Der Arbeitsmarkt für Akademiker in Baden-Württemberg
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- Catrin Krause
- vor 8 Jahren
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1 Arbeitsmarkt Dossier 2015/04 Der Arbeitsmarkt für Akademiker in Studium ist nicht zwingend Garant für gut bezahlten Job Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung Regionaldirektion Kind, du musst studieren! Diese Aussage hat die eine oder der andere bestimmt schon von Eltern und Verwandten gehört. Doch hält diese Aufforderung noch den Ansprüchen des heutigen Arbeitsmarkts stand und ist dieser gut gemeinte Tipp tatsächlich noch mit einer gesicherten beruflichen Laufbahn verbunden? In den Medien wird des Öfteren sogar von Akademisierungswahn gesprochen, deshalb möchten wir mit diesem Dossier der Frage auf den Grund gehen: Ist eine universitäre Ausbildung immer mit einem späteren sicheren Arbeitsplatz verbunden? Welche Studiengänge sind erfolgversprechend und bei welchen Fächern sieht es schlechter aus mit einer beruflichen Karriere? Wir haben verschiedene Zahlen, Daten und Fakten aus zusammengestellt. Fakt ist, dass die Arbeitslosenquote bei Akademikerinnen und Akademikern vergleichsweise gering ist. Jedoch ist bei niedrigem Ausgangsniveau in den letzten Jahren ihr Anteil an den Arbeitslosen gestiegen. Will man beruflich hoch hinaus, das heißt einen komplexen Job mit Führungsverantwortung ausfüllen, hat man als Wirtschaftswissenschaftlerin oder Wirtschaftswissenschaftler gute Chancen. Geistes- oder Naturwissenschaftler findet man in viel seltener in sogenannten Expertentätigkeiten. Deshalb ist, je nach fachlicher Neigung, ein universitäres Studium nicht immer der sicherste Weg, um einen erfolgreichen und gut bezahlten Job zu bekommen. Gerade auch beim Thema Fachkräfteengpass sollten wir unseren Fokus nicht nur auf universitäre Ausbildung legen denn eine duale Ausbildung ist heutzutage sowohl fachlich als auch finanziell in vielen Bereichen gleichwertig. Der Praxisbezug der dualen Ausbildung erleichtert oft den Berufseinstieg und bietet vielfach schnellere Aufstiegschancen als bei akademischen Berufsanfängerinnen und Berufsanfängern. Deshalb lassen Sie uns mit offenem Blick die Fähigkeiten und Möglichkeiten unserer jungen Menschen bewerten und sie entsprechend beraten. Ein akademisches Studium ist nach wie vor nicht der einzige Weg, um eine erfolgversprechende Karriere zu starten. Christian Rauch
2 Inhalt Einleitung 3 1. Erwerbstätige 3 2. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit akademischem Abschluss 3 3. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Experten 4 4. Arbeitslosigkeit 5 5. Zugangsrisiko und Abgangschance nach Qualifikation 5 6. Gemeldete Arbeitsstellen 6 7. Engpassberufe auf Expertenebene 6 2
3 Einleitung Auch Akademikerinnen und Akademiker profitierten von der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt. Der Trend zur Höherqualifizierung setzte sich auch im Jahr fort und die Erwerbstätigkeit ist weiter gestiegen. Die Zahl der Stellenmeldungen erhöhte sich ebenfalls. Die Arbeitslosigkeit hat zwar leicht zugenommen, befindet sich aber weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Einen flächendeckenden Akademikermangel gibt es nicht, jedoch sind Besetzungsengpässe in bestimmten Berufen und Regionen auszumachen. Hier sind im wesentlichen Ingenieure einiger Fachrichtungen, er und Ärzte zu nennen. 1. Erwerbstätige In gab es im Jahr 2011 rund 5,6 Millionen Erwerbstätige. Der Anteil erwerbstätiger Akademiker und erwerbstätiger Ungelernter liegen auf demselben Niveau. Jeder fünfte Erwerbstätige besitzt einen akademischen Abschluss Erwerbstätige nach Qualifikation, Anteile 2012 Insgesamt Fachhoch-/ Hochschulabschluss1) Meister-/Technikerausbildung2) Lehrausbildung3) ohne berufl. bzw. Hochschulabschluss4) 11,5 19,1 19,4 50,1 Datenquelle: Stat. Bundesamt, Fortschreibung Zensus ,0 Der Anteil der Männer mit akademischen Abschlüssen liegt um ein Drittel höher als bei den Frauen. Größte Differenz beim Anteil Akademiker Erwerbstätige nach Qualifikation und Geschlecht, Anteile ,6 48,1 13,0 21,3 Männer 21,4 52,4 9,7 16,5 Frauen ohne berufl. bzw. Hochschulabschluss4) Lehrausbildung3) Datenquelle: Stat. Bundesamt, Fortschreibung Zensus 2011 Meister- /Technikerausbildung2) Fachhoch-/ Hochschulabschluss1) 1) Einschließlich eines Ingenieurschulabschlusses, eines Abschlusses an einer Verwaltungsfachhochschule und Promotion. 2) Einschließlich eines Fachschulabschlusses, eines Abschlusses der Fachschule in der ehemaligen DDR, einer 2- oder 3-jährigen Schule des Gesundheitswesens, einer Fachakademie oder einer Berufsakademie. 3) Lehre/Berufsausbildung im dualen System, einschl. eines gleichwertigen Berufsabschlusses, eines Vorbereitungsdienstes für den mittleren Dienst in der öffentlichen Verwaltung, einer Anlernausbildung und einer 1-jährigen Schule des Gesundheitswesens. 4) Einschließlich eines Berufsvorbereitungsjahres und beruflichen Praktikums, da durch diese keine berufsqualifizierenden Abschlüsse erreicht werden. 2. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit akademischem Abschluss Die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (svb) mit akademischem Abschluss sind vom Jahr 2002 bis zum Jahr um rund 50 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt lediglich um 11 Prozent gestiegen. Stärkster Anstieg vom Jahr 2013 auf das Jahr Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit akad. Abschluss in Tsd. jew des Jahres Daten für 2012 nicht verfügbar - Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit akademischem Abschluss ist vom Jahr 2002 bis 2010 um rund 4 Prozentpunkte auf 15 Prozent angestiegen und stagniert seitdem. Mittlerweile hat jeder siebte Beschäftigte einen akademischen Abschluss. 3
4 Der Anteil steigt jährlich um mindestens 0,4 Prozentpunkte Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit akad. Abschluss an allen svb jew des Jahres Rückgang der Beschäftigten bei den künstlerischen Berufen Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Experten Veränderung zum Vorjahr 15,0 14,1 14,5 14,6 14,0 13,5 13,0 1 12,1 11,6 11,2 10, Experten insgesamt -5,8 0,5 1,6 2,4 1,6 3,5 2,9 4,1 4,4 4,7 5,4 3,7 5,5 4,3 3,2 Daten für 2012 nicht verfügbar 3. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Experten 1 Die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure. Fast ein Drittel aller Experten sind Wirtschaftswissenschaftler Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Experten Anteil ausgewählter Berufsaggregate an allen Experten 4,4 3,2 1,4 1,1 1,1 1,1 0,7 0,5 Im Bereich Mediengestaltung, Werbung und Marketing war vom Jahr 2013 auf mit 5,5 Prozent die höchste Steigerung an sozialversicherungspflichtig Beschäftigen zu verzeichnen. 7,3 7,0 7,0 9,7 20,9 29,6 Frauen sind bei den Experten mit einem Anteil von einem Drittel stark unterrepräsentiert. Drei von vier Psychologen/-innen sind Frauen nur eine von zehn Ingenieuren/-innen Anteile sozialversicherungspflichtig beschäftigter Experten nach Geschlecht in Prozent svb insgesamt darunter Experten insgesamt 25,8 29,2 Lediglich jeder 13. Akademiker ist Ausländer, bei allen Beschäftigten dagegen jeder Achte. 38,2 42,8 45,5 47,4 Männer 54,9 49,3 52,1 54,8 66,8 60,9 63,7 71,0 72,3 86,3 90,5 74,2 70,8 61,8 57,2 Frauen Niedriger Ausländeranteil bei den Experten Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Experten Ausländeranteil in Prozent 54,5 5 45,1 50,7 47,9 45,2 33,2 39,1 36,3 29,0 27,7 13,7 9,5 1 Dem Anforderungsniveau 4 (Experten) werden die Berufe zugeordnet, deren Tätigkeitsbündel einen sehr hohen Komplexitätsgrad aufweisen bzw. ein entsprechend hohes Kenntnis- und Fertigkeitsniveau erfordern. Kennzeichnend für die Berufe des Anforderungsniveaus 4 sind hoch komplexe Tätigkeiten. Dazu zählen z. B. Entwicklungs-, Forschungsund Diagnosetätigkeiten, Wissensvermittlung sowie Leitungsund Führungsaufgaben innerhalb eines (großen) Unternehmens. In der Regel setzt die Ausübung dieser Berufe eine mindestens vierjährige Hochschulausbildung und/oder eine entsprechende Berufserfahrung voraus. Der typischerweise erforderliche berufliche Bildungsabschluss ist ein Hochschulabschluss (Masterabschluss, Diplom, Staatsexamen o. Ä.). Bei einigen Berufen bzw. Tätigkeiten kann auch die Anforderung einer Promotion bzw. Habilitation bestehen. 4 Insgesamt Experten Deutsche 87,5 92,4 Ausländer Der Anstieg bei den sozialversicherungspflichtig beschäftigten ausländischen Akademikern blieb mit Prozent deutlich hinter dem Anstieg der beschäftigten Ausländer insgesamt. 12,4 7,5
5 Deutlich geringerer Anstieg bei den ausländischen Experten Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Experten Veränderung zum Vorjahr Ausl. insg. Ausl. Experten Die größte Gruppe ausländischer Akademiker besitzt die französische Staatsangehörigkeit. Franzosen, Italiener und Türken machen rund ein Viertel der ausländischen Experten aus Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Experten Anteile der TOP 20 nach Staatsangehörigkeit Frankreich Italien Türkei Österreich Spanien China Griechenland Rumänien Indien Kroatien2) Russische Föderation Vereinigte Staaten Großbritannien und Nordirland Polen Ungarn Niederlande Bulgarien Ukraine Schweiz Portugal 4. Arbeitslosigkeit 1,3 1,9 1,8 1,7 1,7 2,3 Die Zahl arbeitsloser Akademiker hat in den letzten beiden Jahren stark zugenommen. Nach wie vor aber ist ihr Anteil unter den Arbeitslosen deutlich niedriger als bei allen Beschäftigten. Der Anteil von Arbeitslosen mit akademischem Abschluss steigt kontinuierlich Anteil Arbeitsloser mit akad. Abschluss an allen Arbeitslosen jeweils Juni 5,6 6,4 3,0 2,9 3,7 3,3 4,0 6,7 6,8 4,4 5,1 4,9 6,1 9,2 7,6 8,3 8,4 9,8 Die Arbeitslosigkeit der Experten ist vom Jahr 2013 auf das Jahr um 6,1 Prozent gestiegen. Am stärksten war der Zuwachs der Arbeitslosigkeit im Bereich. Die Arbeitslosigkeit über alle Anforderungsniveaus ist im selben Zeitraum um 1,5 Prozent zurückgegangen. Stärkster Zuwachs beim Arbeitslose Experten Veränderung zum Vorjahr Experten insgesamt -11,1 Bei den Arbeitslosen sind die weiblichen Experten, gemessen an Ihren Anteil an den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Experten (45,1 Prozent), stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als die männlichen Experten. 5. Zugangsrisiko und Abgangschance nach Qualifikation -6,5 Das Zugangsrisiko ( Wie viele Beschäftigte werden innerhalb eines Jahres arbeitslos? ) zeigt, dass die Akademiker das geringste Risiko haben. Allerdings gibt es innerhalb der Berufsgruppen eine große Bandbreite. Bei der Abgangschance ( Wie viele Arbeitslose finden innerhalb eines Monats eine Beschäftigung? ) liegen die Akademiker und die Menschen mit schulischer oder betrieblicher Ausbildung auf vergleichbarem Niveau. -0,7-3,0-0,3 1,2 3,8 3,1 6,1 5,4 Expertinnen sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen Arbeitslose Experten Anteile nach Geschlecht Arbeitslose insgesamt darunter Experten insgesamt Männer 3,5 52,3 61,1 27,5 34,7 36,5 36,9 4 44,2 45,6 47,6 48,0 53,5 57,8 70,5 72,0 85,1 89,1 10,6 12,2 Frauen 20,1 47,7 38,9 72,5 65,3 63,5 63,1 56,6 55,8 54,4 52,4 52,0 46,5 42,2 29,5 28,0 14,9 10,
6 Akademiker haben das geringste Risiko, arbeitslos zu werden Zugangsrisiko und Abgangschance Zugangsrisiko Abgangschance 7. Engpassberufe auf Expertenebene Für besteht aktuell ein Engpass in folgenden Berufen: Insgesamt ohne Ausbildung betriebliche/schulische Ausbildung 15,3 6,1 5,3 7,0 4,5 9,5 Maschinenbau und Betriebstechnik Elektrotechnik Ver- und Entsorgung Softwareentwicklung, Programmierung Human- und Zahnmedizin akademische Ausbildung 6. Gemeldete Arbeitsstellen Der Stellenzugang stieg bei den Akademikern etwas stärker an als beim Durchschnitt aller Ausbildungsniveaus. 4,2 9,4 Zur Beurteilung, ob ein Engpass vorliegt, wurden die Vakanzzeit (die Zeit zwischen dem gewünschten Besetzungstermin einer Stelle und der Abmeldung der Stelle bei der Bundesagentur für Arbeit) und die Arbeitslosen-Stellen-Relation miteinander kombiniert. Stärkster Anstieg im Verwaltungs-, Archiv- und Bibliothekswesen Zugang gemeldeter Arbeitsstellen für Experten Veränderung zum Vorjahr in Prozent Alle Anforderungsniveaus Experten insgesamt -23,1-15,3-6,9-1,3-2,7 5,0 5,9 12,3 1,7 9,1 4,2 17,3 6,8 3,2 4,8 1,9 32,1, und umfassten bei den Experten zusammen rund 60 Prozent der Stellenzugänge im Jahr. Der Stellenbestand wird vom dominiert Bestand gemeldeter Arbeitsstellen für Experten Anteil ausgewählter Berufsaggregate 5,9 5,8 3,2 2,5 2,5 2,2 1,4 1,1 1,0 1,0 9,6 16,3 19,9 22,5 Impressum: Arbeitsmarkt-Dossier 2015/04 Oktober 2015 Herausgeber: Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Hölderlinstr. 36, Stuttgart de Redaktion: Uta Heinemann, Uwe Festag, Ulrich Häfele Gestaltung: Ulrich Häfele 6
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