Sicherheitsinspektionen für Sportanlagen im Freien

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1 Sicherheitsinspektionen für Sportanlagen im Freien Jutta Katthage 29. März 2014

2 Inhalt 1) Allgemeines zu Sportanlagen im Freien 2) Verkehrssicherungspflicht 3) DIN-Normen, Unfallverhütungsvorschriften, Technische Regeln etc. 4) Inspektionen 5) Fazit Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 2

3 Sportanlage im Freien Sportplatz Freianlage, die sowohl dem organisierten Wettkampfsport [ ] als auch den nicht wettkampforientierten, regeloffenen Sport-, Bewegungs- und Freizeitaktivitäten dient. (DIN ) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 3

4 Sportanlagen im Freien Zahlen, Daten und Fakten ¾ sind Sportanlagen im Freien und Sporthallen (Sportstättenstatistik der Länder 2002) Sportanlagen im Freien (Sportstättenstatistik der Länder 2002) Großspielfelder (VIBSS 2011) Sportvereine (VIBSS 2011) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 4

5 Sportanlage im Freien? Basketballplätze Beachsportarten Bolzplätze Kletterwände Multisportanlagen Rollsportanlagen Slacklinesysteme Standortgebundene Fitnessgeräte usw Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien

6 Verkehrssicherungspflicht Zu den inzwischen in fast jeder Gemeinde anzutreffenden Freizeiteinrichtungen gehören insbesondere Skateanlagen, Kletterwände, Bolzplätze und Streetballanlagen. Sämtliche dieser Anlagen unterliegen selbstverständlich der Verkehrssicherungspflicht des Betreibers, was insbesondere die Einhaltung der jeweils einschlägigen DIN- Normen, Unfallverhütungsvorschriften etc. sowie die erforderlichen Kontrollen der Verkehrssicherheit beinhalten. (Aus: Rotermund/Kraft Kommunales Haftungsrecht 2013) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 6

7 Verkehrssicherungspflicht von Sportanlagen im Freien BGB 823 I: Schadensersatzpflicht (1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Jeder, der eine Sportstätte in den Verkehr bringt sei es Besitzer, Eigentümer oder Veranstalter ist für den ordnungsgemäßen Zustand und damit für die Verkehrssicherheit verantwortlich. (vgl. FLL 2013) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 7

8 Verkehrssicherungspflicht von Sportanlagen im Freien Er hat im Rahmen des Erforderlichen und Zumutbaren die Benutzer vor erkennbaren und vorhersehbaren konkreten Gefahren zu schützen, die von dieser Anlage ausgehen können. (vgl. FLL 2013) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 8

9 Verkehrssicherheit von Sportanlagen im Freien Einstehen für das eigene Verhalten oder das Verhalten Anderer Durch aktives Handeln oder auch durch Unterlassen Der Nutzer kann Sicherheit erwarten, die nach Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte [ ] erwartet werden darf (LG Baden-Baden, 2 O 543/94) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 9

10 Verkehrssicherungspflicht von Sportanlagen im Freien BGB 823 II: Schadensersatzpflicht (2) Die gleiche Verpflichtung trifft denjenigen, welcher gegen den Schutz eines anderen bezweckendes Gesetz verstößt. Ist nach dem Inhalt des Gesetzes ein Verstoß gegen dieses auch ohne Verschulden möglich, so tritt die Ersatzpflicht nur im Falle des Verschuldens ein. Das Produktsicherungsgesetz ist als Schutzgesetz anerkannt Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 10

11 Produktsicherheitsgesetz Fußballtore unterliegen wie andere Sportgeräte dem ProdSG Beschaffenheit der Sportgeräte müssen: den allgemeinen anerkannten Regeln der Technik und den Regeln der Sicherheitstechnik entsprechen (vgl. SMK 2002) Auch ungenormte oder von einer geltenden Norm abweichende Geräte müssen den Anforderungen im Sinne des Gesetzes über technische Arbeitsmittel entsprechen. (vgl. SMK 2002) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 11

12 Organigramm eines Sicherheitsmanagements Verantwortungsebene Zuständigkeit: Betreiber (i.d.r. Bürgermeister, Dezernent, Vorstand bzw. Geschäftsführer bei privaten Trägern) Verantwortlich für: Gesamtverantwortung mit der Möglichkeit zu delegieren. Sicherstellen eines funktionierenden Sicherheitsmanagements Entscheidungsebene Zuständigkeit: Bereichs- und Sachgebietsleiter mit technischer Ausbildung Verantwortlich für: Aufstellen des Inspektionsplanes und Überprüfung der Inspektion Ausführungsebene Zuständigkeit: Beauftragte Angestellte, Handwerker, Fachfirmen mit sachkundigen Mitarbeitern, Übungsleitern, Sportlehrer Verantwortlich für: Durchführen der Inspektion nach: FLL 2006: Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 12

13 Normen, Vorschriften, Richtlinien Regelwerke (z.b. FLL Empfehlung für die Pflege und Nutzung von Sportanlagen im Freien, Planungsgrundsätze) UVV-Vorschriften (z.b. GUV-V A1 Unfallverhütungsvorschrift Allgemeine Grundsätze und GUV-SI 8044 Sicherheit im Schulsport ) BADK-Informationen: Haftungsrechtliche Organisation im Interesse der Schadenverhütung, Kapitel XIII.

14 Normen, Vorschriften, Richtlinien DIN-Normen (DIN i.t. und die Gerätenormen) Gerät Norm Badminton DIN EN 1509 Basketballgeräte DIN EN 1270, DIN 7899 Beachsportgeräte DIN Frei zugängliche Multisportgeräte DIN EN Fußballtore DIN EN 748 Handballtore DIN EN 749 Hockeytore DIN EN 750 Künstliche Kletteranlagen DIN EN 1272 i.t. Rollsportanlagen DIN EN Slacklinesysteme DIN Standortgebundene Fitnessgeräte DIN EN Tenniseinrichtungen DIN EN 1510 Volleyballgeräte DIN EN

15 Sicherheitstechnische Anforderungen Maße von Spielfeldern (DIN : ) Fußball (45-90 m x m) Kleinfußballfeld (15-30 m x m): Bei Kleinfeldfußball kann die Sicherheitszone entfallen bei Spielfeldbegrenzungen durch Banden Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 15

16 Sicherheitstechnische Anforderungen Hindernisfreier Raum (DIN ): zusätzlicher Bereich, der von Aufbauten, z.b. Barrieren, Ballfangzäunen, Beleuchtungsmaste, freizuhalten ist. Dies gilt nicht für Sportgeräte.

17 Bolzplätze: Sicherheitstechnische Anforderungen Vergangenheit [ ] mehrere Unfälle beim Umkippen von Ballspieltoren (SMK 2002) Schwere Verletzungen Bleibende Schäden Unfälle mit Todesfolge Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 17

18 Sicherheitstechnische Anforderungen Ursachen Unsachgemäße Aufstellung Nutzungsalter Ungesicherte Tore Ungesicherte Unterbringung Falscher Transport Mangelhafte oder unterlassene Wartung Bestimmungsfremde Nutzung (vgl. SMK 2002) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 18

19 Sicherheitstechnische Anforderungen Auszug aus einer Online-Recherche zu den Schlagworten Fußballtor und erschlagen Schlagzeile Unfallort Quelle Datum 14-jähriger Schüler durch umfallendes Tor schwer Dentlein (Landkreis TZ verletzt Ansbach) Junge (13) vom Fußballtor erschlagen Pohlitz (Brandeburg) Augsburger Jetzt steht der Amtsdirektor vor Gericht Allgemeine Sechsjähriger beim Spielen tödlich verletzt - Ankum (Landkreis Osnabrücker Tragischer Tod noch ungeklärt Osnabrück) Zeitung Junge stürzt mit Fußballtor um: schwer verletzt Moers/Wesel RP Online Mädchen von Fußballtor erschlagen Hodenhagen RP Online Fußballtor erschlägt Zwölfjährigen Nottuln/Münster Süddeutsche Zeitung Junge (7) von Fußball-Tor erschlagen Hamburg-Harburg Hamburger MorgenPost Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 19

20 Prüfung Intervall Inspektionsumfang Sichtprüfung durch Platzwart Funktionsprüfung durch Platzwart Jahreshauptuntersuchung Sportgeräte- Inspektion Inspektionsintervalle Ingenieurbauwerks- Inspektion wöchentlich monatlich jährlich 3-Jahre, nicht im Jahr der 6- Jahres-Inspektion 6-Jahres- Inspektion Visuelle Inspektion Operative Inspektion Visuelle und operative Inspektion, soweit möglich ohne Hilfsmittel Visuelle und operative Inspektion mit einfachen Hilfsmitteln Visuelle und operative Inspektion mit Hilfsmitteln, u.a. zur Überprüfung der Statik FLL-Richtlinie Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 20

21 Inspektionsintervalle örtlichen Gegebenheiten Alter Art der Anlage und Geräte Nutzergruppen Nutzungsintensität Umwelt- und Umfeldbedingungen Wartungs- und Pflegeanleitungen der Hersteller beachten (nach FLL 2013) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 21

22 Inspektionsumfang Allg. Sportanlagenelemente Sportanlagenbeläge (z.b. Rasen, Tenne, Kunststoffrasen, Kunststoff) Einbauten (z.b. Tore, Sportgeräte, Absperrgitter) Planungsmaßgaben (z.b. Sicherheitsabstände, hindernisfreier Raum) Umgebenden Bereich/ Zuschaueranlage (z.b. Pflaster, Ausstattung, Vegetation) Konstruktionsteile Flutlichtmasten (Standsicherheit) Ballfangzäune, Pfosten, (Standsicherheit) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 22

23 Prüfer Inspektionsbericht Datum und Ort der Kontrolle Art der Inspektion Festgestellte Mängel bzw. Schäden Ggf. Hinweise auf erforderliche weitergehende Untersuchungen Maßnahmen zur Mängelbeseitigung (Art und Dringlichkeit) Angaben über notwendige Nachprüfungen (vgl. FLL 2013: 21 und GUV-SI :3) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 23

24 en t em ag Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore an Befestigung von mobilen Toren auf Rasenplätzen Abgerundete Winkel mit Bodenankern Flächenbündig mit dem Bodenrahmen verschrauben Mind. 4 Winkel und 4 lange Bodenanker je Tor (SMK 2002) ch er h ei ts m IN TE R G R EE N Si Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 24

25 en t em ag Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore m an Befestigung von mobilen Toren auf Tennen-, Kunststoff-, Kunststoffrasen oder anderen festgebundenen Böden Bodenausleger mit Sand gefüllt Ausleger im Rückraum des Tores flach auf dem Boden liegend Gerundete Profile IN TE R G R EE N Si ch er h ei ts Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 25

26 en t em ag Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore an Torrahmen Pfosten und Querlatte im gleichen Querschnitt Vorstehende Ecken und Kanten auf 3 mm runden N Si ch er h ei ts m IN TE R G R EE Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 26

27 en t em ag Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore Darf nicht gebrochen oder verformt sein Nutzer darf sich daran nicht verletzen ch er h Keine Fingerfangstellen ei ts m an Netzbefestigungen Offene Netzhaken aus Metall dürfen nicht verwendet werden. IN TE R G R EE N Si Karabinerhaken nur, wenn sie mit Überwurfmuttern ausgestattet sind Ditmar Jakobs, 20. September Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 27

28 Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore Fangstellen am Rahmen Fangstellen oberhalb mm keinen zulaufenden Winkel von weniger als 60 keine Öffnung von weniger als 230 mm Durchmesser Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 28

29 en t em ag Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore IN TE R G R EE N Si ch er h ei ts m an Bodenhülsen sind immer abzudecken müssen belagsbündig sein muss dem Durchmesser der Pfosten angepasst sein Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 29

30 Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore Warnschild/Kennzeichnung dieses Tor dient nur zum Zwecke des Fußballspielens, Verbindungen sind vor der Benutzung zu prüfen, das Tor ist immer gegen Umkippen zu sichern; das Netz oder der Torrahmen dürfen nicht beklettert werden, Personen sich nicht an die Querlatte hängen oder schaukeln dürfen. (nach: DIN EN 748: ) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 30

31 Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore Transport Das Tragen des Tores wird von mehreren Personen durchgeführt (SMK 2002) Das Tragen oder Rollen der Tore durch Zug am Netz ist unzulässig (SMK 2002) Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 31

32 Sicherheitstechnische Anforderungen an Fußballtore Aufbewahrung Paarweise stirnseitig zusammengestellt Und mit Ketten verschlossen (SKM 2002)

33 Was kann ein Sportanlagen- Sicherheitsmanagement bieten? Höchstmögliche Sicherheit Individueller Inspektionsplan Erfüllung der Betreiberverantwortung Dokumentation Senkung der Lebenszykluskosten Sicherheitsmanagement für Sportanlagen im Freien 33 Thieme-Hack

34 der INTERGREEN AG Am Gabelacker Frankfurt am Main