Kostenlose Probearbeit

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1 n FRAGEN AN DIE BEWERBUNGSEXPERTIN Kostenlose Probearbeit Mir wurde in einem Antwortschreiben auf meine Bewerbung die Möglichkeit der kostenlosen Probearbeit angeboten. Sollte man sich darauf einlassen? Im sozialen, handwerklichen oder im Non-Profit-Bereich ist der Vorschlag des Probearbeitens von ein paar Tagen oder gar einigen Wochen keine Seltenheit. Dies wird gern auch als Teil des Auswahlverfahrens eingesetzt, um Arbeitsleistung und Passgenauigkeit zum Team bewerten zu können. Arbeitsrechtlich ist es nicht korrekt, für Arbeitsleistung kein Entgelt zu zahlen. Sobald sich der Bewerber dem Weisungsrecht des Arbeitgebers unterwirft und eine Arbeitsleistung erbringen muss, handelt es sich quasi um ein reguläres Arbeitsverhältnis, für das eigentlich eine Vergütungspflicht besteht. Ohne eine schriftliche Vereinbarung über die Probearbeit kann dieser mündliche Arbeitsauftrag unter Umständen sogar bereits als Anstellung ausgelegt werden. Soweit die rechtliche Seite. Umstände, die dafür sprechen Häufig kommt das Angebot von Probetagen aus dem Non-Profit-Bereich, z. B. von einer NGO, die finanziell kaum über die Runden kommt, aber mit einem Projektfinanzierungsantrag kurz vor dem Durchbruch steht, um eine neue sozialversicherungspflichtige Stelle zu schaffen. Oder von einer Agentur, die selbst das Risiko trägt, wenn sie viel Zeit und Arbeitskraft in Angebote investiert, ohne zu wissen, ob sie auch den Zuschlag gewinnt. Wenn das Probearbeiten als Teil des Einstellungstests gesehen wird oder Schnuppern, Hospitieren oder Praktikum genannt wird, müssen Sie sich grundsätzlich die Frage stellen, ob Sie bereit sind, das Wagnis oder die Investition einzugehen, Ihre Arbeitsleistung auf Probe unter Beweis zu stellen. Dauer und Ziele Zwei, drei Tage bis zu zwei Wochen sind für solch eine unentgeltliche Hospitanz akzeptabel, aber in jedem Fall ist es ratsam vertraglich festzuhalten, dass nach einer positiven Ausgestaltung dieser Zeit ein Vertrag mit einem bestimmten monatlichen Einkommen abgeschlossen wird. Hier kann man auch darauf bestehen, dass ein Teil dieser Zeit nachher als Überstunden verbucht und später ausgeglichen werden kann. Zudem ist darauf zu achten, dass die Frage der Unfallversicherung für die Probearbeitstage geklärt ist. Warum macht man das? Man möchte durch ein Vor-Arbeiten den Arbeitgeber davon überzeugen, für eine langfristige Stelle geeignet zu sein. Oder man möchte eine große arbeitgebende Organisation von innen kennen lernen und selbst ein Gefühl für den Unternehmensgeist oder die Firmenkultur gewinnen. Umstände, die dagegen sprechen Handelt es sich allerdings um ein Unternehmen, das vor allem mit kurz angestellten Lohnarbeitern kurzfristige Arbeitseinsätze stemmt und dabei zusätzlich auf unentgeltliches Probearbeiten für mindestens vier Wochen baut, sollte man hellhörig werden. Auf der Website greatplacetowork.de oder konunu.de können Sie sich über Ihre künftigen Arbeitgeber informieren und checken, ob solche Machenschaften an der Tagesordnung sind. Es gibt eben immer noch Unternehmen, die regelmäßig mit Praktikanten sechs Monate lang arbeiten, ohne dass deren Investition zu einem Arbeitsverhältnis führt. Und hier liegt der entscheidenden Faktor auch für die Frage nach der Probearbeit. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie später dort auch mit einem zufriedenstellenden Arbeitsverhältnis rechnen können? Halten Sie dies möglichst vertraglich fest. Auch ein geringeres Einstiegsgehalt für die ersten sechs Monate ist denkbar, allerdings sollte es auch darüber ein schriftliches Dokument geben. Investition in die berufliche Zukunft Vorausgesetzt es handelt sich nicht um systematische Ausbeutung, sondern um eine Form der Einarbeitung und des gegenseitigen Kennenlernens, könnten Sie diese Zeit als sinnvolle Investition betrachten, in der Sie sich über die Inhalte und Konditionen einer späteren langfristigen Mitarbeit verständigen. Letztlich müssen Sie auf Ihre innere Stimme hören und abwägen, ob es sich um billige Arbeit oder um eine Einstiegschance handelt. Informationen ZUR AUTORIN Dr. Antje Schultheis ist freiberufliche Beraterin und Coach für berufliche Entwicklungsprozesse und lebt in Bonn. Außerdem arbeitet sie als Trainerin und Lehrbeauftragte an Universitäten, für Stiftungen und freie Bildungsträger. Antje Schultheis veranstaltet auch Seminare und Workshops, unter anderem zum Thema Berufseinstiegsstrategien im entwicklungspolitischen NGO-Bereich. Mehr Infos unter: 1

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