Tour de Fonds Union Asset Management Holding AG. 18. Juli Union Investment. Geschäftsentwicklung 1. Halbjahr Hans Joachim Reinke

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Tour de Fonds 2015. Union Asset Management Holding AG. 18. Juli 2015. Union Investment. Geschäftsentwicklung 1. Halbjahr 2015. Hans Joachim Reinke"

Transkript

1 Tour de Fonds 2015 Union Asset Management Holding AG 18. Juli 2015 Union Investment Geschäftsentwicklung 1. Halbjahr 2015 Hans Joachim Reinke Vorsitzender des Vorstands Union Asset Management Holding AG Es gilt das gesprochene Wort.

2 Guten Morgen, meine Damen und Herren, herzlich willkommen in Kleinheubach. Ich freue mich sehr, dass Sie heute bei uns sind und dass so viele von Ihnen gestern die Gelegenheit genutzt haben, den Main einmal aus der Radlerperspektive zu erleben. Obwohl er vielen von uns wohlbekannt ist, bot der Fluss viele neue An- und Aussichten, die wir gemeinsam genießen konnten. Ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserer Pressekonferenz im Rahmen der Tour de Fonds 2015, auch im Namen meiner Vorstandskollegen Alexander Schindler, Jens Wilhelm und Dr. Andreas Zubrod, und freue mich, Ihnen die Zahlen des ersten Halbjahres 2015 vorzustellen. Beginnen möchte ich mit einem kurzen Blick auf das Umfeld. Sehr geehrte Damen und Herren, wir leben in einer beispiellosen Situation. Alles, mit dem Sparer in der Vergangenheit über Jahrzehnte gute Erfahrungen gemacht haben, funktioniert nicht mehr. Der risikolose Zins ist abgeschafft, und das bleibt auch so mit gravierenden Konsequenzen für den Anleger. Am anschaulichsten wird dies, wenn man sich die Frage stellt, wie lange es dauert, bis man sein Vermögen verdoppelt hat. In den 60er, 70er, 80er und 90er Jahren waren es zwischen neun und elf Jahren. Derzeit sind es ganze 94 Jahre. Selbst wenn man mit dem Sparen früh anfängt, schaffen das die wenigsten. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld ist mit keiner Phase zuvor vergleichbar, und damit haben sich die Vorzeichen für Anlageentscheidungen grundlegend verändert: Früher waren alle Zinsanlagen mit verlässlichen Erträgen verbunden. Und der Wunsch nach Sicherheit bedeutete nur, auf Zusatzerträge zu verzichten. Heute bieten klassische Zinsanlagen keine auskömmlichen Erträge. 2

3 Der Zinseszins kann nicht mehr wirken, und es kommt zu realen Wertverlusten, was auf Dauer den Wohlstand vieler Sparer gefährdet. Kurzum: Wer seine Anlageziele erreichen will, muss früher anfangen zu sparen, mehr sparen oder effizienter anlegen. Unter diesen Voraussetzungen haben sich Investmentfonds einmal mehr als verlässliches Instrument der langfristigen Kapitalanlage erwiesen, und Sparer, die diesen Weg zum renditeorientierten Sparen gewählt haben, wurden belohnt. Wer außerhalb des Geldmarkts investiert hat, konnte sowohl im Einjahres- als auch im Fünfjahreszeitraum gute Wertzuwächse verzeichnen. So haben beispielsweise Fonds von Union Investment im Einjahreszeitraum bis Ende Juni 2015 über alle Wertpapierklassen hinweg 7,7 Prozent netto erwirtschaftet. Die Immobilienfonds lagen in diesem Zeitraum bei einem Plus zwischen 2,4 und 2,9 Prozent. Zudem bestätigt ein Wertzuwachs über alle Wertpapierklassen von 5,8 Prozent per anno in den letzten fünf Jahren, dass wir auch langfristig mit guten Anlageergebnissen für unsere Kunden überzeugt haben. Und nicht zuletzt deshalb sind Investmentfonds in der Gunst der Anleger gestiegen. Positive Performancezahlen, ein positives Sentiment für Investmentfonds kurzum: Wir profitieren von den derzeitigen Entwicklungen. Doch diese vermeintliche Bilderbuchsituation für Asset Manager ist Fluch und Segen zugleich. Denn im Niedrigzinsumfeld ist es unverändert möglich, aber anspruchsvoller, Erträge zu erwirtschaften. Gleichzeitig verfügen wir als Asset Manager über ein breiteres Instrumentarium als andere Akteure, um genau diesen Herausforderungen zu begegnen. 3

4 Das ist für unsere Branche eine große Chance. Aber daraus erwächst auch eine große Verantwortung, wenn wir die Aufgabe einer Evolution des Sparens ernst nehmen und Anleger auf dem Weg zu einer ausgewogenen Vermögensstruktur begleiten wollen. Lassen Sie mich daher heute die gestiegene Nachfrage im ersten Halbjahr einordnen und einen Blick darauf werfen, was uns perspektiv beschäftigt. Kommen wir zum Jahr 2015, in dem unser Geschäft weiter an Dynamik gewonnen hat: Wir konnten in den ersten sechs Monaten 2015 mit 13,9 Mrd. Euro unser Neugeschäft gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum verdoppeln. Wir freuen uns über diese Entwicklung und das gestiegene Kundeninteresse. Denn wir haben beim Nettoabsatz das stärkste Halbjahresergebnis unserer Unternehmensgeschichte erzielt. Und darüber hinaus ist die Struktur dieses Absatzes anders als in den Boomjahren 1999 bis So machten unsere Aktienfonds im Jahr 2000 etwa 97 Prozent des gesamten Neugeschäfts der Publikumsfonds aus. Heute hingegen ist unser Geschäft viel stärker vom Gedanken einer diversifizierten Vermögensstruktur geprägt. Und im Fokus vieler privater und institutioneller Kunden stehen inzwischen risikokontrollierte und breit diversifizierte Anlagelösungen. Diese Entwicklung führt im institutionellen Geschäft zu einem dynamischen Wachstum. So konnten wir im ersten Halbjahr 2015 ein Nettoneugeschäft von 9,4 Mrd. Euro, 28 neue Kunden und beim verwalteten Vermögen einen Rekordbestand von 142 Mrd. Euro verzeichnen. Gefragt waren dabei vor allem Anlagen, die auskömmliche Risikoprämien bieten. Auf der Rentenseite waren dies zum Beispiel Emerging Markets, Hochzins- oder 4

5 Wandelanleihen, Verbriefungen und Nachranganleihen. Darüber hinaus gewannen Aktienstrategien sowie Immobilieninvestments an Relevanz für unsere institutionellen Kunden. Insgesamt suchen sie zunehmend internationale Anlagestrategien, um von den globalen Zins- und Wachstumsunterschieden zu profitieren. Dies sind klare Belege, dass institutionelle Anleger ihren Blickwinkel erweitern und jede Renditequelle nutzen, um ihre Anlageziele zu erreichen. Die Devise lautet: mehr Flexibilität und mehr Risiko allerdings bewusst und gesteuert. Bei diesen Rahmenbedingungen ist es vielen institutionellen Anlegern umso wichtiger, den Schritt ins Risiko kontrolliert und unter Einbindung von Asset-Management- Lösungen anzugehen. Entsprechend verwalten wir in Wertsicherungskonzepten derzeit ein Volumen von insgesamt 22 Mrd. Euro und profitieren von unserer Erfahrung und Expertise, die wir als aktiver Risikomanager mit 20 Jahren Wertsicherung vorweisen können. Dass institutionelle Kunden ausgetretene Anlagepfade verlassen, nehmen wir auch beim Thema Nachhaltigkeit wahr. Um die Kapitalanlage zu optimieren, sind sie grundsätzlich interessiert an besseren, detaillierten und langfristigeren Informationen als Basis für ihre Entscheidungen. Gefragt sind Informationen, die einen umfassenderen Blick auf das jeweilige Unternehmen und seine Zukunft ermöglichen. Hier setzen Nachhaltigkeitskriterien an, weil sie den ökonomischen Erfolg in den Kontext sozialer und ökologischer Herausforderungen stellen. Auch der Zeithorizont unternehmerischer Entscheidungen wird so erweitert. Mittlerweile hat sich am Kapitalmarkt ein neues Verständnis von Nachhaltigkeit etabliert. 5

6 Es geht neben den ethischen Prinzipien auch darum, Megatrends wie Klimawandel, Demografie oder Globalisierung im Risikomanagement und bei Anlageentscheidungen abzubilden. Nachhaltigkeit nimmt also inzwischen einen festen Platz in den Portfolios vieler institutioneller Anleger ein. Zum Beispiel berücksichtigen in Deutschland bereits 58 Prozent von ihnen Nachhaltigkeitskriterien bei ihrer Kapitalanlage. Im Jahr 2013 lag dieser Anteil noch bei 48 Prozent. Und vor allem für Stiftungen, Pensionskassen und Kreditinstitute ist diese Dimension des Investierens ein wichtiger Aspekt, um ihr Risikomanagement zu optimieren. Insgesamt sind bei Union Investment über alle Kundengruppen derzeit rund 10 Milliarden Euro nach Nachhaltigkeitskriterien angelegt. Damit sind wir in Deutschland der führende Asset Manager in diesem Segment. Mein Fazit für das institutionelle Geschäft im ersten Halbjahr: Wir erfahren einen enormen Zuspruch, was nicht zuletzt durch den dynamischen Absatz und das Wachstum in den Assets under Management bestätigt wird. Wir führen dies auf unsere Leistungsstärke im Risikomanagement und im Angebot chancenorientierter Lösungen zurück. Kombiniert mit einem umfangreichen Serviceangebot wird das von unseren genossenschaftlichen und nicht-genossenschaftlichen Kunden im In- und Ausland sehr geschätzt. Das belegen auch Erhebungen wie etwa die Greenwich-Studie, bei der wir die Bewertung unserer Leistungen über die letzten Jahre stetig steigern konnten, oder der erste Platz in der Kundenzufriedenheit bei Telos. Wir freuen uns über diese Fortschritte und sehen darin eine Bestätigung unserer Leistungsfähigkeit im institutionellen Geschäft. 6

7 Gleiches gilt für das Privatkundengeschäft. Auch hier gibt es eine Vielzahl von Auszeichnungen und Ratings, die unsere Verlässlichkeit belegen. Aktuelle Beispiele sind zum 13. Mal in Folge Fünf Sterne von Capital oder der Goldene Bulle vom Finanzen Verlag. Darüber hinaus haben wir für unsere Leistungen im Immobilienbereich vor wenigen Wochen die Bestnote im Asset Management Real Estate Rating von Scope erhalten. All diese Auszeichnungen sind wichtige Orientierungspunkte für unsere privaten Kunden und die Berater. Denn beide suchen im Beratungsprozess nach geeigneten Lösungen für das Problem der niedrigen Zinsen und lenken ihren Blick vielfach auf renditestärkere Anlagen wie Investmentfonds, was sich nicht zuletzt an den neu gewonnenen Geldern von 4,5 Mrd. Euro erkennen lässt. Somit konnten wir unseren Absatz im Privatkundengeschäft gegenüber dem Vorjahr trotz Fälligkeiten von rund 400 Mio. Euro deutlich ausbauen. Unsere Sparer nutzen Fonds in zunehmendem Maße für die Vermögensanlage und den Vermögensaufbau. Dabei nehmen wir wahr, dass immer mehr Anleger die Chancen des ratierlichen Fondssparens erkennen und für den nachhaltigen Vermögensaufbau nutzen, was sich gerade bei langfristigen Sparprozessen wie der Altersvorsorge auszahlt. So flossen im ersten Halbjahr dieses Jahres 614 Mio. Euro netto in unsere Riester-Lösungen. Anders als kritische Stimmen behaupten, lohnt sich das Riester-Sparen mit Fonds. So konnten Riester-Sparer mit der UniProfiRente seit 2002 eine jährliche Rendite von 7,1 Prozent erwirtschaften und das nach Abzug der Kosten. Aber auch unabhängig von der Altersvorsorge gewinnt das schrittweise Sparen mit Investmentfonds weiter an Relevanz. 7

8 Das belegt die wachsende Zahl an Sparverträgen ebenso wie die Zuflüsse aus regelmäßigen Zahlungen von 800 Mio. Euro im ersten Halbjahr Dieses unverändert starke Wachstum zeigt einmal mehr, dass der Fondssparplan als moderne Form des Vermögensaufbaus zunehmend anerkannt wird. So ist die Zahl der Sparpläne von Union Investment in den letzten fünf Jahren um rund 46 Prozent auf über eine Million Verträge angestiegen und das Volumen der regelmäßig angesparten Gelder wuchs von 2,1 auf 6,9 Mrd. Euro und hat sich somit mehr als verdreifacht. Dabei freut uns insbesondere, dass heute vier von fünf neuen Euros nicht in Verträge mit Zinsanlagen, sondern in renditestarke Anlagen wie Aktien-, Misch- oder Immobilienfondssparpläne fließen. Gleiches gilt für die Vermögensanlage, bei der insbesondere drei Lösungen im Mittelpunkt standen, die das Thema Vermögensstruktur auf unterschiedliche Art und Weise aufgreifen: Absatzfavoriten waren hier einmal mehr die PrivatFonds. Seit ihrem Start vor fünf Jahren ist das Interesse an diesen Multi-Asset-Produkten stetig gestiegen, was in diesem Jahr in einem Nettoabsatz von 2,9 Mrd. Euro und einem verwalteten Bestand der sechs Privat-Fonds-Varianten von 11,6 Mrd. Euro zum Ausdruck kommt. Wir führen den Erfolg der PrivatFonds darauf zurück, dass sie in besonderer Weise Vermögensstruktur, aktives Management und dynamisches Risikomanagement vereinen. Nach dem gleichen Prinzip agieren auch die beiden UniKonzept-Fonds, die dies allerdings mit einer regelbasierten Steuerung umsetzen. Sie erfreuten sich in den ersten sechs Monaten einer wachsenden Beliebtheit und konnten ein Neugeschäft von 1,5 Mrd. Euro verbuchen. 8

9 Als weiterer Weg zu mehr Diversifikation werden Offene Immobilienfonds von unseren Anlegern sehr geschätzt. Im ersten Halbjahr 2015 konnten wir mit Privatkunden ein Neugeschäft von 1,5 Mrd. Euro netto in dieser Anlageklasse erreichen. Das zeigt, wie groß das Interesse an Substanzwerten als Teil einer ausgewogenen Anlage nach wie vor ist. Auf der Investitionsseite konnten wir in diesem Jahr bislang für unsere drei zentralen Immobilienpublikumsfonds über 1,2 Mrd. Euro in neue Qualitätsimmobilien investieren. Hier hat Qualität für uns Vorrang. Deshalb steuern wir den Mittelzufluss über eine Ampelschaltung, wenn wir keine geeigneten Objekte finden, um Liquidität und Investitionsmöglichkeiten im Gleichgewicht zu halten. Ein wichtiger Schritt mit Blick auf die Rendite unserer Offenen Immobilienfonds. Fazit für das Privatkundengeschäft: Auf der Suche nach Rendite und einer ausgewogenen Vermögensstruktur gewinnen Fonds bei privaten Anlegern an Attraktivität, was sich in einem dynamischen Wachstum im Nettoabsatz und bei den verwalteten Volumina widerspiegelt. Die Grundlage für diese Erfolge sehen wir in unserer Strategie, uns mit wenigen Lösungen auf die wesentlichen Anlagethemen der Kunden zu konzentrieren, sowie in der engen Verzahnung mit unseren Partnern in der genossenschaftlichen FinanzGruppe, für deren Unterstützung wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken. 9

10 Um die gruppenweite Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr abzurunden, ein Blick auf unsere Assets under Management: Durch die positiven Entwicklungen bei Performance und Absatz wachsen unsere verwalteten Bestände stetig weiter. Wir managen Ende Juni ein Volumen von 252 Mrd. Euro und sind damit auf einem neuen Höchststand. Neben dem starken Wachstum in unserem Kerngeschäft werden wir unsere Assets under Management durch ein Engagement im österreichischen Markt weiter ausbauen. Wie Sie wissen, sind wir im Prozess, die Kapitalanlagegesellschaften der österreichischen Volksbanken zu erwerben. Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Österreichische Finanzmarktaufsicht FMA planen wir die Übernahme der 100-prozentigen Anteile an der Volksbank Invest Kapitalanlagegesellschaft m.b.h (VB Invest) sowie der 94,5-prozentigen Anteile an der Immo Kapitalanlage AG (Immo KAG) im Laufe des dritten Quartals Mit diesem Schritt wollen wir zum einen unser bestehendes institutionelles Geschäft in Österreich kräftig ausbauen. Zum anderen wird im Privatkundengeschäft unser erfolgreiches Modell der engen Zusammenarbeit mit den Primärbanken nun auch den Volksbanken in Österreich angeboten. Meine Damen, meine Herren, damit verlasse ich die Entwicklung im ersten Halbjahr und möchte eine andere Perspektive auf das Erreichte einnehmen: Angesichts der berichteten Zahlen und zunehmenden Aufgeschlossenheit für unsere Asset-Management-Lösungen können wir zufrieden sein. 10

11 Wir sehen in der aktuellen Situation eine große Chance, Fonds als Teil einer diversifizierten Geldanlage stärker zu etablieren als bislang. Das Momentum spricht für Investmentfonds: Sie treffen den Nerv der Zeit. Und dennoch sehen Sie mich nachdenklich. Wir sind erst am Anfang des Weges und es gibt noch unglaublich viel zu tun. Denn an der Struktur des Geldvermögens privater Haushalte ist der derzeitige Zuspruch noch nicht abzulesen. Unverändert liegen 81 Prozent in zinsbasierten Anlagen. Verglichen mit einem Marathonläufer sind wir also gerade mal aus dem Stadion raus. Viele der genossenschaftlichen Sparer stecken noch im Zinsdilemma. Und gemeinsam mit unseren Partnern in der genossenschaftlichen Gruppe liegt noch eine enorme Aufgabe vor uns, der wir uns stellen. Woran mache ich das fest? Obwohl Investmentfonds bei vielen Sparern immer beliebter werden, hat nach wie vor die große Mehrheit hierzulande wenig oder gar nichts mit Finanzanlagen, diversifizierter Geldanlage oder Fonds zu tun. Vielmehr haben sie zum Sparen über viele Jahre das Sparbuch oder einen Banksparplan genutzt und zur Vermögensanlage Festgeld oder eigene Immobilien. Umgekehrt bedeutet das: Die wenigsten Kunden stehen morgens auf, haben eine Eingebung, gehen in die Bank und sagen: Gott zum Gruße, mir steht heut der Sinn nach Fonds! Fonds werden somit in der Regel nicht gekauft. Fonds sind Teil einer am Kundenbedarf ausgerichteten Anlagestrategie, die der Bankberater mit dem Kunden anhand seines Rendite-Risiko-Profils und seiner Anlageziele und -möglichkeiten erarbeitet. 11

12 Das heißt: Die meisten Kunden sind keine Selbstentscheider! 88 Prozent kaufen einen Fonds als Ergebnis einer fundierten Beratung und nicht weil sie schon immer einen haben wollten. Zwar lag die Quote der Selbstentscheider in der Spitze schon bei rund 17 Prozent im Jahr 2001 und war am geringsten im Jahr 2007 mit 7 Prozent, ansonsten pendelt sie jedoch zwischen 9 und 14 Prozent. Viel wichtiger ist für uns der Umkehrschluss: Alle anderen Menschen und das ist die große Mehrheit sind über alle Kapitalmarktphasen hinweg keine Selbstentscheider und werden es in absehbarer Zeit auch nicht werden. Damit kommen die meisten gar nicht bis zu dem Punkt, von sich aus über eine ausgewogene Geldanlage nachzudenken. Unsere Erfahrung zeigt, die deutschen Sparer müssen einige Hürden nehmen, bevor sie eine Geldanlage tätigen. Ich möchte Ihnen das anhand eines klassischen Kaufprozesses etwas näherbringen und die zumeist inneren Hürden sichtbar machen. Zunächst muss man sein Problem und seinen Bedarf erkennen, sich dann informieren, die Informationen bewerten, um am Ende über einen Kauf zu entscheiden. Beginnen wir mit dem Bedarf, und ich darf vorwegschicken: Wir stehen hier nicht bei null. Die Probleme des verloren gegangenen Zinseszinseffekts sind bei gut der Hälfte der Deutschen bekannt. Zum Beispiel haben 46 Prozent aufgrund des Niedrigzinses ihre bisherigen Geldanlagen schon einmal überdacht und in Erwägung gezogen, diese umzuschichten. 12

13 Das heißt aber im Umkehrschluss, dass die andere Hälfte der Deutschen offensichtlich noch nicht mitbekommen hat, dass sie mit reinen Zinsanlagen ihren Wohlstand gefährdet. Viele sind schlecht informiert, und damit sind wir beim zweiten Punkt im Prozess, der Information. Wir Deutschen verbringen im Schnitt drei Stunden am Tag vor dem Fernseher und viel Zeit am Computer oder mit mobilen Endgeräten. Wir lesen während unseres Lebens insgesamt 274 Bücher und wälzen unendlich viele Zeitschriften. Wir sind inoffizielle Weltmeister im Schnäppchenjagen und doch ist es den meisten ein Gräuel, sich mit ihren eigenen Finanzen auseinanderzusetzen. Geldanlage ist so beliebt wie der Besuch beim Zahnarzt. Und das wird wahrlich nicht besser durch seitendicke Beratungsprotokolle, die eine ebenso abschreckende Wirkung haben wie eine Wurzelbehandlung. Es ist nur schwer nachvollziehbar, aber das ist die Situation: Viele Bürger wollen sich mit diesen Dingen nicht beschäftigen. Und bevor sie etwas falsch machen, machen sie lieber nichts oder wählen im Zweifel den Weg der größtmöglichen Sicherheit in der Geldanlage. Somit sind wir drittens bei der Bewertung im Kaufprozess. Sicherheit ist hier nach wie vor das bestimmende Motiv. Die dahinterliegenden Sparziele erklären diese Haltung nur zum Teil. Zwar sparen viele als Rücklage für Notfälle, doch die überwiegende Zahl spart langfristig für die Altersvorsorge, die Familie, für Immobilien oder sonstige Anschaffungen. 13

14 Es wäre also durchaus möglich, andere, etwas volatilere Ertragsquellen einzubeziehen, dadurch der Zinsfalle zu entrinnen und die Sparziele am Ende trotz Niedrigzins zu erreichen. Diese Erkenntnis reift bei den Deutschen jedoch sehr langsam und hat sich noch lange nicht in der Breite durchgesetzt. Heute ist nur jeder Dritte der Meinung, dass er ein gewisses Risiko eingehen muss, um sein Geld zu vermehren. Warum das so ist, haben wir anhand von einigen Aspekten schon erörtert. Hinzu kommt, dass der Kenntnisstand der Menschen bei diesem Thema nicht besonders ausgeprägt ist. 56 Prozent der Deutschen bekennen, dass ihr Wissen über Geldanlagemöglichkeiten und deren Chancen und Risiken zu gering ist. Das heißt, über die Hälfte bewegt sich zwischen gefährlichem Halbwissen und schlichter Unkenntnis.Darüber hinaus prägen oft überholte Handlungsmuster das Anlageverhalten. Denn das direkte familiäre Umfeld und die dort gelebten Spartraditionen dienen vielfach als Vorbild und haben damit erheblichen Einfluss auf Finanzentscheidungen. So besprechen 82 Prozent der Sparer ihre Anlageentscheidungen in der Familie, und 50 Prozent davon folgen diesen Empfehlungen. Auf diese Weise vererben sich tradierte Anlagemuster. Erfahrungen älterer Familienmitglieder werden zur Entscheidungsgrundlage Erfahrungen aus einer Welt des risikolosen Zinseszinses. 14

15 Das klingt alles nicht sehr verheißungsvoll. Und doch stellen wir fest: Es kommt Bewegung in den Markt. Eine Bewegung, die durch verantwortungsvolle Beratung angestoßen wird, und damit sind wir beim vierten Punkt. 65 Prozent der Deutschen legen großen Wert darauf, bei Entscheidungen in Finanzangelegenheiten von ihrer Bank persönlich betreut und beraten zu werden. Und wenn man die Hindernisse in der Geldanlage betrachtet, ist das auch gut so. Es geht also nicht um die Frage, ob eine Evolution des Sparens weitergehen muss, sondern um das Wie. Der Blick auf den Kaufprozess und die Vorbehalte der Kunden macht bewusst, wie wichtig in dieser Situation die Übersetzungsleistung in der Beratung ist. Wir müssen für unsere Kunden Brücken zu mehr Ertrag bauen und sie dort abholen, wo sie beim letzten Zinsertrag stehen geblieben sind. Was meine ich damit? Es muss uns als Finanzdienstleister gelingen, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen und ihnen die derzeitigen Anlageherausforderungen bewusst zu machen mit einfachen und klaren Erklärungen. Die Basis dafür ist die Beratung, denn wir müssen die Anlageziele der Kunden kennen und gemeinsam Lösungen erarbeiten, die Rendite und Risiko wieder in Einklang bringen und es möglich machen, die zuvor definierten Ziele wieder zu erreichen. Im Grunde braucht es für jeden nur eine einfache Antwort. Das kann aber keine Standardlösung sein, denn Geldanlage ist individuell, und die einfache Antwort muss zum Anlageprofil des Kunden passen. Aus diesem Grund ist die Rolle der persönlichen Beratung für viele nur schwer ersetzbar. 15

16 Es geht für Anleger vor allem um zwei Fragen: Wie viel Risiko muss ich nehmen, um meine Anlageziele zu erreichen? Und welche Risiken will ich bei meinem persönlichen Risikoprofil eingehen? Hierbei können Fonds ein wesentlicher Teil der Lösung sein, weil sie dem Sicherheitsverständnis des Kunden entgegenkommen, ihm Teile des Risikomanagements abnehmen und dennoch auskömmliche Erträge erwirtschaften. Genau diese Aufgabenstellung haben wir bereits in vielen unserer Lösungen umgesetzt, und die steigende Nachfrage nach diesen Produkten bestätigt uns in diesem Vorgehen. An dieser Stelle wiederhole ich mich gerne: Wir stehen am Anfang dieses Weges und werden über Nacht keinen Sinneswandel in Gänze herbeiführen können. Dennoch bleibt es dabei: Die Evolution des Sparens ist dringend notwendig und für uns eine Herzensangelegenheit. Meine Damen, meine Herren, ich komme zum Ende und fasse zusammen: Investmentfonds treffen den Nerv der Zeit. Wir blicken auf das absatzstärkste Halbjahr unserer Unternehmensgeschichte und stellen fest, dass das Interesse an ausgewogenen Geldanlagen im derzeitigen Niedrigzinsumfeld deutlich gestiegen ist. Mit Blick nach vorne ist diese Entwicklung für uns als Asset Manager eine große Chance. Zugleich ist es eine enorme Aufgabe, den Kunden verantwortungsvoll auf dem Weg zu einer ausgewogenen Vermögensstruktur zu begleiten. 16

17 Dabei stehen wir als genossenschaftliche Fondsgesellschaft in einer besonderen Verantwortung, da die langjährigen Kundenbeziehungen zumeist geprägt sind von einer starken Verbundenheit zwischen Kunden und Bank. Außerdem sind viele genossenschaftliche Sparer zugleich auch Eigentümer der Bank, was die hohe Verantwortlichkeit noch einmal unterstreicht. Deshalb ist es gemeinsam mit unseren Partnern in der genossenschaftlichen FinanzGruppe unser Anspruch, einen langfristigen Nutzen zu stiften und unsere Kunden bestmöglich dabei zu unterstützen, ihren hart erarbeiteten Wohlstand nachhaltig zu sichern und auszubauen. 17