Zukunftstechnologien in Deutschland? VDI-Umfrage
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- Paula Brahms
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1 Zukunftstechnologien in Deutschland? VDI-Umfrage Februar 2008
2 Die Umfrage Wie wird der IT-Standort Deutschland in Zukunft aussehen? Wo liegen Stärken, Schwächen und auch Chancen für IT-Unternehmen, die in Deutschland sitzen oder noch entstehen werden? Der VDI hat diese und mehr Fragen zum IT-Standort Deutschland im Rahmen einer Umfrage ausgewählten Mitgliedern und Experten gestellt. Vertreter unterschiedlichster Branchen waren gebeten, den IT-Standort Deutschland zu beurteilen. Dabei entstammt knapp die Hälfte der Teilnehmer Unternehmen mit mehr als Mitarbeitern. Der größte Anteil der Befragten kommt aus dem Maschinen- und Anlagebau, aber auch Vertreter aus den Branchen Fahrzeugbau und Information / Kommunikation waren stark vertreten. Insgesamt nahmen 629 Experten an der Umfrage teil. Umfrageteilnehmer nach Branchen: Maschinen- und Anlagebau Fahrzeugbau andere Branchen Information und Kommunikation Elektroindustrie Chemie Energie- und Wasserversorgung Bau Verkehr Umwelttechnik Bio- / Medizintechnik Pharma Lebensmittel und Agrar Umfrageteilnehmer nach Unternehmensgröße: < 50 Mitarbeiter Mitarbeiter Mitarbeiter 77 > Mitarbeiter 286 2
3 1. Der IT-Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb 1.1 Wo steht Deutschland im internationalen Wettbewerb? Technik made in Germany hat sich in der Vergangenheit als weltweit anerkanntes Qualitätsmerkmal etabliert. Allerdings ist diese Position nicht ungefährdet, denn der Mangel an Fachkräften im IT- und Ingenieurbereich könnte sich als Wachstumsbremse entpuppen, die die Position Deutschlands im internationalen Wettbewerb schwächen kann. Diese Entwicklung hat sich auch in der Meinung der Experten niedergeschlagen: Über 40 Prozent der Befragten sprechen dem IT-Standort Deutschland weltweit nur eine mittelmäßige Position zu. Dennoch ist die Grundstimmung positiv: Knapp die Hälfte sieht Deutschland in einer führenden Rolle im Weltmarktgeschehen. 11,10% 40,10% 48,80% führend mittelmäßig schlecht 1.2 Wie wird sich die Position bis 2015 verändern? Der Blick in die Zukunft ist zweigeteilt. Jeder vierte Befragte glaubt, dass sich diese Position bis zum Jahr 2015 verschlechtern wird. Doch es gibt auch positive Tendenzen: Ein Drittel der Experten ist sich sicher, dass Deutschland seine Position in Zukunft sogar verbessern wird. 40,20% 29,30% 25,60% 2,40% 2,50% Stark verbessern Verbessern Gleich bleiben Verschlechtern Stark verschlechtern 3
4 1.3. Welches Land ist der IT-Standort der Zukunft? Die Konkurrenz für Deutschland ist groß auf dem internationalen IT-Markt. China, die USA und vor allem Indien stehen in der Rangliste vor Deutschland und sind harte Konkurrenten im Kampf um die Weltspitze. Fast jeder Zweite sieht Indien als den IT-Standort Nummer eins der Zukunft an, während die USA im Vergleich zur Umfrage von 2007 Boden verlor (minus fünf Prozent). Deutschland ist derweil auf einem guten Weg. So sind wir zum Beispiel in der Nanotechnologie, der Schlüsselbranche der Zukunft, schon jetzt Marktführer in Europa. Diese Position gilt es zu halten und weiter auszubauen. 43,70% 15,60% 13,00% 8,60% 7,30% 5,70% 4,00% 2,10% Indien USA China EU (außerhalb Deutschlands) Deutschland Osteuropa (außerhalb der EU) andere Japan 4
5 2. Der IT-Standort Deutschland Seinen Platz in der Spitzengruppe der weltweiten IT-Standorte belegt Deutschland nach Meinung der Experten auf der Basis der vorhandenen guten Infrastruktur und einem stabilen Sozialsystem. Außerdem bewerten 80 Prozent der Befragten die Qualität der Ausbildung als Vorteil für den Standort. Allerdings nehmen diese zu wenige junge Leute in Anspruch, jeder zweite Experte befürchtet deshalb Standortverlagerungen der großen Unternehmen ins Ausland. Denn in Zukunft werden gerade im IT-Bereich noch mehr Fachkräfte benötigt. Zum Beispiel in der Wachstumsbranche Optische Technologien, die ihren Umsatz im IT-Bereich bis 2015 voraussichtlich jährlich um 15 Prozent steigern werden Welche Vor- und Nachteile hat der IT-Standort Deutschland? Jeder zweite Umfrageteilnehmer vermisst in Deutschland innovationsfördernde Politik. Allerdings werden die Qualität der Ausbildung im IT-Bereich, die vorhandene sehr gute Infrastruktur und das stabile deutsche Sozialsystem als Vorteile gesehen, die den Standort Deutschland für IT-Unternehmen attraktiv machen. Verfügbarkeit von Fachkräften Verfügbarkeit von Risikokapital 39% 27% 34,2% 46,4% 17,6% 36,1% Innovationsfördernde Politik Größe und Relevanz des Marktes Stabile Sozialsysteme 53,9% 14,1% 32,1% 10,2% 59,3% 30,7% 7,6% 73,6% 15,9% Nachteil Vorteil Kein Einfluss Vorhandene 5,1% 77,4% 17,8% Infrastruktur Qualität der Ausbildung 10,2% 78,9% 14% 5
6 2.2 Wie wirkt sich der derzeitige Mangel an Ingenieuren und Informatikern bis 2015 aus? Wenn der derzeitige Mangel an Fachkräften aus den Bereichen IT und Ingenieurwissenschaften auch 2015 noch Bestand hat, befürchtet die Hälfte der Umfrageteilnehmer eine Abwanderung von produzierenden Unternehmens ins Ausland. Zudem erwarten 40 Prozent der Befragten, dass vermehrt ausländische Fachkräfte angeworben werden. Fachkräftemangel in Deutschland wird zur Standortverlagerung ins Ausland führen 57,20% Fachkräfte aus dem Ausland müssen angeworben werden 41,80% Investitionen in Weiterbildung und Qualifizierung von Fachkräften werden stark zunehmen 40,40% Die durchschnittlichen Löhne / Stundensätze der Fachkräfte werden stark steigen 29,60% Auswirkungen bleiben gering, da sie durch Wirtschaftszyklen kompensiert werden 13,00% 6
7 2.3 In welchen IT-Bereichen ist Deutschland stark bzw. schwach? Systeme für die industrielle Anwendung, Embedded Systems und betriebswirtschaftliche Software sind IT-Bereiche, in denen Deutschland nach Einschätzung der Experten besonders stark ist. Im Bereich der Consumer-Produkte besteht noch Nachholbedarf, jeder zweite Befragte sieht hier eher schwache Leistungen aus deutscher Sicht. Systeme für industrielle Anwendung (Steuerungen, MES, Datenlogistik, RFID, ) Embedded Systems (z.b. in Geräten, Atomobilen, ) Betriebswirtschaftliche Software (ERP, ) Beratungsleistungen im IT-Umfeld IT-Sicherheit, Privacy- Anwendungen Erstellung von Individual-Software, einschließlich Web- Programmierung Elektronische Bauelemente (Halbleitertechnologie, Speicherchips, ) Datenbanken, Dokumentenmanagement, Wissensvernetzung stark neutral schwach k.a ,1% 63 10% 21 3,3 % 42 6,7 % ,7 % 72 11,4 % 20 3,2 % 49 7,8 % ,5 % 95 15,1 % 24 3,8% 55 8,7 % % % 80 12,7 % 61 9,7 % ,3 % ,6 % 91 14,5 % 62 9,9 % ,8% ,5 % 88 13,7 % 70 11,1 % ,7 % ,8 % ,6 % 52 8,2 % ,5 % ,8 % 99 15,7 % 58 9,2 % Internetservices, Hosting ,3 % ,6 % ,3 % ,2 % Consumer Produkte (PC, Multimedia, Handy, ) 87 13,8 % ,2 % ,1 % 46 7,3 % 7
8 3. Entwicklungspotentiale im IT-Bereich 3.1 Was sind ihrer Meinung nach die stärksten Wachstumsmärkte im IT-Bereich bis 2015? Jeder zweite Umfrageteilnehmer sieht besonders im Bereich Multimediale Anwendungen große Wachstumschancen für den IT-Markt Deutschland. Das Zusammenwachsen von IT und Unterhaltungselektronik ist gerade im privaten Gebrauch immer mehr gefragt. Multimediale Anwendungen 51,5% Integrierte IT-Systeme 45,2% Mobiles Internet, mobiles digitales Fernsehen 38,6% Internetbasierte Dienstleistungen & Handel "Internet-der-Dinge", einschl. Anwendung RFID Virtuelle Produkt-/ Prozessentwicklung 27,3% 26,4% 31,2% Wissensvernetzung, E-Learning 26,1% IT-Systeme für Medizin 21,3% Telekommunikationsanwendungen 20,5% IT-Sicherheit, Privacy 18,8% IT-Systeme für öffentliche Verwaltung 13,5% 8
9 3.2 Welche Produkte werden bis 2015 für eine große Anzahl Nutzer / Consumer bedeutsam? Entsprechend den Ergebnissen unter 3.1 werden sich nach Ansicht der Experten auch die Produkte verändern, die für den Nutzer bedeutsam sind. Stationäre PCs sieht jeder zweite Befragte als unbedeutend an. Navigationsgeräte, Laptops, PDAs und Multimediale Geräte wie Media Player und Video-Audio-Systeme dagegen werden für die Consumer bis 2015 immer wichtiger. bedeutsam neutral wenig bedeutsam Laptops, Tablet-PCs, PDAs 92,4% 7,6% 0,8% Navigationsgeräte, ortsbezogene Informationsdienste 88,1% 11,6% 1,1% Multimediale Geräte (z.b.media Player, Video-Audio) 78,2% 18,8% 2,2% IP-Telefonie 74,2% 20,8% 5,7% Fernsehen über Internet, Video-on-demand 70,3% 23,4% 7,2% Assistenzsysteme im häuslichen Bereich (Intelligentes Haus) 49,3% 32,4% 19,1% Spielanwendungen, Spielkonsolen 43,1% 42,0% 15,7% Virtuelle Umgebungen & persönliche Existenz, Simulationen 37,8% 35,5% 27,5% Robotor im häuslichen Bereich 29,7% 35,8% 35,3% Stationäre PCs 12,1% 29,6% 59,1% 3.3 Auf welche Weise muss sich die Ausbildung im IT-Bereich in Deutschland verbessern? Geht es um die Verbesserung der Ausbildung im IT-Bereich, sind sich über zwei Drittel der Befragten einig, dass eine stärkere Integration vom Technik und Informatik in den Schulunterricht die Qualität der IT-Ausbildung in Deutschland steigern würde. Aber auch die gestandenen Informatiker sollen nach Meinung der Umfrageteilnehmer nicht vernachlässigt werden: 50 Prozent sehen die Weiterbildung und Qualifizierung von älteren oder fachfremden Kräften als Chance für die deutschen IT-Branchen. Mehr Technik und Informatik im Schulunterricht 70% Weiterbildung / Qualifizierung für Ältere und Fachfremde 55,8% Mehr Praxisnähe in den Studiengängen Technik / Informatik 53,3% Stärkere Verknüpfung Informatik / Ingenieurwissenschaften 52,1% Hochschulen und Wirtschaft müssen stärker kooperieren 43,9% Informatiker / Ingenieure benötigen bessere Lobby 39,3% In keinem der genannten Bereiche 0,3% 9
10 4. Das Beispiel Nokia Trotz hoher Fördergelder des Landes NRW und hoher Gewinne des Gesamtkonzerns, allein im letzten Jahr über sieben Milliarden Euro, will Nokia sein Werk in Bochum schließen. Die Handyproduktion des finnischen Herstellers wird in Deutschland ganz eingestellt und nach Osteuropa verlagert.. Hauptgrund sind nach Angaben der finnischen Konzernzentrale zu hohe Kosten. Die Schließung der Werkes ist ein schwerer Schlag für die rund Beschäftigten und außerdem ein herber Verlust für den Technikstandort Deutschland, der mit der Schließung des Werkes ein weiteres Stück technologische Kompetenz verliert. Problematisch ist, dass in den letzten Jahren die Summe aller Fälle dieser Art dramatische Dimensionen annimmt. Die Teilnehmer der VDI Umfrage sehen als Hauptgrund für die Schließung des Bochumer Werkes eine falsche Entscheidung des Managements an. Wo liegen ihrer Meinung nach die Gründe für die Schließung des Nokia-Werkes in Bochum? Falsche Managemententscheidung 67,8% Zu hohe Lohnkosten 37,5% Fehlende politische Unterstützung 25,4% Mangelnde Flexibilität der Arbeitnehmer 8,3% 10
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