PROJEKTORIENTIERTES ARBEITEN KRITERIEN, STRUKTUR, MÖGLICHE SCHWIERIGKEITEN UND DEREN VERMEIDUNG
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- Monika Wagner
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1 Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Realschulen) Karlsruhe PROJEKTORIENTIERTES ARBEITEN KRITERIEN, STRUKTUR, MÖGLICHE SCHWIERIGKEITEN UND DEREN VERMEIDUNG Projektorientiertem Arbeiten wird im Bildungsplan 2004 größere Bedeutung als bisher zugewiesen. Dies zeigt sich u.a. in verbindlichen Vorgaben, verteilt über die Jahrgangsstufen 5-10 der Realschule sowie in der Gestaltung der Abschlussprüfungen. Dennoch verbinden nicht wenige Lehrer und Schüler Projekte mit negativen Erfahrungen. Positiv formuliert: Unser Gehirn speichert positive Erfahrungen ab und versucht, diese zu wiederholen. Machen Schüler und Lehrer gute Erfahrungen mit einer Unterrichtsmethode, sind sie bereit, diese wieder aufzugreifen. Projektorientiertes Arbeiten: Definition, Kriterien, Struktur Die Projektmethode gehört zu den Unterrichtsmethoden. Ausgehend von einer Idee, einem Problem oder einem Produkt, werden die anstehenden Aufgaben identifiziert, ein Bearbeitungsplan entwickelt und dieser unter Beachtung von (selbst) gesetzten Regeln durchgeführt. Kriterien (idealtypisch): - Produktorientierung: Idee, Problem oder Produkt als Ziel am Anfang. - Möglichst hohe Schülerbeteiligung/Mitbestimmung bei Auswahl, Planung und Durchführung. - Prozessorientierung: Der Weg ist (auch) das Ziel. - Reflexion des Prozesses und des Produkts auf der Meta-Ebene. - Lehrerrolle zunehmend als Berater, Prozessbegleiter. - Handlungsorientierung - Leistungsbeurteilung: Klare Kriterien und Regeln, möglichst selbst entwickelt, ggf. prozess- und produktbezogene Leistungsbeurteilung und Evaluation. Beim pa werden Elemente der Projektmethode aufgegriffen, jedoch nicht bis ins Detail durchgeführt. Es findet eine Anpassung statt an die Gegebenheiten der Schule, z.b. größere Gruppen, begrenzte Mittel und Räumlichkeiten, Alter der Teilnehmer, Zeitstruktur im Jahresablauf,... (Modifikation) Man verfolgt realistische Ziele anstatt unerreichbarer Ideale! Im alltäglichen Sprachgebrauch, z.b. mit Schülern, wird weiterhin der Begriff Projekt verwendet. Marcus Imhoff Bereichsleiter Naturwissenschaften
2 PA folgt einer genauen Struktur! Hier haben sich folgende Phasen bewährt: 1. Initiative Eine mögliche Thematik, ein Problem, eine Aufgabenstellung usw. werden aufgeworfen, auf Realisierbarkeit geprüft und damit das Projekt gestartet. 2. Planung - Es werden Schwerpunkte, Teilbereiche usw. formuliert und festgehalten (Mind Map). Ziel ist es, dass die SuS lernen, ein Aufgabengebiet zu strukturieren. (Projektskizze) - Lösungsmöglichkeiten werden entwickelt, Arbeitsschritte und Zwischenziele genauer formuliert und aufgeteilt (Gruppenbildung). Ein Zeitplan entsteht. (Projektplan) - Bewertungskriterien werden besprochen. 3. Durchführung Für die benötigten Materialien / Räumlichkeiten muss im Vorfeld gesorgt werden. 4. Präsentation Das Projekt wird vorgestellt. Dabei werden alle Projektphasen und das Ergebnis des Projektes präsentiert. Das Ziel ist erreicht, das Projekt endet damit (a),wird wieder neu aufgegriffen und verbessert (b) oder geht in den Alltag über ( lebt weiter ) (c). 5. Bewertung - Bewertung durch Schüler (Selbstbewertung) - Bewertung durch Lehrperson (Fremdbewertung) 6. Evaluation Reflexion von Projektverlauf und Arbeitsverhalten: - Was hat gut geklappt? - Was kann noch verbessert werden? - Was lernen wir für das nächste Vorhaben? Empfehlenswert sind die Einrichtung von Fixpunkten sowie die Durchführung von Metainteraktion: Fixpunkte Organisatorische Schaltstellen. Die Gruppen treffen sich und berichten vom Stand der Arbeit. Zwischengespräch (Metainteraktion) Gespräche über das, was im Projekt geschieht: Einhalten von Regeln, Beziehungsprobleme, Zufriedenheit... Marcus Imhoff Bereichsleiter Naturwissenschaften
3 Grundlegende Intention von pa: Nachhaltigkeit Was soll ein Schüler können, der projektorientiertes Arbeiten in seiner Schulzeit (erfolgreich) absolviert hat? Es ergeben sich folgende drei Aufgabenfelder für Schüler innerhalb eines Projekts: Planen (des Projekts) und Strukturieren (der Thematik) Sammeln (von Informationen und Materialien) und Strukturieren (Auswerten der Sammlung und Erstellen einer Zusammenfassung) Präsentieren (Einsatz der Person und Einsatz von Medien) Es handelt sich um grundlegende Methoden- und Handlungskompetenzen, die nur durch eigenes Tun und Wiederholung nachhaltig vermittelt werden können! Im Folgenden werden potentielle Schwierigkeiten angesprochen, mögliche Lösungswege aufgezeigt und somit unnötiger Frustration bei Schülern und Lehrpersonen vorgebeugt. Nach den drei Aufgabenfeldern geordnet: Mögliche Schwierigkeiten in der Praxis Planen und Strukturieren - Die Schüler sind mit den Aufgaben bzgl. Freiraum und offener Aufgabenstellung überfordert (Ideenmangel, Zeitmanagement). - Unklare Aufgabenstellung. - Motivationsverlust während des Ablaufs, z.b. aufgrund zu hochgesteckter Ziele oder organisatorischer Probleme. - Die Vorgehensweise bei der Durchführung eines Projekts bzw. zukünftiger Projekte wird nicht thematisiert. Die Schüler wissen danach nicht, wie sie bei zukünftigen Vorhaben im schulischen, beruflichen oder privaten Bereich vorgehen sollen. Eine Struktur wird nicht verinnerlicht. Sammeln und Strukturieren - Es fehlen die grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten wie z.b. Texte lesen, verstehen, auswerten, strukturieren, Vorgehensweisen planen, in der Gruppe zusammenarbeiten (Methodenkompetenzen). - Die Informationen (Internet!) sind qualitativ und quantitativ nicht für die Klassenstufe geeignet. - Zu techniklastig : Die inhaltliche Auseinandersetzung ( Lernen ) wird überlagert durch ein Übermaß an Medien / Technikeinsatz. Beispiel: Die Schüler neigen dazu, die Schwierigkeit des Auswertens und Strukturierens zu umgehen und direkt aus dem Internet abzuspeichern und in Word, Power Point o.ä. einzufügen. Die Ergebnisse sehen u.u. beeindruckend aus, wichtige Grundkompetenzen allgemeiner und fachlicher Art werden aber umgangen. Der Wissenszuwachs ist zu gering. Marcus Imhoff Bereichsleiter Naturwissenschaften
4 Präsentieren - Die Schüler sind mit dem Präsentieren nicht vertraut. Die Inhalte bzw. Produkte werden den anderen nicht vermittelt. - Die Schüler starten die PowerPoint Präsentation und klicken sich durch. Inhaltliche Nachfragen können nicht beantwortet werden (s.o.). - Technische Probleme überschatten die Präsentation. Weiterhin: - Arbeitseinstellung: Extrinsische Motivation fällt plötzlich völlig weg Disziplinprobleme. - Das Thema ist für die Altersstufe nicht motivierend. - Zu große Arbeitsgruppen durch die Klassengröße, damit verbunden: Organisatorische Schwierigkeiten, aber auch Abschiebung der Verantwortung (Ringelmann-Effekt, Team : Toll, ein anderer macht s! ). - Einzelne Schüler ohne konkrete Aufgabe. Gefahr: Frustration durch Chaos, Langeweile und Misserfolg. Nach den drei Aufgabenfeldern geordnet: Lösungswege Basierend auf neuen Erkenntnissen der Lehr-Lern-Forschung (Baumert, Weinert u.a., Bund-Länder- Konferenz 1997!) Planen und Strukturieren - Anleitung und Ideen von der Lehrperson in der Anfangsphase (Impulse), je nach Bedarf auch im weiteren Ablauf : organisatorisch bzw. auch inhaltlich. (Zitat Apel/Knoll: Bessere Handlungskompetenz durch angemessene Anleitung ) - Möglichst klar umrissene Aufgabenstellung und Zielvorgabe (schriftlich). - Themenwahl in Abhängigkeit vom Alter und (Vor-)Erfahrung der Schüler mit pa bzw. mit Arbeitstechniken. - Die Vorgehensweise bei der Durchführung eines Projekts bzw. zukünftiger Projekte thematisieren und transparent machen! Strukturen aufzeigen! Die zukünftige Anwendung verdeutlichen (Nachhaltigkeit)! Sammeln und Strukturieren - Von der 5. Klasse das Methodentraining der Grundschule konsequent aufgreifen und weiterentwickeln, auch außerhalb von pa im normalen Unterricht, in allen Fächern (Methodentraining, vor allem Lesekompetenz in das Schulcurriculum verankern). - Informationsmenge begrenzen, z.b. durch vorgegebene Internetseiten oder angebotene Hardware. - Werden digitale Medien zur Informationsbeschaffung und verarbeitung eingesetzt, sollten die Schüler schon Methodenkompetenzen in ausreichendem Umfang besitzen. - Zeit am PC zur Recherche begrenzen, z.b.: a. Gefundene Informationen ausdrucken lassen... b. Auswertung in einem anderen Raum (ohne PC, auf Papier )... Auf eine inhaltliche Auseinandersetzung bestehen, z.b. sich von Schülern erklären lassen... Marcus Imhoff Bereichsleiter Naturwissenschaften
5 c. Bei Bedarf erst jetzt wieder zurück an den PC zur Erstellung einer Zusammenfassung o.ä. (ohne Internet)... - Nimmt man oben erwähnte Probleme als Lehrperson wahr, kann man regulierend / disziplinierend eingreifen und bei der Strukturierung helfen. Hier nimmt der Lehrer seine angestammte Rolle als Experte ein ( Hilfe zur Selbsthilfe). Präsentieren - Zeit für das Einüben einer Präsentation einplanen: Selbst kleine Vorträge mit Medieneinsatz im Vorfeld mehrmals unter Anleitung üben (wie ein Theaterstück, ev. mit Videoeinsatz zur Auswertung). Hier findet besonders nachhaltiges Lernen statt! Von einer guten Vermittlung profitieren auch die anderen Schüler! - Technikpräferenz einschränken: Präsentation ohne digitale Medien als Vorgabe, wenn die Schüler die notwendigen Grundkompetenzen noch nicht erworben haben. Der Einsatz von digitalen Medien baut auf Präsentationskompetenz auf. - Im Vorfeld abklären, ob die notwendigen Geräte (Beamer, Notebook, PC) vorhanden bzw. einsatzbereit sind und wirklich beherrscht werden. Weiterhin: - Kleine, überschaubare Projekte zum Einüben. - Möglichst kleine Gruppen mit Beschäftigung für jeden Schüler. - Arbeitsaufträge für Gruppen möglichst mit nachprüfbaren/vorzeigbaren Ergebnissen. - Ergebnisse schnell kontrollieren, Leerlauf unbedingt vermeiden. - Für Disziplin und Arbeitshaltung im Unterricht als Basis sorgen. - Fixpunkte setzen. - Zwischengespräche (Metainteraktion) führen. - Evaluationsmöglichkeiten einsetzen (z.b. Präsentationen von den Schülern beurteilen lassen). Besser ein abgeschlossenes, erfolgreiches Projekt pro Schuljahr/Fach ohne Probleme in den Jahresablauf integriert als mehrere. Langsame, stetige Weiterentwicklung der Fähigkeiten und Fertigkeiten und damit auch der Freiräume und Selbstständigkeit. Vermeidung von Frustration durch Chaos, Langweile und Misserfolg. Nachhaltigkeit. Marcus Imhoff Bereichsleiter Naturwissenschaften
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