Einschreiben Bundesamt für Gesundheit, Kranken- und Unfallversicherung 3003 Bern
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- Marielies Dittmar
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1 Einschreiben Bundesamt für Gesundheit, Kranken- und Unfallversicherung 3003 Bern Bern, 30. April 2008 Entwürfe zu den Teilrevisionen der Verordnung über die Krankenversicherung (KVV), der Verordnung über die Kostenermittlung und die Leistungserfassung durch Spitäler und Pflegeheime in der Krankenversicherung (VKL) und der Verordnung über Leistungen in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (KLV). Anhörung Sehr geehrter Herr Bundespräsident Sehr geehrter Herr Direktor Sehr geehrte Damen und Herren Wir bedanken uns für die Möglichkeit, zu den Verordnungsänderungen im Zusammenhang mit der KVG-Teilrevision Spitalfinanzierung Stellung nehmen zu können. VERORDNUNG ÜBER DIE KRANKENVERSICHERUNG (KVV) ALLGEMEINE BEMERKUNGEN UND ANTRÄGE 1. Begleitforschung Der VSAO hat bereits in seiner Vernehmlassung zur Vorlage Spitalfinanzierung darauf hingewiesen, dass beim Übergang zur Leistungsfinanzierung die Gefahr besteht, dass die Qualität der medizinischen Versorgung beeinträchtigt wird. Er hat deshalb gefordert, dass die Umstellungsphase wissenschaftlich begleitet wird. Diese Begleitforschung halten wir nach wie vor für zwingend notwendig, damit die neu gesetzten Anreize nicht unerwünschte Auswirkungen haben. Die Risiken sind unter anderem: Übermässige Verringerung der Aufenthaltsdauer, Auslagerung in vor- und nachstationäre Bereiche, vermehrte Rehospitalisationen, Reduktion der Leistungen, erhöhte Risikoselektion, Konzentration auf lukrative Fälle und Fachgebiete. Um solche Entwicklungen rechtzeitig festzustellen und zu verhindern, braucht es die Begleit- oder Versorgungsforschung, die so rasch als möglich in die Wege geleitet werden muss. Der VSAO beantragt, dass die Begleitforschung in der KVV explizit verankert wird und dass die Aufgabe der Organisation gemäss Art. 49 Abs. 2 rev. KVG übertragen und entsprechend mit einem Fallzuschlag finanziert wird. Dählhölzliweg 3 Postfach Bern 6 Telefon Fax sekretariat@vsao.ch
2 2 2. Gewährleistung der Versorgungsqualität und der therapeutischen Freiheit Die wichtigsten gesundheits- und versorgungspolitischen Risiken, die mit der leistungsbezogenen Finanzierung verbunden sind, werden in Ziff. 1 dargelegt. Weitere kommen hinzu. Für den VSAO ist es ein zentrales Anliegen, dass diese Risiken nicht eintreten. Die Versorgungsqualität darf mit der neuen Finanzierung nicht schlechter werden und die therapeutische Freiheit muss gewährleistet bleiben. Dies muss bei der Versorgungsplanung und beim Erteilen der Leistungsaufträge berücksichtigt und kontrolliert werden. Der Bund trägt für die Qualitätssicherung auf Grund von Art. 39 Abs.2ter KVG sowie dem Bericht der PVK der Geschäftsprüfungskommission des Ständerates eine hohe Verantwortung, die im Verordnungsentwurf kaum Niederschlag findet. Wir beantragen deshalb, die KVV entsprechend zu ergänzen. 3. Arbeitsbedingungen Die Qualität der medizinischen Versorgung in den Spitälern hängt weitgehend vom Personal ab. Es braucht deshalb genügend qualifiziertes Personal, das unter guten Arbeitsbedingungen arbeiten kann. Kostendruck und Wettbewerb dürfen keinesfalls zu Lasten des Personals ausgetragen werden. Es ist aus diesem Grund unerlässlich, dass Zahl und Qualifikation der Arbeitnehmenden einerseits und die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen andererseits bei der Planung, bei den Leistungsaufträgen und bei der Prüfung von Qualität und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. Ein Spital, das die Bestimmungen des Arbeitsgesetzes nicht einhält, darf keine Vorteile daraus ziehen. Fallpauschalen müssen zudem so bemessen werden, dass die arbeitsrechtlichen Bestimmungen überhaupt eingehalten werden können. Das Arbeitsgesetz wird heute in den Spitälern zum Teil noch massiv verletzt, vor allem im ärztlichen Bereich (aber auch in anderen Berufen). Das zeigt eine Analyse des seco vom November Untersucht wurden 10 Spitäler in der Schweiz. In sechs dieser Betriebe kam es regelmässig vor, dass die Beschäftigten zwischen 80 und 100 Stunden in der Woche arbeiten mussten. In vier der zehn Betriebe wurde von den Angestellten verlangt, dass sie 11 oder mehr Tage hintereinander arbeiteten. Der Extremfall war: 31 Arbeitstage am Stück, ohne einen einzigen freien Tag. Es besteht die Gefahr, dass bei der Bemessung der DRG's vom status quo ausgegangen wird und der Kostendruck dazu führt, dass solche Missbräuche weiter bestehen oder gar zunehmen. Weiter muss bei der Planung, der Vergabe von Leistungsaufträgen und der Prüfung von Qualität und Wirtschaftlichkeit die Einhaltung von orts- und branchenüblichen Löhnen gewährleistet sein. 4. Tarifgestaltung In der parlamentarischen Beratung wurde festgehalten, dass sich die Preise schweizweit werden angleichen müssen. In den Ausführungen zu Art. 59d wird denn auch ausgeführt, dass es in der ganzen Schweiz einheitliche Regeln brauche, damit gesamtschweizerische Spitalvergleiche durchgeführt werden könnten. Es fällt auf, dass der Verordnungsentwurf keine derartigen Regeln enthält. In einem Rechtsstaat müssen aber für hoheitlich reglementierte Systeme transparente Regeln existieren. Es darf nicht sein, dass das vorgesehene Benchmarking-Modell zu einer ungebrochen nach unten drehenden Preisspirale führt, weil letztlich Äpfel mit Birnen verglichen werden. Die Betriebsvergleiche müssen deshalb auf transparenter Grundlage erfolgen. Besondere Leistungen, besondere Verhältnisse und kantonale oder regionale Preis- und Lohnunterschiede müssen berücksichtigt werden. Wir beantragen, dass Art. 59c entsprechend ergänzt wird.
3 3 5. Versorgungsplanung In den Erläuterungen zum Verordnungsentwurf wird zweimal erwähnt, dass die Kantone im Hinblick auf die Vertragsspitäler im Rahmen der Listenspitäler eine knappe Bedarfsplanung durchführen können. Damit sind wir gar nicht einverstanden. Die Kantone sind zuständig für eine bedarfsgerechte Versorgungsplanung. Die stationäre Gesundheitsversorgung für die Kantonsbevölkerung muss jederzeit gewährleistet sein. Die Planung darf sich deshalb nicht auf Spitäler abstützen, die ausschliesslich gewinnorientiert sind und bei Verlusten jederzeit geschlossen werden können. Zur Versorgungsplanung gehören auch die Gewährleistung von Aus- und Weiterbildung, Aufnahmepflicht, Notfalldienste und Vorhalteleistungen. Da die Kantone den Vertragsspitälern keine Auflagen machen können, müssen die Listenspitäler auch diesen Bedarf voll abdecken. Weil diese Leistungen kosten, sind die Kantone andererseits darauf angewiesen, auch lukrative Fälle zu behandeln. Es ist aus diesem Grund absurd, wenn sie in ihrer Planung Spitäler berücksichtigen müssen, die nur dank der lukrativen Bereiche existieren können. Zur Absurdität trägt auch bei, dass die Kantone zur Mengensteuerung verpflichtet werden, während die Vertragsspitäler offensichtlich keinerlei Beschränkungen unterworfen sind. Wir beantragen, die Erläuterungen im Sinne dieser Ausführungen zu korrigieren. 6. Datenschutz Der Datenschutz und das Arztgeheimnis müssen unbedingt gewährleistet sein. Das bedeutet, dass sensible Patientendaten nicht generell an die Versicherer weiter gegeben werden dürfen und müssen. Der Leitfaden des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten ist zu befolgen. In der KVV ist weiter festzuschreiben, dass die Versicherer die Daten, welche sie in begründeten Einzelfällen einholen, nur für die Rechnungskontrolle und nicht für andere Zwecke verwendet werden dürfen. 5. Abgeltung von Innovationen Es ist wichtig, dass Innovationen rasch in die Tarifstruktur integriert werden. Dazu braucht es ein rasches und effizientes Sonderverfahren. Es muss insbesondere sichergestellt werden, dass Verzögerungen bei der Integration von Innovationen, die aus medizinischen Gründen bereits angewendet werden, nicht auf Kosten der Patienten oder der Leistungserbringer gehen. 6. Jährliche Anpassung der Tarifstruktur Damit Swiss DRG ein möglichst leistungsgerechtes System wird, muss es regelmässig angepasst werden. Wie in Deutschland soll jedes Jahr eine angepasste Version erscheinen. Dies ist in Anbetracht der sich rasch entwickelnden Medizin unumgänglich. Um einen jährlichen Zyklus zu gewährleisten, muss die Prüfung und Genehmigung der Tarifstruktur-Anpassungen durch den Bundesrat rasch erfolgen. Wir schlagen eine Frist von maximal zwei Monaten vor. ZU DEN EINZELNEN ARTIKELN Art. 28b: Wir beantragen einen Abs. 3, mit welchem der Datenschutz für die Versicherten gewährleistet wird. Weiter sollen die Kennzahlen über Reserven, Rückstellungen und Verwaltungskosten auch pro Kanton publiziert werden.
4 4 Art. 58a: Wir beantragen folgende Ergänzung:...umfasst die Sicherstellung einer qualitativ hoch stehenden stationären Behandlung im Spital, in einem Geburtshaus und in einem Pflegeheim... Sie umfasst im Weiteren die ausreichende Aus- und Weiterbildung von Spitalpersonal. Begründung: Wir erachten es als wichtig, dass das Kriterium der Qualität gegenüber demjenigen der Wirtschaftlichkeit genug Gewicht erhält. Zur langfristigen Versorgungs- und Qualitätssicherung gehört auch, dass wir genügend qualifiziertes Personal aus- und weiterbilden. Auch wenn diese Kosten zum Teil von der Krankenversicherung nicht vergütet werden, muss diese Aufgabe bei der Versorgungsplanung berücksichtigt werden. Art. 58b: Wir beantragen, Abs. 2 wie folgt zu formulieren und zu ergänzen: a. die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung d. die Einhaltung arbeitsrechtlicher Bestimmungen e. die Einhaltung der orts- und branchenüblichen Löhne Weiter beantragen wir, Absatz 3 sei wie folgt zu ändern und zu ergänzen: c. den Nachweis der notwendigen Qualität d. die Wahrung der therapeutischen Freiheit e. das Vorhandensein von genügend und qualifiziertem Personal... f. die Einhaltung arbeitsrechtlicher Bestimmungen g. die Einhaltung der orts- und branchenüblichen Löhne h. die Koordination... 58g: Wir beantragen folgende Ergänzung: 8 Voraussetzung für einen Leistungsauftrag ist in jedem Fall, dass die Bestimmungen des eidgenössischen Arbeitsgesetzes und seiner Verordnungen eingehalten und ortsund branchenübliche Löhne bezahlt werden. Begründung: Es gibt Spitäler, die Teil der kantonalen Verwaltung sind und in denen aus diesem Grund das Arbeitsgesetz nur für die Assistenzärztinnen und -ärzte gilt. In diesen Spitälern arbeiten insbesondere die übrigen Spitalärzte immer noch unverantwortlich viel. Es darf nicht sein, dass Spitäler dadurch einen finanziellen Wettbewerbsvorteil erlangen. Ebenfalls muss verhindert werden, dass Transparenz und Wettbewerb zu einer Senkung des Lohnniveaus führen. Art. 59 Abs.1bis: Wir beantragen folgende Ergänzung: 1 bis... löschen. Er darf die Daten, nur für die Rechnungskontrolle und nicht für andere Zwecke verwenden. Art. 59 c: 1 Die Genehmigungsbehörde im Sinne von Artikel 46 Absatz 4 des Gesetzes prüft, ob der Tarifvertrag namentlich folgenden Grundsätzen entspricht: a. Der Tarif muss die transparent ausgewiesenen Kosten der Leistung decken. b. Der Tarif muss die für eine effiziente Leistungserbringung erforderlichen Kosten decken. VERORDNUNG ÜBER DIE KOSTENERMITTLUNG UND DIE LEISTUNGSERFASSUNG DURCH SPITÄLER UND PFLEGEHEIME (VKL)
5 5 Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte Der VSAO erachtet es als richtig, dass die Kosten der Weiterbildung bis zum Erwerb des eidgenössischen Facharzttitels nicht ausgeschieden werden. Dies aus folgenden Gründen: Wir bestreiten nicht, dass den Spitälern durch die nachuniversitäre Weiterbildung Kosten entstehen. Allerdings wird gerne vergessen, dass die Spitäler dank der Assistenzärztinnen und - ärzte auch Erträge erzielen und Kosten einsparen. So braucht es zum Beispiel in jedem Fall bei einer Operation einen assistierenden Arzt, nur wäre der teurer, wenn es nicht ein Assistenzarzt wäre. Weiter würde niemand ausser den Assistenzärztinnen und -ärzten die vielen Nacht- und Wochenendeinsätze zu einem so günstigen Preis leisten. Hinzu kommt, dass die Assistenzärztinnen und -ärzte einen Teil ihrer Weiterbildung selber finanzieren, weil ihre Sollarbeitszeit 50 Stunden beträgt und sie dadurch 8 Stunden pro Woche mehr arbeiten müssen als das übrige Spitalpersonal. Solange also unklar ist, wie viel die nachuniversitäre Lehre kostet und wie die Kosten und Erträge überhaupt ermittelt werden können, ist die vorgeschlagene Lösung richtig. Allerdings macht die Aufforderung auf Seite 6 der Erläuterungen, dass die Kosten des Spitals für die Weiterbildung der Ärzte bis zum Facharzttitel in der Kostenrechnung zu erfassen seien, unter diesen Umständen keinen Sinn. Die Erfassung wäre nämlich nur korrekt, wenn auch die Erträge und die Beiträge der Weiterzubildenden selber berücksichtigt würden. Der VSAO unterstützt dezidiert die Haltung des BAG, dass bei einer definitiven Lösung kein Wettbewerbsnachteil für Spitäler entstehen darf, die sich im Bereich der Aus- und Weiterbildung engagieren. Die Abgeltung der Aus- und Weiterbildung darf also nicht einfach Teil der Fallpauschale werden, die unabhängig davon bezahlt wird, ob Weiterbildungsleistungen erbracht werden oder nicht. Allerdings gehören diese Aufwendungen zu den anrechenbaren Kosten eines Spitals, die dual finanziert werden müssen. KRANKENPFLEGELEISTUNGSVERORDNUNG (KLV) Die vorgeschlagenen Änderungen sind auf Grund des revidierten KVG zwingend und richtig. Wir danken Ihnen für eine wohlwollende Prüfung unserer Anliegen. Mit freundlichen Grüssen Verband Schweizerischer Assistenzund Oberärztinnen und -ärzte Dr. med. Christoph Bosshard, Präsident Frsp. Rosmarie Glauser, Politische Sekretärin
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