Das Zentrum für Schmerzmedizin Nottwil stellt sich vor
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- Walter Holtzer
- vor 8 Jahren
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1 Das Zentrum für Schmerzmedizin Nottwil stellt sich vor Die Sprechstunde für Kopf- und Gesichtsschmerzen In der Sprechstunde für Patienten mit Kopf- und Gesichtsschmerzen erfolgt die Diagnostik und Behandlung in einem interdisziplinären Team von Ärzten (Neurologe, Anästhesiologe, Orthopäde, Psychiater, Zahnarzt) sowie Psychologen und Physiotherapeuten. Es handelt sich also um ein fachübergreifendes Diagnose- und Therapiekonzept, das derzeit die besten Ergebnisse aufweist. Um den über 200 unterschiedlichen Diagnosen der Internationalen Kopfschmerzklassifikation gerecht zu werden, muss eine ausführliche Diagnostik gegebenfalls durch alle Fachgebiete erfolgen.
2 Neurologischer Ansatz Diagnostik - Es erfolgt eine umfassende Befragung bezüglich der Kopfschmerzen und eine ausführliche Untersuchung. - Die Diagnose wird durch den Neurologen nach den Kriterien Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (ICHD-II) gestellt. - Gegebenenfalls Veranlassung bildgebender Diagnostik, Labor, Nervenwasserpunktion - Auswertung des Kopfschmerzkalenders - Aufklärung des Patienten über Diagnose u. Therapie Koordination der Kopfschmerztherapie - Koordination und Umsetzung des interdisziplinären, multimodalen Behandlungsplanes - Engmaschige Betreuung und Verlaufsbeobachtung Medikamentöse Therapie - Behandlung der Kopfschmerzattacken (z.b. bei Spannungskopfschmerz oder Migräne) - Therapie chronischer Kopfschmerzen wie: * Migräneprophylaxe (Antiepileptika, Antipressiva, Vitamin B2, Magnesium) * Therapie von Spannungskopfschmerzen und posttraumatischem Kopfschmerz (Antiepi-- leptika, Antidepressiva) - Entzug der Medikamente bei Medikamentenübergebrauch
3 Psychotherapeutischer Ansatz Diagnostik - Erhebung einer ausführlichen psychologischen Krankengeschichte mit Schwerpunkt auf Stressfaktoren, Angst- und Vermeidungsverhalten - Erkennen psychischer Begleiterkrankungen wie Depression und Angststörung - Erkennen belastender sozialer Faktoren Therapie Kontrolle von schmerzauslösenden Faktoren - Stressbewältigung, Schlafhygiene, Schmerzbewältigung (Einzeltherapien) Verhaltenstherapie mit Inhalten wie - Stressbewältigung - Biofeedback-Therapie - Entspannungsverfahren (Progressive Muskelentspannung nach Jacobson - PME) - Bewältigung psychosozialer Belastungsfaktoren Gruppentherapien - Schmerz- und Stressbewältigungstraining in der Gruppe Hypnose im Einzelfall
4 Physiotherapeutischer Ansatz Diagnostik - Physiotherapeutische Untersuchung neuromuskulärer Strukturen im Kopf/Hals/Schulter/ Nackenbereich, insbesondere der Halswirbelsäule und der Gelenke (Kopf- und Kiefergelenke) - Erfassen von vegetativen Symptomen (Schwitzen, kalte Hände, Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu) Therapie Aerobes Ausdauertraining 3-4x/Woche, 30-40min - Nordic walking, Joggen, Schwimmen, Ergometer- und Steppertraining (Fitnessstudio, Heimprogramm) Vegetativ-stabilisierende Massnahmen - Stabilisierung des vegetativen Nervensystems (z.b. Eisabreibung) Behandlung der Funktionsstörungen der Kiefer- und Nackenmuskulatur - Instruktion von Eigenübungen Spezielle Verfahren - Medizinische Traningstherapie, Manuelle Therapie, Neurodynamische Mobilisation
5 Anästhesiologischer Ansatz Diagnostik - Durchführung diagnostischer Blockaden zur Beurteilung schmerzauslösender Strukturen Therapie Triggerpunktbehandlung - Behandlung von schmerzhaften Muskeldruckpunkten Infiltrationstherapie - Behandlung schmerzhafter Nervenreizungen (z.b. Hinterkopfnerv/Nervus occipitalis) Interventionen - Behandlung schmerzhafter Zwischenwirbelgelenke der Halswirbelsäule durch Infiltration und Stromtherapie (z.b. bei Kopfschmerzen ausgehend von der Halswirbelsäule) - Interventionen am Trigeminusnerv (z.b. bei Trigeminusneuralgie) Akupunktur - Als Begleittherapie bei speziellen Kopfschmerzsyndromen wie Spannungskopfschmerz oder Migräne
6 Wie häufig sind Kopfschmerzen? Evers S., Manuelle Medizin, :
7 Wie werden Kopfschmerzen definiert? Ein Beispiel für die Diagnosekriterien der Migräne ohne Aura nach der Internationalen Kopfschmerzklassifikation (ICHD-II): A: Mindesten 5 Attacken, welche die Kriterien B-D erfüllen B: Kopfschmerzattacken, die (unbehandelt oder erfolglos behandelt) 4-72 Stunden anhalten C: Der Kopfschmerz weist mindestens 2 der folgenden Charakteristika auf: 1. einseitiger Schmerz 2. pulsierender Charakter 3. Mittlere bis starke Schmerzintensität 4. Schmerzverstärkung durch körperliche Routineaktivitäten (z.b. Gehen oder Treppensteigen) D. Während des Kopfschmerzes besteht mindestens ein Begleitsymtom: 1. Übelkeit 2. Licht- und Geräuschempfindlichkeit E. Nicht auf eine andere Erkrankung zurückführbar
8 Wie unterscheiden sich primäre und sekundäre Kopfschmerzen? Primäre Kopfschmerz:en - Kopfschmerzen, bei denen mit klinischen und apparativen Mitteln keine Ursache gefunden werden kann. - Es besteht keine unmittelbare Bedrohung für den Patienten - Beispiele: Migräne, Spannungskopfschmerz, Clusterkopfschmerz Sekundäre Kopfschmerzen - Sind Ausdruck einer strukturellen oder biochemisch nachweisbaren Erkrankung innerhalb oder ausserhalb des Gehirns - Beispiele: Kopfschmerzen nach Trauma, bei Medikamentenübergebrauch, bei Funktionsstörungen des Kauapparates, bei Erkrankungen des Trigeminusnervs Die Symptome von primären und sekundären Kopfschmerzen gleichen oft einander, daher sind eine gründliche Befragung und Untersuchung des Patienten der Schlüssel zur Diagnose und damit zum Erfolg!
9 Wann sollte eine erweiterte Diagnostik erfolgen? Eine Untersuchung durch Bildgebung (CT, MRI), Labor oder auch eine Nervenwasserpunktion kann notwendig sein bei: - Auftreten eines plötzlichen extrem starken Kopfschmerzes - Auftreten eines neuen Kopfschmerzsyndroms im Alter von über 50 Jahre - Auftreten atypischer Begleitsymptome bzw. bestimmter neurologischer Symptome - Kopfschmerz mit Fieber, Übelkeit, Erbrechen ohne weitere Erkrankung - Kopfschmerz mit dauerhaften neurologischen Ausfällen und/oder psychischen oder kognitiven Veränderungen - Jede wesentliche Änderung des Kopfschmerzcharakters, der Begleitsymptome oder Frequenz bei einem vorbekannten primären Kopfschmerz - Wenn keine Zuordnung des Kopfschmerzes zu einem bekannten Kopfschmerzsyndrom möglich sein sollte
10 Wann sind Kopfschmerzen chronisch? Kopfschmerzsyndrom Chronische Migräne und chronischer Spannungskopfschmerz Chronischer Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch - Einfache Schmerzmittel/Analgetika - Spezielle Migränemittel /Triptane - Morphinartige Medikamente - Gleichzeitige Einnahme von einfachen Schmerzmitteln und Triptanen oder Opiaten - Chronische Kopfschmerzen nach Trauma Dauer 15 Tage/Monat 15 Tage/Monat 10 Tage/Monat 10 Tage/Monat 10 Tage/Monat > 6 Monate
11 Was tun bei Kopfschmerzen infolge Medikamentenübergebrauchs? Durchführung des Medikamentenentzuges - Patienten aufklären (Entzugssymptome) - Abruptes Absetzen aller Schmerzmittel - Behandlung der Entzugserscheinungen mit Medika - menten gegen Übelkeit, Erbrechen und Unruhe - Behandlung des Entzugskopfschmerz (Antidepressiva, Naproxen, Cortison) - Prophylaxe des primären Kopfschmerzes - Verhaltenstherapeutische Begleittherapie Medikamentenentzug ambulant oder stationär? Ambulanter Medikamentenentzug möglich bei: - Hoch motivierten Patienten - Medikamentöser Kopfschmerz weniger als 2 Jahre - Gute familiäre Unterstützung Stationärer Medikamentenentzug nötig bei: - Langjährigem Medikamentenübergebrauch - Zusätzliche Einnahme psychotroper Substanzen oder kodeinhaltiger Medikamente - Erfolgloser ambulanter Entzug oder Selbstentzug - Bei Vorliegen einer Depression oder bei wenig unterstützenden Familienverhältnissen
12 Gründe für das Versagen der Kopfweh- und Gesichtsschmerztherapie Es wird eine unvollständige oder falsche Diagnose gestellt. Es wird nur eine Kopfweh-Art behandelt. Zur Analyse sollten routinemässig spezielle Kopfweh-Kalender eingesetzt werden Medizinische, psychische und soziale Fehlfunktionen und Störungen, die das Kopfweh verstärken, werden nicht diagnostiziert (z.b. Nasennebenhöhlen-Erkrankungen, Medikamentenfehlgebrauch, Angststörungen, Depressionen) Das zeitliche Kopfwehprofil der einzelnen Kopfweharten wird nicht ausreichend in Häufigkeit und Intensität berücksichtigt, insbesondere nicht, wenn mehrere Kopfweharten gleichzeitig vorliegen Unzureichende körperliche Untersuchung mit der Folge, dass wichtige Funktions- oder Organstörungen übersehen werden, z. B. Fehlfunktionen des Kauapparates Bedeutsame Schmerzverstärker und Schmerzauslöser (Trigger) werden nicht erkannt (wie kopfwehauslösende Medikamente, Medikamentenfehlgebrauch, unzureichender Medikamentenentzug, Angst, Depression) Unzureichende medikamentöse Behandlung von Kopfwehattacken und/oder der chronischen Kopfwehformen; irrationale Mehrfachtherapie; zu kurze Behandlungsdauer etc. Fehlende Mitarbeit - Patient folgt den ärztlichen Empfehlungen nicht Unzureichende schriftliche ärztliche Empfehlungen nichtmedikamentöser Therapie (z.b. Akupunktur, Entspannungstraining, Physiotherapie)
Heike Kubat, MSc Physiotherapeutin, Manualtherapeutin(OMT)
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