Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn
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- Herta Hermann
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1 An die Redaktionen von Presse, Funk und Fernsehen Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn Das aktive Sparen ist nach wie vor die wichtigste Einflussgröße für den Vermögensaufbau der privaten Haushalte. An zweiter Stelle folgten in den vergangenen 20 Jahren Wertsteigerungen bei Grundstücken und Gebäuden, durch die das Vermögen der Immobilien besitzenden Haushalte quasi von selbst zunahm. Auf dem dritten Platz liegen die empfangenen Erbschaften von Immobilien. Dies sind Ergebnisse einer Untersuchung der Basler Prognos AG für die Hans- Böckler-Stiftung, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Die Prognos- Forscher empfehlen, die Besteuerung der Veräusserungsgewinne auch bei privat genutzen Immobilien zu prüfen. In der Untersuchung wird der Vermögensbestand der Haushalte in Deutschland auf Basis der Daten der letzten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes 1998 in sechs Komponenten zerlegt: 1. Die im Laufe der Jahre kumulierten Ersparnisse aus dem Einkommen; 2. die Zinsen und Zinseszinsen auf die Ersparnisse; 3. die Wertänderungen bei Grundstücken und Gebäuden im Besitz der Haushalte; 4. die Wertänderungen bei Aktien; 5. die empfangenen Immobilienerbschaften sowie 6. die nicht weiter erklärbaren, haushaltsindividuellen, zufälligen Bestandteile. Vermögen in Deutschland sehr ungleichmässig verteilt Die Vermögen auf die Haushalte sind in Deutschland sehr ungleichmäßig auf die Haushalte verteilt. Der Mittelwert des Vermögens je Haushalt lag 1998 bei Alte Bundesländer (ABL) , Neue Bundesländer (NBL) Die meisten Haushalte waren mit ihrem individuellen Vermögen jedoch weit von diesem Durchschnitt entfernt (Abbildung und Tabelle). Etwa zwei Drittel aller Haushalte haben ein geringeres oder kein Vermögen, und bei einem Drittel der Haushalte ist das Vermögen höher als der Durchschnitt. Das Vermögen des mittleren Haushalts zwischen Arm und Reich betrug rund
2 Verteilung der Vermögen (Geld- und Grundvermögen, netto) der privaten Haushalte in Deutschland Anteil der Haushalte mit dem entsprechenden Vermögen in % Vermögen in 1000 Euro Tabelle: Verteilungskennzahlen für das Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland 1998 (in Euro) Deutschland ABL NBL Mittelwert Median Modus Minimum Maximum 4' ' ' Perzentile Haushalte 36' ' ' Quelle: 80%-Teilstichprobe der Einkommens- und Verbraucherstichprobe 1998, eigene Auswertung
3 Sparen bleibt wichtigster Faktor der Vermögensbildung Der Vermögenszuwachs aufgrund von Ersparnissen, die ab dem Jahr 1982 aufgelaufen sind, beziffert sich im Durchschnitt über alle Haushalte, einschließlich der Zinsen und Zinseszinsen, und bezogen auf das frühere Bundesgebiet, auf rund Für die neuen Bundesländer sind es, gerechnet ab dem Jahr 1991, rund Auf das aktive Sparen und die Zinsen entfällt gut die Hälfte des Vermögenszuwachses, der sich bei den privaten Haushalten insgesamt in der Zeitspanne von 1982 bis 1998 (ABL) beziehungsweise 1991 bis 1998 (NBL) angesammelt hat. Dabei hängt die Höhe der über die Jahre angesammelten Ersparnisse von einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren ab, die Einkommen, Sparfähigkeit und tatsächliches Sparen bedingen. Erwerbsbeteiligung, Alter, Geschlecht, Qualifikation und Region sowie Zahl der Kinder sind dabei die wichtigsten Determinanten. Wertsteigerung bei Immobilien wichtiger Faktor der Vermögensbildung Struktur des Immobilienbesitzes führt zu stärkerer Ungleichverteilung Preiserhöhungen bei Immobilien steigern bei den Haushalten, die Immobilien besitzen, das Vermögen. Die Immobilienpreise sind seit 1962 im früheren Bundesgebiet durchschnittlich um 4,8 Prozent pro Jahr gestiegen und damit etwa doppelt so schnell wie die Preise für die Güter des privaten Verbrauchs. Im Durchschnitt über alle Haushalte (Besitzer und Nichtbesitzer von Immobilien) haben die Wertsteigerungen bei Immobilien seit 1982 damit rund zum Aufbau des Vermögens beigetragen. Da aber nur etwa jeder zweite Haushalt über Immobilieneigentum verfügt, ist der Beitrag der Immobilienwertsteigerungen zur Vermögensbildung bei den Besitzerhaushalten mit etwa rund doppelt so hoch. In den neuen Bundesländern betrug die Preisentwicklung bei Immobilien seit 1991 bei einer allgemeinen Preisentwicklung von rd. 4 Prozent etwa 15 Prozent pro Jahr. Damit beläuft sich hier der Beitrag der Wertänderungen bei Immobilien zum Vermögensaufbau seit 1991 auf ; die Besitzerhaushalte in den neuen Bundesländern, rund ein Drittel, haben damit von einem Betrag je Besitzerhaushalt von etwa profitiert. Bezogen auf den gesamten Vermögenszuwachs im Zeitraum 1982 bis 1998 (ABL) beziehungsweise 1991 bis 1998 (NBL) sind dies jeweils rund 30%. Weil nur etwa die Hälfte (ein Drittel) der Haushalte an Wertänderungen bei Immobilien partizipiert, führt diese Art des Vermögenszuwachses zu einer ungleichmässigeren Verteilung der Vermögen, als es allein aufgrund des aktiven Sparens der Fall wäre. Die hohe Bedeutung der Wertänderungen bei Immobilien und die davon ausgehende Tendenz zu einer ungleichmässigeren Verteilung der Vermögen gelten vermutlich auch für den Vermögensaufbau, der in den ABL vor 1982 stattgefunden hat. Aktienbesitz nur für kleinen Teil der Haushalte als Vermögensbildungsfaktor relevant Wertsteigerungen von Aktien haben im früheren Bundesgebiet im Zeitraum von 1982 bis 1998 im Durchschnitt über alle Haushalte etwa zum Aufbau des Vermögens beigetragen. Da sich der Anteil der Haushalte mit Aktienvermögen im Jahr 1998
4 auf 16,4 Prozent beläuft, ist der Betrag je Haushalt mit Aktienbesitz etwa sechs mal so hoch (rund ). In den neuen Bundesländern entspricht dies einem Betrag je Eigentümerhaushalt von rund ; hier beziffert sich der Beitrag der Wertänderungen bei Aktien von 1991 bis 1998 im Durchschnitt über alle Haushalte auf 150, bei einem Anteil der Eigentümerhaushalte von gut 11 Prozent. Die nach 1998 aufgrund steigender Aktienkurse erzielten Vermögenszuwächse sind inzwischen wegen der ungünstigen Entwicklung am Aktienmarkt seit 2000 (im Durchschnitt) wieder verloren gegangen. Erbschaften von Immobilien begünstigen Haushalte mit mittlerem Vermögen Empfangene Erbschaften von Immobilien tragen schätzungsweise mit rund (früheres Bundesgebiet) beziehungsweise rd (neue Bundesländer) zum Vermögen der Haushalte bei. Ein knappes Viertel aller Haushalte hat, wie sich aus den Angaben in der Einkommens- und Verbrauchstichprobe ablesen lässt, eine Immobilie geerbt (und hatte sie zum Zeitpunkt der Befragung noch in ihrem Besitz), so dass sich je erbenden Haushalt durchschnittliche Beträge von für das frühere Bundesgebiet und von für die neuen Bundesländer ergeben. Die genannten Werte sind unter anderem deshalb nicht höher, weil zu den Erbschaften vielfach auch unbebaute Grundstücke gehören. Von empfangenen Immobilienerbschaften werden Haushalte mit einem - abgesehen von der Erbschaft - mittleren Vermögen deutlich stärker begünstigt als Haushalte mit geringen oder mit hohen Vermögen. Dies steht im Gegensatz zu dem Vorurteil, dass vornehmlich bereits begüterte Haushalte von Erbschaften profitieren. Zukünftige Vermögensverteilung abhängig von Immobilienpreisentwicklung Nach den Ergebnissen der Prognos-Studie wird die Vermögensverteilung im Jahr 2015 in Deutschland möglicherweise gleichmässiger sein als heute. Zu Gunsten einer gleichmäßigeren Verteilung wirkt der Umstand, dass die Haushalte in den neuen Bundesländern 17 weitere Jahre Zeit haben, durch aktives Sparen Vermögen zu bilden, bislang waren es erst acht Jahre (1991 bis 1998). Dementsprechend nimmt der Betrag aus aktivem Sparen und damit das Vermögen zu. Ein ähnlicher Effekt stellt sich durch die demografisch bedingte Verschiebung in der Altersstruktur der Haushalte ein. Bei älteren Haushalten ist der Betrag aus aktivem Sparen tendenziell höher als bei jüngeren Haushalten. Ein größerer Anteil älterer Haushalte in der Gesamtbevölkerung führt dazu, dass die Vermögensverteilung insgesamt etwas gleichmässiger wird. Bei dieser Prognose gehen die Basler Ökonomen davon aus, dass die Preisänderungen bei Immobilien und die daraus folgenden Vermögenszuwächse künftig nicht höher sind als die an den Güterpreisen gemessene Inflation besondere Vermögenszuwächse aufgrund von Wertsteigerungen bei Immobilien also ausbleiben. Würden sich dagegen Immobilien auch weiterhin etwa doppelt so schnell verteuern wie die übrigen Güter, würde dies der Tendenz hin zu einer gleichmäßigeren Vermögensverteilung entgegen wirken; im Jahr 2015 dürfte sich die Vermögensverteilung in Deutschland dann nur wenig von der heutigen unterscheiden.
5 Basler Experten schlagen Prüfung einer Besteuerung der Veräusserungsgewinne auch bei privat genutzten Immobilien und eine Entlastung bei Erbschaftsbesteuerung vor Wegen der grossen Bedeutung, die Wertänderungen insbesondere bei Immobilien für die Vermögensbildung in der Vergangenheit gehabt haben und auch künftig möglicherweise haben werden, wird dafür plädiert, diese grundsätzlich im Rahmen der Einkommensteuer - zum Beispiel durch Einbeziehung auch der privat genutzten Grundstücke und Gebäude in die privaten Veräusserungsgeschäfte ( 23 EStG) und eine nochmalige Verlängerung der Fristen für private Veräusserungsgeschäfte - stärker zu berücksichtigen. Bei der Erbschaftsbesteuerung wären dagegen solche Vermögensbestandteile zu entlasten, die durch aktives Sparen aus versteuertem Einkommen und wenn Wertänderungen bei der Einkommensteuer berücksichtigt werden - durch Wertänderungen entstanden sind.
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