Europäischer Sozialfonds

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1 Arbeit und berufliche Bildung Zukunft in Bayern Europäischer Sozialfonds Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung Bayern Fassung Stand der Indikatoren

2 Zukunft in Bayern Europäischer Sozialfonds Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung Bayern Fassung Stand der Indikatoren

3 2-2 - Inhaltsverzeichnis 0. Vorwort Einleitung und Rechtsgrundlagen Sozio - ökonomische Analyse Makroökonomischer Kontext, Gebiet und Bevölkerung Gebiet und Bevölkerung Entwicklung von Wachstum, Produktivität und Gesamtbeschäftigung Sektoraler Strukturwandel Unternehmensgrößenstruktur Bevölkerungsentwicklung bis 2015, Demografie Beschäftigungssystem Erwerbsquote, Erwerbstätigkeit Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Anteil der Arbeitnehmer und Selbstständigen Qualifikationsstruktur Fachkräftemangel Fachkräftesicherung Pendler Arbeitszeit und Arbeitsvolumen Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit Erwerbstätigkeit von Älteren Teilzeit-, befristete Beschäftigung und Mini-Jobs Entwicklung der Beschäftigung nach Sektoren Offene Stellen und Mismatch-Probleme Anpassungsfähigkeit der Unternehmen und ihrer Beschäftigten Weiterbildungsbeteiligung von Beschäftigten und Unternehmen Qualifikations- und Anpassungsprobleme Innovation und Informationsgesellschaft, Clusterpolitik Entwicklung des Unternehmertums Humankapitalentwicklung Leistungsfähigkeit des Bildungssystems Ausbildungsstellenmarkt Arbeitslosigkeit Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Arbeitslosenquoten Arbeitslosigkeit nach Dauer und Strukturmerkmalen Soziale Eingliederung Entwicklung im Bereich der Grundsicherung - SGB II Frauen am Arbeitsmarkt Migrantinnen und Migranten Menschen mit Behinderung Szenarien zur künftigen Beschäftigten- und Qualifikationsentwicklung Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Künftige Entwicklung der sektoralen Wirtschafts- und Qualifikationsstruktur Regionale Disparitäten am Arbeitsmarkt Europäische, nationale und regionale Rahmenbedingungen, Ergebnisse Europäische Rahmenbedingungen Nationale Rahmenbedingungen Nationales Reformprogramm Nationaler Strategischer Rahmenplan Arbeitsmarkpolitik in der Bundesrepublik Deutschland Zusätzlichkeit Reform der Arbeitsförderung SGB III Grundsicherung für Arbeitssuchende - SGB II Bayerische Rahmenbedingungen EU-Fördermaßnahmen in Deutschland und in Bayern ESF Ziel Gemeinschaftsinitiative EQUAL Ziel 2-Förderung in Bayern Stärken- und Schwächenanalyse Prioritätsachse A: Steigerung der Anpassungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Beschäftigten und Unternehmen Prioritätsachse B: Verbesserung des Humankapitals Prioritätsachse C: Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung sowie der sozialen Eingliederung Entwicklungsstrategie des Freistaats Bayern Strategische Ziele aus dem Nationalen Reformprogramm und dem Nationalen Strategischen Rahmenplan: Strategische Ansatzpunkte aus den Arbeitsmarktreformen in Deutschland Strategische Ableitungen aus der Förderperiode des ESF in Bayern...70

4 Strategische Ansatzpunkte aus der Situation Bayerns Ansätze aus der Partnerschaft in der Planung und der Programmerstellung Strategische Ansatzpunkte für Strategie aus den Gemeinschaftspolitiken Benchmarks der Beschäftigungs- und der Lissabon-Strategie Prioritäten der Förderperiode Prioritätsachse A: Steigerung der Anpassungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Beschäftigten und Unternehmen Prioritätsachse B Verbesserung des Humankapitals Prioritätsachse C Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung sowie der sozialen Eingliederung Prioritätsachse D: Technische Hilfe Querschnittsziele Gleichstellung und Chancengleichheit, Nachhaltige Entwicklung Transnationale und interregionale Kooperation Innovation Nichtdiskriminierung Quantifizierte Ziele, Zuordnung zu den EU-Codes Prioritäten und Förderaktivitäten Prioritätsachse A: Steigerung der Anpassungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Beschäftigten und Unternehmen Prioritätsachse B: Verbesserung des Humankapitals Prioritätsachse C: Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung sowie der sozialen Eingliederung Mechanismen der Kohärenz und Konsistenz, Abgrenzung Spezifität EFRE-Programm im Ziel Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung Programme im Ziel Europäische territoriale Zusammenarbeit ELER - Programm: Plan für die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes in Bayern Europäischer Fischereifonds (EFF) Lebenslanges Lernen ESF-Programm des Bundes Durchführungssysteme, Partnerschaft Benennung und Aufgaben der Verwaltungsbehörde Zwischengeschaltete Stellen für Aufgaben der Verwaltungsbehörde Benennung und Aufgaben der Bescheinigungsbehörde Benennung und Aufgaben der Prüfbehörde Zuständige Stelle für die Entgegennahme und zuständige Stellen für die Zahlung an die Begünstigten Zahlungsströme der ESF-Mittel Zahlungsströme der nationalen Mittel Begleitausschuss Programmüberwachung und Bewertung, Zeitplan Umsetzung des operationellen Programms Zuständigkeiten zur Umsetzung der Förderung Förderfähigkeit Finanzierungsarten - Vergabe Förderfähige Ausgaben Partnerschaft in der Umsetzung Publizitätsmaßnahmen zum operationellen Programm EDV-System und Datenaustausch mit der Kommission EDV-System für die Abwicklung der Finanzierung, für die Begleitung und die Bewertung Datenaustausch mit der Kommission Finanzbestimmungen Finanzplan mit Höchstbeträgen für jedes Jahr Indikativer Finanzplan für die gesamte Förderperiode Finanzdaten nach Dimensionen Verfahren für die Vorausschätzung der Zahlungsanträge Zusammenfassung der Ex-ante-Bewertung Vorbemerkung Ablauf der Ex-Ante-Bewertung Sozioökonomische Entwicklung und Kennziffern Ergebnisse der inhaltlichen Bewertung des Programms Zusammenfassende generelle Bewertung Bewertung der sozioökonomischen Analyse...152

5 Berücksichtigung der Ergebnisse der vorangegangen Förderperiode SWOT-Analyse Die Eckpunkte der Strategie des Freistaats Bayern Detailbewertung der Strategie Erwartete Ergebnisse - Ergebnis- und Wirkungsindikatoren sowie Effektivität und Effizienz Fazit Entscheidungen der Kommission Entscheidung der Kommission vom Entscheidung der Kommission vom Abkürzungsverzeichnis...176

6 Vorwort Angesichts der Natur des Europäischen Sozialfonds (ESF), dessen Schwerpunkt auf immateriellen Aktionen im Bereich der Entwicklung des Humankapitals liegt, setzt dieses operationelle Programm (OP) keinen Rahmen für Aktionen, die signifikante Auswirkungen auf die Umwelt haben, wie beispielsweise Infrastrukturprojekte, insbesondere jene, die im Anhang I und Anhang II der Richtlinie 85/337/EEC in der geänderten Fassung aufgeführt sind. Sollten Infrastrukturprojekte zu einem späteren Zeitpunkt ins Auge gefasst werden, insbesondere unter Benutzung der Flexibilitätsmöglichkeit im Rahmen von Artikel 34 Abs. 2 der Verordnung Nr. 1083/2006, so werden, falls erforderlich, für diese Projekte Vorhabenbezogene Umweltverträglichkeitsprüfungen entsprechend den geltenden Rechtsanforderungen durchgeführt werden. Die Verwaltungsbehörde hält es nach sorgfältiger Prüfung und nach Abstimmung mit den nationalen Behörden nicht für erforderlich, dass zu diesem Zeitpunkt eine strategische Umweltprüfung (SUP) gem. Richtlinie 2001/42/EU durchgeführt wird. Dies gilt unbeschadet weiterer Bestimmungen, die in Übereinstimmung mit dem nationalen Recht als notwendig erachtet werden oder anderer Maßnahmen zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/E. 1. Einleitung und Rechtsgrundlagen Das operationelle ESF-Programm für das Ziel Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung Bayern wurde auf Grundlage der Verordnung (EG) Nr. 1083/2006 erstellt. Die Programmdurchführung wird an die jeweils geltenden EU-Verordnungen und Durchführungsvorschriften angepasst. Rechtsgrundlagen sind 1 : Verordnung (EG) Nr. 1083/2006 des Rates vom 11. Juli 2006 mit allgemeinen Bestimmungen über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den Europäischen Sozialfonds und den Kohäsionsfonds und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1260/ Verordnung (EG) Nr. 1081/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Juli 2006 über den Europäischen Sozialfonds und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1784/ Verordnung (EG) Nr. 1080/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Juli 2006 über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1783/ Verordnung (EG) Nr. 1828/2006 der Kommission vom 8. Dezember 2006 zur Festlegung von Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 1083/2006 des Rates mit allgemeinen Bestimmungen über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den Europäischen Sozialfonds und den Kohäsionsfonds und der Verordnung (EG) Nr. 1080/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung 5 Das operationelle Programm wurde nach umfassenden Abstimmungsprozessen mit Entwurf vom der Europäischen Kommission über die Bundesregierung zugeleitet und ist der Kommission am zugegangen. Für die Förderfähigkeit kommen nur Ausgaben in Betracht, die zwischen dem Tag der Vorlage des Operationellen Programms bei der Kommission (oder dem 01. Januar 2007, je nachdem welches das frühere Datum ist) und dem 31. Dezember 2015 tatsächlich getätigt werden. Mit Einreichung des Operationellen Programms gilt die Retroaktivtät (rückwirkende Förderfähigkeit von Ausgaben) gem. Art. 56 Abs. 1 VO (EG) Nr. 1083/ Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 210 vom Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 210 vom Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 210 vom Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 371/1 vom in der Fassung der Berichtigung AB L 45/3 vom

7 Sozio - ökonomische Analyse 2.1 Makroökonomischer Kontext, Gebiet und Bevölkerung Gebiet und Bevölkerung Der Freistaat Bayern ist mit km² das flächenmäßig größte Bundesland Deutschlands. Bayern grenzt an die Tschechische Republik, die Schweiz und Österreich. Es gliedert sich in die Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben. Karte 1: Freistaat Bayern mit Regierungsbezirken Thüringen Hessen Tschechien Baden-Württemberg Österreich Schweiz Etwa ein Zehntel (10,4 %) der Gesamtfläche Bayerns entfallen auf Siedlungs- und Verkehrsflächen, die Hälfte (50,6 %) auf Landwirtschaftsflächen und ein weiteres Drittel (34,8 %) auf Waldflächen. Bayern ist trotz seines ländlichen Charakters von größeren Städten geprägt. 21 % der bayerischen Bevölkerung leben in Großstädten. Im Freistaat gibt es 25 kreisfreie Städte. Die bedeutendste ist die Landeshauptstadt München mit 1,26 Mio. Einwohnern. Es folgen sieben Städte mit über Einwohnern: Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Regensburg, Ingolstadt, Fürth und Erlangen.

8 7-7 - Am lebten in Bayern 12,47 Mio. Menschen. Oberbayern ist der bevölkerungsreichste Regierungsbezirk, während in der Oberpfalz die wenigsten Menschen leben. Tabelle: Gebiet und Bevölkerung, Bevölkerungsentwicklung Bayerns Bevölkerung (in Tsd.) Veränderung Fläche in km Bevölkerungsdichte 2005 (EW/km2) Oberbayern , ,80 % 242 Niederbayern , ,76 % 116 Oberpfalz 9.690, ,96 % 112 Oberfranken 7.231, ,07 % 152 Mittelfranken 7.244, ,37 % 236 Unterfranken 8.531, ,41 % 157 Schwaben 9.992, ,02 % 179 Bayern , ,95 % 177 Deutschland , ,22 % 231 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Innerhalb Bayerns sind bei der Bevölkerungsentwicklung unterschiedliche Tendenzen festzustellen. Die stärksten Zuwächse verzeichnet Oberbayern mit einem Bevölkerungswachstum von 3,8 %. Einen kräftigen Anstieg der Bevölkerung erlebten außerdem Schwaben und Niederbayern. Etwas moderatere Zuwächse wurden für Mittelfranken, die Oberpfalz und Unterfranken registriert. Oberfranken ist der einzige Regierungsbezirk Bayerns, der einen Bevölkerungsrückgang zu vermelden hat (-1,1 %). Der stärkste Bevölkerungsrückgang ist im Nordosten Oberfrankens zu erkennen. Die Landkreise Wunsiedel (-5,1 %), Hof (-3,0 %) und Kronach (-2,5 %) sowie die kreisfreie Stadt Hof (-4,0 %) haben die höchsten Einbußen. Weiter sind entlang der bayerischen Grenzen, besonders im Bayerischen Wald, und in anderen peripheren Regionen Rückgänge festzustellen. Im Jahr 2005 lebten in Bayern rd. 2,0 % mehr Menschen als im Jahr Vergleichsweise dazu hat die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland im gleichen Zeitraum nur um 0,2 % zugenommen. Die höhere Bevölkerungszuwachsrate Bayerns hat ihre Ursache ausschließlich in starken Wanderungsgewinnen. Der Schwerpunkt der Bevölkerungszunahme liegt in den großen Verdichtungsräumen. Besonders in München und seinem Umland war zwischen 2000 und 2005 ein starker Anstieg zu beobachten. Die Bevölkerungsdichte liegt mit 177 Einwohner (EW)/km² unter dem Bundesdurchschnitt von 231 EW/km² Entwicklung von Wachstum, Produktivität und Gesamtbeschäftigung Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)6 in Bayern zu Marktpreisen betrug 2004 insgesamt 397 Mrd. Euro. Damit verfügt Bayern über einen Anteil von 18,0 % am BIP der Bundesrepublik Deutschland. Mit einem BIP pro Einwohner von Euro im Jahr 2005 liegt Bayern deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt von Euro. Tabelle: Entwicklung des BIP/Einwohner in den Jahren (in Euro) Veränderung Bayern ,8 % Deutschland ,5 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, Das BIP ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum und wird im Folgenden als Indikator für wirtschaftliches Wachstum und Produktivität herangezogen.

9 8-8 - Oberbayern verzeichnet geprägt durch die Landeshauptstadt München - das höchste BIP pro Kopf gefolgt von Mittelfranken. Oberfranken und Niederbayern schneiden im deutschen Vergleich unterdurchschnittlich ab. Ein besonders hohes BIP pro Kopf wird in der Landeshauptstadt München ( Euro, Stand: 2004) sowie im Landkreis München ( Euro, Stand: 2004) und tendenziell in den umliegenden Landkreisen erwirtschaftet. Ein besonders geringes BIP pro Kopf verzeichnen die peripheren Kreise in der Oberpfalz und in Oberfranken. Im Jahr 2005 betrug das bayerische BIP zu Marktpreisen je Erwerbstätigem Euro. Damit liegt die Produktivität je Erwerbstätigem über dem deutschen Mittel von Euro. Unter den Regierungsbezirken liegt Oberbayern an der Spitze mit einem BIP je Erwerbstätigem von Euro (Stand: 2004). Mit großem Abstand folgen Mittelfranken und Schwaben. Oberfranken und Niederbayern erzielen die niedrigste Wirtschaftsleistung je Erwerbstätigem. Bei der Dynamik der Wirtschaftsentwicklung schneidet Bayern im Vergleichszeitraum zwischen 2000 und 2005 mit einem Wachstum des BIP von 12,3 % deutlich besser als der Bundesdurchschnitt (8,9 %) ab. Damit verzeichnet Bayern die höchsten Wachstumsraten aller westdeutschen Bundesländer. Tabelle: Bruttoinlandsprodukt in den Regierungsbezirken BIP in Mio. EUR BIP/Einwohner Zuwachs 2004 Dtl = 100 Zuwachs Oberbayern ,93 % ,12 % Niederbayern ,76 % ,65 % Oberpfalz ,71 % ,34 % Oberfranken ,39 % ,93 % Mittelfranken ,01 % ,59 % Unterfranken ,53 % ,72 % Schwaben ,88 % ,70 % Bayern ,59 % ,44 % Deutschland ,01 % ,61 % Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Die Dynamik innerhalb der Regierungsbezirke unterscheidet sich erheblich. Oberbayern ist gekennzeichnet durch ein solides Wachstum. Niederbayern verzeichnet mit einem Anstieg des BIP um 13,8 % die höchsten Wachstumsraten vor Schwaben (Zeitraum ). Die Dynamik in Mittelfranken und in Unterfranken verläuft auf Bayern bezogen leicht unterdurchschnittlich, während die Oberpfalz und Oberfranken das geringste Wirtschaftswachstum aufweisen. Es zeigt sich, dass die Regierungsbezirke mit einer herkömmlich geringeren wirtschaftlichen Wertschöpfung, wie Niederbayern hohe Wachstumsraten verzeichnen, während die Zuwächse im wirtschaftlich ohnehin sehr starken Oberbayern moderater ausfallen. Bei Betrachtung des BIP je Einwohner zeigt sich, dass die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns zwischen 1999 und 2000 (+3,8 %) noch besonders dynamisch verlief, während die Konjunktur mit Anstiegen von 2,1 % und 2,2 % in den nächsten zwei Jahren etwas an Schwung verlor. Zwischen 2002 und 2003 konnte lediglich ein Wirtschaftswachstum von 0,8 % erzielt werden. Bis 2004 zog die Konjunktur wieder etwas an (+3,1 %), sank aber wiederum bis 2005 auf ein Niveau von 1,25 % Sektoraler Strukturwandel In Bayern hatte 2004 das Produzierende Gewerbe mit einem Anteil von 36,2 % an der gesamten wirtschaftlichen Bruttowertschöpfung (BWS) eine vergleichsweise hohe Bedeutung (Deutschland insgesamt: 29,1 %). Der Anteil der Dienstleistungsbereiche fällt mit 62,4 % dementsprechend geringer aus (Deutschland insgesamt: 69,2 %). Dennoch liegt die bayeri-

10 9-9 - sche Wirtschaft in ihrer Entwicklung hin zur Dienstleistungsgesellschaft im bundesdeutschen Trend. Ferner hat im Flächenstaat Bayern der primäre Sektor mit einem Anteil von 1,5 % an der gesamten wirtschaftlichen Wertschöpfung eine höhere Bedeutung als im Bundesschnitt (1,1 %).Zwischen 2000 und 2004 wuchsen die Umsätze des primären Sektors in Gesamtbayern bei abnehmendem Beschäftigungsanteil um 1,4 %. Insgesamt verliert der primäre Sektor jedoch weiter an volkswirtschaftlicher Bedeutung. Mit einer Bruttowertschöpfung von 88,3 Mrd. Euro im Jahr 2004 hat das Produzierende Gewerbe in Bayern insgesamt einen hohen Stellenwert. Beinahe alle Regierungsbezirke liegen in ihrer BWS über dem bundesdeutschen Mittel. Die Zentren des Verarbeitenden Gewerbes befinden sich in Schwaben, Oberfranken und in Niederbayern. Die Branchenstruktur im Verarbeitenden Gewerbe wird vom Maschinen- und Fahrzeugbau dominiert, der die höchsten Umsätze erzielt. Die bayerische Industrie ist geprägt durch eine sehr hohe Exportquote, die sich in den letzten Jahren weiter erhöht hat. So wurden im Jahr ,4 % des in der bayerischen Industrie erzielten Umsatzes im Ausland erwirtschaftet. Der Export von Fahrzeugen und Maschinen spielt hierbei die größte Rolle 7. Im Zeitraum 2000 bis 2004 nahm der Anteil des sekundären Sektors an der bayerischen Volkswirtschaft von 31,8 % auf 30,6 % ab. Mit Einbußen von 3 % war dieser Trend in Mittelfranken und in der Oberpfalz am stärksten. Gleichzeitig stiegen die Umsätze um durchschnittlich 6,8 % an. Besonders hohe Umsatzzuwächse waren in Niederbayern (+12,9 %), Oberbayern (+10,2 %) und in Schwaben (+8,1 %) zu beobachten. Eine geringe Dynamik wiesen die Oberpfalz (+0,3 %) und Mittelfranken (+ 0,4 %) auf. Genau gegenläufig gestaltet sich die Entwicklung des Dienstleistungsbereichs, der in den letzten Jahren am dynamischsten wuchs. In diesem Segment wurden im Jahr 2004 in Bayern 245 Mrd. Euro umgesetzt. In Oberbayern hat der tertiäre Sektor einen Anteil von 72,8 % an der BWS. In Schwaben und Niederbayern ist der tertiäre Sektor am wenigsten stark ausgeprägt. Eine besonders große Bedeutung hat der Dienstleistungssektor im Umland von München. Im Landkreis München entfallen darauf 86,4 % der gesamten BWS. Außerdem fallen das stark durch den Versandhandel geprägte Weiden i. d. Oberpfalz (82,2 %) und Würzburg (81,4 %) durch hohe Anteile des tertiären Sektors an der BWS auf. Zwischen 2000 und 2004 steigerte sich der Anteil des tertiären Sektors an der BWS bayernweit von 66,8 % auf 68,2 %. Das stärkste Wachstum verzeichneten Mittelfranken und die Oberpfalz, das geringste Oberbayern Unternehmensgrößenstruktur Die Unternehmensgrößenstruktur in Bayern hat einen ausgeprägten Schwerpunkt bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) 8. Aufgrund der großen Bedeutung der mittelständischen Unternehmen für den Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt ist der Mittelstand in die Säule der bayerischen Wirtschaft. In Bayern gibt es verhältnismäßig viele kleine Betriebe mit wenigen Beschäftigten und nur wenige Großbetriebe mit sehr vielen Beschäftigten. Die meisten Erwerbstätigen arbeiten in mittelständischen Unternehmen mit über 20 Beschäftigten oder in Großbetrieben. Die durchschnittliche Unternehmensgröße in Bayern hat sich zwischen 2000 und 2005 von 12,7 auf 12,8 Mitarbeiter erhöht. In der Unternehmensgroßenstruktur gibt es keine größeren Unterschiede zwischen Bayern und der Bundesrepublik. In Bayern waren ,3 % der Beschäftigten in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern beschäftigt, in Gesamtdeutschland waren es 68,4 %. 7 Vgl. 8 Es wird die Abgrenzung der Unternehmensgrößen nach Definition der Europäischen Union zu Grunde gelegt. Danach werden KMU definiert als Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten, welche einen Jahresumsatz von weniger als 50 Mio. Euro bei einer Jahresbilanzsumme von unter 43 Mio. Euro erwirtschaften. Dabei dürfen sie keiner größeren Unternehmensgruppe angehören.

11 Vor allem im Dienstleistungssektor arbeiten vergleichsweise viele Beschäftigte in mittelständischen Unternehmen. Im produzierenden Gewerbe, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe sind überproportional viele Beschäftigte in Großbetrieben tätig Bevölkerungsentwicklung bis 2015, Demografie In den letzten Jahren erfuhr Bayern ein überdurchschnittlich starkes Bevölkerungswachstum. Grund dafür war vor allem eine starke Nettozuwanderung aus anderen Bundesländern. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend auch zukünftig fortsetzen wird. Deshalb wird die Bevölkerung Bayerns in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Es ist allerdings vorhersehbar, dass die Bevölkerungsentwicklung mittelfristig ab 2010 zu stagnieren beginnt, um in den folgenden Jahren leicht zurückzugehen. Im Jahr 2015 werden nach den heutigen Prognosen etwa 12,714 Mio. Menschen in Bayern leben, was einer Steigerung um 2,1 % entspricht. Der Anstieg resultiert aus der Zuwanderung aus dem In- und Ausland. Die Entwicklung der Einwohnerzahlen innerhalb Bayerns wird sehr unterschiedlich verlaufen. Die Bevölkerung Oberbayerns wird bis 2015 um 3,5 % zunehmen. Diesem Wachstum liegt ein Wanderungssaldo Bayerns von 77,3 je Einwohner zugrunde. Ein besonders starkes Bevölkerungswachstum mit 5,1 % bzw. 6,7 % ist für die Stadt und den Landkreis München zu erwarten. Auch Mittelfranken verzeichnet ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum von 3,1 % bis Motor dieser Entwicklung ist die Industrieregion Mittelfranken. Die höchsten Bevölkerungszuwachsraten werden für die Städte Fürth und Schwabach sowie den Landkreis Erlangen-Höchstadt erwartet. Ein etwas moderateres Bevölkerungswachstum wird für Schwaben (1,5 %), relativ geringe Bevölkerungszuwächse werden für Oberfranken (1,2 %), die Oberpfalz (1,2 %) und Niederbayern (1,2 %) prognostiziert. Die Regionen Regensburg und Landshut erwarten ein durchschnittliches Wachstum, während für die Grenzregionen zu Tschechien, insbesondere die Landkreise Wunsiedel, Tirschenreuth, Cham, Regen und Freyung-Grafenau, zum Teil kräftige Bevölkerungsrückgänge vorhergesagt werden. In Unterfranken wird die Bevölkerung bis 2015 nur um 0,7 % zunehmen. Während die Region Würzburg an Bevölkerung hinzugewinnen wird, sind für Ostunterfranken starke Bevölkerungsrückgänge zu erwarten. 9 Auf das ganze Land bezogen werden sich die geschilderten Tendenzen bis ins Jahr 2015 fortsetzen. Die Regionen mit großen Verdichtungsräumen werden an Bevölkerung gewinnen. Die Zentren dieser Entwicklung werden die Regionen München und Nürnberg sein. Dagegen werden in den ländlichen Regionen die Bevölkerungszahlen stagnieren oder - besonders entlang der Außengrenzen Bayerns - zurückgehen. In der Altersstruktur wird es zu weiteren deutlichen Veränderungen kommen. Die Binnenwanderungsbewegungen betreffen vor allem junge Menschen, daher wird in den peripheren Regionen die Zahl der Jugendlichen und Menschen im erwerbsfähigen Alter stark zurückgehen und im Gegenzug der Anteil der Älteren überproportional zunehmen. In den Kernräumen wird die Änderung der Altersstruktur etwas verzögert einsetzen. Im Jahr 2020 wird die Bevölkerung im Freistaat durchschnittlich deutlich älter sein. Heute sind die Altersjahre um 40, die aus den geburtenstarken Jahrgängen der Sechzigerjahre hervorgegangen sind, am stärksten vertreten. Bei jüngeren Jahrgängen wird der Geburtenrückgang bereits sichtbar. Auch in Zukunft wird die Geburtenrate auf niedrigem Niveau blieben. Dagegen werden in Bayern 2015 etwa 2,3 Mio. mehr ältere Menschen über 65 Jahre leben. Der Altersstrukturkoeffizient (20- bis 64-Jährige/über 64-Jährige) wird von 30,2 im Jahr 2005 auf 32,2 im Jahr 2015 ansteigen. 9 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung: Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern bis 2020, Beiträge aus der Statistik. Prognosevariante 4: geburtsjahrgangsweise Fortschreibung, angenommene jährliche Nettozuwanderung von Personen.

12 Die wachsende Zahl alter Menschen in unserer Gesellschaft stellt die Pflege (Vgl. dazu Kap. 6.2) vor große Herausforderungen. Schätzungen zufolge wird der Anteil über 60- jähriger Menschen an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2010 etwa 26 % betragen; für das Jahr 2030 wird mit einem Anstieg auf 34 % gerechnet. Der Bedarf an professionellen Pflegeleistungen für ältere und kranke Menschen wird demzufolge in den nächsten Jahrzehnten ansteigen. Bis 2015 wird die Zahl der Grundschüler um 15 % zurückgehen, während die Zahl der über 75-jährigen um 27 % ansteigen wird. 2.2 Beschäftigungssystem Erwerbsquote, Erwerbstätigkeit Die Erwerbsquote gibt den prozentualen Anteil der Erwerbspersonen 10 an der Gesamtheit aller Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 bis unter 65 Jahren an. Die Erwerbsquote im Jahr 2004 lag bei 75,5 %, während sich diese 2000 noch bei 74,3 % befand. Dies bedeutet einen Anstieg um 1,1 %. Damit lag Bayern klar über dem bundesdeutschen (65,0 %) und europäischen (63,3 %) Durchschnitt. Die Zahl der Erwerbstätigen in Bayern betrug im Jahr 2005 ca. 6,36 Mio. Personen. In den Jahren 2000 bis 2005 stieg deren Zahl geringfügig (+0,5 %) an. Im Vergleich hierzu war die Anzahl der Erwerbstätigen auf Bundesebene mit minus 0,8 % rückläufig 11. Tabelle: Entwicklung der Erwerbstätigen im Jahresdurchschnitt von (in Tsd.) Veränderung Bayern ,5 % Deutschland ,8 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Tabelle: Erwerbstätige in Regierungsbezirken Gebiet Bevölkerung 2000 Erwerbstätige 2000 Bevölkerung 2005 Erwerbstätige 2005 absolut in % absolut in % Oberbayern ,59 % ,47 % Niederbayern ,03 % ,47 % Oberpfalz ,68 % ,90 % Oberfranken ,56 % ,91 % Mittelfranken ,11 % ,44 % Unterfranken ,62 % ,28 % Schwaben ,76 % ,82 % Bayern ,71 % ,98 % Deutschland ,46 % % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Auf Ebene der Regierungsbezirke wird ein Gefälle deutlich. So unterliegen die südlichen Regierungsbezirke einem positiven Trend. Oberbayern steht hierbei mit einem Anstieg der Erwerbstätigen um 1,7 % an erster Stelle. In Niederbayern (+0,5 %) und Mittelfranken (+0,1 %) bleibt der Zuwachs geringer. Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Nordbayern unterliegt einem Negativtrend. Vor allem im Regierungsbezirk Oberfranken ist ein Rückgang der Erwerbstätigen um 4,4 % zu nennen. Oberbayern weist mit 2,31 Mio. erwartungsgemäß die größte Zahl an Erwerbstätigen auf. Das entspricht einem Anteil von 36,4 % an den erwerbstätigen Personen in Bayern. Die weiteren Regierungsbezirke liegen deutlich unter diesem Wert, da deren Bevölkerungsanteile geringer sind. 10 Erwerbspersonen setzen sich zusammen aus Erwerbstätigen und sofort verfügbaren Erwerbslosen 11 Vgl. Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarkt Amtliche Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit

13 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Im Jahr 2005 waren in Bayern 4,27 Mio. sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer am Arbeitsort gemeldet. Nicht berücksichtigt sind Beamte, Selbständige und Personen, die ausschließlich einer geringfügigen Tätigkeit (u.a. Mini-Job) nachgehen. Im Untersuchungszeitraum 2000 bis 2005 entwickelte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf Landesebene um minus 3,1 % rückläufig, in Deutschland dagegen zwischen 2000 und 2005 um 6,3 %. Tabelle: Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Arbeitsort (in Tsd.) Veränderung Bayern ,1 % Deutschland ,3 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ging in Bayern ab Mai 2002 kontinuierlich zurück. Die stärksten Rückgänge waren im Jahr 2003 zu verzeichnen. Seit Februar 2006 steigt die Zahl der Beschäftigten wieder stärker an. Im August 2006 war eine Steigerung von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Tabelle: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Gebiet Entwicklung Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort absolut in % Oberbayern ,19 % Niederbayern ,23 % Oberpfalz ,72 % Oberfranken ,77 % Mittelfranken ,44 % Unterfranken ,79 % Schwaben ,42 % Bayern ,24 % Deutschland ,71 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, Anteil der Arbeitnehmer und Selbstständigen Der Anteil der Selbständigen 13 belief sich im Jahr 2004 auf 12,6 % der erwerbstätigen Personen (0,80 Mio.). Im Untersuchungszeitraum von 2000 bis 2004 unterlag die Selbständigkeit einer positiven Dynamik (+2,3 %). Damit wuchs die Zahl der Selbständigen auf Landesebene bedeutend stärker als die der Erwerbstätigkeit (+0,2 %) insgesamt. Innerhalb Bayerns heben sich die Regierungsbezirke Oberbayern und Mittelfranken mit ihrem überdurchschnittlich positiven Wachstum von 4,4 % bzw. 4,1 % ab Qualifikationsstruktur Fachkräftemangel Fachkräftesicherung In Bayern ist ein dauerhafter positiver Trend zu höheren Qualifikationen der Beschäftigten zu beobachten. Im zweiten Quartal 2005 waren in Bayern nur 19,8 % der sozialversiche- 12 Bundesagentur für Arbeit: Bericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt im Oktober Der Anteil der Arbeitnehmer an den Erwerbstätigen liegt im Jahr 2004 in Bayern bei 87,4 %. Zu den Arbeitnehmern zählen alle Beamten, Angestellten, Arbeiter und Auszubildenden sowie Personen, die einer geringfügigen Beschäftigung (Mini-Job und Ein-Euro-Job) nachgehen. Aus der Differenz von Erwerbstätigen und Arbeitnehmern werden die selbständig tätigen Personen errechnet.

14 rungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort ohne eine abgeschlossene Ausbildung. Im 2. Quartal 2000 waren es hingegen noch 22,3 %. Der Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener Ausbildung nahm leicht auf 69,6 % zu (+0,8 %). Einen besonders kräftigen Anstieg auf 10,6 % gab es unter den Absolventen einer höheren Fachschule, Fachhochschule oder Hochschule. Unter den hochqualifizierten Arbeitnehmern waren nur 31,0 % weiblich. In den übrigen Qualifikationsbereichen ist das Geschlechterverhältnis ausgewogen. Tabelle: Qualifikationsstrukturen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene Ausbildung (2005) mit abgeschlossener Ausbildung (2005) mit Abschluss einer höheren- Fachschule/ FH/Hochsch. (2005) ohne Angabe (2005) Insgesamt Insgesamt Insgesamt Insgesamt Oberbayern % % % % Niederbayern % % % % Oberpfalz % % % % Oberfranken % % % % Mittelfranken % % % % Unterfranken % % % % Schwaben % % % % Bayern % % % % Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Innerhalb des Landes finden sich Unterschiede bei der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten. In Oberbayern arbeiten mit 16,2 % anteilsmäßig die meisten Hochqualifizierten. Zudem hat Oberbayern in diesem Bereich zwischen 2000 und 2005 den größten Anstieg zu verzeichnen (+2,4 %). Umgekehrt hat Oberbayern die geringsten Quoten an weniger qualifizierten Beschäftigten. Daneben verfügt nur noch Mittelfranken über viele hochqualifizierte Beschäftigte (11,1 %). Schwaben, die Oberpfalz und Unterfranken befinden sich bezüglich ihrer Qualifikationsstruktur im Mittelfeld mit einem Hochqualifiziertenanteil zwischen 6,9 und 7,1 % bei einem Prozentsatz um 20 % ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Oberfranken besitzt den größten Anteil an Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung (73,9 %) bei gleichzeitig wenigen Hochqualifizierten (5,8 %). Der prozentual größte Anteil an Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung arbeitete im zweiten Quartal 2005 in Niederbayern (21,9 %). Seit dem Jahr 2000 ist ihr Anteil um 3,4 % gesunken, größtenteils zugunsten der Beschäftigten mit abgeschlossener Ausbildung. Gleichzeitig gab es in Niederbayern bayernweit die wenigsten Hochqualifizierten (5,0 %) sowie die niedrigsten Steigerungsraten (+0,8 %) für hochqualifizierte Beschäftigte. Eine besonders gute Ausbildung haben die Arbeitnehmer in und um die größeren bayerischen Städte, insbesondere im Umland Münchens und Nürnbergs. Den größten Anteil an Hochqualifizierten gab es im zweiten Quartal 2005 in den Städten Erlangen (26 %) und München (24 %). Dagegen war der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Ausbildung in den peripher gelegen Landkreisen besonders hoch, insbesondere im Bayerischen Wald und im östlichen Oberfranken. Anteilsmäßig die meisten gering qualifizierten Arbeiter waren in den Landkreisen Freyung-Grafenau (28,0 %), Kronach (26,4 %) und Ansbach (26,1 %) beschäftigt. Der Zusammenhang zwischen Qualifikation der Beschäftigten und Wirtschaftskraft ist sehr deutlich. In den größeren Verdichtungsräumen, insbesondere um München und Nürnberg mit überdurchschnittlich vielen Hochqualifizierten wird das höchste BIP pro Einwohner erwirtschaftet. Dagegen arbeiten in der bayerischen Peripherie hohe Anteile gering Qualifizierter bei niedriger Wirtschaftsleistung. Dieser Zusammenhang ist auf Karte 3 ersichtlich. Derzeit vollzieht sich ein Strukturwandel des Beschäftigungssystems hin zur Höherqualifizierung. Einem wachsenden Stellenangebot für Arbeitskräfte mit guter Ausbildung steht ein

15 deutlicher Verlust an Arbeitsplätzen für gering Qualifizierte gegenüber. Das kommt auch in der Entwicklung der qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten zum Ausdruck. Akademiker haben das bei Weitem niedrigste Arbeitslosigkeitsrisiko, die Berufsaussichten mit abgeschlossener Berufsausbildung sind immer noch überdurchschnittlich. Die geringste Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt besteht nach den gering Qualifizierten. Dieser Trend in der Erwerbsstruktur hat sich in der Vergangenheit immer weiter verstärkt. Zwischen 2000 und 2005 sank die Zahl der Beschäftigten ohne abgeschlossene Ausbildung in Bayern, trotz steigender Einwohnerzahl, um 15,7 %. Gleichzeitig stieg die Zahl der erwerbstätigen Akademiker um 11,1 % an. Um den in Zukunft drohenden Fachkräftemangel abzuwenden, müssen Maßnahmen der Fachkräftesicherung ergriffen werden. Das Angebot an jungen Fachkräften kann aber auf Dauer nicht alleine die Nachfrage an qualifiziertem Personal decken. Deshalb ist die verstärkte Weiterbildung älterer Arbeitnehmer nötig, um sie auch für zukünftige Anforderungen geeignet zu machen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Arbeitslose den aktuellen Anforderungen gerecht zu qualifizieren, um ihnen den Wiedereinstieg in das Berufsleben zu erleichtern. Heute sind 69 % der hochqualifizierten Erwerbstätigen Männer. Daher ist es wichtig, verstärkt Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für Frauen zu schaffen, um ihr Potential stärker zu entfalten Pendler Von den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Wohnort in Bayern pendeln 38,0 % in einen anderen Kreis innerhalb des Landes und 4,4 % oder Personen in ein anderes Bundesland (Stand: Juni 2005). Unter den Auszubildenden ist die Pendlerquote etwas geringer (36,2 % bzw. 2,5 %). 41,0 % der Männer, aber nur 34,3 % der Frauen pendeln in andere Kreise innerhalb Bayerns. Frauen sind unter anderem aufgrund der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung mehr an ihren Wohnort gebunden als Männer. Von den 4,26 Mio. Beschäftigten hatten Personen ihren Wohnort nicht in Bayern. Damit verfügt Bayern mit einem Anteil von 5,8 % über eine im deutschen Vergleich relativ niedrige Quote an Einpendlern. Insgesamt besitzt Bayern einen Einpendlerüberschuss von Entlang der Grenzen zu den neuen Bundesländern ist die Bedeutung von Einpendlern größer. Der Pendlerüberschuss aus Thüringen beträgt , der aus Sachsen Unter den Regierungsbezirken hatte Oberfranken Ende Juni 2006 mit 14,6 % den höchsten Anteil an Einpendlern gefolgt von Mittelfranken (14,5 %) Arbeitszeit und Arbeitsvolumen 14 Im Jahr 2005 lag die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit je Erwerbstätigem in Bayern bei Arbeitsstunden. Im Zeitraum von 2000 bis 2004 unterlag die Arbeitszeit je Erwerbstätigem einer negativen Dynamik (-1,0 %). Ein Erwerbstätiger arbeitete im Jahr 2000 durchschnittlich 14 Stunden mehr als im Jahr Auch im Jahr 2005 setzte sich dieser Trend fort, so dass ein weiterer Rückgang der Arbeitszeit innerhalb eines Jahres um acht Stunden (-0,6 %) zu beobachten war. Insgesamt nahm die durchschnittliche Arbeitszeit je bayerischem Erwerbstätigen im Zeitraum zwischen 2000 und 2005 um 22 Arbeitsstunden (-1,5 %) ab. Im Jahresdurchschnitt 2005 lag die geleistete Arbeitszeit je Erwerbstätigem in Deutschland bei Stunden. Der Verlust an Arbeitsstunden je Erwerbstätigem auf Bundesebene betrug zwischen 2000 und ,3 % (-33 Arbeitsstunden). Die Verringerung der Arbeitszeit muss sehr differenziert betrachtet werden. Geht man davon aus, dass sich durch die 14 Arbeitszeit und Arbeitsvolumen werden über die Volkswirtschaftliche Gesamtrechung der Länder (VGR d.l.) nach dem Inlandskonzept erfasst. Die Arbeitszeit bezieht sich auf die geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigem. Das Arbeitsvolumen umfasst die tatsächlich geleistete Arbeitszeit aller Erwerbstätigen, die eine auf den wirtschaftlichen Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben. Es ergibt sich aus dem Produkt der Zahl der Erwerbstätigen und der Arbeitszeit je Erwerbstätigem.

16 aktuellen Tarifabschlüsse die Arbeitszeit eigentlich erhöhen müsste, müssen andere Einflussfaktoren diese Erhöhung kompensieren. Ein Grund dafür ist beispielsweise in der zunehmenden Bedeutung der Teilzeitarbeit zu sehen. Das Arbeitsvolumen in Bayern entwickelte sich im Untersuchungszeitraum 2000 bis 2005 mit einem Rückgang um 1,0 % negativ. Im Jahr 2000 stand der Wert noch bei 9,21 Mio., im Jahr 2005 nur noch bei 9,12 Mio. Arbeitsstunden. Grundsätzlich liegen jedoch die Werte des Arbeitsvolumens für Bayern über dem Bundesdurchschnitt (-3,2 %) Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit Die Erwerbstätigenquote 15 von Frauen liegt in Bayern bei 62,7 % und übersteigt bereits seit geraumer Zeit den EU-Benchmark von 60 %. Im Dezember 2005 waren 45,2 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Frauen. Dies entspricht 1,92 Mio. Beschäftigten. Auch in den Regierungsbezirken entspricht die Verteilung der Beschäftigten nach dem Geschlecht weitgehend dem Landesdurchschnitt, wobei für den Regierungsbezirk Oberpfalz mit 43,3 % der geringste, für den Regierungsbezirk Oberfranken mit 46,1 % der höchste Frauenanteil angegeben ist. Tabelle: Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort-Frauen Entwicklung absolut in % Oberbayern ,28 % Niederbayern ,29 % Oberpfalz ,41 % Oberfranken ,41 % Mittelfranken ,77 % Unterfranken ,90 % Schwaben ,68 % Bayern ,18 % Deutschland ,90 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Im Untersuchungszeitraum von 2000 bis 2005 nahm die Zahl der weiblichen Beschäftigten ab (-1,2 %), liegt aber noch unter dem Wert der Abnahme aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (-3,9 %). Es wird deutlich, dass die Zahl der weiblichen Beschäftigten im Untersuchungszeitraum einem weniger starken negativen Wachstum ausgesetzt ist als die der Männer (Frauen: - 1,2 %; Männer: -4,8 %). Dadurch stieg die Frauenquote an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 2000 um 0,9 % auf 45,2 % an, allerdings etwas moderater als in Gesamtdeutschland Deutschland (+1,2 %). Die Frauenerwerbstätigenquote in Deutschland lag im Jahr 2005 bei 45,6 % (2000: 44,5 %). Tabelle: Entwicklung der Frauenerwerbstätigenquote von Veränderung Bayern 44,3 % 44,7 % 45,0 % 45,1 % 45,2 % 45,2 % 0,9 % Deutschland 44,5 % 44,9 % 45,3 % 45,4 % 45,6 % 45,6 % 1,2 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, Die Frauenerwerbsquote ist der prozentuale Anteil der weiblichen Erwerbspersonen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren an der weiblichen Bevölkerung der gleichen Altersgruppe. Die Frauenerwerbsquote wird wie folgt berechnet: Die Summe der teil- und vollzeitbeschäftigten sowie arbeitslos gemeldeten Frauen im Alter geteilt durch die Anzahl aller Frauen im Alter mal 100.

17 Erwerbstätigkeit von Älteren 16 Im Dezember 2005 waren in Bayern sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer zwischen 50 und 65 Jahren am Arbeitsort gemeldet. Das entspricht 20,3 % der Beschäftigten in Bayern. Davon waren 85,8 % zwischen 50 und 60 Jahre und 14,2 % zwischen 60 und 65 Jahre alt. Im Untersuchungszeitraum von 2000 bis 2005 nahm die Zahl beschäftigten Älteren in Bayern um 9,3 % zu. Dabei verzeichnete die Altersgruppe 60 bis unter 65 Jahre auf Landesebene einen besonders großen Zuwachs von 13,6 %. Im Vergleich hierzu unterlagen alle jüngeren Altersgruppen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort einer negativen Dynamik. Die Hauptursachen hierfür sind die sukzessive Erhöhung des Rentenalters und der demographische Wandel. Tabelle: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Älteren Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte von 50 bis unter 65 Jahre (Ältere) Entwicklung 2000 bis absolut in % Oberbayern ,98 % Niederbayern ,44 % Oberpfalz ,61 % Oberfranken ,89 % Mittelfranken ,52 % Unterfranken ,63 % Schwaben ,82 % Bayern ,32 % Deutschland ,30 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Die Entwicklung der Zahl der Älteren auf dem Arbeitsmarkt im Zeitraum 2000 bis 2005 verlief regional sehr heterogen. Während der bayerische Durchschnittswert bei 9,3 % lag, nahm die Zahl der 50- bis unter 65-Jährigen in Niederbayern um 21,44 %, in Oberbayern nur um 2,98 % zu. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Wachstumsraten der älteren Beschäftigten in den bayerischen Randgebieten größer ausfallen als in den zentraler gelegenen Regierungsbezirken, im Besonderen in Oberbayern mit dem Verdichtungsraum München. Tabelle: Entwicklung des Anteils Älterer an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von (in Tsd.) Veränderung Bayern 18,0 % 18,3 % 18,8 % 19,3 % 19,8 % 20,3 % 2,3 % Deutschland 19,1 % 19,6 % 20,2 % 20,8 % 21,4 % 22,0 % 2,9 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Bei den älteren Arbeitnehmern spielen zukünftig Maßnahmen zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass sie langfristig leistungsbereit bleiben. Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung und zur Arbeitsgestaltung sind dabei zentrale Themen. 16 Bei der Erwerbstätigkeit von Älteren werden die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort zwischen 50 und 65 Jahren betrachtet. Diese sind in die beiden Gruppen 50 bis unter 60 Jahre sowie 60 bis unter 65 Jahre gegliedert.

18 Teilzeit-, befristete Beschäftigung und Mini-Jobs 17 Ende des ersten Halbjahrs 2005 betrug der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen Beschäftigten in Bayern 16,87 %. Damit lag die Teilzeitquote in Bayern im gesamtdeutschen Durchschnitt. Im Freistaat nahm zwischen 2000 und 2005 die Zahl der Teilzeitbeschäftigten an den Erwerbstätigen um 13,67 % zu. Tabelle: Entwicklung der Teilzeitbeschäftigung Teilzeitbeschäftigte Entwicklung 2000 bis absolut in % Oberbayern ,99 % Niederbayern ,23 % Oberpfalz ,45 % Oberfranken ,60 % Mittelfranken ,21 % Unterfranken ,84 % Schwaben ,77 % Bayern ,67 % Deutschland ,90 % Tabelle: Frauen in Teilzeitbeschäftigungen Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2005 gesamt davon Teilzeit Anteil davon Frauen Anteil Oberbayern ,69 % ,95 % Niederbayern ,02 % ,01 % Oberpfalz ,63 % ,94 % Oberfranken ,26 % ,07 % Mittelfranken ,39 % ,32 % Unterfranken ,83 % ,32 % Schwaben ,14 % ,82 % Bayern ,87 % ,82 % Deutschland ,71 % ,08 % Quellen: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Besonders für Frauen spielt die Möglichkeit zur Teilzeitbeschäftigung eine große Rolle aufgrund der gewünschten Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der Frauenanteil in der Teilzeitarbeit beträgt dabei 84,8 %. Insgesamt arbeiten 32 % der weiblichen Erwerbs-tätigen in Teilzeit. Der Anteil der befristeten Beschäftigungen an allen Erwerbstätigen lag in Bayern im Jahr 2005 (ebenso wie in der Bundesrepublik insgesamt) bei 6 %. In den letzten fünf Jahren ist dagegen der Anteil der befristeten Beschäftigungen für ganz Bayern nicht gestiegen, jedoch verlief die Entwicklung in Süd- und Nordbayern unterschiedlich. Während sich der Wert in Südbayern um +2 % auf insgesamt 6 % der Erwerbstätigen erhöhte, ging der Anteil der befristeten Beschäftigungen in Nordbayern um -1 % auf 4 % zurück. Der Anteil der befristeten Beschäftigungen an den Neueinstellungen befindet sich laut IAB- Panel bei 49 %. Insgesamt steigerte sich der Anteil der befristeten Neueinstellungen seit 2003 um 37 % für den gesamten Freistaat. Im Jahr 2005 waren laut IAB-Betriebspanel 12 % aller Beschäftigungsverhältnisse im Freistaat Bayern Mini-Jobs. Hier ist ein kontinuierlicher Anstieg um 1 % jährlich zu beobachten. Diese Dynamik im Bereich der Mini-Jobs ergibt sich vor allem aus dem Wachstum der ge- 17 Die Angaben zu Teilzeit-, befristeten Beschäftigungen und Mini-Jobs (=geringfügige Beschäftigungsverhältnisse) basieren auf der Studie Beschäftigungstrends im Freistaat Bayern Als Datengrundlage der Studie dient das IAB-Betriebspanel 2005.

19 ringfügig Beschäftigten im südbayerischen Raum. So stieg der Anteil der Mini-Jobs in Südbayern zwischen 2003 und 2005 von 10 % auf 12 %, während der Anteil der Mini-Jobs in Nordbayern mit 10 % konstant blieb Entwicklung der Beschäftigung nach Sektoren Das Wirtschaftswachstum lag mit einer jahresdurchschnittlichen Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP) zwischen 2000 und 2005 von 2,7 % über der Entwicklung im Bundesgebiet West (+1,9 %). Die Wirtschaft in Bayern ist vom wachsenden Dienstleistungssektor geprägt, wobei die Verarbeitende Industrie nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Die Exportquote des bayrischen Verarbeitenden Gewerbes belegt den vierten Platz im deutschlandweiten Vergleich. Die Zahl der Arbeitsplätze hat in Bayern im Beobachtungszeitraum leicht zugenommen. Im Jahr 2005 wurden rd. 6,338 Mio. Erwerbstätige 18 gezählt nach rd. 6,324 Mio. in Beschäftigungsverluste im Zeitraum von 2000 bis 2005 verzeichnete das Produzierende Gewerbe (- 7,5 %) wobei das Verarbeitende Gewerbe (- 5,1 %) weniger stark betroffen war als das Baugewerbe (- 16,6 %). Beschäftigungsgewinne waren zwischen 2000 und 2005 im Dienstleistungssektor (+ 5,1 %) zu verzeichnen, wobei v. a. der Bereich der Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister mit + 11,1 % profitiert hat. Auch die öffentlichen und privaten Dienstleistungen haben mit einem Plus von 5,7 % an der Zunahme des Dienstleistungssektors partizipieren können. Im Beobachtungszeitraum waren am Arbeitsmarkt weitere positive Trends zu beobachten. So ist z.b. die Erwerbstätigkeit von Frauen leicht gestiegen (+ 1,1 %). Im Zeitraum von 2000 bis unterlagen die Beschäftigtenzahlen im primären (-8,75 %) und im sekundären Sektor (-9,4 %) einer rückläufigen Entwicklung. In Bayern sind immer noch überdurchschnittlich viele Menschen im Produzierenden Gewerbe tätig. Im Jahr 2004 arbeiteten dort 29,0 %. Im sekundären Sektor fällt besonders der Regierungsbezirk Oberfranken mit einem Rückgang der Beschäftigten zwischen 2000 und 2004 um 14,60 % auf. Die Beschäftigtenzahlen in den weiteren Regierungsbezirken entwickelten sich relativ nahe am bayerischen Durchschnitt von -9,40 %. Mit einem Anteil von 68,0 % waren im Vergleich zu Westdeutschland insgesamt eher unterdurchschnittlich viele Bayern im Dienstleistungsbereich tätig. Der tertiäre Sektor kann im Untersuchungszeitraum 2000 bis 2004 einen leicht positiven Trend in der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen aufweisen. Bei der Unterteilung des tertiären Sektors in die statistischen Kategorien Handel, Gastgewerbe und Verkehr sowie sonstige Dienstleistungen zeigt sich ein differenzierteres Bild. Auf Landesebene entwickelte sich die Zahl der Beschäftigten im Sektor Handel, Gastgewerbe und Verkehr zwischen 2000 und 2004 stark rückläufig (-4,18 %). So hatte der Regierungsbezirk Oberfranken einen Beschäftigungsrückgang von 8,03 % zu verzeichnen. Mit Ausnahme der Regierungsbezirke Oberpfalz (-2,86 %), Niederbayern (- 3,03 %) und Schwaben (-3,19 %) verlief der Rückgang in den restlichen Regierungsbezirken dem Durchschnitt entsprechend. In der Entwicklung der Beschäftigten in den Sonstigen Dienstleistungen (inklusive Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen) zeigt sich ein gegensätzliches Bild. Hier stieg die Zahl der Beschäftigten im Untersuchungszeitraum von 2000 und 2004 um 4,27 % an. Besonders treten dabei die Regierungsbezirke Niederbayern (5,47 %) und Oberpfalz (5,17 %) hervor. Am geringsten fiel das Wachstum der Beschäftigten in Oberfranken aus (3,13 %). Insgesamt zeigen sich auch in der Entwicklung der Beschäftigten am Arbeitsort nach Sektoren regionale Disparitäten. 18 Erwerbstätige lt. VGR 19 Die Entwicklung der Beschäftigten nach Sektoren wird anhand der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort beschrieben.

20 Wirtschaftsstrukturell ergeben sich zudem Unterschiede zwischen der Beschäftigung von Männern und Frauen in den verschiedenen Sektoren. Als qualitative Aussage kann hierzu festgehalten werden, dass in Industrie und Handwerk Männer im Vergleich zu Frauen überdurchschnittlich häufig beschäftigt sind. Das gegenteilige Verhältnis ergibt sich in den Dienstleistungsbereichen Offene Stellen und Mismatch-Probleme 21 Das Unterkapitel wird perspektivisch für die Förderperiode aufgenommen, um für absehbare Entwicklungen und nötige Programmänderungen die Grundlagen zu legen. Obwohl heute noch keine akuten Mismatch-Probleme in Bayern herrschen, sind deutliche Ansätze insbesondere in hoch qualifizierten Berufen zu erkennen. Drei Viertel der bayerischen Betriebe hatten im ersten Halbjahr 2005 keinen Einstellungsbedarf. Vom verbleibenden Viertel haben 21 % der Betriebe Personal eingestellt. Bei 6 % konnte der Personalbedarf nicht vollständig gedeckt werden. Damit liegt Bayern im bundesdeutschen Durchschnitt. Innerhalb Bayerns zeigen sich jedoch regionale Unterschiede. Südbayerische Betriebe stellten zwar mehr Personal ein, trotzdem gab es mit 14 % überdurchschnittlich viele Betriebe mit ungedecktem Personalbedarf (Nordbayern: 5 %). Lediglich 7 % der Neueinstellungen entfielen auf Menschen über 50 Jahre. Allerdings lag der Anteil der Älteren in Nordbayern mit 10 % doppelt so hoch wie in Südbayern. Dabei erfolgte die Neueinstellung Älterer vor allem im Dienstleistungssektor. Die Entwicklung der Vakanzen verläuft seit dem Jahr 2001 rückläufig. Zu diesem Zeitpunkt schrieben noch 14 % der Betriebe Stellen aus, während dies in den Jahren 2002 und 2003 nur noch 8 % der Betriebe taten. Mehr als die Hälfte der offenen Stellen in Bayern wurde im Bereich der Dienstleistungen angeboten. Hier gibt es auch die meisten unbesetzten Stellen. Die höchste Dynamik ist dabei in den kleineren und mittelständischen Betrieben zu erkennen. Bei den Neueinstellungen geht die Tendenz weiter zu befristeten Beschäftigungsverhältnissen. Nur noch 59 % der bayerischen Betriebe haben ausschließlich unbefristete Einstellungen vorgenommen (Westdeutschland: 65 %). Im Jahr 2001 taten dies noch 77 %. Arbeitsmarkt - Mismatch bezeichnet die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt, so dass die Arbeitssuchenden nicht in das Profil der angebotenen Stellen passen. Dadurch bleiben trotz Arbeitslosigkeit Stellen unbesetzt. Von den offenen Stellen für einfache Tätigkeiten konnten im ersten Halbjahr % besetzt werden. Etwa ein Drittel (34 %) davon entfiel auf zusätzlich geschaffene Stellen (Westdeutschland: 39 %). Allerdings wurden im Gegenzug überproportional viele Stellen für gering Qualifizierte gestrichen. Im Bereich der qualifizierten Tätigkeiten wurden hochgerechnet Mitarbeiter gesucht. Hier konnten 93 % der Stellen besetzt werden. Außerdem wurden in diesem Bereich in Bayern mit 41 % deutlich mehr neue Stellen geschaffen als für gering Qualifizierte (Deutschland: 43 %).Insgesamt verblieben 2 % der bayerischen Betriebe mit unbesetzten Stellen für qualifizierte Tätigkeiten. Als Gründe wurde zum einen die mangelnde fachliche Qualifikation der Bewerber, zum anderen ein Mangel an Bewerbern (Fachkräftemangel) genannt. Daten auf Bundesebene belegen, dass 43 % der Betriebe in Deutschland als Hauptgrund der Nichtbesetzung einer ausgeschriebenen Stelle die mangelnde fachliche Qualifikation der Bewerber angeben. Fachkräftemangel, also fehlende Bewerber, sehen nur 12 % der Betriebe als Grund. Allerdings mussten 19 % der bayerischen Betriebe bei der Einstellung qualifizierter Mitarbeiter Kompromisse eingehen. Die Hälfte dieser Unternehmen musste einen höheren Einarbeitungsaufwand aufgrund des niedrigen Qualifikationsniveaus akzeptieren. Etwa doppelt so viele Betriebe suchen Mitarbeiter für qualifizierte Tätigkeiten wie für einfache Tätigkeiten. Allerdings ist die Zahl gering qualifizierter Menschen auf dem Arbeitsmarkt immer noch sehr hoch. Es besteht also die Gefahr, dass eine große Gruppe Er- 20 Vgl Als Grundlage wird erneut die Studie Beschäftigungstrends im Freistaat Bayern 2005 herangezogen. Als Datengrundlage der Studie diente das IAB-Betriebspanel Vgl.: INIFES: Beschäftigungstrends im Freistaat Bayern 2005, Repräsentative Analyse auf Basis des IAB-Betriebspanels 2005.

21 werbsfähiger den Trend hin zur höheren Qualifikation verpasst und mittelfristig Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer fällt. Neben dem Mismatch aufgrund der Qualifikationsstruktur gibt es Tendenzen zum Mismatch in einzelnen Branchen. Im wirtschaftlichen Wandel werden besonders im produzierenden Gewerbe viele Arbeitskräfte freigestellt, die in ihrer Branche kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt besitzen. Von dieser Entwicklung sind sehr einseitig ausgerichtete Altindustriestandorte am meisten betroffen. Dies gilt besonders für die bayerischen Grenzregionen zu Tschechien und zu den neuen Bundesländern sowie, in bestimmten Branchen, für die Industriestandorte Nürnberg und Augsburg. In naher Zukunft können sich Mismatch-Probleme auf dem bayerischen Arbeitsmarkt verstärken. Einerseits wird der Bedarf an wenig qualifizierten Arbeitskräften weiter abnehmen und diese Gruppe damit Gefahr laufen, immer mehr aus dem Beschäftigungssystem heraus zu fallen. Andererseits wird der Bedarf an hochqualifiziertem Personal zukünftig weiter ansteigen. Besonders in Zukunftsbranchen könnten Spezialisten wie Ingenieure oder Naturwissenschaftler bald knapp werden. Die weitere Optimierung der Leistungsfähigkeit des bayerischen Bildungssystems sollte diesem Trend entgegenwirken. Weiter verstärken könnte sich dieses Problem durch die fortschreitende Dequalifikation des Humankapitals aufgrund anhaltender Unterbeschäftigung und eines verfestigten Anteils Langzeitarbeitsloser. 2.3 Anpassungsfähigkeit der Unternehmen und ihrer Beschäftigten Weiterbildungsbeteiligung von Beschäftigten und Unternehmen 22 Der Anteil der bayerischen Betriebe, die im Jahr 2005 die Weiterbildung wenigstens eines Mitarbeiters förderten, lag wie beim westdeutschen Niveau bei 42 %. Damit stieg der Wert seit 2001 um 3 %. Am höchsten ist der Anteil der Weiterbildungsförderung bei der öffentlichen Verwaltung (58 %) und bei den Dienstleistungsbetrieben (48 %). Im produzierenden Gewerbe fördern lediglich 33 % der Betriebe die Fortbildung ihrer Beschäftigten. Grundsätzlich nimmt der Anteil an betrieblicher Weiterbildung mit der Größe der Betriebe zu. Im Jahr 2005 förderten 26 % aller Betriebe mit ein bis vier Mitarbeitern die Weiterbildung, während bei den Betrieben ab 500 Mitarbeitern 99 % Weiterbildungsmaßnahmen unterstützten. Insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen besteht Optimierungspotenzial. Tabelle: Anteil der Weiterbildungsteilnehmer an den Beschäftigten (in Tsd.) Veränderung Bayern 21 % 19 % 23 % 22 % 1 % Westdeutschland 19 % 18 % 23 % 22 % 3 % Quelle: Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Bundesamt Deutschland, 2006 Der Anteil der Beschäftigten, die an einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen haben (Weiterbildungsquote), lag im Vergleich mit dem Anteil der Betriebe im Jahr 2005 mit 22 % weniger hoch, wuchs aber seit 2001 um 3 %. Der Freistaat folgt dem in den alten Bundesländern vorherrschenden Trend. Der Grund für die unterschiedliche Entwicklung des Anteils der Betriebe, die Weiterbildungen förderten und der Weiterbildungsquote wird darin gesehen, dass die Anzahl der fördernden Betriebe zwar insgesamt größer wurde, jedoch die Anzahl der Mitarbeiter in den Betrieben, die an einer Weiterbildungsmaßnahme teilnehmen konnten, schrumpfte. 22 Angaben zur Weiterbildung von Mitarbeitern in bayerischen Betrieben werden für diese Studie aus dem IAB- Betriebspanel 2005 abgeleitet. Vgl. INIFES: Beschäftigungstrends im Freistaat Bayern 2005, Repräsentative Analyse auf Basis des IAB-Betriebspanels 2005.

22 Abbildung 1: Anteil der Betriebe mit Weiterbildungsförderung im ersten Halbjahr 2005 (in %) Quelle: IAB-Betriebspanel, 2006 Einfluss auf die Weiterbildungsquote hat auch die Qualifikation der Mitarbeiter. Unter den Beschäftigten mit Hochschulabschluss nahmen insgesamt 38 % an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Mit sinkender Qualifikation nimmt die Weiterbildungsquote kontinuierlich ab. Von den un- und angelernten Arbeitnehmern kamen lediglich 10 % in den Genuss geförderter Weiterbildung. Insgesamt nutzten anteilsmäßig mehr Frauen betriebliche Fortbildungsmaßnahmen als Männer. Nach Geschlecht gegliedert nahmen 2005 mehr Frauen (23 %) als Männer (21 %) an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen teil. Tabelle: Weiterbildung nach Qualifikationsniveau Weiterbildungsteilnehmer 2005 An- /Ungelernte Facharbeiter Angestellte/ Beamte mit Berufsausbildung Angestellte/ Beamte mit Hochschulabschluss in % aller Erwerbstätigen Bayern Nordbayern Südbayern Alte Bundesländer Neue Bundesländer Deutschland, gesamt Quelle: INIFES: Beschäftigungstrends im Freistaat Bayern 2005, Repräsentative Analyse auf Basis des IAB- Betriebspanels, S Die häufigste Form von betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen sind externe Kurse, Lehrgänge und Seminare. 79 % aller Betriebe mit Weiterbildung bieten diese Art der Fortbildung an. Ebenfalls sehr verbreitet sind interne Kurse, Weiterbildung am Arbeitsplatz sowie die Teilnahme an Vorträgen, Messen oder Tagungen. In 61 % der Betriebe findet die Weiterbil-

23 dung normalerweise während der Arbeitszeit statt, bei 6 % ausschließlich in der Freizeit. In Bayern übernehmen 63 % der Betriebe die Weiterbildungskosten voll-ständig, während in 23 % der Betriebe die Beschäftigten alleine alle Kosten tragen müssen. In diesem Punkt gibt es starke Unterschiede zwischen Nord- und Südbayern: in 33 % der nordbayerischen Betriebe müssen die Mitarbeiter die gesamten Kosten ihrer Fortbildung übernehmen, in den Firmen Südbayerns lediglich 14 %. Außerdem findet in Nordbayern die Weiterbildung verstärkt in der Freizeit statt. Aber trotz einer steigenden Weiterbildungsquote gibt es noch Defizite. 58 % der bayerischen Betriebe förderte Weiterbildungsmaßnahmen bei keinem einzigen seiner Mitarbeiter. Damit erhalten immer noch viele Mitarbeiter, besonders in kleineren KMU, keine Weiterbildungsmöglichkeiten. Außerdem nehmen Ältere und gering Qualifiziertere immer noch viel seltener als Jüngere an Weiterbildung teil. Durch diese Verfahrensweise werden große Teile der Gruppen, die am meisten von Weiterbildungsaßnahmen profitieren könnten, ausgeschlossen. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Trends ist es geboten, die Weiterbildung zu intensivieren. Auch weniger qualifizierte Mitarbeiter werden in Zukunft anspruchsvollere Aufgaben übernehmen müssen. Das gleiche gilt in Zeiten des demographischen Wandels auch für Ältere. Bei den Frauen ist es wichtig, den positiven Trend weiter zu verfolgen, da sie zukünftig eine immer bedeutendere Rolle in der Erwerbsstruktur spielen werden. Bezogen auf die Unternehmensgröße spielt Weiterbildung vor allem in KMU eine große Rolle, um nicht den Anschluss an die internationale Entwicklung zu verlieren Qualifikations- und Anpassungsprobleme Im Jahr 2005 betrug der Anteil der mittelständischen Betriebe an allen umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen 99,4 %. Der Anteil der Erwerbstätigen im Mittelstand lag im Jahr 2005 bei einem Anteil von 66,7 % an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im Bereich der Ausbildungsstellen stellt der bayerische Mittelstand einen Großteil aller Ausbildungsplätze. KMU leisten einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Stärke und zur Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsstellen in Bayern. Angesichts der demographischen Entwicklung und der wirtschaftlichen Anpassungsnotwendigkeit werden die Bedarfe für die berufliche Erstausbildung zur Gewinnung qualifizierten Nachwuchses und die permanente lebenslange Qualifikation von Mitarbeitern in den kommenden Jahren ansteigen und insbesondere in KMU ein bedeutender Faktor für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sein. Im Zusammenhang mit dem technologischen Wandel und der Internationalisierung der Märkte ergibt sich eine Vielzahl von KMU-spezifischen Problemen. Es sind hier insbesondere die limitierten finanziellen und personellen Ressourcen, der erschwerte Zugang zu Wissen sowie die eingeschränkten Forschungs- und Entwicklungskapazitäten zu nennen. Ein derzeit großes Problem des Mittelstandes ist der nur teilweise zu befriedigende Bedarf an qualifizierten Beschäftigten und Führungskräften. Dadurch gewinnt die Weiterqualifizierung der Beschäftigten zunehmend an Bedeutung. Angesichts der demographischen Entwicklung im kommenden Jahrzehnt wird der Mittelstand künftig stärker als bisher auf das Potential und die Arbeitskraft von qualifizierten Frauen zurückgreifen. Ein weiteres Problem stellt der Wandel in den globalen Produktions- und Konsumsystemen dar. Durch die Verkürzung der Produktlebenszyklen werden Innovationen und deren schnelle Umsetzung zu immer bedeutenderen Faktoren für den Unternehmensfortbestand. KMU sind aufgrund der limitierten finanziellen Ressourcen weniger als große Unternehmen in der Lage, Forschungsvorhaben zu ihrer Weiterentwicklung zu finanzieren bzw. selbst durchzuführen. Eine Lösungsstrategie, wie KMU diesen Herausforderungen begegnen können, ist der Austausch von materiellen und immateriellen Ressourcen in Netzwerken und Kooperationen. Das bayerische Technologietransfernetz leistet dabei einen wichtigen Beitrag, indem es

24 KMU bei der Kooperationspartnersuche unterstützt, Know-how-Träger vermittelt und aktiv im Forschungs- und Entwicklungsbereich zur Verfügung steht Innovation und Informationsgesellschaft, Clusterpolitik Das Innovationspotential der bayerischen Unternehmen soll anhand der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) beschrieben werden 24. Insgesamt wurden in Bayern im Jahr ,3 Mrd. Euro für FuE ausgegeben. Damit liegt der Freistaat nach Baden-Württemberg an zweiter Stelle im Vergleich der Bundesländer. Anteilig wurden 2,3 Mrd. Euro von staatlicher Seite aufgebracht und 9,1 Mrd. Euro durch die bayerische Wirtschaft. Diese FuE-Ausgaben entsprechen einem Anteil von 3 % des bayerischen BIP. Der IuK-Wirtschaftsbereich gehört zu den High-Tech-Clustern, die im Rahmen der High- Tech-Offensive-Bayern 25 festgelegt wurden. Im Jahr 2003 bot dieser Wirtschaftsbereich Arbeitsplätze. Der IuK-Bereich ist räumlich vor allem auf die Standorte München und Nürnberg/Fürth/Erlangen konzentriert. Daneben gibt es weitere lokale Standorte im Zusammenhang mit Hochschulen oder größeren Unternehmen. Beispiele zu nennen sind der Wirtschaftsraum Regensburg/Oberpfalz, Augsburg/Schwaben, Rosenheim oder die Region Oberfranken mit den Hochschulstandorten Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof 26. Mit der Clusterpolitik will die bayerische Staatsregierung besonders bedeutende Wirtschaftsbranchen durch eine landesweite Netzwerkbildung zwischen Unternehmen, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen fördern. Cluster zeichnen sich durch eine Konzentration von Unternehmen unterschiedlicher Wertschöpfungsstufen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und hoch qualifizierter Mitarbeiter aus. Durch die Allianz Bayern Innovativ, die die Clusterinitiative aus Mitteln von Privatisierungserlösen finanziert, sollen die Kräfte weiter gebündelt und verstärkt werden. Diese Strategie zielt darauf, zu jedem Cluster Plattformen zu schaffen, die Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen zusammenbringen, intensive Kooperation ermöglichen und so Innovations-potentiale freisetzen. Die Ergänzung der Cluster-Strategie im Bereich der Humanressourcen durch den ESF ist in hohem Maße für innovative Maßnahmen geeignet. Die Clusterpolitik stellt einen innovativ bedeutenden Teil der bayerischen Entwicklungspolitik dar. Derzeit gibt es in Bayern 19 Cluster in folgenden thematischen Bereichen: Biotechnologie, Automotive, Energietechnik, Luft- und Raumfahrt, Chemie, Finanzdienstleistungen, Nanotechnolgie, Satellitennavigation, Medizintechnik, Sensorik und Leistungselektronik, Bahntechnik, Neue Werkstoffe, Informations- und Kommunikationstechnik, Ernährung, Medien, Mechatronic und Automation, Umwelttechnologie, Holz und Forst, Logistik. Zudem werden regionale Gesundheitscluster herausgebildet. Etwa Unternehmen sind in den Clusterbereichen tätig. Auch die Clusterinitiative soll durch das Zukunftsprogramm Bayern 2020: Kinder. Bildung. Arbeit mit 250 Mio. investiv unterstützt werden. 23 Vgl Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie: Bayern wachstumsstark, innovativ und zukunftsfähig, Wirtschaftsentwicklung im Ländervergleich. 25 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie: Bayerische Technologiepolitik. 26 Vgl.

25 Entwicklung des Unternehmertums 27 Im Jahr 2005 wurden in Bayern Gewerbeanmeldungen vorgenommen. Diesem Wert stehen Gewerbeabmeldungen gegenüber. Somit konnte ein deutlich positiver Saldo von erreicht werden. Zwischen 2000 und 2005 gab es bei den Gewerbeanmeldungen auf Landesebene einen positiven Trend. Diese nahmen bis 2005 um 20,0 % zu. Allerdings betrifft diese positive Entwicklung besonders die Jahre 2000 bis 2004, in denen die Zahl der Gewerbeanmeldungen um 27,74 % stieg. Von 2004 bis 2005 setzte sich ein Negativwachstum mit einem Rückgang der Anmeldungen um 6,0 % durch. Die Gewerbeabmeldungen stiegen im Zeitraum 2000 bis 2004 nur um einen relativ geringen Wert. In Unterfranken (-2,81 %), Oberfranken (-0,66 %) und Oberbayern (-0,10 %) verringerte sich die Zahl der Gewerbeabmeldungen. Die Oberpfalz verzeichnete, trotz einer hohen Zunahme der Anzahl von Anmeldungen im gleichen Zeitraum (+35,15 %), überdurchschnittlich viele Gewerbeabmeldungen. Ab 2004 waren vor allem die Regierungsbezirke Oberfranken (+8,51 %), Unterfranken (+8,11 %) und Mittelfranken (+6,52 %) überdurchschnittlich von der Zunahme an Gewerbeabmeldungen betroffen. Der Durchschnitt für Bayern lag bei 4,83 %. Insgesamt wird deutlich, dass die Zahl der Gewerbeanmeldungen die der Gewerbeabmeldungen übersteigt. Auch in der zeitlichen Entwicklung ist der Anteil der Anmeldungen gegenüber den Abmeldungen höher angesiedelt. Bei einem Vergleich der Werte kann man jedoch eine Verkürzung des Abstandes zwischen An- und Abmeldungen im Zeitverlauf erkennen. Gewerbeanmeldungen gehen zurück, während gleichzeitig die Anzahl der Gewerbeabmeldungen steigt. Viele Frauen sehen in freiberuflichen Tätigkeiten oder der Selbständigkeit gute Chancen, Erwerbstätigkeit und Familie zu verbinden. Im Jahr 2005 waren in Bayern Frauen selbständig. Etwa jedes dritte Unternehmen wird heute von einer Frau gegründet. Eine besonders hohe Frauenquote weisen dabei die Heilberufe (z.b. Krankengymnastik oder Hebamme) auf. Doch stoßen Frauen zunehmend auch in bisherige Männerdomänen der technischen Berufe vor. Die LfA Förderbank Bayern unterstützt seit über fünf Jahrzehnten Existenzgründungen mittelständischer Betriebe im Freistaat. Dazu stellt sie sowohl Beratung als auch Startkredite und Risikoübernahmen zur Verfügung. Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie fördert seit 1998 im Rahmen der bayerischen Existenzgründerinitiative Existenzgründer und Betriebsübernehmer durch die Förderung von Coachingmaßnahmen 28. Ein intensiviertes Coaching erhöht die Erfolgsaussichten neuer Unternehmer, Übernehmer oder Nachfolger z. B. in der Altersnachfolge. Ebenso sollte die Verflechtung des Mittelstands mit den Hochschulen weiter intensiviert werden. 2.5 Humankapitalentwicklung Leistungsfähigkeit des Bildungssystems Bayern verfügt über ein leistungsfähiges Schulsystem. In Bayern wurden im Ländervergleich PISA 29 -E Jugendliche an 66 Schulen aller Schularten getestet. Im Ergebnis erreichen die bayerischen Schülerinnen und Schüler in allen Kompetenzbereichen die 27 Die Entwicklung des Unternehmertums in Bayern soll anhand der bayerischen Statistik der Gewerbeanzeigen dargestellt werden. Dabei werden Gewerbeanmeldungen (Neuerrichtung, Übernahme und Zuzug eines bestehenden Gewerbebetriebes) sowie Gewerbeabmeldungen (vollständige Aufgabe, Umwandlung durch Verschmelzung/Spaltung, Fortzug aus Meldebezirk) statistisch erfasst. Weiterhin kann auch der Anteil der Selbständigen an den bayerischen Erwerbstätigen als Beurteilungsmaßstab verwendet werden In den PISA-Tests werden regelmäßig die Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in den Bereichen Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften untersucht.

26 höchsten Werte aller deutschen Bundesländer. Besonders die Gymnasien und Realschulen konnten international gut bestehen. Die durchschnittlichen Schülerleistungen bewegen sich dort rund 100 bzw. rund 60 Punkte über den jeweiligen OECD-Mittelwerten. Im Bereich Mathematik gehört Bayern weltweit zur Spitzengruppe. Insgesamt liegen die bayerischen Testergebnisse deutlich über dem OECD-Durchschnitt. In Bayern sind wie in den meisten anderen Staaten die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler von ihrer sozialen Herkunft abhängig; diese Abhängigkeit ist hier jedoch weniger stark ausgeprägt als in fast allen anderen deutschen Bundesländern. Bei den getesteten Jugendlichen aus Familien mit Migrationshintergrund zeigte sich, dass insbesondere Jugendliche, deren Eltern beide aus dem Ausland stammen, sehr geringe durchschnittliche Kompetenzen besitzen. Allerdings zeigen die Werte für Mathematik im Vergleich mit Ländern mit gleichen Migrationsanteilen, dass die Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Bayern die besten Ergebnisse erzielen. Die Ergebnisse können auf unterschiedliche Förderstrategien in den Ländern oder auf Unterschiede in den Migrantengruppen zurückzuführen sein. Auch in den Bereichen Lesen und Naturwissenschaften erzielen in Bayern Jugendliche mit Migrationshintergrund die besten Werte aller Länder. In der Lesekompetenz bewegen sie sich mit 477 Punkten sogar nahe an der Leistung von Jugendlichen ohne Migrationshintergrund in einigen anderen Ländern 30. In Bayern gab es im Schuljahr 2004/ Absolventen und Abgänger allgemein bildender Schulen. 8,3 % davon verließen ihre Schulen bei erfüllter Vollzeitschulpflicht ohne Hauptschulabschluss. Damit liegt Bayern leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt. In den letzten Jahren ist im Freistaat ein kontinuierlicher Rückgang der Abbrecherquote zu verzeichnen. 63,6 % der Schulabbrecher im Freistaat waren männlich. Damit beendeten fast doppelt so viele Jungen die Schule ohne Abschluss wie Mädchen. Auffallend hoch ist der Anteil an Ausländern. Von Ausländern, die einen Anteil von 8,0 % des Abschlussjahres ausmachten, beendeten 21 % ihre schulische Ausbildung ohne Hauptschulabschluss. Auch bei dieser Gruppe fanden sich dieselben geschlechtsspezifischen Unterschiede. Mit einer Quote von 34,1 % beendeten in Bayern im deutschen Vergleich verhältnismäßig viele Absolventen ihre schulische Laufbahn mit Hauptschulabschluss 31, 63,3 % davon mit qualifizierendem Abschluss. In diesem Schulsegment dominieren die männlichen Schüler und es findet sich ein hoher Ausländeranteil von 26,1 %. 36,8 % der Schüler erreichten den Realschulabschluss. Damit ist der mittlere Abschluss in den letzten Jahren zum wichtigsten Schulabschluss geworden. Die Abiturientenquote 32 in Bayern beträgt 20,7 %. Sie hat sich im Vergleich zum Jahr 2000 zwar erhöht, unterliegt aber starken jährlichen Schwankungen. Mit einem Anteil von 55,4 % erreichten mehr Mädchen als Jungen die allgemeine Hochschulreife. Der Ausländeranteil unter den Abiturienten lag bei 2,8 %. Generell erreichen Mädchen im Durchschnitt höhere Schulabschlüsse als Jungen. Das Berufsvorbereitungsjahr wurde eingerichtet, um Jugendlichen ohne Ausbildungsoder Arbeitsverhältnis zu ermöglichen, eine Berufsausbildung zu beginnen. Es wird von einer erklecklichen Anzahl bayerischer Jugendlicher absolviert. Im Rahmen einer ein-jährigen Vollzeitschule können berufliches Grundwissen und Schlüsselqualifizierungen erworben werden, um die berufliche Orientierung zu fördern. Gleichzeitig ist es möglich, am Ende des Das Zukunftsprogramm Bayern 2020: Kinder. Bildung. Arbeit zielt mit einer Investition von zusätzlichen 100 Mio. darauf, dass in fünf Jahren jede zweite Hauptschule in Bayern eine Ganztagsschule ist. Das sind mehr als 600 Ganztags-Hauptschulen. 32 Gemeint ist hier der Anteil der Absolventen mit allgemeiner Hochschulreife an allen Absolventen

27 Vorbereitungsjahres durch eine Zusatzprüfung den Hauptschulabschluss zu erwerben. Anschließend können die Jugendlichen in mehrjährige Berufsschulen oder ins Arbeitsleben eintreten. Im Schuljahr 2004/05 verließen Schüler die Berufschulen des dualen Systems. 69,4 % davon haben den beruflichen Bildungsgang vollständig und mit Erfolg durchlaufen. Weitere 8,0 % absolvierten ihre Ausbildung zwar vollständig, beendeten ihre Berufschulausbildung aber ohne Abschluss. 22,6 % brachen vorzeitig ab. Die geschlechts-spezifische Gliederung unterscheidet sich kaum von der an den allgemein bildenden Schulen: auch an den Berufsschulen ist die Erfolgsquote der Mädchen mit 71,3 % höher als die der Jungen mit 67,9 %. Umgekehrt lag bei den Jungen die Abbrecherquote mit 23,1 % höher als bei den Mädchen mit 22,0 %. Bei einem Gesamtanteil von nicht-deutschen Schülern von 7,7 % liegt der Ausländeranteil aller erfolgreicher Schüler bei 5,1 %, bei den Abbrechern bei überproportionalen 14,0 %. Damit beenden nur 45,9 % der ausländischen Schüler ihre Berufsausbildung mit Erfolg, 12,8 % durchlaufen die Ausbildung zwar vollständig, jedoch ohne erfolgreichen Abschluss. 41,3 % der ausländischen Schüler brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. An den Hochschulen Bayerns waren im Wintersemester 2005/06 insgesamt Studenten eingeschrieben. Im Vergleich zu 2000 gab es in Bayern einen Anstieg der Studentenzahlen um 18,4 %. Eine deutliche Steigerung ist auch für die Zahlen der Studienanfänger, der erfolgreichen Absolventen und der Promotionen an bayerischen Hochschulen festzustellen. Tabelle: Studienanfänger Studienanfänger im 1. Hochschulsemester Fächergruppe Agrar-, Forst-, Ernährungswissenschaften Humanmedizin/ Gesundheitswissenschaften Ingenieurwissenschaften Kunstwissenschaften, Kunst Mathematik, Naturwissenschaften Rechts-, Wirtschaft- und Sozialwissenschaften Sport Sprach- und Kulturwissenschaften Veterinärmedizin Gesamt

28 Tabelle: Absolventen Erfolgreiche Absolventen Fächergruppe Agrar-, Forst-, Ernährungswissenschaften Humanmedizin/ Gesundheitswissenschaften Ingenieurwissenschaften Kunstwissenschaften, Kunst Mathematik, Naturwissenschaften Rechts-, Wirtschaft- und Sozialwissenschaften Sport Sprach- und Kulturwissenschaften Veterinärmedizin Gesamt Tabelle. Promotionen Promotionen nach Studienbereichen Fächergruppe Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften Humanmedizin/ Gesundheitswissenschaften Ingenieurwissenschaften Kunst, Kunstwissenschaften Mathematik, Naturwissenschaften Rechts-, Wirtschaft- und Sozialwissenschaften Sport Sprach- und Kulturwissenschaften Veterinärmedizin Gesamt Quellen: Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst; eigene Berechnung In den kommenden Jahren erwartet Bayern einen deutlichen Anstieg der Studentenzahlen. Deshalb sollen bis zusätzliche Studienplätze an bayerischen Universitäten eingerichtet und neue Stellen an Hochschulen geschaffen werden. Mehr als die Hälfte der neuen Studienplätze sollen in Ingenieur-, Natur- und Wirtschaftswissenschaften entstehen. Dafür ist ein Investitionsvolumen von 570 Mio. aus der Zukunftsinitiative Bayern 2020 vorgesehen.

29 Ausbildungsstellenmarkt Im Jahr 2005 gab es in Bayern bis zum Ende des Berufsberatungsjahres gemeldete Berufsausbildungsstellen 33 (2004: ) bei den Arbeitsagenturen. Demgegenüber waren zum gleichen Zeitpunkt (2004: ) Bewerber gemeldet. Damit kamen auf 100 Bewerber 70 Ausbildungsplätze, wodurch Bayern etwa im westdeutschen Durchschnitt lag (69,0 Bewerber je 100 Stellen). Auf dem Ausbildungsmarkt Bayerns gab es deutliche regionale Disparitäten. Am besten stellte sich die Situation in Oberbayern dar. Im Jahr 2005 kamen hier auf 100 nicht vermittelte Bewerber 133 unbesetzte Ausbildungsstellen. Besonders günstig war das Verhältnis in München und seinem Umland. Angespannter, aber immer noch überdurchschnittlich, war die Situation in Mittelfranken. 100 nicht vermittelten Bewerbern standen 84 offene Stellen gegenüber. Vergleichsweise gering ist das Ausbildungsplatzangebot im Raum Nürnberg. In Niederbayern kommen 68 offene Stellen auf 100 Bewerber ohne Ausbildungsplatz, in der Oberpfalz waren es 65. Damit liegen beide knapp über dem bayerischen Durchschnitt, obwohl in Weiden i. d. Oberpfalz die Perspektiven für Jugendliche so schlecht sind wie kaum woanders in Bayern. Oberfranken ist der Regierungsbezirk mit der schlechtesten Ausbildungsmarktsituation. 100 nicht vermittelten Bewerbern standen nur 17 freie Ausbildungsstellen gegenüber. In ganz Bayern war der Arbeitsamtsbezirk Bayreuth mit einem Wert von 12 zu 100 der Schwächste. Im Jahr 2000 war die Situation auf dem bayerischen Ausbildungsmarkt mit 104,8 Stellen je 100 Bewerber wesentlich entspannter gewesen. Damals lag Bayern weit über dem westdeutschen Durchschnitt (91,2 Stellen je 100 Bewerber). Seit dem Jahr 2000 hat sich die Situation am bayerischen Ausbildungsstellenmarkt kontinuierlich verschlechtert. Die gemeldete Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist in diesem Zeitraum um 9,5 % gestiegen, allerdings gingen die gemeldeten Ausbildungsstellen um 27,1 % zurück. Bis zum Ende des Berufsberatungsjahres 2004/05 am konnten von den gemeldeten Bewerbern für Berufsausbildungsstellen nicht vermittelt 34 werden (2004: 5.013), was einem Anteil von 4,6 % (Westdeutschland 5,5 %). entspricht. Im Jahr 2000 gab es in Bayern lediglich unvermittelte Bewerber. Damit hat sich die Zahl der nicht Vermittelten seit 2000 mehr als verdoppelt. Betrachtet man fortführend die Schüler- und Absolventenprognose für die kommenden Jahre, offenbart sich folgendes: Die Absolventenzahlen bis mittleren Bildungsabschluss werden bis zum Schuljahr 2009/10 um 9,1 %, die aller Absolventen um 1,8 % abnehmen. Im Schuljahr 2010/11 wird aufgrund der Reform der gymnasialen Ausbildung ein fühlbarer Anstieg aller Absolventen erfolgen. Tabelle: Absolventenprognose Schuljahr Absolventen bis mittleren Bildungsabschluss Alle Absolventen 2005/ / / / / / / / Quelle: Schüler- und Absolventenprognose 2006 des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus 33 Etwa ein Viertel der Ausbildungsstellen werden den Agenturen gar nicht gemeldet, sodass diese Statistik nicht die echte Zahl an Ausbildungsplätzen zeigt. 34 D.h. weder in betrieblicher, schulischer Ausbildung oder sonstiger berufsvorbereitender Maßnahme.

30 Eine geschlechtsspezifische Betrachtung zeigt folgende Ergebnisse: 2005 waren 43,1 % aller neuen Ausbildungsverträge von weiblichen Jugendlichen abgeschlossen worden. Da jedoch Ausbildungsabschlüsse im Sozial- und Gesundheitsbereich durch eine Berufsfachschulausbildung erworben werden und Mädchen hier verstärkt vertreten sind, kann aus dem geringeren Anteil von Mädchen bei den Neuabschlüssen betrieblicher Ausbildungen nicht auf eine Benachteiligung geschlossen werden. Am Ende des letzten Berufsberatungsjahres ( ) waren von gemeldeten Bewerbern (52,9 %) männlich, (47,1 %) weiblich. Von den insgesamt Altbewerbern waren (54,9 %) männlich, (45,1 %) weiblich. Diese geschlechtsspezifischen Relationen belegen, dass die männlichen Jugendlichen in den Vorjahren weniger gut auf dem Ausbildungsstellenmarkt untergekommen sind. Auch die Daten der am noch unvermittelten Bewerber (5.259) deuten darauf hin, dass Jungen eher Schwierigkeiten im Übergang von der Schule zur Ausbildung haben: (53,5 %) waren männlich, (46,5 %) weiblich. Von den jährlich ca berufsschulpflichtigen Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz in der Jahrgangsstufe 10 haben ca (= 23 %) Schüler den erfolgreichen Hauptschulabschluss nicht erreicht. Insgesamt verlassen ca Schüler die 9. Klasse der Hauptschule ohne Abschluss. Davon werden ca Schüler an der Berufsschule als Schüler ohne Ausbildungsplatz beschult. Jugendliche ohne Schulabschluss haben deutlich geringere Chancen unmittelbar nach Verlassen der Schule ein betriebliches Ausbildungsverhältnis zu beginnen. Sie haben zudem ein überproportional hohes Risiko, auf Dauer ohne Ausbildung zu bleiben und sind deshalb in besonderem Maße von Arbeitslosigkeit bedroht. Dies belegt eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung vom Oktober (BiBB Report 6/2008). In der untersuchten Gruppe der ausbildungslosen Jugendlichen hatten überproportional viele keinen Schulabschluss erreicht. Entsprechendes zeigt die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Berichtsjahr 2007/2008, Stand September 2008). Danach hatten 78,1 % der seit Beginn des Berichtsjahres gemeldeten Altbewerber keinen Hauptschulabschluss. Jugendliche ohne Schulabschluss gelangen statt in Ausbildung - vielfach in das sog. Übergangssystem von Berufsvorbereitungsjahr, Berufsintegrationsjahr, Berufseinstiegsjahr u.ä. Dennoch gelingt diesen Jugendlichen - wie die BiBB Untersuchung belegt auch die Aufnahme einer Ausbildung als Altbewerber häufig nicht mehr. Ohne Berufsausbildung sinken die Chancen auf eine dauerhafte und existenzsichernde Integration in das Beschäftigungssystem. Im Januar 2009 waren in Bayern von den insgesamt gemeldeten Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung knapp 30 % ohne Hauptschulabschluss. Besondere Probleme eine Ausbildung aufzunehmen und abzuschließen haben auch sozial benachteiligte Jugendliche 35. Diese Zielgruppe umfasst jährlich insgesamt junge Menschen. Rund 1/3 dieser Jugendlichen verfügen über keinen Schulabschluss, ca. 1/3 zwar über den Hauptschulabschluss und ein weiteres Drittel entfällt auf eine gemischte Gruppe von jungen Menschen, die über einen qualifizierten Hauptschul- oder in seltenen Fällen über einen Realschulabschluss verfügen. Viele davon haben jedoch den Übergang Schule-Beruf langjährig nicht gemeistert, diverse Karrieren im Hinblick auf Drogen oder Kriminalität durchlaufen, sich in vielfachen Maßnahmeschleifen verfangen oder als Lehrstellenabbrecher keinen Einstieg in eine Ausbildung oder einen Beruf gefunden. Mindestens 2/3 dieser Jugendlichen weisen erheblichen Nachholbedarf im Bereich der Schlüsselqualifikationen oder auch schlicht in Grundqualifikationen wie Schreiben und Rechnen auf. Ca. 1/3 35 Jugendliche i. S. d. 13 SGB VIII

31 der Zielgruppe ist von außergewöhnlichen familiären Belastungen oder intensiver Schuldenproblematik betroffen 36. Ausbildungsplätze nach Branchen: Die wichtigste Säule der Ausbildung bilden Industrie und Handel. Im Jahr 2005 wurden in diesem Berufsbereich Ausbildungsverträge abgeschlossen. Hier fielen die Rückgänge mit 2,4 % seit 2000 wesentlich moderater aus als in anderen Bereichen. In den freien Berufen und im Öffentlichen Dienst wurden bzw Ausbildungsverträge geschlossen. Auch in diesen Bereichen gingen in den letzten Jahren Stellen verloren. Unter den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen am Ende des Berufsberatungsjahres 2005 waren 54,4 % aus dem Bereich Industrie und Handel. Das entspricht einer anteilsmäßigen Steigerung von 3,2 % seit dem Jahr Weitere 32,2 % der Ausbildungsstellen vergab das Handwerk, im Jahr 2000 waren es noch 35,8 %. In diesem Bereich waren in den letzten Jahren die größten Einbußen festzustellen. Damit droht das Handwerk seine tragende Rolle als Stütze der Ausbildung einzubüßen. Mit einem Drittel aller Auszubildenden in Bayern liegt die Ausbildungsleistung des Handwerks noch weiterhin deutlich über seiner gesamtwirtschaftlichen Bedeutung 37. Im Jahr 2005 kamen im Handwerk Ausbildungsverträge zustande, 2000 waren es noch Im Untersuchungszeitraum gingen im Handwerk 17,3 % der Ausbildungsplätze verloren 38. Der drittgrößte Anbieter von Ausbildungsstellen waren mit einem Anteil von 9,0 % die freien Berufe. Es folgen die Bereiche Landwirtschaft (2,3 %) und öffentlicher Dienst (1,5 %) vor der Hauswirtschaft (0,6 %). Ausbildungsbeteiligung: Im Jahr 2005 besaßen insgesamt 62 % der Betriebe nach eigener Einschätzung eine Ausbildungsberechtigung. Dennoch bildeten nach Hochrechnungen nur 30 % der Betriebe Auszubildende aus.2002 taten dies noch 35 %. Damit liegt Bayern etwas unterhalb des westdeutschen Durchschnitts von 31 %. Innerhalb Bayerns ist die Ausbildungsbeteiligung bei den kleineren Betrieben am geringsten. In Kleinstbetrieben mit bis zu vier Beschäftigten bildeten 73 % der Betriebe mit Ausbildungsberechtigung keine Auszubildenden aus. In Betrieben mit zwischen fünf und 19 Mitarbeitern waren dies immerhin noch 48 %. Im Jahr 2005 lag der Anteil der trotz Ausbildungsberechtigung nicht ausbildenden Betriebe in der Klasse zwischen 20 und 99 Beschäftigten bei 20 % (2003: 24 %) und in der Klasse zwischen 100 und 499 Beschäftigten bei 12 % (2003: 14 %). Besorgniserregend ist die Tatsache, dass im Jahr % der Großbetriebe mit über 500 Beschäftigten keine Auszubildenden beschäftigten. Im Jahr 2003 waren dies nur 4 %. Die Ausbildungsquote ist bei den kleinen und mittleren Betrieben nach wie vor am höchsten. Insgesamt stellt der Mittelstand etwa 80 % aller Lehrstellen zur Verfügung und bildet damit nach wie vor die wichtigste Säule der Ausbildung. Die Großbetriebe weisen dagegen die geringste Ausbildungsquote auf. Hier besteht ein großer Handlungsbedarf. Im Jahr 2005 waren 97,2 % der Ausbildungsverträge betrieblich und 2,8 % im Rahmen von außerbetrieblichen Bundesprogrammen oder anderen Programmen geschlossen. Ausbildungsabbrecher: In Bayern wurden im Jahr 2004 insgesamt Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst, im Jahr 2000 waren es noch Nach einem kurzen Anstieg im Jahr 2001 ging die Zahl der Vertragsauflösungen bis heute stetig zurück. Da die Zahl der Ausbildungsverträge gleichzeitig abnahm, sank die Ausbildungsabbrecherrate jedoch etwas moderater von 19,8 % im Jahr 2000 auf 18,4 % im Jahr Damit löst nahezu jeder fünfte Auszubildende in Bayern seinen Ausbildungsvertrag vorzeitig. Mit dieser Quote liegt Bayern unterhalb des westdeutschen Durchschnitts (20,4 %). 36 Quelle: Empirische Werte der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern 37 Der Beschäftigtenanteil des Handwerks an allen Erwerbstätigen in Bayern lag 2005 bei 13,4 %, der Handwerksanteil am BIP bei 9 %, der Anteil der Auszubildenden im Handwerk an allen Auszubildenden hingegen im gleichen Jahr bei 34,6 %. 38 Da die Zahl der Beschäftigten im Handwerk insgesamt rückläufig ist (von 2000 bis ,0 %), gleichzeitig aber der Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten im Handwerk bei etwa 10 % konstant blieb, ist die gesamte Ausbildungsleistung im Handwerk nach wie vor sehr hoch einzuschätzen.

32 Etwa die Hälfte der Vertragsauflösungen findet im ersten Lehrjahr statt, zu großem Anteil bereits in der Probezeit. Festzustellen ist, dass die Lösungsraten bei Frauen höher sind als bei Männern. Im Handwerk und den freien Berufen ist die Vertragslösungsquote weit überdurchschnittlich. Der Hauptgrund für diese erhöhten Werte liegt in der Betriebsgröße. In Kleinbetrieben führen häufig Spannungen zwischen Ausbildern und Auszubildenden zum Abbruch. In größeren Unternehmen können solche Probleme leichter gelöst werden, weshalb die Lösungsquoten in Industrie und Handel geringer sind. Als Ursachen für die Vertragslösung wurden Schwierigkeiten mit den Ausbildern, fachliche Überforderung, andere Vorstellungen vom Beruf sowie finanzielle Gründe genannt. Die Ausbilder dagegen beklagen häufig die mangelnde Qualifikation der Schulabgänger sowie ihre schlechte Allgemeinbildung. Der hohe Anteil der Auszubildenden, deren Erwartungen nicht erfüllt wurden, könnte vor allem durch Betriebspraktika im Vorfeld der Berufsentscheidungen und einer umfassenderen Ausbildungsberatung vermindert werden. 2.6 Arbeitslosigkeit Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Arbeitslosenquoten Mit Arbeitslosen und einer Arbeitslosenquote von 7,8 % aller zivilen Erwerbspersonen lag Bayern im Jahresdurchschnitt 2005 unter dem deutschen Mittelwert von 11,7 %. Die Arbeitslosenquote in Bayern ist deutlich niedriger als im Durchschnitt Westdeutschlands (11,0 %), Ostdeutschlands (20,6 %) und der EU (8,8 %). Abbildung 2: Entwicklung der Arbeitslosenquoten in den Regierungsbezirken 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 Bayern Oberbayern Niederbayern Oberpfalz Oberfranken Mittelfranken Unterfranken Schw aben EU (25) 0, Quelle: Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Eurostat, 2006 Der Freistaat wies einen negativen Trend in der Arbeitslosenentwicklung auf. Seit dem Jahr 2000 stieg die Arbeitslosenquote um 2,3 % an. Dadurch liegt Bayern genau im westdeutschen Durchschnitt. In Gesamtdeutschland war lediglich ein Zuwachs von 2,1 % in diesem Zeitraum zu beobachten. Der Grund dafür liegt in der vergleichsweise moderaten Steigerung in Ostdeutschland (+1,6 %). Vergleicht man die Entwicklung der Arbeitslosenzahl Bayerns mit derjenigen des Bundes, zeigt sich, dass die Arbeitsmarktproblematik in Bayern erst zeitverzögert einsetzte. Möglicher Grund für diese Verzögerung ist die starke Position des Mittelstandes. Auffällig dabei ist, dass sich die bayerischen Arbeitslosenquoten entgegen dem europäischen Trend (EU 25) entwickeln, der seit dem Jahr 2000 unverändert geblieben ist.

33 Wie Abbildung 2 weiter zeigt, unterscheiden sich die Regierungsbezirke deutlich in den Arbeitslosenquoten. Das ökonomisch starke Oberbayern hatte wie in der Vergangenheit auch im Jahr 2005 mit einer Arbeitslosenquote von 6,7 % die prozentual geringsten Arbeitslosenzahlen in Bayern. Eine ebenfalls geringe Arbeitslosenquote besitzt Schwaben (7,4 %). Niederbayern und Unterfranken bewegen sich leicht unterhalb des Mittels. Gekennzeichnet durch eine für Bayern hohe Arbeitslosigkeit sind Mittelfranken (9,1 %) und die Oberpfalz (8,7 %). Besonders problematisch ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt im strukturschwachen Oberfranken mit einer Arbeitslosenquote von 10,1 %. Generell ist die Arbeitslosenquote bayernweit in der Umgebung Münchens und im nördlichen Oberbayern am geringsten. Einen Anteil an Arbeitslosen von 5 % oder weniger verzeichneten auch die Landkreise Eichstätt und sowie das niederbayerische Dingolfing. Als problematisch stellt sich die Arbeitslosensituation in den peripheren Regionen Bayerns dar. Die Grenzregion zu Tschechien ist gekennzeichnet durch flächendeckend überdurchschnittliche Arbeitslosigkeitsquoten. Signifikant für die grenznahen Regionen ist ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen zur tschechischen Grenze hin. Die Stadt Weiden i. d. Oberpfalz besitzt mit 16,2 % eine der höchsten Arbeitslosenquoten Bayerns. Ebenso sind die grenznahen Landkreise Tirschenreuth (10,9 %), Neustadt a. d. Waldnaab (8,9 %) und Cham durch hohe Arbeitslosenquoten geprägt. Weiterhin fallen die Stadt Amberg (15,3 %) und der Kreis Amberg-Sulzbach (9,9 %) durch stark überdurchschnittliche Arbeitslosenquoten auf. In Niederbayern ist die Arbeitslosenquote in den im Einzugsbereich der Grenze liegenden Städten Passau (12,4 %) und Straubing (12,0 %) besonders kritisch. Aber auch in den Landkreisen liegen die Arbeitslosenquoten über dem bayerischen Durchschnitt. So kommen die Kreise Passau, Freyung-Grafenau, Deggendorf und Regen auf Arbeitslosenquoten von jeweils über 8 %. Auch im oberfränkischen Wunsiedel im Fichtelgebirge ist die Situation ähnlich (12,7 %). Im Bayerischen Wald fällt, im Gegensatz zum Grenzraum zu den neuen Bundesländern, der Tourismus als nennenswerter wirtschaftlicher Faktor positiv ins Gewicht. Entlang der Grenze zu den neuen Bundesländern verzeichnen die beiden kreisfreien Städte Hof (17,1 %) und Coburg (16,8 %) die höchsten Arbeitslosenquoten Bayerns. In den Landkreisen Kulmbach (12,5 %), Lichtenfels (11,5 %), Coburg (11,4 %), Hof (10,8 %) und Kronach (10,4 %) liegen die Arbeitslosenquoten jenseits der Zehnprozentmarke. In Oberfranken trägt zur angespannten Situation u. a. die hohe Zahl an Einpendlern aus den neuen Bundesländern bei Arbeitslosigkeit nach Dauer und Strukturmerkmalen Im Jahr 2005 betrug die Dauer der Arbeitslosigkeit in Bayern im Mittel 31,4 Wochen und damit gut acht Wochen weniger als in Gesamtdeutschland. Zwischen 2000 und 2005 stieg die durchschnittliche Arbeitslosigkeitsdauer im Freistaat um 0,5 Wochen an. Bayern liegt hier im deutschen Trend (+ 0,6 Wochen). Unter den Arbeitslosen im Jahr 2005 waren 39,9 % ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Damit ist diese Gruppe stark überproportional unter den Arbeitslosen vertreten. Unter den Alg II-Empfängern hatten rund 36 % keinen Abschluss. Im Jahresmittel 2005 waren unter den Arbeitslosen in Bayern Männer und Frauen. Damit lag der Anteil der Frauen unter den Arbeitslosen bei 47,9 %. Bei der Arbeitslosenquote abhängiger Erwerbspersonen liegen Frauen und Männer jedoch gleichauf bei 8,9 %. In der Bundesrepublik waren zum selben Zeitpunkt 13,4 % der Männer und 12,7 % der Frauen ohne Arbeit. Insgesamt stieg die Zahl der Arbeitslosen in Bayern von 2000 bis 2005 um 48,7 % an. Von diesem Anstieg waren die Frauen mit einem Plus von 50,0 % etwas stärker betroffen als die Männer (+ 47,6 %). Niederbayern vermeldet mit 47,4 % den geringsten Prozentsatz arbeitsloser Frauen. Im Jahresdurchschnitt 2005 war die Frauenarbeitslosigkeit am höchsten im grenznahen Ober-

34 franken. Auffällig ist, dass gerade in Gebieten mit einer sehr hohen Arbeitslosenquote die Frauenarbeitslosenquote besonders ausfällt. Sie lag in Amberg beispielsweise im Jahresdurchschnitt 2005 um 2 % über der Gesamtarbeitslosenquote. Demnach haben Frauen besonders bei konjunkturellen Krisen schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als Männer. In den letzten Jahren ist das Angebot junger Arbeitskräfte aufgrund steigender Schulabgängerzahlen gestiegen. Bezogen auf alle abhängigen zivilen Erwerbpersonen erhöhte sich die Jugendarbeitslosenquote in Bayern zwischen 2000 und 2005 von 4,8 % auf 8.7 %, in Gesamtdeutschland von 9,5 % auf 12,5 %. Die Zahl arbeitsloser Jugendlicher unter 25 Jahren lag im Jahresdurchschnitt 2005 bei , davon waren jünger als 20 Jahre. Die Jugendarbeitslosenquote abhängiger Erwerbspersonen unter 25 Jahren beträgt 8,7 %. Damit sind in Bayern anteilsmäßig weniger Jugendliche ohne Arbeit als in Gesamtdeutschland (12,5 %). Bayern liegt auch hier unterhalb des westdeutschen Durchschnitts von 10,6 %. Insgesamt liegt die Jugendarbeitslosenquote immer noch leicht unterhalb der bayerischen Gesamtquote von 8,9 %. Die Gruppe der 20- bis unter 25-Jährigen ist jedoch durch eine relativ hohe Arbeitslosigkeit von 10,5 % gekennzeichnet (Deutschland: 12,5 %). Dagegen liegt die Arbeitslosenquote der unter 20- Jährigen bei nur 5,8 %. Trotz der vergleichsweise guten Zahlen war im Berichtszeitraum ein negativer Trend festzustellen. Im Jahr 2000 waren noch Jugendliche ohne Arbeit, bis 2005 hat sich diese Zahl auf erhöht. Das entspricht einem Anstieg von 101,4 %. Ein hoher Anteil der jugendlichen Arbeitslosen hat keine abgeschlossene Ausbildung und nimmt auch nicht in ausreichendem Maß an Fortbildungsprogrammen teil. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind davon besonders betroffen. Regional korreliert die Jugendarbeitslosigkeit mit den Arbeitslosenquoten in den jeweiligen Regionen. In Gebieten mit hohen Arbeitslosenquoten ist auch die Jugendarbeitslosigkeit verstärkt. Besonders dramatisch stellte sich die Jugendarbeitslosenquote aller zivilen Erwerbspersonen im Jahresdurchschnitt 2005 in den Kreisen Weiden i. d. Oberpfalz (20,1 %) und Hof (18,2 %) dar. Hohe Arbeitslosigkeit herrscht bei Ausländern und Spätaussiedlern waren in Bayern durchschnittlich Ausländer arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote unter den abhängigen Erwerbspersonen dieser Bevölkerungsgruppe lag bei 19,6 % (Gesamtdeutschland 25,2 %). Damit ist die Arbeitslosenquote unter den Ausländern doppelt so hoch wie die Quote in Bayern insgesamt. Bayern verzeichnet nach Baden-Württemberg (16,7 %) die niedrigste Ausländerarbeitslosigkeitsquote. Trotz der verhältnismäßig guten Ausgangssituation erhöhte sich in Bayern zwischen 2000 und 2005 die Zahl arbeitsloser Ausländer überdurchschnittlich um 71,4 % (gegenüber einem Anstieg von 51,4 % bei allen Arbeitslosen). Die Arbeitslosenquote unter den Ausländern stieg um 8,4 % und damit wesentlich stärker als die Arbeitslosenquote in Bayern insgesamt (+2,6 %). Zudem verdoppelte sich die Zahl langzeitarbeitsloser Ausländer. Im Jahr 2005 waren bayernweit 18,0 % der Arbeitslosen Ausländer. Den größten Anteil an der gesamten Arbeitslosenzahl machten sie mit 24,9 % in Oberbayern aus, gefolgt von Mittelfranken (22,7 %) und Schwaben (19,5 %). Geringe Prozentsätze wurden für Niederbayern (9,2 %), Oberfranken (9,0 %) und die Oberpfalz (8,8 %) festgestellt. 54,6 % der arbeitslosen Ausländer waren Männer, 45,4 % Frauen. Seit 2006 ist die Arbeitslosigkeit in Bayern in allen Bereichen, insbesondere im Jugendbereich deutlich gefallen. Tabelle: Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Strukturmerkmalen bis Juni 2007 Arbeitslosigkeit nach Veränderung in % gegenüber Anzahl Gruppen Mai 2007 Juni 2006 Bayern ,2-21,2 Männer ,5-25,4 Frauen ,1-17,3 unter 20 Jahren ,1-31,8

35 Arbeitslosigkeit nach Veränderung in % gegenüber Anzahl Gruppen Mai 2007 Juni 2006 unter 25 Jahren ,4-31,4 55 Jahre und älter ,8-21,4 Langzeitarbeitslose ,5-26,0 Schwerbehinderte ,1-7,9 Teilzeitarbeitslose ,7-12,2 Ausländer ,9-19,8 Quelle: StMAS 2.7 Soziale Eingliederung Entwicklung im Bereich der Grundsicherung - SGB II Im SGB II ( Grundsicherung für Arbeitssuchende ) werden Hilfen für erwerbsfähige Hilfebedürftige und die mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen mit gewöhnlichem Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland geregelt. Leistungsberechtigte gem. 7 SGB II sind hilfebedürftige, erwerbsfähige Personen im erwerbsfähigen Alter sowie andererseits die mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen. Erwerbsfähige Hilfebedürftige erhalten das Arbeitslosengeld II, nicht erwerbsfähige Angehörige in der Bedarfsgemeinschaft erhalten das Sozialgeld. Tabelle: SGB II-Empfänger Bund und Bayern 2006 Empfänger Jan 06 Mrz 06 Jul 06 Sep 06 Nov 06 Dez 06 Bund insg Davon Alg II Davon Sozialgeld Bayern insg Davon Alg II Davon Sozialgeld arbeitslos Alg II davon Frauen StMAS, eigene Auswertung Während in Deutschland im Januar 2006 rund 6.8 Mio. SGB II - Empfänger 39. gezählt wurden, waren dies in Bayern rd Personen. Maximalwerte waren jeweils im Bund im September 2006 mit rd. 7,069 Mio. Personen und in Bayern im März 2006 mit rd Personen zu verzeichnen. Im Verlauf des Jahres sanken die Zahlen, zeigen bundesweit eine Stabilisierung mit leicht sinkender Tendenz. In Bayern ist die Tendenz ähnlich ausgeprägt und um rd auf unter Personen unter den ursprünglichen Ausgangswert gefallen. Stärker noch ist die Zahl der arbeitslosen Alg II-Empfänger gesunken und zwar um rd von auf Personen. Im gleitenden Jahresdurchschnitt 2005 galten in Bayern Menschen als Langzeitarbeitslose. Im Dezember 2006 waren Alg II Empfänger, davon Frauen re- 39 Das SGB II Grundsicherung für Arbeitssuchende ist am in Kraft getreten

36 gistriert. Damit waren 28,3 % aller Erwerbslosen im Freistaat seit über einem Jahr ohne Arbeit. In Gesamtdeutschland waren es 37,2 %. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Bayern erhöhte sich seit dem Jahr 2000 um insgesamt Personen (+31,9 %). Dieser Anstieg war allerdings gemessen an der Entwicklungstendenz der Arbeitslosen insgesamt unterproportional. Auffallend hohe Anteile an Langzeitarbeitslosen gibt es in der nördlichen Oberpfalz und in Oberfranken (Stadt Amberg in ,7 %, Kulmbach 40,3 %, Coburg 40,1 %, Lichtenfels 40,0 %. Im Dezember 2006 erhielten in Bayern rd erwerbsfähige Personen oder 71,3 % der SGB II Bezieher Arbeitslosengeld II %. Rund Personen oder 28,7 % erhielten als nicht erwerbsfähige Angehörige Sozialgeld. Damit liegt der Anteil an Sozialgeld- Empfängern über dem deutschen Durchschnitt (27,1 %). Im Dezember 2006 gab es in Bayern insgesamt Leistungsempfänger nach dem SGB II, was einem Anteil von 4,1 % an der Bevölkerung Bayerns entspricht. In der gesamten Bundesrepublik lebten mit einem Anteil von 8,4 % anteilsmäßig etwa doppelt so viele Menschen von SGB II-Leistungen. Mit einem Anteil von 51,6 % gehören Frauen etwas häufiger zu den Leistungsempfängern nach dem SGB II als Männer. Ausländer sind ebenfalls überdurchschnittlich häufig vertreten. Die Leistungsempfänger nach dem SGB II in Bayern verteilen sich auf Bedarfsgemeinschaften, welche durchschnittlich 1,9 Menschen umfassen. Insgesamt erhöhte sich der Anteil der in SGB II-Bedarfsgemeinschaften lebenden Personen in Bayern von Januar 2005 bis Dezember 2006 um 11,5 %. Auf Bundesebene stieg die Zahl um 13,2 % an 40. In jeder dritten Bedarfsgemeinschaft in Bayern lebten im Dezember 2006 Kinder unter 15 Jahren. Insgesamt lebten Jugendliche unter 15 Jahren in Bedarfsgemeinschaften. Als nicht erwerbsfähige Hilfsbedürftige sind sie nicht Empfänger des Arbeitslosengeldes II, sondern beziehen Sozialgeld gem. 28 SGB II. Damit sind in Bayern 7,5 % der unter 15- Jährigen auf staatliche Unterstützung angewiesen. Der Anteil der SGB II Empfänger dieser Gruppe liegt um 3,4 % höher als der bayerische Durchschnitt aller Alterklassen. In Gesamtdeutschland beziehen mit 15,5 % doppelt so viele Mitglieder dieser Altersgruppe Sozialgeld. Insgesamt bezogen im Dezember ,2 % der Personen unter 25 Jahren in Bayern Unterstützung nach dem SGB II. Dies verdeutlicht, dass Jugendliche und junge Erwachsene besonders häufig zur Gruppe der sozial schwächer gestellten gehören. Besonders auffällig ist der hohe Anteil Alleinerziehender unter den Empfängern von Leistungen nach dem SGB II. Mit einem Anteil von 20,3 % Alleinerziehender an Bedarfsgemeinschaften liegt Bayern an der Spitze aller Bundesländer (Deutschland: 17,2 %). Damit lebt in Bayern in jeder fünften Bedarfsgemeinschaft ein allein erziehendes Elternteil mit einem oder mehreren minderjährigen Kindern. Dadurch wird deutlich, dass allein erziehende Frauen immer noch erschwert Zugang zum Arbeitsmarkt finden und von zunehmender Verarmung bedroht sind. Ebenso fällt ein recht hoher Anteil sehr kinderreicher Familien an den Bedarfsgemeinschaften auf. Tendenziell zeigt sich, dass in Bayern eine zunehmende Zahl von Menschen lebt, die trotz Erwerbstätigkeit unter die Armutsgrenze fällt. So droht die Zahl der working poor in Zukunft weiter anzusteigen. In Bayern gab es im Juni 2006 insgesamt erwerbsfähige Hilfsbedürftige (im Dezember 2006: ). Zu dieser Gruppe gehörten auch Personen, die einer sozialversicherungspflichtigen bzw. einer ausschließlich geringfügig ent- 40 Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern: 3. Bayerische Armutskonferenz der Wohlfahrtsverbände Initiative gegen den Armutsschub am 28.September 2006; Der Armutsschub, Die Fakten.

37 lohnten Beschäftigung nachgingen. Das entspricht einem Anteil von 21,7 % an allen Hilfsbedürftigen (Gesamtdeutschland: 19,8 %). Unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gab es Personen, die auf zusätzliche Unterstützung angewiesen waren. Damit gehörten 1,1 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Bayerns zu den Aufstockern. In Gesamtdeutschland lag die Quote mit 2,1 % etwa doppelt so hoch. Mit einem Anteil von 72,3 Prozent gingen etwa drei Viertel der sozialversicherungspflichtig, erwerbstätigen Hilfsbedürftigen einer Vollzeitbeschäftigung nach, der Rest übte eine Teilzeittätigkeit aus. Besonders auffällig ist, dass sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Aufstocker seit Inkrafttreten der Reform zum Januar 2005 in etwa verdoppelt hat. Hinzu kommen noch einmal ausschließlich geringfügig Entlohnte, die einen Anteil von 10,0 % an allen erwerbsfähigen Hilfsbedürftigen ausmachten (Deutschland: 14,7 %). Damit wird deutlich, dass eine steigende Zahl von Erwerbstätigen nicht in der Lage ist, für sich oder für die gesamte Bedarfsgemeinschaft einen Existenz sichernden Lebensunterhalt zu verdienen. Die Ursachen dafür liegen angesichts eines sich verschlechternden wirtschaftlichen Umfelds im Untersuchungszeitraum in einer Zunahme des Niedriglohnsektors und der Teilzeitrate. Zudem sind besonders Familien mit mehreren im Haushalt lebenden Familienmitgliedern ohne eigenes Einkommen betroffen. Aus der folgenden Sonderauswertung des IAB ergeben sich für die Strategie Bayerns weitere bedeutsame Schlussfolgerungen. Obwohl die Aussagen nicht auf die Gesamtbevölkerung bezogen sind, zeigen sie die Struktur der Langzeitarbeitslosigkeit im Hinblick auf die Ausbildungsstruktur und belegen die in einer Vielzahl anderer Studien zur qualifikationsspezifischen Arbeitslosigkeit zum Ausdruck kommende Feststellung 41, dass eine bessere Ausbildung vor Arbeitslosigkeit schützt und Personen ohne Berufsabschluss ein hohes Arbeitsmarktrisiko tragen. Tabelle: Höchster Ausbildungsabschluss der Arbeitslosengeld II-Empfänger nach Staatsangehörigkeit in Prozent Höchster Ausbildungsabschluss Deutsch Nicht Deutsch Gesamt kein Abschluss Lehre Schulische Ausbildung Fach- oder Hochschulabschluss anderer Abschluss keine Angabe Gesamt Quelle: Lebenssituation und soziale Sicherheit 2005; Sonderberechnungen des IAB für das StMAS. Die Zahlen basieren auf Hochrechnungen (n=1198) aus der repräsentativen IAB-Umfrage "Lebenssituation und Soziale Sicherung 2005". Neben den Möglichkeiten des SGB II und weiteren Strukturreformen im Bereich der Tarifpartner bieten sich für den ESF eine Reihe von ergänzenden Maßnahmen. Sie ergeben sich aus einer Analyse des Instrumentariums der Hilfemöglichkeiten. Sie wird in Kap. 3.3 vorgenommen. Vor dem Hintergrund des strukturellen Wandels und steigender Anforderungen in der Arbeitswelt sollen solche Maßnahmen Langzeitarbeitslosen zusätzliche Qualifikationen und Kompetenzen vermitteln, die gegebenenfalls verstärkt werden durch soziale Stabilisierungsmaßnahmen. Insgesamt erhöht die Teilnahme an einer beruflichen Qualifizierung 41 Vgl. hierzu auch IAB Kurzbericht; Ausgabe Nr. 9/

38 die Chancen auf eine dauerhaftere Erwerbsbeteiligung und darüber hinaus auf ein besseres Einkommen nicht unerheblich Frauen am Arbeitsmarkt Die Frauenerwerbsquote ist in der Vergangenheit stark angestiegen. Im Jahr 2005 war sie bei den 15 bis 65-Jährigen mit 68,1 % allerdings noch niedriger als die Erwerbsquote unter den Männern im erwerbsfähigen Alter (68,5 %). Die Kluft zwischen den Geschlechtern ist mit etwa 20 % besonders stark ausgeprägt in der Altersklasse zwischen 30 und 40. Während die Erwerbsquote der Männer bei annähernd 100 % liegt, scheiden zahlreiche Frauen aufgrund ihrer Familien- und Kinderplanung aus dem Erwerbsleben aus. In den höheren Altersklassen nähern sich die Erwerbsquoten wieder etwas an, allerdings bleibt bei den Männern ein deutliches Übergewicht. Hinzu kommt eine bei weitem höhere Teilzeitquote bei Frauen. Die Gründe hierfür liegen unter anderem in der ungleichen Verteilung der familienbezogenen Arbeit im Haushalt und dem tradierten Rollenverhalten. Frauen haben im Durchschnitt einen geringeren Bruttojahresverdienst als Männer. Im Jahr 2005 kamen die weiblichen Angestellten in Bayern auf ein durchschnittliches Einkommen von Euro und verdienten damit 31,3 % weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei den bayerischen Arbeiterinnen lagen die Einkommen mit Euro im Mittel 26,0 % unter denen der männlichen Arbeiter. Der Hauptgrund für dieses Gefälle liegt in der unterschiedlichen Berufs- und Beschäftigungsstruktur. Frauen wählen überdurchschnittlich häufig Berufe, die in ihrer Entlohnung unter den Durchschnittsverdiensten liegen. So arbeiten Frauen im produzierenden Gewerbe häufig in der Bekleidungsindustrie, die durch unterdurchschnittliche Verdienstmöglichkeiten geprägt ist. Dagegen sind Frauen in den Industriezweigen mit höheren Einkommen nur sehr unterdurchschnittlich vertreten. Im Angestelltenbereich arbeiten Frauen am häufigsten in kaufmännischen Berufen, in denen die Gehälter wesentlich geringer liegen, als in den von Männern dominierten technischen Berufen. In den letzten Jahren stieg die Zahl der weiblichen Angestellten weiter an, während die Zahl der Arbeiterinnen weiter abnahm. Mehr als die Hälfte aller Angestellten in Bayern im Jahr 2005 waren Frauen (54,4 %), unter den Arbeitern waren es lediglich 33,7 %. Noch immer entscheiden sich Frauen häufiger für so genannte frauentypische Berufe. Fast zwei Drittel der weiblichen Auszubildenden begann eine Lehre in einem der zehn beliebtesten Frauenberufe, allesamt im Bereich Dienstleistungen. Außerdem studieren Frauen vor allem soziale und sozialpädagogische Fächer, dagegen weniger technischnaturwissenschaftliche Fächer. Etwa drei Viertel aller erwerbstätigen Frauen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt. Während dieser Bereich in den letzten Jahren eine Steigerung zu verzeichnen hatte, gingen in den ersten beiden Sektoren Frauenarbeitsplätze verloren. Im Jahr 2005 waren 68,8 % der in den öffentlichen und privaten Dienstleistungen tätigen Arbeitnehmer weiblich. In den Sparten Kreditinstitute/Versicherungsgewerbe und Handel/Gastgewerbe waren ebenfalls mehr Frauen als Männer tätig. Unterdurchschnittlich vertreten sind Frauen in den Segmenten Baugewerbe (14,7 %), Energie- und Wasserversorgung (25,6 %) sowie im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe (29,7 %). Im Handwerk ist nur etwa ein Drittel aller Beschäftigten weiblich. Ebenso entwickelt sich auch der Trend bei den Auszubildenden: unter den Lehrlingen im Handwerk ist nur ein Viertel weiblich. Bei den bestandenen Meisterprüfungen liegt der Anteil der Frauen bei einem Achtel. In rund drei Viertel der bayerischen Handwerksbetriebe spielt allerdings die mitarbeitende Ehefrau eine tragende Rolle. Generell sinkt der Frauenanteil mit steigender Hierarchiestufe. Viele Frauen und Männer sind wegen Kindererziehung auf wohnortnahe Teilzeitarbeitsplätze, flexible Arbeitsbedingungen sowie Kinderbetreuungseinrichtungen angewiesen. In Bay-

39 ern besteht bei der Kinderbetreuung von Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren Vollversorgung, während bei der Betreuung von Kleinkindern und Schulkindern noch Bedarf besteht. Tabelle: Kindertagesbetreuung in Bayern - Versorgungsquoten Stichtag Kindertagesbetreuung - Versorgungsquoten Kinder bis 3 Jahre 10,1 % Kinder von 3 bis 6 Jahren 98,5 % 20,7 % Kinder von 6 bis 10 Jahren 10,4 % (Kindertageseinrichtungen und Tagespflege) ca. 4,7 % Kinder von 10 bis 16 Jahren (Stand ) Quelle: StMAS, Referat VI 4 Tabelle: Kindertageseinrichtungen und Tagespflege nach dem Bayerischen Kinderbildungs- und - betreuungsgesetz (BayKiBiG): Zahl der Einrichtungen, der Plätze und der Kinder Kindertageseinrichtungen Einrichtungen Plätze Kinder Tagespflegeverhältnisse Krippen Kindergärten Kinderhorte Netze für Kinder Häuser für Kinder Quelle: StMAS, Referat VI 4 Die Versorgungsquote berücksichtigt jeweils die für eine Altersgruppe vorhandenen Betreuungsangebote in Kindertageseinrichtungen, in Tagespflege sowie in schulischen Betreuungsformen. Zur Förderung der Erziehung in der Familie und in Kindertageseinrichtungen werden im Freistaat jährlich erhebliche Finanzmittel i. H. v. 714 Mio. (Haushalt 2007) bereit gestellt. Die Anstrengungen sollen weiter verstärkt werden. Im Rahmen des Investitions- und Zukunftsprogramms Bayern 2020: Kinder. Bildung. Arbeit. sollen rund neue Betreuungsplätze geschaffen werden. Dazu sind in der Startphase 100 Mio. vorgesehen. Tabelle: Landesleistungen für Kindererziehung (Haushalt 2007) Art der Leistung Haushaltsansätze in Mio. Landeserziehungsgeld 112,0 Mütterzentren 0,8 Kindertageseinrichtungen 601,7 Quelle: StMAS Migrantinnen und Migranten Ein beachtlicher Teil der Menschen in Bayern hat einen Migrationshintergrund. Dies betrifft etwa Spätaussiedler und ihre aufgenommenen Familienangehörigen oder Eingebürgerte: Ihre Zahl hat sich mit der Reform des Rechts der Staatsangehörigkeit zum 1. Januar 2000

40 stark erhöht. Überdies erwerben im Inland geborene Kinder von Ausländern unter bestimmten Voraussetzungen die deutsche Staatsangehörigkeit und werden statistisch als Deutsche erfasst. Insgesamt ist die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund höher als die im Ausländerzentralregister ausgewiesene Zahl der Ausländer. Für Bayern hat die Mikrozensus- Erhebung nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung 2,4 Millionen Personen mit Migrationshintergrund (wie im Bund rund 19 v. H. der Gesamtbevölkerung Bayerns) erbracht. Darunter ist rund die Hälfte, das sind 1,2 Millionen Personen, Ausländer. Unter den 1,2 Millionen Deutschen mit Migrationshintergrund befinden sich Spätaussiedler und Eingebürgerte. Der statistische Indikator Migrationshintergrund wird in den amtlichen Statistiken wie der Arbeitslosenstatistik nicht erfasst. Aufgrund der statistischen Erfassungsschwierigkeiten treten zweifellos erzielte Integrationserfolge, aber auch Integrationsprobleme nicht deutlich genug hervor. Integration ist nicht ohne weiteres messbar. Der soziale Frieden einer Gesellschaft, die Beteiligung an Arbeit und Erwerb, gleicher Zugang zu Einrichtungen und entsprechenden Leistungen des Staates sind wichtige Anzeichen, die für eine gelungene Integration der Zuwanderer sprechen. Umgekehrt gibt es auch Faktoren, die das Gegenteil vermuten lassen. Aktuelle Problemfelder sind häufig geringe schulische und berufliche Qualifikationen, überproportionale Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von staatlichen Leistungen sowie erhebliche Sprachdefizite. Diese negativen Aspekte dürfen aber den Blick auf viele Erfolge und gelungene Integration nicht verstellen. Nicht übersehen werden darf schließlich, dass Integration ein Prozess ist, der Zeit braucht und in der Regel nicht innerhalb weniger Generationen abgeschlossen ist. Im Jahr 2005 lebten in Bayern 1,1 Mio. Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit 43 (Ausländer). Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 8,6 %. Absolut gesehen ist die Zahl der Ausländer in Bayern zwischen 2000 und 2005 um Personen und somit um 4,1 % zurückgegangen. Im Bund lag der Ausländeranteil an der deutschen Gesamtbevölkerung in 2005 bei 8,2 %. Im Bundesvergleich gehört der Freistaat zu den Bundesländern mit den höchsten Ausländeranteilen. Unter den Regierungsbezirken weisen Oberbayern (13,5 %), Mittelfranken (10,4 %) und Schwaben (9,2 %) einen hohen Anteil an Ausländern auf. Hier zeigt sich der Einfluss der Verdichtungsräume München (Stadt München: 24,2 %), Nürnberg/Fürth/Erlangen (Stadt Nürnberg: 17,8 %; Stadt Erlangen: 15,0 %) und Augsburg (Stadt Augsburg: 17,7 %). 42 Quelle: Statistisches Bundesamt (Bericht Leben in Deutschland; Haushalte, Familien und Gesundheit - Ergebnisse des Mikrozensus 2005, 30. Mai 2006); Definition der Personen mit Migrationshintergrund (Seite 74 des Berichts): 1. Ausländer 1.1 Zugewanderte Ausländer - Ausländer der 1. Generation 1.2 In Deutschland geborene Ausländer - Ausländer der 2. und 3. Generation 2. Deutsche mit Migrationshintergrund 2.1 zugewanderte Deutsche mit Migrationshintergrund - Spätaussiedler, - eingebürgerte zugewanderte Ausländer, 2.2 nicht zugewanderte Deutsche mit Migrationshintergrund - eingebürgerte nicht zugewanderte Ausländer, - Kinder zugewanderter Spätaussiedler, - Kinder zugewanderter oder in Deutschland geborener eingebürgerter ausländischer Eltern, - Kinder ausländischer Eltern, die bei Geburt zusätzlich die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten haben (ius soli), - Kinder mit einseitigem Migrationshintergrund, bei denen nur ein Elternteil Migrant oder in Deutschland geborener Eingebürgerter oder Ausländer ist. 43 Quelle: Ausländerzentralregister (veröffentlicht im Bericht Ausländer in Bayern am 31. Dezember 2005 des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung, Nr. A I , Juli 2006)

41 Am Arbeitsmarkt verringerte sich die Zahl der ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort zwischen 2000 und 2004 um 11,08 %. Bezogen auf die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren 7,59 % im Jahr 2004 Ausländer. Im Jahr 2000 lag deren Anteil noch bei 8,26 %. Die Arbeitslosenquote (vgl. dazu auch Kap ) von Ausländern für das Jahr 2005 wurde von der Bundesagentur für Arbeit mit 19,6 % 44 angegeben. Sie ist in Bayern deutlich geringer als in Gesamtdeutschland (25,2 %). Insgesamt sind in den angesprochenen Bereichen große Unterschiede festzustellen. Bei Arbeitnehmern aus Mitgliedstaaten der EU ist die Arbeitslosenquote relativ gering. Im Gegensatz dazu ist der Erwerbslosenanteil bei Migranten aus dem nichteuropäischen Kulturkreis vergleichsweise hoch. Darunter fällt auch die Türkei, die unter den ausländischen Nationen insgesamt die meisten Arbeitslosen stellt. Ausländer haben auf dem Arbeitsmarkt wegen des Qualifikationsniveaus und der Sprachkenntnisse am ehesten Chancen in Berufsfeldern, die für Deutsche weniger attraktiv sind. Diese Berufe sind in der Regel gekennzeichnet durch geringere Verdienstmöglichkeiten und ungünstigere Arbeitszeiten oder bedingungen. Dabei bestehen häufig geringe Aufstiegschancen bei einem hohen Arbeitsplatzrisiko. Dagegen ist der Anteil ausländischer Arbeitnehmer in den Sparten mit guten Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten (z. B. in der Informations- und Kommunikationsbranche) unterdurchschnittlich. Gleichzeitig sinkt die Ausbildungsquote ausländischer Jugendlicher. Die Chancen für ausländische Jugendliche einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu finden sind geringer als bei gleichaltrigen Deutschen. Die Chancen von Schülern ausländischer Herkunft auf einen Schulabschluss (vgl. dazu Kap ) sind zwar anteilsmäßig geringer als bei deutschen Schülern, allerdings haben Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund im Vergleich zu anderen Ländern auch im Bildungsbereich bessere Chancen (vgl. dazu Kap ). Zudem verfügt Bayern als erstes Land über einen Bildungs- und Erziehungsplan für Kindergärten und hat die Sprachförderung von Kindern auf neue Grundlagen gestellt, damit Kinder insbesondere mit Migrationshintergrund später in der Schule bessere Startchancen haben. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Gründe mangelnder Eingliederung sehr vielfältig sind. Sie können nach Hauptursachen und potenziellen Möglichkeiten für zusätzliche ESF- Aktionen kategorisiert werden. Migranten haben vielfach aufgrund schlechterer Deutschkenntnisse oder beruflicher Qualifikationsdefizite geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Weitere Hindernisse stellen nicht selten die soziale oder kulturelle Isolation dar. Dies gilt insbesondere für Frauen, die aufgrund tradierten Rollenverhaltens und familiärer Zurückgezogenheit Integrationsbarrieren zu überwinden haben 45. In Bayern gelten seit 2003 Leitlinien zur Integrationspolitik 46 : Sie betonen die Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen für ein Gelingen der Integration unter Beachtung der geltenden Werte und Normen, fordern das Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Gruppen zur Unterstützung der Integrationsbemühungen, und benennen als wichtigste Handlungsfelder Spracherwerb, Arbeitswelt und soziale Integration Menschen mit Behinderung Menschen mit Behinderung sind Personen, deren körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Als schwerbehindert werden die Menschen eingestuft, denen 44 Bezogen auf alle Erwerbspersonen 45 Vgl. dazu Kap. 6.3 Aktion

42 von den Versorgungsämtern ein Grad der Behinderung von 50 und mehr zuerkannt worden ist 47.Zum Jahresende 2005 gab es in Bayern 1,05 Mio. schwerbehinderte Menschen. Dies entspricht 8,45 % der Gesamtbevölkerung. Von diesen waren 43,76 % im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren. Die Zahl der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen lag im Jahr 2004 bei Personen 48. Vom Jahr 2000 ausgehend ( Personen) steigerte sich dieser Wert bis 2004 um 4,20 %. Im gleichen Zeitraum zwischen 2000 und 2004 nahm die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten auf Bundesebene um 5,43 % ab. 2.8 Szenarien zur künftigen Beschäftigten- und Qualifikationsentwicklung Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Die beiden EU-Erweiterungen vom und unterscheiden sich von den bisherigen Erweiterungen durch ihr Ausmaß und den großen Unterschied in der Entwicklung zwischen alten und neuen Mitgliedsstaaten. So verspricht die Ausdehnung des Binnenmarktes einen wirtschaftlichen Nutzen, andererseits erzeugt die Erweiterung einen erheblichen Anpassungsdruck. Besonders betroffen von den Veränderungen wird dabei der Arbeitsmarkt sein, insbesondere in seinen arbeitsintensiven Segmenten. Arbeitnehmer aus den neu beigetretenen Ländern können momentan nur in sehr eingeschränktem Umfang in Deutschland eingesetzt werden. Nach dem Ende der Übergangsfristen muss mit einer Zuwanderungswelle von Arbeitskräften gerechnet werden. Auslöser dafür ist ein starkes Lohnkostengefälle, das beispielsweise an der bayerisch-tschechischen Grenze aktuell 1:7 beträgt. Positiv wird einerseits das Arbeitskräftepotential an Fachkräften ansteigen, andererseits kann sich die Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt verschärfen. Es ist anzunehmen, dass sich die Zuwanderungsströme auf die größeren wirtschaftlichen Ballungsgebiete wie München oder Nürnberg konzentrieren werden. Das Zusammenwirken von hohen Löhnen in Bayern und niedrigeren Lebenshaltungskosten zuhause wird des Weiteren viele Arbeitskräfte aus grenznahen Bereichen zum Pendeln nach Bayern animieren. Dabei wird sich eine Situation einstellen, die mit der an der Grenze zu den neuen Bundesländern vergleichbar ist. Tagespendler werden vor allem in den Grenzregionen arbeiten, Wochen- und Monatspendler werden sich auf die größeren Verdichtungsräume konzentrieren. Besonders auf die strukturschwachen Räume Ostbayerns kommen deshalb Verdrängungsprozesse zu. Die Globalisierung wird weiter dazu beitragen, dass Produktions- und Standortverlagerungen vor allem in einfachen, lohnintensiven Bereichen stattfinden. Davon werden sowohl Industrie- als auch Dienstleistungsarbeitsplätze betroffen sein. Erschwerend kommt hinzu, dass durch Produktionsverlagerungen in lohnkostenintensiven Bereichen freigesetzte Arbeitskräfte oft niedrige Qualifikationen besitzen und deshalb auf dem Arbeitsmarkt schwer zu vermitteln sind. Bis 2015 wird die Bevölkerung Bayerns ansteigen. Sie wird sich zunehmend in den großen Industrieregionen konzentrieren, ländliche Regionen werden weiter Einwohner verlieren. In der Altersstruktur wird es zu noch deutlicheren Veränderungen kommen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt kontinuierlich. Besonders der Anteil junger Menschen wird zurückgehen 49. Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Erwerbspersonen bis ins Jahr 2015 zunehmen wird, da die Erwerbsbeteiligung unter den Älteren und den Frauen tendenziell ansteigt. 47 Vgl Vgl. Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik, Daten zur Sozioökonomischen Analyse, Bayern 49 Vgl. Interministerielle Arbeitsgruppe: Auswirkungen des demographischen Wandels auf Bayern und seine Teilräume

43 Das Erwerbspersonenpotential betrug im Jahr 2004 insgesamt 6,98 Mio. Menschen. Demgegenüber gab es in Bayern lediglich 6,22 Mio. Erwerbstätige. Damit blieben 11 % des Erwerbspersonenpotentials ungenutzt. Bei einem Rückgang des Erwerbspersonenpotentials könnten diese Personen zumindest zum Teil auf den Arbeitsmarkt zurückgeführt werden. Auf längere Sicht könnte so das Arbeitsvolumen konstant gehalten werden. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist eine weitere Möglichkeit, die Erwerbsquote längerfristig zu erhöhen. Dazu könnte das Renteneintrittsalter erhöht oder die Schul- und Studienzeiten verkürzt werden. Ebenso spielt eine verstärkte Erwerbsbeteiligung der Frauen eine wichtige Rolle. Damit könnte die demographische Entwicklung durch zusätzliches Arbeitsvolumen kompensiert werden. Weiter besteht die Möglichkeit, die Jahresarbeitszeit zu erhöhen. Zudem liegen in der Reduzierung der Teilzeitquote die größten Potentiale, das Arbeitsvolumen auf hohem Niveau zu halten. Voraussetzung dafür ist jedoch ein verstärkter Ausbau der Kinderbetreuung. Insgesamt könnte durch einen solchen Maßnahmenkatalog (Halbierung der Unterbeschäftigung, Anstieg der Erwerbsquote um 4,4 % und Erhöhung der Jahresarbeitszeit um 4,2 %), trotz eines Rückgangs des Erwerbspersonenpotentials um 10 %, eine Erhöhung des Arbeitsvolumens bis 2050 um 4 % erreicht werden. Zudem ist die Steigerung der Produktivität entscheidend für die Dynamik einer Volkswirtschaft verantwortlich. In Bayern stieg in den letzten zehn Jahren die Produktivität je Erwerbstätigenstunde pro Jahr um 1,4 %. Das reale BIP wuchs um 1,5 %, das BIP pro Kopf lediglich um 0,95 % jährlich. Längerfristig ist von einer jährlichen Steigerung der Produktivität je Erwerbstätigenstunde zwischen 1,5 % und 1,8 % auszugehen. Das reale BIP wird zwischen 1,1 % und 1,5 % ansteigen. Damit wird voraussichtlich auch in Zukunft die Produktivität stärker ansteigen als das BIP Künftige Entwicklung der sektoralen Wirtschafts- und Qualifikationsstruktur In der sektoralen Wirtschafts- und Qualifikationsstruktur werden sich auch zukünftig die aktuellen Trends, die bereits in Kapitel dargestellt sind, fortsetzen. Der primäre Sektor wird weiterhin Anteile an der wirtschaftlichen Wertschöpfung verlieren. Die Zahl der Beschäftigten in Forst- und Landwirtschaft wird zurückgehen. Allerdings wird sich diese Entwicklung in Zukunft wegen der ohnehin geringen Werte weiter verlangsamen. Die größten Einbußen wird auch zukünftig das Produzierende Gewerbe erfahren. Besonders stark werden die Rückgänge im Verarbeitenden Gewerbe ausfallen, das Baugewerbe wird weniger Anteile an der Wertschöpfung verlieren. Wie in der Vergangenheit wird sich auch zukünftig der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft fortsetzen. Aber auch innerhalb des tertiären Sektors gibt es unterschiedliche Tendenzen. Der Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr wird weiter Anteile an der Bruttowertschöpfung verlieren. Dagegen werden die Unternehmensbezogenen Dienstleistungen weiter an Bedeutung gewinnen. In diesem Bereich sind die größten Steigerungsraten zu erwarten. Die nachfolgenden Tabellen geben die prognostizierte Entwicklung nach Sektoren in absoluten Zahlen, in prozentualen Veränderungen und in prozentualen Anteilen der Erwerbstätigen wider. Tabelle Entwicklung der Erwerbstätigen nach Sektoren Erwerbstätige in Tausend Personen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 229,3 203,6 175,2 155,0 135,0 Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 1.557, , , , ,1 Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden 8,6 8,6 8,4 7,9 7,3 Verarbeitendes Gewerbe 1.517, , , , ,3 Energie- und Wasserversorgung 32,1 32,4 29,1 26,8 24,4 Baugewerbe 411,2 357,3 354,3 347,8 331,9

44 Dienstleistungsbereiche 4.027, , , , ,0 Handel, Gastgewerbe und Verkehr 1.545, , , , ,0 Handel; Instandh. u. Rep. v. Kfz u.gebrauchsg. 960,7 931,2 949,1 971,8 977,7 Gastgewerbe 290,5 311,2 335,3 358,5 372,3 Verkehr und Nachrichtenübermittlung 293,9 292,3 298,0 300,3 296,0 Finanzierung, Vermietung u. Untern.dienstl. 899,1 969, , , ,5 Kredit- und Versicherungsgewerbe 225,6 225,5 235,4 242,9 246,3 Grundstückswesen, Verm., Untern.dienstl. 673,5 744,3 879,7 984, ,1 Öffentliche und private Dienstleister 1.583, , , , ,5 Öff. Verw., Verteidigung, Sozialversicherung 398,6 377,3 355,4 348,3 341,6 Sonstige öff. und private Dienstleistungen 1.184, , , , ,0 Alle Wirtschaftsbereiche 6.226, , , , ,9 Prognose ab 2010, Datenbasis VGR der Länder (Stand Februar 2005) prognos 2006 Erwerbstätige Veränderung in % p.a Land- und Forstwirtschaft, Fischerei -2,9-2,5-2,4-2,7-3,3 Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe -1,0-0,2-0,6-0,9-1,4 Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden 0,0-0,5-1,1-1,5-2,4 Verarbeitendes Gewerbe -1,0-0,2-0,6-0,8-1,4 Energie- und Wasserversorgung 0,3-1,8-1,7-1,8-2,4 Baugewerbe -3,5-0,1-0,4-0,9 1,7 Dienstleistungsbereiche 0,9 1,0 1,1 0,7 0,0 Handel, Gastgewerbe und Verkehr -0,2 0,5 0,6 0,2-0,5 Handel; Instandh.u.Rep. v.kfz u.gebrauchsgüter - 0,8 0,3 0,5 0,1-0,5 Gastgewerbe 1,7 1,3 1,3 0,8 0,0 Verkehr und Nachrichtenübermittlung -0,1 0,3 0,2-0,3-1,0 Finanzierung, Vermietung u. Untern.dienstl. 1,9 2,4 1,9 1,3 0,4 Kredit- und Versicherungsgewerbe 0,0 0,7 0,6 0,3-0,3 Grundstückswesen, Verm., Untern.dienstl. 2,5 2,8 2,3 1,5 0,5 Öffentliche und private Dienstleister 1,2 0,5 1,0 0,7 0,2 Öff. Verw., Verteidigung, Sozialversicherung -1,4-1,0-0,4-0,4-0,7 Sonstige öff. und private Dienstleistungen 2,1 0,9 1,3 1,0 0,4 Alle Wirtschaftsbereiche 0,0 0,5 0,5 0,2-0,4 prognos 2006 Erwerbstätige Anteile in % Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3,7 3,3 2,7 2,4 2,0 Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 25,0 24,0 23,0 21,7 20,6 Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 Verarbeitendes Gewerbe 24,4 23,4 22,4 21,2 20,1 Energie- und Wasserversorgung 0,5 0,5 0,5 0,4 0,4 Baugewerbe 6,6 5,7 5,5 5,3 5,0 Dienstleistungsbereiche 64,7 67,0 68,7 70,6 72,4 Handel, Gastgewerbe und Verkehr 24,8 24,7 24,6 24,7 24,7 Handel; Instandh. u. Rep. v. Kfz u. Gebrauchsg. 15,4 15,0 14,8 14,7 14,7 Gastgewerbe 4,7 5,0 5,2 5,4 5,6 Verkehr und Nachrichtenübermittlung 4,7 4,7 4,6 4,6 4,4 Finanzierung, Vermietung u. Untern.dienslungen. 14,4 15,6 17,4 18,6 19,6 Kredit- und Versicherungsgewerbe 3,6 3,6 3,7 3,7 3,7 Grundstückswesen, Verm., Untern. Dienstleistungen 10,8 12,0 13,7 14,9 15,9 Öffentliche und private Dienstleister 25,4 26,7 26,7 27,3 28,0 Öff. Verw., Verteidigung, Sozialversicherung 6,4 6,1 5,5 5,3 5,1 Sonstige öff. und private Dienstleistungen 19,0 20,7 21,2 22,0 22,9

45 Alle Wirtschaftsbereiche 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 prognos 2006 Bei geschlechtsspezifischer Betrachtung der Prognose der Sektoren ist davon auszugehen, dass sich die Entwicklung der Anteile der erwerbstätigen Frauen in den einzelnen Sektoren ausgehend von den Basislinien, über die bereits in Kapitel berichtet wird, tendenziell fortsetzt: In den kommenden Jahren steigt die Zahl der weiblichen Angestellten an, während die Zahl der Arbeiterinnen weiter abnimmt. Mehr als die Hälfte aller Angestellten in Bayern im Jahr 2005 waren Frauen (54,4 %), unter den Arbeitern waren lediglich 33,7 % Frauen. Die Chancen von Frauen werden weiterhin im Dienstleistungssektor am größten sein. Etwa drei Viertel aller erwerbstätigen Frauen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt. Im Jahr 2005 waren 68,8 % der in den öffentlichen und privaten Dienstleistungen tätigen Arbeitnehmer weiblich. In den Sparten Kreditinstitute/Versicherungsgewerbe und Handel/Gastgewerbe waren ebenfalls mehr Frauen als Männer tätig. Unterdurchschnittlich vertreten bleiben Frauen in den Segmenten Baugewerbe (14,7 %), Energieund Wasserversorgung (25,6 %) sowie im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe (29,7 %). Im Handwerk ist derzeit etwa ein Drittel aller Beschäftigten weiblich. Noch stärkere Aussagekraft für die künftige Entwicklung der Frauenanteile hat der aktuelle Trend: unter den Lehrlingen im Handwerk ist nur ein Viertel weiblich. Bei den Meisterprüfungen liegt der Anteil der Frauen bei einem Achtel. Allerdings werden die fortschreitenden gesellschaftlichen Veränderungen dazu beitragen, dass bestehende geschlechtsspezifische Nachteile abgebaut werden. So verfügen Mädchen bereits heute über tendenziell höhere formelle Schulabschlüsse. Dies wird ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht unbeträchtlich erhöhen. In Verbindung mit anderen strukturellen Veränderungen, wie dem geplanten weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten ergeben sich bessere Chancen für die Arbeits- und Aufstiegschancen von Frauen, für die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit sowie insgesamt für die Erwerbsbeteiligung in der Altersgruppe der jährigen Frauen. Die strukturellen Verbesserungen in der Kinderbetreuung dürften die bei Frauen erhöhte Teilzeitquote senken. Auch in der Qualifikationsstruktur der Erwerbstätigen wird sich die Entwicklung der vergangenen Jahre weiter fortsetzen. Der Bedarf an hochqualifizierten Erwerbstätigen wird zukünftig stark ansteigen. Für qualifiziertes Fachpersonal wird eine etwas moderatere Nachfrage vorhergesagt. Dagegen wird sich das Arbeitsplatzangebot für einfache oder Hilfstätigkeiten verschlechtern. Auch dies wird die Chancen von Frauen aufgrund ihrer tendenziell höherwertigen Bildungsabschlüsse deutlich erhöhen. In den folgenden Jahrzehnten wird sich die Struktur der Beschäftigten verändern. Die Zahl der Arbeitskräfte unter 50 Jahren wird bis 2020 um geschätzte zurückgehen, dafür die Zahl der älteren Arbeitskräfte um ansteigen. Es ist davon auszugehen, dass sich im Rahmen der Globalisierung die Veränderungsprozesse im Arbeitsleben in Zukunft noch weiter beschleunigen werden. Daher kommt der lebenslangen Qualifizierung und Weiterbildung von Beschäftigten eine hohe Bedeutung zu. Für eine integrierende Gesellschaft ist es zudem unerlässlich, Arbeitslose, Benachteiligte und Ausgeschlossene zu qualifizieren, um ihnen den Zugang oder den Wiedereintritt in das Berufsleben zu erleichtern. 2.9 Regionale Disparitäten am Arbeitsmarkt Bayern schneidet in vielen Bereichen im deutschen Vergleich sehr gut ab. Dennoch sind innerhalb Bayerns regionale Disparitäten wie etwa bei der Arbeitslosigkeit, der Qualifikations-

46 strukturen und der Wirtschaftskraft zu verzeichnen, die insbesondere auf Landkreisebene hervortreten (vgl. Karten 2+3). Hieraus wiederum ist die besonders starke Stellung der Landeshauptstadt München ersichtlich, die mit ihrer Wirtschaftskraft die statistischen Aussagen und Werte zu Gunsten Oberbayerns deutlich beeinflusst. Die regionalen Disparitäten am Arbeitsmarkt sollen an dieser Stelle nochmals zusammengefasst werden: Die Arbeitslosigkeit liegt in den bayerischen Grenzregionen und in Ostbayern über dem Landesdurchschnitt. Der Ausbildungsmarkt ist in diesen Regionen in gleicher Weise unter Druck. In den ehemaligen Ziel-2-Regionen der Förderperiode haben mehr als 95 % der Betriebe weniger als 50 Mitarbeiter. Mittelfristig sind die Auswirkungen des demografischen Wandels in Teilen Nord- und Ostbayerns stärker ausgeprägt als in anderen Regionen oder in Ballungsräumen. Bereits in den letzten Jahren ergab sich in Teilräumen Nord- und Ostbayerns ein Bevölkerungsrückgang durch Abwanderung junger Arbeitskräfte sowie eine Zunahme älterer Jahrgänge. In Verdichtungsräumen, zentral gelegenen Räumen wie Städten ist weiterhin ein deutliches Wachstum der Bevölkerung durch den Zuzug jüngerer Erwerbspersonen zu erwarten. Dies korreliert mit der Wirtschaftskraft. Es ist ein deutliches Zentrum-Peripherie-Gefälle zu beobachten, wobei sich als Zentrum eine Achse München Ingolstadt Nürnberg entwickelt, die in ihr Umland abstrahlt. Gebiete abseits dieser Achsen haben bis auf wenige Ausnahmen mit Problemen am Arbeitsmarkt zu kämpfen.

47 Karte 2: Arbeitslosenstrukturen in den Landkreisen Bayerns

48 Karte 3: Qualifikation und Wirtschaftskraft in den Landkreisen Bayerns

49 Europäische, nationale und regionale Rahmenbedingungen, Ergebnisse Die zukünftigen ESF-Interventionen in Bayern sollen sich in der Vorwegnahme der sozioökonomischen Entwicklung der Jahre vollziehen. Deshalb werden nicht nur die durch die Europäische Union gesetzten Rahmenbedingungen und Entwicklungsziele wie die des Lissabon-Prozesses 50 und der Europäischen Beschäftigungsstrategie -, sondern auch die erkennbaren wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Globalisierung, die fortschreitende Integration Europas und die sich verändernden Bedingungen der Arbeitsmärkte der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats Bayern in die Planungen einbezogen. 3.1 Europäische Rahmenbedingungen Lissabon Strategie und Kohäsionspolitik der Gemeinschaft Integrierte Leitlinien Strategische Kohäsionsleitlinien Europäische Beschäftigungsstrategie ESF-VO (EG) 1083/2006, Allgemeine-VO (EG) 1081/2006; Durchführungs-VO (EG) 1828/2006 Nationales Reformprogramm Deutschland Nationaler Strategischer Rahmenplan Als Orientierungsrahmen für die Interventionen der Strukturfonds gelten 51 die Strategischen Leitlinien der Gemeinschaft für den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt (Strategische Kohäsionsleitlinien). Sie schreiben für jedes der Fondsziele die Prioritäten der Europäischen Gemeinschaft fest. Diese Politik wird in drei Zielen verwirklicht. Das: Ziel Konvergenz besteht in der Beschleunigung der Anpassung der Gebiete mit den größten Entwicklungsrückständen Ziel Regionale Wettbewerbsförderung und Beschäftigung kommt außerhalb der Regionen mit den größten Entwicklungsrückständen zur Anwendung Ziel Europäische territoriale Zusammenarbeit ist der grenzübergreifenden Zusammenarbeit und der Stärkung der transnationalen Zusammenarbeit gewidmet. Für Bayern gelten die Ziele Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sowie Europäische territoriale Zusammenarbeit. Das Ziel Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 52 ist ausgerichtet auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Regionen sowie Beschäftigung durch Antizipation des Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft, einschließlich der Veränderungen im Zusammenhang mit der Öffnung des Handels. 50 (Mitteilung für die Frühjahrstagung des Europäischen Rates: Zusammenarbeit für Wachstum und Arbeitsplätze - Ein Neubeginn für die Strategie von Lissabon" - (KOM(2005) 24 endgültig) 51 Art. 25 der VO (EG) Nr. 1083/ Art. 3 Abs. 2 Buchst. b) VO (EG) 1083/2006

50 Erreicht wird dies durch die Steigerung und qualitative Verbesserung der Investitionen in das Humankapital, durch Innovation und Förderung der Wissensgesellschaft, Förderung des Unternehmergeistes, Schutz und Verbesserung der Umwelt, Verbesserung der Zugänglichkeit, Förderung der Anpassungsfähigkeit von Arbeitnehmern und Unternehmen sowie die Entwicklung von integrativen Arbeitsmärkten. Das Ziel Europäische territoriale Zusammenarbeit ist ausgerichtet auf die Entwicklung von grenzübergreifenden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Tätigkeiten durch gemeinsame Strategien für eine nachhaltige territoriale Entwicklung. Zur Verwirklichung der Ziele der Strukturfonds tragen die Interventionen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) in Bayern bei. 53. Im Zusammenwirken der Strukturfonds geht es für den ESF darum, für die Beschäftigung und die Integration eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen, die auf den Säulen Wirtschaft, Umwelt und Soziales beruht. Die ESF-Förderung soll dabei insbesondere der Vorwegnahme des wirtschaftlichen Wandels, seiner Bewältigung, der Steigerung des Wirtschaftswachstums und der Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen und Männern dienen. Innerhalb des Ziels Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung in Bayern wirken der EFRE und der ESF in getrennten, aber in der Wirkung abgestimmten Programmen. 54 Das ESF-Programm gilt für den ganzen Freistaat Bayern. Es wirkt horizontal und ist innerhalb des Landes regional nicht beschränkt, wird aber gerade die arbeitsmarktlichen, sozialen oder regionalen Unterschiede innerhalb des Landes in geeigneter Weise berücksichtigen. In Bezug auf die Entwicklung des Humankapitals heben die reformierte Lissabon-Strategie und die Leitlinien der Kohäsionspolitik 55 drei Aktionsschwerpunkte und Ziele hervor: Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen, indem mehr Menschen in ein Beschäftigungsverhältnis oder eine unternehmerische Tätigkeit geführt; die Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte und der Unternehmen verbessert und die Investitionen in das Humankapital gesteigert werden. Mit der reformierten Lissabon-Strategie hat der Europäische Rat ein einziges Leitlinienbündel beschlossen, in dem die Grundzüge der Wirtschaftspolitik 56 und die Leitlinien für die europäische Beschäftigungsstrategie vereint und somit makroökonomische, mikroökonomische und beschäftigungspolitische Strategien für Wachstum und Beschäftigung integriert werden 57. Die Integrierten Leitlinien für Wachstum und Beschäftigung ( ) 58 fassen die Empfehlungen der Kommission zu den Grundzügen der Wirtschaftspolitik sowie die Vorschläge für die beschäftigungspolitischen Leitlinien für den Zeitraum zusammen. Die Leitlinien für die europäische Beschäftigungsstrategie 59 bilden die Grundlage für die nationalen Reformprogramme sowie für die Beschäftigungskomponente der Lissabon- Strategie, die sämtliche EU-Aktionen umfasst, um Wissen und Innovation zu fördern, Europa für Investoren und Arbeitskräfte attraktiver zu machen und mehr und bessere Arbeitsplätze zu schaffen Zur Kohärenz und Konsistenz der Programme in Bayern vgl. Kapitel 7 55 Die Kohäsionspolitik im Dienste von Wachstum und Beschäftigung, SEK(2004) ABl. L 205 vom , S EU-KOM (2005) 299, Die Kohäsionspolitik im Dienste von Wachstum und Beschäftigung Strategische Leitlinien der Gemeinschaft für den Zeitraum Mitteilung des Präsidenten der Kommission vom 12. April 2005 Teil 2 [KOM(2005) 141 endg. 59 ABl. L 205 vom , S. 21.

51 So decken sich die Schwerpunkte der strategischen Kohäsionsleitlinien der Gemeinschaft jedenfalls in den Bereichen Beschäftigung und Humanressourcen mit denjenigen der europäischen Beschäftigungsstrategie, ergänzt durch die länderspezifischen Prioritäten der Beschäftigungspolitischen Empfehlungen der EU. Übersicht Leitlinien der Kohäsionspolitik Verbesserung der Attraktivität der Mitgliedstaaten sowie ihrer Regionen und Städte Ausbau und Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur Steigerung der Synergien zwischen Umweltschutz und Wachstum Lösung für Europas intensiven Einsatz traditioneller Energiequellen (d.h. Förderung von Energieeffizienz, erneuerbaren Energien; aber auch Förderung von allen Anderen) 2. Förderung von Innovation und Unternehmergeist sowie des Wachstums der wissenschafts-basierten Wirtschaft Lissabonziel: 3 % des BIP für F&E- Ausgaben Mehr und gezieltere Investitionen in Forschung und technologische Entwicklung Förderung der wirtschaftlichen Umsetzung von Inventionen (Gründungsförderung, Cluster, Netzwerke und Synergien, insbesondere für KMU) Berücksichtigung des siebten Rahmenprogramms für F&E und des Rahmenprogramms für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation Förderung der Informationsgesellschaft für alle (IKT- Integrierte Leitlinien für Wachstum und Beschäftigung ( ) - Europäische Beschäftigungsstrategie Makroökonomische Leitlinien Wirtschaftliche Stabilität im Hinblick auf ein nachhaltiges Wachstum sichern Wirtschafts- und haushaltspolitische Nachhaltigkeit als Vorbedingung für mehr Arbeitsplätze gewährleisten Eine effiziente, auf Wachstum und Beschäftigung ausgerichtete Ressourcenallokation fördern Sicherstellen, dass die Lohnentwicklung zu makroökonomischer Stabilität und Wachstum beiträgt Eine größere Kohärenz zwischen makroökonomischer Politik, Strukturpolitik und Beschäftigungspolitik herstellen Dynamik und Funktionieren der WWU verbessern Mikroökonomische Leitlinien Insbesondere im Privatsektor mehr und effizienter in Forschung und Entwicklung investieren um einen Europäischen Raum des Wissens schaffen Alle Formen der Innovation fördern Verbreitung und effiziente Nutzung der IKT fördern und eine Informationsgesellschaft aufbauen, an der alle teilhaben Die Wettbewerbsvorteile der industriellen Basis Europas stärken Eine nachhaltige Ressourcenutzung begünstigen und die Synergien zwischen Umweltschutz und Wachstum stärken Den Binnenmarkt erweitern und vertiefen Die Märkte innerhalb und außerhalb Europas offen und wettbewerbsorientiert gestalten, die Vorteile der Globalisierung nutzen Das Unternehmensumfeld wettbewerbsfähiger machen und Privatinitiativen durch eine Verbesserung des Regelwerks fördern Unternehmerische Kultur fördern und das Wirtschaftsumfeld KMU-freundlicher gestalten Die europäischen Infrastrukturen ausbauen, verbessern und miteinander vernetzen sowie die prioritären grenzüberschreitenden Projekte zu Ende bringen Beschäftigungspolitische Leitlinien 17. Die Beschäftigungspolitik ausrichten auf Vollbeschäftigung, Steigerung der Arbeitsplatzqualität und Arbeitsproduktivität und Stärkung des sozialen und territorialen Zusammenhalts Mehr Menschen in Arbeit bringen und halten, das Arbeitskräfteangebot vergrößern und die sozialen Sicherungssysteme modernisieren Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte/Unternehmen verbessern Investitionen in Humankapital durch Verbesserung von Bildung und Qualifizierung steigern 18. Einen lebenszyklus-orientierten Ansatz in der Beschäftigung fördern Bemühungen verstärken, jungen Menschen Wege in die Beschäftigung zu öffnen und Jugendarbeitslosigkeit abzubauen, wie im Europäischen Rat für die Jugend gefordert Entschlossene Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und zur Reduzierung geschlechtsspezifischer Unterschiede bei Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Entgelt ergreifen Bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben anstreben und zugängliche und erschwingliche Betreuungseinrichtungen für Kinder und sonstige betreuungsbedürftige Personen bereitstellen

52 Infrastruktur, E- Governance) Besserer Zugang zu Finanzmitteln (Zusammenarbeit mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF)) 3. Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen Mehr Menschen an das Erwerbsleben heranführen und die Sozialschutzsysteme modernisieren die Beschäftigungspolitik ausrichten auf Vollbeschäftigung, Steigerung der Arbeitsplatzqualität und Arbeitsproduktivität und Stärkung des sozialen und territorialen Zusammenhalts; einen lebenszyklusorientierten Ansatz in der Beschäftigungspolitik fördern; integrative Arbeitsmärkte schaffen, Arbeit attraktiver und für Arbeit Suchende auch für benachteiligte Menschen und Nichterwerbstätige lohnend machen; den Arbeitsmarkterfordernissen besser gerecht werden. Die Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte und der Unternehmen verbessern und die Flexibilität der Arbeitsmärkte stegern Unter gebührender Berücksichtigung der Rolle der Sozialpartner Flexibilität und Beschäftigungssicherheit in ein ausgewogenes Verhältnis bringen und die Segmentierung der Arbeitsmärkte verringern. Die Entwicklung der Das aktive Altern, einschließlich entsprechender Arbeitsbedingungen, einen besseren Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und geeignete Arbeitsanreize fördern und frühverrentungsfördernde Negativanreize beseitigen Moderne Sozialschutzsysteme, einschließlich der Renten- und Gesundheitssysteme, schaffen, die sozial angemessen und finanziell tragbar sind und sich an wandelnde Erfordernisse anpassen, um auf diese Weise Erwerbsbeteiligung, den Verbleib im Erwerbsleben und die Verlängerung des Erwerbslebens zu fördern 19. Arbeitssuchende und benachteiligte Menschen besser in den Arbeitsmarkt integrieren Integrative Arbeitsmärkte schaffen, Arbeit attraktiver und für Arbeitssuchende auch für benachteiligte Menschen und Nichterwerbstätige lohnend machen. Aktive und präventive Arbeitsmarktmaßnahmen, einschließlich Früherkennung der Bedürfnisse, Unterstützung bei der Arbeitssuche, Beratung und Weiterbildung im Rahmen personalisierter Aktionspläne und Bereitstellung der erforderlichen Sozialdienstleistungen zur Unterstützung der Integration von Personen, die auf dem Arbeitsmarkt am schwersten zu vermitteln sind, sowie Förderung der Armutsbeseitigung Laufende Überprüfung der in den Steuer- und Sozialsystemen enthaltenen Anreize und Hemmnisse, einschließlich Sozialleistungsmanagement und Überprüfung der Anspruchsberechtigung, sowie umfassender Abbau der hohen effektiven Grenzsteuersätze, insbesondere bei Geringverdienern, unter Gewährleistung eines angemessenen Sozialschutzniveaus Erschließung neuer Beschäftigungspotentiale im Bereich der personen- und unternehmensbezogenen Dienstleistungen, insbesondere auf lokaler Ebene 20. Den Arbeitsmarkterfordernissen besser gerecht werden Die Arbeitsmarkteinrichtungen, insbesondere die Arbeitsverwaltungen, modernisieren und stärken, auch im Hinblick auf eine verbesserte Transparenz der Beschäftigungs- und Weiterbildungsmöglichkeit auf nationaler und europäischer Ebene Abbau von Hindernissen für eine europaweite Mobilität von Arbeitnehmern im Rahmen der Verträge Qualifikationsanforderungen sowie Defizite und Engpässe auf dem Arbeitsmarkt besser antizipieren Die Wirtschaftmigration besser managen 21.Flexibilität und Beschäftigungssicherheit in ein ausgewogenes Verhältnis bringen und die Segmentierung der Arbeitsmärkte verringern Die arbeitsrechtlichen Vorschriften anpassen und dabei erforderlichenfalls die unterschiedlichen arbeitsvertraglichen und Arbeitszeitregelungen überprüfen Gegen die Schwarzarbeit vorgehen Die Antizipation und die Bewältigung des Wandels verbessern einschließlich Umstrukturierungen in der Wirtschaft und insbesondere im Kontext der Handelsliberalisierung um die sozialen Kosten zu begrenzen und die Anpassung zu erleichtern Innovative und anpassungsfähige Formen der Arbeitsorganisation fördern und verbreitern, um die Arbeitsplatzqualität und die Arbeitsproduktivität zu verbessern, einschließlich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz Den Übergang in die Erwerbstätigkeit erleichtern, einschließlich Weiterbildung, selbstständige Tätigkeit, Unternehmensgründung und geographische Mobilität 22. Die Entwicklung der Lohnkosten und der sonstigen Arbeitskosten beschäftigungsfreundlich gestalten Die Sozialpartner dazu anregen, das Lohntarifsystem im Rahmen ihrer Befugnisse so zu gestalten, dass es die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Produktivität und dem Arbeitsmarkt auf allen relevante Ebenen widerspiegelt und geschlechtsspezifische Lohngefälle vermieden werden Die beschäftigungspolitischen Auswirkungen der Lohnnebenkosten überprüfen und gegebenenfalls deren Struktur und Niveau anpassen, insbesondere um die steuerliche Belastung der gering entlohnten Arbeit zu senken 23. Die Investitionen in Humankapital steigern und optimieren

53 Arbeitskosten und die Tarifverhandlungssysteme beschäftigungsfreundlicher gestalten. Durch Verbesserung von Bildung und Qualifizierung die Investitionen in das Humankapital steigern die Investitionen in Humankapital steigern und optimieren, die Aus- und Weiterbildungssysteme auf neue Qualifikationsanforderungen ausrichten. Querschnittsziele Beachtung des Ziels Gleichberechtigung Beachtung des bereits vorhanden Potentials der jeweiligen Regionen Integrative Maßnahmen und Aktionen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung, um den Zugang zur Berufsausbildung, zur Sekundarbildung und zur Hochschulbildung erheblich zu verbessern, einschließlich der Lehrlingsausbildung und der Vermittlung unternehmerischer Kompetenz Anzahl der frühzeitigen Schulabgänger erheblich reduzieren Entsprechend den auf europäischer Ebene eingegangenen Vereinbarungen wirksame Strategien für das lebenslange Lernen schaffen, die allen Menschen in Schulen, Unternehmen, Behörden und Haushalten offen stehen, einschließlich geeigneter Anreize in Verbindung mit Mechanismen der Kostenaufteilung, um eine stärkere Beteiligung an der Fortbildung und der Ausbildung am Arbeitsmarkt während des gesamten Lebenszyklus, besonders für Geringqualifizierte und ältere Arbeitskräfte, zu begünstigen 24. Die Aus- und Weiterbildungssysteme auf neue Qualifikationsanforderungen ausrichten Die Attraktivität, die Offenheit und hohe Qualitätsstandards der Aus- und Weiterbildung verbessern und sicherstellen, das Angebot an Instrumenten der Ausund Weiterbildung verbreitern und für flexible Bildungswege sorgen und die Möglichkeiten für die Mobilität von Studenten und Praktikanten erweitern Den Zugang zur allgemeinen und beruflichen Bildung sowie zu Wissen durch eine entsprechende Arbeitszeitgestaltung, durch Dienstleistungen zur Unterstützung von Familien, durch Berufsberatung und gegebenenfalls durch neue Formen der Kostenteilung für alle erleichtern und diversifizieren Sich durch eine verbesserte Definition und größere Transparenz von Qualifikationen und Befähigungsnachweisen sowie deren Anerkennung und eine bessere Validierung des nicht-formalen und informellen Lernens auf neue berufliche Erfordernisse, Schlüsselkompetenzen und künftige Qualifikationsanforderungen einstellen. 3.2 Nationale Rahmenbedingungen Nationales Reformprogramm Unter Berücksichtigung dieser Grundlagen hat die Bundesrepublik Deutschland die strategische Ausrichtung ihrer Politik im Nationalen Reformprogramm 60 dargestellt. Es umfasst die Reformpolitik der Bundesregierung für die Jahre 2005 bis 2008 zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung im Rahmen der Lissabon-Strategie. Als Strategie für mehr Wachstum und Beschäftigung werden in Deutschland sechs Handlungsfelder identifiziert: Übersicht: Nationales Reformprogramm Handlungsfelder Ausbau der Wettbewerbsfähige Gestal- Wissensgesellschaft als zentrale Vorausset- Märkte, tung der zung der Zukunftsfähigkeit einer modernen Gesellschaft Weitere Verbesserung der Rahmenbedingungen für unternehmerische Tätigkeiten, Konjunkturgerechte Konsolidierung der öffentlichen Finanzen, Nutzung ökologischer Innovation als Wettbewerbsvorteil und Ausrichtung der Wirtschafts-, Finanz- und Arbeitsmarktpolitik auf mehr Beschäftigung In allen Bereichen wurden von der Bundesregierung bereits umfassende Reformvorhaben eingeleitet. Der Fortschrittsbericht der Bundesregierung vom August dokumentiert den erreichten Stand der Umsetzung der unternommenen Reformen. 60 Nationales Reformprogramm Deutschland Innovation forcieren Sicherheit im Wandel fördern Deutsche Einheit vollenden,

54 Nationaler Strategischer Rahmenplan Während das Nationale Reformprogramm den Gesamtrahmen für die Reformpolitik der Bundesrepublik vorgibt, sichert der Nationale Strategische Rahmenplan (NSRP) 62 die Abstimmung der Politiken des Bundes und der Länder mit der europäischen Strukturpolitik. Der NSRP gilt für die gesamte Bundesrepublik Deutschland, für das Ziel Konvergenz, das überwiegend in Deutschland Ost gilt sowie für das Ziel Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung, das in Deutschland West angestrebt wird. Die Oberziele und die Strategischen Ziele des NSRP werden in der nachfolgenden Übersicht dargestellt. Übersicht: Oberziele und die Strategischen Ziele des NSRP Quelle: NSRP, S. 32 Der NSRP definiert als Ziele für die ESF-Interventionen in Deutschland für die Regionen im Ziel Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung folgende thematische Prioritäten 63 : Förderung einer wissensbasierten, innovationsorientierten Entwicklung Stärkung der unternehmerischen Basis Abbau regionaler Disparitäten und Ausbau spezifischer regionaler Potenziale durch nachhaltige Regionalentwicklung Im Konsens haben Bund und Länder hieraus gemeinsame Möglichkeiten für den Einsatz des ESF in Deutschland entwickelt. Sie werden in den operationellen Programmen des Landes allerdings in spezifischer Weise umgesetzt. Das gilt auch für die Wahl spezieller Querschnittsziele. Das umfassende Koordinatensystem für das Ziel Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung und den Einsatz des ESF ergibt sich aus der nachfolgenden tabellarischen Übersicht. 62 Nationaler Strategischer Rahmenplan für den Einsatz der EU-Strukturfonds in der Bundesrepublik Deutschland NSRP, S. 78 ff

55 Tabelle: Ziele der Gemeinschaft, Ziele der deutschen Entwicklungsstrategie, Integrierte Leitlinien für Wachstum und Beschäftigung, Beschäftigungspolitische Leitlinien der Gemeinschaft Die Beschäftigungspolitik ausrichten auf Vollbeschäftigung, Steigerung der Arbeitsplatzqualität und Arbeitsproduktivität und Stärkung des sozialen und territorialen Zusammenhalts Einen lebenszyklusorientierten Ansatz in der Beschäftigung fördern Arbeitssuchende und benachteiligte Menschen besser in den Arbeitsmarkt integrieren Nationales Reformprogramm Wissensgesellschaft ausbauen Bildungssysteme stäken- Chancen eröffnen Durch lebenslanges Lernen Wettbewerbsfähigkeit und Teilhabe stärken Arbeitsmarkt auf neue Herausforderungen ausrichten demografischen Veränderungen begegnen Strukturreformen am Arbeitsmarkt effektiv gestalten Aktivierung und Prävention Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit am Arbeitsmarkt stärken Moderne Zuwanderungspolitik aktive Arbeitsmarktintegration Lebenszyklusorientierter Ansatz - Arbeitsmarktpolitik demografiefest gestalten Neuordnung der Existenzgründungsförderung Vereinbarkeit von Familie und Beruf Den Arbeitsmarkterfordernissen besser gerecht werden Flexibilität und Beschäftigungssicherheit in ein ausgewogenes Verhältnis bringen und die Segmentierung der Arbeitsmärkte verringern Die Investitionen in Humankapital steigern und optimieren Die Aus- und Weiterbildungssysteme auf neue Qualifikationsanforderungen ausrichten Ziel der Entwicklungsstrategie: Arbeitsmarkt auf neue Herausforderungen ausrichten mehr und bessere Arbeitsplätze Prioritäten des Nationalen Strategischen Rahmenplans für das Ziel Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 4. Steigerung der Anpassungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Beschäftigten 5. Verbesserung des Humankapitals 6. Verbesserung der Arbeitsmarktchancen und Integration benachteiligter Personen Förderaktivitäten Förderaktivitäten Förderaktivitäten o Steigerung der Anpassungs- und Wettbewerbsfähigkeit o Gezielte Aktivitäten zur Absicherung des Fachkräftebedarfs angesichts des demografischen Wandels o Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung von Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen o Förderung von Netzwerktätigkeiten zwischen Unternehmen o Unterstützung von innovativen Formen der Arbeitsorganisation und Arbeitszeitmodellen o Unterstützung betrieblicher Restrukturierungsprozesse o Diversity Management und Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern o Förderung von Existenzgründern und Verbreitung des Unternehmergeistes o Absicherung eines ausreichenden Ausbildungsangebotes und qualitative Verbesserung der dualen Ausbildung o Gezielte Maßnahmen für Jugendliche mit schlechten Bildungsvoraussetzungen im Übergang Schule-Beruf o Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Systemen der beruflichen Aus- und Weiterbildung o Förderung einer Kultur des Lebensbegleitenden Lernens, u.a. durch die Vernetzung regionaler Weiterbildungssysteme o Stärkung des Humankapitals in Forschung und Innovation o Schaffen von Forschungs- und Entwicklungsnetzwerken zwischen Hochschul- und Forschungseinrichtungen sowie Forschungs- und Technologiezentren und Unternehmen o Spezifische Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen sowie konsequentes Gender Mainstreaming o Aktive und präventive Maßnahmen zur Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit und zur Unterstützung von Berufsrückkehrerinnen o Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit durch flankierende Maßnahmen o Gezielte Maßnahmen an der zweiten Schwelle, vor allem für junge Frauen o Aktivierung und Unterstützung regionaler und lokaler Potenziale zur sozialen Eingliederung, z.b. durch Kleinprojekte und Mikrodarlehen o Förderung von regionalen Bündnissen, Initiativen und Netzwerken o Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierungen beim Zugang zum Arbeitsmarkt o Spezifische Förderungen für bestimmte arbeitsmarktpolitische Zielgruppen, wie Menschen mit Behinderung, Strafgefangene usw.

56 Arbeitsmarkpolitik in der Bundesrepublik Deutschland Zusätzlichkeit Die Bundesrepublik verfügt über ein modernes und leistungsfähiges Instrumentarium der Arbeitsmarktpolitik. Die hierdurch gesetzten Rahmenbedingungen sind daraufhin zu untersuchen, wie der ESF ergänzend 64 und verstärkend tätig werden kann. Wegen des Zusätzlichkeitsprinzips kann der ESF grundsätzlich nur eingesetzt werden soweit und solange gesetzliche Leistungen nicht, nicht genügend oder nicht in dieser Form zur Verfügung stehen Reform der Arbeitsförderung SGB III Mit den vier Gesetzen für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt 65 wurde die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik in Deutschland erheblich modernisiert. Mit den Reformen des SGB III hat die Eingliederungspolitik der Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Paradigmenwechsel vollzogen. Sie folgt dem Grundsatz Fördern und Fordern. Die Förderung wird an einer unmittelbaren und schnellen Integration in den ersten Arbeitsmarkt ausgerichtet. Hauptziel und primäre Aufgabe der Agenturen ist die Vermittlung in eine Erwerbstätigkeit. Bildungsmaßnahmen, Fortbildungen oder Umschulungen, die diesem Vermittlungsziel nicht unmittelbar entsprechen, wurden deutlich reduziert, denn bereits 66 mit dem ersten Reformgesetz wurde ab 2003 die berufliche Weiterbildung Arbeitsloser massiv verändert. In der Fördermethode hatte vor allem die Einführung des Bildungs- und des Vermittlungsgutscheins Auswirkungen auf den ESF. Ihre abschließende Pauschalierung und die Kostenbegrenzung lassen sich nur schwer oder gar nicht mit dem Realkostenprinzip des ESF kombinieren. Weiterhin gibt die Geschäftspolitik der BA vor, dass nur noch solche Maßnahmen gefördert werden, bei denen nach Maßnahmeende eine 70 %ige Integrationsquote zu erwarten ist. Diese stringentere Zielorientierung zeigt sich auch in der Kategorisierung der vier Kundengruppen: Marktkunde, Beratungskunde Aktivieren, Beratungskunde Fördern, Betreuungskunde. Insbesondere Beratungskunden mit objektiven Vermittlungshemmnissen und Betreuungskunden, deren Vermittlungschancen während des ALG I-Bezugs gering sind, haben aufgrund des Erfolgskriteriums zwar Anspruch auf die Nutzung von Pflichtleistungen, allerdings wegen der Vermittlungspriorität eher geringere Chancen, Maßnahmen der beruflichen Bildung oder Eingliederungsprodukte zu erhalten. Statistisch zeigt sich, dass zwischen 2002 und 2005 die Zahl der Eintritte in Fördermaßnahmen der beruflichen Weiterbildung (FbW) bundesweit von ca auf und in Bayern von rd auf knapp zurückgegangen ist. Aus den Teilnehmerzahlen und dem stetigen Sinken der Maßnahmezahlen ist ableitbar, dass in diese Maßnahmen die Problemgruppen des Arbeitsmarktes in geringerem Umfang als vor den Novellierungen einbezogen werden. Dies eröffnet ein Tätigwerden des ESF. Eine weitere Konsequenz der Reformen resultiert aus dem so genannten Aussteuerungsbeitrag, den die BA für jeden Arbeitslosen an den Bund bezahlt, der von Arbeitslosengeld I in Arbeitslosengeld II wechselt (ca je Fall). In der Folge bedeutet dies, dass die BA bzw. die Arbeitsagenturen bei der Förderung von Arbeitslosen eine Abwägung dahingehend vornehmen, ob eine Förderung die Chancen erhöht, in der Frist von in der Regel einem Jahr - in den ersten Arbeitsmarkt zu gelangen. Dies erlaubt den Schluss, dass die Arbeitsagenturen verstärkt Kurzzeitmaßnahmen (vgl. die Verdoppelung von Trainingsmaßnahmen) für Personengruppen mit hoher Integrationswahrscheinlichkeit unterstützen, zum 64 Vgl. zur Zusätzlichkeit der Strukturfonds Art. 15 VO (EG) 1083/ Vgl. Deeke, Axel, Aktualisierung der Halbzeitbewertung des ESF-BA-Programms, Nürnberg 2005, S Ebenda, S. 21.

57 anderen, dass andere Personengruppen eher eingeschränkt in den Genuss von Eingliederungsleistungen kommen. Auch die bisherige Förderung durch Arbeitsbeschaffungs- oder Strukturanpassungsmaßnahmen (ABM/SAM) wurde umgesteuert, nicht zuletzt, weil deren Effizienz erheblich in Frage gestellt war. Entscheidend ist, dass die ABM-Zeiten keine neuen Ansprüche auf Arbeitslosengeld I begründen, die Maßnahmedauer i. d. R. auf 12 Monate verkürzt wird und beide Instrumente zu ABM (neu) zusammengefasst wurden. Zudem kam es auch bei diesen Instrumenten in den vergangenen Jahren zu einer deutlichen Reduktion. In Westdeutschland gingen die Eintritte in von rd im Jahr 2002 auf in 2005 zurück. In Bayern betragen die Vergleichszahlen weniger drastisch rd zu Eine der Neuerungen des zweiten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt von 2003 war der Existenzgründungszuschuss (ExGZ) für die so genannte Ich-AG. Wurden im Jahr 2003 in Westdeutschland noch Neueintritte gezählt, waren es 2004 bereits Im Jahr 2005 kam es dann wieder zu einer Normalisierung der Inanspruchnahme durch Personen. In Bayern erhielten 2005 rd Personen einen ExGZ und das Überbrückungsgeld. In Bayern ist die BA-unterstützte Gründerförderung zwischen 2002 und mit einer Spitze in 2004 (rd Personen) von auf Personen angestiegen Grundsicherung für Arbeitssuchende - SGB II Die größte Veränderung der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland resultiert aus der am 1. Januar 2005 in Kraft getretenen Grundsicherung für Arbeitsuchende - SGB II. In ihr wurden die bisherige Sozialhilfe für erwerbsfähige Personen und die bisherige Arbeitslosenhilfe zusammengeführt. Von der Grundsicherung für Arbeitsuchende sind erwerbsfähige Hilfebedürftige und die mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen erfasst.