Ist Barfußgehen gesund? - Fußformen und Barfußpfad

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1 STAATLICHES SEMINAR FÜR DIDAKTIK UND LEHRERBILDUNG (REALSCHULEN) REUTLINGEN NWA Tag 2011 Das Thema Mensch im naturwissenschaftlichen Unterricht Beitrag mit dem Thema: Ist Barfußgehen gesund? - Fußformen und Barfußpfad Vorgelegt von: Sarah Blumenschein, Andreas Brillisauer und Annette Sauter

2 Inhaltsverzeichnis / Gliederung 1. Sachanalyse Didaktische Überlegungen Bezug zum Bildungsplan Kompetenzerwerb / Lernziele der Einheit Bedeutung des Themas für die Schülerinnen und Schüler Inhaltlicher Schwerpunkt methodische Überlegungen Exemplarische Umsetzung im Unterricht Einstieg Erarbeitung Der Barfußpfad projektartig erarbeitet Der Barfußpfad als außerschulischer Lernort Literaturangaben Anhang

3 1. Sachanalyse Kinderfüße, die gesund sind, benötigen weder Stützen noch Einlagen. Bei der Geburt kommen sogar fast alle Kinder mit gesunden Füßen zur Welt. Die auftretenden Schäden stellen sich erst im Laufe der Zeit durch zu frühe Schuhversorgung, zu früh getragene Einlagen, ständiges Gehen auf harten Böden, fehlende Beanspruchung der Fußmuskulatur oder auch durch ständiges Tragen von Turnschuhen ein. Damit sind schon einige Faktoren genannt, die behoben werden sollten, um eine Erkrankung der Füße zu vermeiden. - Unser Fuß benötigt Freiheit. Daher sollte so oft wie möglich auf Schuhe verzichtet werden. Barfußlaufen auf weicheren Untergründen, wie Holz- oder Teppichböden sollten dabei bevorzugt werden, da ein zu harter Untergrund sich ebenfalls negativ auf die Füße auswirkt. 1 - Bei bereits vorhandenen Fuß- oder Gelenkschäden muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass vom Barfußgehen abgeraten wird und mit einem Arzt Rücksprache gehalten werden sollte. 2 - Auch bei der Schuhwahl kann man so einiges falsch machen. Man sollte deshalb darauf achten, dass sie weder in der Länge noch in der Breite oder am Rist einengen bzw. zu weit sind (Bsp. Skaterschuhe). Die Zehen dürfen durch den Schuh nicht plattgedrückt werden und benötigen deswegen einen Spielraum, der es ermöglicht sich frei bewegen zu können. Vor allem bei Kinderfüßen muss man darauf bedacht sein, dass eine Wachstumsreserve von 10-12mm Platz eingeräumt wird. Um den richtigen Schuh zu finden, kann eine Einkaufshilfe in Form einer Schablone die Entscheidung erleichtern. Diese Schablone kann leicht selbst hergestellt werden. Dazu wird der Fuß auf einen Karton gestellt, belastet und abgezeichnet. Dann gibt man 12mm dazu, schneidet die Form aus und nimmt sie mit ins Schuhgeschäft. 1 Vgl. Prisma NWA2 Lehrerband S Vgl. Dr.Kerscher, Lorenz: Gefährdete Barfüße? Wahrheiten [ ]. 3

4 - Es ist äußerst wichtig, dass bei heranwachsenden Kindern und Jugendlichen die Schuhgrößen regelmäßig überprüft werden, um zu enge Schuhe zu vermeiden. Auf keinen Fall sollten Schuhe von anderen Personen, zum Beispiel älteren Geschwistern aufgetragen werden. Mögliche Fußschäden - Der menschliche gesunde Fuß ist gut beweglich und besteht aus einem Längs- und einem Quergewölbe. Manchmal können durch Fehlbelastungen verschiedene Schäden auftreten. Ein Plattfuß oder ein Spreizfuß entsteht beispielsweise durch ein geschwächtes Fußgewölbe. Der Hohlfuß hingegen resultiert aus einem zu stark ausgebildeten Fußgewölbe. In diesem Fall sollten zum Beispiel Einlagen getragen werden, um den Fuß zu unterstützen. Diese dürfen aber nur vom Arzt und auch nicht vor dem 3. Lebensjahr verordnet werden Didaktische Überlegungen 2.1. Bezug zum Bildungsplan Das Sammeln von Antworten und Erkenntnissen aus Primärerfahrungen ist bei dem Thema Barfuß gehen Barfußpfad von Bedeutung. Dabei sind folgende Kompetenzen und Inhalte in der exemplarischen Unterrichtssequenz von Bedeutung. Kompetenzerwerb durch Denk- und Arbeitsweisen: Beobachten Beschreiben Fragen - Besonderheiten finden - Hypothesen bilden - Sammeln und ordnen Planen Untersuchen Schlussfolgern - Versuche durchführen - Daten erheben durch Beobachten und Beschreiben 3 Vgl. Prisma NWA2 Lehrerband S

5 Reflektieren Verknüpfen Anwenden - Modelle zur Erklärung heranziehen - Ergebnisse reflektieren und diskutieren - Gewonnene Erkenntnisse bewerten und gegebenenfalls anwenden Die Schüler sammeln aber auch Antworten und Erkenntnisse durch Sekundärerfahrungen und durch Kooperation und Kommunikation: Modellversuche planen und durchführen Ergebnisse dokumentieren, reflektieren, diskutieren und bewerten Mit Modellen sich selbst und anderen Phänomene beschreiben, dem Verstehen zugänglich machen und in einem Kontext einordnen Naturwissenschaftliche Erkenntnisse in Alltagssituationen nutzen und anwenden Aus dem Kompetenzbereich Das Erschließen von Phänomenen, Begriffen und Strukturen wird die Thematik Den eigenen Körper verstehen in der Unterrichtssequenz angesprochen: Struktur und Funktion der Bewegungsorgane beschreiben und erläutern Kompetenzerwerb / Lernziele der Einheit Im Folgenden werden exemplarische Lernziele für die Unterrichtseinheit Ist Barfußgehen gesund? Fußformen und Barfußpfad aufgeführt. Je nach Umfang der Unterrichtseinheit können Ziele hinzugefügt oder weggelassen werden. Personale Ziele: Die Schülerinnen und Schüler kennen ihre eigene Fußform, da sie einen Abdruck ihres Fußes machen. Die Schülerinnen und Schüler wissen, wie sie ihre Füße gesunderhalten und Schäden vorbeugen können. 4 Vgl. Ministerium für Kultur, Jugend und Sport: Bildungsplan für die Realschule. Stuttgart. 2004, S

6 Fachliche Ziele: Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass ihre Füße ein Längs- und ein Quergewölbe besitzen. Die Schülerinnen und Schüler kennen verschiedene Fußformen und wissen, dass diese aus der unterschiedlichen Wölbung des Längs- und Quergewölbes entstehen. Methodische Ziele: Die Schülerinnen und Schüler können in der Gruppe mit gegebenen Materialien Versuche durchführen und auswerten. Die Schülerinnen und Schüler können Arbeitsblätter selbstständig ausfüllen. Die Schülerinnen und Schüler können das Projekt Barfußpfad planen und selbstständig durchführen. Soziale Ziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen gemeinsam einen Barfußpfad planen und ihre eigenen Ideen in die Gruppe einbringen. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich gegenseitig respektieren und unterstützen Bedeutung des Themas für die Schülerinnen und Schüler Wir haben nur einen Körper, der uns durch das ganze Leben trägt und den es zu schützen gilt. Nicht selten leiden bereits Kinder und Jugendliche an Rückenschmerzen, die aus Haltungs- oder Tragefehlern resultieren. Zu schwere oder falsch gepackte Schultaschen, schlechte Sitzgelegenheiten, schädliche Sitzhaltungen und auch falsche Schuhe führen oft zu schmerzhaften Rückenleiden, die durch Bewegungsmangel und häufig auftretendem Übergewicht noch beschleunigt und verstärkt werden. Um diesem Zustand entgegenzuwirken ist es notwendig die Kinder und Jugendlichen aufzuklären und ihnen den richtigen Umgang mit ihrem Bewegungsapparat zu vermitteln. Sie sollen lernen, dass sie für ihren Körper verantwortlich sind und durch entsprechende Verhaltensweisen die bereits erworbenen Schäden positiv 6

7 beeinflussen oder vermeiden können. Die Füße stellen hierbei einen wesentlichen Anteil an der Gesunderhaltung der Wirbelsäule dar, denn mit der Entlastung der Füße wird gleichzeitig eine Entlastung der Wirbelsäule erreicht. 3. Inhaltlicher Schwerpunkt methodische Überlegungen 3.1. Exemplarische Umsetzung im Unterricht Einstieg Ein schüler- und praxisorientierter Einstieg ist über einen Versuch möglich. Die Schüler machen einen Fußabdruck, indem sie einen Fuß in Wasser tauchen und den nassen Fuß auf ein Blatt Papier drücken. Der Umriss kann mit Bleistift (Filzstift eignet sich nicht, da er verschwimmt) umfahren werden, damit der Fußabdruck deutlich sichtbar bleibt. Die erstellten Bilder werden an die Tafel gehängt und gemeinsam verglichen (Fragestellung: Wie sieht ein gesunder Fußabdruck aus? Welche Fehlstellungen sind zu erkennen?). Bei diesem Unterrichtsabschnitt ist darauf zu achten, dass keine Diskriminierungen oder Ängste von Schülern zugelassen werden. Folgende Fußabbildungen sind denkbar: Erarbeitung Fehlende Fußbilder müssen von der Lehrperson ergänzt und an die Tafel gehängt werden. Danach erhalten die Schüler Bilder der vier verschiedenen Fußabdrücke und deren Gewölbeformen in Form von kleinen Bildern, die sie einander zuordnen 7

8 sollen. Als Ergebnissicherung stellt ein Schüler sein Ergebnis exemplarisch am OHP vor. Übungsbeispiele für die Füße - Balancieren: Es wird ein Strich mit Kreide auf den Boden gezeichnet und der Schüler versucht, mit dem ganzen Fuß und oder nur auf den Zehenspitzen über diese Markierungen zu balancieren, ohne daneben zu treten. - Greifen mit den Zehen: Murmeln/ Bleistifte/ Steine/ Seile/ Taschentücher oder andere runde, weiche Gegenstände werden auf den Boden gelegt und dann mit den Zehen gegriffen und hochgehoben. - Knöchelkreisen: ein Bein über das andere schlagen und dann den Fuß soweit wie möglich um den Knöchel kreisen lassen. - Hüpfen auf einem Bein: Ein Bein wird festgehalten und auf dem anderen gehüpft, ohne die Balance zu verlieren. 5 - Weitere Beispiele findet man unter: Der Barfußpfad projektartig erarbeitet Aufbauend auf die Unterrichtseinheit zum Thema Fuß (3.1. Exemplarische Umsetzung im Unterricht), kann mit den Schülern ein projektartiges Arbeiten durchgeführt werden. Durch das erworbene Wissen sind die Jugendlichen in der Lage Stationen für einen Barfußpfad zu planen, zu bauen und auch zu begründen. Auf diese Weise werden die Schüler an Naturmaterialien herangeführt und erhalten einen Bezug zur Umwelt. Für die Ideensammlung des eigenen Barfußpfades bietet sich unter anderem der Besuch eines Barfußpfades (siehe 3.3. Der Barfußpfad als außerschulischer Lernort) an Der Barfußpfad als außerschulischer Lernort Der Barfußpfad eignet sich sowohl als außerschulischer Lernort als auch als Ausflugsziel in mehrfacher Hinsicht: 5 Vgl. Prisma NWA2 Lehrerband S

9 -Am Anfang der Unterrichtseinheit, um die Schüler auf das Thema einzustimmen und zu motivieren. -Am Ende der Unterrichtseinheit, um die Unterrichtssequenz gebührend abzuschließen. -Innerhalb der projektartigen Erarbeitung, um Ideen für den eigenen Barfußpfad zu sammeln und eventuell auch auszuprobieren. -Außerdem werden soziale Kompetenzen gefördert und die Klassengemeinschaft gepflegt. Als Ziel bietet sich hierfür beispielsweise der Barfußpfad in Bad Säckingen an. Mit dem Slogan Raus aus den Schuhen. und rein ins Vergnügen wirbt Bad Säckingen für seinen Barfußpfad, der stadtnah und doch idyllisch im Wald zwischen Bad Säckingen und Bergsee am Grünbacher Weg, zu finden ist. Die Parkplätze am Eingang des Barfußpfades sind ebenso wie der Eintritt kostenlos. Neben dem Barfußpfad befindet sich in unmittelbarer Nähe auch eine Kneipp- Wassertretanlage. In Bad Säckingen ist die Kneipp-Therapie seit vielen Jahren fester Bestandteil des Kurkonzeptes des ansässigen Heilbades. Beim Abgehen des Barfußpfades wird Körper und Geist trainiert die Koordinationsfähigkeit verbessert der ganze Bewegungsapparat gekräftigt die Fußreflexzonen natürlich massiert die körpereigenen Abwehrkräfte gestärkt die Natur mit neuen Sinnen entdeckt Da das Abgehen des Barfußpfades durch die Schüler nicht länger als ein bis zwei Stunden dauert, kann man den Ausflug nach Bad Säckingen mit dem Besuch des Bad Säckinger Wildgeheges verbinden, das sich unweit vom Barfußpfad befindet. Als weitere Alternative kann auch eine Wanderung gemacht werden, die zum Bergsee führt und zahllose Natureindrücke des Südschwarzwaldes vermittelt. 9

10 Weitere Informationen und eine Karte des Barfußpfades kann unter entnommen werden. 4. Literaturangaben Barmeier, Marion u.a.: Prisma NWA 1/2 - Schülerbuch. 1. Auflage. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 2004 Bartke, Willtrud u.a.: Prisma NWA 2 - Lehrerband. 1. Auflage. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 2004 Gerstkamp, Eva-Maria: Arbeitsblätter Menschenkunde 1 Bewegung und Stoffwechsel. 1. Auflage. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, Ministerium für Kultur, Jugend und Sport: Bildungsplan für die Realschule. Stuttgart Pschyrembel, Willibald: Pschyrembel - Medizinisches Wörterbuch Auflage. Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft mbh, Schmidt, Hans und Byers, Andy: Biologie - einfach anschaulich. 1. Auflage. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr, 2008 Barfußpfad in Bad Säckingen: [ ] Dr. Kerscher, Lorenz: Gefährdete Barfüße? Wahrheiten. In: [ ] Dr. Kerscher, Lorenz: Gymnastik und Pflege Fußtraining. In: [ ] 10

11 5. Anhang Die folgenden Arbeitsblätter und Bilder wurden von uns selbst erstellt. Anregungen hierfür haben wir aus den Werken von: Gerstkamp, Eva-Maria: Arbeitsblätter Menschenkunde 1 Bewegung und Stoffwechsel. S und Schmidt, Hans und Byers, Andy: Biologie - einfach anschaulich. S.150. entnommen. 11

12 Versuche zum Fußgewölbe Versuch 1 Material: 2 Bücher, ein Blatt Papier, Gewicht (oder Stift) Anleitung: Lege die 2 Bücher mit einem kleinen Abstand nebeneinander. Lege das Blatt Papier, wie eine Brücke auf die Bücher. Setzt nun das Gewicht auf dem Papier ab. Beobachtung: Versuch 2 Anleitung: Lege die 2 Bücher mit einem kleinen Abstand nebeneinander. Klemme das Blatt Papier zwischen die zwei Bücher, so dass sich ein Bogen bildet. Setzt nun das Gewicht auf dem Papier ab. Beobachtung: Deutung der Beobachtungen: 12

13 Verschiedene Formen von Fußabdrücken Fußabdruck Gewölbeform Ursache Schneide die Kärtchen aus und ordne sie in der Tabelle richtig ein: Plattfuß Normaler Fuß Spreizfuß Ballenhohlfuß Falsche Belastung z.b. zu enge Schuhe oder hohe Absätze Passende Schuhe, viel Barfußlaufen Übergewicht, Fußgewölbe geschwächt z.b. durch falsches Schuhwerk Fußgewölbe zu stark ausgebildet 13

14 Lösung: Normaler Fuß Ballenhohlfuß Plattfuß Spreizfuß Fußabdruck Gewölbeform Ursache Passende Schuhe, viel Barfußlaufen Fußgewölbe zu stark ausgebildet Übergewicht, Fußgewölbe geschwächt z.b. durch falsches Schuhwerk Falsche Belastung z.b. zu enge Schuhe oder hohe Absätze 14