Schneeballverfahren Autor: Daniel Dupart

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1 Inhaltsverzeichnis Schneeballverfahren Autor: Daniel Dupart Inhaltsverzeichnis Was ist das Schneeballverfahren Auswahlverfahren Befragung Quotenverfahren Wie funktioniert das Schneeballverfahren Vorteile Nachteile Beispiele für die Verwendung des Schneeballverfahrens Beispiel I Beispiel II Beispiel III Beispiel IV Allgemeines Zeitvorgaben/Personenzahl Varianten Quellen Was ist das Schneeballverfahren Das Schneeballverfahren ist ein Auswahlverfahren zur Ermittlung von Daten die in der Grundgesamtheit nur sehr selten vertreten sind. Im Jahr 1995 formulierten Schnell, Hill und Esser das Schneeballverfahren allgemein als ein Verfahren, bei dem eine Person näher untersucht wird und diese dann Auskunft über weitere geeignete Untersuchungseinheiten (Freunde, Bekannte, Verwandte etc.), mit den für die Untersuchung relevanten Merkmalen, gibt. So wächst das System nach und nach wie ein Schneeball. Sind die zu untersuchenden Merkmale in der Grundgesamtheit nur sehr selten vertreten, erweist sich die Auswahl durch das Schneeballverfahren als sinnvoll Das Schneeballverfahren wird auch oft in der Umfrageforschung verwendet, wenn es um die Befragung von kleinen Minderheitsgruppen nach einem Verfahren (z.b. Quotenverfahren) geht, bei dem die Befragten schwer zu finden sind. Auswahlverfahren In der Statistik die Vorgehensweise, nach der bei der Bildung von Stichproben die Elemente aus einer Grundgesamtheit entnommen werden. Dabei ist zunächst die Frage aufgeworfen, ob eine Vollerhebung (Totalerhebung), eine Teilerhebung oder die Bildung einer Stichprobe sinnvoll ist. Je nachdem, ob die Stichprobenbildung auf dem Zufallsprinzip beruht oder nicht, unterscheidet man die Vielzahl der Auswahlverfahren nach Verfahren der Zufallsauswahl (Wahrscheinlichkeitsauswahl) auf der einen und nach Verfahren entweder der willkürlichen oder der bewussten Auswahl auf der anderen Seite. [1]

2 Befragung Sie ist unbestritten neben der Beobachtung und dem Experiment das wichtigste Erhebungsinstrument der empirischen Sozialforschung ebenso wie der Markt-, Media- und Werbeforschung. Nach den Worten von René König wird das methodisch kontrollierte Interview "immer der Königsweg der praktischen Sozialforschung bleiben". Erwin K. Scheuch definiert die Befragung als "ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchspersonen durch eine Reihe gezielter Fragen oder mitgeteilter Stimuli zu verbalen Informationen veranlasst werden sollen". Nach Jürgen van Koolwijk ist der Kern der Idee von einer Methode der Befragung "die Vorstellung, dass die Antworten auf eine geregelte Abfolge von Fragen eine Fragenbatterie Aufschluss über eine Realität geben können, die sich von den psychischen Vorgängen des Fragens und Antwortens, von der sozialen Situation des Fragenden und Antwortenden und von dem sprachlichen Inhalt der Frage und Antwort ablösen und in allgemeinen Regeln fixieren lässt. Aus der Kombination der Fragen und der Konstellation der tatsächlich gegebenen Antworten sollen Aussagen über die Konstruktion der sozialen Wirklichkeit erschlossen werden. Neben der Psychologie und der klinischen Psychiatrie hat vor allem die praktische Umfrageforschung seit den 1930er-Jahren in den USA und den späten 1940er- Jahren in Deutschland der Entwicklung und Erforschung der Befragungsmethode die stärksten Impulse gegeben. Die Vielseitigkeit der Methode und die Vielfältigkeit der Anwendungsmöglichkeiten haben zur Entstehung einer Fülle von verschiedenen Formen der Befragung geführt."[2] Quotenverfahren Ein vor allem in der kommerziellen Markt-, Media- und Sozialforschung weit verbreitetes Verfahren der bewussten Auswahl, bei dem die Zusammensetzung der repräsentativen Stichprobe auf der Basis vorangegangener Totalerhebungen (Vollerhebungen) und der aus ihnen gewonnenen Kenntnis der Struktur der Grundgesamtheit festgelegt wird und dem Interviewer in der Quotenanweisung lediglich die demografischen Merkmale der von ihm zu befragenden Personen vorgegeben werden. Im Übrigen haben die Interviewer freie Hand zu entscheiden, welche konkreten Personen mit welchen Merkmalskombinationen sie befragen. [3] Wie funktioniert das Schneeballverfahren Das Schneeballverfahren funktioniert wie sein Name es vermuten lässt. Es wird eine erste Welle von Auskunftspersonen durch Stichproben ermittelt. Die zweite Welle wird dann aufgrund von Empfehlungen oder sonstigen Hinweisen der ersten Welle ermittelt. Auf die gleiche Art kommt man dann von der zweiten Welle zur dritten usw. Sind die zu untersuchenden Merkmale in der Grundgesamtheit nur sehr selten vertreten, erweist sich die Auswahl durch das Schneeballverfahren als sinnvoll. Erste Welle Auskunftsperson nennt weitere Personen 2 Welle nennt weitere Personen 2 Welle - 2 -

3 Zum Beispiel: Das Verfahren besteht darin, dass der Interviewer sich von einem Befragten nach Abschluss des Interviews einen (oder mehrere) weiteren potenziellen Befragten mit denselben, für die Untersuchung relevanten Merkmalen nennen lässt und dann auch mit dieser Person ein Interview durchführt. [4] Vorteile Die Personen, die von der ersten Person empfohlen worden, haben eine höhere Ähnlichkeit in dem Wissen, als es bei einem Zufallsmechanismus zu erwarten wäre. Personen mit für die Untersuchung benötigten Daten besitzen eine höhere Wahrscheinlichkeit, von Personen genannt zu werden, die bereits in die Stichprobe gelangt sind, als bei einer Zufallsauswahl. Der Vorteil dieses Verfahrens ist die durch Senkung der Zahl der Ausfälle (Leerinterviews) erreichte Kostensenkung (die allerdings aufgehoben werden kann durch die weiten Wege zu den solchermaßen gewonnenen Auskunftspersonen). [5] Ausgehend von den Literaturverzeichnissen relevanter Bücher bzw. Aufsätze wird weitergesucht. Wobei dieser Prozess immer weiter fortgesetzt wird. Dieses Verfahren ist sehr befriedigend in Bezug auf den Sucherfolg und weniger zeitintensiv. [6] Nachteile Man kann während einer Recherche leicht in einer bestimmten Richtung der Diskussion abgleiten oder in einer Forschergruppe hängen bleiben, die sich gegenseitig zitieren. [7] Außerdem kann es dazu führen, dass man bei einer Recherche eines Themas auf Stellen älteren Datums trifft. Was kein Problem darstellt, wenn es sich um die klassischen Literaturstellen zum betreffenden Thema handelt. Ein großer Nachteil ist die Verzerrung der Übereinstimmungen, da viele Personen nach einem Thema befragt werden und die Aussagen dieser sich nicht immer übereinstimmen. Es kommt aber nur selten vor, dass keine brauchbare Ergebnisse mit dieser Technik erzielt werden können. Zwei gravierende Nachteile dieses Verfahrens: es ist unsystematisch die Ergebnisse sind unvollständig - 3 -

4 Beispiele für die Verwendung des Schneeballverfahrens Beispiel I Das Schneeballverfahren wird auch in der Literaturrecherche angewandt. Jeden Buch oder Aufsatz den man zu einem Thema liest, beinhaltet in den Fußnoten weitere Sekundärliteratur. Deren Themen können Sie aus den Titeln und aus dem Kontext des Zitats erschließen. Was interessant aussieht, wird notiert. So kann man über die dort enthaltenen Literaturhinweise weiter recherchieren, diese enthalten wiederum Literaturhinweise usw. Als Einstiegspunkt in eine solche Recherche bieten sich vor allem Lehrbücher, Handwörterbücher. In jedem Buch findet man also mehrere Literaturangaben. Die Bibliographie wächst so wie ein Schneeball. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass man überwiegend auf Aufsätze stößt, die die Diskussion zu dem Thema mitbestimmt haben, und die man deshalb kennen sollte. Beispiel II Schneeballverfahren sind besonders zweckmäßig für die Ermittlung von Mitgliedern seltener Populationen (nachdem man ein Mitglied ermittelt hat, kann eventuell dieses die Suche nach weiteren Mitgliedern erleichtern). Die Untersuchung von sozialen Netzwerken wie Freundschaften bietet sich entsprechend an (denn nur die Betroffenen selbst haben Kenntnis über die sozialen Netzwerke). [8] Beispiel III Die beiden Forscher Green und Tull verweisen zur Veranschaulichung des Schneeballverfahrens auf folgendes Beispiel: Ein Marktforscher erhielt im Rahmen einer Studie über internationalen Tourismus den Auftrag in Frankreich, Deutschland und Großbritannien Personen zu befragen, die anläßlich der 200-Jahr-Feier in die USA gereist waren. Die zu erwartende Wahrscheinlichkeit geeignete Auskunftspersonen zu finden, lag in den meisten Teilen der drei Länder bei weniger als 2%. Es wurde ein geschichtetes Zufallsverfahren benutzt um eine erste Welle geeigneter Testpersonen zu bestimmen. Die so Ermittelten wurden aufgefordert bis zu zwei ihnen bekannte Personen zu benennen, die ebenfalls in die USA gereist waren. [9] Beispiel IV Eignung des Schneeballverfahrens: für kleinere Arbeiten um sich in einem Themengebiet möglichst schnell einen Überblick zu verschaffen Allgemeines Zeitvorgaben/Personenzahl Das Schneeballverfahren ist im Vergleich zu anderen Auswahlverfahren nicht zeitaufwendig. Man kann in kurzer Zeit durch mehrere Quellen viele Informationen sammeln. Es ist für das Schneeballverfahren keine begrenzte Personenzahl angegeben, um so mehr Quellen/Personen um so mehr Informationen

5 Varianten - Verschiedene Auswahlverfahren (Quotenverfahren, Zufallsverfahren,...) - Systematische Recherche - Suche in Lexika, Handbüchern und Sammelreferaten - Sich ins Thema einlesen Quellen [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]