Grußwort. des Staatssekretärs Dr. Georg Schütte, Bundesministerium für Bildung und Forschung, anlässlich der Veranstaltung
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- Jutta Meinhardt
- vor 8 Jahren
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1 Grußwort des Staatssekretärs Dr. Georg Schütte, Bundesministerium für Bildung und Forschung, anlässlich der Veranstaltung Chemistry as Innovation Driver der BASF am 7. September 2011 in Berlin Sperrfrist: Beginn der Rede! Es gilt das gesprochene Wort!
2 2 Sehr geehrter Herr Dr. Kreimeyer, sehr geehrte Damen und Herren, die heutige Veranstaltung ist der Chemie als Innovationstreiber gewidmet. Ich freue mich, aus diesem Anlass einige Grußworte an Sie richten zu dürfen. Sie haben die nachfolgende Diskussion unter das Motto Chancen, Risiken und Akzeptanz gestellt. Diesem Dreiklang folgend lassen Sie mich folgende einleitende Bemerkungen machen: I. Chancen Die Innovationskraft der chemischen Industrie und ihre Bereitschaft, die Bundesregierung bei der Umsetzung der Hightech-Strategie zu unterstützen, sehe ich als große Chance für Deutschlands Zukunft. Die deutsche Chemieindustrie ist im internationalen Vergleich ausgesprochen stark auf FuE orientiert. In keinem anderen europäischen Land ist der Anteil der forschenden Chemieunternehmen höher als in Deutschland. 7 % der gesamten FuE-Ausgaben und 8% des FuE-Personals der deutschen Wirtschaft entfallen auf die Chemie. Die deutsche Chemieindustrie hat auch während der schweren Wirtschaftskrise 2008/09 ihre Forschungs- und Innovationsaktivitäten auf hohem Niveau gehalten. Der Anteil der kontinuierlich forschenden Unternehmen war wie in den Vorjahren - höher als in jeder anderen Branche. Misst man
3 3 die Ausgaben für FuE, Innovationen und Investitionen am Branchenumsatz, so trug die Krise 2009 sogar zu einer Intensivierung der FuE- und Innovationsaktivitäten bei. Ein solches antizyklisches Investitionsverhalten, trotz Krisenzeiten verstärkt in die Zukunft zu investieren, wird zu Recht als smart investment bezeichnet. Die chemische Industrie ist also in der Tat ein Investitionstreiber. Und laut aktuellen Zahlen des VCI hat die Chemieindustrie ihre FuE-Investitionen 2010 um weitere 8% gesteigert und will auch 2011 mehr Geld in FuE investieren. Die Bundesregierung sieht es als Bestätigung ihrer Politik, dass die Investitionen deutscher Unternehmen in F&E während der Krise in der Breite nicht massiv einbrachen und 2011 wieder deutlich steigen. Die aktuellen Daten aus dem FuE-Frühindikator des Stifterverbandes vom Sommer dieses Jahres sind hier eindeutig. Auch die Bundesregierung hat clever investiert und trotz der Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung die Zukunftsinvestitionen in Forschung und Bildung weiter gesteigert. Sie hat ihre Ausgaben für FuE im Zeitraum von 2005 bis 2011 von gut neun Mrd. Euro auf fast 13 Mrd. Euro erhöht - das entspricht einer Steigerung um 42 Prozent. Der Erfolg spricht für sich: Das European Union Scoreborad sieht Deutschland stabil in der Spitzengruppe der Innovation Leader und lobt das kontrazyklische Engagement in FuE.
4 Nicht nur das finanzielle Engagement ist hierfür verantwortlich, sondern vor allem auch der konzeptionelle Ansatz: Mit der Hightech-Strategie haben wir einen stringenten und ganzheitlichen Ansatz der Innovationspolitik entwickelt und gemeinsam mit Industrie und Forschung umgesetzt. 4 Die Forschungsunion, in der auch Sie, Herr Dr. Kreimeyer aktiv mitwirken, hat uns dabei mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Gemeinsam sind wir jetzt dabei, mit beispielhaften Zukunftsprojekten zum Beispiel zur CO2-neutralen, energieeffizienten und klimaangepassten Stadt [der Morgenstadt] oder zur grünen Mobilität - den weiteren Weg zu skizzieren. Die Chemieindustrie wird bei der Umsetzung eine zentrale Rolle spielen. Für den Einstieg in eine wahrhaft grüne Mobilität werden wir in Zukunft zum Beispiel leistungsfähige Energiespeicher brauchen, die nicht ohne weitere Innovationen der chemischen Industrie verfügbar sein werden. Das BMBF hat bereits im November 2007 die Innovationsallianz Lithium-Ionen-Batterie 2015 initiiert und ganz aktuell im Frühjahr mit dem Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterie die Errichtung einer Pilotproduktionsanlage für Lithium-Ionen-Batterien in Ulm vereinbart. Insgesamt hat die Bundesregierung im Mai 2011 bis zum Ende der Legislaturperiode eine weitere Milliarde Euro für Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektromobilität
5 5 bereit gestellt und ihre Anstrengungen in diesem Bereich damit verdoppelt. Eine vergleichbar wichtige Rolle wird die chemische Industrie bei der Umsetzung der Morgenstadt und übergreifend beim Umbau der Energieversorgung haben. Auch die Zukunftsprojekte Innovationen für die individualisierte Medizin und Nachwachsende Rohstoffe als Alternative zum Öl werden nur dann gelingen, wenn sie durch Forschung und Entwicklung in den Unternehmen der chemischen Industrie getragen werden. II. Risiken Die gerade skizzierte Kultur der Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wird auch bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen gefragt sein. Es wird darum gehen, mögliche Risiken für die Branche und für unsere Innovationspolitik zu minimieren. Eines dieser Risiken könnte der drohende Fachkräftemangel sein. Die Sicherung der Fachkräftebasis bildet einen zentralen Handlungsschwerpunkt der Bundesregierung, denn bereits heute treten in einzelnen Branchen und Regionen Fachkräfteengpässe auf. Die chemische Industrie weist schon seit längerem darauf hin, wie essentiell die Fachkräftefrage für sie ist und wo sie noch Verbesserungspotenzial in Deutschland
6 sieht. Auch aus Sicht der Bundesregierung ist davon auszugehen, dass sich die Schwierigkeiten der Unternehmen bei der Personalsuche angesichts der demografischen Entwicklung und der derzeitigen wirtschaftlichen Erholung mittel- bis langfristig verstärken werden, wenn nicht vorausschauend gehandelt wird. Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung ist insbesondere die Förderung der MINT-Berufe von besonderer Bedeutung. Deshalb haben wir bei den drei Hochschulpakten einen besonderen Schwerpunkt bei den MINT-Studiengängen gesetzt. Politik und Wirtschaft müssen jetzt mit Nachdruck weiter daran arbeiten, dass qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Zukunft in ausreichender Zahl für die chemische Industrie zur Verfügung stehen. Es muss uns auch gelingen, unsere jungen Talente für Forschung und Entwicklung zu begeistern. Ich möchte Sie daher auch einladen, sich gemeinsam mit uns für das Deutschlandstipendium zu engagieren, damit die Spitzenkräfte von morgen gezielt unterstützt werden. Diese Stipendien bieten für die Wirtschaft ein wirksames Instrument, um aktiv Fachkräfte zu gewinnen. Die Hochschulen schärfen damit ihr Profil und verstärken ihre Netzwerke. Davon profitiert der gesamte Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. 6 Ein weiteres Risiko betrifft steigende Energiepreise. Die chemische Industrie ist einer der großen industriellen
7 7 Energieverbraucher in Deutschland. Die mittelfristig zur Neige gehenden Ölreserven und die von der Bundesregierung eingeleitete Energiewende werden absehbar zu steigenden Strompreisen führen. Die Auswirkungen für den Industriestandort Deutschland müssen bei einer Neuorientierung der Energiepolitik mit bedacht werden. Der Anspruch einer nachhaltigeren Energieversorgung wird zwangsläufig zu einem Spannungsfeld führen, das auch für die Zukunft der chemischen Industrie mit entscheidend sein wird. Innovationssprünge könnten auch hier dazu beitragen, eine massive Verschlechterung der Rahmenbedingungen für die chemische Industrie abzuwenden. III. Akzeptanz Lassen Sie mich abschließend auf das Thema Akzeptanz neuer Technologien zu sprechen kommen, das ja eng mit möglichen Risiken dieser Technologien zusammenhängt. Für unser Handeln sind wir auf Seiten der Politik wie auf Seiten der Wirtschaft auf hinreichende Akzeptanz durch die Bürger essentiell angewiesen. Das ambivalente Beispiel Energie hat in den letzten Monaten auch in Hinblick auf eine stärkere Bürgerbeteiligung die öffentlichen Diskussionen in Deutschland bestimmt. Wir haben das Thema Energietechnologien für die Zukunft daher bewusst als Thema für den neuen Bürgerdialog ausgewählt. Der Bürgerdialog bietet die Gelegenheit, Fragen, Erwartungen und
8 8 Bedenken hinsichtlich der technologischen Aspekte der zukünftigen Energieversorgung zu formulieren und mit Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu diskutieren. Auch andere Themen, die im besonderen Fokus der chemischen Industrie liegen, werden in der Öffentlichkeit durchaus kontrovers diskutiert. Die Nanotechnologie bietet hierfür ein gutes Beispiel. Das BMBF ist sich dieser Ambivalenz bewusst. Daher investieren wir einerseits in Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Nanotechnologie. Um Nanotechnologie für Deutschland nutzen zu können, müssen aber zugleich die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt erforscht und mit der Öffentlichkeit diskutiert werden. Auch dies ist Teil unserer Forschungsstrategie. IV. Ich möchte die nachfolgende Podiumsdiskussion gerne nutzen, um diese übergreifenden Themen der Innovationspolitik mit Ihnen zu diskutieren. Es gilt, die Chancen einer innovationsstarken chemischen Industrie zu beleuchten, ohne mögliche Risiken für diese Branche, aber auch Risiken ihrer Technologien zu vergessen. Hierzu müssen wir den Dialog mit den Bürgern suchen, um die notwendige Akzeptanz für Technologien und Politikansätze zu sichern. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine spannende Diskussion
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