Denkmalpflege im Saarland. Jahresbericht Herausgegeben vom Landesdenkmalamt

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1 Denkmalpflege im Saarland Jahresbericht 2018

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3 Denkmalpflege im Saarland Jahresbericht 2018 Herausgegeben vom Landesdenkmalamt

4 Impressum Herausgeber Landesdenkmalamt Am Bergwerk Reden 11 D Schiffweiler Redaktion Rainer Knauf Isabel Schormann Layout Mahren grafikdesign, Saarbrücken Umschlagfotos Titelseite: Saarbrücken, Bürgerpark Hafeninsel, Aquädukt, Foto: 2018 Innenseite: Saarbrücken, Bürgerpark Hafeninsel, Amphitheater, Foto: 2018 Innenseite: Saarbrücken, Bürgerpark Hafeninsel, Spolienmauer, Foto: 2018 Abbildungen Landesdenkmalamt (sofern nicht anders angegeben) Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über abrufbar. Für den Inhalt sind die Autoren verantwortlich. Landesdenkmalamt, Schiffweiler 2019 Alle Rechte vorbehalten. 1. Aufl., 500 Stck. Druck: Krüger Druck+Verlag, Dillingen ISSN X

5 Das Landesdenkmalamt im instand gesetzten Zechengebäude des ehemaligen Bergwerks Landsweiler-Reden, Foto: 2008

6 Inhalt Einleitung... 7 Bodendenkmalpflege Überblick Praktische Bodendenkmalpflege Ein Faustkeil aus Wallerfangen Entdeckung eines vor- und frühgeschichtlichen Steinbruchs zur Gewinnung von Mahlsteinen in Holz Der Königsberg bei Siersburg. Grabungskampagne Aus der Auvergne in das Grumbachtal Alter Fund mit neuer Geschichte Zur Herkunft der Carnyces von Abentheuer Ausgrabung eines gallorömischen Wirtschaftsgebäudes in Nonnweiler Flur Spillert Bronzener Kerzenhalter und Lampe. Gradmesser der Romanisierung? Die Grabungskampagne 2018 im Wareswald bei Tholey Prospektionen zwischen zwei bedeutenden römischen Siedlungsplätzen bei Gersheim-Reinheim Zu den Portalsäulen der Villa von Bierbach Schwergewicht aus Besseringen Archäologiepark Römische Villa Borg. Grabungskampagne Die Ausgrabung des Kirkeler Burgbrunnens Ländliche Siedlung des Hochmittelalters in Ballern-Rech Notgrabung im Umfeld der Kirche St. Peter und Paul in Nalbach, Kr. Saarlouis Träger öffentlicher Belange Altertümersammlung PATARA Lykiens Tor zur römischen Welt im Museum für Vorund Frühgeschichte... 81

7 Restaurierungswerkstatt Die Restaurierungswerkstatt nun mit Strahlender Zukunft Kostbarkeiten aus dem Massif Central Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbücken ( ). Staatsmann Feldherr Städtebauer. Die Jubiläumsausstellung zum 300. Geburtstag Baudenkmalpflege Inventarisation Die Stengelanlage in Alt-Saarbrücken Stadtgrün der frühen Nachkriegszeit Bürgerpark Hafeninsel in Saarbrücken Die Villa Ditges des Architekten Ludwig Nobis am Saarbrücker Trillerweg Die Dorfschmiede in Hoof Religiöse Bildwerke von August Deppe im öffentlichen Raum von St. Ingbert Die Saarländische Denkmalliste, Neuaufnahmen Ehrenamtliche Denkmalbeauftragte im Bärenzwinger Praktische Baudenkmalpflege Einleitung Landeshauptstadt Saarbrücken Sanierung der Pumpstation Rosenstraße Kreis Neunkirchen Reinigung und Wiedereinbau der Lehoczky-Keramikwandbilder in Illingen Saarpfalz-Kreis Wiederaufstellung der Schächerfiguren an der Heiligkreuzkapelle in Blieskastel

8 Instandsetzung des Turms der protestantischen Pfarrkirche in Niederbexbach Öffentlichkeitsarbeit Entdecken, was uns verbindet Über 7500 Interessierte beim Tag des offenen Denkmals Veröffentlichungen Veranstaltungen Lehrveranstaltungen Personalia...178

9 Einleitung Liebe Leserinnen und Leser! Im Berichtszeitraum standen weitreichende strukturelle Veränderungen für das Landesdenkmalamt an. Am trat die Novellierung des Saarländischen Denkmalschutzgesetzes in Kraft. Das Landesdenkmalamt, bislang Stabsstelle im Ministerium für Bildung und Kultur, erfüllt seit diesem Jahr nun durch die formale Abtrennung als nachgeordnete Behörde in weitaus höherem Maße eigenständige Aufgaben einer Fach- und Vollzugsbehörde. Mit dem Ministerium als oberste Denkmalbehörde, nun mit eigener Fachabteilung für Denkmalschutz und Industriekultur, wird in einem mehrstufigen System das VierAugen-Prinzip gewahrt. Die neuen Organisationsformen erforderten umfangreiche Neustrukturierungen in den betrieblichen Abläufen und hatten unmittelbare Konsequenzen für die Aufgabenverteilung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit der Einrichtung der neuen Fachabteilung wurde nicht nur eine Kontroll- und Fachbehörde am Ministerium für Bildung und Kultur, sondern ein wichtiges neues Referat für die Entwicklung der Industriekultur als Schnittstelle, beispielsweise zur Weltkulturerbestätte Völklinger Hütte, geschaffen. Unter der Steuerung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz initiierten die einzelnen Landesdenkmalämter zahlreiche Projekte und Veranstaltungen, die 2018 ganz im Zeichen des Europäischen Kulturerbejahres (ECHY) standen. Die Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VDL) fand vom 10. bis 13. Juni in Trier statt. Unter dem Thema: Erinnerung und Aufbruch wurde der Umgang historischer Übergangsräume städtebaulicher Entwicklungen im Zeichen von Europa diskutiert. Als Trierer Manifest stellte die VDL die Forderung auf, diese Aspekte stärker in die politische Meinungsbildung und öffentliche Vermittlung miteinzubinden, um so der Präsenz und Wahrnehmung von Denkmalpflege mehr Gewicht zu geben. Auch die Jahrestagung des Verbandes der Landesarchäologen vom 4. bis 7. Juni in Hamburg orientierte sich mit dem Titel Europäische Ströme und Meere als Verkehrs-und Handelsachsen im Blickfeld der archäologischen Denkmalpflege am Europäischen Kulturerbejahr. 7

10 Ein besonderer Höhepunkt der öffentlichkeitswirksamen Arbeit der Landesarchäologen in Deutschland war die Ausstellung Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland vom bis im Berliner Gropius Bau. Das Landesdenkmalamt beteiligte sich mit herausragenden Objekten und legte einmal mehr Zeugnis für die überregionale Bedeutung des archäologischen Erbes im Saarland ab. Dem Thema Baukulturelles Erbe als deutschem Schwerpunkt im Europäischen Kulturerbejahr wurde am Tag des offenen Denkmals durch das Motto Entdecken, was uns verbindet Rechnung getragen, ganz im Zeichen des europäischen Gedankens. Leitmotiv des Saarlandes war die deutsch-französische Beziehung, die in vielfältiger Weise als beispielloses Zeugnis für den gemeinsamen Aufbruch in der Nachkriegszeit gilt. Sinnbildlich für diese Entwicklung wurden die Sendehalle Europa 1 in Überherrn sowie das Pingusson-Gebäude in Saarbrücken in den Vordergrund gestellt. Darüber hinaus bildete ein breites Spektrum an Denkmälern die Vielfältigkeit des kulturellen Erbes hierzulande ab. Neben den zahlreichen Maßnahmen der Bau- und Bodendenkmalpflege konnten wichtige Weichen für die Sanierung der überregional bedeutenden Bauwerke, insbesondere derer der Nachkriegszeit, gestellt werden. Mit der Unterstützung durch umfangreiche Fördermittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und den Sonderprogrammen des Bundes wurden unter Zuhilfenahme von Landes- und Totomitteln auch zahlreiche Projekte fortgeführt. Ein Dank geht an dieser Stelle an alle Bürgerinnen und Bürger, deren Engagement, ehrenamtlich wie als Denkmaleigentümer, einen wichtigen Beitrag zur Wertschätzung von Denkmalpflege im Saarland darstellt. Nicht zuletzt gilt ein besonderer Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesdenkmalamtes, die trotz der umfangreichen strukturellen Veränderungen mit hohem persönlichem Engagement drängende Aufgaben des Denkmalschutzes kompetent weiterführten. Deren Berichte und teils spektakuläre Ergebnisse trugen maßgeblich zum Gelingen dieses Bandes bei. Auch der Redaktion sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Neben dem Überblick zu den Projekten der Bau- und Bodendenkmalpflege zeigen die Beiträge zu den aktuellen Forschungen, wie breit gefächert die Aufgaben und Ziele des Landesdenkmalamtes sind. 8

11 Ich hoffe, dass dieser Jahresbericht auch diesmal nicht nur ein Überblick über die Themen des vergangenen Jahres gibt, sondern auch zu angeregten Diskussionen und neuen Forschungsansätzen ermuntert. Dr. Georg Breitner Leiter des Landesdenkmalamtes 9

12 Bodendenkmalpflege Überblick Die deutschen Bodendenkmalpfleger trugen zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 eine große archäologische Ausstellung im Berliner Gropius-Bau bei. Ihr Motto war Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland; sie stand unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Das Saarland war vertreten durch einige bedeutende, in jüngerer Zeit entdeckte Funde, so eine bronzene Statuette eines Hundes und eine des Gottes Mars sowie eine Serie von Lanzenspitzen aus dem Wareswald bei Tholey, ein Paar römische Schuhsohlen aus einem Grab am Saarbrücker Osthafen, sowie ein frührömisches Grab mit einer üppigen Ausstattung aus dem Areal der Dillinger Hütte. Diese Exponate dienten, dem Ausstellungsmotto gemäß, dazu, den Akkulturationsprozess der Romanisation nach der römischen Eroberung der Gallia Belgica zu beleuchten. Das Saarland bietet für dieses Forschungsfeld besonders reiches und ergiebiges Fundmaterial. Zum Europäischen Kulturerbejahr veranstalteten die deutschen Landesbehörden für Bodendenkmalpflege die Ausstellung Bewegte Zeiten in Berlin Neben der zentralen Berliner Ausstellung stattete das Landesdenkmalamt eine regionale Ausstellung über mittelalterliche Burgen in der SaarLor-Lux-Region in größerem Umfang mit Exponaten aus. Unter dem Titel Steinerne Macht fand sie im Historischen Museum Saarbrücken statt. Die Novellierung des Saarländischen Denkmalschutzgesetzes war auf Organisationsstrukturen der Denkmalpflege und auf einzelne baudenkmalpflegerische Aspekte konzentriert. Sie bot aber am Rande die Gelegenheit, einige Änderungen auch im Bereich der Bodendenkmalpflege einzubringen. Als Beispiel seien Verbesserungen bei der Kostentragungspflicht durch Bauträger oder bei der Wirkung von Grabungsschutzgebieten genannt. 10

13 Aus dem Museum Schloss Fellenberg in Merzig war schon 2017 ein größerer Komplex mittelalterlicher Keramik aus Düppenweiler in den Bestand des Landesdenkmalamtes überführt worden. Es handelt sich um Funde einer Grabung im Areal der Töpfereien, die bereits in den 1980er Jahren von Heimatforschern mit einer Grabungsgenehmigung des Landeskonservatoramtes durchgeführt worden waren. Die Funde wurden im Berichtsjahr von Mario Kühn inventarisiert. Ein Umzug und der Wechsel der Leitung des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Universität des Saarlandes von Prof. R. Echt auf Prof. S. Hornung war mit umfangreichen Aufräumarbeiten verbunden, im Zuge derer Funde und Archivalien alter saarländischer Institutsgrabungen und -forschungen an das Landesdenkmalamt überführt wurden. Eine detaillierte Inventarisation dieser Bestände steht noch aus. Altfundbestände gibt es im Magazin des Landesdenkmalamtes in großer Zahl. Sie müssen im Laufe der Zeit erfasst und bearbeitet werden, was aber wegen der dünnen Personaldecke nur schleichend vorangeht. Für einen kleinen, aber bedeutenden Fundkomplex konnte mit Petra Duppe M.A. eine ehrenamtliche Bearbeiterin gefunden werden. Es handelt sich um einen Komplex von Gesichtsurnen, der nach Duppe wohl aus polnischem Zwei Gesichtsurnen, zwei unverzierte Gefäße und vier Deckel. Einer der wenigen nicht aus dem Saarland stammenden Fundkomplexe in der Staatlichen Altertümersammlung, Foto: M. Schönberger/LDA,

14 Gebiet stammt. Sein Weg in die Altertümersammlung des Saarlandes lässt sich nur teilweise rekonstruieren. Die Funde gehören zur Sammlung des Historischen Vereins Saarbrücken, wohin sie vermutlich schon im 19. Jahrhundert gelangt sind. Die Publikation soll im nächsten Band der Reihe Landesarchäologie Saar erfolgen. Die wichtigen und ergiebigen Grabungen des Landesdenkmalamtes im Jahr 2018 werden im vorliegenden Heft ausführlicher behandelt. Eigens erwähnenswerte Funde sind die späthallstattzeitlichen, mit Zinneinlagen verzierten Armringe aus bituminösem Schiefer, gefunden im Grumbachtal bei Sengscheid, und der Hortfund römischer Fingerringe aus dem Vicus Wareswald bei Tholey (immerhin 23 Fingerringe, teils unterschiedlicher Form, teils mit Glaspasten, in einem geschlossenen Fund). Erfreulich ist, dass die seit 2001 laufenden Forschungen der Terrex ggmbh im Wareswald nun durch Lehrgrabungen der Kennesaw State University, Georgia/ USA, unter Leitung von Prof. Ph. Kiernan unterstützt werden. Neben den größeren Maßnahmen wurden etliche Sondagen, Notbergungen, Baubegleitungen und Prospektionen durchgeführt, so im Raum Ottweiler (Gasleitungsbau), in Saarbrücken (römisches Kastell), in Faha (alte Burg), in Schwemlingen (Neubaugebiet), auf dem Campus der Universität des Saarlandes, in Gehweiler, Tünsdorf (Neubaugebiet), Besseringen (Kanalbau), Scheuern, Merzig (Klosterkuppe), Saarlouis, Oberlimberg. Auf dem Sonnenberg bei St. Arnual, einer altbekannten Höhenbefestigung, konnten, ausgelöst durch die Verlegung einer Gasfernleitung, archäologische Untersuchungen an dem flachen Vorwall im Westen aufgenommen werden. Es besteht die Hoffnung, Konstruktionsweise und Datierung dieser bisher noch unerforschten Anlage klären zu können. Bereits seit Jahren hat das Saarbrücker Fraunhofer Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren immer wieder dem Landesdenkmalamt unter die Arme gegriffen. Diese bewährte Kooperation soll künftig vertieft werden. Es fanden mehrere Treffen statt, bei denen die Möglichkeiten ausgelotet wurden. Wesentliches Resultat war, dass ein gemeinsames Forschungsprojekt auf den Weg gebracht werden soll. Es geht um die automatische digitale Erfassung und Identifikation von römischer Reliefsigillata, zunächst am Beispiel von Produkten der Manufaktur Blickweiler. Das Projekt wird von Seiten des Fraunhofer Institutes betreut durch Prof. B. Valeske und Prof. A. Osman, von Seiten des Landesdenkmalamtes ist Dr. C. Höpken zuständig. Beratung zum Umgang mit Bodendenkmälern war wieder vielfach gefragt, so beispielsweise am Hunnenring bei Otzenhausen oder zu den 12

15 Fehlbrand-Stapel aus der Terra-Sigillata-Manufaktur Blickweiler, Foto: M. Schönberger/LDA, 2018 Steinkohle-Pingen bei Heiligenwald. Unter der angespannten Personalsituation droht allerdings dieser Aufgabenbereich zunehmend zu leiden. Die nächste Monographie der Bodendenkmalpflege wird von Dr. Ulrich Werz vorbereitet, der die Fundmünzen aus den Grabungen an der römischen Villa Borg vorlegen wird. Das Manuskript ist weitgehend abgeschlossen, die Redaktionsarbeiten haben begonnen. Zum Jahresende trat der langjährige Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege Johannes Schönwald in den Ruhestand. Er hatte bereits 1980 seinen Dienst am Staatlichen Konservatoramt angetreten, war zunächst als Vermessungs- und Grabungstechniker eingesetzt. Mit großem Engagement erweiterte er ständig sein Wissen zur saarländischen Archäologie, aber auch zur Informationstechnologie und zum Denkmal- und Baurecht. Seit langem war sein Büro die Zentrale für Stellungnahmen als Träger öffentlicher Belange. Zudem war er maßgeblich an der Entwicklung der Fundstellen-Datenbank beteiligt und für die digitale Erfassung der entsprechenden Daten zuständig. Mit dem Ausscheiden von Johannes Schönwald verliert die Abteilung Bodendenkmalpflege nicht nur einen kenntnisreichen, erfahrenen, engagierten Mitarbeiter, 13

16 sondern auch einen hochgeschätzten Kollegen. Seine über Jahrzehnte erworbenen intimen Kenntnisse der saarländischen Bodendenkmäler und des Landesdenkmalamtes bis in die hintersten Ecken der Archivund Kellerräume waren ein Schatz, dessen Verlust schwer zu verkraften und kaum zu kompensieren ist. Das gilt umso mehr, als ein Nachfolger erst nach einer mehrmonatigen Vakanz eingestellt werden kann, also keine direkte Einarbeitung und Übergabe möglich sein wird. Zum Schluss bleibt noch den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern zu danken, auf deren Hilfe es muss immer wieder betont werden die Landesarchäologie dringend angewiesen ist. Besonders erwähnt seien Hans Cappel, Blieskastel, Petra Duppe, Blieskastel, Dr. Hans-Peter Haag, Kleinblittersdorf, Josef Klein, Saarbrücken, Arnd Maes, Siersburg, Pascal Mohr, Brotdorf, Werner Müller, Nalbach, Thomas Theelen, St. Barbara, Thomas Weber, Saarlouis-Roden, Ingo Weirich, Bosen, Stefan Zender, Differten. Wolfgang Adler 14

17 Bodendenkmalpflege Praktische Bodendenkmalpflege Ein Faustkeil aus Wallerfangen Funde aus der Altsteinzeit sind im Saarland und der umgebenden Region selten: Prominentestes Beispiel für einen Faustkeil aus dem Saarland ist das mandelförmige Artefakt aus Ludweiler bzw. Dorf im Warndt, das 1940 von dem Wehrmachtsgeologen Dr. Carl Dantz auf einem Ziegeleigelände gefunden wurde. Der mit über 22 cm Länge recht große Faustkeil aus hellgrau bis weißlichem Feuerstein überstand in Saarbrücken die Bombennacht im Oktober 1944 in einem Tresor. Dieser stürzte durch die Geschossdecke in den Keller und wurde dort nach dem Krieg wiederentdeckt. Aus dem gleichen Material besteht der 2001 von Arnd Maes gefundene Faustkeil von Gerlfangen, der ursprünglich etwa 16 cm lang gewesen sein dürfte die Spitze ist abgebrochen. Ein weiterer, etwas kleinerer Faustkeil wurde 1991 von Werner Brill in Hüttersdorf, Kr. Saarlouis, gefunden; er besteht aus rötlichem, devonischem Quarzit. An der Fundstelle wurden in den folgenden Jahren weitere Steinartefakte gesammelt; insofern ist zu vermuten, dass es sich nicht um verlagerte Funde handelt. Im Umfeld des Ortes waren knapp ein Jahrhundert zuvor auch Knochen von Großsäugern entdeckt worden, die aus dem Pleistozän stammen könnten. Dem Faustkeil von Hüttersdorf ist nun ein weiterer Faustkeil aus Wallerfangen, nur etwa 15 km südöstlich von Hüttersdorf, an die Seite zu stellen: Im Herbst 2018 wurde im Rain eines Ackers in der Flur Im Harras für ein Verkehrsschild ein Loch ausgehoben; im Aushub am Rande der Faustkeil aus Wallerfangen, Foto:

18 Straße fand die 8-jährige Hannah Michelbacher einen fast 15 cm langen, spitz zulaufenden Stein, den sie wegen der auffälligen Form mitnahm. Nach der Reinigung ergab eine erste Begutachtung durch den Wallerfanger Amateurhistoriker Arnold Wiltz, dass es sich um einen Faustkeil handelt. Insgesamt ist das auf beiden Seiten relativ regelmäßig gearbeitete Stück gut erhalten, allein die letzten Millimeter der Spitze fehlen (L 139 mm, B 82 mm, D 45 mm, 379 g). Es besteht wie der Faustkeil aus Hüttersdorf aus rötlichem devonischem Quarzit und wurde aus einem Geröll geschlagen. Hiervon zeugen noch Reste der Rinde. Dieses eher robuste Proximalende mit Rinde ist auffallend im Kontrast zu dem fein und sehr spitz gearbeiteten Distalende. Charakteristisch für dieses wie viele andere Artefakte ist die Fundlage in unmittelbarer Nähe zu einem Fließgewässer: das Wallerfanger Stück lag 100 bis 150 m westlich des Wallerfanger Baches, der Richtung Osten nach ca m in die Saar fließt. Der Hüttersdorfer Faustkeil wurde ebenfalls westlich eines Wasserlaufs gefunden; er lag an einem Hang 600 m oberhalb des Hüttersdorfer Hombachs, der nach etwa 2 km in die Prims mündet. Der Fund aus Gerlfangen fand sich 600 m nördlich des Metzerbaches, der östlich nach 1700 m in die Nied fließt, etwa 2 km vor deren Mündung in die Saar. Der Ludweiler Faustkeil lag fast auf der Wasserscheide zwischen dem Kühlentalbach und dem Großrosselner Mühlenbach auf der östlichen und den Zuläufen des Krämbaches auf der westlichen Seite. In Lothringen sind zwei rohe Faustkeile aus Tetingen (Teting-sur-Nied) bekannt, gefunden zusammen mit Knochen von Waldelefanten. Vergleichbare Funde stammen beispielsweise von der Fundstelle Kärlich Seeufer direkt westlich des Rheins und aus Bollschweil im Hochschwarzwald. Letzterer ist einer von wenigen stratifizierten Faustkeilfundplätzen aus dem Mittelpleistozän östlich des Rheins. Als isolierte Einzelstücke lassen sich Faustkeile kaum chronologisch einordnen. Daher wären für die saarländischen Faustkeile weitere Untersuchungen im Gelände insbesondere in Wallerfangen und Hüttersdorf sinnvoll und eine intensive Auseinandersetzung lohnend. Nicholas Conard Constanze Höpken 16

19 Bodendenkmalpflege Entdeckung eines vor- und frühgeschichtlichen Steinbruchs zur Gewinnung von Mahlsteinen in Holz Der Ort Holz, Gemeinde Heusweiler, ist in der Geologie als Aufschluss für das sogenannte Holzer Konglomerat international bekannt. Das charakteristische Gestein ist eine wichtige geologische Referenzschicht, die im Oberkarbon die regionalen, steinkohleführenden Stufen Stephanium mit den Ottweiler Schichten und Westfalium mit den Saarbrücker Schichten voneinander trennt. Durch das starke Westgefälle der gesamten Steinkohlelagerstätte streicht die Schicht heute auf einem etwa 27 km langen und 100 m breiten Streifen zwischen Völklingen im Südosten und Neunkirchen im Nordosten aus. Holzer Konglomerat, Foto: 2019 Die Nutzung des Holzer Konglomerats für die Herstellung von neolithischen Mahlsteinen wurde vor etwa fünfzehn Jahren in einer Gesamtstudie über das frühe Neolithikum in Lothringen von Vincent Blouet, Emile Decker, Thierry Klag, Marie-Pierre Petitdidier und Laurent Thomashausen nachgewiesen. Der mit etwa 60 km am weitesten entfernte Fundort war Ban de Devant les Ponts in Metz. Gleichzeitig haben intensive Feldbegehungen durch Sébastien Schmit im Kanton Bitsch und Hans Cappel im Kreis Blieskastel gezeigt, dass sich die Nutzung dieses Gesteins nicht nur auf die Bandkeramik beschränkt; Mahlsteine aus Holzer Konglomerat liegen insgesamt von neolithischen bis römischen Fundstellen vor. 17

20 Die zahlreichen eisenzeitlichen Mahlsteine, sogenannte Napoleonshüte, beispielsweise aus Rimling (Dép. Moselle) deuten darauf hin, dass es zu dieser Zeit eine systematische Herstellung von Mahlsteinen aus Holzer Konglomerat gab, um diese Region über einen längeren Zeitraum mit Mahlsteinen zu versorgen. Die besondere Bedeutung solcher Mahlsteine belegt auch das Depot im Grab von Homburg Roter Hübel aus der Späten Hallstattzeit. Gezielt wurden daraufhin im Saarland alle Aufschlüsse des Holzer Konglomerats auf prähistorische Abbauspuren überprüft. Es zeigte sich, dass der Steinbruch in Holz, also die namensgebende Typlokalität selbst, als Hauptabbauort infrage kommt. Die Fundstelle liegt heute im Wald und wurde wahrscheinlich im nordöstlichen Bereich zum Teil durch den Bau der Autobahn Saarbrücken-Trier zerstört. Auf einer Fläche von ungefähr 3 ha konnten mehrere Dutzend Halbfabrikate von Mahlsteinen sowie zahlreiche Zurichtungsabschläge gefunden werden. In diesem Steinbruch können aufgrund der Funde drei Abbauphasen unterschieden werden: Frühneolithisch bis spätbronzezeitlich einzuordnen sind die ovalen oder mandelförmigen Halbfabrikate. Sie sind Vorstufen der in Lothringen gefundenen Mahlsteine dieser Zeit. Halbfabrikate mit spitzen Enden, sogenannte Napoleonshüte, sind ihrerseits typisch ab der frühen Eisenzeit. Unter diesen sind diejenigen aus Holzer Konglomerat massiver als die ebenfalls in der Region gefundenen Stücke vom Rhein aus Mayener Phono-Tephrit. Im Unterschied zu Stücken aus den Werkstätten von La Salle in den Vogesen sie bestehen aus Rhyolith besitzen die Holzer keine stabförmig herausgearbeitete Leiste mit der der Mahlstein im Holzsockel verankert wurde. Zusammen mit diesen zwei anderen Fundstellen und einem möglichen Rhyolith-Steinbruch von Traisen an der Nahe bildet der Steinbruch von Holz ein weiteres Abbaurevier zur Gewinnung von Mahl- und Mühlsteinen in der frühen Eisenzeit im nordwestlichen Europa. Mahlsteine von Drehmühlen, beispielsweise ein Stück aus Fremersdorf, belegen, dass im Holzer Steinbruch auch in der späten Eisenzeit und der römischen Zeit Mahlsteine hergestellt wurden. Diese Produktion war allerdings eher unbedeutend; im Vicus von Bliesbruck nur etwa 30 km entfernt wurden fast ausnahmslos Mühlsteine aus Eifellava gefunden. Um die Bedeutung des Holzer Abbaureviers und der dort produzierten Mahlsteine innerhalb der regionalen Tauschbeziehungen im Neolithikum und den Metallzeiten beurteilen zu können, lohnt es, die Funde älterer Grabungen in Lothringen und dem Saarland neu zu sichten. Im Vergleich 18

21 Napoleonshut, Foto: 2019 interessant wäre zudem, Feldbegehungen in der Gegend von Mettlach zu unternehmen, wo quarzitische Schichten des Buntsandsteins zutage treten. Auch hier sind Steinbrüche zur Gewinnung von Mahlsteinen zu vermuten, die das Gebiet der französischen Mosel vom Frühneolithikum bis zur Spätbronzezeit mit Mahlsteinen versorgten. Literatur: V. Blouet / E. Decker / T. Klag, M.-P. Petitdidier und L. Thomashausen, Le Néolithique ancien de Lorraine. Rapport d ACR sur le Néolithique ancien de Lorraine (Metz 2007). S. Schmit / A. Schnizler / D. Chalté, De la préhistoire aux mérovingiens. Inventaire des sites archéologiques du pays de Bitche. La Revue du Pays de Bitche 16, 2017, Vincent Blouet Hans Cappel Sébastien Schmit 19

22 Bodendenkmalpflege Der Königsberg bei Siersburg. Grabungskampagne 2018 Die archäologischen Untersuchungen auf dem Königsberg bei Siersburg konnten auch 2018 fortgesetzt werden. Die 7. Kampagne war, wie schon die Vorjahresgrabung, ganz dem nur flach erhaltenen Wall II (sog. Vorwall) gewidmet. Er zeichnet sich meist eher als Böschung denn als Wall im Gelände ab, erwies sich aber trotz dieser Unscheinbarkeit als besonders ergiebig. Die Holzkastenmauer war abgebrannt. Die Datierung dieser offenkundig systematischen Brandstiftung lässt sich mittlerweile genauer festlegen. 1 Größere Teile einer Schale aus Keramik. An ihrer Innenseite haben sich Reste eines flächigen Graphitauftrags erhalten. H. 9,1 cm, Zeichnung: C. Kessler, Größere Teile einer im Feuer verfärbten und verzogenen Schale aus Ton. H. 5,8 cm, Zeichnung: C. Kessler,

23 Es konnten schon zahlreiche Keramikscherben geborgen werden, die wahrscheinlich beim Brand der Holzkastenmauer auf dem Königsberg in die Erde gerieten. Sie sind noch nicht umfassend ausgewertet, da erst teilweise zusammengesetzt und gezeichnet. In größerem Umfang erhalten sind zwei Schalen. Die eine (Abb. 1) findet ein gutes, allerdings etwas weniger gedrungenes Gegenstück in einem von Alfons Kolling und Andrea Wolf der spätesten Urnenfelderzeit des Saar-Mosel-Raumes zugewiesenen Brandgrab aus Kaiserslautern; die andere (Abb. 2) hat eine Parallele in einem von Angelika Sehnert-Seibel aufgrund des Totenrituals zu Recht bereits in die Hallstattzeit gesetzten Grab (Höheischweiler Hügel 2, Grab 1). Sie erkennt aber in Schmuck- und Keramikformen des Inventars deutliche spätbronzezeitliche Bezüge und ordnet es deshalb dem Beginn der Stufe Hallstatt C zu. Ebenfalls aus der Zerstörungsschicht der Holz-Erde-Mauer vom Königsberg stammt ein größeres dünnwandiges und ornamentiertes Randfragment einer wohl kalottenförmigen Schale (Abb. 3). Sie trägt ein fein und exakt geritztes Muster aus stehenden schräg schraffierten Dreiecken zwischen horizontal umlaufenden Linien. Das ist eine in der mittleren und späten Urnenfelderzeit beliebte Verzierung. Auch die technischen Merkmale weisen eher in die Urnenfelderzeit. Die Gefäßform dagegen tritt zwar gegen Ende der Bronzezeit auf, wird dann aber erst in der Eisenzeit gängig. Damit lässt sich die Zerstörung der Festung auf dem Königsberg relativchronologisch am Übergang zwischen den Stufen Hallstatt B3 und Hallstatt C bzw. an den Beginn der Stufe Hallstatt C setzen. 3 Dünnwandige Randscherbe einer Schale mit feiner Ritzverzierung. Links unten haben sich Spuren einer weißlichen Inkrustation erhalten. L. 7,2 cm, Foto:

24 Von den Holzresten der Kastenkonstruktion der abgebrannten HolzErde-Mauer liegt ein Radiokarbondatum vor. Die 14C-Datierung ergab 804 bis 772 v.chr. mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,4 % (Cal. 2-sigma). Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Wert anhand von weiteren, mittlerweile vorliegenden, aber noch nicht untersuchten Holzproben oder gar durch dendrochronologische Daten bestätigen lässt. Ein erster Versuch der Dendrochronologen an einer Probe aus der Holzkonstruktion scheiterte an der niedrigen Zahl der Jahrringe. Das 14C-Datum fällt in den Übergang zwischen ausgehender Spätbronzezeit (Hallstatt B) und der ältesten Eisenzeit (Hallstatt C). Da nicht bekannt ist, aus welchem Teil des Stammes das beprobte Holzstück stammt und zudem der (nach den Grabungsbefunden wohl kurze) Zeitraum zwischen Bau und Brand der Mauer nicht bekannt ist, könnte der Wert in Relation zur Bauzeit der Befestigung noch etwas zu alt ausfallen. Nach der aktuellen Chronologiediskussion wird der Übergang zwischen Urnenfelderzeit und der Stufe Hallstatt C um 800 angesetzt. Dabei spielt ein dendrochronologisches Datum zu der hölzernen Grabkammer und dem Wagen von Wehringen, Hexenbergle, Hügel 8 eine entscheidende Rolle. Das Inventar gehört einem frühen Abschnitt der Stufe Hallstatt C an. Die bis ins Splintholz erhaltenen Jahrringe lassen auf ein Fällungsdatum zwischen 783 und 773 v. Chr. schließen (Trachsel 2004, 149). Zu dieser Zeit hatte also in Süddeutschland die Hallstattzeit bereits begonnen. Die derzeit jüngsten dendrochronologischen Daten für die Stufe Hallstatt B3, also das Ende der Urnenfelderzeit, stammen aus der Seeufersiedlung Chindrieux-Châtillon. Die dort verbauten Pfähle sind etwa zwischen 850 und 814/813 v. Chr. geschlagen worden (Trachsel 2004, 26, 146, 151). Mit diesen Anhaltspunkten gab man die bis dahin allgemein verbreitete Annahme auf, die Wende von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit habe um 750 v. Chr. stattgefunden. Stattdessen gilt nun als Wendemarke um 800 v. Chr. Die Übergangsphase von spätbronzezeitlichem Hallstatt B zum früheisenzeitlichen Hallstatt C ist in der Region bisher nur durch wenige Grabfunde belegt. Das Material aus der Zerstörungsschicht des Königsberges kann künftig wesentlich dazu beitragen, diesen Übergang zwischen Urnenfelder- und Hallstattzeit besser zu fassen. Das erscheint in Hinblick auf die bedeutende Konzentration von spätestbronzezeitlichen Hortfunden in der näheren Umgegend des Königsberges besonders spannend (mehrere Horte aus Wallerfangen, ein Hort aus Saarlouis-Roden und ein Hort, der aus dem Raum Bouzonville stammen soll). Es liegt nahe, die Höhenbefestigung auf dem Königsberg mit 22

25 diesem Hortfund-Horizont in einen Zusammenhang zu rücken, ebenso wie eine Beziehung zu vermuten zwischen den Kupfererz-Vorkommen um St. Barbara einerseits und den Horten sowie der Festung auf dem Königsberg andererseits. 4 Blick über den Wall II nach Norden mit dem Profil in Schnitt 11. Der gewachsene Fels ist überall erreicht. Die Schicht rot verbrannten Lehms zeichnet sich deutlich ab, Foto: R. Otto,

26 5 Schnitt 12, Wall II. Drohnen- Luftaufnahme von der verbrannten Holzkastenmauer. Verkohltes Holz ist in großem Umfang freipräpariert, darunter Flechtwerkmatten (unten links). Rechts unten zeichnet sich auf kurzer Strecke die Steinsetzung FS 101 ab, Foto: R. Otto,

27 6 Freilegung von Keramik dicht östlich der Steinsetzung FS 101, Foto: konnten die Arbeiten an Schnitt 11 (im mittleren Bereich des Walles II) abgeschlossen werden (Abb. 4). Neu war der Nachweis einzelner Pfostengruben zu der Holzkastenmauer. Der Schnitt 12 im Süden des Abschnittswalles II erwies sich in der Befundlage als wesentlich komplizierter als Schnitt 11. Die Grabungen waren zeitaufwendig, auch wegen der Bergung der zahlreichen aufgeweichten Keramikscherben. Es werden mindestens noch zwei Kampagnen notwendig sein, diesen Bereich zu klären. Das hängt einerseits damit zusammen, dass in späterer Zeit (wohl gegen Ende der Latènezeit) Planierungen und Neunutzungen stattgefunden haben, die nur noch in spärlichen Resten erhalten sind. Zudem ist die Festungsmauer an dieser Stelle anders konstruiert als in Schnitt 11 (Abb. 5). Unter anderem konnten in dem verbrannten Lehm der Mauer Flechtwerkmatten festgestellt werden, die annähernd waagerecht liegen. Ganz im Süden zeichnete sich hinter der Holzkastenmauer eine Steinsetzung oder Mauer (FS 101) ab. Sie ist bisher nur in einem kurzen Abschnitt erfasst und in ihrer Funktion noch nicht geklärt. Dicht östlich davon häuften sich Keramikscherben, die nicht zu an dieser Stelle zerdrückten ganzen Gefäßen gehören, sondern nur Einzelscherben oder allenfalls größere Gefäßteile sind (Abb. 6). Dazwischen kam immer wieder verkohltes Holz zum Vorschein. Die Scherben waren offenbar dem Zerstörungsfeuer der Befestigung ausgesetzt. 25

28 Die ergiebigen und spannenden Befunde lassen eine Fortsetzung der Grabung dringend geboten erscheinen. Der Königsberg hat noch längst nicht alle seine Geheimnisse preisgegeben. Literatur: A. Kolling, Späte Bronzezeit an Saar und Mosel. Saarbrücker Beitr. Altkde. 6 (Bonn 1968). A. Sehnert, Zur Südgrenze der Hunsrück-Eifel-Kultur. In: A. Haffner / A. Miron (Hrsg.), Studien zur Eisenzeit im Hunsrück-Nahe-Raum. Symposium Birkenfeld Trierer Zeitschr. Beih. 13 (Trier 1991) A. Sehnert-Seibel, Hallstattzeit in der Pfalz. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 10 (Bonn 1993). M. Trachsel, Untersuchungen zur relativen und absoluten Chronologie der Hallstattzeit 1. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 104 (Bonn 2004). A. Wolf, Zur Chronologie der Urnenfelderzeit im Saar-Mosel-Raum. Untersuchungen aufgrund der Grabfunde. In: R. Gleser (Hrsg.), Zwischen Mosel und Morava Neue Grabungen und Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Saarbrücker Stud. u. Mat. zur Altertumskunde 11, 2007, Wolfgang Adler 26

29 Bodendenkmalpflege Aus der Auvergne in das Grumbachtal Im Grumbachtal, durch das die Autobahn A6 bei St. Ingbert führt, sind seit dem 19. Jahrhundert viele archäologische Fundstellen bekannt, die heute östlich und westlich der Autobahn liegen. Offenbar war das Tal seit der Jungsteinzeit besiedelt; aus der römischen Zeit bekannt ist vor allem auch das römische Felsrelief, das im Volksmund den Namen Hänsel und Gretel trägt. Bauvorbereitende, systematische Untersuchungen im Umfeld des Ersatzneubaus der Autobahnbrücke im Grumbachtal ab Herbst 2017 hatten u.a. zur Entdeckung einer römischen Fundstelle direkt östlich der Fahrbahn geführt (s. Jahresbericht 2017, 70 f.). Grumbachtal, Bestattungen im Grabhügel, Foto: 2018 Besondere Strukturen, die sich bei einer Geoprospektion in einer Entfernung von etwa 200 m östlich der A6 gezeigt hatten, waren Grundlage gezielter Sondagen in der Flur Beim Weiherdamm auf der Talsohle. Sie entpuppten sich als Rest eines hallstattzeitlichen Grabhügels mit einem Durchmesser von mindestens 8 m. Allerdings waren weder die Aufschüttung oder eine Steineinfassung, noch ein Umfassungsgraben erkennbar. 27

30 Grumbachtal, Bergung von Grab 5, Foto: 2018 In dem Hügel fanden sich Steinabdeckungen und -umrandungen von fünf Körpergräbern und mittig ein Nest verbrannter Knochen mit dem Stück eines Armrings aus Bronze und einigen Keramikscherben, die vermutlich ebenfalls von einer Bestattung stammen. Die übrigen Knochen waren durch die Einbettung in Sandboden vergangen. Vier Gräber Grab 1-3 und 5 sind etwa kreisförmig angeordnet; eine weitere Bestattung Grab 4 war parallel zu Grab 3 angelegt worden. Alle Gräber sind etwa 2 m lang, nur Grab 4, das neben Grab 3 außerhalb des engen Kreises lag, zeigt mit 2,80 m Länge größere Abmessungen. Dieses Grab war auch am tiefsten ausgeschachtet und verfügte über eine 1 m mächtige Steinpackung in drei Lagen. Die Steine waren zum Teil so groß, dass sie nur mit erheblicher Kraftanstrengung bewegt werden konnten. Drei 28

31 der Gräber (1, 3 und 4) bargen keine Funde mehr und erschienen daher leer; es handelt sich vermutlich um beigabenlose Männerbestattungen. In den zwei übrigen Bestattungen (Nr. 2 und 5) befanden sich Beigaben: Die Tote in Grab 2 trug einen Schmuckreif am Hals und an ihrem Gewand eine Fibel. Die Tote in Grab 5 trug ebenfalls einen Halsreif, zudem zwei schwarze Armringe und vielleicht einen Ohrring. Als besonders herausragende Funde erwiesen sich die Armringe aus Ölschiefer mit stark zinnhaltigen, punktförmigen Metalleinlagen: die Kombination ihres Materials und die Art der Verzierung sind einzigartig. Den Wert der Stücke belegt zudem eine Reparatur. Es stellte sich die Frage, ob es sich um ein lokales Produkt aus saarländischer Kännelkohle handeln könnte. Eine Analyse durch Dr. Bertrand Ligouis, Labor für Angewandte organische Petrologie LAOP, Universität Tübingen ergab, dass hier Ölschiefer aus Bert-Montcombroux im Dép. Allier (Region Auvergne/ Rhône/ Alpes) vorliegt, und die Armringe demnach aus dem über 500 km entfernten nordöstlichen Zentralmassiv stammen (s. Beitrag Kasparek S. 90). Insgesamt erlauben die Funde eine zeitliche Einordnung der Gräber an das Ende der Hallstattzeit, etwa in die Zeit um 500 v. Chr. In dieser Epoche waren Hügelbestattungen die übliche Bestattungsform. Die Ausgrabungen erbrachten nun den ersten Nachweis dieser Bestattungsart für das Grumbachtal und damit einen wichtigen Baustein für die lokale Geschichte. Dagmar Wilhelm Constanze Höpken 29

32 Bodendenkmalpflege Alter Fund mit neuer Geschichte Zur Herkunft der Carnyces von Abentheuer Im Jahr 1874 erwarb das Provinzialmuseum Bonn drei Objekte, die erst jüngst, nach der Entdeckung des Hortfundes von Tintignac (Dép. Corrèze), als Fragmente von Carnyces (keltische Signaltrompeten) identifiziert werden konnten. Es handelt sich um die Reste zweier blattförmiger Ohren von unterschiedlicher Größe und eine gleichfalls fragmentarisch erhaltene Tülle. Laut Inventarbuch des Museums Bonn stammen diese Objekte aus Abentheurerhütte (Lkr. Birkenfeld) und werden als Teile eines Grabfundes angesprochen. Allerdings bestehen seit einiger Zeit Zweifel an der genannten Provenienz, denn Abentheurerhütte, im 19. Jahrhundert Standort einer der bedeutendsten Eisenhütten des Hochwaldgebietes, liegt im Tal des Traunbaches, dessen extreme Topographie gegen eine Besiedlung in vor- und frühgeschichtlicher Zeit spricht. Tatsächlich lässt sich die Entstehung eines Dorfes hier erst mit dem Betrieb des Hüttenwerkes nachweisen. Seine Wurzeln reichen entsprechend nur bis in das 15./16. Jahrhundert zurück. Spuren einer Besiedlung der Eisenzeit sind in einem Umfeld von rund 3 km um die Hütte dagegen bislang nicht bekannt und auch römische Relikte fehlen in direkter Nähe. Die Zuweisung zu einem Grabfund wurde in jüngerer Vergangenheit ebenfalls bezweifelt, da Vergleichsfunde von Carnyces durchweg aus sakralem Kontext vorliegen. Die trompetenartigen Instrumente waren auf Stammes- oder Pagus-Ebene ein Symbol des Krieges. Es handelte sich also nicht um Objekte der persönlichen Sphäre, was ihre Deponierung als Grabbeigabe in der Tat sehr unwahrscheinlich macht. Aufgrund der potentiellen historischen Bedeutung dieser bislang nur mit wenigen Exemplaren belegten Fundgattung musste die Klärung der Frage nach der wahren Provenienz der Carnyx-Fragmente von Abentheuer daher als ein wesentliches Forschungsdesiderat gelten. Ihre Spur beginnt bei dem Antikenhändler Dr. Cuny Bouvier, der die Funde einst erwarb. Dieser war Mitglied des Bonner Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinland. Gleiches galt für Gustav Adolph Böcking, den damaligen Besitzer des Eisenhüttenwerkes von Abentheuer, welcher nach Ausweis der Provenienzangabe ebenfalls am Erwerb der Carnyces beteiligt gewesen sein dürfte sei es als Vorbesitzer, der die Objekte veräußerte, oder als Vermittler bei deren Übergabe an den Verein. Bereits Gustav Adolphs Vater Heinrich Böcking genoss großes Renommee als Antikensammler. Er hatte archäologische Ausgrabungen auf dem Mont Hérapel bei Cocheren (dép. Moselle) sowie in der nahegelegenen Nekropole auf dem Kohlberg durchgeführt und bereicherte seine beeindruckende Sammlung auch durch Funde von anderen, meist römischen Fundstellen. Hierbei stand das Saargebiet stets im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Durch die Heirat mit Charlotte Henriette 30

33 Die Carnyxfragmente von Abentheuer im LVR-LandesMuseum Bonn, Foto: LMB, J. Vogel / A. Zawadzka, Grafik: S. Hornung, nach Hornung / Zawadzka 2017, 57 Abb. 1 Stumm, einer Industriellentochter aus dem Hunsrück, gelangte er in den 1830er Jahren in den Besitz der Abentheurerhütte entschied sich Heinrich Böcking, seine Antikensammlung an das Antiquarium der Königlichen Museen zu Berlin zu verkaufen, wo sie zunächst auch ausgestellt war. In deren bei diesem Anlass erstelltem Inventarbuch aus dem Jahre 1859 sind die Funde aus Abentheuer nicht aufgeführt. Es ist auch darüber hinaus recht unwahrscheinlich, dass die Carnyces ehemals zur Sammlung Heinrich Böcking gehörten und aus unbestimmtem Grund in Abentheuer verblieben, während die übrigen Objekte nach Berlin gelangten. Heinrich Böcking starb 1862 in Bonn. Seine Aktivität bei den dortigen Alterthumsfreunden im Rheinland erklärt zugleich die Mitgliedschaft seines Sohnes Gustav Adolph, der von ihm die Abentheurerhütte übernahm, in diesem Verein. Letzterer teilte die Begeisterung des Vaters für Geschichte bzw. Antiken und verfasste sogar eine erste wissenschaftliche Abhandlung zu den frühlatènezeitlichen Fürstengräbern von Schwarzenbach (Gde. Nonnweiler, Lkr. St. Wendel). 31

34 Der sozialgeschichtliche Hintergrund eben dieser Grabfunde sowie der Schrift Gustav Adolph Böckings ist letztlich auch mit Blick auf die Carnyces von Abentheuer bedeutsam. Die Familie Böcking betrieb im Distrikt Erzkaul nordwestlich von Schwarzenbach bis 1854 eine große Erzgrube zur Versorgung des 8 km entfernt gelegenen Hüttenwerkes. In dieser waren zahlreiche Bewohner des Dorfes im Nebenerwerb als Erzgräber tätig, sodass es vielfältige Beziehungen zwischen der Industriellenfamilie Böcking und der lokalen Bevölkerung gegeben haben muss. Diese Kontakte illustriert beispielhaft die Entdeckungsgeschichte des ersten Fürstengrabes von Schwarzenbach. Im Jahr 1849 stieß der Ackerer Adam Conrad auf das kostbare Grabinventar und verkaufte es an die Familie Böcking. Auch wenn sein Name nicht in den erhaltenen Auszügen des Bergregisters überliefert ist, belegt die dortige Nennung seines Vaters Jakob Conrad, der zugleich auch im nahen Bausteinbruch sowie ebenfalls in der Landwirtschaft tätig war, für das Jahr 1816, dass Mitglieder der Familie Conrad in der Erzgrube arbeiteten. Als Letztere 1854 geschlossen werden musste, versiegte für die Dorfbewohner eine wichtige Einnahmequelle. Adam Conrad selbst wanderte in dieser Krisenzeit 1856 mit seiner Familie nach Amerika aus. Vermutlich versorgte ihn der Verkauf der Schwarzenbacher Funde mit dem nötigen Startkapital für den Beginn eines neuen Lebens. Aber auch weit über dieses Dorf hinaus erlebte die gesamte Eisenhüttenindustrie des Hochwaldes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen rasanten Niedergang, da ihre Hochöfen mit der wegen der Devastierung der Wälder immer teurer werdenden Holzkohle betrieben werden mussten. Die Werke im Hochwald waren der Konkurrenz der auf Steinkohlebasis operierenden Hütten an der Saar daher nicht länger gewachsen. Es ist wohl kein Zufall, dass die Entdeckung der Carnyces von Abentheuer in eben jene Epoche des wirtschaftlichen Kollapses fällt und dass die Funde nur ein Jahr vor der Schließung der Abentheurerhütte an den Bonner Verein verkauft wurden. Der Niedergang der Hochwaldhütten muss für die Eigentümer mit erheblichen finanziellen Verlusten verbunden gewesen sein. In dieser Zeit finanzieller Nöte wäre es wenig verwunderlich, dass sich Gustav Adolph Böcking von Antikenfunden trennte, die er in besseren Zeiten erworben hatte und für die mit Blick auf die Geschichte der Schwarzenbacher Fürstengräber eine lokale Herkunft sehr wahrscheinlich ist. Denn von historischer Seite sind wir gut darüber unterrichtet, dass die Entdeckung der eisenzeitlichen Grabfunde mit ihren kostbaren Beigaben in Schwarzenbach einen regelrechten Goldrausch auslöste. Diese Schatzsuche der lokalen Bevölkerung hatte die systematische Plünderung von Grabhügeln und vermutlich auch anderen bekannten Fundstellen zur Folge. 32

35 Eine solche, um die Mitte des 19. Jahrhunderts bereits hinlänglich bekannte Fundstelle war der nur etwa 1 km von der Schwarzenbacher Erzgrube entfernte römische Vicus Auf dem Spätzrech. Hier kamen seit Jahrhundertbeginn immer wieder archäologische Funde von z.t. erheblichem Wert zutage, die auch gezielte Nachforschungen des Sankt Wendeler Altertumsvereines motivierten. Entsprechend konnten bei systematischen Grabungen der saarländischen Denkmalpflege Störungen der erhaltenen Befunde durch undokumentierte Eingriffe in die archäologische Substanz beobachtet werden, welche möglicherweise in diese Zeit zurückreichen. Im Zuge dieser jüngeren Forschungen wurde Auf dem Spätzrech einer der bedeutendsten gallorömischen Umgangstempel des Treverergebietes erfasst, dessen Auszug der Flurkarte Bann Schwarzenbach und Lokalisierung des gallorömischen Tempels, Zentrale Außenstelle des Landesamtes für Vermessung, Geoinformation und Landentwicklung, Arbeitsgruppe Landesarchiv, Grafik T. Lang, nach Hornung / Zawadzka 2017, 79 Abb

36 Größe nur von wenigen Kultbauten in den sakralen Zentren der Augusta Treverorum übertroffen wird, im ländlichen Umfeld der römischen Stadt jedoch bislang ohne Parallelen bleibt. Eine exponierte Bedeutung dieses nur rund 1,3 km vom Oppidum Hunnenring entfernt gelegenen Heiligtums als Zentrum auf Pagus- oder sogar Stammesebene ist daher sehr wahrscheinlich. Entsprechend erscheint es wenig verwunderlich, dass sich seine Wurzeln bis in die mittleren Jahrzehnte des 1. Jahrhunderts v. Chr. zurückverfolgen lassen. Der Tempelbezirk Auf dem Spätzrech wäre nach Ausweis der bislang bekannten Vergleichsfunde, welche durchweg aus bedeutenden römischen Kultbezirken mit eisenzeitlichen Wurzeln stammen, somit ein geradezu idealtypischer Deponierungsort für Carnyces. Es handelt sich zudem um ein Heiligtum des bei den Treverern verehrten Gottes Mars Cnabetius. Auch andernorts scheint die rituelle Niederlegung von Carnyces, welche man zu diesem Zweck unbrauchbar machte, also einer Nutzung symbolisch entzog, eng an die Verehrung des Kriegsgottes gebunden. Somit bleibt zu fragen, ob es konkrete Hinweise auf eine Herkunft der Abentheurer Funde aus diesem Heiligtum gibt. Ein Blick auf die Grundsteuermutterrolle des Jahres 1839 zeigt, dass in dieser Zeit das römische Vicus-Areal Auf dem Spätzrech bereits als Wirtschaftsfläche genutzt wurde und in 21 langgestreckte Parzellen untergliedert war. Mehrere der hier verzeichneten Eigentümer stammen aus Familien, deren Mitglieder nachweislich in der Erzgrube von Schwarzenbach tätig waren. Ein Name sticht jedoch besonders hervor. Michel Conrad, Bruder von Adam Conrad, dem Entdecker des ersten Schwarzenbacher Fürstengrabes, war der Besitzer von Parzelle 33. Bei dieser handelte es sich um eine von lediglich zwei Parzellen, welche die Cella des gallorömischen Tempels unmittelbar schnitten. Nur in oder bei diesem Kultbau ist mit der Niederlegung von Votiven zu rechnen. Auch wenn es retrospektiv wohl nie möglich sein wird, diese These abschließend zu beweisen, spricht doch einiges dafür, dass Michel Conrad der Entdecker der Carnyces war und diese, dem Beispiel seines Bruders Adam folgend, an Gustav Adolph Böcking verkaufte. Die Funde könnten entweder zufällig zutage gekommen sein oder aber sie wurden beim gezielten Graben an einer dem Finder bereits bekannten römischen Fundstelle entdeckt. Das gallorömische Heiligtum Auf dem Spätzrech bei Schwarzenbach ist daher mit einiger Wahrscheinlichkeit der Ort, an dem die heute in Bonn aufbewahrten Carnyxfragmente ursprünglich als Votive niedergelegt wurden. Über den historischen Kontext dieser Deponierung können wir vorerst nur spekulieren. Womöglich ist es aber kein Zufall, dass nur 34

37 6 km von dem Kultbezirk des Mars Cnabetius entfernt in der Gemarkung Hermeskeil (Lkr. Trier-Saarburg) ein Feldlager aus der Zeit des Gallischen Krieges nachgewiesen wurde, das mit der Niederschlagung von Aufständen der einheimischen Treverer in Verbindung steht. Dadurch rückt letztlich eine Deutung der beiden Kriegstrompeten bzw. ihrer Deponierung im Kontext historischer Ereignisse während der Eroberung Galliens in den Bereich des Möglichen. Allerdings gibt es durchaus alternative Erklärungen für die Weihung der beiden Carnyces, zumal im treverischen Gebiet auch in den folgenden Jahrzehnten weitere Aufstände gegen Rom belegt sind. Literatur: S. Hornung / A. Zawadzka, A little bit of history reconstructed new evidence on the provenance of the Abentheuer carnyces (Lkr. Birkenfeld) and their historical context. Bonner Jahrb. 217, 2017 (2019), Sabine Hornung 35

38 Bodendenkmalpflege Ausgrabung eines gallorömischen Wirtschaftsgebäudes in Nonnweiler Flur Spillert Die in den Vorjahren begonnenen Ausgrabungen eines römischen Gebäudes auf der mittleren Primsterrasse (s. Jahresbericht 2015, 39-43) wurden 2018 abgeschlossen. Sie waren zeitweise von starken Regengüssen und Grundwassereinbrüchen begleitet. Im Zuge der Ausgrabungen der Terrex ggmbh wurde ein 15,2 x 11 m großes Gebäude mit einem doppelräumigen Anbau von 7,4 x 4,4 m Größe an der südwestlichen Gebäudeseite freigelegt. Insgesamt wurden 200 m² Fläche untersucht. Während der Eingang Raum A im Osten zur vorgelagerten Terrasse hin vermutet wird, könnten die Reste einer flächigen Geröllschicht im Norden zu einer Wegeführung gedeutet werden. Das rechteckige Gebäude ist N-S orientiert, wobei Nord- und Südmauer nicht genau parallel verlaufen. Dies ist vermutlich auf eine bauliche Fehlleistung zurück zu führen. Eine weitere, achsiale Verschiebung im mittleren Bereich der westlichen Gebäudemauer könnte hingegen von einer baulichen Veränderung zeugen, die evtl. im Zusammenhang mit dem dort ansetzenden westlichen Anbau zu sehen ist. Jener ist in zwei Räume (A, D) untergliedert, während das eigentliche Gebäude (Raum C) keine räumliche Unterteilung aufweist. Im Maueraufbau zeigt sich eine Fundamentlage aus Kieseln, überlagert von der Mauerbasis aus Lavagesteinsbrocken. Nur geringe Mengen Sandsteinbruch und fehlender Mauermörtel lassen beim aufgehenden Mauerwerk primär an eine in Fachwerk- oder Holzbauweise ausgeführte Bautechnik denn an steinernes Mauerwerk denken. Als von besonderem Interesse zeigte sich der südlichere Raum D des Anbaues. Vor allem dessen nachträgliche Nutzung sticht ins Auge. Einer ursprünglichen Nutzung als Kellerraum (?) folgte eine spätere Anhebung des Fußbodenniveaus mit sekundärem Brandschutt aus einem anderen Gebäude. Eine laienhafte Ausbesserung der Westwand von Raum D mit vermutetem Mauerdurchbruch und ein an der Ostwand zu Raum C hin angelegter, weiterer Durchbruch scheinen hiermit in Verbindung zu stehen. Jedenfalls war die Trennwand zu Raum A abgetragen, denn der jüngere Stampflehmboden nebst einer Feuerstelle waren über dem abgetragenen Mauerstumpf angelegt. Der Boden Raum D wurde bei den Ausgrabungen nicht erreicht, da ständige Grundwassereinbrüche dem Aushub bei ca. 1 m unter dem Stampflehmboden eine Grenze setzten. Womit eine Deutung Raum D als Kellerraum nicht sicher zu beweisen ist. Eine an der Westwand von Raum C zu Raum A hin angelegte Installation aus locker gesetzten Steinen kann im Vergleich zu einem Befund aus Wederath-Belginum als Darre zum 36

39 1 Grabungsflächen Nonnweiler Spillert. Erkennbar der Gebäudegrundriss mit Ergänzung der Mauerverläufe (rot). Westwand Raum C mit angebauter Darre, Grafik: T. Fritsch 37

40 2 Nonnweiler, Spillert. Raum D. Sekundärnutzung mit Stampflehmboden und Brandstelle auf Mauerdurchbruch. Von Nord, Grafik: T. Fritsch Trocknen und Rösten von Getreide und Früchten angesprochen werden. Eine daneben liegende, nicht untersuchte Grube könnte damit in Zusammenhang stehen. Beides dürfte jedoch einer sekundären, jüngeren Nutzung des Gebäudes zuzurechnen sein. Vermutlich war das Gebäude in den durch Plünderungen und Zerstörungen unruhigen spätrömischen Zeiten nur noch im Bereich des Anbaus 38

41 mit seinen Räumen A und D in Benutzung, während das eigentliche Gebäude (Raum C) wahrscheinlich seiner Nutzung bereits enthoben war. Die ältesten Funde der Grabung datieren in das Neolithikum. Eine mit plastischer Leiste und Kammstichverzierung verzierte Scherbe (Abb. 4, 1) wird der La Hoguette Gruppe zugerechnet und dokumentiert ein Aufsuchen der Fundstelle schon im 5. Jahrtausend v. Chr. Weitere eisenzeitliche Keramiken (Abb. 4, 2-4) datieren, zusammen mit einem Mahlstein Typ Napoleonshut in die mittlere und späte Latènezeit und enden in augusteischer Zeit (Abb. 4, 5). Diese Funde bezeugen ein Aufsuchen der nahegelegenen, benachbarten Quelle schon in vorgeschichtlichen Zeiten. 3 Nonnweiler, Spillert. Fragment eines eisenzeitlichen Mahlsteins, Typ Napoleonshut. Länge noch 35 cm, Sandstein, Foto: T. Fritsch,

42 4 Nonnweiler, Spillert. Keramikfunde, o. M. Zeichnungen: C. Kessler; Grafik: T. Fritsch 40

43 Die mit dem Gebäude selbst in Verbindung zu bringenden Funde datieren etwa 100 bis 150 Jahre später. Beginnend im 2. Jahrhundert liegt der Schwerpunkt der römischen Funde auf jenen des Jahrhundert Es sind dies u. a. Töpfe mit Deckelfalz vom Typ Niederbieber 89/Alzey 27 (Abb. 4, 12 u. 14), Schüsseln mit keulenförmig verdicktem Rand vom Typ Niederbieber 104 und Reibschüsseln vom Typ Chenet 329 (Abb. 4, 13). Zahlreiche Fragmente stammen aus den Speicherer Töpfereien, die vom frühen 2. bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhundert rauwandige Ware produzierten und überregional vertrieben wurden. Auffällig waren Randscherben von mindestens neun Töpfen des Typs Alzey 33 (Abb. 4, 15-16), einer Gefäßform, die als Leitform der ersten Hälfte des 5. Jahrhundert gilt, nicht zuletzt, als sie in den jüngeren Bauphasen des eponymen Fundorts vertreten ist, nicht aber in dessen ältester Bauphase, die dem letzten Viertel des 4. Jahrhundert angehört. Die Autoren interpretieren das Gebäude als ein zu landwirtschaftlichen Zwecken genutztes Speicher- oder Lagergebäude, dessen Zusammenhang mit einer weiteren, 300 m entfernten Fundstelle (s. Jahresbericht 2015, 39) zu sehen ist. In jener wird das Hauptgebäude eines landwirtschaftlichen Betriebes vermutet, welcher im Umfeld (4 km) des gallorömischen Vicus Spätzrech bei Otzenhausen existierte und diesen vermutlich mit seinen agrarischen Produkten versorgte. Mit den erstmals in größeren Fundmengen auftretenden spätrömischen Keramiken liefert die Fundstelle wertvolle Hinweise auf die Inhalte des letzten Kapitels römischer Geschichte im Hochwaldraum. Die folgenden Jahrhunderte Geschichte liegen weitestgehend im Verborgenen. Erst mit der vor wenigen Jahren ergrabenen Burg des 9./10. Jahrhunderts auf dem Söterberg bei Schwarzenbach (s. Jahresbericht 2015, 66-72) dringt wieder etwas Licht in das Dunkel der Geschichte. Thomas Fritsch Carmen Kessler 41

44 Bodendenkmalpflege Bronzener Kerzenhalter und Lampe. Gradmesser der Romanisierung? Die Grabungskampagne 2018 im Wareswald bei Tholey Ein Keller mit der Raumbezeichnung D3 stand im Mittelpunkt der Untersuchungen der Kampagne 2018 im Wareswald. Ein Teil des Raumes war bereits in der Kampagne 2012 ausgegraben worden (s. Jahresbericht 2012, 60f.). Neben bronzenen Löwenköpfchen, die als Türbeschläge dienten, fanden sich damals einige Vorratsgefäße in situ auf dem Kellerboden. Der Keller war vollständig mit Brandschutt eines Schadfeuers, wahrscheinlich im darüber gelegenen Wohnbereich, angefüllt. In der Verfüllung lagen Scherben von Keramikgefäßen, einige Fragmente von bemaltem Wandverputz sowie verkohlte Stücke von Holzbrettern. Im Brandschutt konnte während der Grabungen der untere Teil einer Mühle aufgedeckt werden, deren zugehöriger Läuferstein bereits 2012 geborgen wurde. An datierenden Funden ist ein Denar des Antoninus Pius, wahrscheinlich n.chr. geprägt, zu nennen. Tholey, Wareswald, Raum D3, Brandschutt mit verkohlten Holzteilen, Foto: 2018 Der Eingang lag im Südwesten. Verkohlte Brettfragmente und die stufige Abarbeitung des anstehenden Lehmbodens weisen auf eine in den anstehenden Lehmboden eingefügte Holztreppe hin. 42

45 Tholey, Wareswald, Mahlstein aus Mayener Basalt, Foto: 2018 Tholey, Wareswald, Denar des Antoninus Pius, geprägt zwischen 140 und 143 n. Chr., Foto: M. Schäfer, 2018 Tholey, Wareswald, bronzener Kerzenhalter während der Restaurierung, Foto: 2018 Im Brandschutt unmittelbar über dem Lehm fanden sich das Fragment einer bronzenen Öllampe sowie ein bronzener Kerzenhalter, Funde die nicht sehr häufig in ländlichen Siedlungen auftauchen und vielleicht eine fortgeschrittene Romanisierung des Hausbesitzers andeuten. Der Kerzenhalter ist auch ein chronologisches Indiz für die Verfüllung und Aufgabe des Kellers in der 2. Hälfte des 3. Jahrhundert. 43

46 Bei der ansonsten dichten Bebauung im Siedlungskern war eine Lücke zwischen den Gebäudekomplexen D und E auffällig, die bislang keine Mauerstrukturen aufwies. Grabungen in diesem Bereich erbrachten Drainagerinnen, die recht dicht unter der modernen Oberfläche angelegt worden waren. Aufgrund der Funde an Keramik und Dachziegeln ist die Entstehung zweifellos in die Zeit des Bestehens der gallorömischen Siedlung anzusetzen. Nähere Datierungshinweise ergaben sich bislang nicht. Vermutlich befand sich hier ein Hofareal zwischen zwei Gebäuden, das durch Rinnen entwässert wurde. Die hangabwärts laufende Rinne war schließlich durch eine nachträglich eingezogene Mauer des bislang weitgehend unerforschten Gebäudes E gekappt worden. Unmittelbar an der Innenkante dieser Mauer wurde schließlich in Raum D5 ein bemerkenswerter Hortfund aufgedeckt. Es handelt sich um bronzene Fingerringe, teilweise mit Glasgemmen verziert. Die Freilegung der en bloc geborgenen Stücke in der Restaurierungswerkstatt des LDA ergab insgesamt 23 Ringe, die ursprünglich auf einen tordierten Bronze-Armreif mit Hakenverschluss aufgezogen waren. Die erhaltenen Glaspasten Tholey, Wareswald, Hofbereich zwischen Gebäude D und E mit Drainagerinne, Foto:

47 Tholey, Wareswald, Fingerringe und Armreif des Hortfundes nach der Restaurierung, Foto: A. Didas, 2018 sind teils ornamental, teils figürlich verziert. Als Motiv zeigt sich u.a. ein nach links schreitender Löwe, die linke Vordertatze auf einen Stierkopf setzend. Vermutlich handelt es sich bei den Stücken um Händlerware, die im Vicus Wareswald verkauft werden sollte. Unter welchen Umständen die Ringe an ihre Fundstelle gelangten, bleibt unklar. Tholey, Wareswald, Installation aus Sandstein im Eingangsbereich zum Mars-Tempel, Foto:

48 Tholey, Wareswald, Mauern eines Gebäudes nördlich des Mars-Tempels, Foto:

49 Im nördlichen Außenbereich des Mars-Tempels, dessen Cella mitsamt Umgang und Annex vollständig ausgegraben ist, fand in Kooperation mit der Kennesaw State University, Georgia/USA eine vierwöchige Grabungskampagne statt. Unter der Leitung von Prof. Ph. Kiernan und dem Verfasser wurden zwei Bereiche näher untersucht. Zum einen fand sich, unmittelbar an das bereits seit längerem bekannte Pflaster angrenzend die Fortsetzung einer Mauer, die schon im Herbst 2017 beobachtet werden konnte. Nordwestlich des Pflasters wurde eine Installation aus rötlichem Sandstein freigelegt, die ein sorgfältig gebohrtes Loch in der Mitte aufweist, vielleicht zur Aufnahme eines säulenförmigen Tischbeins bzw. eines Wasserbeckens. Die Ergebnisse geophysikalischer Messungen nördlich des Mars-Tempels wiesen schon im Sommer auf weitere Mauerzüge in diesem Bereich hin. In den Sondagen wurden dann Steinsetzungen aufgedeckt, die als Sockelmauern für eine Fachwerkkonstruktion interpretiert werden. Sie sind wie die Mauern des Mars-Tempels orientiert. Die Konstruktion der Mauern in Holzbauweise auf einem Steinsockel weist möglicherweise auf eine Entstehung des Gebäudes zeitlich vor dem ganz in Stein ausgeführten gallorömischen Umgangstempel hin. Gesichert ist dies jedoch nicht, da datierende Kleinfunde bislang nicht beobachtet werden konnten. Der Bereich nördlich des Mars-Tempels wird daher Gegenstand weiterer Untersuchungen der Grabungskampagne 2019 sein. Klaus-Peter Henz 47

50 Bodendenkmalpflege Prospektionen zwischen zwei bedeutenden römischen Siedlungsplätzen bei Gersheim-Reinheim Im Rahmen eines internationalen Projekts (Europäischer Kulturpark, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Università Gabriele d Annunzio Chieti-Pescara, Universität des Saarlandes, Landesdenkmalamt des Saarlandes) zur Erforschung der Kulturlandschaftsentwicklung um den römischen Vicus Bliesbruck wurden im September 2018 durch das Institut für Altertumswissenschaften der Universität Mainz, Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, an verschiedenen Orten im Bliesgau und dem benachbarten Lothringen geophysikalische Messungen auf römischen und mittelalterlichen Fundplätzen vorgenommen. Dabei wurde auch eine relativ kleine römische Fundstreuung bei Reinheim, südlich der Blies (Oberste Karwies) untersucht. Auf einer Fläche mit einem maximalen Durchmesser von 80 m waren hier durch ältere Begehungen römische Ziegel sowie Keramik des 2./3. Jahrhunderts bekannt. Anhand dieser Merkmale werden für gewöhnlich villae rusticae angesprochen eine Arbeitshypothese, die auch an diesem Platz bestand. Zur Überprüfung dieser Ansprache wurden ein Georadar (IDS RIS MF Hi-Mod mit 200/600 MHz-Antenne) und ein Magnetometer (Ferex mit zwei Sonden) verwendet. Die Messbilder zeigen drei beieinander liegende Strukturen, die wegen der oberflächlich sichtbaren Trümmerstreuung als Gebäude resp. Teile von Gebäuden angesprochen werden können. Unterschiede zwischen Magnetik- und Radarbild deuten jedoch an, dass nur der größere, mittige Befund tatsächlich Mauerwerk enthält (bei ca. 6 m Gebäudebreite). Dem Bild eines Wohnoder Wirtschaftsgebäudes einer villa rustica entspricht der Befund nicht, womit sich etliche, mehr oder weniger spekulative Interpretationsmöglichkeiten ergeben. So könnte man Grabbauten, ein Heiligtum, Ziegel- oder Kalköfen in Betracht ziehen, doch kann auch ein aus unbekanntem Grund nur partiell überliefertes Wohngebäude einer villa rustica derzeit nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Besonders interessant wird die Interpretation dieser Fundstelle in Hinblick auf die unmittelbare Nachbarschaft: Am gegenüberliegenden Ufer der Blies (Reinheim, Flur Horres) wurde durch Walter Reinhard vor gut zehn Jahren ein außergewöhnliches Ensemble eisenzeitlicher Gräber und römischer Gebäude untersucht, welches einige Parallelen zur bekannten Reinheimer Palastvilla aufweist. Neben einem größeren, zweiflügeligen Wohngebäude mit vorgelagertem Wasserbecken befinden sich mehrere Nebengebäude, die allerdings nicht axial um einen Hof angeordnet sind. Gleich der Palastvilla liegt in unmittelbarer Nähe zum Wohngebäude eine eisenzeitliche (Grabhügel-)Nekropole. Die Distanz zwischen den beiden gleichzeitigen Großvillen beträgt gerade 48

51 1 Ergebnis der geomagnetischen Prospektion (60 m : 55 m), Grafik: D. Rieth, Ergebnis des Georadars (Ausschnitt aus Abb. 1, 20 m : 15 m). Man beachte die Unterschiede zum Magnetogramm, besonders beim rechten Befund der Dreiergruppe, Grafik: D. Rieth, 2018 einmal ca m, sie werden allerdings durch die Blies getrennt. Obwohl solche kurzen Distanzen zwischen bedeutenden Gütern überraschen mögen ganz ohne Parallelen ist das Phänomen nicht. So liegen beispielsweise zwischen den beiden Palastvillen von Mauchenheim und Offenheim in Rheinhessen auch nur 1200 m, beide dortigen Wohngebäude sind dem der Reinheimer Palastvilla vergleichbar. 49

52 Die nun untersuchte Fundstelle südlich der Blies liegt nur etwa 250 m Luftlinie vom Wohngebäude auf dem Horres entfernt, zudem sind über Flurnamen zumindest für historische Zeiten Furten belegt, womit sich die Frage aufdrängt, um wessen Eigentum es sich hier handelte: Dürfen wir hier ausgelagerte Funktionsbauten der Horres-Anlage sehen? Oder gehörte alles Land südlich der Blies dem Eigentümer der Reinheimer Palastvilla? Eher unwahrscheinlich ist, dass hier der nächste, deutlich kleinere Nachbar der beiden Gutsbesitzer gelebt haben könnte. Oder sollten die Anlage auf dem Horres und die Reinheimer Palastvilla vielleicht ein und derselben Person gehört haben? Möglicherweise waren schon die Menschen in den eisenzeitlichen Nekropolen nahe verwandt und die Bewohner der römischen Villen deren Nachfahren? Wenn auch viele dieser Fragen vermutlich nie abschließend beantwortet werden können, dürfte diesbezüglich mit dem fokussierten Blick gerade auf solche Plätze, die sich in besitzrechtlich auffälliger Lage befinden, am ehesten ein Erkenntnisgewinn erzielt werden. Peter Haupt Dominic Rieth Andreas Stinsky 50

53 Bodendenkmalpflege Zu den Portalsäulen der Villa von Bierbach Anfang 2017 wurde in der Saarbrücker Altertümersammlung eine Revision der antiken Steindenkmäler durchgeführt. Diese war schon seit längerem notwendig, da nach mehreren Umzügen der Sammlung die schwer zu handhabenden und größtenteils unbeschrifteten Steindenkmäler in einen unübersichtlichen Zustand geraten waren. Eine Übersicht über den gesamten Bestand an Steindenkmälern war bisher nicht vorhanden. Es wurde daher ein umfassender Katalog erarbeitet, der nach Auffindung etlicher zusammengehöriger, aber an verschiedenen Stellen gelagerter Steine 263 Steindenkmäler aufführt und zunächst als hausinternes Arbeitsinstrument konzipiert ist Bei den Vorarbeiten dazu fielen sechs Fragmente von zwei sehr großen toskanischen Kapitellen aus rotem Sandstein auf, die zu Säulen von etwa 60 cm Durchmesser gehört haben müssen. Die einzelnen Fragmente besitzen folgende Abmessungen: 1. Erh. Länge 44 cm, erh. Breite 38 cm, Höhe 12 cm. 2. Erh. Höhe 28 cm, erh. Breite 36 cm, erh. Tiefe 37 cm. 3. Erh. Breite 89 cm, erh. Höhe 32 cm cm x 37 cm x 18 cm Erh. Länge 64 cm, erh. Breite 44 cm, Höhe 23 cm. 6. Erh. Höhe 21 cm. 4 5 Bierbach, Säulenbruchstücke von der Portikus, Foto: Frey,

54 Die Teile trugen keinerlei Beschriftung, waren in keinem Inventar verzeichnet und im Depot zerstreut gelagert. Säulen dieser Größe sind im Saarland allerdings nur von Bierbach bekannt, sodass die Vermutung nahelag, dass sie aus der dortigen Villa stammen. Die 1924 im Tal der Blies in der Nähe der römischen Siedlung Schwarzenacker entdeckte und 1929 bis 1931 ausgegrabene Anlage gehört zu den großen römischen Luxusvillen im Saarland und wurde 1968 von A. Kolling nachträglich publiziert. Es handelte sich um ein Gebäude von 67,90 m Länge mit zwei vorspringenden Eckrisaliten, zwischen denen sich ein 57,50 m langer Säulengang mit toskanischen Säulen aus rotem Sandstein erstreckte. Die Höhe der Portikussäulen ließ sich auf 2,30 m bestimmen. In der Mittelachse der Villa, vor dem Eingang zum zentralen Saal, waren zwei größere Portalsäulen angeordnet, die die übrigen Säulen der Portikus um mehr als ein Drittel in der Höhe überragten und damit den Haupteingang architektonisch besonders hervorhoben. Die beiden Säulen, die bei der Grabung noch in Sturzlage angetroffen wurden und die einen oberen Durchmesser von 58 cm besaßen, wurden von Kolling folgendermaßen beschrieben: Die Basis besteht aus einem doppelten Wulst und geht mit flachem Karnies in den nur schwach gebauchten Schaft über. Das Kapitell ist ziemlich niedrig und besteht im Wesentlichen aus einer Schmiege mit Wulst und Abakus. Bei einer Gesamthöhe von 3,82 m befindet sich auf etwa Zweidrittelhöhe eine Architravauflage in Gestalt einer Ausmeißelung mit anschließender Konsole. Die beiden Säulen sind aktuell in einer großen Glasvitrine hinter dem Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken aufgebaut. Das Kapitell der scheinbar kompletten Säule zeigt allerdings im Original an seiner Oberkante nicht, wie die Rekonstruktionszeichnung bei Kolling, einen glatten Abschluss, sondern deutlich sichtbar einen Bruch; es ist also nicht wirklich vollständig. Zusammen mit den beschriebenen Bruchstücken im Depot ergibt sich ein toskanisches Kapitell von 28 cm Höhe mit der Gliederung: Plättchen - Plättchen - Kehle - Wulst - Plättchen - Kehle - Plättchen (Gruppe XIII nach A. Paul), und einer 11 cm hohen Plinthe. Es ist völlig unklar, warum Kolling die Teile in seiner Rekonstruktion der Säulen nicht berücksichtigt hat, zumal das größte von ihnen (Nr. 3) auf einem Grabungsfoto, das die Portalsäulen in der Fundsituation zeigt, deutlich zu erkennen ist, sodass an der Zugehörigkeit kein Zweifel bestehen kann. Die Rekonstruktion der Säulen ist jedenfalls wie in der Abbildung zu berichtigen. 52

55 Literatur: A. Kolling, Die Villa von Bierbach. Forschungen im römischen Schwarzenacker II (HomburgSaar 1968). A. Paul, Toskanische Kapitelle aus Trier und Umgebung. Trierer Zeitschr. 57, 1994, 173f. Martin Frey Bierbach, Portikus. Rekonstruktionsversuch der Portalsäule nach A. Kolling 1968 mit Ergänzungen durch M. Frey

56 Bodendenkmalpflege Schwergewicht aus Besseringen Schon im 19. Jahrhundert war in Besseringen eine römische Villa entdeckt und 1874 von Eugen von Boch erforscht worden. Dabei wurde nicht die gesamte Villa ausgegraben, sondern nur einige Räume des Hauptgebäudes; hierbei kam unter anderem ein Mosaik und der kleine Stier von Besseringen, eine qualitätvolle Bronzestatuette, ans Tageslicht wurde im Gelände der Villa ein Industriegebiet geplant, was zu neuen Grabungen führte; diese werden seit 2013 ausgewertet (s. Jahresbericht 2013, 29-32). Zur Saar hin konnten mehrere Gebäude der pars rustica, des Landwirtschaftsbetriebes der Villa, untersucht werden, die abschließend im 9. Band der Denkmalpflege im Saarland 2017 publiziert wurden. Bei der Durchsicht des Alt-Materials fiel ein Amphorenhenkel auf, der am Fuß des Müllerküppchens etwa m nordwestlich des durch Frey vermuteten Hauptgebäudes von Hans Leisten gefunden wurde. Der Henkel trägt eine auf den ersten Blick nicht ganz einfach lesbare Einritzung. Solche Graffiti finden sich vielfach an römischer Keramik und können vor oder nach dem Brennen der Keramik angebracht worden sein. Sind sie vor dem Brennen angebracht, ist es eine Markierung durch den Töpfer selbst. Die Zeichen, die nach dem Brennen in ein Gefäß eingeritzt werden, stammen von dem, der es verkauft, gekauft oder benutzt hat. Besseringen, Abrieb des Graffito, Foto: M. Schönberger, 2019 An Krügen und importierten Amphoren sind solche Einritzungen recht häufig auf den Henkeln und auf dem Mündungsrand zu finden; meistens sind hier Gewichtsangaben vermerkt: Das Gewicht kann sich sowohl auf das Gefäß selbst wie auch auf das Volumen bzw. den Inhalt beziehen. Im Vergleich mit vielen anderen Markierungen lässt sich das Besseringer Graffito auflösen: L XX XXX. Das vorangestellte L bezieht sich auf die Gewichtseinheit Libra, das römische Pfund, das in heutiger Zeit etwa 325 g entspricht. Damit entpuppt sich die Markierung als doch recht übliche Gewichtsangabe. 54

57 Besseringen, Amphorenhenkel mit Graffito, Foto: M. Schönberger, 2019 Zu klären ist nun, ob sich das Graffito auf das Taragewicht des Behälters oder auf die Masse des Inhalts bezieht. Die deutliche Trennung der ersten Strichgruppe von der zweiten bedeutet in der Regel, dass der Angabe für das Pfund mit dem zweiten Strichbündel die Untereinheit der Unze nachgestellt ist. Die Unze ist der zwölfte Teil der Libra und entspricht heute etwa 27 g. Damit wäre das Gesamtgewicht wie folgt zu berechnen: 20 x 325 g + 30 x 27 g = 6500 g g = 7,310 kg. Für den Inhalt einer Amphore wäre das zu gering, aber es könnte sich um das Gewicht des Gefäßes handeln. Dennoch: 30 Unzen entsprechen 55

58 zweieinhalb Libra. Sinnvoller scheint also, 22 Libra und 6 Unzen einzuritzen. Insofern kommt eine dritte Möglichkeit infrage: Es könnte sich um einen Entnehmevermerk handeln. Hierbei wird jeweils die Menge des Inhalts vermerkt, die aus dem Behälter entnommen wurde. In unserem Fall wäre der Inhalt einmal um 20 Libra (etwa 6,5 kg) und einmal um 30 Libra (etwa 9,75 kg) reduziert worden. Das Volumen einer Amphore, zu der ein solch massiver Henkel gehört hat, ist allenfalls groß genug, um auch nach der Entnahme von über 16 kg noch einen Rest des Inhalts zu bergen. Um welchen Inhalt es sich ehemals gehandelt hat, lässt sich anhand des Henkels schwer ermitteln. Sicherlich war es weder Olivenöl noch Fischsauce, aber Wein, vielleicht auch Bier, können in dieser Amphore verpackt gewesen sein. Literatur: M. Frey, Die römische Axialhofvilla bei Besseringen an der Saar. In: Denkmalpflege im Saarland 9. Landesarchäologie Saar (Saarbrücken 2017) Constanze Höpken 56

59 Bodendenkmalpflege Archäologiepark Römische Villa Borg. Grabungskampagne stand für die Grabung keine Ein-Euro-Kraft zur Verfügung, aber fünf Wochen eine studentische Praktikantin und anderthalb Wochen ein ehrenamtlicher Helfer. Dementsprechend waren die Möglichkeiten begrenzt. Die Südmauer der 2017 nur an einer Ecke angeschnittenen wahrscheinlichen Speisekammer (s. Jahresbericht 2017, 58) konnte bis an den Hauptraum des Nebengebäudes R2 verfolgt werden. Der Innenraum der angebauten Kammer ist 3,95 m breit. Leider ist die Mauer auf 1,70 m modern gestört. Auch der Terrazzo-Fußboden des Raums ist durch die Störung betroffen und fand sich in Brocken verstreut. Borg, Nebengebäude R2, Blick von der SO-Ecke der vermutlichen Speisekammer mit Terrazzo-Fußboden nach Westen. Der Hauptraum beginnt oberhalb des Maßstabs. Die Störung ist links der Tafel zu sehen, auch mit Teilen des verschobenen Fußbodens, Foto: I. Vogt, Archäologiepark Römische Villa Borg / LDA,

60 Das Fundament des Wegs, der die Nebengebäude miteinander verband, war bereits 2016 in einem Schnitt freigelegt worden, aber hier waren noch Fragen offengeblieben. Die Pflasterung bestand aus einem Teil, der sowohl violettrote Taunusquarzitsteine als auch Kalksteine enthielt, und einem höher liegenden, der nur aus Kalksteinen und einzelnen Ziegeln bestand. Der höher liegende Teil ist nur 1 m schmal und wurde als eine jüngere Pflasterung interpretiert. Die nach dieser Theorie ältere Pflasterung mit den Taunusquarzitsteinen war auf einer Breite von 2,20 m sichtbar. Die Fragen waren nun: Spiegelt der Befund tatsächlich einen chronologischen Unterschied? Setzt sich die ältere Pflasterung unter der jüngeren fort und, wenn ja, wie weit? Zur Beantwortung wurde die höher liegende Pflasterung geschnitten und ihre östliche Hälfte entfernt. Tatsächlich setzte sich die Taunusquarzit enthaltende Pflasterung darunter fort, und zwar auf der vollen Breite. D. h., der ursprünglich 3,20 m breite Weg wurde in einer jüngeren Phase auf 1 m verschmälert, wobei man die Südkante beibehielt. Da der Weg nicht nur schmaler wurde, sondern Taunusquarzit auch härter als Kalkstein ist, liegt die Vermutung nahe, dass der Weg ursprünglich für Wagen genutzt wurde und später nur noch zu Fuß. Der Kalkstein ist das örtlich anstehende Gestein. Taunusquarzit findet man aber bereits in 1 km Entfernung von der Villa Borg. Borg, gepflasterter Weg zwischen den Nebengebäuden R1 und R2, Blick nach Norden, vorne jüngere Pflasterung, hinten ältere, Foto: I. Vogt, Archäologiepark Römische Villa Borg / LDA, 2016 Borg, gepflasterter Weg zwischen den Nebengebäuden R1 und R2, Blick nach Westen, die sich fortsetzende ältere Pflasterung (Planum 2) unter der jüngeren (Planum 1, am oberen Bildrand). Foto: I. Vogt, Archäologiepark Römische Villa Borg / LDA,

61 Borg, aufgedeckter Entwässerungskanal, Blick nach Osten, Foto: I. Vogt, Archäologiepark Römische Villa Borg / LDA, 2018 Abschließend wurde 2018 im letzten fehlenden Teil des das Nebengebäude R2 umlaufenden Entwässerungskanals die Abdeckung aus Taunusquarzitplatten entfernt und der offene Kanal dokumentiert. Man sieht in diesem Bereich nördlich von R2 das Umbiegen aus dem gerundeten Verlauf im Westen des Gebäudes auf die gerade Strecke nach Osten Richtung Galgenbach. 59

62 Borg, Nebengebäude R2, Schäden durch Vandalismus im Bereich der Herde. Die Täter hatten Steine und Vermessungsschnur herausgerissen und mit Nägeln gestochert, Foto: I. Vogt, Archäologiepark Römische Villa Borg / LDA, 2018 Leider ist für 2018 auch über ein äußerst unerfreuliches Ereignis zu berichten: Bei einer von der Gemeinde Perl in der Römischen Villa Borg durchgeführten Radsportveranstaltung sind unbeaufsichtigte Kinder in die abgesperrte Grabung eingedrungen und haben sie teilweise verwüstet. Es wurden Messnägel herausgezogen, Steine aus den Befunden gerissen und mit Nägeln nach Funden gestochert. Dies zeigt die Problematik einer mangelnden Sensibilisierung gegenüber wissenschaftlichen Ausgrabungen, auch vor dem Hintergrund eines reduzierten Geschichtsunterrichts in den Schulen. Die polizeilichen Ermittlungen mussten ergebnislos eingestellt werden. Inken Vogt 60

63 Bodendenkmalpflege Die Ausgrabung des Kirkeler Burgbrunnens Seit 2011 wird der mit Schutt verfüllte Brunnen von Burg Kirkel freigelegt. Dieses Projekt wird gemeinsam vom Förderkreis Kirkeler Burg e.v., der Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung im Saarpfalz-Kreis (AQuiS GmbH) und der Gemeinde Kirkel ausgeführt. Dabei leistet am und im Brunnen selbst ein kleines Team von Grabungsarbeitern und -arbeiterinnen aus dem Förderkreis Kirkeler Burg viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit an Wochenenden oder nach Feierabend. Der Verein beschafft und montiert auch alle benötigten Gerätschaften, sorgt für die Abfuhr des Abraums, die Arbeitssicherheit, die Sicherung der Baustelle und vieles mehr. Die AQuiS GmbH gewährleistet über die Verfasserin die fachgerechte Leitung und Dokumentation der Grabung, die Inventarisierung der Fundobjekte sowie die wissenschaftliche Auswertung und Publikation. Als dritte Institution im Bunde übernimmt die Gemeinde Kirkel die Kosten der Vermessungsarbeiten und Baukosten, z.b. den neuen Brunnenkranz. Im Jahr 2012 erkannte man nach der Freilegung im Planum, dass der ursprünglich senkrecht im Fels ausgearbeitete Brunnenmund durch Frosteinwirkung in großen Teilen trichterartig erodiert und aufgeweicht war. Ehe man mit den Abtragsarbeiten im Inneren der Brunnenröhre beginnen konnte, musste deshalb zunächst eine neue Einfassung hergestellt werden, die der Zugangssicherung dient sowie als Ausgangsbasis für sämtliche Arbeiten in der Tiefe und zur Montage des Fördergerüsts. Nach Abschluss der Grabung soll die Fördereinrichtung wieder demontiert werden. Der im Querschnitt L-förmige Betonring wird danach als Fundament für den neuen Brunnenkranz aus Sandsteinquadern dienen. Bei der archäologischen Erforschung des historischen Tiefbrunnens muss man nicht nur den wissenschaftlichen Belangen gerecht werden, sondern auch außergewöhnlich hohe Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeiten in der Tiefe treffen: So trägt jeder Mitarbeiter bzw. jede Mitarbeiterin auf dem Abdeckgitter oder im Brunnen eine persönliche Schutzausrüstung und wird angeseilt, um ein Abstürzen von oben oder ein Versinken in der Brunnenfüllung zu verhindern. Die maschinelle Belüftung beugt einer Vergiftung durch CO2-Ansammlung an der Sohle der Freilegung in der Brunnenröhre vor. Die Leiter zum Einfahren kommt aus dem bergmännischen Bedarf und bietet durch einen Mitläufer Sicherheit gegen Stürze. Der elektrische Kettenzug ist für fast 600 kg Last ausgelegt und fördert einen geschweißten Stahlkorb, auf dem die Eimer mit Schutt deponiert werden. Ein Rollgliss-Sicherungsgerät liegt zur Bergung verletzter Personen stets griffbereit. Sämtliche Gerätschaften werden regelmäßig auf ihre volle Funktionsfähigkeit geprüft. Bei jedem 61

64 Einsatz ist ein Bergungsspezialist beteiligt, sei es ein Fahrsteiger oder ein Höhenretter. Mehrere der Beteiligten sind als Ersthelfer oder -helferinnen im Betrieb ausgebildet. Zudem wird alljährlich eine gemeinsame Rettungsübung durchgeführt. Blick aus 18 m Tiefe nach oben. Man arbeitet in Schutzausrüstung und ist immer angeseilt. Zu sehen sind die Leiter (Fahrt) mit der zentralen Mitläuferschiene, das Belüftungsrohr und das Tragegestell zur Abraumförderung, Foto: C. Bernard, 2018 Durch die Klappe im Abdeckgitter wird der Blick in den Brunnen eröffnet. Im Vordergrund sieht man den Mitläufer an der Leiter, der zur Sturzsicherung beim Befahren dient, Foto: C. Bernard, 2017 Die Grabungsmethode und Dokumentation Seit dem Spätsommer 2015 gehen die Abtragsarbeiten im Brunnen folgendermaßen vonstatten: In der Brunnenröhre löst eine Person das extrem lockere Füllmaterial mit einem Maurerhammer oder einer Kelle. Oben auf dem Gitter steht derjenige, der die in Eimer gefüllten Erdmassen und Steine auf einem Tragegestell mit dem elektrischen Kettenzug fördert. In der Regel ist dies der Sicherheitsmann vor Ort, der aufgrund seiner Berufsausbildung als Steiger im Bergbau oder als Höhenretter den 62

65 sicheren Arbeitsablauf betreut und im hoffentlich nie eintretenden Notfall die Bergung einer verletzten Person aus dem Brunnenschacht professionell leiten würde. Er gibt die Eimer mit dem Erdaushub an die Person an der Siebvorrichtung weiter. Hier werden alle Erdmassen sorgfältig auf Fundobjekte durchgesehen, bevor sie ebenso wie zahlreiche Bruchsteine ohne nennenswerte Merkmale über eine Schuttrutsche in den auf der Unterburg bereit stehenden Container gefüllt werden. Stets erfolgt die Freilegung so, dass man die südliche Hälfte der Verfüllung um ca. 70 cm abträgt und das West-Ost verlaufende Profil durch die Brunnenmitte dokumentiert, ehe die Nordhälfte der Verfüllung bis zum zuvor im Süden erreichten Niveau abgebaut wird. Die Dokumentation umfasst neben der Beschreibung des Befundes die Fotografie und die Zeichnung. Übersichtsaufnahmen enthalten den jeweiligen Höhenwert der Abtragsunterkante in Bezug auf das Koordinatensystem der Grabung. Der örtliche Nullpunkt (0,00 m) ist am runden Turm ca. 1 m oberhalb der Felsfläche markiert. Die Oberkante des Brunnens befindet sich 8,52 m darunter. Aus vielen überlagernden Aufnahmen wird nachträglich die Handzeichnung im Maßstab 1:20 erstellt und kontinuierlich nach unten fortgeführt. Eine Zeichnung des Profils in der Brunnenröhre selbst ist aufgrund von dessen Fragilität und der Verhältnisse im Brunnen nicht möglich. Abtrag der südlichen Hälfte der Verfüllung in ca. 6 m Tiefe unter dem Felsrand; damals wurde noch ohne Kettenzug gefördert. Das Brett markiert den Schnitt, an dem das Profil präpariert und dokumentiert werden wird, Foto: C. Bernard,

66 Im September 2018 erfolgte zudem ein 3D-Laserscan der Brunnenröhre und ihrer nahen Umgebung, der mit fortschreitender Abtragstiefe fortgesetzt werden soll. Diese Aufnahme gibt mit höchster Detailgenauigkeit die Gestalt der Brunnenröhre nebst allen Bearbeitungsspuren im Fels wieder. Die archäologischen Befunde Die Brunnenröhre ist unmittelbar westlich des Oberburgmassivs in den festen Buntsandstein abgeteuft. An dieser Stelle hatte man den Oberburgfels annähernd senkrecht zugearbeitet und die für die Anlage des Brunnens vorgesehene Fläche eben abgetragen. Nachdem der Brunnen auf der Felsfläche angerissen und begonnen worden war, wurde für die Aufmauerung eines Brunnenkranzes ein umlaufender Absatz ausgehauen. Diese ungefähr 0,50 m tiefe Stufe war am Oberburgfels ca. 0,34 m, an anderen nicht erodierten Partien bis zu 0,48 m breit. Darin waren zwei Ausarbeitungen schwach kenntlich, die zur Aufnahme von Balken einer Plattform dienten. Der Brunnenkranz war gänzlich abgebrochen worden; lediglich im Südostbereich, der am wenigsten der Witterung ausgesetzt war, hatten sich auf dem Felsabsatz geringe Reste von Mauermörtel erhalten. Zumindest teilweise hatte man die Steine aus dem Das Profil durch die Verfüllung in ca. 4 m Tiefe unter dem Felsrand. Im Vordergrund befindet sich ein Stein des ehemaligen Brunnenkranzes. Die rosafarbene Felswand weist bogenförmige Hiebspuren auf, Foto: C. Bernard,

67 Brunnenkranz wohl in die Brunnenröhre hinuntergestoßen, als deren Verfüllung bereits weit fortgeschritten war. Dies kann man aus Funden in 3,40-4,30 m Tiefe schließen: Aus diesem Bereich wurden große Sandsteine mit konkavem Spiegel geborgen. Einer dieser Steine ist groß genug, um an ihm den Radius einigermaßen zuverlässig ermitteln zu können, er stimmt mit demjenigen an der Mündung der Brunnenröhre überein. Es dürfte sich bei diesen wuchtigen Steinen demnach um die Fundamentlage des Brunnenkranzes handeln. Ein weiterer möglicherweise zugehöriger Stein fand sich in ca m Tiefe. Die Brunnenröhre selbst hat im oberen Bereich einen Durchmesser von 2,95-2,80 m. Ab einem Absatz in 4,50 m Tiefe unter der Oberfläche verjüngt sich die Röhre auf 2,40 m. Oberhalb dieses Absatzes sind weitere Ausarbeitungen zur Aufnahme von Balken zu erkennen, hier hatte sich demnach eine Arbeitsbühne befunden. Die ausgehauene Röhre ist auch im weiteren Verlauf kein perfekter Kreiszylinder. Mit zunehmender Tiefe reduziert sich ihr Durchmesser allmählich auf 2,20 m und weitet sich jedoch stellenweise wieder auf 2,30 m. Dabei ist der Querschnitt selten kreisförmig, sondern vielmehr leicht elliptisch bis oval. Die Felsoberfläche im Inneren der Röhre ist mit kurzen, annähernd bogenförmig verlaufenden Hiebspuren bedeckt. Sie deuten auf die Verwendung einer Keilhaue hin, eines gestielten Hiebwerkzeugs aus dem In ca. 18,80 m Tiefe ist der Fels gelb und die Brunnenröhre wenig ebenmäßig ausgehauen, Foto: C. Bernard,

68 Schnittdarstellung auf Basis des Laserscans bei einer Freilegungstiefe von ca. 17 m. Im Hintergrund sind Teile der Oberburg zu erkennen, Zeichnung: R. Miller, 2017 Bergbau, mit dem man den Fels abtrug. Häufig beauftragte man Bergleute mit dem Abteufen von Brunnen, da sie als Tiefbauspezialisten die notwendigen technischen Kenntnisse zum Abteufen mitbrachten. Ab ungefähr 17,70 m Tiefe ändert sich der Fels: Ist er bis hierhin verhältnismäßig fest und rosa, so erreicht man darunter einen gelben weichen Sandstein. Von hier an abwärts ist die Röhre weniger ebenmäßig 66

69 ausgehauen, was offensichtlich auf der geringeren Bindigkeit und somit auch geringeren mechanischen Widerstandskraft des Gesteins beruht. Man beendete die Grabungskampagne 2018 in einer Tiefe von ca. 18,80 m unter der Felsoberfläche, ohne dass man bislang auf Wasser gestoßen wäre. Wie tief war der Brunnen, wann und womit wurde er verfüllt? Die häufig gestellte Frage nach der Tiefe des Brunnens lässt sich derzeit noch nicht beantworten. Lediglich einige Eckpunkte können genannt werden: Die Oberkante der Brunnenröhre liegt auf einem Niveau von ca. 300 m über Normalnull, während sich die Talebene auf ca. 243 m über Normalnull befindet. Noch in den 1880er Jahren kursierten Berichte im Dorf, dass der damals schon gänzlich verschüttete Brunnen einstmals tiefer als der Spiegel des Mühlenweihers hinab gereicht habe. Das würde bedeuten, dass er bis zum Grundwasser abgeteuft worden wäre. Der Grundwasserspiegel in Kirkel dürfte sich seit dem Mittelalter nur geringfügig geändert haben, insofern könnte der Brunnen in Anbetracht der o. g. Daten wohl etwa 60 m tief gewesen sein. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entfestigte die französische Besatzung die Burg bei ihrem Abzug. Es wurden Tore und Zugbrücken zerstört. Von anderen Burgen ist bekannt, dass man in diesem Zusammenhang auch Brunnen zuschüttete, weil die Trinkwasserversorgung von grundlegender Bedeutung für die Verteidigungsfähigkeit einer Burg war. Es ist anzunehmen, dass die abziehenden Truppen zum Zeitpunkt der Entfestigung auch den Kirkeler Burgbrunnen unbrauchbar machten, indem sie ihn zumindest bis über den Wasserspiegel auffüllten. Ob diese Annahme zutrifft, wird sich hoffentlich im Zuge der weiteren Freilegung durch die Datierung von Funden aus den unteren Bereichen der Verfüllung erweisen. Die Schuttmassen, die bislang aus dem Brunnen geräumt wurden, waren offenbar aus dem nahen Umfeld aufgenommen und in die Brunnenröhre gefüllt worden. Dazu geben die Funde, die daraus geborgen wurden, Anhaltspunkte. Vor allem in den oberen Bereichen lagen Reste von bemaltem Wandverputz, die die gleichen Dekore aufweisen, wie sie bereits aus den Schuttschichten der Oberburg vorliegen; ein Teil der Schuttmassen kam demzufolge von dort oben. Durchmischt mit dem eingefüllten Erdmaterial fanden sich viele Tierknochen, die zum größten Teil Reste von Fleischmahlzeiten sind. Überdies barg man Keramikscherben von Koch- und Speisegefäßen aus der gesamten Bestandszeit der Burg sowie Fragmente aller auf der Burg nachgewiesenen Arten von Ofenkacheln. Diese Scherben waren Bestandteil des Abfalls, 67

70 der im Laufe der Jahrhunderte in den oberen Bereichen der Burg in verschiedenen Schichten abgelagert worden war. Sie enthielten auch kleinteiligen Eisenschrott meist Nägel und Glasscherben, die großenteils von Fensterverglasungen mit runden Butzengläsern stammten. Zur Verfüllung des Brunnens waren diese Schichten in unterschiedlichen Bereichen aufgenommen und zusammen mit Schutt vom Abbruch der Burggebäude ab der Mitte des 18. Jahrhunderts hierher transportiert und in die Tiefe der Brunnenröhre gekippt worden. Darüber hinaus bieten Kleinfunde von Trachtbestandteilen aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit sowie Zubehör von Armbrüsten und Vorderladergewehren Einblicke in das Leben der Menschen auf der Burg während der Zeit ihres Bestehens. Wann der Verfüllungsprozess der Brunnenröhre vollendet war, wird man durch eine detaillierte Auswertung der Funde, insbesondere der Keramik, hoffentlich noch konkreter eingrenzen können. Literatur: C. Bernard, Wo sich archäologische und historische Quellen ergänzen: Die Ausgrabung des Brunnens von Burg Kirkel. In: Denkmalpflege im Saarland, Jahresbericht 2012, Saarbrücken 2013, Dies., Wo man den Dingen auf den Grund geht: Der Brunnen der Burg Kirkel. In: Saarpfalz. Blätter für Geschichte und Volkskunde 2019/1, Dies., Der Brunnen von Burg Kirkel, online: Dies., Burg Kirkel. In: J. Keddigkeit / U. Burckhardt / R. Uebel (Hrsg.), Pfälzisches Burgenlexikon III, Kaiserslautern 2005, W. Wüllenweber, Die Ruine der Reichsveste Kirkel. In: Die Baudenkmale in der Pfalz 1, Ludwigshafen , Christel Bernard 68

71 Bodendenkmalpflege Ländliche Siedlung des Hochmittelalters in Ballern-Rech Umfangreiche Erdarbeiten für den Neubau eines Supermarktes in Ballern-Rech (Flur Auf den Wacken, Stadt Merzig, Kreis Merzig-Wadern) erforderten eine archäologische Begleitung, denn römische und spätbronzezeitliche Fundstellen (besonders ein bedeutendes urnenfelderzeitliches Gräberfeld) waren dicht benachbart seit langem bekannt. Das Gelände, eine ehemals der Saar nahe und zugleich hochwassersichere Flussterrasse, wurde mit Baggersondagen gründlich erkundet. Dabei kamen Reste eines Gehöftes aus dem Hochmittelalter zu Tage. Einfache ländliche Siedlungen dieser Zeitstellung sind bisher im Saarland kaum bekannt, da deren Holzbauten nur schwache Spuren hinterlassen und die Funde in der Regel recht unscheinbar sind. 1 Ballern-Rech, Auf den Wacken. Braun markiert sind die Grubenhütten und eine kreisrunde Lehmplatte (s. Abb. 3), Zeichnung: D. Wegner/LDA, 2018, Grundplan: LVGL In Ballern konnten mehrere Gruben, eine Installation unbekannter Funktion und vier Grubenhütten festgestellt werden. Die Grubenhäuser haben einen rechteckigen Grundriss und waren etwas unter die alte Oberfläche eingetieft. Die zeltförmigen Konstruktionen ruhten auf je zwei Pfosten, die mittig an den Schmalseiten nachgewiesen werden konnten. Solche Hütten dienten handwerklichen Tätigkeiten darauf weist ein tönerner Spinnwirtel hin, der auf dem Fußboden einer der Hütten zu Tage kam oder als Lagerräume. Leider ist die mittelalterliche Geländeoberfläche längst durch Pflug und Erosion verloren, sodass nur noch die unteren Partien von Gruben und Grubenhäusern festgestellt werden konnten. 69

72 2 Ballern-Rech. Die Grubenhütte Fundstelle 2 nach der Ausgrabung. Die Einfüllung ist vollständig entfernt. Zurück blieb die nur noch flach in den anstehenden Lehm eingreifende untere Partie der Grube; rechts und links sind Pfostenlöcher zu erkennen, Foto: D. Wegner/LDA, Ballern-Rech. Die Funktion der runden, keine Brandspuren aufweisenden Lehmplatte mit einem Unterbau aus einzelnen größeren Steinen ist unklar geblieben, Foto:

73 Daraus erklärt sich wahrscheinlich auch, dass kein Wohnhaus nachweisbar ist. Es dürfte in einer größeren befundfreien Fläche zwischen Gruben und Grubenhäusern gelegen haben. Dies entspricht der Situation in dem großflächig untersuchten, vom Früh- bis zum Hochmittelalter genutzten Siedlungsareal Im Vogelgesang bei Speyer, wo Wohnhäuser als Pfostenbauten nur zu den frühmittelalterlichen Grubenhütten nachgewiesen werden konnten. Im Hochmittelalter pflegte man also die ländlichen Wohnhäuser nicht in Pfostenkonstruktion zu errichten, sondern so, dass sie archäologisch oft nicht mehr nachweisbar sind. Vermutlich handelte es sich um Fachwerkbauten (darauf weisen im Ballerner Fundbestand einige Hüttenlehmbrocken hin) über horizontal verlegten, wenig in den Erdboden eingreifenden Schwellbalken. Die Kleinfunde sind noch nicht ausgewertet. Es sind fast ausnahmslos Keramikscherben aus der Einfüllung in die bereits aufgegebenen Grubenhütten und Gruben. Metallfunde, darunter eine kleine bronzene Ringschnalle sowie als Altstück eine römische Kupfermünze, sind auffallend selten. Eine grobe Durchsicht der Keramik ergab eine vorläufige Datierung ins Jahrhundert Einige Scherben könnten bereits ins 10. Jahrhundert gehören und würden an die älteste urkundliche Erwähnung des Ortes Rech heranreichen (920 n. Chr.). Literatur: H. Schenk, Die Keramik der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung Speyer Im Vogelgesang. Arch. Forsch. Pfalz 1 (Neustadt/Weinstraße 1998). Wolfgang Adler 71

74 Bodendenkmalpflege Notgrabung im Umfeld der Kirche St. Peter und Paul in Nalbach, Kr. Saarlouis Nalbach, Fläche mit Mauerzügen und einem Pflaster, Foto: 2018 Den Anlass für die baubegleitende archäologische Untersuchung und anschließende Grabung neben der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul in Nalbach gaben Baumaßnahmen zur Neugestaltung der Ortsmitte. Die benachbarte Fläche, wo das heutige Sparkassengebäude steht, wurde 2016 von einem Grabungsteam unter der Leitung von Dagmar Wilhelm und Constanze Schiene archäologisch untersucht (s. Jahresbericht 2016, 70-72). Es konnten Bestattungen sowie Mauerzüge freigelegt werden, deren Zeitstellung teilweise älter war als die heutige Kirche, die von 1765 bis 1767 errichtet wurde. 72

75 Nalbach, Die Grabungsfläche mit Blick nach Norden zur Piesbacher Straße, Foto: 2018 Die Grabungsfläche liegt im Herzen von Nalbach ca. 10 m nordwestlich des Langhauses der St. Peter und Paul Kirche und endet im Südwesten direkt an der alten Grabungsgrenze von Aufgrund der geringen Fläche und der starken Störung durch den Kanal- und Straßenbau an der Piesbacher Straße im Nordwesten, konnte nur ein kleiner Teilbereich gegraben werden. Die ältesten Schichten wurden durch die vorgegebene Tiefe der Baugrube nicht berührt. Im Süden in Richtung Kirche fanden sich noch vereinzelt Überreste von jüngeren Bestattungen, welche vermutlich schon früher durch den 73

76 Nalbach, Zweites Planum. Links neben der Trockenmauer oranger Hüttenlehm und Konstruktionshölzer, Foto: 2018 angelegten Pflasterweg gestört wurden. Von der geschleiften Friedhofsmauer konnten nur noch vereinzelt Mauersteine und das Fundament freigelegt werden. Interessant war aber vor allem im Norden die Fläche, welche durch die alte Friedhofsmauer des Pfarrfriedhofs von der Südfläche abgegrenzt war. Hier zeigte sich zunächst das Fundament 74

77 eines in jüngerer Zeit abgerissenen Gebäudes, welches durch einen Kanalschacht gestört war. Diese Mauer überbaut ein älteres Kieselsteinpflaster, bei dessen Freilegung die Grabungsfläche nach Osten hin erweitert wurde und daraufhin die Krone einer Trockenmauer sichtbar war. Im Norden konnte aufgrund der Unterbrechung durch den Kanal- und Straßenbau der Verlauf der Mauer nicht weiter verfolgt werden. In Richtung Süden war sie gestört und erstreckt sich bogenförmig nach Südwesten. Auffällig war im Vergleich zur restlichen Grabungsfläche, dass die Dichte der Keramikfunde an der östlichen Mauerseite wesentlich höher war. Hier fanden sich auch Reste orangen Hüttenlehms und Fragmente von Holzbalken und Brettern. Die fragmentierte Keramik setzte sich überwiegend aus grob und fein gemagerter Irdenware von Trink- und Speisegeschirr des späten Mittelalters zusammen. Es konnten Henkel von Krügen, Fragmente von Ausguss und Flaschenhals, sowie Steinzeug nach Siegburger Art geborgen werden. Typisch für die Zeit und die Keramik aus dem produktiven Töpferort im Rheinland war der Standring mit Wellenfuß, welchen auch die Fragmente von Zylinderhalskrügen in Nalbach aufwiesen. Die vermutlich im Spätmittelalter angelegte Trockenmauer diente womöglich als Abgrenzung eines Areals oder Unterkonstruktion für einen leichteren Holzaufbau. Hüttenlehm und Reste von Konstruktionsholz könnten sich auf den Brandschutt eines Fachwerkhauses beziehen. Die Ausgrabung wurde sehr tatkräftig, trotz schlechter Witterung, von den ehrenamtlichen Mitarbeitern Werner Müller, Nalbach, und Thomas Weber, Rehlingen, unterstützt. Ebenfalls ist dem Bürgermeister von Nalbach, Peter Lehnert und seinen Mitarbeitern für die gute Kooperation und das große historische Interesse zu danken. Isabel Schormann 75

78 Bodendenkmalpflege Träger öffentlicher Belange Das Landesdenkmalamt als Träger öffentlicher Belange wurde im Berichtsjahr 2018 an insgesamt 314 Planungsmaßnahmen beteiligt und konnte Stellung nehmen. Die Beteiligung an den Maßnahmen ergab, dass in 24 Fällen eine archäologische Betreuung notwendig wurde. Auch die gute Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz, welches das Landesdenkmalamt über bestimmte Verfahren informiert, wo keine Beteiligung der Denkmalpflege vorgesehen ist, führte zu archäologischen Sondagen und Ausgrabungen. Nalbach, Sondierung am Gewerbegebiet Primsaue II, Foto: 2018 Der Wohnungsbau und die vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung von Ortskernen erbrachten die meisten Anfragen und Überprüfungen von großflächigeren Gebieten auf Bodendenkmäler. Ebenfalls gab es durch Erweiterungen und Neuplanungen von Gewerbegebieten, Kanalsanierungen und diversen Leitungsverlegungen oder deren Demontagen öfters die Gelegenheit, archäologische Fundstellen zu untersuchen. Die Prüfung von Standorten mit bestehenden oder geplanten Windenergieanlagen belief sich auf 12 betroffene Flächen, meist die Kabeltrassen und Zuwegungen der Windkrafträder. Mit zwei Maßnahmen war auch die Errichtung von Photovoltaikanlagen vertreten. Ebenfalls gab es zwei Konzepte, die sich mit dem Upcycling und der Renaturierung von Bergbauflächen befassten. Vor allem in den Randzonen der direkt betroffenen Flächen finden sich oft Relikte aus früheren Bergbauaktivitäten, welche für die Erforschung der Landesgeschichte wichtige Inhalte liefern können. Zu diesen Bodenfunden gehören Abbauflächen von diversen Rohstoffen. Die sogenannten Pingen sind Relikte der vergangenen Jahrhunderte und zeugen von Abbauaktivitäten über wie unter Tage. Für das Neunkircher Sinnerthal ist zum Beispiel aus den historischen 76

79 Weiselberg, Pingenfeld durch Achatabbau, Foto:

80 Quellen bekannt, dass seit dem 15. Jahrhundert über Tage Steinkohle abgebaut wurde. Dies bezeugen ausgedehnte Pingenfelder aus jüngerer Zeit, welche seit rund einem Jahrzehnt durch die LiDAR-Technik und die erzeugten bzw. zur Verfügung gestellten digitalen Geländemodelle durch das LVGL sehr gut im Gelände zu lokalisieren sind. Aber auch der Abbau von Ressourcen unter Tage durch die Anlage von Stollensystemen spiegelt sich in sogenannten Pingenzügen wider. Diese erkennt man gut an einer bandförmigen Ausdehnung im Gelände, welche durch das Einbrechen des Deckengebirges entsteht. Diesen Einsturzpingen fehlen die typischen Abraumhalden. Solche Informationen sind auch für die Bauherren wichtig, vor allem in Bezug auf die Tragfähigkeit der Böden. Pingen entstanden nicht nur durch den Kohleabbau, sondern ebenfalls bei dem Schürfen nach Erzen, Rötel, Gips und Edelsteinen. Ein sehr eindrucksvolles Pingenfeld erstreckt sich im Naturschutzgebiet auf dem Weiselberg bei Freisen, wo vermutlich schon in römischer Zeit Achat abgebaut wurde. Wo abgebaut wurde, konnten die Rohstoffe direkt vor Ort in Holzkohlemeilern weiterverarbeitet werden. Die Meiler hatten unterschiedliche Formen und Funktionen und ihr Aufbau entwickelte sich aus dem größtmöglichen Nutzen, den man aus den unterschiedlichen Rohstoffen wie Erz oder Kohle ziehen kann. Die industrielle Revolution führte unter anderem dazu, dass Meilerplätze sich nur noch vereinzelt in ländlicheren Gegenden befanden und dennoch sind sie, ebenso wie die Pingen im Saarland, in großer Zahl vorhanden. Welche Kriterien für diese Relikte gelten, um sie als Denkmal anzusprechen, muss aktuell von Fall zu Fall entschieden und immer im Zusammenhang mit der Kulturlandschaft gesehen werden. Isabel Schormann 78

81 Bodendenkmalpflege Altertümersammlung Die Staatliche Altertümersammlung des Landesdenkmalamtes in Landsweiler-Reden archiviert und verwaltet mehrere Millionen archäologischer Fundstücke aus dem ganzen Saarland. Von Tier- und Menschenknochen über Waffen, Werkzeuge und Schmuck bis hin zu Scherben und ganzen Gefäßen finden sich dort die Geräte des täglichen Lebens unserer Vorfahren. Museumsallee in der Staatlichen Altertümersammlung, Foto: 2017 Die Sammlung bestückt in Kooperation mit der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken, Heimatmuseen und themenbezogene Ausstellungen im Land und auch außerhalb. Leihgaben werden sowohl kurz-, als auch langfristig zur Verfügung gestellt. Die langfristige Ausleihe ist mit einer konservatorischen Betreuung durch das Landesdenkmalamt verbunden. Ein größerer Komplex von Funden, die sonst im Römermuseum Pachten gezeigt werden, wird derzeit in der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes überarbeitet. Er wies zunehmend Korrosionsschäden auf. Es sind frühkeltische Grabfunde, die in den 1970er Jahren von Dr. H. Maisant ( ), dem damaligen ehrenamtlichen Kreisarchäologen des Landkreises Saarlouis, in Saarlouis-Steinrausch ausgegraben 79

82 wurden. Dabei handelt es sich überwiegend um bronzene Hals-, Armund Fußringe sowie Fibeln aus den späthallstattzeitlichen ( v. Chr.) Grabhügeln V, VI und VII. Interessierte Bürger können nicht nur am Tag der offenen Tür, sondern nach Terminabsprache auch das ganze Jahr über Einblicke in die Arbeit der Archäologen, der Restaurierungswerkstatt und der Staatlichen Altertümersammlung nehmen. Manche Funde dürfen sogar berührt und ertastet werden. Der Besucher erlebt hautnah viele Tausend Jahre Vergangenheit. Saarlouis, Steinrausch, bronzener Halsring vor der Restaurierung, Foto: Saarlouis, Steinrausch, bronzener Halsring nach der Restaurierung, Foto: Zudem sind in einer kleinen Museumsallee in Vitrinen charakteristische Funde von der Steinzeit bis ins Mittelalter chronologisch geordnet, wo interessierte Bürger ihre Geschichtskenntnisse vertiefen können. Alexander Domprobst 80

83 Bodendenkmalpflege PATARA Lykiens Tor zur römischen Welt im Museum für Vorund Frühgeschichte Im Südwesten der heutigen Türkei (Provinz Antalya) liegt die Kulturlandschaft Lykien, die als Provinz unter Kaiser Claudius in das Imperium Romanum integriert wurde. Patara, einer der bedeutendsten Handelsund Hafenpunkte der Region, war Zentralort des lykischen Bundes, Sitz der römischen Statthalter und erlangte als Geburtsstadt des heiligen Nikolaus auch als Pilgerstätte Berühmtheit. Im 14. Jahrhundert verschwand Patara von der Landkarte und wurde unter meterhohen Sanddünen begraben, bis zu seiner Wiederentdeckung durch Orientreisende im 18. Jahrhundert. Seit 1988 erforschen Archäologen und Epigraphiker systematisch die Stadt, deren Ausgrabung 2018 ihr 30. Jubiläum feierte und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken Anlass bot, in einer Ausstellung den Blick auf die Archäologie des östlichen Mittelmeerraums zu lenken. Die Ausstellung zeigte die Spuren der römischen Herrschaft, aber auch die regionalen lykischen Besonderheiten von einzigartigen Monumenten bis hin zu Zeugnissen des Alltagslebens, die auf frühere Macht und Wohlstand hindeuten in Lykiens Tor zur römischen Welt. Eine abwechslungsreiche Mischung verschiedener Kunstgattungen wie Münzen, Ikonenmalerei, Pilgersouvenirs, Theatermasken und Skulpturen fügte sich zusammen zu einem facettenreichen Bild zur Geschichte, Alltagskultur und Kunstproduktion einer antiken Stadt, welche in der Alten Welt als eine der berühmtesten Orakelstätten galt und aufgrund der wirtschaftlichen Gunstlage die Begehrlichkeiten zahlreicher Herrscher weckte von Alexander dem Großen über die Diadochen bis zu den Kaisern des Römischen Reiches. Ausstellung PATARA mit der lykischen Chimäre und dem Stadttor, Foto: Museum für Vor- und Frühgeschichte/T. Martin,

84 In neun thematischen Einheiten wurde jene städtische Erfolgsgeschichte nachgezeichnet: Der wirtschaftliche und politische Aufschwung Pataras gründete auf seinem Hafen. Die Stadt auf einer Halbinsel im südlichen Kleinasien lag sehr verkehrsgünstig an wichtigen antiken Schifffahrtsrouten und die natürliche Meeresbucht im Windschatten eines Gebirgszuges bot einen gut geschützten Ankerplatz, welcher zu einem bedeutenden Umschlagplatz von Handelswaren und als Kriegshafen ausgebaut werden konnte. Der Hafen als das Herz der Stadt machte Patara zu einem Drehkreuz für Reisende im Ostmittelmeerraum und führte ebenso zu einer Blüte des nachgelagerten Dienstleistungs- und Verwaltungssektors zur Versorgung von Matrosen, Hafenarbeitern und Handelsgut aus dem gesamten Mittelmeerraum. Zahlreiche architektonische Reste zeugen bis heute von dieser Hochphase der Stadtentwicklung Kaiser Nero ließ beispielsweise einen Leuchtturm errichten, Kaiser Hadrian ein gewaltiges Speichergebäude. Mit Eingliederung ins Römische Reich im Jahr 43 n. Chr. erfuhr Patara einen umfangreichen Ausbau der städtischen Infrastruktur. Eine Fernwasserleitung versorgte die Stadt mit frischem Wasser die zugehörige steinerne Druckrohrleitung zur Überwindung einer Talsenke (sog. Siphon von Delikkemer) gilt als ungewöhnliches Meisterwerk der antiken Ingenieurskunst. Ein großes Theater bot Unterhaltung. In den Thermen pflegten die Römer beim gemeinsamen Baden ihre Kontakte. Der Stadiasmos Patarensis, ein kaiserliches Pfeilermonument, gab Auskunft über das Straßennetz in Lykien. Diese Annehmlichkeiten sollten den Einwohnern die Vorzüge der römischen Zivilisation vor Augen führen und dienten so dazu, die römische Herrschaft zu legitimieren. Auch militärstrategische Beweggründe wie gute, flächendeckende Erschließung der Provinzen, um Truppenbewegungen und deren Versorgung leichter umsetzen zu können, mögen mit hinzugehören. Zahlreiche private Stifterinschriften z. B. zur Reparatur öffentlicher Bauten nach Erdbebenbeschädigungen belegen den Reichtum der Einwohner und ihr Engagement für das Gemeinwohl. Teilrekonstruktionen dieser Gebäude aus der Blütezeit der Stadt im 2. Jahrhundert n. Chr. lassen ihre ursprünglichen Dimensionen für den heutigen Betrachter wieder anschaulich werden. Götterkult, Kaiserkult, Totenkult Kult und Religion spielten im Leben eines antiken Menschen ebenso eine zentrale Rolle, sowohl im Diesseits als auch im Leben nach dem Tod. Kenntnisse darüber sind sowohl architektonisch als auch literarisch überliefert, auch für Patara. Internationale Bekanntheit hatte der dort ansässige Kult des Weissage-Gottes Apollon, der laut antiker Überlieferung durchaus der renommierten Orakelstätte von Delphi ebenbürtig war. Neben den Göttern erfuhren auch die Herrscher gottähnliche Verehrung. Aufwändige Grabbauten entlang der großen Hafenbucht zeugen zudem vom individuellen Versuch einzelner reicher Personen und Familien, sich eine eigene Kultstätte und so ebenso ewigen Ruhm zu verschaffen, aber 82

85 Stadtmodell Pataras mit Bleianker, Transportamphoren und dem antikem Leuchtturm Kaiser Neros, Foto: Museum für Vor- und Frühgeschichte/O. Dietze, 2018 auch vom Wetteifer und Repräsentationsdrang noch zu Lebzeiten. Auch Spuren des frühen Christentums, der neuen aufstrebenden Religion im Römischen Reich, sind in Patara zu finden. Als Verkehrsknoten im Ostmittelmeerraum war die Stadt Durchgangsstation für Missionare und Pilgerreisende auf dem Weg nach Jerusalem und ins Heilige Land. Unter den Einwohnern siedelten sich Christen an. Mehrere Kirchen entstanden als neue Bauform. Patara wurde eigener Bischofssitz. Zahlreiche Heilige lassen sich mit Lykien und Patara in Verbindung bringen wie der Apostel Paulus, der heilige Christophoros (in der besonderen Darstellungsform des hundsköpfigen Kynokephalen) und der Märtyrer Methodios von Olympos. Der bekannteste unter ihnen dürfte der heilige Nikolaus sein, der im 3. Jahrhundert n. Chr. in Patara geboren wurde und später im nahe gelegenen Myra den Bischofsitz nahm. Mit dem Untergang des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr. veränderte auch Patara sein Gesicht. Die Stadt wurde von einer Befestigung umschlossen, welche frühere öffentliche Bauwerke als Bastionen umnutzte und in die neue Wehrmauer integrierte. Das Hafenbecken versandete nach und nach, wodurch die Stadt ihre wirtschaftliche Grundlage und Lebensader verlor. Das nahe vor der Küste gelegene Rhodos erlangte die Kontrolle über den Seehandel der Region und kappte Patara dadurch wichtige Handelswege. Im Mai 1362 wurde Patara durch einen Kreuzfahrer-Überfall geplündert, was der bereits angeschlagenen Stadt ihren endgültigen Todesstoß versetzte und ihre Bedeutungslosigkeit besiegelte bis zu ihrer archäologischen Wiederentdeckung. 83

86 Theatermasken aus Terrakotta aus der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek München, im Hintergrund griechische Kaiserinschrift am Stadiasmos-Monument, Foto: Museum für Vor- und Frühgeschichte/O. Dietze, 2018 Marmorfragmente von lykischen Sarkophagen und eine schwarzfigurige Amphora mit Darstellung des Orakelgottes Apollo, Foto: Museum für Vor- und Frühgeschichte/ O. Dietze,

87 Das eigentliche Stadtportrait Pataras wurde ergänzt durch einen Prolog mit Einblicken in die mühevolle Ausgrabungsarbeit der Archäologen in einer unter Tonnen Sand versunkenen Stadt und der Forschungsgeschichte des Ortes seit seiner neuzeitlichen Wiederentdeckung, sowie durch eine einführende Sektion zur antiken Region Lykien als unmittelbares Umland mit ortstypischen Besonderheiten wie der lykischen Pfeilergrabarchitektur. Unter den 140 Exponaten befanden sich spektakuläre Leihgaben wie der Papyrus-Kaufvertrag über die lykische Sklavin Prosdokia aus dem Jahr 206 n. Chr. und ein Bronzeguss der lykischen Chimäre, einem feuerspeienden Ungeheuer, das die Region heimgesucht haben soll von 17 renommierten Leihgebern wie den Staatlichen Museen zu Berlin, dem Antikenmuseum Basel, der Glyptothek München und dem Metropolitan Museum of Art New York. Abklatsche, Modelle, Abgüsse, Videos und großformatige Landschaftsfotografien ergänzten die Präsentation und veranschaulichten die imposante Ruinenstätte im Museum. Ein im Steinbruch von Zorlar in Lykien speziell für die Ausstellung gebrochener Steinblock erlaubte als Baumuster auch den haptischen Kontakt mit dem ortstypischen Kalkstein, aus dem Patara erbaut wurde. Für Kinder gab es Mitmach-Angebote wie ein Schiffsmodell zum Selbstbeladen, eine Inschriften-Abrubbel-Station und einen Ausmalcomic. Entstanden ist die Ausstellung als Kooperationsprojekt des Museums für Abgüsse Klassischer Bildwerke München, des Deutschen Archäologischen Instituts (Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik), des Archäologischen Museums der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Ludwig-Maximilians-Universität München, sowie des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus und der Akdeniz-Universität Antalya, unter deren Ägide die Grabungen in Patara durchgeführt werden mit Erstpräsentation in München. Für die zweite Station im Saarland wurde das Konzept umfangreich erweitert und durch zahlreiche Leihgaben ergänzt durch das Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken. Das Landesdenkmalamt des Saarlandes brachte sich dankenswerterweise intensiv beim Ausstellungsaufbau, der restauratorischen Betreuung des Leihverkehrs und der Installation der Leihgaben ein von der Platzierung des fünf Zentner schweren Bleiankers eines antiken Handelsschiffs auf einem Stück sandigem, muschelbedecktem Meeresgrund bis hin zur schwebenden Wandmontage kostbarer Gold- und Silbermünzen. Literatur: H. Iskan / C. Schuler / S. Aktas / D. Reizenstein / A. Schmölder-Veit / M. Kocak (Hrsg.): PATARA. Lykiens Tor zur römischen Welt, Darmstadt Thomas Martin 85

88 Bodendenkmalpflege Restaurierungswerkstatt Die Restaurierungswerkstatt nun mit Strahlender Zukunft Bereits am Anfang des Berichtsjahres konnte das Landesdenkmalamt ein gebrauchtes digitales Röntgengerät für den Betrieb im Bereich der Restaurierungswerkstatt erwerben. Das Röntgen als bildgebende Technik zählt zum Standard auch im Bereich der Restaurierung von archäologischen Objekten. Diese absolut zerstörungsfreie Untersuchungsmethode erlaubt es, wesentliche Fragen zum Fundobjekt vor Beginn der Restaurierung zu beantworten. Neben der Klärung, um was für ein Objekt es sich überhaupt handelt, und dem Aufzeigen des Zustandes des Fundes (Brüche, etc.), können Ziertechniken, wie z.b. Einlagen in Form anderer Metalle oder Edelsteine, sichtbar gemacht werden. Mit diesen Informationen im Vorfeld der eigentlichen Bearbeitung ermöglicht man die optimale Behandlung des Artefaktes durch Auswahl der richtigen Konservierungs- und Restaurierungsmethode. Daneben können Fragen zur Herstellungstechnik (Metallbearbeitung) geklärt werden. Im Bereich der Aufarbeitung der großen vorhandenen Altbestände hilft ein Röntgenbild dabei, das Objekt zu identifizieren und vorangegangene Restaurierungen zu erkennen und zu dokumentieren. Das Anfertigen einer Röntgenaufnahme ist eine aussagekräftige und vor allem schnelle Untersuchungsmethode. Aus diesem Grunde gehört ein Röntgengerät heutzutage eigentlich zur Grundausstattung einer archäologischen Restaurierungswerkstatt. Bei der nun erworbenen Anlage handelt es sich um ein modernes digitales Hochsicherheitsgerät, das aufgrund seiner Bauart gefahrlos in jedem Raum betrieben werden kann. Das Röntgengerät erwies sich im Laufe des Jahres bereits als äußerst hilfreich bei der Voruntersuchung der in der Restaurierungswerkstatt eingehenden Neufunde. Als besonders spektakulär zeigten sich dabei Objekte, die aus einem Grabhügel der späten Hallstattzeit (um 500 v. Chr.) in der Nähe der Grumbachtalbrücke geborgen werden konnten. Neben zwei Halsreifen und einer Fibel aus Buntmetall befanden sich auch zwei Armringe aus Ölschiefer unter den Beigaben. Die Ölschieferringe sind zusätzlich mit punktförmigen Einlagen, vermutlich ebenfalls aus Buntmetall, verziert und sind damit als selten bis sogar als singulär anzusprechen (siehe nachfolgenden Beitrag Kostbarkeiten aus dem Massif Central). Fast zeitgleich konnte das Grabungsteam aus dem Vicus Wareswald in Tholey mit einem schönen Fund glänzen: Hier wurden 24 Fingerringe aus Bronze entdeckt, wahrscheinlich zum Transport durch einen Händler fein säuberlich aufgereiht auf einem tordierten zarten Bronzearmreif mit Haken-Ösen-Verschluss. Die Ringe sind unterschiedlich in Aussehen 86

89 Das neu erworbene digitale Röntgengerät, Foto: 2018 und Verzierung; neben sechseckigen Modellen gibt es dünne Blechringe, aber auch schwere Exemplare. In manchen finden sich Einlagen aus Glas, mal mit bildlichen Darstellungen, mal mit einfach zusammengedrückter Glaspaste, andere tragen kleine Bronzekügelchen oder Zierrillen als Schmuck. Das Röntgengerät half hier bei der ersten Sichtung der kleinen Blockbergung: Die mit umgebendem Erdreich eingelieferten Fingerringe waren fast alle mehrfach gebrochen und konnten mithilfe des Röntgenbildes vorsichtig freipräpariert und gesichert werden (s. S. 45). 87

90 Fingerring 11 aus Bronze und eingelegter Glasgemme mit der Darstellung eines Löwen, Fundort: Wareswald, Foto: S. Heyne, 2019 Röntgenbild der aufgefädelten Fingerringe im Auffindungszustand im Erdblock, Fundort: Wareswald, Foto: 2018 Auch in diesem Jahr war das Team der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes wieder bei der Umsetzung von verschiedenen Ausstellungsprojekten der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz im Museum für Vor- und Frühgeschichte beteiligt. Nach dem Abbau der Ausstellung über den Berliner Skulpturenfund erfolgte im März die Mitarbeit beim Aufbau der Ausstellung Patara, die bis Ende September präsentiert wurde. Im Vorfeld der darauffolgenden Ausstellung zum 250. Todestag von Fürst Wilhelm Heinrich zu Nassau-Saarbrücken wurden mehrere Ausstellungsstücke in den Werkstätten des Landesdenkmalamtes aufwendig restauriert, bevor die Ausstellung im Laufe des Oktobers, wiederum unter Mitwirkung der Restauratoren des Landesdenkmalamtes, aufgebaut wurde. 88

91 Daneben hatte die Restaurierungswerkstatt in diesem Jahr erstmals einen Einsatz bei den Kollegen des Historischen Museums am Schlossplatz in Saarbrücken. Für die Ausstellung Steinerne Macht über Burgen im Saar-Lor-Lux-Raum ab November 2018 wurden Objekte restauriert und danach im Museum in mehrtägiger Arbeit installiert. Wie in den vergangenen Jahren zeigte die Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes Ende April wieder Präsenz bei der Reenactmentmesse in der Römischen Villa Borg. Kleinere Restaurierungen vor Ort gaben den Besuchern der Messe einen Einblick ins Fund- und Arbeitsspektrum der Restauratoren für archäologisches Kulturgut; die intensiven Gespräche mit den Besuchern zeigten dazu, wie viel Interesse an der Arbeit des Landesdenkmalamtes in der Öffentlichkeit vorhanden ist. Für den 14. Oktober 2018 hatte der Verband der Restauratoren in Deutschland im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres ECHY zum 1. Tag der Europäischen Restaurierung ausgerufen. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz beteiligte sich die Verfasserin mit einem Vortrag an dieser Veranstaltung, der vor rund 80 Zuschauern in der Schlosskirche in Saarbrücken stattfand. Unter dem Titel Kostbarkeiten aus dem Zentralmassif Zwischenbilanz einer restauratorischen Bearbeitung erläuterte sie die Bergung und Restaurierung der Funde vom Grumbachtal unter besonderer Berücksichtigung des organischen Materials Ölschiefer und seiner komplizierten Konservierung. Zeitgleich wurden die wertvollen Stücke im Museum für Vor- und Frühgeschichte in der Aktuellen Vitrine präsentiert, so dass die Besucher nach dem Vortrag auch die Originale anschauen konnten. Ein Kooperationsvertrag mit der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz ermöglichte erfreulicherweise seit September 2018 die Mitarbeit einer Volontärin in der Restaurierungswerkstatt. Die studierte Restauratorin für archäologisches Kulturgut wird das Landesdenkmalamt neben ihren Tätigkeiten für das Museum für Vor- und Frühgeschichte für die Dauer von zwei Jahren unterstützen. Neben mehreren kleinen absolvierten Praktika bot die Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes im Berichtsjahr bis Ende Juli auch wieder einem Langzeitpraktikanten einen Betreuungsplatz in Vorbereitung auf sein Studium zur Konservierung und Restaurierung von archäologischem Kulturgut. Nicole Kasparek 89

92 Bodendenkmalpflege Kostbarkeiten aus dem Massif Central Im Juni 2018 wurde im Grumbachtal ein Grabhügel mit mehreren Gräbern aus dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. entdeckt. Zwei der Gräber enthielten Beigaben, die ihren Weg in die Restaurierungswerkstatt fanden.in Grab 5 des Grabhügels konnten neben einem Halsreif aus Zinnbronze auch zwei Armringe aus Ölschiefer und vermutlich die Überreste eines Ohrringes geborgen werden. Grab 2 enthielt einen Halsreif und eine Fibel, jeweils aus Zinnbronze gefertigt. Die Bearbeitung der Fundobjekte begann in der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes direkt nach der Bergung. Um sich ein Bild vom Zerstörungsgrad der Metallobjekte zu machen, wurde von diesen zuerst ein Röntgenbild angefertigt. Der Halsreif aus Grab 5 zeigte dabei einen noch sehr stabilen Zustand mit einem metallischen Kern. Die en bloc mit umgebendem Erdreich geborgenen Fragmente von Fibel und Halsreif aus Grab 2 ließen dagegen bereits auf dem Röntgenfoto einen starken Zerstörungsgrad erahnen. Der Halsreif mit zwei dazugehörigen abgebrochenen Knopfenden aus Grab 5 wurde vorsichtig gereinigt und nach der Trocknung aus Stabilitätsgründen mit einem dünnen Überzug aus Epoxidharz gefestigt. Die Knöpfchenenden wurden an den Reif geklebt und kleinere Fehlstellen mit einem eingefärbten Wachs ergänzt. Der Halsreif hat nach seiner Restaurierung einen Durchmesser von 15 cm; der Bronzestab, aus dem er Grumbachtal, Halsreif Grab 5, Foto:

93 gefertigt wurde, hat einen quadratischen Querschnitt von 6 mm Breite, die sich zu den Hakenenden rund verjüngt und in den abschließenden quadratischen-flachen Zierknöpfchen endet. Bei den Objekten aus Grab 2 konnten die nur noch in Fragmenten vorliegende Fibel und der Halsreif anhand des Röntgenbildes im Erdreich voneinander getrennt und auch einzeln bearbeitet werden. Was sich im Röntgenbild bereits angedeutet hatte, nämlich der hohe Zerstörungsgrad, zeigte sich dann bei der Reinigung. Sowohl bei der Fibel als auch beim Halsreif öffneten sich winzigste Risse und spalteten die Fragmente der Objekte in kleinste Stücke. Die Trocknung, normalerweise kein Problem für Metalle, führte zu Würfelbruch wie bei vertrocknetem Holz. Der Grund für dieses seltene Phänomen liegt in der Tatsache, dass die Stücke durch die Korrosion während der Bodenlagerung eine chemische Umwandlung erfahren haben. Bei der Zinnbronze, einer Legierung aus Kupfer und Zinn, wird beim Korrosionsprozess bevorzugt der kupferreiche Cu-Mischkristall aus der Verbindung gelöst. Es verbleibt eine schwerlösliche Zinnoxidverbindung, die sich in der Korrosionsschicht der Bronze anreichert. Eine EDX-Analyse am Leibniz-Institut für neue Materialien INM an der Universität des Saarlandes bestätigte anhand von Bruchstücken der Metallobjekte beider Gräber diesen Abbauprozess.* Die metallenen Fundobjekte bestehen überwiegend aus Zinnoxid, Kupfer konnte in größeren Mengen nur noch im Halsreif aus Grab 5 nachge- Grumbachtal, Halsreif und Fibel Grab 2, Foto:

94 wiesen werden, der sich bereits durch den besseren Erhaltungszustand ausgezeichnet hatte. Die Fragmente des Halsreifs aus Grab 2 wurden daher mehrfach mit einem Epoxidharz gefestigt, um die nötige Stabilität zu erreichen, sie zu kleben. An vielen Stellen musste zudem ergänzt werden, da sich Teile durch die Schrumpfung beim Trocknungsprozess nicht mehr zusammensetzen ließen oder völlig zerbrachen. Der zweite Halsreif hat nach Abschluss seiner Konservierung und Restaurierung einen Durchmesser von ca. 12 cm. Er besteht aus einem zusammengebogenen, einfachen Rundstab mit einer Materialstärke von 4 mm, der an seinen Enden spitz zuläuft. Der Reif ist durch die Bodenlagerung stark verbogen und ein Endstück fehlt. Die begleitende Fibel war in einem ähnlich instabilen Zustand und ist leider nur in Teilen erhalten. Sie wurde analog zum Halsreif konservatorisch behandelt und restauriert. Aufgrund der noch vorliegenden Fragmente der Fibel war jedoch ihre zeichnerische Rekonstruktion und eine Datierung in einen Zeitraum um 500 v. Chr. möglich. Besondere Aufmerksamkeit muss bei diesem Fundkomplex aber den Ölschieferarmringen geschenkt werden: Die Kombination ihres Materials und die Art der Verzierung sind einzigartig. Der Ölschiefer, aus dem die Armringe bestehen, zählt zu den sogenannten Kaustobiolithen (Kaustos - brennbar, Bios Leben, Lithos Stein). Der Name bezeichnet brennbares, biogenes, also aus Resten von Tieren und Pflanzen bestehendes Sedimentgestein. Zu den Kaustobiolithen gehören neben dem Ölschiefer ebenfalls beispielsweise die Materialien Gagat (sehr bitumenreiches fossiles Holz), Lignit (Humuskohle/Braunkohle) oder Kännelkohle (Sapropelkohle/ Faulschlammkohle), um nur einige zu nennen. Schmuck wird aus diesen Materialien seit der Steinzeit hergestellt; auch hier im Saarland wurden bereits solche Objekte gefunden, wie beispielsweise der Ölschieferarmring aus dem Grab der Fürstin von Reinheim. Entstanden ist das kaustobiolithische Material im Paläozoikum, entweder im Oberkarbon oder im Unterperm, vor ca. 290 Millionen Jahren. Die Bildung der Kaustobiolithen erfolgte durch die Ansammlung von organischem Material an Orten, an denen ein Mangel an atmosphärischem Sauerstoff herrschte, d.h. eine Zersetzung des Materials nicht möglich war. Solche anoxischen Bedingungen herrschten z.b. in stehenden Gewässern oder Seen. Hier lagerte sich das biogene Material ab und wurde unter Aktivität von Mikroorganismen zu Torf oder später weiter zu Braun- und Steinkohle umgewandelt. Das meiste angesammelte biogene Material wurde aber nie zu Torf oder Kohle, sondern verweste, vermoderte oder verfaulte. Bei den Armringen aus dem Grumbachtal handelt es sich um einen Kaustobiolithen, der durch Fäulnis unter Luftabschluss entstanden ist. 92

95 Der Ölschiefer ist ein dunkelgraues bis schwarztoniges, fein geschichtetes Sedimentgestein mit einem hohen Prozentsatz an organischem Kohlenstoff, d.h. organischem Material, wie Algen, Pollen, Sporen und amorph organischer Materie bakterieller Herkunft. Ölschiefer ist ein bituminöser Schiefer, der eine hohe Prozentzahl an diesen Kerogenen enthält, den Vorläufern von Erdöl. Er ist Erdölmuttergestein. Des Weiteren besteht er aus Tonmineralien, die je nach dem Herkunftsort des Ölschiefers variieren. Airbrush-Reinigung der Oberfläche der Armringe, Foto: 2018 Kaustobiolithen werden in der archäologischen Restaurierung aufgrund ihrer biogenen Zusammensetzung wie organisches Material behandelt, z.b. wie Leder oder Holz. Das Material ist nach der Auffindung äußerst empfindlich, da es durch die meist lange Bodenlagerung und Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen in seiner Struktur stark abgebaut ist. Organisches Material muss bei der Freilegung und nach der Bergung unbedingt feucht gehalten werden; Austrocknung führt sofort zur irreversiblen Schrumpfung der Zellstruktur und kann die vollständige Zerstörung des Objektes bewirken. Zumeist werden organische Objekte in der archäologischen Restaurierung in einem lang andauernden Prozess daher zur Konservierung mit einem Konservierungsmittel in wässriger Lösung getränkt. 93

96 Schon bei der Auffindung der Armringe vom Grumbachtal war klar, dass es sich um ein kaustobiolithisches Material handelte, aber nicht um welches. Die Ringe zeigten bereits tiefe Schrumpfungsrisse, in jedem Fall eine Folge von Temperaturschwankungen und Trockenheit bei der Lagerung im Boden. Als Besonderheit waren bei der Freilegung auf der Grabung auch schon kleine punktförmige Verzierungen auf beiden Armringen zu erkennen. Die Bergung erfolgte mit dem umgebenden Erdreich und feucht eingepackt, um die Armringe in der Restaurierungswerkstatt unter dem Mikroskop vorsichtig freipräparieren und säubern zu können. Da die Oberflächen der Objekte sehr weich und druckempfindlich waren und die beiden Stücke auch weiterhin feucht gehalten werden sollten, wurde die Reinigung der Armringe mittels Airbrush-Pistole durchgeführt. Hierbei wurde der Schmutz bei geringem Druck mit Wasser von der Oberfläche gestrahlt. Positiver Nebeneffekt dieser Behandlung ist, dass auch der Schmutz aus den Rissen entfernt werden kann, in die man sonst mit keinem Hilfswerkzeug kommt; er wird einfach ausgeschwemmt. Sehr schnell zeigte sich bei der Reinigung, dass die kleinen Punkte auf der Oberfläche nicht nur Aussparungen waren, sondern eine Einlegearbeit, also ein Füllmaterial zur Zier enthielten. Aufgrund des Erscheinungsbildes lag es nahe, dass es sich um Einlagen aus einem Metall handeln könnte. Ein Röntgenbild bestätigte diese Vermutung, eine weitere EDX-Untersuchung ergab auch hier Zinn als noch vorhandenen Hauptbestandteil des ehemals verarbeiteten Metalls. Detailaufnahme der Metalleinlagen der Ölschieferringe, Foto:

97 Beide Armringe haben einen Durchmesser von ca. 8,5 cm, eine Breite von ca. 2 cm und einen D-förmigen Querschnitt. Die darauf befindlichen jeweils 16 punktförmigen Einlagen sind, radial angeordnet, in Abständen von ca.1,5 cm auf den Ringen verteilt. Die zwei Armringe wurden dabei mit demselben Muster verziert; immer im Wechsel findet sich ein Punkt, gefolgt von einer Reihe mit drei nebeneinander befindlichen Punkten, dann wiederum nur ein Punkt, usw. Die Punkte haben einen Durchmesser von ca. 4-5 mm. Röntgenfoto der Reparaturstelle, Foto: 2018 Am Armring, den die Bestattete an der linken Hand trug, zeigte sich außerdem noch eine Besonderheit, die man auf dem Röntgenbild sehr gut erkennen kann: eine antike Reparatur. Der Armring brach vermutlich während des Herstellungsprozesses vor gut 2500 Jahren, vielleicht bei der Bohrung eines der Löcher für die Einlage oder beim Einfüllen des heißen Metalls, und wurde mit einer kleinen Krampe aus Metall an dieser Stelle geklammert. Die Erkenntnis, dass die Einlegearbeit aus Metall besteht und es sich bei den Armringen damit um sogenannte Kompositobjekte handelt, also Objekte, die aus mehreren Materialien bestehen, warf nun die Frage nach dem geeigneten Konservierungsmittel auf. Leider verträgt sich nicht jedes Konservierungsmittel für organische Materialien mit jedem Metall. Mit dem Wissen um die metallische Einlage musste auch geklärt werden, welches kaustobiolithische Material hier vorliegt und in welchem Zustand, um das geeignete Konservierungsmittel auszuwählen und mit der Konservierung beginnen zu können. Die Erkenntnis zum Material wurde durch die Mitarbeit eines Kohlenpetrologen gewonnen. Die 95

98 Kohlenpetrologie ist das Teilgebiet der Geologie und Lagerstättenkunde, das sich mit der makro- und mikroskopischen Untersuchung (im Auflicht) der Struktur der Kohlen, hauptsächlich des Gefüges, befasst. Sie dient vor allem der Unterscheidung der einzelnen Kohlenarten, der stratigraphischen Einordnung der Flöze, der Zusammensetzung der Kohle und des Grades der Inkohlung und liefert somit wichtige Hinweise für die Gewinnung und Verarbeitung der Kohle. Dr. Bertrand Ligouis, Leiter des Labors für Angewandte organische Petrologie LAOP an der Universität Tübingen, ist Spezialist für archäologische Funde dieser Art und hat einen der Armringe organisch-petrographisch untersucht.* Für die Untersuchung wurden vom linken Armring daher zwei Proben entnommen: eine senkrechte Probe im Bereich des abstehenden Fragmentes am Bruch im Bereich der Reparaturstelle und eine vertikale Probe an einem Ausbruch auf der Oberfläche des Ringes. Im Labor von Dr. Ligouis wurden die Proben daraufhin eingebettet, geschliffen, fein poliert und mit dem Auflichtmikroskop und bei UV-Licht-Bestrahlung untersucht. Die Untersuchungsergebnisse wurden auf Datenblättern festgehalten, die die wichtigsten Bestandteile der Proben auch fotografisch dokumentieren. Das Analyseergebnis erlaubte eine Aussage zum Zustand der Armringe; demnach waren sie bei der Auffindung in einem stark abgebauten Stadium. Aufgrund der Zusammensetzung des Ölschiefers konnte Dr. Ligouis auch den Herkunftsort einwandfrei zuordnen: Der Ölschiefer stammt aus dem permischen Becken von Bert-Montcombroux im Département Allier (Region Auvergne / Rhône / Alpes), im nordöstlichen Zentralmassiv Frankreichs, ca. 520 km vom Fundort im Grumbachtal entfernt. Probe mit Algen und Sporen unter Fluoreszenslicht, Foto:

99 Mit den gewonnenen Erkenntnissen über die Materialien, aus dem die Armringe bestehen, konnte nun das geeignete Mittel für die Konservierung gefunden werden. Die Wahl fiel auf eine Tränkung der Armringe mittels Polyethylenglycol (PEG). Das verwendete PEG 4000 ist ein längerkettiges, nichttoxisches Polymer, eine wachsartige Substanz, die gut wasserlöslich ist. Mit Hilfe von PEG können organische Objekte aus lange in Wasser getränkten Materialien zu Trockenpräparaten umgewandelt werden. Dabei werden die ursprünglich feucht gehaltenen Objekte (in Wasser, Alkohol oder Formalin) entweder lange Zeit oder beschleunigt im Vakuum in einer PEG-Lösung getränkt. So wird der größte Teil der ursprünglichen Flüssigkeit über den Weg der Diffusion durch das PEG ersetzt. Die Objekte werden während der Tränkung gewogen und der Anteil an PEG in der Lösung bis zu einem gewissen Prozentsatz erhöht. Nehmen die Objekte kein PEG mehr auf, werden sie aus der Lösung genommen und von der 100-prozentigen Feuchte langsam auf Umgebungsfeuchte heruntergetrocknet. Während dieses Trocknungsprozesses stabilisiert das eingebrachte Konservierungsmittel die Zellstruktur des Objektes und verhindert ein Schrumpfen oder Reißen des Materials. So bleibt das konservierte Stück in seinem Ist-Zustand erhalten. Die Ölschieferarmringe vom Grumbachtal befinden sich seit Ende 2018 im Tränkungsstadium, die Konservierung geht sehr langsam vonstatten und wird sicher erst 2020 abgeschlossen sein. Zum 1. Europäischen Tag der Restaurierung am 14. Oktober 2018 konnten alle Funde des Grabhügels aus dem Grumbachtal jedoch bereits im Rahmen einer ersten kurzen Ausstellung im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken der Öffentlichkeit präsentiert werden. Literatur: S. Brechbühl: Untersuchung verschiedener Konservierungsmethoden auf erdfeuchtem bis nassem archäologischen Gagat und anderen Kaustobiolithen, Diplomarbeit, Haute Ecole Arc Conservation-Restauration, Neuchâtel Nicole Kasparek * Für die Rasterelektronenmikroskop- und EDX-Untersuchungen danke ich Herrn Dr. Markus Koch, Leibniz-Institut INM, Universität Saarbrücken. Ein besonders herzlicher Dank an Herrn Dr. Ligouis, Leiter des Labors für Angewandte organische Petrologie LAOP an der Universität Tübingen, für die kollegiale Beratung und Bereitstellung seiner Ergebnisse, insbesondere seiner Fotos. 97

100 Bodendenkmalpflege Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbücken ( ). Staatsmann Feldherr Städtebauer. Die Jubiläumsausstellung zum 300. Geburtstag Ein jeder, egal ob Anwohner, Durchreisender oder Besucher Saarbrückens, passiert die Wilhelm-Heinrich-Brücke im Zentrum der Stadt. Doch wer war jener Wilhelm Heinrich, dem sie ihren Namen verdankt: Er lebte von 1718 bis 1768 und lenkte als regierender Fürst Mitte des 18. Jahrhunderts die Staatsgeschäfte in seiner kleinen Herrschaft NassauSaarbrücken. Nicht als herausragender Weltpolitiker oder kunstsinniger Kulturmäzen ist er in die Geschichtsbücher eingegangen. Im kulturellen Gedächtnis an der Saar ist Fürst Wilhelm Heinrich noch am ehesten als der große Architekturschöpfer präsent, der zusammen mit seinem Baumeister Friedrich Joachim Stengel seiner Residenz Saarbrücken jenes neue Gesicht gab, das bis heute in Form der grauweiß getünchten Barockbauten bedeutenden Anteil am Charme der Stadt hat. Im Jahr 2018 jährten sich sein Geburtstag zum 300. und sein Todestag zum 250. Mal dies nahm das Saarlandmuseum zum Anlass, das fürstliche Jubiläum mit einer Ausstellung zu feiern und die verschiedenen Facetten dieses für die Saarregion so bedeutenden Landesherrn näher zu beleuchten, vom Stadtausbau Saarbrückens bis zu den Wurzeln der Saar als Montanrevier. Wilhelm Heinrich wurde am 6. März 1718 in Usingen im Taunus als jüngstes von neun Kindern des dortigen Fürsten geboren, und somit nicht als der erstgeborene Erbprinz seines Stammhauses Nassau-Usingen. Durch eine Fügung des Schicksals sollte er jedoch trotzdem Staatsmann und regierender Fürst werden 1728 fiel die Grafschaft Nassau-Saarbrücken an die Verwandten in Usingen und so kam Wilhelm Heinrich als neuer Fürst an die Saar (offizieller Herrschaftsantritt 1741). Er gehörte zu den deutschen Kleinfürsten im Heiligen Römischen Reich Nassau-Saarbrücken zählte gerade mal Einwohner, 750 Quadratkilometer Landesfläche, 4 Städte und 140 Dörfer. Dennoch musste er sich sowohl als Außenpolitiker in Diplomatie und Kriegsführung üben, als auch innenpolitisch durch zahlreiche Verordnungen seine Regierungsgeschäfte ordnen und seine Staatsverwaltung reformieren. In seiner neuen Heimstatt an der Saar wollte der neue Landesherr standesgemäß und würdevoll residieren. Daher wurde in den 1730er Jahren der Usinger Hofbaumeister Friedrich Joachim Stengel vorausgeschickt, um sich ein Bild der Residenzstadt Saarbrücken zu verschaffen. Was er vorfand, entsprach wohl gar nicht seinem Goût: Saarbrücken hatte noch mit den Folgen des Dreißigjährigen Krieges, der Reunionskriege und des großen Stadtbrands von 1677 zu kämpfen und das große Renaissanceschloss auf dem Schlossfelsen war seinem Urteil nach marode, von schlechter Commodität und entsprach als gewachsene Vierflügelanlage nicht dem Zeitgeschmack, der Adligen durch ihre Besuche in Versailles eingeprägt wurde. So 98

101 Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken ( ), um 1765, Öl/Lwd., Saarlandmuseum Alte Sammlung, Foto: Saarlandmuseum/C. Clüsserath beschloss der junge Fürst, durch seinen Baumeister Saarbrücken in eine prunkvolle barocke Residenz umzugestalten, beginnend mit dem kompletten Neubau von Schloss und Schlossplatz als Nukleus der Herrschaft. Um ein einheitlicheres Gesamtbild zu schaffen, gab es außerdem ein fürstliches Bauförderungsprogramm, um bestehende Wohnhäuser mit 99

102 den heute so typischen weiß-grauen Stengel schen Barockfassaden zu verblenden und durch ein neues System von städtischen Sichtachsen zentrale Repräsentationsorte der Herrschaft zu verbinden und zu betonen. Der neu gestaltete Schlossplatz bildete das traditionelle weltliche Herrschaftszentrum in der Hauptstadt. Wilhelm Heinrich war als Landesherr des evangelischen Nassau-Saarbrückens zugleich aber auch der Summus episcopus, also das kirchliche Oberhaupt seines Staates. Mit dem Neubau des Ludwigsplatzes und der Ludwigskirche stieß der Fürst 1760 ein weiteres ambitioniertes Großbauprojekt an, um Saarbrücken auch ein neues und prunkvolles sakrales Zentrum zu geben und sich selbst zugleich eine repräsentative Grablege. War Baumeister Stengel beim Schlossplatz noch an die asymmetrische Topografie des Schlossfelsens gebunden, nutzte er am Ludwigsplatz die Chance, eine ideale barocke Platzanlage nach Vorbild französischer Place royale zu schaffen. Das Herzstück bildete die neue Ludwigskirche, für die er den hierzulande seltenen Typ der Breitsaalkirche wählte und mit der er eine der schönsten evangelischen Kirchenbauten der Barockzeit schuf. Wilhelm Heinrich selbst erlebte die Fertigstellung seines Templum evangelicum nicht mehr und fand auch nicht seine letzte Ruhestätte dort. Zu Goethes Besuch in Saarbrücken 1770 dürfte die noch im Bau befindliche Platzanlage jedoch bereits ein ansehnliches Bild gegeben haben, als er sich äußerte: Diese Kleine Residenz war ein lichter Punkt in einem so felsig waldigen Lande weihte der neue Fürst Ludwig die Kirche feierlich ein. Friedrich Joachim Stengel ( ), Ludwigsplatz und Ludwigskirche Saarbrücken, 1760/62-75, Foto: P. Braun,

103 Holländerholz-Eichenstamm aus der Saar, auf Vierkant zugebeilt, ca. 15 x 0,8 m, SaarForst Landesbetrieb Eppelborn, Foto: T. Martin, 2018 Sowohl die Vorliebe fürs Militär als auch die prunkvollen Bauprojekte verschlangen neben der kostspieligen Hofhaltung Unsummen von Geld. Wilhelm Heinrich musste daher versuchen, in allen möglichen Bereichen, die Staatseinnahmen zu erhöhen, indem er seine Wirtschaft ankurbelte. Frühe Industriezweige wie Glashütten und Eisenwerke produzierten Güter für den Export wie Alaun, Draht und Gusseisenwaren. Ein besonderes Pläsier leistete sich der Fürst mit einer eigenen Porzellanmanufaktur in Ottweiler. Ein wichtiger Rohstoff war Holz aus den Wäldern Nassau-Saarbrückens. Es wurde benötigt als Bauholz für die noch vielfach in Fachwerk ausgeführten Häuser, als Brennholz zum Heizen, als Material für Werkzeuge und Gebrauchsobjekte wie Fässer und Karren, sowie in Form von Holzkohle für den Betrieb von Glashütten und Eisenwerken. Wachsende Wirtschaft und Bevölkerung führten zudem zu steigendem Holzbedarf. Der stets klamme Wilhelm Heinrich entdeckte jedoch, dass der Verkauf von Bau- und Nutzholz in die Niederlande Geld in seine leere Staatskasse spülte, sodass er in großem Stil sog. Holländerholz exportierte. Die mächtigen Eichenstämme wurden auf Vierkant zugebeilt, um unnötiges Gewicht beim Transport einzusparen (1 m Holländerholzstamm wiegt knapp 900 kg). Die Stämme wurden zu Flössen vertäut und über die Saar und ihre Folgeflüsse geflößt. Ein solcher Stamm scheint von einem Floß abhandengekommen zu sein, er wurde in den 1980er Jahren bei Arbeiten an der Saarstaustufe bei Rehlingen aus dem Schlick geborgen. Der kolossale Stamm, der sich erfreulicherweise bis heute in der Obhut des SaarForst Landesbetriebs in Eppelborn befindet, misst mächtige 15 m 101

104 bei einem Querschnitt von 0,8 x 0,8 m. Die Folge dieses Massenexportes: Weder der Bevölkerung noch der Industrie in Nassau-Saarbrücken stand plötzlich ausreichend Holz zur Verfügung, es wurde Mangelware. Es musste dringend ein Ersatz her, zumindest als Brennstoff für die expandierenden Eisenwerke und diesen fand der Fürst unter der eigenen Erde: die Steinkohle. Der bislang nur sporadisch in Tagebau gesammelte Bodenschatz wurde nun systematisch unter Tage abgebaut. Gruben mit Stollenanlagen und Göpelwerken nahmen ihren Betrieb auf. Steinkohle wurde auch Heizstoff und Exportgut. Verstaatlichung und Berginspektion steigerten die Professionalisierung der Betriebe. Wilhelm Heinrich legte so bereits im 18. Jahrhundert die Grundlagen zur Entwicklung der Montanregion Saar, die heutzutage vor allem durch die zahlreichen Industrie- und Bergbaudenkmäler des 19. und 20 Jahrhunderts allgegenwärtig präsent ist und die Kulturlandschaft prägt. Ein Schwerpunkt der Ausstellung lag auf dem Frankreichbezug Wilhelm Heinrichs, der sich beispielsweise in der Architektur der Fürstenzeit wiederspiegelt. Der reiche Denkmälerbestand, den Wilhelm Heinrich und Stengel hinterließen und dem in der Ausstellung ein eigener Saal gewidmet war, ist stark geprägt vom kühl-nüchternen, klassizistischen Barockstil Nordfrankreichs (verglichen mit der überbordenden Pracht und Üppigkeit Süddeutschlands). Neben dem europaweit leuchtenden Vorbild Versailles gab es für den Saarbrücker Hof auch eine Orientierung in der näheren, lothringischen Nachbarschaft, die imposante Residenzstadt Nancy. Im Fokus der Präsentation stand nicht die Genese einzelner Bauten, um nicht mit der zeitgleich im Historischen Museum Saar präsentierten Ausstellung Steinerne Macht in Konkurrenz zu treten, sondern Stengels stadtplanerisches Gesamtkunstwerk und dessen architekturtheoretische Quellen, wie Architekturtraktate aus der Zeit der Renaissance und des Barocks sowie Grafiken von früheren realisierten Idealplanstädten. Zudem bot die Ausstellung die Gelegenheit, sehr lange nicht gezeigte Sammlungsobjekte aus den Depots zu holen und zu integrieren, wie die bleierne Grundsteinplakette und die Geschlechterschilde der Familienlogen aus der Ludwigskirche. Bei der Herrichtung derartiger Objekte leistete die Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes wichtige Unterstützung, beispielsweise bei gusseisernen Erzeugnissen aus Wilhelm Heinrichs Eisenwerken und angelaufenen Nassau-Saarbrückischen Silbermünzen, aus denen Wilhelm Heinrichs Schuldenberg symbolisch erwachsen sollte sowie im Leihverkehr bei Betreuung kunsthandwerklicher Leihgaben wie Blankwaffen, liturgischem Gerät aus Edelmetall, Schusswaffen aus der berühmten Saarbrücker Büchsenmacherei Walster, aus der auch George Washington Pistolen besaß, und einer über 300 kg schweren Marmorbüste des Regenten Stanislas Leszczynski aus Nancy. Eine besondere Freude war die Präsentation der Nassauischen Regimentsfahne, ein sehr seltenes 102

105 Blick in die Ausstellung: rechts die restaurierte Regimentsfahne, im Vordergrund die Walster-Pistolen, Foto: Saarlandmuseum/O. Dietze, 2018 und mit über 2 x 2 m Größe sehr imposantes Militärzeugnis aus der Sammlung des Historischen Vereins für Saargegend e.v., das nach einer Spendenaktion bei einer Textilrestauratorin in Köln restauriert werden konnte und erstmalig seit Jahrzehnten wieder zu sehen war. Auch die Schlosskirche als fürstliche Grablege mit Fürstengruft und Wilhelm Heinrichs Rokoko-Grabdenkmal wurden ergänzend in den Ausstellungsparcours mit einbezogen. Literatur: R. Mönig (Hrsg.) / T. Martin / S. Heinlein: Wilhelm Heinrich von NassauSaarbrücken. Staatsmann Feldherr Städtebauer. Dem Fürsten zum 300. Geburtstag. Begleitbuch zur Sonderausstellung des Saarlandmuseums Alte Sammlung, , Saarbrücken T. Martin / K. Heitmann, Zeugnis der Saarbrücker Fürstenzeit in neuer Pracht. Die Fahne des Nassauischen Infanterie-Regiments in der Sammlung des Historischen Vereins und ihre Restaurierung. In: Saar-Geschichten 4/2018 S T. Martin / P. Braun: Von vornehmsten Stollen, funkenwerfenden Essen und einem brennenden Berge. Dem Montanfürsten Wilhelm Heinrich von NassauSaarbrücken zum 300. Geburtstag. In: Saar-Geschichten 3/2018 S Thomas Martin 103

106 Baudenkmalpflege Inventarisation Die Stengelanlage in Alt-Saarbrücken Stadtgrün der frühen Nachkriegszeit Die Springbrunnenanlage an der Staatskanzlei, wie Oswald Sauer, der Stadtgartendirektor Saarbrückens, die spätere Stengelanlage in einem Vortag 1958 nannte, wurde unter seiner Leitung wohl ab Ende 1957 bis 1959 ausgeführt. Die innerstädtische Grünanlage kann als eine der frühen von ihm verantworteten Arbeiten in der Landeshauptstadt Saarbrücken gewertet werden, da Sauer, der in Berlin studiert hatte und bereits in Kassel tätig gewesen war, erst im September 1957 seine Tätigkeit an der Saar aufgenommen hatte. Die kleine Grünanlage umfasst ein Grundstück von etwa 3100 qm in Form eines gelängten Reckteckes an der Kreuzung Eisenbahn- und Stengelstraße. Letztere entstand erst in der frühen Nachkriegszeit in Fortsetzung der nachkriegszeitlich erneuerten Wilhelm-Heinrich-Brücke einer der wichtigsten Verbindungen zwischen den historischen Stadtzentren Alt-Saarbrücken und St. Johann. Die südliche Schmalseite verbindet die Grünanlage mit dem Ludwigsplatz, einer der repräsentativsten Platzanlagen des Saarlandes, und der Ludwigskirche sowie den wiederaufgebauten fürstlichen Palais. Im Westen grenzt die etwa 6000 qm große Grünfläche des Atriumbaus der Staatskanzlei ( ) an. Diese Regierungsarchitektur war zum Baubeginn der Stengelanlage gerade in der Fertigstellung begriffen. Die Grünanlage übernimmt verschiedene Aufgaben im Stadtraum. Naheliegend ermöglicht sie als kleine Erholungsinsel einen Blickwechsel von städtischer mehrgeschossiger Blockbebauung auf übersichtliche und abwechslungsreich bepflanzte Blumenrabatten und die in kleinen Fontainen aufsteigenden, im Bassinrund begrenzten Wasserspiele. Grün, Wasser und teils erhaltene zeittypische Gartenmöblierung begleiten das der natürlichen Laufrichtung folgende Wegesystem. Herausragend ist die städtebauliche Funktion der Stengelanlage, die gelenkartig zwischen dem vielbefahrenen Straßenraum, dem angrenzenden Wohnund Geschäftsviertel, der historischen Platzanlage und der den demokratischen Werten gewidmeten neuen Transparenz der Staatskanzlei vermittelt. In Nord-Süd-Richtung verbindet ein mit Natursteinplatten gepflasterter Weg die Stengelstraße mit dem Ludwigsplatz. Ein weiterer, kürzerer, schneidet als Diagonale die Ecke Stengelstraße/Eisenbahnstraße. Hauptgestaltungselemente des Grünareals sind die auf einem höher 104

107 Saarbrücken, Stengelanlage, Blick auf Ludwigskirche und Staatskanzlei, Foto: 2017 gelegenen, ebenfalls mit Natursteinplatten gepflasterten Plateau errichtete, filigran aus schlichten Eisenrohren angelegte Pergola mit ihren senkrecht gestellten hölzernen Sonnenschutzlamellen und das große ovale Springbrunnenbecken davor. Diese Leichtbaukonstruktion bildet den Auftakt und den Höhepunkt der Grünanlage vor der Kulisse der Ludwigskirche. Sechs weitere, in ihrer Größe variierende, kleinere Springbrunnenbassins verteilen sich entlang einer leichten Zickzacklinie in nördlicher Richtung bis zur Straßenkreuzung. Die zentralen Freiflächen zwischen den Wegen und den Wasserbecken unterhalb der Pergola sind durch saisonal angepasste, auf Buntfarbigkeit bedachte Blumenbeete hervorgehoben, die in ihrer Wuchshöhe relativ niedrig gehalten sind. Niedrige Stauden und vor allem halbhohe Rosenrabatten schaffen Kontinuität im Erscheinungsbild. Hecken schließen in Sitzhöhe blickdicht hinter der Pergola den Bereich zum Ludwigsplatz ab und akzentuieren zusammen mit locker verteilten Büschen und vereinzeltem Baumbestand in einer Rasenfläche den Übergang zwischen der Stengelanlage und der Grünfläche der Staatskanzlei. 105

108 Saarbrücken, Stengelanlage, großes Bassin, Foto: 2017 Ursprünglich standen niedrige, pilzförmige Bodenleuchten in bzw. zwischen den Pflanzbeeten, wovon sich noch ein Exemplar, allerdings nicht in situ, erhalten hat. Die originale Bestuhlung mit einzelnen hellfarbigen Bänken wurde bewahrt, allerdings musste die Holzlattung der Sitzflächen witterungsbedingt zwischenzeitlich erneuert werden. Die konischen Abfallbehälter, kaschiert durch einen Holzlamellenkranz, sind vorhanden. Die brunnentechnischen Vorrichtungen, die in zwei unterirdischen Kammern unter der Grünanlage untergebracht waren, sind aktuell weitgehend abgebaut. Wichtiges Gestaltungsmerkmal der späten 1950er Jahre ist analog zur zeitgenössischen Architektur die Transparenz dieses innerstädtischen Grünareals. Geringe Höhenunterschiede in der Wegeführung, das Großbassin mit leicht erhöhtem Beckenrand und alle anderen Wasserbecken im Boden eingetieft, nur vereinzelt punktuell höher wachsende Büsche und eine sehr luftig gestaltete Pergola schränken die Sicht auf die nur kurz zuvor fertiggestellte, diaphan angelegte Staatskanzlei in keiner Weise ein. Der Anblick auf dieses in der frühen Nachkriegszeit in 106

109 demokratischem Selbstverständnis Zeichen setzende Regierungsgebäude sollte von den wichtigen umliegenden Verkehrsadern und Verkehrsknotenpunkten gewahrt bleiben. Geschickt multifunktional dient die Grünanlage mitsamt ihren baulichen Bestandteilen somit kurzweiliger Erholung, nimmt verkehrstechnische Verteileraufgaben wahr und erlaubt eine freie Fokussierung auf die Staatskanzlei. Im Zuge des Ausbaus der Stadtautobahn erfolgte der Abbau der Möblierung des Luisenparks an der Saar. Eines der historischen Ausstattungsstücke, die von Stadtbaumeister Hugo Dihm 1876 in Form eines Obelisken gestaltete Wettersäule, wurde 1976 in die Stengelanlage transloziert. Es handelt sich um ein freistehendes Stadtmöbel. Im öffentlichen Bereich für alle zugänglich gibt die Wettersäule Informationen zur Stadtgeschichte und erteilt mittels Thermometer, Barometer und Sonnenuhr täglich meteorologische Auskünfte. Zusammen mit einer in Bad Godesberg ebenfalls 1876 aufgestellten Wettersäule ist sie das älteste Zeugnis dieser Gattung in Deutschland. Die Stengelanlage, ein im Saarland ausnehmend seltenes, weitgehend erhaltenes Kleinod städtebaulicher Grünflächengestaltung der Nachkriegsmoderne, vermittelt zwischen der feudalen Architektur am Ludwigsplatz und der bereits vor der Rückgliederung des Saargebietes 1957 begonnenen eingeschossigen Atriumkonstruktion der Staatskanzlei. Gleichzeitig fungiert die Anlage als Erholungspassage für Fußgänger im unmittelbaren Kreuzungsbereich der Eisenbahnstraße und der großzügigen vierspurigen verkehrstechnischen Neuerschließung der Stengelstraße nach Fußläufig von diesem zentralen Verkehrsknotenpunkt erreichbare wichtige Ziele sind beispielsweise der Hauptbahnhof, die innerstädtischen Kaufhäuser, das Regierungsviertel oder das barocke Alt-Saarbrücken. Der Park gewährt den Passanten durch saisonale Bepflanzung einen abwechslungsreichen, meist farbenfroh blühenden Anblick, die Wasserfontainen verschaffen eine kurze klangliche Ablenkung vom Getöse des Straßenlärms. Sitzgelegenheiten laden zum zerstreuenden Verweilen ein. Neben der gut angenommenen Passagefunktion im Quartier bildet der Kleinpark den floralen Vordergrund für die Staatskanzlei und die Einstimmung auf das touristisch attraktive Ensemble am Ludwigsplatz. Barock trifft Moderne mittels der Park- und Blumengartenkomposition der Stengelanlage eine herausragende städtebauliche Konzeption aus der Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders an der Saar. Als Hommage an ein zentrales Leitbild der 1950er Jahre, die autogerechte Stadt, ist die Alleinsichtigkeit vom Verkehrsraum über den Mikrokosmos des Kleinparks hinweg auf die Staatskanzlei Teil des Bau- und Pflanzprogramms. 107

110 Die Gestaltung der Stengelanlage kann überdies auch als eine Teilbemusterung, als eine Art Vorübung zur Leistungsschau des rund 50 ha großen Deutsch-Französischen Gartens gewertet werden, der etwa zeitgleich anlässlich der 1960 veranstalteten Deutsch-Französischen Gartenschau konzipiert wurde. Der grenznahe Ausstellungsgarten entstand im Wesentlichen nach Entwürfen von vier deutschen und französischen Preisträgergemeinschaften, die aus einem 1958 ausgeschriebenen Ideenwettbewerb hervorgingen. Die Ausführung oblag auch hier dem Städtischen Gartenamt unter der Leitung des Stadtgartendirektors Oswald Sauer. Die Stengelanlage ist aus gartenhistorischen und städtebaulichen Gründen denkmalwürdig im Status eines Einzeldenkmals, so dass es sie im öffentlichen Interesse zu erhalten gilt. Zum denkmalwürdigen Bestand gehören alle Relikte aus der Entstehungszeit der Parkanlage sowie die Dihmsche Wettersäule. Diverse farbige Abbildungen der späten 1950er und frühen 1960iger Jahre vermitteln das zeitgenössische Pflanzungsprogramm, dem vor dem Hintergrund der sparsamen Möblierung und schlichten baulichen Ausstattung der Grünanlage auch künftig eine das Gartendenkmal bestimmende gestalterische Aufgabe zukommt. Kristine Marschall 108

111 Baudenkmalpflege Inventarisation Bürgerpark Hafeninsel in Saarbrücken Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Innenstadt Saarbrückens zu ca. 80 Prozent in Trümmern. Der dichte Wiederaufbau auf historischen Quartiergrundrissen prägte das nachkriegszeitliche Stadtbild in weiten Bereichen. Die verkehrsgerechte Stadt der 1960er Jahre wurde durch den Bau der Stadtautobahn in der Flussaue der Saar Realität. Eine Folge davon war die Beseitigung der Luisenanlage in Alt-Saarbrücken. Dieser öffentliche Park erstreckte sich seit 1876 links der Saar in AltSaarbrücken bis auf Höhe der gegenüberliegenden Hafeninsel in Malstatt-Burbach. Seit dem späten 17. Jahrhundert wurde hier im Hafenbecken am Altarm der Saar die in den umliegenden Gruben gewonnene Steinkohle gewogen, gelagert, von Lastkränen umgeladen und verschifft. Eigentümer waren die Saarbergwerke. In der Nachkriegszeit wurde das Hafenbecken mit Kriegstrümmern verfüllt. Das Areal wurde zum Schuttdepot. Über Jahrzehnte erfolgte auf weiten Teilen eine natürliche Renaturierung entstand die Kongresshalle östlich des brachliegenden Bereichs der ehemaligen Hafeninsel und eine Teilfläche wurde als Parkplatz genutzt. Anfang der 1980er Jahre konkretisierte sich die Planung der Verkehrsanbindungen der A1 (Trier, Köln) und der A623 (Friedrichsthal, Zubringer zur A8 Pirmasens) an die linksseitige A620 (Stadtautobahn Saarbrücken-Saarlouis) über die neue Westspangenbrücke, die 1986 fertiggestellt wurde. In diesem Zusammenhang ließ die Stadt Saarbrücken in einem Gutachterverfahren ein Nutzungskonzept für die historische Industriebrache bzw. die Kriegstrümmerlandschaft des ehemaligen Kohlehafens vom Büro Peter Latz und Partner, Gunter Bartholmai und Nicki Biegler erstellen, das 1981 in der großformatigen Publikation Hafeninsel. Alternativen zur Gestaltung eines citynahen Parks veröffentlicht wurde. Die Planer und Landschaftsarchitekten Dipl. Hort. Anneliese Latz, Prof. Dipl. Ing. Peter Latz und Paul v. Pattay erarbeiteten dabei drei Konzepte, wobei die Variante eines geometrisch-barocken Parks ebenso verworfen wurde wie die des klassischen englischen Landschaftsgartens. Beides erschien zu traditionell und hätte in keiner Weise Rücksicht auf die vorgefundenen Strukturen genommen. Diese bildeten jedoch die entscheidende Prämisse für die dritte, sowohl naturnah als auch geometrisch gestaltete Alternative, deren syntaktisches Konzept umgesetzt wurde. Entscheidend war die Akzeptanz der vorhandenen räumlichen Gegebenheiten. Dabei spielten die Integration differenzierter Nutzungsanforderungen und entsprechende technische Lösungsansätze, zudem Ansprüche an die ästhetische Formensprache und eine moderne Anwendung von Vegetation eine entscheidende Rolle. 109

112 Grundvoraussetzung für die Planung war die Analyse der architektonischen Hinterlassenschaften, der Topografie und des vegetativen Bestandes. Hinzu kam die Beschäftigung mit der ursprünglichen Nutzung dieses Industriestandortes und seinen Altlasten. Die Überprüfung der städtebaulichen Situation und die besonders von sozialen und wirtschaftlichen Erwägungen geprägte optimale Anbindung des neuen Parkareals an die Stadt waren erklärte Ziele von Peter Latz. Das Parkareal auf etwa 190 m ü. NHN erstreckte sich Anfang der 1980er Jahre auf etwa 9,5 ha entlang des rechten Saarufers und wurde von der neuen sechsspurigen Westspange mit ihren zwei Auf- bzw. Abfahrten und dem darunter befindlichen Parkhaus in Nord-Süd-Richtung in zwei annähernd gleich große Hälften geteilt. Aktuell begrenzt eine große Niederlassung der Steag (technischer Service, Energieanlagen Süd) das Terrain im Westen. Die St. Johanner Straße mit dem 2000 implementierten Großkino Cinemax inklusive Parkplatz schirmen das Areal im Nordwesten von der Wohnbebauung des südlichen Malstatt ab. Im Nordosten entstand in den 1990er Jahren entlang der Hafenstraße die in zwei parallelen Gebäuderiegeln untergebrachte Agentur für Arbeit Saarland. Bereits 1967 entstand die Congresshalle im Osten nach Entwurf des renommierten Architekten Dieter Oesterlen wurde die Parkfläche durch die Erweiterung der Congresshalle neu begrenzt und durch den vom Johannes-Hoffmann-Platz erreichbaren, langgestreckten fünfteiligen Parkhausriegel vermindert. Fußläufig zugänglich ist der Park über den von der St. Johanner Straße abzweigenden Schleusenweg im Westen, der zugleich das Areal auch begrenzt, und einen weiteren Stichweg, der als Verlängerung der von Norden auf die St. Johanner Straße treffenden Straße Auf der Werth westlich am Kino vorbei zum Park führt und dort auf die große diagonale Erschließung Richtung Saar und Westspange überleitet. Auch auf der östlichen Seite des Kinos kann man den Park betreten und gelangt auf einen Hauptweg in Nord-Süd-Verlauf, der, durch einen schmalen Grüngürtel (eng gestellte diagonale Heckenriegel und Alleebäume) von den Parkplätzen unter der Westspange getrennt, bis an den künstlichen Teich führt. Parallel dazu verläuft auch von der Hafenstraße aus ein vergleichbar gestalteter Weg auf die östliche Seite des Teichs. Auf Höhe der Abzweigungen der Westspange führen ausladende Betontreppenkonstruktionen sowohl links als auch rechts hinunter auf das Parkniveau. Man findet sich fast mittig in der Anlage zwischen hohen schmalseitig aufgereihten Heckensegmenten wieder. Des Weiteren sind zwei Zugänge von der Congresshalle angelegt, die zum einen auf den Freiplatz unterhalb des neuen Parkhauses führen bzw. zur West-Ost- 110

113 Querung des Bürgerparks. Der Uferweg entlang der Saar ist als Teil des Parkkonzeptes über mehrere Wege und dem zentralen Platz am Teich mit dem Park verbunden. Entlang der Saar werden die westlichen und östlichen Parkteile durch niedrige Stützmauern geschützt. Parallel zum Gutachterverfahren lobte die Saarbergwerke AG einen Wettbewerb für verdichteten Wohnungsbau als nördliche Randbebauung aus. Projektiert wurden viergeschossige Wohnbauten von gehobenem Standard, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Vielmehr entstanden in den kommenden Jahren entlang der St. Johanner Straße und Hafenstraße in unmittelbarer Parknähe große Verwaltungs-, Veranstaltungs- und Parkhauskomplexe. Der Bürgerpark büßte die in den 1980er Jahren planerisch intendierte Bürgernähe mehr und mehr ein, da die Wohnquartiere durch verschiedene Neubauten städtebaulich in den Hintergrund rückten. Peter Latz erhielt den Auftrag, die inzwischen stark verwilderte Landschaft im Bereich der ehemaligen Hafeninsel als Bürgerpark zu gestalten entstand ein innerstädtischer Landschaftspark, der die Geschichte des Industrieortes ebenso einbezieht wie das Trümmerfeld der Nachkriegszeit, und eine zeitgenössische, von ökologischen Gesichtspunkten geprägte Anlage in einem über Jahre hinweg aufgelassenen stadtnahen Bereich schafft. Diagonale Wege und Sichtachsen sowie ein dem Gauß-Krüger-Koordinatensystem folgendes Raster strukturieren den Park. Engagierte Bürger, Studentengruppen und Arbeitskräfte eines Arbeitsbeschaffungsprogramms, Lehrlinge und Handwerker konnten in Workshops Details nach eigenen Vorstellungen gestalten. Ziel war die identitätsstiftende Einbeziehung der Bevölkerung in den Schaffensprozess bei möglichst kostengünstigen Arbeitsleistungen. Den Auftakt der Parkanlage im Anschluss an die Congresshalle bildet eine begehbare türkisfarbene Stahlpergola mit großen segmentbogigen Öffnungen, die mit vergitterten Zwischenelementen alternieren. Sie wurde mit Glyzinien (Blauregen) bepflanzt. Durch diese begrünte Torwand gelangt man auf die mit Kopfsteinpflaster versehene große Freifläche, dem multifunktional nutzbaren Festplatz. Dieser wird im Norden durch zwei die Parkgrenze entlang des neuen Parkhauses säumende Mischhecken abgeschlossen. Auf dem Kopfsteinpflaster des Festplatzes wurde die einzige von insgesamt drei geplanten Skulpturen aufgestellt. Der Pariser Bildhauer Michel Gérard schuf die 1991 eingeweihte Installation Wanderung eines Caspar David. Sie besteht aus zwölf geschmiedeten Stahlelementen, die 111

114 von Saarstahl in Völklingen produziert wurden. Das größte Element, ein Bogen von vier Metern Höhe und zwölf Metern Durchmesser, steht auf einer Fundamentplatte, ebenso sechs stehende Spitzen. Ein Spieß mit Spirale und eine überdimensionierte Garnrolle ruhen auf dem Pflaster. Anfang des 19. Jahrhunderts begann die industrielle Ausbeute der Erde. Gérard wählte Leitmotive aus den Gemälden Caspar David Friedrichs Regenbogen und Bergspitzen. Romantische Naturvorstellung und industrielle Fertigung stehen eng beieinander. Übergroß erscheinen die Werkzeuge der Plünderung der natürlichen Ressourcen. Die begehbare Installation schafft ihren eigenen Bezug zum ehemaligen Kohlehafen und dem Umgang mit Natur im industriellen Zeitalter. Der Saaruferweg ist in ähnlicher Dichte wie in der Grünanlage des Stadens in Saarbrücken-St. Johann mit Platanen gesäumt, welche hier als beidseitige Allee gepflanzt sind. Oberhalb des Uferwegs verläuft einer der Hauptwege des Parks parallel zur Saar von der Congresshalle zum Parkende am Schleusenweg. Flankierend bilden rechteckig gestutzte Mischheckensegmente Nischen aus, in denen weitere mit Beleuchtungskörpern ausgestattete Rankhilfen und Sitzgelegenheiten stehen. Die Bepflanzung verdichtet den Weg seitlich, so dass der Blick eng auf die Wasserwand fokussiert wird. Zwischen dem tunnelähnlichen, geschotterten Weg und dem offenen Festplatz wurden streng orthogonal Linden aufgestellt, die einen weitläufigen beschatteten Baumplatz bilden. Im Laufe der Zeit haben die Wurzeln die ehemals plane Kopfsteinpflasterung in sanfte Wellenformationen versetzt. Saarbrücken, Bürgerpark Hafeninsel, Aquädukt, Foto:

115 Der künstliche Teich erstreckt sich beidseits und unter der Westspange und spiegelt deren Unterbau. Sein Saum ist teils mit feinem Sand aufgefüllt, teils mit einer Bambusanpflanzung begrünt, zu der sich im Laufe der Zeit noch Rohrkolben gesellt haben. Hier siedeln inzwischen verschiedene Enten- und Halbgansarten. Ein aufgeständerter Metallsteg führt nahe am Halbrund der hoch aufragenden Wasserwand aus Ziegelsteinen vorbei über den Teich hinweg und unter der Westspange hindurch. Dieser Steg war ursprünglich beleuchtet. Die Wasserwand, eines der Schlüsselelemente der Landschaftsgestaltung, erinnert an ein Segment aus einem römischen Aquädukt. Wie dort fließt das Wasser in einer offenen Rinne im oberen Abschluss. Eine Vielzahl kleiner Wasserspeier mit runden Öffnungen seitlich der Rinne ermöglichen Wasserergüsse aus höchster Höhe in den Teich. Auf diese Weise wird die urbane Geräuschkulisse durch das fallende Wasser überdeckt und zudem mit Sauerstoff angereichert bevor es wieder dem Teich zugeführt wird. Es handelt sich nicht allein um eine beeindruckende Konstruktion, sondern hier wird auch pragmatisch das Oberflächenwasser gesammelt und die Wasserzu- und -ableitung des Parks über das kleine unweit aufgestellte Pumpenhaus bewerkstelligt. Die aufgeständerte offene Parkhausebene beidseitig der darüber verlaufenden Westspange wird von einem breiten Band diagonal in enger Abfolge angeordneter Mischheckenreihen begleitet. Diese bestanden aus Weißdorn, Linden, Hainbuchen, Flieder und Liguster, der sich dem Formschnitt am besten anpasste und nun als dominantes Gehölz die mannshohen Hecken des Parks prägt. Geplant waren bis zu vier Meter Heckenhöhe, um die Hochstraße zu kaschieren. Die Formerziehung durch entsprechende Schnittmaßnahmen erwies sich jedoch als zu hoher gartentechnischer Aufwand, zumal in dem zur unteren Parkebene abschüssigen Gelände. Als weitere die Höhenstaffelung gen Hochstraße fortsetzende Elemente tragen die beiden Alleen hoch aufgeschossener Säulenpappeln auch zur Sichtabschirmung bei. Peter Latz verband mit ihnen die Assoziation an südländische, von Zypressen gesäumte Straßen. Wichtige Prämissen für die Parkgestaltung waren eine möglichst Verkehrslärm absorbierende Konzeption (Wasserwand, Heckenmauern), um neben der aktiven Nutzung, die vorwiegend im Ostteil des Parks verortet wurde (Festplatz, später Boulebahn, aktuell neue Skateranlage), Ruhezonen in Flussnähe und im Westteil zu erschaffen. Der Park bietet ein großes Spektrum im Umgang mit Pflanzkulturen, welches die historische Dimension der Entwicklung neuzeitlicher Grünanlagen vom Barock über die romantischen Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts 113

116 mit ihren architekturhistorischen Zitaten widerspiegelt. Vom ausgeprägten Formwillen (Heckenerziehung, Buchsbaumformtrimmung) und linearer, geometrischer Anordnung (Betonung der diagonalen Wegeführung bzw. Rasterung mittels Pflanzschemata, lange Blickachsen) reicht das Repertoire über pflegeintensive Teilbereiche (Kräuterkiste, Rosenanlage, Beetbepflanzung) zur Steinspirale mit differenzierten Bodensubstraten, die der Spontanvegetation zur Verfügung gestellt wurden, sowie zum weitgehend unangetasteten Trümmergrundstück mit ökologischem Eigenleben. Aspektreich bieten die überaus zahleichen und vielfältigen überlieferten Materialien, aus denen Wegbeläge, Mauern, Treppen, Sitzgelegenheiten, Nischen, Einfassungen von Pflanzbereichen und Aussichtspunkte entwickelt wurden, unzählige optische und haptische Attraktionen. Latz entwickelte Klamottmauerwerk als Grundbestandteil der Mauertechnik im Park, für das die vorgefundenen riesigen Blöcke zusammenhängender Mauer- bzw. Betonverbände umgenutzt wurden. Das Entdecken historischer Relikte und deren Umdeutung im neuen Parkkontext ist Programm. Neben dem Hauptzugang von Seiten der Congresshalle, wo durch die begrünte mehrbogige Pergola der Wechsel aus der urbanen Struktur in die Grünzone besonders akzentuiert wird, sind noch sechs weitere Zugänge vorhanden. Die leichte Erreichbarkeit des Bürgerparks war ein wichtiges planerisches Anliegen. Alle Zugänge sind Ausgangspunkte von Hauptwegen, die zugleich, durch architektonische und/oder vegetabile seitliche Wegbegleiter hervorgehoben, lange Blickachsen bilden. Zusammen mit der diagonalen Wegeführung sollte eine optische Erweiterung erzeugt werden. Saarbrücken, Bürgerpark Hafeninsel, Parklandschaft neben Autobahnzubringer, Foto:

117 Saarbrücken, Bürgerpark Hafeninsel, Amphitheater, Foto: 2018 Gen Westen erschließt sich über die Teichachse zunächst ein klassisches Landschaftsparksegment eine kleinhügelige, mit Busch- und halbhohen Baumgruppen bestandene Schutttopografie, die vielfältige An- und Einblicke gewährt. Die syntaktische Durchdringung naturnaher Gestaltung und geometrischer Ordnung gelingt im Westteil des Parks am eindringlichsten. Neben Strauchrosenrabatten wurden vereinzelte Ölweiden und Traubenkirschen gepflanzt. Hauptwege bilden ein großes Dreieck aus, das in optimaler Sonnenlage eine Wildkrautflur in quadratisch gerasterten Flächen aufnahm. Eine dieser Fläche füllt eine große steinerne Spirale, deren unterschiedliche Bodensubstrate differenzierte Spontanvegetation befördern sollte. Ein weiteres Hauptanliegen bestand in der Auflassung verschiedener Parkareale, die ökologisch sich selbst überlassen blieben, wie das Trümmergrundstück im Süden und Osten des Rondells. Dieses entstand als architektonischer Schwerpunkt im Westen des Parks in Nachbarschaft zur ungebändigten Natur, in Anlehnung an römische und neuzeitliche Vorbilder, als Ort multipler kultureller Open-Air-Veranstaltungen. Das große in den Schutthügel eingetiefte, von hohen Stützmauern und einer mit Glyzinien berankten Pergola umgebene Kreisrund ist über drei in den Hügel eingeschnittene Zugänge und Treppen erreichbar. Die Brunnen- bzw. Bühnenanlage liegt im Zentrum, umgeben von höhengestaffelten Sitzbänken. Klinker ist das vorherrschende Material. Von Buchsbaum gesäumte Blumenbeetsegmente lassen den Ort zum geordneten, intensiv gepflegten Garten im Park werden. Versenkt in den Schutthügel entsteht ein Ruheort abseits des Verkehrs- und Stadtlärms. 115

118 In Richtung Schleusenweg und Unteres Malstatt waren im Bereich des Bauhofes Nachbarschaftsgärten geplant, die den Malstatter Anwohnern zur individuellen Bepflanzung und Nutzung zur Verfügung gestellt werden sollten. Die persönliche Gestaltung durch die Anwohner sollte dem Park zu besserer Akzeptanz durch die Bevölkerung verhelfen. Eine weitere Ruhezone bietet der zwischen Rondell und Westspange ebenfalls in Rundform angelegte Kastanienhain, ein leicht abgesenkter Platz mit gemauerten Sitzgelegenheiten, welcher den ursprünglichen Belag samt Kastanienbäumen in den Park integriert. Eine Hecke erhöht optisch den rückwärtigen Wandabschluss, so dass auch diese kleine Arena sich in den umgebenden Grünbereich einfügt. Nahe der Böschungsmauer am Uferweg im Südwesten erlaubt ein Pavillon den Ausblick über die Saar nach Alt-Saarbrücken. Die meisten Hauptwege haben begleitend architektonische Ausstattungen, wie z.b. kniehohe Saarbrücken, Bürgerpark Hafeninsel, Spolienmauer, Foto:

119 Mäuerchen, Treppenwangen aus Spolien, mannshohe Stützmauern mit Pilastern, Segmentbögen und Nischen oder aufgesetzte Betonquader mit Schlackesplittoberfläche. Allein der lange, parallel zur St. Johanner Straße verlaufende nordwestliche Begrenzungsweg ist als Pflanzenwand ausgebildet. Das Besondere der fast zwei Meter hohen Wallhecke in Mischkultur ist ihr Schnittbild, das als pulsierende Welle hinter einer Reihe von Götterbäumen viel Raum einnimmt. Torähnliche Durchlässe, meist als Ziegelsteinkonstruktionen, wie hohe Pfeiler mit Übergängen oder Bogenkonstruktionen ergänzen das architektonische Inventar des Parks und dienen wiederum der Akzentuierung der Blickachsen. Straßenbäume kündigen in den Randbereichen des Parks bereits die Grünanlage an. Im Park kontrastieren ruhige Rückzugsräume mit offenen strapazierfähigen Flächen. Zur Benutzerfreundlichkeit gehörten eine konstante Beleuchtung des Hauptwegenetzes, eine Toilettenanlage und ein Funktionsgebäude für die Gartenpflege. Die historische Nutzung als Kohlehafen und die Zweitnutzung als Kriegsschuttdeponie ist anhand diverser Relikte und Ruinen der ehemaligen Logistikanlage in situ im Park mannigfaltig ablesbar. Der nach syntaktischem Entwurfskonzept realisierte Landschaftspark Hafeninsel im Saarbrücker Stadtteil Malstatt zeichnet sich durch seine minimalistischen Eingriffe in die vorhandene Topografie aus. Die natürliche Pionierpflanzenwelt des Brachlandes wurde in bestimmten Segmenten bewahrt. Viele Spolien, überwiegend aus kriegszerstörten Architekturen des Stadtgebietes, als historische Relikte uminterpretiert, erhielten eine neue Funktion und wurden erkennbar teils durch neue Materialien ergänzt. Die vorgefundenen historischen Hinterlassenschaften dienen als Bedeutungsträger der Aufarbeitung des Vergangenen. Parallel werden die Geschichte und die Pflanzensukzession des Ortes in großen Bereichen des Parks thematisiert. Dabei spielt die vorgefundene Vielfalt der Pflanzen und der Bodensubstrate aus den verschiedensten geologischen Vorkommen des Saarlandes eine entscheidende Rolle. Angestrebt wird, die existierende Flora weiter zu entwickeln, um artenreiche Biotope zu generieren. Diese stehen in Kontrast zu den pflegeintensiven Gartenarealen, die sich über die Hafeninsel verteilen. Der Rückgriff in die europäische Kunst- und Baugeschichte findet im Bereich der Landschaftsgartengeschichte statt. Das Label postmodern wird aussagekräftig in der hervorragenden syntaktischen Neuinterpretation barocker Gartenstrukturen und englischer Landschaftsgartenelemente dargelegt. Die Grundformen der beiden neuen Großbauwerke 117

120 Saarbrücken, Bürgerpark Hafeninsel, Ökolandschaft, Foto: 2018 des Parks lösen Assoziationen an römische Aquädukte und Arenen aus. Einzelne Relikte werden aufgegriffen, in den neuen Park integriert (z.b. eine Kellerruine im Westen, Schienen und Pflaster im Osten) und zum Teil neu interpretiert (z.b. Kastanienhain oder Klammottmauern). Eine für die postmoderne Architekturströmung charakteristische Uminterpretation und Funktionsänderung einzelner, größerer historischer Bauelemente fehlt. Bedeutend erscheint der neuartige Ansatz im Umgang mit einer innerstädtischen Industriebrache. Die Landeshauptstadt hatte sich Anfang der 1980er Jahre für einen Wandel der städtebaulichen Leitbilder entschlossen. Zwischen den Saarbrücker Industriestandorten, den Verwaltungssitzen und den Nahtstellen der Stadtteile Malstatt-Burbach und St. Johann entstand vor dem Hintergrund der damals begeisterten und engagierten Umweltbewegung in Deutschland ein Nukleus ökologischer Stadterneuerung. 118

121 Als Vorläufer von Parkanlagen mit industrieller Vorgeschichte kann der 1973 bis 1975 nach Entwurf von Richard Haag angelegte Gas Works Park in Seattle, Washington, angesehen werden. Die historische Kohlevergasungsanlage blieb im öffentlichen Park als Landmarke, als Zitat der ehemaligen industriellen Nutzung, erhalten, während das Gelände jedoch wegen starker Altlasten abgedichtet und planiert wurde. Die Saarbrücker Hafeninsel ist eines der frühesten europäischen Beispiele für die Konversion einer Industriebrache in einen innerstädtischen Landschaftspark und bleibt im Saarland singulär. Etwa zeitgleich entstand 1983 bis 1998 im Nordosten von Paris der Parc de la Villette auf dem ehemaligen Schlachthofareal. Die größte öffentliche Pariser Parkanlage berücksichtigt die 1982 formulierte Wettbewerbsanforderung, die Geschichte des Ortes bei der Planung zu berücksichtigen. Der schweizer Architekt Bernhard Tschumi schuf den 35 ha großen Park mit knallroten Pavillons, den Folies, als Knotenpunkte auf einer orthogonal gerasterten Matrix. In Barcelona wurde 1985 bis 1986 ein ehemaliges Werksgelände der spanischen Eisenbahngesellschaft in einen 2,7 ha großen innerstädtischen Quartierspark, dem Parc del Clot, umgewandelt. Die Landschaftsarchitekten Dani Feixes und Vincente Miranda nahmen Industrierelikte in die Parkgestaltung auf und interpretierten sie im neuen Umfeld um. Thema dieser landschaftsarchitektonischen Bestrebungen war die Reintegration von altindustriellen Standorten in urbane Funktionsräume in städtebaulich wertvoller Lage. Aus dem Industriestandort und der Kriegsschuttdeponie wurde ein vielseitig nutzbarer Freizeitbereich. Eine Revitalisierung im industriellen Architekturkontext erfolgte im Saarland erstmals in großem Maßstab im Zusammenhang mit der Umund Nachnutzung des baulichen Bestandes des ehemaligen Eisenwerkes in Völklingen, das 1994 als erstes Industriedenkmal in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen und dann zum Großmuseum, Veranstaltungsort und multimedialem Wissenschaftszentrum weiterentwickelt wurde. Im 21. Jahrhundert wird das Thema Industriebrachenumgestaltung seit 2006 alljährlich im Rahmen der ibug künstlerisch vereinnahmt ein sächsisches Festival für urbane Kunst, welches Oberflächen, Räume und Plätze der Industriebrachen künstlerisch recycelt. Im Werk des Landschaftsarchitekten Peter Latz nimmt das Saarbrücker Projekt Bürgerpark Hafeninsel sicherlich einen besonderen Stellenwert 119

122 ein, da er dem Saarland über lange Jahre in Leben und Arbeit verbunden war. So wuchs er im Saarland auf und gründete nach dem Studium der Landschaftsarchitektur an der TH in München und der Weiterbildung im Städtebau an der RWTH Aachen 1968 mit seiner Frau Anneliese ein Landschaftsarchitekturbüro in Aachen und zusammen mit Herbert Kruske in Saarbrücken. Zusammen mit dem Dillinger Architekten Conny Schmitz führte er bis 1976 ein Büro für interdisziplinäre Stadtplanung in Saarlouis wurde Kassel Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Ab 1983 an der TU München-Weihenstephan als Lehrstuhlinhaber für Landschaftsarchitektur und Planung beschäftigt, zog das Büro 1991 nach Ampertshausen bei Kranzberg/Bayern. Peter Latz wurde vielfach international ausgezeichnet erhielt er für den Bürgerpark Hafeninsel den Landschaftsarchitekturpreis des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) und 2000 für die Planung des Emscher Parks in Duisburg-Nord den Ersten Europäischen Preis für Landschaftsarchitektur in Barcelona folgte die Grande Médaille d Urbanisme der Académie royale d architecture in Paris und 2016 verlieh ihm die International Federation of Landscape Architects in Turin den Sir Geoffrey Jellicoe Award. Die Belassung und Einbeziehung historischer Grundstrukturen folgt dem Motto function follows form, das vom Büro Latz und Partner erstmals bei der Parkgestaltung der Saarbrücker Hafeninsel realisiert wurde. Im Werkzusammenhang erscheint der Bürgerpark als Pionierprojekt. In kleinem Maßstab wurden prototypisch Fragestellungen und Analysemethoden bezüglich der historischen, vegetabilen und städtebaulichen Matrix angewandt. Die umfassende Nutzungssuche für vorstrukturierte Areale wurde später im Großformat im Emscher Park in Duisburg-Nord ausdifferenzierter umgesetzt. Die Industrieanlagen sind keine Zitate einer abgeschlossenen Epoche wie in Seattle, sondern bleiben im Kontext verbundene interagierende Elemente analog zu Biotopen oder Gelände- und Infrastrukturen des ehemaligen Industriestandorts. Die Parkkonzeption ermöglicht und fördert die Spontanbildung von Biotopen (Teich mit neuer Flora und Fauna, Ökokiste auf dem Schutthügel). Die Weiterentwicklung natürlicher Prozesse und die damit einhergehende langsame Veränderung der Parkanlage waren im Konzept vorgesehen. Für Peter Latz war die Realität offen und interpretierbar. Eine neue Gestalt konnte durch Anreicherung mit funktionalen und gestalterischen Elementen ohne Negation oder Zerstörung des Historischen entstehen. Wichtig sei ein Park mit offenem Ende, d.h. einer Entwicklungsfähigkeit innerhalb der Grundstruktur, da auch künftig Ansprüche und Konflikte den Park neu definieren werden. 120

123 Den größten Eingriff in die Parksubstanz bedeutete der Verlust einer Teilfläche im Nordosten zugunsten des langgestreckten mehrteiligen Parkhauses in den 1990er Jahren. Anlässlich des Neubaus der Landeszentralbank im Winkel zwischen Westspange und Hafenstraße 1990 konnte Peter Latz das südlich anschließende Gelände mit einem Kiefernhain neu gestalten. Analog dazu wurden auch die drei Kiefern im Zugangsbereich auf der Nordwestseite der Congresshalle gepflanzt. Zwischenzeitlich erfolgte der Rückbau der Toilettenanlage. Ein Unterstand, eine reversible leichte Metallkonstruktion, wurde für die Mitglieder des ortsansässigen Bouleclubs genehmigt. Die Brunnenanlage in der Arena wurde 2018 provisorisch mit einer begehbaren Holzkonstruktion mit Metallbelag zerstörungssicher gegen Vandalismus abgedeckt. Aktuell (2018) wird ein Schutthügel nordöstlich der Wasserwand für eine Skaterbahn neu modelliert. Die bisherigen Veränderungen haben die wesentlichen Strukturen und Komponenten des Landschaftsparks nicht maßgeblich beeinträchtigt, vielmehr tragen die neuen Nutzungen durch Boulespieler und Skater vermehrt zu dessen Akzeptanz, positivem Gebrauch und somit zur Erhaltung bei. Der in vielerlei Hinsicht innovative Park ist ein signifikanter Bedeutungsträger für die Saarbrücker Stadtgeschichte und die saarländische Industriegeschichte sowie den in den 1970er Jahren in Deutschland aufkommenden ökologischen Wertewandel. Der Bürgerpark Hafeninsel stellt zugleich im internationalen Kontext der Landschaftsarchitekturgeschichte ein herausragendes Zeugnis dar. Der Landschaftspark besitzt aus stadt- und regionalgeschichtlichen, insbesondere aus architektur-, industrie- und gartenhistorischen Gründen im öffentlichen Interesse eine besondere Bedeutung. Kristine Marschall 121

124 Baudenkmalpflege Inventarisation Die Villa Ditges des Architekten Ludwig Nobis am Saarbrücker Trillerweg Um 1925 beauftragte der Kaufmann Dr. Carl Ditges den Saarbrücker Architekten Ludwig Nobis mit dem Bau eines Wohnhauses neben seinem Elternhaus Trillerweg 61, damals 33. Die Baupläne datieren von Oktober/November 1925, Ergänzungspläne vom Sommer Das Baugesuch erfolgte am 22. Januar 1926, die Baugenehmigung am 15. März Da die Errichtung des Hauses zurückgesetzt hinter der Straßenfluchtlinie geplant wurde, verpflichtete die Stadt den Bauherrn, in Fluchtlinie eine Vorgarteneinfriedung zu errichten. Die Villa wurde im Wesentlichen im Frühjahr und Sommer 1926 erbaut, die Vorgarteneinfriedung bzw. Stützmauer zum Trillerweg mit Eingangstreppe war im Februar 1927 fertig. Hinter dem Haus wurde ab 1926 ein Terrassengarten angelegt, der sich von Nordwest nach Südost hangabwärts zur Spichererbergstraße erstreckt. Im Frühjahr 1927 errichtete man an dieser Straße einen Zugang sowie die Stützmauer an der Grenze zum Grundstück Spichererbergstraße 8. Das Grundstück südöstlich unterhalb der Stützmauer wurde ca hinzuerworben. Die freistehende, zweigeschossige Villa über querrechteckigem Grundriss wurde in den absteigenden Hang gebaut. Im unteren Bereich wird sie an der Vorderseite von der hohen Stützmauer zum Trillerweg verdeckt, so dass zunächst das Obergeschoss auffällt, welches durch eine Reihung von fünf schmalen, glatt in die Wand geschnittenen Rundbogenfenstern ein neoklassizistisch-monumentalisiertes Gepräge erhält. Entfernt fühlt man sich an Revolutionsarchitektur mit ihrer Kombination einfacher Raumkörper und stereometrischer Formen erinnert. Darüber sitzt ein weit überkragendes geknicktes Walmdach mit zentraler Fledermausgaube. Das Motiv verweist auf die von Paul Mebes 1908 in einer einflussreichen Publikation gepriesenen Architekturen Um 1800, welche traditionalistisch orientierte Architekten im frühen 20. Jahrhundert inspirierten. Tiefer als die Straße liegt das Erdgeschoss, mit Rustikasockel und zentral vorspringendem korbbogigem Nischeneingang, welche Assoziationen an die Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts wecken. Überfangen wird der Eingang von einem Knickgiebel, wie er für expressionistische Architekturen typisch ist. Ein gerundeter Treppenaufgang führt in die Eingangsnische. Die aufwendige hölzerne Eingangstür weist ein profiliertes Rautenmuster, ein Sichtfenster mit Ziergitter sowie im verglasten Bogenfeld die Initialen des Bauherrn, C D, auf. Die Tür wird flankiert von zwei Fenstern mit Gittern, deren Zentrum jeweils die Darstellung eines Steinbocks bildet. 122

125 Saarbrücken, Trillerweg 63, Villa Ditges, Straßenansicht, Foto: 2018 Villa Ditges, Blaupause mit Ansichten der vier Gebäudeseiten, Ludwig Nobis, Oktober 1925, Quelle: Stadt Saarbrücken, Historisches Bauarchiv 123

126 Die blockhafte Kubatur des freistehenden Hauses, der in einer Nische geborgene Eingang mit massiver Tür und vergitterten Fenstern, die sparsame Durchfensterung des Obergeschosses und die niedrige Dachgaube, ebenso die zurückgesetzte Position des Gebäudes in absteigender Hanglage, evozieren eine wehrhafte Geschlossenheit, die Einsicht ins Innere verhindert. Zugleich entsteht ein exklusiver Raum, der einem Repräsentationsanspruch Platz lässt. Dieser wird auch in der qualitätvollen Kombination verschiedener Architekturstilistiken, der individualisierten Eingangsgestaltung sowie den hochwertigen Fenstern mit Diagonalsprossen und Gittern manifest. Villa Ditges, Eingang an der Straßenseite, Foto: 2018 Die Rückseite der Villa ist ebenfalls als Schauseite konzipiert und wie die Straßenseite achsensymmetrisch gestaltet, hier jedoch mit sich öffnendem Charakter: Ein gerundeter Standerker mit abschließendem Balkon dominiert die Gebäudemitte, flankiert von großen Fenstern in Erd- und Obergeschoss. Der Erker selbst wird durch drei rundbogige Fenster belichtet. Im Sinne einer Monumentalordnung sind deren Überfangbögen über die vergitterten Kellerfenster darunter bis zum Gebäu- 124

127 Villa Ditges, Ansicht der Rückseite von der Spichererbergstraße, Foto: 2018 desockel herabgezogen. Eine große verglaste Tür führt auf den Balkon. Die Dachräume erhalten ihr Licht durch die Fenster von drei Giebelgauben. Mit den weiten Fensterflächen öffnet sich die Villa zu einem großen Garten, der sich in mehreren Terrassen hangabwärts bis zur Spichererbergstraße erstreckt. Dieser unterstützt durch architektonische Gliederungselemente die repräsentative Wirkung des Gebäudes. So wird die unmittelbar hinter dem Haus gelegene Terrasse von einer Sandsteinbalustrade auf hoher Stützmauer begrenzt. Treppen verbinden die einzelnen Terrassen. Ein mächtiger halbrunder turmartiger Mauervorsprung aus bossierten Sandsteinen erhebt sich an der Nordostseite auf mittlerer Höhe. Ihm schließt sich eine weitere Stützmauer mit kräftigen Strebepfeilern an. Im Zusammenspiel dieser Elemente, einschließlich des Rustikasockels des Hauses, entsteht der Eindruck einer burgartigen Befestigung, welche von der Villa bekrönt wird. Das ursprüngliche äußere Erscheinungsbild der Villa ist weitgehend bewahrt. Türen, Klappläden, Fenstergitter, Wasserfangkästen sowie die sämtlich einfach verglasten Fenster sind bauzeitlich. Die ursprünglich steinsichtigen Architekturglieder umlaufendes Sohlbankgesims, 125

128 Faschenrahmen der Fenster, Sohlbänke am Erker waren bereits 1976 in rötlichem Ton gefasst. Das Dach wurde ca nach Befund in Schiefer neu gedeckt. Dabei wurden auch die Schauseiten der rückwärtigen Gauben, abweichend vom ursprünglichen Zustand, verschiefert. Erneuert wurden zudem die Gaubenfenster der Rückseite sowie das Liegefenster im Dachstuhl. Raumaufteilung und baufeste Ausstattung im Innern sind ebenfalls weitgehend original. Zur letzteren zählen ein Großteil der Böden überwiegend Parkett, im Windfang Mosaik, in der Küche alternierend rot-hellgrau-rot gestreifte und hellgraue quadratische Fliesen, der hölzerne Treppenaufgang zum Obergeschoss mit geschwungenem Treppengeländer, Brettbalustern mit Zackenmustern und einen in Voluten endenden Handlauf, die Binnentüren mit Gewänden und Beschlägen, dazu eine zweiflügelige verglaste Schiebetür mit teils originalen facettierten Scheiben zwischen Herren- und Esszimmer, ebenso Heizkörperverkleidungen, Eckleisten, außergewöhnlich hohe, gestufte Fußbodenleisten sowie mehrere Deckenlampensockel mit expressionistischem Dekor. Eine wuchtige Kassettendecke dominiert das Esszimmer. Bauherr und Architekt Der Bauherr der Villa, der Kaufmann Carl Ditges war seit 1896 beim Druckerei- und Verlagshaus Gebrüder Hofer tätig, das unter anderem die Saarbrücker Zeitung herausgab. Seit 1906 lag die Geschäftsführung der Firma im Wesentlichen in seinen Händen, 1918 wurde er kaufmännischer Direktor des Verlagshauses und nach dessen Umwandlung zur Gebrüder Hofer Aktiengesellschaft 1921 deren Vorstand und Direktor. Nach Ablösung der Gebrüder Hofer AG durch die Buchgewerbehaus AG im Jahr 1936 war Ditges bis zum Kriegsende deren Betriebsführer. Als kaufmännischer Direktor der größten Zeitung im Saargebiet war er somit in den 1920er Jahren eine bedeutende Persönlichkeit des kommunalen Lebens. Es überrascht also kaum, dass er mit der Planung seines Wohnhauses einen der damals renommiertesten Architekten der Stadt beauftragte: Ludwig Nobis. Der 1883 in Landau geborene Nobis hatte an der Technischen Hochschule München Architektur studiert und war 1910 nach Saarbrücken gekommen. Hier plante er in den ersten Jahren Landhäuser, eine Mädchen-Volksschule (die spätere Cecilienschule), Wohn- und Geschäftshäuser in der Rosen- und der Försterstraße sowie den Luisenbrunnen in 126

129 Historische Ansicht der Villa Ditges, Rückseite mit Garten, im Hintergrund die Röchling-Villa, Quelle: Dr. Barbara Purbs, Saarbrücken 127

130 Alt-Saarbrücken. Er beteiligte sich am Wettbewerb für das evangelische Gemeindehaus in Alt-Saarbrücken, für St. Wendel entwarf er einen Kaiser-Wilhelm-Brunnen, für Püttlingen das Rathaus. In den 1920er Jahren prägten vor allem öffentliche Bauten und repräsentative Villen das Schaffen des Architekten. Er realisierte in Saarbrücken den Umbau und die Erweiterung des Gebäudes der Gebrüder Hofer AG an Eisenbahn-, Gutenberg- und Hohenzollernstraße (vermutlich auf Wunsch von Ditges, zwei Jahre nach Bau seines Wohnhauses), daneben das Hauptpostamt an der Trierer Straße, derzeit Sitz des Ministeriums für Bildung und Kultur, sowie das Verwaltungsgebäude der Kreissparkasse Alt-Saarbrücken am Neumarkt. Außer dem Wohnhaus für Ditges errichtete er Villen in der Bismarckstraße und am Rothenbühlerweg und baute die Villa Haldy in Alt-Saarbrücken um, die 1959 schließlich abgebrochen wurde. Sein Büro, das in der Schumannstraße 18 in St. Johann ansässig war, zeichnete auch verantwortlich für eine Villa des Glasfabrikanten Leo Wentzel auf dem Schenkelberg. Hinzu kommen Gebäude in der Richard-Wagner-Straße, der Oberen Lauerfahrt und der Feldmannstraße. Vom Ende der 1920er Jahre sind Entwürfe für Raumausstattungen für die Keramischen Werke von Villeroy & Boch bekannt, so für eine Kaminverkleidung und eine Stehlampe, die in rot glasierter Terrakotta ausgeführt wurden. Infolge des Ersten Weltkriegs wurden auch Kriegergrab- und -denkmäler bedeutend im Schaffen von Nobis. Ausgeführt wurden nach seinen Entwürfen das Grabmal Peusquens im Saarbrücker Ehrenfriedhof auf dem Hauptfriedhof, das nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochene Denkmal für das Infanterie Regiment Nr. 70 in den Saaranlagen vor dem Saarbrücker Landgericht, das 1945 abgebrochene Ehrenmal des Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 69 in Trier, das Denkmal der Gefallenen der Gemeinde Wiebelskirchen sowie das 1957/58 nach Kriegszerstörung wiederaufgebaute Dillinger Ehrenmal Heiligenberg. Auch der vor dem Hintergrund des Saarkampfes errichtete Quakbrunnen in Ottweiler kann hierzu gezählt werden erhielt Nobis den 1. Preis beim Wettbewerb Kriegerehrung Brebach Saarbrücken. Ob sich dieser auf das monumentale Kriegerehrenmal auf dem Friedhof Beschberg in Brebach bezieht, für dessen Schöpfer seit wenigen Jahren Willy Morgen gilt, welcher möglicherweise jedoch nur die Bauleitung innehatte, ist noch zu erforschen. Überhaupt bedarf das Œuvre von Nobis, als eines der bedeutenden Architekten der Zwischenkriegszeit in der hiesigen Region, noch einer grundlegenden wissenschaftlichen Aufarbeitung. Nobis starb Zuletzt arbeitete er noch beim kurz zuvor in Angriff genommenen Wiederaufbau des Komplexes der ehemaligen Gebrüder Hofer AG zum Verlagshaus der Saarbrücker Zeitung mit. 128

131 Bedeutender Beitrag im städtisch-repräsentativen Wohnhausbau Wie dargelegt vereinigt die Villa Ditges in stilistischer Hinsicht signifikante Architekturströmungen der 1920er Jahre. Insgesamt herrscht eine konservative Bauauffassung vor, geprägt v.a. von traditionalistischen und neoklassizistischen Tendenzen. Zu ersteren zählen Hauskubatur, Dachform und Fledermausgaube. Als neoklassizistisch sind die in die glatte Wand eingeschnittene Rundbogenfensterreihung der Straßenfassade, die Idee der Monumentalordnung an der Rückfassade oder die Kassettendecke des Esszimmers zu werten. Im Detail zeigen sich Einflüsse von Expressionismus, etwa beim Knickgiebel des Eingangs, den Gaubengiebeln der Rückseite, dem Treppengeländer im Innern und den Deckenlampensockeln, ebenso von Reformarchitektur, auf die die Eingangsgestaltung verweist, während der Küchenfußboden zeitgenössisch modern erscheint. Mit ihrer durch diese stilistischen Verschmelzungen bedingten formalen Ausprägung, der individualisierten Eingangsgestaltung sowie der bis in Details hochwertigen Ausstattung stellt die Villa einen architektonisch herausragenden sowie hinsichtlich der Wohnmodi und Material- und Formenwelt der Bauzeit aussagekräftigen Beitrag im gehobenen städtisch-repräsentativen Wohnhausbau der Zwischenkriegszeit in Saarbrücken dar. Das Gebäude setzt dabei eine Tendenz bei Villen nach 1900 fort, bei denen die kompakte Wirkung nicht verloren geht und die Verwendung des Bauornaments stark abnimmt, gleichwohl der Repräsentationsanspruch manifest bleibt. Diesen unterstreichen auch, neben der Wahl des Architekten und der Anlage des Terrassengartens, die Größe des Grundstücks und der hinsichtlich der Bebauung großzügige Umgang damit. Damals wurde die hier in der Vorkriegszeit begonnene gehobene Wohnbebauung erweitert und verdichtet. Hervorzuheben ist dabei die exklusive städtebauliche Lage, in der Ditges mit seinem Wohnanwesen auf dem Triller einen markanten Akzent setzte in unmittelbarer Nähe zur damals die Höhe beherrschenden Villa Röchling, von Hans Weszkalnys in Formen der französischen Renaissance erbaut (1954 abgebrochen), sowie der von Peter Behrens in zukunftsweisenden modernen Bauformen errichteten Villa des Lebensmittelgroßhändlers Gustav Obenauer, einer Inkunabel der modernen Architektur. Gustav Obenauer saß übrigens im Aufsichtsrat der von Ditges geführten Gebrüder Hofer Aktiengesellschaft. Das Verlagshaus durchlebte in diesen Jahren unruhige Zeiten. In weitestgehender Einigkeit mit der übrigen Presse im Saargebiet opponierte die Saarbrücker Zeitung 129

132 damals gegen den pro-französischen Kurs der Regierungskommission der Völkerbundverwaltung und setzte sich für eine bedingungslose Rückgliederung an Deutschland ein. Schon unter der ersten Völkerbundkommission war die Saarbrücker Zeitung verboten worden, nach dem Beamtenstreik 1920 war Carl Ditges mit dem Redaktionsteam ins zeitweilige Exil, zunächst über Baden-Baden nach Berlin, später nach Mannheim geflohen und so seiner Ausweisung zuvorgekommen. Man kann sich fragen, ob vor diesem Hintergrund die aufwendige festungsartige Gestaltung seines Anwesens, zu der ursprünglich noch Fahnenmasten gehörten, auch politisch motiviert war, eine Machtdemonstration gegenüber den fremden Machthabern, zumal in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Das mag übertriebene Spekulation sein, interessant ist der Gedanke gleichwohl. Immerhin liegt der damalige Sitz der Regierungskommission, das Landgerichtsgebäude, nur wenige Hundert Meter entfernt, annähernd in Sichtweite. Zudem residierte deren Präsident im Kreisständehaus am Schlossplatz, also fast schon in Nachbarschaft. Aus geschichtlichen, insbesondere architektur-, orts-, sozialgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen wurde die Villa einschließlich Terrassengarten 2018 als Einzeldenkmal in die Saarländische Denkmalliste aufgenommen. Dass sie überhaupt noch steht und sich zudem durch einen ungewöhnlich guten authentischen Erhaltungszustand im Äußeren wie im Innern auszeichnet, ist vor allem der Familie zu verdanken, in deren Eigentum sie sich seit über vier Jahrzehnten befindet. Beim Kauf hatte sie den Vorzug erhalten, da ein weiterer Interessent aus der Immobilienbranche das Haus abreißen lassen wollte zugunsten einer terrassierten Wohnbebauung des gesamten Terrains. Ein Glücksfall, konnte doch so ein wertvolles Zeugnis lokaler Wohnbaukultur der 1920er Jahre und zugleich ein qualitätvolles Werk eines regional bedeutenden Architekten bewahrt werden. Rainer Knauf 130

133 Baudenkmalpflege Inventarisation Die Dorfschmiede in Hoof Im Ortskern von Hoof, seit 1974 Stadtteil von St. Wendel, steht zurückgesetzt von der Hauptstraße am nördlichen Rand eines langrechteckigen, eingezäunten Grundstücks eine Dorfschmiedewerkstatt baute Schmiedemeister Jakob Gerhart ( ) hier seine Dorfschmiede, die in zweiter Generation vom Sohn Reinhard Gerhart ( ) bis in die 1960er Jahre weitergeführt wurde. Hoof, Schmiede, Außenansicht, Foto: 2018 Das rechteckige Gebäude steht auf einer Grundfläche von etwa 7,7 m x 5 m und besteht aus unregelmäßigen Bruchsandsteinen. Ein halbrundes Holztor und zwei rechteckige Holzsprossenfenster öffnen sich an der zur Hauptstraße gewandten Langseite, ein weiteres Holzsprossenfenster dient der Belichtung der östlichen Giebelseite. Das kleine Bauwerk hat ein Satteldach mit historischer Herzziegeleindeckung. Der Dachboden diente als Lagerraum. Der Schornstein für die Schmiedeesse wurde aus Ziegelsteinen aufgemauert. Das teils verputzte, teils steinsichtig belassene Gebäude hat die Zeit ohne größere Eingriffe in die Bausubstanz überdauert. Im Frühjahr 2018 ließ das Bauamt der Stadt St. Wendel den Schornstein bis unter die Verdachung abbrechen und die an den Außenwänden befestigte kleine Werkzeugsammlung entfernen. 131

134 Hoof, Schmiede, Blick ins Innere, Foto: 2018 Die Innenwände sind steinsichtig, der Boden besteht aus Stampflehm und die Decke aus Holzbalken mit Bruchsteinausfachungen. Die komplette baufeste Schmiedeeinrichtung, eine große Zahl verschiedener, für eine Dorfschmiede typischer Werkzeuge (Ambosse, Hämmer, Zangen, Schraubstöcke, Gliederketten), eine via Elektromotor und Transmissionsriemen angetriebene Stanze und Schleifsteine, die Möblierung (Holzregale und Hakenbretter, Werkbänke und Arbeitstische) sowie diverse Werkstücke in verschiedenen Fertigungszuständen (Gitterteile für Einfriedungen, Hufeisen, ein Kummet, Eisenreifen) sind in situ vorhanden. Aktuell bemüht sich der Saarländische Museumsverband e.v. um die Erstellung eines ausführlichen Inventars aller Ausstattungsgegenstände. Zur Produktpalette eines Dorfschmiedes gehörten die Werkzeugherstellung und deren Reparatur, das Beschlagen von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Ackergerät, die Herstellung von Baubeschlägen sowie die Anfertigung von Hufeisen für die örtlichen Bauern. Mit der fortschreitenden Motorisierung wurden Zugpferde und Ochsen zunehmend 132

135 entbehrlich und die Technisierung ersetzte viele handwerkliche Prozesse. Die wesentlichen Aufgaben eines traditionellen Dorfschmiedes, wie Hufbeschlag und Wagenbau, entfielen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verloren die kleinen Dorfschmieden, die bislang als Zulieferer und Produzenten vor allem für die Landwirtschaft tätig waren, ihre Aufträge und die Betriebe schlossen nach und nach. Die Schmiedewerkstatt in Hoof ist die einzige Dorfschmiede im Saarland aus dem späten 19. Jahrhundert, die anschaulich die Handwerkstradition bis in die Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts sowohl im authentischen baulichen Bestand als auch in der reichhaltig überkommenen mobilen und immobilen Ausstattung dokumentiert. Saarländische Vergleichsbeispiele von Dorfschmieden des späten 19. Jahrhunderts, die bereits als Baudenkmäler in der Denkmalliste des Saarlandes eingetragen sind, finden sich in Neunkirchen-Wellesweiler und in Blieskastel-Brenschelbach. In Wellesweiler setzt sich die Ausstattung jedoch im Wesentlichen aus dem Bestand einer nicht mehr existierenden Schmiede in Bexbach und diversen weiteren Schenkungen und Leihgaben zusammen und ist somit als museale Sammlung in Sekundärverwendung anzusprechen. In Brenschelbach fehlt die Ausstattung gänzlich und die historische Bausubstanz wurde zwischenzeitlich bereits durch Modernisierungen im rückwärtigen Bereich, im Innenausbau und in der Dachkonstruktion stark reduziert. Aufgrund ihrer besonderen Bedeutung aus historischen, insbesondere handwerkgeschichtlichen, sozialgeschichtlichen und orts- und regionalgeschichtlichen Gründen wurde die Dorfschmiede in Hoof 2018 als Einzeldenkmal in die Saarländische Denkmalliste aufgenommen. Kristine Marschall 133

136 Baudenkmalpflege Inventarisation Religiöse Bildwerke von August Deppe im öffentlichen Raum von St. Ingbert Mehrere religiöse Bildwerke des Künstlers August Deppe im öffentlichen Raum von St. Ingbert konnten 2018 in die Saarländische Denkmalliste aufgenommen werden. Die Initiative hierzu ging aus vom Heimatund Verkehrsverein St. Ingbert* gemeinsam mit der Bauhütte der Pfalz und der katholischen Pfarrei Heiliger Ingobertus. Anlässlich irreparabler Verwitterungsschäden an einem von Deppe 1961 am Gütterwieschen in St. Ingbert errichteten Wegekreuz setzten sie sich die Aufgabe, die Werke des Künstlers wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, unter anderem durch Führungen und Presseberichte, und, wo noch möglich, zu erhalten. Vor diesem Hintergrund wurde auch das Landesdenkmalamt um Prüfung der Denkmalwürdigkeit der einzelnen Objekte angefragt. St. Ingbert, Wegekreuz am Gütterwieschen, Foto:

137 Der Künstler August Deppe Der Homburger Künstler August Deppe ( ) war ab 1948 Mitglied der Kunstschule Saarbrücken unter Leitung von Direktor Henry Gowa und freischaffender Künstler bei Prof. Boris Kleint in Berlin gewesen. Durch den Kontakt mit dem Architekten Albert Boßlet, Erbauer u.a. der St. Ingberter Pfarrkirchen St. Hildegard (1928/29), St. Pirmin (1951/52) und Herz Mariae (1955/57), mit dem Deppe 1951 einen Wettbewerb für Kirchenverglasungen in Würzburg gewonnen hatte, sowie durch die Freundschaft mit dem katholischen Pfarrer Vinzenz Mohrbacher wurde St. Ingbert von 1952 bis 1965 ein Schaffensschwerpunkt des Künstlers. Deppe, selbst evangelisch, wurde hier vor allem für die katholischen Gemeinden tätig, schuf mehrere Kirchenausstattungen, Glasfenster, sowie die hier besprochenen religiösen Bildwerke im öffentlichen Raum. Ab 1960 arbeitete Deppe als Lehrer in Zweibrücken, daneben übte er weiterhin seine künstlerische Tätigkeit aus, wobei er mit Agenturen in Frankreich, den USA und Kanada zusammenarbeitete. Unter anderem gestaltete er zwei Fenster im Straßburger Münster. Nach seinem Tod 2005 fielen mehr als 200 Werke aus seinem Nachlass an die von ihm mit seiner Schwester ins Leben gerufene August-Ludwig und Johanna Emma Deppe Stiftung in St. Wendel zu Gunsten der Lebenshilfe für geistig behinderte Kinder. Mariensäule vor der Kirche Herz Mariae Weithin sichtbar steht die Mariensäule südöstlich vor der St. Ingberter Kirche Herz Mariae. Die Wahl des Standortes war bedingt durch die Planung der Kirche an dieser Stelle, mit der die ab den 1930er Jahren entstandene Siedlung hinter der Grube eine eigene Seelsorgestelle erhalten sollte. Im Zweiten Weltkrieg hatten die Siedlerfrauen gelobt, eine Kapelle zu Ehren des Unbefleckten Herzens Mariae zu bauen, falls St. Ingbert vor der Zerstörung bewahrt bliebe. Pfarrer Felix Eckhardt aus St. Ingbert unterstützte das Gelübde konnte der Bauplatz erworben werden. Mit den Ausschachtungsarbeiten zum Kirchenbau wurde im Mai 1956 begonnen. Bereits im Jahr zuvor wurde von August Deppe die Mariensäule geschaffen und im Rahmen des Diözesanjugendtages am 8./9. Mai 1955 durch Bischof Dr. Isidor Markus Emanuel in Anwesenheit von ca Gläubigen geweiht. Die Diözesanjugendtage waren Teil der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auflebenden katholischen Jugendbewegung versammelte sich die Jugend der drei Saardekanate St. Ingbert, Homburg und Blieskastel in St. Ingbert und stiftete die Marienstatue, um am Versammlungsort etwas Bleibendes zu 135

138 St. Ingbert, Mariensäule vor der Kirche Herz Mariae, Foto:

139 hinterlassen. Geplant waren jährliche Pilgerfahrten hierher. Zur Finanzierung der Mariensäule wurden Bausteine in der ganzen Diözese Speyer verkauft, d.h. auch überregional unterstützte man die Stiftung der Jugend der Saardekanate, ebenso seitens der Landesregierung. Hatten große und verdeckte Schwierigkeiten. St. Hildegard opferte ffr (5.000 M) Regierung ffr. Den Rest Speyer ffr., hielt Pfarrer Mohrbacher im Pfarrgedenkbuch 1 fest. Die Marienstatue steht auf einer ca. 10 m hohen, nach oben konisch zulaufenden Säule aus Beton. Die Säule schließt kelchblattähnlich mit fünf überkragenden angewinkelten Teilstücken ab, auch als Krone deutbar, in denen ursprünglich Scheinwerfer das Standbild anstrahlten. Die 2,30 m große, weiße Figur wurde aus Terrazzo, einem Spezial-Weißzement und Duramit von der Firma Dyckerhoff & Widmann in Luisenthal gegossen. Die Darstellung ist stark stilisiert. In langem, ornamentiertem Kleid und mit über den Kopf gelegtem gestreiftem Überwurf, ähnlich einer Palla, steht die bekrönte Gottesmutter in gerader Körperhaltung mit leicht vorgeneigtem Haupt der Stadt zugewandt, auf die sie herabblickt. Ihre Handflächen hält sie einladend nach vorne, die Fingerspitzen zeigen nach unten. Die Krone und die ernste, imposante Haltung lassen Maria, wie etwa die zeitgleich aufgestellte Marienstatue auf dem Großen Markt in Saarlouis, als Königin des Friedens erscheinen. Als Symbol der neuen Pfarrei Herz Mariae ist die Mariensäule Ausdruck einer aufgrund des Weltkriegserlebnisses intensivierten Volksfrömmigkeit. Zugleich ist sie ein Zeugnis der nach dem Zweiten Weltkrieg wiederauflebenden katholischen Jugend, mit regionalem Bezug aufgrund ihrer Stiftung durch die Saardekanate, aber auch mit einer über St. Ingbert und das Saarland hinausreichenden Bedeutung, da für ihre Errichtung in der gesamten Diözese Mittel aufgebracht wurden, ebenso von der Landesregierung unter ihrem katholischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann. In diesen Nachkriegszusammenhang gehört auch das die Marienverehrung befördernde, 1950 von Papst Pius XII. verkündete Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel und das zur besonderen Verehrung Mariens ausgerufene Marianische Jahr 1953/54, vor dessen Hintergrund die Errichtung der Mariensäule ebenso zu sehen ist. Mit ihrer wirkungsvollen, weithin sichtbaren Positionierung kommt der Mariensäule auch städtebaulich besonderer Wert zu. Zudem ist sie mit ihrem eigenwilligen Händegestus und ihrer zeittypischen expressiven Mischung aus Abstraktion und konkreter Darstellung als Werk des Künstlers August Deppe im regionalen Kontext auch künstlerisch von Bedeutung. 137

140 Bildstöcke und Wegekreuze der action 365 Die ökumenische Laienbewegung action 365 war in den 1950er Jahren von dem bekannten Jesuitenpater und Straßenprediger Johannes Leppich deutschlandweit ins Leben gerufen worden mit dem Ziel, Nöte und Missstände bei den Mitmenschen zu erkennen und im Rahmen der örtlichen Gegebenheiten zur Beseitigung oder Linderung beizutragen sowie den durch tägliche Bibellektüre vertieften christlichen Glauben in zeitgerechter Form in der Öffentlichkeit zu vertreten. Pater Leppich sprach 1958 in drei Abendkundgebungen in St. Ingbert vor jeweils rund Zuhörern. Infolge bildeten sich hier unter Einbezug der katholischen Jugend ein ökumenischer und vier katholische Aktivkreise wiederholt ist in den Quellen daher auch von katholischer Aktion die Rede bestanden noch zwei Gruppen. Die Mitglieder trafen sich monatlich und erhielten jeweils bestimmte Aufgaben und Anregungen über das Zentralbüro von Pater Leppich aus Darmstadt. So hatte Leppich 1959 allen Aktionsteams in Deutschland die Aufgabe gestellt, an ausgesuchten Stellen im Freien Marien-Marterl zu errichten, als Mahnmale an Brennpunkten des Lebens. Die St. Ingberter action 365 ließ unter der geistlichen Leitung des katholischen Pfarrers Vinzenz Mohrbacher zwischen 1959 und 1965 mehrere Marien-Marterl, u.a. als Stationen für Maiandachten, zwei Wegekreuze sowie eine Reliefstele der heiligen Barbara errichten. Verteilt im ganzen Pfarrgebiet, bilden die sämtlich von August Deppe geschaffenen Bildwerke Zeichen religiöser Verbundenheit. Bildstock am Mathildenstift Einen heute vor dem Altenheim Mathildenstift stehenden Bildstock ließ die action 365 im Frühjahr 1959 im Vorgarten des St. Ingberter Knappschaftskrankenhauses in der St.-Barbara-Straße errichten, gemeinsam mit einem weiteren Marienbildstock in der Mäusbach, nahe Triftstraße 50. Beide Bildstöcke wurden am Dreifaltigkeitssonntag, dem 24. Mai 1959, von Dekan Peter Eckhard, Pfarrer von St. Hildegard, eingeweiht. An diesem Tag traf sich die Deutsche Katholische Jugend des Dekanats in der Pfarrei St. Hildegard in St. Ingbert. Der Bildstock im Vorgarten des Knappschaftskrankenhauses wurde nach dessen Abriss 1974 im Folgejahr in den Gartenbereich des Altenheims Mathildenstift transloziert. Bereits seit 1964 ist er im Kunstbesitz der Stadt St. Ingbert gelistet. Es handelt sich um einen aus einfachen geometrischen Formen zusammengesetzten Bildstock aus Beton. Ein 138

141 St. Ingbert, Bildstock am Mathildenstift, Foto: 2017 hoher, sich rechtsseitig gerade verjüngender Schaft mündet am oberen Drittel in ein sich rechtsseitig gerade verbreiterndes Element, auf dem ein hochrechteckiges, als Mosaik gestaltetes Bildnis Mariens mit dem Jesuskind steht. Wie eine Randleiste setzt sich die Bildstockarchitektur links in gerader Linie nach oben fort, so dass das Bildnis von zwei Seiten, von links und von unten, gefasst wird (Gesamthöhe ca. 261 cm, Breite am Fuß ca. 60 cm, unterhalb des Bildes 70 cm, Bildmaße 63 x 44 cm). Hinsichtlich des Aufstellungsorts Krankenhaus (bzw. Altenheim) ist der Darstellung eine besonders auf Kontemplation gerichtete Marien-Auffassung zugrunde gelegt. Maria und das Jesuskind sind in abstrahierenden Formen, in Frontalansicht vor weißem und grauem Grund, wiedergegeben. Beide tragen einen Nimbus und blicken ernst nach vorne zum Betrachter. Das Jesuskind trägt ein in Rottönen gestreiftes Gewand, das Kleid Mariens alterniert in Grau- und Rottönen und in Weiß. Das Inkarnat beider ist überwiegend in Gelb-, Rosa- und Hellgrau-Tönen gehalten. Kleinteilig und gröber mosaizierte Abschnitte wechseln sich im Bild ab. 139

142 Mosaikstele am alten Stadtbad Als Geschenk der action 365 an die Stadt St. Ingbert wurde eine Mosaikstele mit Mariendarstellung im September 1959 inmitten einer Grünanlage vor dem wenige Jahre zuvor errichteten Stadtbad aufgestellt. Die Vertretung der evangelischen Kirche der Stadt betrachtete die Aufstellung des Marienstandbildes auf öffentlichem Gelände als Provokation St. Ingbert, Marienstandbild am alten Stadtbad, Foto: 2017 des evangelischen Bevölkerungsteiles, als Störung des konfessionellen Friedens. Es folgten scharfe Kontroversen in den Tageszeitungen. Vor diesem Hintergrund wurde die Einweihung des Standbildes am Abend des 25. Oktober 1959 durch Kaplan Böhler von der Pfarrei St. Josef im Rahmen einer schlichten Feierstunde ohne Predigt vorgenommen. Es handelt sich um eine Betonstele mit unregelmäßigem Umriss, ca. 2 m hoch, am Fuß ca. 1,15 m breit, sich zunächst verjüngend, am oberen Viertel sich wieder verbreiternd, mit Ausbuchtung rechts und konkav geschwungenem Abschluss mit Kupferblechabdeckung. Das sehr 140

143 kleinteilige Mosaik an der Schauseite zeigt in abstrahierender Darstellung die Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm, zu ihren Füßen eine auf dem Rücken liegende Kreatur. Maria, in Frontalansicht vor dunklem Grund, mit Nimbus und entrückt wirkendem Blick, trägt ein langes Gewand in hellen Grau- und Blautönen und steht leicht nach rechts (vom Betrachter aus) bzw. vorne gebeugt. Das Jesuskind, ebenfalls mit Nimbus, trägt ein blaues, ärmelloses Kleid. Der Blick ist zum Betrachter gerichtet. Das Inkarnat beider ist überwiegend in Gelb- und Ocker-Tönen gehalten. Die auf dem Boden liegende Kreatur, in Seitenansicht, in Schwarz, Weiß und Grautönen, reckt die Arme empor und blickt mit weit aufgerissenen Augen nach oben. Um sie herum züngeln rote Flammen. Gegenübergestellt sind zwei Lebenseigenschaften: die Reinheit einerseits, andererseits die Unreinheit, welche imstande ist, Unglück und Verwirrungen vielseitiger Art hervorzurufen, so der Künstler. Die Unreinheit wird verkörpert als haßerfüllte Dämonenfigur, welche sich gegen alle weisheitsvolle und lebenssehende Kraft empörend aufzurichten versucht, über deren Bedrohung und Verderbnis jedoch Maria mit dem Kind triumphiert. Interpretiert wurde die Gestalt am Boden auch als Dirne, deren sündige Leidenschaften durch Flammen dargestellt werden, die sich trotzdem nach Hilfe sehnt, mit dem Blick nach oben, von wo alleine Hilfe kommen kann. Mit der gut sichtbaren Positionierung des Standbildes vor dem Stadtbad sollte den reinigenden Einrichtungen in körperlicher Hinsicht hier die Säuberung in geistiger und seelischer Hinsicht vorangestellt sein (Deppe). Auch sollte das Bildnis Mariens, Idealbild der gesitteten, ehrhaften Frau und Mutter, als Gegenentwurf zu den für die Kirche zu freizügigen zeitgenössischen Frauendarstellungen in Medien und Werbung dienen. Trotz noch lange anhaltender Proteste seitens der evangelischen Kirche verblieb das Standbild, das mittlerweile gravierende Schäden aufweist, an seinem Platz, der durch Verbreiterung der hier vorbeiführenden Otto-Toussaint-Straße nun an den Straßenrand gerückt ist. Die Grünanlage wurde in einen Parkplatz umgewandelt. Reliefstele der heiligen Barbara an der Josefstaler Straße Eine Reliefstele mit Darstellung der heiligen Barbara wurde auf Anregung von Pfarrer Vinzenz Mohrbacher von der jungen Kuratie Herz Mariae St. Ingbert um 1960 gestiftet und in einer Grünanlage an der Josefstaler Straße aufgestellt. Das obere Josefstal rückte damals, infolge der Neubauten der Grubensiedler in der Laabdell und am Rischbacher 141

144 Rech, mehr und mehr an die Siedlung hinter der Grube heran. Adressat waren also die hier angesiedelten Bergleute, deren überkommene religiöse bergmännische Gepflogenheiten gestärkt werden sollten, auch angesichts des Endes des Steinkohlenbergbaus in St. Ingbert. Ab 1957 war die Grube nur noch sehr eingeschränkt betrieben und kurz vor Weihnachten 1959 die letzte Schicht gefahren worden. Am 4. Dezember 1960, dem Gedenktag der heiligen Barbara, wurde das Standbild nach einem Festgottesdienst der Bergleute in der Herz Mariae Kirche und einer Prozession mit Bergkapelle unter reger Beteiligung der Öffentlichkeit von Dekan Peter Eckhard eingeweiht. Die ca. 3,25 m hohe und ca. 0,8 m breite Reliefstele mit unregelmäßigem Umriss wurde in Betonguss mit Zementmassen unterschiedlicher Körnung und Tönung gefertigt und erhielt eine aufgemauerte Rücklage aus Konglomeraten der örtlichen Grube. Im oberen Teil wird in abstrakten Formen die heilige Barbara, in St. Ingbert, Reliefstele der heiligen Barbara langem Gewand und mit an der Josefstaler Straße, Foto: 2017 Heiligenschein, dargestellt. Das Haupt ist geneigt, die Arme weisen nach unten. Die Konturen des Flachreliefs werden mit Kupferband gebildet. Im unteren Teil steht eine Gestalt, die am Boden mit einer mächtigen Kette verbunden ist und die Arme nach oben, zur heiligen Barbara hin reckt. Kopf, Hals und rechter Arm der im Vergleich zur heiligen Barbara stärker plastisch geformten abstrakten Figur sind als Mosaik gestaltet. Die Darstellung, die Pfarrer Mohrbacher als Kumpel in Ketten deutete, kann allgemein auf das durch Hinfälligkeit und Unzulänglichkeit gebundene Erdendasein des Menschen bezogen werden, welcher sich nach Erlösung sehnt. 142

145 Sulzbach-Schnappach, Wegekreuz an der Abzweigung nach Bayrisch Zell, Foto: 2017 Wegekreuze In Schnappach wurde Mitte Mai 1961 auf einem Hügel am Ende des Schürer Wegs, unmittelbar am Ortsausgang, ein Wegekreuz als Prozessionskreuz für die Gemeinde St. Barbara/Schnappach errichtet. Schnappach gehörte damals, bis zur Gebietsreform 1974, zu St. Ingbert, die Kirchengemeinde zählt heute noch zur katholischen Pfarrei Heiliger Ingobertus in St. Ingbert. Die Errichtung des Kreuzes war durch einen namhaften Zuschuss der kath. Aktion St. Ingbert bzw. der action 365 ermöglicht worden. Die Anlage um das Kreuz und der Aufgang wurde mit Zwergkiefern bepflanzt. Die Einweihung erfolgte am 22. Mai 1961 unter großer Teilnahme der Bevölkerung durch Pater Mauritius aus St. Ingbert. 143

146 Das in dunkelgrauem Steinguss hergestellte Prozessionskreuz in Schnappach hat die Form eines Gabelkreuzes, mit breiten, zu den Enden spitz zulaufenden Balken. Über dem quadratischen Sockel ist es ca. 2,2 m hoch und ca. 1,5 m breit. Der lebensgroße Korpus zeigt in abstrahierten Formen in kubistischer Manier den gekreuzigten Christus in Siegeshaltung bzw. den himmelfahrenden Christus, dargestellt ist also Christus in seinem Triumph über den Tod. Um 1975 wurde das Kreuz am Waldweg ein Stück weit nach Osten versetzt. Heute steht es noch weiter östlich in den Wald gerückt, an der Abzweigung nach Bayrisch Zell, etwa 250 m vom ursprünglichen Standort entfernt. Zeitgleich mit dem Schnappacher Prozessionskreuz wurde ein weiteres Wegekreuz von Deppe in St. Ingbert, das eingangs erwähnte Kreuz am Gütterwieschen in annähernd identischen Formen, also vermutlich auf Grundlage der gleichen Gussform, geschaffen. Lediglich die Kreuzbalken sind hier bauchiger, also mit leichter Konvexkrümmung gestaltet und die Farbigkeit des Korpus, ein rötlicher Ton, weicht aufgrund veränderter Zementmischung ab. Das Kreuz wurde am 11. Juni 1961, rund drei Wochen nach dem in Schnappach, von Dekan Eckhard eingeweiht. Aufgrund massiver Beschädigungen ist es mittlerweile in seinem authentischen Erscheinungsbild leider so beeinträchtigt, dass die Kriterien für ein Baudenkmal nicht mehr erfüllt werden. Aufgrund Überformung durch vermeintliche Restaurierungsmaßnahmen gilt letzteres auch für den bereits genannten Marienbildstock in der Mäusbach, ebenso für ein weiteres Marien-Marterl Deppes am Sechs-Eichen-Weg in St. Ingbert. In ihrer eigenwilligen Gestaltung und Bildsprache offenbaren die Marienbildstöcke, Wegekreuze und die Reliefstele der heiligen Barbara das Bestreben Deppes, mit modernen Kunstformen einen geistigen Gehalt zum Ausdruck zu bringen, der einer zunehmend säkularisierten Welt angemessener erscheint und die Menschen im Alltag anspricht. Der ästhetische Reiz der Bildwerke u.a. durch Kombination einer modernen Rahmenarchitektur mit einer in ihrer Stilisierung archaisch anmutenden Darstellung, oder in Auseinandersetzung mit zeitgenössisch-modernen Kunstströmungen der Zwischenkriegszeit, insbesondere mit kubistischer Plastik sollte den Betrachter von der äußeren Gestalt zum inneren Gehalt führen. Damit sind die Bildwerke, wie schon die oben beschriebene Mariensäule, auch Ausdruck einer aufgrund des Weltkriegserlebnisses nach 1945 intensivierten Volksfrömmigkeit, im Rahmen einer neuen Sinnsuche generell. Hierauf verweist ebenso der Kontext der action 365, an der sich auch die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederauflebende katholische Jugend beteiligte. 144

147 Mit der Reliefstele der heiligen Barbara verknüpft sich zugleich die Erinnerung an die bergmännische Geschichte St. Ingberts, was im Material der Rücklage des Standbildes, Konglomerate aus der örtlichen Grube, sinnfällig zum Ausdruck kommt. Auch weicht das Standbild weit von allgemein üblichen Barbara-Darstellungen ab. Schon Zeitgenossen bemerkten die Härte des Materials und der Aussage des Bildnisses, anstelle eines weichen oder lieblichen Ausdrucks. Darin zeigt sich auch ein grundsätzlicher Wandel in der Vorstellung von Heiligendarstellungen. Bewusst verzichtete Deppe in der Formgebung auf Beiwerk und bloße Naturnachahmung, auf eine Heiligendarstellung nach menschlichen Vorbildern. Die Themenstellung Marien-Marterl ist schließlich ebenso wie die Mariensäule vor dem Hintergrund der damals von der katholischen Kirche gestärkten Marienverehrung zu sehen. Mit dem heutigen Aufstellungsort des Bildstocks am Mathildenstift verbindet sich zudem ein direkter Bezug zum Künstler: August Deppe verbrachte seinen Lebensabend im Altenheim Mathildenstift, wo er am 15. Februar 2005 verstarb. Rainer Knauf *Ich danke herzlich Herrn Artur Klein vom Heimat- und Verkehrsverein St. Ingbert für zahlreiche Informationen und die Bereitstellung archivalischer Quellen zu den Bildwerken von August Deppe. 145

148 Baudenkmalpflege Inventarisation Die Saarländische Denkmalliste, Neuaufnahmen 2018 Im Berichtszeitraum 2018 wurden gemäß 2 des Saarländischen Denkmalschutzgesetzes (SDSchG) die im Folgenden topografisch nach Landkreis, Gemeinde, Gemarkung und Adresse bzw. Flur und Flurstück geordneten Objekte neu als Einzeldenkmäler in die Saarländischen Denkmalliste aufgenommen: Landkreis Neunkirchen Landkreis Neunkirchen, Gemeinde Ottweiler, Gemarkung Ottweiler, Goethestraße 10, Wohnhäuser, 1730er Jahre und Ende 19.Jh./ Anfang 20. Jh. (Einzeldenkmal im Ensemble Altstadt Ottweiler; vorher Ensemblebestandteil), Foto: 2018 Landkreis Saarlouis Landkreis Saarlouis, Gemeinde Saarlouis, Gemarkung Saarlouis, Titzstraße 10, Villa mit Grünareal, 1900 von Architekt Carl Friedrich Schlück (Einzeldenkmal), Foto:

149 Landkreis St. Wendel Landkreis St. Wendel, Gemeinde St. Wendel, Gemarkung Hoof, Neue Straße, Flur 4, Flurstück 212/1, ehemalige Dorfschmiede mit Ausstattung, 1891 (Einzeldenkmal), Foto: 2018 Regionalverband Saarbrücken Regionalverband Saarbrücken, Gemeinde Saarbrücken, Gemarkung Saarbrücken, Eisenbahnstraße, Stengelstraße, Flur 1, Flurstück 511/4, städtische Grünanlage, sog. Stengelanlage, Stadtgartendirektor Oswald Sauer, (Einzeldenkmal), Foto: 2017 Regionalverband Saarbrücken, Gemeinde Saarbrücken, Gemarkung Saarbrücken, Trillerweg 63, Villa mit Ausstattung und Terrassengarten, 1926 von Ludwig Nobis (Einzeldenkmal), Foto:

150 Regionalverband Saarbrücken, Gemeinde Saarbrücken, Gemarkung MalstattBurbach, St. Johanner Straße, Hafenstraße, Flur 1, Flurstück 160/22; Flur 2, Flurstücke 47/44, 47/132, 47/147, Gemarkung St. Johann, Flur 35, Flurstück 32/41, Bürgerpark Hafeninsel, von Anneliese Latz, Peter Latz u. Paul v. Pattay (Einzeldenkmal), Foto: 2018 Regionalverband Saarbrücken, Gemeinde Sulzbach, Gemarkung Sulzbach, Schürer Weg (Verlängerung), Flur 20, Flurstück 4961/15, Wegekreuz, 1961 von August Deppe (Einzeldenkmal), Foto:

151 Saarpfalz-Kreis Saarpfalz-Kreis, Gemeinde Gersheim, Gemarkung Walsheim, Brauereistraße 12, Villa mit Garten 1926, Arboretum 1960er (Einzeldenkmal), Foto: 2017 Saarpfalz-Kreis, Gemeinde St. Ingbert, Gemarkung St. Ingbert, Elversberger Straße 53 (bei), Flur 6, Flurstück 1255/14, Marienbildstock, 1959 von August Deppe (Einzeldenkmal), Foto:

152 Saarpfalz-Kreis, Gemeinde St. Ingbert, Gemarkung St. Ingbert, Josefstaler Straße 179 (bei), Flur 7, Flurstück 1653/282, Reliefstele der heiligen Barbara, 1960 von August Deppe (Einzeldenkmal), Foto: Saarpfalz-Kreis, Gemeinde St. Ingbert, Gemarkung St. Ingbert, Rockentalstraße 40 (bei), Flur 8, Flurstück 1975/1, Mariensäule, 1955 von August Deppe (Einzeldenkmal), Foto: 2008

153 Saarpfalz-Kreis, Gemeinde St. Ingbert, Gemarkung St. Ingbert, Theodor-HeussPlatz 20 (bei), Flur 4, Flurstück 765/40, Mosaikstele mit Mariendarstellung, 1959 von August Deppe (Einzeldenkmal), Foto: 2017 Rainer Knauf Kristine Marschall 151

154 Baudenkmalpflege Ehrenamtliche Denkmalbeauftragte im Bärenzwinger Im Berichtsjahr wurde das LDA von 21 ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten unterstützt. Von ihnen waren sechs vor allem für die Bodendenkmalpflege in der Luft und im Gelände unterwegs, um durch Befliegungen und Begehungen archäologische Fundstellen zu entdecken, zu erfassen und das Fundaufkommen zu dokumentieren. Die im Arbeitsfeld der Baudenkmalpflege tätigen ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten widmeten sich unter anderem der Kartierung und Dokumentation von Grenzsteinen und Westwallanlagen. Viele standen zudem Denkmaleigentümern mit Rat und Tat zur Seite und waren so eine wichtige unbürokratische Schnittstelle zum LDA. Vom Landesdenkmalamt wurden zwei Exkursionen für die ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten angeboten. Am 3. Juni führten Dr. Jutta Schwan und Dr. Gregor Scherf durch die ehemaligen Parkanlagen von Schloss Karlsberg in Homburg. Im Fokus stand dabei insbesondere der Bärenzwinger. Um den Bau in Funktion und Struktur besser zu verstehen, wurden am Bärenzwinger in den letzten Jahren intensive Untersuchungen und Grabungen vorgenommen; für die Erschließung flossen diese Erkenntnisse nun in das neue Gestaltungskonzept ein. Die Exkursionsgruppe auf den Grundmauern eines Vogelhauses des Parks von Schloss Karlsberg, Foto:

155 Am 22. September bot Dr. Rainer Knauf eine Führung über den Saarbrücker Hauptfriedhof an. Dieser stellt die bedeutendste Friedhofsanlage des 20. Jahrhunderts im Stadtgebiet dar. Ab 1912 als Zentralfriedhof für die Bevölkerung der jungen Großstadt geplant, wurde er im August 1914 zunächst kriegsbedingt als Kriegerfriedhof, 1916 als Zivilfriedhof eröffnet und nach dem Krieg auf Grundlage der Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs ausgebaut. Die bis heute kontinuierlich erweiterte Anlage mit ca. 65 ha größter saarländischer Friedhof bezeugt verschiedene Friedhofskonzeptionen des 20. Jahrhunderts. Neben einem in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlichen Gefallenenfriedhof birgt sie außerdem das erste Krematorium des Saarlandes. Anlässlich der Führung stellte Knauf aktuelle Grabmal- und Friedhofs-Erfassungsbögen vor, die von einer Arbeitsgruppe der VDL, der er angehörte, 2017/18 ausgearbeitet worden waren. Diese Erfassungsbögen können zukünftig von den ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten bei der Dokumentation sepulkraler Zeugnisse herangezogen werden. Die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten und dem Landesdenkmalamt hat sich auch im Jahr 2018 bewährt. Das Landesdenkmalamt bedankt sich an dieser Stelle bei den ehrenamtlichen Denkmalbeauftragten nochmals ausdrücklich für ihre Unterstützung und ihr Engagement! Constanze Höpken Rainer Knauf 153

156 Baudenkmalpflege Praktische Baudenkmalpflege Einleitung Der Bereich Praktische Denkmalpflege betreut die unter Schutz gestellten und in der Saarländischen Denkmalliste verzeichneten Bau- und Kunstdenkmäler. Auch städtebauliche Fragen von denkmalpflegerischem Interesse werden bearbeitet. Der Gesamtbereich der Praktischen Denkmalpflege im Saarland ist aufgeteilt in vier Gebietsreferate: Landeshauptstadt Saarbrücken Regionalverband Saarbrücken und Landkreis Neunkirchen Saarpfalz-Kreis Landkreise Merzig-Wadern, Saarlouis und St. Wendel Die Aufgabenschwerpunkte in den einzelnen Referaten gliedern sich in folgende Themenbereiche: Beteiligung an Verfahren nach dem Saarländischen Denkmalschutzgesetz (SDschG) vom 13. Juni Fachliche Beratung von Denkmaleigentümern, Handwerkern und Architekten, vor Ort oder in schriftlichen Stellungnahmen. Die Mitarbeiter der Praktischen Denkmalpflege beraten bei verändernden Planungen von Gebäuden und baulichen Maßnahmen innerhalb sämtlicher Gewerke sowie bei der handwerklichen Ausführung, bei Materialität, Farbgebungen etc. Erweitert wird dieses Fachwissen durch Forschung, Weiterbildung und die vor Ort an den Objekten gewonnenen Erkenntnisse. Wissenschaftliche Behandlung von Fragen geplanter Maßnahmen in Bezug auf einzusetzende Materialien oder der anzuwendenden Techniken. Diese werden auf ihre Verträglichkeit mit der historischen Substanz überprüft. Bauforschung, d.h. die wissenschaftliche Untersuchung von Denkmälern. Die hieraus resultierenden Ergebnisse sind enorm wichtig für das Verstehen eines Gebäudes bzw. für die Beurteilung geplanten baulicher Eingriffe. Die gewonnen Erkenntnisse werden in Dokumentationen schriftlich, zeichnerisch und fotografisch festgehalten. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Sicherung und Veröffentlichung dieser Dokumente. Vertretung der Interessen der Denkmalpflege bei Planungen und sonstigen Maßnahmen der Städte, Gemeinden und Gemeindeverbände oder anderer öffentlicher Stellen als Träger öffentlicher Belange. Beratung und Hilfestellung bei Fragen zu Förderungen wurden in den Referaten insgesamt ca. 290 Einzelmaßnahmen betreut und ca. 110 Anfragen Träger Öffentlicher Belange bearbeitet. Die Gesamtfördersumme der Zuwendungen für das Jahr 2018 beträgt ca Insgesamt wurden nach dem Bescheinigungsverfahren des Einkommensteuergesetzes Maßnahmen in Höhe von ca. 10,7 Millionen Euro gefördert. Markus Braun 154

157 Baudenkmalpflege Landeshauptstadt Saarbrücken Sanierung der Pumpstation Rosenstraße Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Saarbrücken die wesentlichen Planungen erstellt, Abwasser gezielt über Kanäle aus der Stadt in naheliegende Gewässer abzuleiten. Mit dem Zusammenschluss von MalstattBurbach, Alt-Saarbrücken und St. Johann zur Großstadt Saarbrücken im Jahr 1909 wurde es nötig, die Abwasserbeseitigung neu auszurichten. Man begann ein neues Sammelsystem, ein sogenanntes Trennsystem, zu entwickeln mit neuen vielverzweigten Kanälen, Sammlern und Reinigungsanlagen, die immer wieder auf neuere Standards gebracht werden mussten. Saarbrücken, Pumpstation in der Rosenstraße, Foto:

158 Aufgrund der unterschiedlichen Geländehöhen in der Stadt Saarbrücken ist es nicht möglich, das innerstädtische Schmutzwasser komplett im freien Gefälle bis zu den Kläranlagen abfließen zu lassen. Aus diesem Grund wurde bereits 1926 ein zunächst nur unterirdischer Baukörper in Eisenbetonbauweise in der Rosenstraße Ecke Bismarckstraße von der Firma Dyckerhoff & Widmann errichtet. Das Gebäude hat einen runden Zuschnitt mit einem Durchmesser von ca. 10 m und einer maximalen Tiefe von ca. 11 m mit drei Geschossen für Pumpenräume, Rechen und Fließrinnen. Hier fließen sämtliche Abwässer aus dem Einzugsgebiet von Altstadt St. Johann, Staden, Römerkastell und Teilen Brebachs zusammen. Die Abwässer werden mit Hilfe von drei unterschiedlich starken Pumpen auf eine höhere Abflussebene gefördert, so dass das Wasser dann zur Kläranlage in Burbach wieder im freien Gefälle abließen kann wurde das Pumpengebäude erweitert mit einem oberirdischen Ergänzungsbau für Technik, Steuerungen, Geruchsfilteranlagen sowie einer Kranbahn zum Heben und Ablassen der Pumpen bei Wartungsarbeiten. Geplant wurde das Gebäude vom damaligen Leiter des Hochbauamtes Peter Paul Seeberger. Es ist als Rundbau angelegt mit einem sehr flachgeneigten Dach als Betonschale und einer exzentrisch aufgesetzten Haube mit Fensteröffnungen zur Belichtung des inneren Arbeitsraumes. Die Betonwände sind außen mit den für Seebergerbauten typischen Holzstabverkleidungen gestaltet, die sich auch in diversen Schulbauten von ihm wiederfinden. Das ober- und unterirdische Gebäude wurde komplett saniert, sämtliche äußeren und innere Bauteile wurden instandgesetzt. Die Abwassertechnik und Geruchsfilter sind auf den neusten Standard gebracht worden. Geplant wurde die Gesamtmaßnahme vom Ingenieurbüro Kuhn Saarbrücken. Markus Braun 156

159 Baudenkmalpflege Kreis Neunkirchen Reinigung und Wiedereinbau der Lehoczky-Keramikwandbilder in Illingen Der ungarisch-saarländische Architekt und Künstler György K. L. Lehoczky schuf 1962 und 1967 zwei Keramikwandbilder als baufeste künstlerische Ausstattung für das Haupttreppenhaus und die Firmenkantine der Fleischwarenfabrik Höll in Illingen. Lehoczky wurde 1901 in Vihnyepeszeréna in Ungarn geboren, studierte von 1921 bis 1927 Architektur an der Technischen Universität Budapest. Danach nahm er an zahlreichen Architekturwettbewerben teil, von denen er viele für sich entscheiden konnte. Zwischen 1945 und 1947 arbeitete er als künstlerischer Leiter einer Keramikfabrik in Vorarlberg/Österreich und sammelte dort Erfahrungen in der Keramikproduktion. Von 1948 bis 1955 war er in Saarbücken als freiberuflicher Künstler aktiv. Nach erfolgreicher Einbürgerung ins Saarland wurde Lehoczky Lehrer an der Technischen Höheren Lehranstalt in Saarbrücken. Das 1910 in Dirmingen gegründete Familienunternehmen Höll war 1962 in größere Produktionsräume nach Illingen umgezogen. Im Rahmen einer selbstbewussten Firmenpräsentation entstanden unmittelbar für den neuen Standort zwei große Wandkeramiken. Im Treppenhaus des neu gebauten Verwaltungsgebäudes zeigte seit 1962 ein ca. 4,8 m x 2,65 m großes Wandbild in Form einer Bildgeschichte in szenischer Überlagerung den Herstellungsprozess und den Vertrieb von Fleischwaren in der Firma Höll. Fünf Jahre später, 1967 wurde die Stirnseite der Kantine mit einem noch größeren, ca. 10,40 m x 1,95 m einnehmenden Wandbild geschmückt. Die Darstellung zeigt eine arkadische Landschaft in harmonischem Nebeneinander mit dem regionalen Industriebetrieb. Illingen, Keramikwandbild im Treppenhaus der Firma Höll, Foto:

160 Illingen, Keramikwandbild in der Kantine der Firma Höll, Foto: 2008 Zwei Generationen lang war die Wurstfabrik fester Bestandteil in der Mitte in Illingen. Dann war plötzlich alles vorbei, quasi über Nacht schloss die Firma Höll ihre Tore und verschwand 2001 aus Illingen. Jahre später, 2012 meldete Höll Konkurs an. Zuvor, 2009, wurden die Keramikwandbilder und einige Glasfensterbilder unter Denkmalschutz gestellt. Nach einem Brand im Jahr 2010 wurde das größere Wandbild gesichert; es wurde durch eine Fachfirma aus Neukirchen nach Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt, der Gemeinde Illingen und dem neuen Eigentümer abgetragen und sicher eingelagert. Die Gemeinde erwarb im Jahr 2014 den zukünftigen Raum auf der Industriebrache. Sie ließ die restlichen Verwaltungsgebäude abreißen und auch das zweite kleinere Wandbild ausbauen. Wieder übernahm eine Fachfirma den fachgerechten Abtrag und die Sicherstellung des Wandbildes. Im selben Jahr schloss die Gemeinde mit den neuen Eigentümern der ehemaligen Hohlweck-Gebäude, der Brauturmgalerie BTG, einen städtebaulichen Vertrag mit der Vereinbarung zum Wiederanbringen der beiden Lehoczky-Wandkeramiken. Mit dem Wechsel der Projektleitung im Jahr 2017 kam der Durchbruch. Der Hauptinvestor, der in Illingen ansässige Jörg Michael Fries, übernahm selbst die kulturhistorischen 158

161 Illingen, Der Kantinenfries am neuen Anbringungsort, Foto: Gemeinde Illingen, 2018 und architektonischen Belange. Parallel dazu erkannte die Mieterin der Gastronomie im Erdgeschoss, die Krombacher Brauerei, in den Lehoczky-Keramikwandbildern ein Alleinstellungsmerkmal für ihre Räumlichkeiten. Anschließend wurden die neuen Anbringungsorte festgelegt und die Wandbilder neu angebracht. Am Tag der Städtebauförderung am 5. Mai 2018 konnte das große Wandbild der Öffentlichkeit übergeben werden. Zum Abschluss einer Feierstunde in der Baustelle BTG enthüllten Hausherr Jörg Fries, Ministerpräsident Tobias Hans, Landrat Sören Meng und Bürgermeister Dr. Armin König das Keramikwandbild. Mario Reuter 159

162 Baudenkmalpflege Saarpfalz-Kreis Wiederaufstellung der Schächerfiguren an der Heiligkreuzkapelle in Blieskastel Neben der Kreuzkapelle, die 1682/83 auf Betreiben von Carl Caspar und Damian Adolph von der Leyen zur Aufbewahrung eines Partikels des Heiligen Kreuzes und zur Förderung des katholischen Glaubens errichtet worden war, wurden auch eine Kreuzigungsgruppe und ein Kreuzweg auf dem Vorplatz derselben aufgerichtet. Von der ursprünglichen Kreuzigungsgruppe aus den Jahren 1688/89 sind heute nur noch die Figuren der beiden Schächer erhalten, während die Kreuzigungsgruppe, bestehend aus dem Kruzifix und den Figuren Marias und Johannes sowie Maria Magdalenas, 1804 durch den Bildhauer Matthias Weyser neu geschaffen wurde. Die beiden Schächerfiguren werden daher im Dehio als einzige erhaltene Großplastiken des 17. Jahrhunderts im Saarland angesprochen. Blieskastel, Kreuzigungsgruppe an der Heiligkreuzkapelle, rechter, 2012 zerstörter Schächer und linker Schächer, Fotos: 2007 Die beiden Kreuze der Schächer hatten ihren Platz zwischen der Kreuzkapelle und der Kreuzigungsgruppe, von dem Podest der letzteren ca. 4,80 m entfernt, eine Anordnung, die durch ein Abrücken der Kreuzigungsgruppe vom ursprünglichen Standort zustande gekommen sein könnte. Nachdem man in der Mitte des 19. Jahrhunderts hinter der Kreuzigungsgruppe eine Säulenhalle für die Kreuzwegdarstellungen errichtet hatte, lagen alle diese Elemente in einem mit Bäumen 160

163 Rechter Schächer nach der Zerstörung, Foto: 2013 bepflanzten Umfeld. Nach dem Bau des Wallfahrtsklosters in den Jahren diente der Raum zwischen Kloster und Heiligkreuzkapelle der Erschließung und Versorgung des Klosterkomplexes. Dies hatte zur Folge, dass die von der Kreuzigungsgruppe abgerückt stehenden Schächer sowie ältere Kreuzwegstationen mehrmals durch Kraftfahrzeuge beschädigt wurden (1972, 1975, 1984). Bei einem Unfall im Jahr 2012 wurde eines der beiden Kreuze umgefahren und zersplitterte in mehrere große und eine Unzahl kleinerer Fragmente, die umgehend durch die Firma Glöckner aufgenommen und sicher verwahrt wurden. Das zweite Schächerkreuz wies bei einer Begutachtung neben einer Vielzahl von älteren, zum Teil großflächigen Ausbesserungen eine gravierende Schädigung des Kreuzstamms auf. Hier hatte man bei einer Restaurierung in den 1970er Jahren die Verbindung zwischen Sockel und Kreuzstamm mithilfe von glasfaserverstärkten Polyesterstäben, die man in eine Mischung aus Epoxydharz, Sand und Quarzmehl gebettet hatte, hergestellt. Aufgrund des unterschiedlichen Schwingungsverhaltens dieser Stäbe und des umgebenden Sandsteins hatten sich tiefe Risse gebildet, welche bis in den Sockel reichten und die Standsicherheit gefährdeten. Daher entschloss man sich nach längerer Beratung zwischen dem Landesdenkmalamt, der kirchlichen Denkmalpflege der Diözese Speyer und der Kreuzkapellenstiftung dazu, von beiden Schächern 161

164 jeweils eine Kopie aus Sandstein zu erstellen, die dann anstelle der historischen Kreuze im Vorfeld der Kapelle wieder aufgestellt werden sollten. Für die Originale wollte man einen geschützten Standort suchen, an dem sie der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Zur Erstellung der Kopien wurden die Fragmente der zerstörten Skulptur zusammengesetzt, Fehlstellen wurden mit Restaurierungsmörtel geschlossen. Das unzerstörte Schächerkreuz wurde gereinigt, wonach beide Kreuze mithilfe eines 3D-Scanners berührungslos eingescannt wurden. Die so gewonnenen Daten bildeten die Grundlage zur Herstellung der Kopien aus einem Stück Sandstein, aus dem mithilfe einer CNC-Fräse in zwei Arbeitsschritten eine erste Vorform erstellt wurde, die anschließend bildhauerisch überarbeitet werden konnte. Die Ausformung einer Schächerfigur konnte den Besuchern des Steinmetzbetriebs am Tag des offenen Denkmals 2015 am Werkstück erklärt werden, das in einem Zwischenzustand auf der Fräse lag: Einzig Kopf und Teile der Arme waren bereits fein ausgeformt, während der Großteil des Korpus sich noch im Zustand des ersten Bearbeitungsschritts befand, bei dem mithilfe von Sägeschnitten in einem engmaschigen Netz die Oberflächen angelegt wurden. Replik des rechten Schächers in Bearbeitung, Präsentation am Tag des offenen Denkmals, Foto:

165 Blieskastel, aktuelle Aufstellung des Kalvarienberges an der Heiligkreuzkapelle, Foto: 2018 Nach der Vollendung der beiden Kopien fand im März 2017 ein Ortstermin mit den Mitarbeitern des bischöflichen Bauamtes und der Denkmalpflege der Diözese Speyer, des Landesdenkmalamtes und einem Vertreter der Kreuzkapellenstiftung statt, bei dem der Standort für die Kopien der Schächer festgelegt werden sollte. Die Aufstellung an den überlieferten Orten schien dabei nicht nur aus verkehrstechnischen Gründen wenig ratsam, auch unter dem Aspekt der christlichen Ikonographie machte die Aufstellung in fast 5 m Abstand von der eigentlichen Kreuzigungsgruppe wenig Sinn und erschwerte die Zuordnung. Die eingehende Beratung ergab, dass eine Aufstellung der beiden Schächerkreuze zur Linken und zur Rechten des Kruzifixes auf eigenen Podesten erfolgen sollte, so dass ein Besucher der Heiligkreuzkapelle beim Verlassen des Bauwerks die gesamte Gruppe als Einheit wahrnehmen könnte. Nach der Herstellung der Sandsteinpodeste und der Neuaufstellung konnte am 7. Juni 2018 die Abnahme erfolgen. Die Verankerungen erfolgten mit rostfreien Stahlstäben, die in Blei eingegossen wurden, ergänzt durch eine rückseitige Ankerstange zur Stabilisierung. 163

166 Die Kosten der Anfertigung des zerstörten Schächers wurden von der Versicherung des Unfallverursachers getragen, während die Kopie des zweiten Schächers mit Förderung des Landes, des Bistums Speyer sowie einer Förderung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien im Rahmen des Denkmalschutz-Sonderprogramms V erfolgen konnte. Die Originalfiguren sollen in einer musealen Präsentation im Eingangsbereich des Klosters aufgestellt werden, damit sie nach der Fertigstellung der derzeit laufenden Umbau- und Sanierungsmaßnahmen des Klosters den Besuchern wieder zugänglich sind. In einem zweiten Schritt ist geplant, die Außenanlagen des Innenhofs neu zu gestalten, wobei die Wegeführung so angelegt werden soll, dass solche Unfälle in Zukunft weitestgehend vermieden werden können. Gregor Scherf 164

167 Baudenkmalpflege Saarpfalz-Kreis Instandsetzung des Turms der protestantischen Pfarrkirche in Niederbexbach Die protestantische Pfarrkirche von Niederbexbach, auch Jakobuskirche genannt, erhebt sich an der Stelle eines früheren kleineren Saalbaus auf einer Geländestufe über der Bliesaue. Der Turm des Vorgängerbaus, dessen untere Hälfte auf das 14. Jahrhundert datiert wird, wurde aufgestockt, als man nach dem Entwurf des Bezirksbaumeisters Johann Caspar Löhmer ein neues Kirchengebäude in Form einer neogotischen Stufenhalle an der Stelle des Vorgängerbaus errichtete. Niederbexbach, Jakobuskirche, Ansicht von Südosten, Foto:

168 Der Turm zeigte ab dem Beginn der 1990er Jahre Schäden am Stein, zudem traten auch Risse auf. In einer ersten Begutachtung stellte ein Sachverständiger des Institutes für Steinkonservierung in Mainz am 28. April 1993 fest, dass neben vielen Steinschädigungen durch Erosion auch die Verwendung eines ungeeigneten Fugenmörtels zum Schadensbild beigetragen hatte. Besorgnis erregte eine Vielzahl von Rissen, die in der Fassade und in einem Strebepfeiler der Südwand aufgetreten waren. Daher wurden Plomben und Rissbreitenmesser angebracht, um etwaige Veränderungen zu dokumentieren. Nach einem Ortstermin am 7. April 2016 wurde von der kirchlichen Denkmalpflege geraten, die Instandsetzungsarbeiten aufgrund der akuten Gefahrensituation so bald wie möglich anzugehen, da sich aufgrund der Turmerhöhung und der damit einhergegangenen zusätzlichen Auflast die äußere von der inneren Mauerschale gelöst hatte und da aufgrund der stark fortgeschrittenen Erosion einzelner Steine die Gefahr der Verletzung von Passanten durch herabfallende Stücke bestünde. Nachdem die Vertreter der Kirchengemeinde mit dem Landesdenkmalamt in einem Ortstermin am 26. April 2016 die Sanierung und deren Finanzierung erörtert hatten, regte das Landesdenkmalamt an, einen Antrag auf Förderung bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu stellen. Bei diesem Ortstermin Niederbexbach, Jakobuskirche, Zustand der Südfassade des Turmerdgeschosses nach den Voruntersuchungen, mit den eingesetzten Mustersteinen, Foto:

169 wurde auch der Turm besichtigt. Neben den bereits erwähnten Schäden konnte beobachtet werden, dass man in der Vergangenheit bereits Lücken, die durch zu stark erodierte Steine entstanden waren, mit Mörtel geschlossen hatte. Daneben konnte auch im dritten Fassadenabschnitt eine starke Winderosion in Form von Auswaschungen festgestellt werden. Eine erste Berechnung der Sanierungskosten durch das Architekturbüro Habermann aus Waldmohr lag im April 2016 vor, welche dann nach eingehenden Voruntersuchungen um rund ein Drittel nach oben korrigiert werden musste, was der großen Fläche an zu sanierenden Sandsteinen geschuldet war. Nach den Förderzusagen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des Landes war die Finanzierung gesichert und man konnte im August 2017 mit der Sanierung beginnen. Den Arbeiten ging ein Ortstermin zur Auswahl eines passenden Steinmaterials voraus, bei dem ein Sandstein aus Schweinstal von seiner Farbigkeit und Struktur am besten mit dem vorhandenen, wohl vor Ort gebrochenen Material harmonierte. Bei diesem Termin wurden auch die Ergebnisse von zwei Kernbohrungen erörtert, die an zwei auszutauschenden Steinen von der Außenseite her vorgenommen worden waren und die in der Schicht zwischen den beiden Mauerschalen nur noch loses Material zutage gefördert hatten. Niederbexbach, Jakobuskirche, Zustand der Südfassade des Turmerdgeschosses nach der Sanierung, Foto:

170 Niederbexbach, Jakobuskirche, Gesamtansicht des sanierten Turms, Foto:

171 Die Sanierung des unteren Turmabschnitts vollzog sich in zwei Schritten: Zuerst wurden nach einem Ankerplan zur Festigung und kraftschlüssigen Verbindung der beiden Mauerschalen vom Innenraum aus Kernbohrungen im Raster von 50 auf 30 cm eingebracht, in die Spiralanker aus Edelstahl eingesetzt wurden, wonach die Hohlräume mit einem geeigneten Mörtel verpresst wurden. Dabei stellte die ausführende Firma FRAMACO-Kopp aus Bexbach fest, dass mit einem geringeren Druck als ursprünglich vorgesehen verpresst werden musste, da sich bei den ersten Verfüllungen geringfügige Bauchungen im Mauerwerk gebildet hatten. In einem zweiten Schritt wurden sehr stark beschädigte Steine der Außenfassade ausgetauscht, wobei sich herausstellte, dass bei der Errichtung des Turms im Gegensatz zum sonst üblichen Verfahren keine Bindersteine zwischen Innen- und Außenschale eingebaut worden waren, was die Instabilität bei erhöhter Auflast erklärte. Der später eingebrachte, zu harte Fugenmörtel wurde ausgebaut und durch einen der Härte und der Farbigkeit des Sandsteins angepassten Fugenmörtel ersetzt. Diese Arbeiten konnten im Sommer 2018 beendet werden, so dass die Gemeinde die erneute Indienststellung der Kirche am 23. September mit einem Festgottesdienst feiern konnte. Niederbexbach, Jakobuskirche, Chor nach der Instandsetzung, Foto: 2019 Niederbexbach, Jakobuskirche, Schlussstein nach der Restaurierung, Foto:

172 In einem weiteren Schritt wurden die oberen Abschnitte des Turms gereinigt und deren Anstrich nach Befund erneuert, wobei auch die Turmuhr überarbeitet wurde. Die Erneuerung aller Blechabdeckungen der Gesimse, der Traufbleche und Regenableitungen und die Neuanfertigung der sehr beschädigten Schallläden, bei denen man auch einen neuen Taubenschutz anbrachte, wurden als abschließende Einzelarbeiten durchgeführt. Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz forderte im Mai 2018 die Aufhängung von Nistkästen für Dohlen und Mauersegler, die vor der Sanierung des Turms in diesem gebrütet hatten. Geeignete Anbringungsorte konnten Anfang Juni 2018 mit dem Landesdenkmalamt festgelegt und die Nisthilfen aufgehängt werden, da das Außengerüst noch stand. In einem Ortstermin am 20. September 2018 wurde die Instandsetzung des Innenraums des Chors besprochen. Hierbei wurde beschlossen, den vorhandenen Oberputz abzunehmen, der aufgrund seiner Materialität und Oberfläche dem Raum nicht angemessen war. Der darunter vorhandene Putz wurde dann ausgebessert und die Wände und Gewölbekappen mit einer hellen Silikatfarbe gefasst. Die Gewölberippen wurden mit einem passenden Farbton lasierend gestaltet, während der Schlusstein, der als Sonne mit einem in Relief angedeuteten Gesicht geformt ist, freigelegt und ohne Bemalung belassen wurde. Die Abnahme der Maßnahme fand am 20. März 2019 statt. Gregor Scherf 170

173 Öffentlichkeitsarbeit Entdecken, was uns verbindet Über 7500 Interessierte beim Tag des offenen Denkmals 2018 Der Tag des offenen Denkmals am 9. September 2018 stand mit dem Motto Entdecken, was uns verbindet ganz im Zeichen des Europäischen Kulturerbejahres Im Saarland wurden unter der Koordination des Landesdenkmalamtes, in enger Zusammenarbeit mit den Kreisen, Kommunen sowie privaten Initiativen und Vereinen, Veranstaltungen an und in annähernd 40 Denkmälern angeboten, die dieses Motto in vielfältiger Weise veranschaulichen. Dabei standen vor allem deutschfranzösische Verbindungslinien im Fokus, aber auch Wallfahrtsorte, ebenso Denkmäler, die aufgrund ihres Zwecks verbinden, wie zum Beispiel Brücken. Die Angebote fanden überwiegend gute Resonanz, wozu neben den spannenden Objekten auch das herrliche Spätsommerwetter beitrug. Bereits zur Eröffnungsveranstaltung am 7. September in der Sendehalle Europa 1 in Überherrn-Berus konnte Hausherr Bernd Gillo, Bürgermeister von Überherrn, gemeinsam mit Kultusminister Ulrich Commerçon, Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt und Axel Böcker als Vertreter Als Hausherr begrüßte Bürgermeister Bernd Gillo die zahlreichen Gäste der Eröffnungsveranstaltung im Sender Europa 1, Foto:

174 Gut besuchte Führungen an der Stephanuskirche in Böckweiler und im Wallfahrtskloster Blieskastel, Fotos:

175 der Obersten Denkmalbehörde zahlreiche Gäste willkommen heißen. Jedes einzelne Denkmal egal aus welcher Epoche, egal aus welchem Lebensbereich ist unabhängig von seinem Bekanntheitsgrad, wichtiger Bestandteil unseres kulturellen Gedächtnisses. Denkmäler machen Geschichte greif- und erlebbar und dienen als Mittler zwischen den Generationen und Kulturen, so Kultusminister Commerçon, der sich über das große Interesse freute. Episodenreich vermittelte Rupert Schreiber die spannende Geschichte des Senders, Axel Böcker stellte Studentenarbeiten zur zukünftigen Nutzung der Sendehalle vor. Am Tag des offenen Denkmals nutzen über 7500 Interessierte die Gelegenheit, die geöffneten Denkmäler zu besuchen und an geführten Rundgängen teilzunehmen. Als Publikumsmagnete erwiesen sich neben der Sendehalle Europa 1 vor allem das Gut Königsbruch in BruchhofSanddorf und das Pingusson-Gebäude in Saarbrücken, außerdem das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, der Ausweichsitz der Landesregierung in Wadern, das Südwestdeutsche Bauernhaus in Eppelborn-Habach, die Gemeinschaftsveranstaltung der Kirchengemeinden in Dudweiler, das Junkerhaus mit Schmiede in Neunkirchen-Wellesweiler sowie die Westwallbunker in Merzig und Beckingen. Auch die Schifffahrt zu Brücken in Saarbrücken hatte erfreulichen Zuspruch. Ebenso waren viele der angebotenen Führungen durchschnittlich bis überdurchschnittlich gut besucht. Das Landesdenkmalamt dankt allen Helferinnen und Helfern, die mit großem Engagement und zum Teil hohem Aufwand zum Erfolg dieses Tages beigetragen haben! Der Tag des offenen Denkmals am 13. September 2020 wird mit dem Motto Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken. die Denkmalpflege in die aktuelle Debatte rund um Nachhaltigkeit und den bewussten Umgang mit Ressourcen setzen. Rainer Knauf 173

176 Öffentlichkeitsarbeit Veröffentlichungen 2018 Amtspublikationen Denkmalpflege im Saarland. Jahresbericht 2017, Saarbrücken 2018 Les Fiches Faltblätter zum Tag des offenen Denkmals 2018 Die Alte Brücke in Saarbrücken Die Eisenbahnbeamtensiedlung in Perl Die protestantische Stephanuskirche in Böckweiler Aufsätze in externen Publikationen Adler, Wolfgang Kelten Römer Gallorömer. Die Verschmelzung antiker Kulturen im heutigen Saarland. In: M. Wemhoff / M.M. Rind (Hrsg.): Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland, Berlin 2018 S Der Begriff Germania libera / freies Germanien im 18. und 19. Jahrhundert. In: M. Aufleger / P. Tutlies (Hrsg.): Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Festschrift für Jürgen Kunow anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand. Mat. Bodendenkmalpfl. im Rheinland 27, Bonn 2018 S Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit. Der Mainzer Archäologe Ludwig Lindenschmit entdeckte 1851 das keltische Prunkgrab von Weiskirchen. In: Saar-Geschichten 1/2018 S [Untertitel von der Redaktion inhaltlich verfälscht; richtig gestellt in Saar-Geschichten 2/2018, S. 39: Der Mainzer Archäologe Ludwig Lindenschmit und das 1851 entdeckte keltische Prunkgrab von Weiskirchen]. Neues zur Lage des merowingerzeitlichen Gräberfeldes von Merzig. In: Jahrbuch für den Kreis Merzig-Wadern 2018, Merzig 2018 S Geschichte am Schlossplatz. In: AiD 2/2018 S Spätbronzezeitliche Befestigung über der Saar. In: AiD 2/2018 S. 49. Neue römische Großvilla im Saarland. In: AiD 5/2018 S. 63. [Rezension zu: A. Hilpert,] Archäologie im Grenzraum Saar-Lor-Lux. In: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 65-66, S Höpken, Constanze Mediterrane Köstlichkeiten für Xanten: Zu den Amphorenfunden am Niederrhein. In: Ch. Eger (Hrsg.): Warenwege Warenflüsse. Handel, Logistik und Transport am römischen Niederrhein, Mainz 2018 S A lost cage cup fragment in the Bartholdy Collection in Rome. In: Journal of Glass studies 60, 2018 S

177 Archaeologists and architects: an unexplored relationship a new dialog? In: identitás és kultúra 3 : identity and culture 3. Ipartanszék füzetek 4, Budapest 2018 S Die Antikensammlung des Verlegerpaars Sigurd und Irene Greven in Köln. In: Kölner Jahrbuch 51, 2018 S Mitverfasser: M. Fiedler. An outhouse in the garden? Looking at a backyard in the vicus of Bonn. In: S. Hoss (Hrsg.): Latrinae. Roman Toilets in the Northwestern Provinces of the Roman Empire. Archaeopress Roman Archaeology 31, Oxford 2018 S Mitverfasser: J.-N. Andrikopoulou und M. Fiedler. A Medusa glass medallion from Vettweiß (District of Düren), Germany. In: Journal of Glass studies 60, 2018 S Mitverfasser: M. Leyens und S. Hartmann. Porolissum. Forschungen im Kastell auf dem Pomet von 2009 bis In: K. Müller / B. Schiller (Hrsg.): Von Kreta nach Kuba. Gedenkschrift zu Ehren des Berliner Archäologen Veit Stürmer, Berlin 2018 S Mitverfasser: M. Fiedler, S. Pánczél und weitere Autoren. Knauf, Rainer Entdecken, was uns verbindet. Der Tag des offenen Denkmals im Saarland am 9. September In: Saar-Geschichten 3/2018 S Die Residenz des Verlagsdirektors. Eine Villa des Architekten Ludwig Nobis auf dem Saarbrücker Triller. In: Saar-Geschichten 4/2018 S

178 Öffentlichkeitsarbeit Veranstaltungen 2018 Domprobst, Alexander 27 Führungen durch die Staatliche Altertümersammlung mit Schulklassen, Vereinen, Betriebsgruppen und sonstigen Teilnehmern. Kasparek, Nicole Saarbrücken, Schlosskirche, Kostbarkeiten aus dem Zentralmassiv Zwischenbilanz einer restauratorischen Bearbeitung, Vortrag zum 1. Europäischen Tag der Restaurierung. Kasparek, Nicole; Schirra, Ralph Borg, Archäologiepark Römische Villa, Standpräsentation der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes bei der Reenactmentmesse. Scherf, Gregor Blieskastel, Vortrag und Führung Entwicklung der Stadt Blieskastel und denkmalgerechte Sanierung , Mandelbachtal, Haus Lochfeld, Vortrag Die Denkmallandschaft im Saarland mit Beispielen gelungener energetischer Sanierungen im Rahmen der Veranstaltung Investition mit Geschichte der HWK Saar. Schreiber, Rupert Überherrn-Berus, La cathédrale des ondes Die Kathedrale der Wellen: Der Sender Europe 1, Eröffnungsvortrag zum Tag des offenen Denkmals. 176

179 Öffentlichkeitsarbeit Lehrveranstaltungen 2018 Braun, Markus Aspekte denkmalpflegerischer Sanierung und Möglichkeiten der Bauforschung. Vorlesung und Übung, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen, Sommersemester Grundlagen der Bauaufnahme. Übung, Technische Universität Kaiserslautern, Fachbereich Architektur, Sommersemester Praktische Bauaufnahme am Baudenkmal Schlossbergstraße 16 in Blieskastel. Übung, Technische Universität Kaiserslautern, Fachbereich Architektur, Wintersemester 2018/19. Höpken, Constanze Römisches Glas. Übung, Archäologisches Institut der Universität zu Köln, Wintersemester 2018/19. Römisches Glas. Übung, Universität des Saarlandes, Institut für Vorund Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, Wintersemester 2018/19. Marschall, Kristine Denkmäler online. Übung, Universität des Saarlandes, Philosophische Fakultät, Fachbereich Kunstgeschichte, Sommersemester Aspekte der Denkmalpflege. Vorlesung, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen, Sommersemester Erkennen erfassen dokumentieren. Übung, Universität des Saarlandes, Philosophische Fakultät, Fachbereich Kunstgeschichte, Wintersemester 2018/

180 Personalia Neben den umfangreichen Tätigkeiten des Amtes im Jahr 2018 gab es auch personelle Veränderungen: Zum wurden Frau Barbara Mersch und Herr Johannes Schönwald in den Ruhestand verabschiedet. Herr Dipl.-Ing. Axel Böcker wechselte mit der Ratifizierung des neuen Denkmalschutzgesetzes in das Ministerium für Bildung und Kultur, Abteilung für Denkmalschutz und Industriekultur. Herr Prof. Dr. Josef Baulig schied als Leiter des Landesdenkmalamtes mit Ablauf des aus. Bis zum Amtsantritt von Herrn Dr. Georg Breitner am führte Herr Dr. Rupert Schreiber kommissarisch das Amt. Ein besonderer Dank gilt diesen langjährigen Mitarbeitern, deren Engagement maßgeblich zur effizienten Arbeit des Landesdenkmalamtes beitrug. Georg Breitner 178

181 Landesdenkmalamt Am Bergwerk Reden Schiffweiler 0681/ Schiffweiler, 2019

182 ISSN X

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