ein schwenkbares Stahltor. Der helle Hof wirkt im ersten Moment befreiend, doch seine Kahlheit und Rechtwinkligkeit erinnern an die Architektur des Konzentrationslagers. Dieser Hof verbindet zwei Räume, die durch hohe Glaswände aufeinander bezogen sind. Auf der einen Seite den Gesprächsraum und auf der anderen den Gottesdienstraum. Beide Räume kommen ganz ohne rechten Winkel aus. Der Boden und die Decke sind schräg, die Wände unregelmäßig. Lebendigkeit und Einzigartigkeit wird dem vergangenen Ordnungsterror und der Uniformität des Konzentrationslagers entgegengestellt. Der Eingangsbereich des Gesprächsraums wird geprägt von einer Bronzestatue, >>Die drei Männer im Feuerofen<<. Der gegenüberliegende Gottesdienstraum wirkt trotz seiner lebendig geschwungenen Mauern eher nüchtern und karg. Er ist ganz auf das Wesentliche konzentriert. Ein schmales Fenster setzt mit der Farbe Rot einen eindrucksvollen Akzent, der als leuchtend roter >>Blutstropfen<< gesehen, sowohl Symbol des Todes als auch des Lebens ist. Der Weg dort hin führt leicht aufwärts, als Zeichen der Hoffnung.

28 Abb.03: Ausgang der Versöhnungskirche in Dachau Konzentrationslagers darstellen, deshalb kommt die von Aussen unscheinbare Kirche fast ohne jeden Rechtenwinkel aus. Aber auch persönliche Erfahrungen, ließ der damals noch junge Architekt die Kirche halb in den Boden ab.desweiteren sollte diese Kirche keine Sackgasse sein, darum baute er außer dem eigentlichen Haupteingang auch noch einen Fluchtwegen ein. Selbst das Material sollte zwar auf das ehemalige Konzentrationslager hinweisen, es aber nicht repräsentieren. Aus diesem Grund wählte er Beton als das passende Baumaterial. Jedoch ließ er ihn in eine Bretterschalung gießen, somit bekam die eigentlich glatte und homogene

29 1. Das Olympiagelände in München Die Bedeutung des Sports im 20. Jahrhundert, ihre politische und gesellschaftliche Relevanz spiegelt sich in der Mannigfaltigkeit von Sportstätten und dem enthusiastischen Wetteifer der Länder und Städte im Bau und der Komplexität der Anlagen. Allein in Deutschland entstanden im Zeitraum von 1970 bis 1975 Großstadien in Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Köln, München und Nürnberg. Den wichtigsten Anlass zum Bau prestigeträchtiger Großanlagen gaben stets die Olympischen Spiele. Nachdem 1966 das Internationale Olympische Komitee die Spiele an München vergab, wurden die Pläne für die städtebauliche Neuordnung des Oberwiesenfeldes konkret. Nachdem der Flugbetrieb 1939 vom bis dahin als Flugplatz genutzten Oberwiesenfeld auf den damals neu eröffneten Flughafen München- Riem verlegt wurde, lag das Gebiet brach. Denn nach den NS-Plänen für den Ausbau Münchens zur Hauptstadt der Bewegung sollte hier der zentrale Schlachthof und Großmarkt entstehen. Der Zweite Weltkrieg verhinderte jedoch eine Umsetzung dieser Pläne. Nach 1945 blieb das Oberwiesenfeld Brachland, es wurde einer der drei großen Schuttberge Münchens aufgetürmt. Von einzelnen Infrastrukturprojekten wie dem Eisstadion am Oberwiesenfeld abgesehen, blieb das Oberwiesenfeld Strukturentwicklungsgebiet. Insofern war hier für den Bau olympischer Stätten ein idealer Ort. Als Konzept wurde Olympische Spiele im Grünen gewählt, gleichzeitig wollte man sich an den Idealen der Demokratie orientieren. Damit sollten Optimismus in die Zukunft, damals gekoppelt mit einer positiven Einstellung zur Technik und Erinnerung an die Vergangenheit integriert werden. Hierdurch wollte sich München positiv von den Olympischen Spielen in Berlin 1936 abheben. Das Architektenbüro um Behnisch & Partner entwickelte den Gesamtentwurf für das Sportund Erholungsgebiet, das von 1968 bis 1972 errichtet wurde. Der landschaftsgestalterische Entwurf stammt von dem Landschaftsarchitekten Günther Grzimek. Am 3. November 1969 wurd die Bezeichnung Abb.01: Luftaufnahme vom Olympiagelände Olympiapark für den heutigen U-Bahnhof Olympiazentrum (U3) entgültug. Sie begründete diese Namensnennung damit, dass die Bezeichnung Olympiapark dem Leitgedanken Olympische Spiele im Grünen