Soziale und gesundheitliche Ungleichheit. in den Städten. Gliederung. London um Cholera in London (1854) Cholera in London (1854)
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- Artur Esser
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1 Gliederung 1. Historisch-geographische Aspekte 15. Münchner Wissenschaftstage Städte der Zukunft Soziale und gesundheitliche Ungleichheit in den Städten 2. Erklärungsmodell und Messbarmachung 3. Beispiele aus der Forschungspraxis (regional, innerstädtisch) 4. Einflussfaktoren und Ressourcen auf kommunaler Ebene 5. Auswahl an politischen Programmen/Aktivitäten 6. Fazit Dr. Werner Maier Helmholtz Zentrum München Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen 2 München, 14. November 2015 London um 1840 Cholera in London (1854) Cholera: Krankheit der Armen 1854: Ausbruch in London, Soho Quelle: Quelle: Wilderotter, Hans (Hg.) (1995): Das große Sterben. Seuchen machen Geschichte (Katalog zur Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, ). Berlin, Jovis Verlag, S Cholera in London (1854) Cholera in London (1854) Cholera: Krankheit der Armen 1854: Ausbruch in London, Soho John Snow ( ), Arzt Kartierung der Cholerafälle und der Wasserversorgung Bau eines Abwassersystems Quelle: 07/John-Snow-cropped.jpg Quelle: Wilderotter, Hans (Hg.) (1995): Das große Sterben. Seuchen machen Geschichte; (Katalog zur Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, ). Berlin, Jovis Verlag, S
2 London heute London Underground Jubilee Line Unterschiede in der Lebenserwartung von Männern in London ( ) Lebenserwartung bei Männern: 82,0 J. Westminste River Thames Pro U-Bahn-Station rd. ein Jahr weniger an Lebenserwartung! Canary London Bridge Wharf Canada Bermondsey Water Lebenserwartung bei Männern: 75,2 J. North Greenwich Canning Town Waterloo Southwark Quelle: Life expectancy data from PHE Local Health tool. Diagram produced by Department of Health and updated by PHE London Knowledge and Intelligence Team 7 8 Berlin 1900 Mietskasernen in Berlin Beengte Wohnsituation Schlechte Hygieneverhältnisse Rachitis, Tuberkulose - Sanierung - kommunaler Wohnungsbau - Gartenstädte Quelle: Allg. Ortskrankenkasse Berlin Quelle: Maraun, Wilhelm (1900): Grosser Verkehrs-Plan von Berlin mit seinen Vororten, Berlin: Liebel; Berlin heute Berlin: Soziale Lage und vorzeitige Sterblichkeit Zusammenhang zwischen Sozialindex und geschlechterspezifischer, vorzeitiger Mortalität Bsp. Zehlendorf: Gute soziale Lage, geringere vorzeitige Sterblichkeit Bsp. Kreuzberg: Schlechtere soziale Lage, höhere vorzeitige Sterblichkeit Meinlschmidt, Gerhard (2004): Sozialstrukturatlas Berlin
3 Epidemiologischer Übergang Vereinfachtes Erklärungsmodell (nach A. Mielck) Soziale Ungleichheit Jh. Seuchen, Hunger Verbesserung der Lebensumstände Phase I Phase II Phase III Phase IV Jh. Infektionskrankheiten Mitte 20. Jh. Degenerative/ lebensstilabh. Erkrankungen Seit 1970 Degenerative/ altersbedingte Erkrankungen Unterschiede bei den gesundheitlichen Belastungen und Ressourcen Unterschiede bei der gesundheitlichen Versorgung Soziale und gesundheitliche Ungleichheit Unterschiede beim Gesundheitsverhalten Eigene Abbildung nach Caselli et al. (2002) Gesundheitliche Ungleichheit Soziale Ungleichheit auf individueller Ebene Soziale Ungleichheit auf regionaler Ebene horizontale Ungleichheit Messung regionaler Benachteiligung durch Deprivations-Indizes : materielle und soziale Benachteiligung auf räumlicher Ebene Alter Geschlecht vertikale Ungleichheit (sozioökonomischer Status, SES) Herkunft Verschiedene Indikatoren, z.b. zu: Einkommen, Arbeitslosigkeit, Bildung, kommunalen Ressourcen, Sozialkapital, Sicherheit, Umwelt hoch Einkommen Bildung Beruf Gesundheit ( sozialer Gradient ) + Vergleich von Städten untereinander: Index Multipler Deprivation für Deutschland (GIMD) und für einzelne Bundesländer (BIMD, Bayern) mittel niedrig - Messung von Ungleichheit innerhalb von Städten: z.b. Berliner Sozialindex, Bremer Benachteiligungsindex Räumliche Ebenen der Ungleichheit Beispiele aus der Forschungspraxis Bremer Benachteiligungsindex 2007 German Index of Multiple Deprivation Bayerischer Index Multipler Deprivation Stadtteile 17 18
4 Typ-2-Diabetes in Deutschland Typ-2-Diabetes in Deutschland (regional) DIAB-CORE: Regionale Unterschiede der Häufigkeit des Typ-2-Diabetes in Deutschland (Schipf et al., 2012) Typ-2-Diabetes: Regionale Unterschiede (Schipf et al., 2012) German Index of Multiple Deprivation (GIMD) (Maier et al., 2013; 2014) Welche Gründe gibt es für diese regionalen Unterschiede? Zwei Beispiele: 1. Vergleich von Regionen/Städten 2. Innerstädtische Analyse Typ-2-Diabetes und regionale Deprivation Typ-2-Diabetes in Deutschland (innerstädtisch) Mehrebenen-Modelle, adjustiert für Alter, Geschlecht, BMI, körperl. Betätigung, Rauchen, Alkohol * = Ref., Fettdruck = signifikant (95% KI) OR Typ-2-Diabetes: Regionale Unterschiede (Schipf et al., 2012) Typ-2-Diabetes: Innerstädtische Analyse (Müller et al., 2013) Kleinräumige Untersuchungen des Zusammenhangs zwischen Arbeitslosenrate und Typ-2-Diabetes Höchstes Äquivalenzeinkommen 1,53 GIMD (Q 1= geringste regionale Deprivation, Gemeindeebene)* Q 2 1,53 Q 3 1,53 Q 4 1,88 Q 5 (= stärkste regionale Deprivation) 2,14 administrativ-statistische Einheiten (z. B. Stadtbezirke) Bochum, Essen, Mülheim a. d. Ruhr; Dortmund; Halle; Stralsund, Greifswald; Augsburg (Maier W. et al., 2013) KORA - Studienplattform Arbeitslosigkeit und Gesundheit : WHO MONICA, 1995 heute: KORA Bevölkerungsbasierte Studie (repräsentative Stichprobe) Diabetes, Herzkreislaufund Lungenerkrankungen; Umweltfragestellungen Planungs Planungsregionen der Stadt Augsburg Übergewicht: Bei hoher Arbeitslosenrate in der Planungsregion Arbeitslosenrate: besteht eine rd. 50% drei Gruppen höhere Wahrscheinlichkeit Übergewicht, für Übergewicht. hoher Blutdruck, selbsteingeschätzter Gesundheitszustandnd (Rottmann et al., 2013)
5 Mögliche Einflussfaktoren Teilhabe, kommunale Ressourcen und Gesundheit im Alter Kommunale finanzielle Ressourcen: Bereitstellung einer Infrastruktur im städtischen Wohnumfeld (ÖPNV, Grünflächen, Radwege, ) Studie KORA Age 2, laufende Arbeit Versorgungsinfrastruktur: Gesundheitsversorgung (Ärzte, Apotheken), Einzelhandel (gesunde Nahrung) Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit LMU, Frau Prof. E. Grill Zusammenhang zwischen sozialer Teilhabe, kommunalen Ressourcen und der Gesundheit älterer Menschen in der KORA-Region Augsburg Umweltsituation: Luft, Lärm ( Umweltgerechtigkeit ) Methoden: Zusammenhang zwischen kommunaler Infrastruktur und körperlicher Aktivität ( Walkability ) sowie sozialer Teilhabe ( Partizipation ) Untersuchungen Fragebögen Fokusgruppen (Diskussion in Kleingruppen) Faktoren des direkten Wohnumfelds besonders für ältere Bevölkerung zunehmend wichtig (demographischer Wandel, Reurbanisierung)! Geographisches Informationssystem (GIS), Netzwerk-Analyse GIS: Innerstädtische Ressourcen und Barrieren Teilhabe, kommunale Ressourcen und Gesundheit im Alter Fragebögen: Einschränkungen der sozialen Teilhabe bei Frauen, bei Älteren, bei Gruppen mit niedrigerem sozialem Status (vorläufige Ergebnisse) Fragebögen, GIS (Netzwerk-Analyse): fußläufig eingeschränkte Erreichbarkeit von Hausärzten (rund ein Drittel der Teilnehmer) (vorläufige Ergebnisse) Gehgeschwindigkeit: 3,312 km/h Datengrundlage: Open Street Map Network Analyst, ArcGIS 10.1 Fokusgruppen: Mobilität, Erreichbarkeit von wichtigen Orten sowie kommunale Infrastruktur essentiell für soziale Teilhabe (Strobl et al.; 2014, 2015) Helmholtz Zentrum München, IGM, W. Maier, J. Hutter, 2013 Fiktives Beispiel, Stadt Augsburg Politische Aktivitäten: ausgewählte Programme WHO: Healthy Cities Akteur: Weltgesundheitsorganisiation (WHO) Ziele: Gesundheit für alle als kommunalpolitisches Ziel Umsetzung: Netzwerke von Städten und Gemeinden in den Ländern (Deutschland: Gesunde Städte-Netzwerk ) Fokus: Soziale und gesundheitliche Ungleichheit; Teilhabe; soziale und wirtschaftliche Faktoren; Umweltfaktoren. urban-health/activities/healthy-cities 29 30
6 Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit Akteur: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Akteur: Bundeszentrale für gesundheitliche Auf- Aufklärung (BZgA), Kontaktbüros in den Bundesländern, Kooperationsverbund mit verschiedenen Partnern (Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände, ) Ziele: Stabilisierung und Aufwertung der Wohn- und Lebensbedingungen sowie der wirtschaftlichen Basis in den Stadtteilen oder Stadtquartieren Ziele: Gesundheitsförderung bei Kindern und Jugendlichen, bei Arbeitslosen, bei Älteren und im Quartier Umsetzung: Städtebauliche Investitionen (Wohnumfeld, Infrastruktur, Wohnqualität) Umsetzung: Information, Kooperation, Internet-Plattform München: Werkstatt-Stadt Fazit Werkstatt-Stadt: Sammlung innovativer Projekte aus der bundesweiten Städtebaupraxis Wissenschaftlicher Nachweis für Handlungsbedarf: Wahrnehmung, Betroffenheit Ziel: Erfahrungen aus der Städtebaupraxis teilen, Informationen aus der Praxis für die Praxis vermitteln. Ungleichheit variiert auch räumlich: Identifikation von Stadtbezirken für schwerpunktmäßige Prävention Projekt in München-Hasenbergl Alters- und familiengerechtes Wohnen Image- und Wohnumfeldverbesserung des Stadtteils Wissenschaftliche Ergebnisse liefern die Basis für weiteres politisches Handeln: Maßnahmen, Evaluation Rudolf Virchow (1848): die Medicin ist eine sociale Wissenschaft, und die Politik ist weiter nichts, als Medicin im Grossen Stärkung der räumlichen Struktur der Siedlung Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Werner Maier MPH, EMPH, Dipl.-Geograph Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen Helmholtz Zentrum München werner.maier@helmholtz-muenchen.de 35
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