Baubericht "Focke-Wulf Triebflügel"

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1 Baubericht Focke-Wulf "Triebflügel" Bürodienstleistung / Modellbau Holzinger GbR -1-

2 Anmerkungen Dieser Baubericht entstand aus einer Veröffentlichung im Modellbau-Forum in dem auch die das Projekt in seiner Entstehung dokumentiert wurde. Wenn also der Tonfall stellenweise ziemlich salopp ist, so entspringt das der familiären Atmosphäre, die innerhalb des Forums herrscht und der an dieser Stelle nicht wesentlich geändert werden sollte. Copyright Dieser Bericht und alle damit verbundenen Dokumentationen unterliegen dem Urheberrecht. Kein Teil darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der Verlags in irgendeiner Form - sei es mechanisch oder elektronisch kopiert, bearbeitet, vervielfältigt oder weiterverbreitet werden. Falls das Modell in elektronischer Form oder auf CDRom bezogen wurde, ist das Anlegen EINER Kopie für persönliche Datensicherung zulässig. -2-

3 Baubericht: Focke-Wulf Triebflügel Abschließend zu dem Thread "Blender im Modellbau: ein komplettes Projekt" ( /thread.php?threadid=7650) möche ich hier einen Baubericht zum Focke-Wulf Triebflügel vorstellen, um zu zeigen, daß sich auf die dort beschriebene Art auch tatsächlich baubare Projekte realisiseren lassen. Denn Ihr wißt ja: "Grau ist alle Theorie..." Fangen wir also an: Es handelt sich hierbei um den 3. (und letzten Prototypen), den ich als zusätzliche Schwierigkeit mit einem Laserdrucker (HP-2550) ausgedruckt habe. Ich habe bisher noch keine Laserdrucke gebaut, und wollte diese sich bietende Gelegenheit wahrnehmen, um mir mal selbst ein Bild über diese vielkritisierten Bögen machen zu können. Um nochmals alle Bauteile abschließend testen zu können, sollte das Modell im höchsten Schwierigkeitsgrad gebaut werden, d. h.: einstellbare Einstellwinkel der Rotor-Tragflächen drehbarer Rotor Cockpit-Inneneinrichtung mit ausgefahrenem Fahrwerk einziehbare Stützräder Außerdem sollte das Seitenleitwerk mit dem Hakenkreuz gebaut werden, aber nicht, um einschlägige und schon oft geführte Diskussionen wieder anzuheizen, sondern weil beim 2. Prototypen die Markierung hier viel zu groß ausgefallen ist und daher eine weitere optische Kontrolle notwendig war. Für die deutschen Politiker muß ich halt dann die Bilder im Baubericht zensieren, damit die keine schlaflosen Nächte haben... Wer sich den Bauplan herunterladen will, kann dies bei Modellbau Holzinger ( gerne machen. Unter diesen Anforderungen beginnt der Bau mit den Achsen der Rotor-Tragflächen. Diese werden zu einem Röhrchen geformt, mit der unterklebten Lasche verklebt und mit den Scheiben vorne und hinten geschlossen. Dann wird der Streifen (Teil 2) solange um die Achse gewickelt, bis sich eine stabile Halterung für die Begrenzerflächen der Einstellwinkel ergibt. Mit der Mantelfläche um den Begrenzer herum sieht das Ganze dann so aus (entschuldigt bitte die teilweise mäßige Qualität, aber da stoße ich an die Grenzen meiner etwas betagten Kamera): -3-

4 Dieser Bauabschnitt muß insgesamt 3-mal wiederholt werden: Anschließend können die Achsen in die Lagerböcke eingebaut werden. Hier seht Ihr die Zentralachse des Rotorsegments und die Tragflächenachsen, von denen zwei bereits eingebaut sind. Die vorbereiteten Platten dienen später zur Befestigung der Lagerböcke im Rotorsegment. -4-

5 Hier könnt Ihr die wichtigsten Komponenten des Rotorsegments sehen: Die Lagerböcke mit den Tragflächen-Achsen Die kurze, äußere Achse des Rotorsegments Die lange, innere Achse zum Verbinden der vorderen mit der hinteren Rumpfhälfte sowie die Spanten für die innere Achse und das Rotorsegment Dann habe ich die Rotorachsen ineinandergesteckt und bereits einen Segmentspant angeklebt. Während diese Konstruktion trocknet, kann das Rotorsegment zu einem Ring zusammengebaut und die drei TragflächenAchsen von innen eingesteckt und montiert werden. Die kleinen Scheibe 7c stellen die Beilagscheiben dar und werden als "Schmiermittel" zwischen dem Rotorsegment und den Rumpfhälften verwendet. Sowie die Außenachse und der Spant ordentlich getrocknet sind, kann man diese Baugruppe in das Rotorsegment einkleben. Im Vordergrund seht Ihr den Anfang der vorderen Rumpfhälfte und die zugehörigen Spanten. -5-

6 Wenn alles gut getrocknet ist, können die Segmente zusammengesetzt werden. zwischen die beiden Segmente wurde eine der beiden "Beilagscheiben" eingebaut. Beim Zusammenkleben muß man darauf achten, daß kein Klebstoff auf die Achse kommt, denn sonst ist die Beweglichkeit des Rotorsegments dahin. Wie Ihr sehen könnt, liegt das hintere Segement zum Ausschneiden bereit, um die Achse am hinteren Ende zu fixieren. Hier könnt Ihr sehen, wie die 3 Segmente in nach der Montage in Form gehalten werden. Wenn einem so viel Gutes wird beschert, so ist das schon ein Likörchen wert Natürlich nur, um ein passendes Gewicht zur Verfügung zu haben! Die vorder Rumpfhälfte wird in gewohnter Bauweise bearbeitet und montiert. Als einzige Besonderheit kann gesagt werden, daß die Lage der Nähte je nach Bedarf entweder oben oder unten zu liegen kommt. Ziel ist natürlich, den Rumpf insgesamt möglichst glatt erscheinen zu lassen. Das noch nicht montierte Rumpfsegment muß noch nachbearbeitet werden, da hier das Cockpit eingebaut werden soll. -6-

7 Das Cockpit ist damit logischerweise die nächste Baugruppe, die dann dran ist. Auch hier möchte ich mich für die relativ schlechte Qualität entschuldigen, da ich einen Camcorder als Kamera mißbrauchen mußte. Die Montage des Cockpits ist relativ einfach, wenn man von einigen kleineren Bauteilen absieht. Den Verlauf könnt Ihr an den einzelnen Bildern sehen: Nachdem die schraffierten Flächen aus dem noch nicht montierten Rumpfsegment entfernt und das Cockpit eingebaut wurde, konnte die gesamte vordere Rumpfhälfte zusammengesetzt werden: -7-

8 Das Rumpfheck ist auf die klassische Weise aus Einzelsegmenten zusammengesetzt, die problemlos zusammengepaßt haben. Lediglich die Montage des Spants mit den Verlängerungen für das Leitwerk war ein bißchen kniffelig, aber auch das war letzten Endes machbar, wie Ihr sehen könnt: Und dann begann die "Kleinteil-Schlägerei" mit dem Leitwerk: Zunächst habe ich die ausfahrbaren Streben für die Stützräder montiert. Auf dem Bild könnt Ihr die Stützstrebe mit dem H-förmigen Bewegungsbegrenzer in ihrer Führungsschiene sehen. Die Schiene ist an der Oberseite noch nicht geschlossen. Wichtig war hier, die Führungs-Schiene zunächst gut trocknen zu lassen und erst ganz zuletzt zu schließen. Vorher wurde die Strebe mehrfach hin und her bewegt, um sie sozusagen etwas "einzufahren". Über der Strebe seht Ihr den oberen Leitwerksspant. Während die Stützstreben der Reihe nach trocknen, habe ich die unteren Leitwerksspanten schon mal an den Rumpf und die Leitwerksstreben geklebt. Und zum ersten mal steht das ganze Teil wirklich stabil auf dem Tisch. -8-

9 Und dann kann die Montage der Stützstreben an den Leitwerken erfolgen. Hier seht Ihr eine Strebe, einmal im aus- und einmal im eingefahreren Zustand. Auch hier sollte man die Bewegung immer mal wiederholen, um das ganze vor Montage der Leitwerksverkleidungen richtig einzufahren. Die Verkleidung der Flossen ist danach ein Kinderspiel. Hier war die Passgenauigkeit extrem gut, und die einzige Schwierigkeit ist, daß kein Klebstoff mit der Mechanik in Berührung kommt. Deshalb habe ich den Klebstoff nur an der Flossenunterkante, also der dem Rumpf zugewandten Seite, verteilt und die Stützstrebe komplett ausgefahren, bevor die Verkleidung über die Spanten gestülpt wurde. Und das ganze wiederholt man nur vier mal, damit es so aussieht: Und jetzt bin ich bei der Montage von meinem eigenen Bauplan abgewichen: Zum einen war das Modell schon sehr stabil aufzustellen, zum anderen ist der Cockpitbereich jetzt noch sehr gut zugänglich. Daher habe ich bereits jetzt die Cockpithaube montiert; man muß halt dann etwas mehr aufpassen, daß kein Klebstoff auf die Glasscheiben kommt. Vom Schwierigkeitsgrad her nicht kompliziert, aber man muß sauber arbeiten. -9-

10 Im nächsten Schritt waren dann die Tragflächen an der Reihe. Der Aufbau ist eigentlich sehr einfach; eine Tragfläche besteht aus gerade mal 4 Bauteilen: Dem Holm, den beiden Spanten und der eingentlichen Tragfläche. Das "Problem" daran ist, daß die Tragflächen des Triebflügels einen nach außen zunehmenden negativen Einstellwinkel aufweisen jedenfalls von der Längsachse des Rumpfs aus gesehen! Mit anderen Worten: Der Flügel ist verzogen! Oder anders gesagt: Nachdem man sich jahrelang bemüht hat, Flügel so zu bauen, daß sie nicht verzogen sind (oder man es möglichst wenig sieht! ), muß dieser Flügel verzogen gebaut werden. Ihr könnt mir glauben, daß hört sich einfacher an, als es ist! Gottseidank war auch hier die Paßgenauigkeit sehr gut: Man muß einfach so vorgehen, daß man die Flügelhinterkanten genau deckungsgleich zusammenklebt; dann stellt sich die Verwindung automatisch ein. Das selbe gilt auch für den Flügelholm. Eigentlich war ich an dieser Stelle überrascht, wie problemlos alles funktionierte. Es ist schon merkwürdig: Auch wenn einem die Logik sagt, daß auch ein bewußt verzogenes Bauteil passen muß, ist es schon toll, wenn man nach dem ganzen Prozeß (3D in Blender, 2D in Inkscape, texturiert in Gimp und ausgedruckt) dann plötzlich das Bauteil vor sich liegen hat und es dann auch noch paßt!!! Hier seht Ihr die erste Tragfläche, einmal Flügel und Holm mit bereits montierten Spanten und danach fertiggestellt: Auf den nächsten Bilder seht Ihr die Tragfläche im Profil, einmal den Außenspant, der bewußt leicht nach inne versetzt ist und den Innenspant mit dem Loch zur Aufnahme der Tragflächen-Achsen. Die Verwindung der Tragfläche ist sehr schön zu sehen:

11 Und während dann die "Serienfertigung" der Tragflächen anläuft... wird parallel dazu die erste Tragfläche montiert:

12 Bei der Montage bin ich dabei folgendermaßen vorgegangen: Zunächst habe ich die Achse im Rumpf bis zum Anschlag nach links gedreht. In dieser Position muß der Tragflächen-Ansatz in Längsachse zum Flugzeugrumpf stehen. Dann habe ich die Spitze der Achse und die Innenseite des Holms mit Klebstoff bestrichen, die Tragfläche mit einem leicht negativen Einstellwinkel aufgesteckt und durch eine Linksdrehung - also gegen den Widerstand des Bewegungsbegrenzers im Rotorsegment - in die richtige Position gebracht. Auch hier muß man wieder aufpassen, daß kein Klebstoff die spätere Beweglichkeit behindert; dafür wird man dann mit diesem Anblick belohnt: Nach der Fertigstellung des Tragwerks ging's dann mit dem Hauptfahrwerk weiter: Der Triebflügel hätte nach der Planung ein zentrales Hauptrad in einer drehbaren Radgabel erhalten sollen. Diese Radgabel wäre mit einem ausfahrbaren, hydraulischen Stoßdämpfer versehen worden, der den Stoß bei der - sicher nicht ganz einfachen Landung - abfedern sollte. Die Konstruktion ist ziemlich einfach, wie die folgenden Bilder zeigen:

13 Das Hauptfahrwerk wurde dann am Heckspant des letzten Segments aufgeklebt. Die damit entstehenden "Stabilitätsprobleme" konnten nur durch eine willkürliche und hemmungslose temporäre Enteignung wehrloser Kinder behoben werden... Mit anderen Worten: ein herzliches Dankeschön an meine Jungs für das Ausleihen der Lego-Steine... :)

14 Und weil man auf einem Bein nicht stehen kann, machen wir gleich mit dem Fahrwerk weiter: Es folgen 4 Stützräder, deren Stoßdämpfer in kleinen Radomen an den Enden der einziehbaren Stützstreben eingebaut waren. Wollen wir also zunächst einmal die Stützräder bauen: Während die Stützräder gut durchtrocknen, kann man die Radome anfertigen und an die Stützstreben kleben. Hier muß man ein bißchen vorsichtig sein: noch bevor die Klebestelle an der Strebe richtig trocken ist, sollte man diese mindestens einmal einfahren, um das Radom sauber auszurichten. Dabei darf natürlich kein Klebstoff an die Flosse kommen! Und beim Ausfahren darauf achten, daß das ausgerichtet Radom nicht wieder verschoben wird! Aber das geht mit etwas Übung durchaus. Und wir können ja insgesamt vier mal üben

15 Und dann habe ich die ersten zwei Stützräder montiert: Nachdem die beiden Stützräder gut getrocknet sind, können die beiden noch fehlenden ebenfalls angebaut werden. Und damit steht der Triebflügel dann endlich auf eigenen Füßen, und die Lego-Steine können zurückgegeben werden... Danach habe ich die Hauptfahrwerksklappen montiert. Das ist ein relativ einfacher Prozess, der im Wesentlichen analog zum Rumpf durchgeführt wird. Da für die Form der Klappen logischerweise keine Spanten verwendet werden können, muß die Ausformung möglichst präzise durchgeführt werden. Die Stabilität der Form wird durch die Innenverkleidung dann nochmals erhöht

16 Auf die selbe Weise werden auch die Stützradklappen angefertigt. Allerdings werden die Segmente hier stumpf aneinander geklebt, so daß hier sorgfältig gearbeitet werden sollte: Und nachdem die Klappen alle montiert sind, kann man sich die Stützräder mal komplett in Aktion ansehen. So schaut es dann aus, wenn ein Triebflügel ein "Beinchen hebt": Nachdem nun alle Standprobleme gelöst sind, fehlen nur noch die Staustrahl-Triebwerke. Die Anfertigung der Triebwerke ist von den Kleinteilen der Walther-Startrakete abgesehen trivial: eine ganz gewöhliche Segmentbauweise analog zum Flugzeugrumpf, allerdings mit der Nahtseite hin zur Tragfläche. Die Startrakete ist im Prinzip genauso leicht zu bauen, hat aber sehr kleine Bauteile... wobei ich mich angesichts manches Beitrags in diesem Forum plötzlich nicht mehr ganz so sicher bin, daß die Bauteile wirklich so klein sind

17 Ich denke, die Bilder beschreiben die Konstruktion der Triebwerke anschaulich genug: Nach der Fertigstellung werden die Triebwerke einfach stumpf an der Markierung auf die Enden der Tragflächen aufgeklebt. Ich war anfangs etwas skeptisch, ob sich hier eine stabile Montage ergeben würde, aber hier haben die Prototypen alle Erwartungen übertroffen

18 So, und damit ist der Triebflügel fertiggestellt und mein Baubericht nähert sich seinem Ende. Insgesamt wurde das Modell damit ca. 2,7 mal gebaut, und ich kann langsam keinen Triebflügel mehr sehen Die Paßgenauigkeit der 382 Bauteile war insgesamt gut, der Zusammenbau verlief praktisch problemlos und Nacharbeiten waren fast keine notwendig. Auch die Nachteile durch die Verwendung des Laserdruck-Verfahrens waren nicht so gravierend; vor allem, wenn man die Qualität des betagten Lasers mit der der aktuellen Drucker vergleicht. Es ist also definitiv möglich, nur mit freier Software so ein Projekt durchzuziehen. Die Gesamtdauer belief sich jetzt auf knapp über ein halbes Jahr, wobei vom ersten "Blender"-Strich bis zum fertigen Bogen etwas über 3 Monate vergingen, während der Bericht im [URL= thread.php?threadid=7650]konstruktionsbüro[/url] und dieser Baubericht auch nochmals etwa 3 Monate gedauert haben. Zum Supern fallen mir 3 Punkte ein (Herrgott Margot, kaum fertig, schon fallen einem wieder ein paar Sachen ein Die Kanonen im Bug könnten richtig modelliert werden; derzeit sind sie nur gedruckt Die Leitwerksklappen und Stoßdämpfer könnten doch beweglich gebaut werden Die Fahrwerksklappen sollten sich schließen lassen (@Marcfro: wäre das nichts für Dich? ) Ein Elektromotor sollte den Rotor antreiben (verdammt, das wäre mal ein Anblick!) ):

19 Und jetzt einfach noch ein kurzer Blick auf die Triebflügler-Flotte, die im Rahmen dieses Projekts entstanden ist: Und damit ist der verrückteste, exotischste und merkwürdigste Senkrechtstarter(-Entwurf) in der Luftfahrtgeschichte "einsatzbereit". Eigentlich finde ich es schade, daß aus diesem Entwurf kein Prototyp mehr gebaut werden konnte, denn es hätte mich wirklich interessiert, ob - und wenn ja, wie - dieses Flugzeug geflogen wäre. Und zu welchen Flugmanövern es mit der damaligen Steuertechnik und vor allem der heutigen Computertechnik in der Lage wäre

20 Mission accomplished, jetzt aber wirklich!