KURZKONZEPT. Lotsennetzwerk Brandenburg zur Rückfallprävention. für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen
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- Gert Langenberg
- vor 8 Jahren
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1 KURZKONZEPT Lotsennetzwerk Brandenburg zur Rückfallprävention für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen Überarbeitet 10/2012
2 1. Einleitung 2. Ausgangssituation 3. Zielgruppe 4. Ziele 5. Lotsen 6. Kooperationspartner 7. Koordinierungsstelle 8. Ablauf der Lotsentätigkeit im Lotsennetzwerk 9. Chancen für alle im Netzwerk Beteiligten 1. Einleitung Das Konzept Einrichtung und Erprobung eines ehrenamtlichen Lotsennetzwerks zur Rückfallprävention nach stationärem Klinikaufenthalt im Land Brandenburg wurde 2007 von der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.v. entwickelt und im Rahmen eines Modellprojekts umgesetzt. Wegen fehlender Finanzierung musste die Arbeit 2010 vorerst eingestellt werden. Aufgrund guter Kooperation wurde dieses Konzept 2009 vom Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.v. (FdR) in Thüringen übernommen. 1. Ausgangssituation Vielen Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen (Alkohol-, Drogen,- Medikamenten- und Mehrfachabhängigkeiten) gelingt es nach einer stationären Behandlung (Entzug/ Entgiftung) nicht, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um langfristig ein Leben ohne Suchtmittel zu führen. Dies könnte sowohl das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe als auch einer Suchtberatungsstelle und/oder eine anschließende therapeutische Behandlung (ambulant/stationär) sein. Auch beim Pathologischen Glücksspiel gelingt der dauerhafte Ausstieg häufig erst sehr spät. Dies hat häufig zur Folge, dass ein Teil der Abhängigkeitserkrankten sehr rasch wieder in den gesundheitsschädigenden Suchtkreislauf zurückkehrt und einer erneuten (kostenintensiven) stationären Behandlung bedarf. Selbst nach medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen (SGB VI) lässt sich feststellen, dass ein Teil der Patienten trotz erheblicher therapeutischer Anstrengungen aufgrund des chronischen Charakters der Erkrankung in den zerstörerischen Lebensrhythmus mit entsprechenden körperlichen und sozialen Folgeerscheinungen zurückkehrt. Insofern kann das Lotsennetzwerk z.b. auch für diesen Bereich Anwendung finden. Leitendes Motiv des Lotsennetzwerks Brandenburg ist die frühzeitige Intervention zur Verbesserung der Versorgung Suchtkranker durch die enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit von Vertretern der Selbsthilfe (Lotsen), aus Kliniken und anderen Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe im ganzen Land Brandenburg. 2
3 Die frühzeitige persönliche Begleitung eines Lotsen (Sucht erfahrener Experte aus der Selbsthilfe auf ehrenamtlicher Basis) soll durch abgestimmte Unterstützungsleistungen zwischen Patient (Klient/Betroffener) der Einrichtung der Suchtkrankenhilfe (Klinik, Beratungsstelle etc.) und dem Lotsen helfen, die Zahl und den Umfang der Rückfälle und die oft damit einhergehenden schweren Folgen zu mindern. 2. Zielgruppe Abhängigkeitskranke Menschen (Alkohol-, Drogen,- Medikamente-, Mehrfachabhängigkeiten und pathologisches Glücksspiel), die das Hilfesystem bisher für sich nicht nutzen konnten oder wollten Angehörige von Abhängigkeitskranken 3. Ziel Zeitlich begrenzte Begleitung o.g. Zielgruppe durch entsprechende Lotsen (nach individueller Vereinbarung) zur: Stabilisierung des Gesundheitszustandes (Vermeidung von Folgeerkrankungen und weiteren Krankenhausbehandlungen) Rückfallprophylaxe (Unterstützung längerer Abstinenzphasen bzw. einer abstinenten Lebensweise) Vermittlung zu weiteren Angeboten (Selbsthilfegruppe, Beratungs- u./o. Behandlungsmaßnahmen) 4. Lotsen Lotsen im Lotsennetzwerk sind Menschen, die eigene Erfahrungen mit der Suchterkrankung und der erfolgreichen Suchtbewältigung haben. Weitere Voraussetzungen: Abstinentes Leben (seit mindestens zwei Jahren) Ehrenamtliche und freiwillige Tätigkeit Mitglied einer Selbsthilfegruppe (bei Angehörigen seit mindestens zwei Jahren) Verpflichtung zur Fortbildung (wie z.b. Lotsenschulung), Praxisberatung und aktiven Mitarbeit im Netzwerk (nach geregeltem Verfahren) 5. Kooperationspartner Die vertrauensvolle Kooperation aller Beteiligten im Lotsennetzwerk auf einer partnerschaftlichen/kollegialen Basis ist unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung. Die verbindliche Bereitschaft zur Mitarbeit im Lotsennetzwerk ist insbesondere von: Krankenhäusern mit Fachstationen für Suchtmedizin Selbsthilfegruppen Suchtberatungsstellen und anderen Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe erforderlich. 3
4 6. Koordinierungsstelle/ Projektbegleitung Mit Unterstützung des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg konnte die Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen e.v. ab die Stelle einer Koordinatorin besetzen. Aufgaben: Gesamtkoordinierung Durchführung von Lotsenschulungen und Praxisberatungen Telefonische Lotsenberatung Vermittlung zwischen den Kooperationspartnern Kontaktpflege und Koordinierung im Lotsennetzwerk Koordination von Netzwerktreffen Öffentlichkeitsarbeit 7. Ablauf der Lotsentätigkeit im Netzwerk der Kooperationspartner (Klinik o.a.) nimmt im Rahmen seiner Beratungstätigkeit/Entlassungsmanagement eine Vorklärung mit dem Patienten zum Lotsenangebot vor Klinik o.a. informiert die Koordinierungsstelle über mögliche Interessenten Koordinatorin nimmt Kontakt zu zukünftigem Lotsen auf und vermittelt zwischen Interessent und Lotsen Treffen in der Klinik o.a. zwischen Patient Lotsen Ansprechpartner der Einrichtung, bei dem die Abstimmungen zum Unterstützungsangebot vorgenommen werden Schriftliche Vereinbarung der Unterstützungsleistungen des Lotsen mit dem zu Begleitenden (anhand einer Liste der möglichen Unterstützungsangebote) der Interessent entscheidet sich abschließend für das Angebot der Lotse verfährt entsprechend der Vereinbarung gegenüber dem zu Begleitenden regelmäßiger Kontakt zur Koordinierungsstelle die Lotsenbetreuung endet gemäß Vereinbarung, Abbruch oder wird durch eine neue Vereinbarung weitergeführt. der Lotse dokumentiert anonymisiert nach einem abgestimmten Verfahren in Kurzform (unter Beachtung des Datenschutzes) seine Lotsentätigkeit und sendet sie an die Koordinierungsstelle wichtig für Lotsen und Gelotsten: der Lotse ist kein Therapeut! der Lotse ist ein Lotse, also ein zeitweiliger (Weg)Begleiter, mehr nicht! der Lotse ist nicht für den Klienten verantwortlich! der Lotse muss und kann niemanden retten! 4
5 8. Chancen für alle im Netzwerk Beteiligten Betroffene/ Klienten durch eine kontinuierliche Begleitung (persönlicher Ansprechpartner) können gesundheitliche und soziale Risiken minimiert werden eine Verbesserung der Lebensumstände kann zeitnah unterstützt werden Unterstützung einer abstinenten Lebensweise (Rückfallprophylaxe) Vermittlung in das Hilfesystem Vermeidung von Folgeerkrankungen und weiteren Krankenhausbehandlungen Lotsen Sinnvolle befriedigende Aufgabe Weitergabe eigener Erfahrungen öffentliche Aufwertung und Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements soziale Kontakte durch die Netzwerkarbeit Fortbildung Reflexion der eigenen Rolle/Betroffenheit Kliniken, Selbsthilfegruppen, Suchtberatungsstellen und andere Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe Intensivierung der regionalen und überregionalen Vernetzung und Kooperation im Sinne der Patienten/Klienten (neue Wege in der Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und professioneller Hilfe ) Optimierung der Hilfsangebote und des Entlassungsprocederes (in Kliniken) Qualitätssicherung Imagegewinn durch Öffnung für innovative Ansätze Selbsthilfe Engagement von Selbsthilfegruppen erfährt mehr öffentliche Kenntnisnahme und Aufwertung Intensivierung der regionalen und überregionalen Vernetzung und Kooperation im Sinne der Betroffenen Öffentlichkeitsarbeit (Lotsen vermitteln auch in Selbsthilfegruppen) Hilfesystem insgesamt Lotsenmodell optimiert das Hilfesystem Lotsen vermitteln ins Hilfesystem und umgekehrt Für Kostenträger der Akutbehandlung/ Krankenkassen ein weiterer Baustein z.b. für ein professionelles Entlassungsprocedere neue Wege in der Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und professioneller Hilfe Abnahme der stationären Behandlungsaufenthalte 5
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