Neue Dienste - Ambulant betreute Wohngemeinschaften als selbstbestimmte Versorgungsform. Thorsten Müller, FBL Soziale Dienste/Wohnkonzepte
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- Angela Pohl
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1 Neue Dienste - Ambulant betreute Wohngemeinschaften als selbstbestimmte Versorgungsform Thorsten Müller, FBL Soziale Dienste/Wohnkonzepte
2 Konzept einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft Demenziell erkrankte Menschen leben weitgehend selbstbestimmt in der eigenen Häuslichkeit unter kompetenter Anleitung einer Pflegeund Betreuungskraft. Mieter sind ältere Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz durch eine Demenzerkrankung oder anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände o.ä. Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch eine Pflegekraft 6 12 Zimmer in einer großen Wohnung (i.d.r. Mietwohnraum) Beteiligung der Mieter an den hauswirtschaftlichen Aufgaben Einbindung von Angehörigen und Ehrenamtlichen Gute Ergänzung von Quartiersprojekten
3 Praxisbeispiel Wohngemeinschaft Dorothea im GILDE CARRÉ in Hannover
4 Grundriss der Wohngemeinschaft Dorothea 6 Zimmer (à ca.17m²) Wohnzimmer Wintergarten Balkon Gemeinschaftsraum Küche 2 Badezimmer WC Abstellraum Gesamtfläche 183 m²
5 Eindrücke aus der Wohngemeinschaft Dorothea
6 Eindrücke aus der Wohngemeinschaft Dorothea
7 Eindrücke aus der Wohngemeinschaft Dorothea
8 Eindrücke aus der Wohngemeinschaft Dorothea
9 Wohngemeinschaft Bloherfelder Markt in Oldenburg
10 Anforderungen an den Standort einer Wohngemeinschaft Ansprechendes Wohnumfeld Gute Infrastruktur, wie ÖPNV, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Therapeuten, Apotheken - wichtig für Angehörige und Besucher- Auswahl eines geeigneten Objektes - Barrierefreiheit - Großzügiger Gemeinschaftsbereich mit Separierungsmöglichkeit
11 Zusammenarbeit mit Bewohnern, Angehörigen und Betreuern Regelmäßige Versammlungen mit den Mietern, Angehörigen und rechtlichen Betreuern Fortlaufende Absprachen zur Festlegung des WG-Alltags Aufnahme neuer Bewohner durch Vorstellung im Kreis der Mieter Besonders die Anbahnungsphase ist sehr zeitintensiv: - Festlegung der Mietervereinbarung - Klärung der jeweiligen Leistungsfinanzierung - Absprachen zur Organisation des WG-Alltags - Einrichtung des Gemeinschaftsbereichs
12 Wichtige Pflege- und Betreuungsaspekte Berücksichtigung individueller Wünsche und Bedürfnisse, z. B. Frühstück zu unterschiedlichen Zeiten Ständige Motivation zum Mitmachen unter Berücksichtigung der vorhandenen Fähigkeiten Die Förderung der individuellen Ressourcen, z.b. durch Küchenarbeit, Gedächtnistraining, Spiele u. s. w. Gemeinschafts- und Einzelaktivitäten Entwicklung und Installation einer festen Tagesstruktur
13 Vertragliche Grundlagen Mietvertrag Pflege- und Betreuungsvertrag Mietervereinbarung zwischen den Mietern mit folgenden Regelungen: - Mitsprache beim Einzug neuer Mieter - Verwaltung der gemeinsamen Haushaltskasse - Beteiligung an den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten - Wahlrecht des Pflegedienstes durch Mehrheitsentscheidung - Verpflichtung zur Inanspruchnahme eines gemeinsamen Pflegedienstes - Haustierhaltung, Übernachtung von Gästen usw.
14 Finanzierungmodell einer Wohngemeinschaft Bespielrechnung in der Pflgestufe I pro Monat unter Berücksichtigung des Pflege-Neuausrichtungsgesetzes Kosten Pflegeleistungen 665 Betreuungsleistungen Miete inklusive Nebenkosten 420 Haushaltsgeld 200 Summe pro Monat Refinanzierung Pflegeleistungen nach 36 SGB XI in der Stufe I 665 Betreuungsleistungen nach 45b SGB XI 200 pauschaler Zuschlag nach 38a SGB XI für Präsenzkraft 200 verbleibende Kosten Die verbleibenden Kosten müssen durch den Mieter privat übernommen werden. Ggf. besteht ein Leistungsanspruch beim Sozialhilfeträger
15 Exkurs: Das Niedersächsische Heimgesetz verhindert neue Wohngemeinschaften! Wohngemeinschaften sind selbstbestimmt und damit kein Heim, wenn Vermietung und Pflege nicht vom gleichen Betreiber erbracht werden die Pflege- und Betreuungsleistungen freigewählt werden können die Bewohner in ihrem Selbstbestimmungsrecht nicht eingeschränkt werden keine rechtliche oder tatsächliche Verbindung zwischen Vermieter und Pflegedienst besteht vgl. 1 Abs.3 NHeimG
16 Exkurs: Rechtliche oder tatsächliche Verbindung Auswirkungen für die Praxis: Keine Kooperation zwischen Vermieter und Pflegedienst Keine gemeinsamen Veranstaltungen, Flyer, Broschüren usw. Keine gemeinsamen Beratungstermine Die Wohngemeinschaft muss durch die Betroffenen oder deren Angehörigen eigenverantwortlich gegründet und geführt werden Wegen dieser Regelung wurde in Niedersachsen seit über zwei Jahren nur eine einzige Wohngemeinschaft neu gegründet Stattdessen droht mehreren Wohngemeinschaften die Auflösung
17 Finanzielle Unterstützung der WG im Pflegeversicherungsgesetz Pflegeneuausrichtungsgesetz (Inkraft getreten am ) Erhöhung der Sachleistungsansprüche für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz um in der Pflegestufe 0 (erstmaliger Anspruch) in der Pflegestufe I in der Pflegestufe II Zusätzlicher Anspruch von 200 monatlich für die Betreuung in Wohngemeinschaften Zuschuss für Umbaumaßnahmen in Höhe von je Wohngemeinschaft
18 Aufbauförderung ambulant betreuter Wohngemeinschaften Förderung durch das Kuratorium Deutsche Altershilfe Förderinhalt: externe Moderation und fachliche Begleitung Konzepterstellung gemeinsam mit Klienten und Angehörigen Beratung und Wohnungssuche Fördersumme: 8.000,- für Personalkosten oder Honorare Eigenanteil von 20%, also 2.000,-
19 Chancen ambulant betreuter Wohngemeinschaft als Versorgungsform Längerer Verbleib von Pflegebedürftigen im Wohnungsbestand Kundenbindung für Pflegeanbieter und Wohnungsunternehmen Bedarfsgerechte, individuelle und fachliche Betreuung mit hohen Personalschlüsseln Stärkung der Ressourcen und Fähigkeiten durch Anleitung zur Selbsthilfe Die 24-stündige Betreuung sorgt für Versorgungssicherheit Mögliches Alleinstellungsmerkmal für Pflegeanbieter und Wohnungsunternehmen
20 Risiken ambulant betreuter Wohngemeinschaft als Versorgungsform Zurzeit strenge gesetzliche Regelungen für Wohngemeinschaften (Nds. Heimgesetz) Wirtschaftliches Risiko durch die 24-Stunden-Präsenz für den Pflegeanbieter Höheres Vermietungsrisiko bei Wohngemeinschaften durch komplexe Interessenslagen von Mietern, Angehörigen, Pflegedienst und Vermieter
21 Zusammenfassung Wohngemeinschaften ermöglichen den Mietern ein selbstbestimmtes Leben in einer eigenen Wohnung trotz Pflegebedürftigkeit oder Erkrankung Sie integrieren ältere, hilfsbedürftige Menschen in das Wohnumfeld und damit in die Gesellschaft Die Pflegekräfte haben die Möglichkeit, sehr individuell auf die Wünsche, Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten der Betroffenen einzugehen Die Einbindung Ehrenamtlicher ist integraler Bestandteil des Konzeptes Wohngemeinschaften sind innovative Versorgungsangebote mit einer alternativen Herangehensweise an die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft
22 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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