Mehrwertsteuer und Landwirtschaft
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- Gottlob Holtzer
- vor 8 Jahren
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1 Mehrwertsteuer und Landwirtschaft
2 Grundsätzlich Urproduktion ist von der MWST ausgenommen Nicht alles was auf dem Landwirtschaftsbetrieb an Erträgen anfällt gehört zur Urproduktion (steuerpflichtige Umsätze) Damit ein Landwirt MWST-pflichtig wird, muss das Total der steuerpflichtigen Umsätze CHF überschritten sein
3 Wer gilt neben den Landwirten auch noch als Urproduzent? Hors-sol-Betriebe Rebbauern, für die Umsätze aus den im eigenen Betrieb gewonnenen Trauben oder der daraus unvergorenen Traubenmoste Baumschulen Champignonzüchter Bienenzüchter Eierproduzenten Züchter von Vieh (d. h. Pferde, Esel, Maultiere, Rindvieh, Schafe, Ziegen und Schweine) und Geflügel (Hühner, Enten, Gänse, Trut- und Perlhühner)
4 Wer gilt neben den Landwirten auch noch als Urproduzent? Züchter von anderen Tieren, die für die menschliche Ernährung bestimmt sind (z.b. Kaninchen-, Fisch- oder Straussenzucht sowie die Aufzucht von Wild) (Lohn-) Mastbetriebe Züchter von Besatzfischen (z.b. Forellen) Berufsfischer
5 Nicht als Urproduzenten gelten Weinbauern, für die Umsätze von vergorenen Traubenmosten oder Weinen Züchter von Tieren, die nicht für die menschliche Ernährung bestimmt sind (z.b. Hunde, Katzen, Zierfische und vögel) Jäger
6 Als Urprodukte gelten Kartoffeln, Getreide, Heu, Stroh und Früchte aus eigenem Anbau Tiere aus eigener Zucht\Aufzucht Eier von eigenen Hühnern Konfitüre aus eigenen Beeren Honig von eigenen Bienen Milch aus eigener Produktion zu Butter, Käse oder Eiscreme verarbeitet Fleisch aus eigener Mast (egal, ob die Schlachtung selbst oder durch einen Dritten ausgeführt wurde
7 Als Urprodukte gelten Brot aus eigenem Getreide beziehungsweise eigenem Mehl hergestellt Selbst gezogene Gemüse und Salate Trauben und Obst aus eigener Produktion sowie daraus hergestellte unvergorene Moste Holz aus eigenem Wald (Holz ab Stock, Rundholz oder gespaltenes Holz mit oder ohne Rinde in allen marktfähigen Längen, Papierholz oder Holzschnitzel)
8 Beispiele von steuerbaren Leistungen in der Landwirtschaft Handel mit zugekauften Erzeugnissen der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und Gärtnerei Herstellung von Käse aus zugekaufter Milch Aufzucht von nicht für die menschliche Ernährung bestimmten Tieren beispielsweise von Hunden, Katzen, Mäusen oder Ziervögeln Verkauf von Wein durch Weinbauern (selbst oder durch Dritte gekeltert) Bodenbearbeitungs-, Spritz- oder Erntearbeiten für Rechnung Dritter Arbeiten für Dritte Pflanzen- oder Gartenartikelhandel
9 Beispiele von steuerbaren Leistungen in der Landwirtschaft Landschaftsgärtnerarbeiten für Dritte (z. B. Gartenpflege und -bau) Wasserlieferungen aus eigener Quelle Kieslieferungen aus eigener Kiesgrube Verkauf alkoholhaltiger Getränke mit mehr als 0.5 Volumenprozent Betreiben einer Gastwirtschaft Betreiben einer Pferdepension Schneeräumung Vermietung von Maschinen an Dritte Stromerträge
10 Effektive Abrechnungsmethode Reduzierter Steuersatz 2.5% für Wasser in Leitungen Nahrungsmittel und Zusatzstoffe Vieh, Geflügel, Fische Getreide Sämereien, Setzknollen und zwiebeln, lebende Pflanzen, Stecklinge usw. Futtermittel, Silagesäuren, Streumittel für Tiere Dünger, Pflanzenschutzmittel, Mulch und anderes pflanzliches Abdeckmaterial Medikamente Auf den Leistungen im Bereich der Landwirtschaft, die in einer mit der Urproduktion in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Bearbeitung des Bodens oder Bearbeitung von mit dem Boden verbundenen Erzeugnissen der Urproduktion bestehen! Rest Normalsatz 8% (ausser Beherbergungssatz 3.8%)
11 Effektive Abrechnungsmethode Vorsteuern können geltend gemacht werden Wichtig bei Lohnunternehmern, da die Umsätze meistens nur zum reduzierten Steuersatz abgerechnet werden müssen, bei den Vorsteuern aber oft der Normalsatz geltend gemacht werden kann (Maschinen, Maschinenmiete, Rep. Maschinen, Diesel) Pro Quartal muss eine MWST-Abrechnungen vorgenommen werden, was einen höheren administrativen Aufwand bedeutet. Einmal gewählt muss diese Methode mindestens 3 Jahre angewendet werden (ausser der Branchensatz wurde von der ESTV geändert)
12 Saldosteuersatzmethode Es kann kein Vorsteuerabzug geltend gemacht werden Die MWST-Abrechnung muss nur halbjährlich vorgenommen werden Je nach Branchen und Tätigkeiten gibt es verschiedene Steuersätze (0.1% z.b: Option Urproduktion bis 6.7% z.b: Lohnarbeiten im Baugewrbe ) Ein Wechsel von der Saldosteuersatzmethode auf die effektive Abrechnungsmethode ist immer auf den Beginn der Steuerperiode möglich.
13 Beispiel 1 LW-Betrieb Umsätze 2014: CHF /Milchviehhaltung CHF /Direktzahlungen CHF /Pferdepension CHF /Vermietung von Maschinen CHF /Total Umsatz CHF /steuerbarer Umsatz (MWST) < CHF = nicht MWST-pflichtig
14 Beispiel 2 LW-Betrieb Umsätze 2015: CHF /Milchviehhaltung CHF /Direktzahlungen CHF /Pferdepension CHF /Vermietung von Maschinen CHF /Total Umsatz CHF /steuerbarer Umsatz (MWST) > CHF = MWST-pflichtig (ab 2016)
15 Beispiel 2 Die Steuerpflicht beschränkt sich bei diesem Beispiel nur auf den Umsätzen der Gesamtheit aller steuerbaren Leistungen (ohne Umsätze aus der Urproduktion)
16 Gefahren 2 oder mehr LW-Betriebe, mit mindestens je CHF steuerbaren Umsätzen, wollen eine BG gründen. Aus Sicht der MWST gilt eine Betriebsgemeinschaft als ein Steuersubjekt, somit würden diese beiden Umsätze zusammengezählt und die BG wäre für diese Umsätze MWSTpflichtig (ab dem Zeitpunkt der BG-Gründung)!
17 Gefahren Ein LW-Betrieb (Gemüsebaubetrieb, Direktvermarktung mit eigenen und zugekauften Produkten) erwirtschaftet einen Gesamtumsatz aus der Direktvermarktung von CHF Eigentlich wären nur 45% der Produkte zugekauft (= Umsatz CHF ) aber der Landwirt kann die Umsätze in den Kundenfakturen sowie in der Buchhaltung nicht zuverlässig trennen. = MWST-Pflicht für CHF mit dem Vorteil, dass bei Saldosatzbesteuerung für diese Tätigkeit nur 0.1% geschuldet sind (= CHF )
18 Gefahren Sobald ein LW-Betrieb MWST-pflichtig ist (mehr als CHF steuerpflichtige Umsätze), erhöht jeder zusätzliche steuerpflichtige Umsatz die Steuerbelastung.
19 Gefahren Ein LW-Betrieb hat bereits steuerpflichtige Umsätze aus Pferdepension von CHF /Jahr. Neu ist eine Photovoltaikanlage geplant mit einem Umsatz CHF /Jahr. In diesem Fall sollte die MWST-pflicht möglichst vermieden werden. Variante 1: Umsätze aus Pferdepension um CHF bis CHF /Jahr reduzieren. Variante 2: Projekt der Photovoltaikanlage nicht realisieren Variante 3: Dach für Photovoltaikanlage vermieten (jährliche Mietzinse)
20 Freiwillig MWST abrechnen (optieren) Verzicht auf die Befreiung von der Steuerpflicht (Art. 11 MWSTG) Option für die Versteuerung der von der Steuer ausgenommenen Leistungen (Art. 22 MWSTG) Urproduktion darf trotz Option auf Saldosatz wechseln
21 Wann müsste eine Option geprüft werden? Grosse Investitionen in Gebäude (nicht Wohnhaus) und Maschinen der Urproduktion Urproduktion mit sehr geringem Umsatz im Verhältnis zu den MWST-pflichtigen Umsätzen, aber mit gemischt genutzten Produktionsfaktoren wie: Traktor, Diesel, diverse Maschinen (Problematik Vorsteuerkürzungen können elegant gelöst werden) Eigene und zugekaufte Produkte können nicht getrennt werden
22 Vorteile eine Option Einlageentsteuerung lineare Abschreibung Maschinen Feste Einrichtungen 5 Jahre, lineare Abschreibung Gebäude 20 Jahre Reduktion Investitionssumme bei Grossprojekten Vereinfachung Abrechnung bei nicht trennbaren eigenen und zugekauften Produkten
23 Nachteile einer Option Eigenverbrauch lineare Abschreibung Maschinen/Feste Einrichtungen 5 Jahre, lineare Abschreibung auf Gebäuden 20 Jahre Mehraufwand Administration Mehrkosten Beratung Einheitssteuersatz als Risiko (Risiko ist nach der Abstimmung vom letzten Jahr nicht mehr so gross) voraussichtlich höhere MWST in Zukunft
24 Schlussfolgerungen Option soll einen Nutzen haben Unsicherheit berücksichtigen Meist lohnt es sich nicht (nur für ca. 2% der Landwirte)
25 Wichtige Unterlagen (MWST/Landwirtschaft) Mehrwertsteuergesetz Mehrwertsteuerverordnung MWST-Info 02 Steuerpflicht MWST-Info 05 Subventionen und Spenden MWST-Info 12 Saldosteuersätze 01- MWST-Branchen-Info Urproduktion und nahe stehende Bereiche
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