Nahtlose Betreuung ein Weg um die Medikationssicherheit in der Schweiz zu verbessern?
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- Carin Meinhardt
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1 Schweizerischer Apothekerkongress Interlaken Nahtlose Betreuung ein Weg um die Medikationssicherheit in der Schweiz zu verbessern? Prof. Dr. David Schwappach, MPH Wissenschaftlicher Leiter, Stiftung für Patientensicherheit 1
2 Risiko «Schnittstelle» Übergänge an Schnittstellen sind riskant für Patienten 2
3 Risiko «Schnittstelle» Übergänge an Schnittstellen sind riskant für Patienten Internationale Daten zeigen, dass bei etwa 27-54% Patienten die Medikationsanamnese mind. einen Fehler enthält Tam Bornand, Eicher CH: Häufige Diskrepanzen in Eintritts- und Austrittsmedikation 236 Diskrepanzen in Medikation bei Eintritt (35% relevant ) 527 Diskrepanzen in Medikation bei Austritt (39% relevant ) CH: Zwischen Eintritt und Austritt im Spital: ~ 2 unbeabsichtigte Modifikationen der Medikation / Patient Grandjean Grandjean, Fringeli Erheblicher Teil der Patienten betroffen (69-96%) USA: Austrittsdokumente bei Übergang ins Pflegeheim Tija Bei 71% der Aufnahmen im Pflegeheim trat mindestens eine Diskrepanz auf 21% der Medikationen hatten Diskrepanzen Mehrheitlich zwischen den Dokumenten den Spitals! Bornand et al. Quality improvement in seamless care by a clinical pharmacist,. Master thesis, University Basel, 2009 Fringeli et al., Congrès de l Association Suisse des Pharmaciens de l Administration et des Hôpitaux et de la Société Suisse des Pharmaciens, 2012 Tam et al. CMAJ 2005, Tija et al. JGIM 2009, Grandjean et al., J Pharm Clin 2009, 151-6
4 Perspektiven auf das Risiko «Schnittstelle» Übergänge an Schnittstellen sind riskant für Patienten Beispiel: Umstellung bei Eintritt ins Spital 4
5 Beispielhafte Original CIRS-Meldung aus dem Spital 5
6 Perspektiven auf das Risiko «Schnittstelle» Übergänge an Schnittstellen sind riskant für Patienten Beispiel: Komplexe Medikation bei Austritt 6
7 Der Hausarzt interpretierte den Medikationsplan und notierte seine Anmerkungen handschriftlich auf das gleiche Blatt. Hierbei korrigierte er seine Angaben mehrfach unter Verwendung von Tipp-Ex. Das Blatt wurde den Angehörigen übergeben, damit sie gemäss dem handschriftlichen Medikationsplan die Arzneimittel für die Patientin richten können. Etwa zwei Wochen nach der Spitalentlassung stellten die Angehörigen Unstimmigkeiten im handschriftlichen Medikationsplan des Hausarztes fest. Bornand et al., Praxis
8 Perspektiven auf das Risiko «Schnittstelle» Übergänge an Schnittstellen sind riskant für Patienten Beispiel: Akkumulation beim Hausarzt 8
9 Studie in Schweizer Grundversorgerpraxen 4 grosse Ärzte-Netzwerke 472 Grundversorgerpraxen 630 Teilnehmer (50% Ärzte, 50% MPA) Schriftliche Befragung Sicherheitsklima Häufigkeit und Schadensausmass von 23 Ereignissen ( hot-spots ) zb Fehler bei der Diagnosestellung Medikamenten-Interaktionen Stürze in der Praxis Gehring / Schwappach. American Journal of Managed Care e323 9
10 Grundversorgung: Häufigkeit ausgewählter Ereignisse Täglich oder wöchentlich in den vergangenen 12 Monaten Zwischenfälle in Zusammenarbeit mit externen Stellen (Spital, Apotheke, etc.): 6.5% Externe Stelle erhält unvollständige oder fehlerhafte Information, oder erhält die erforderliche Information zu spät: 1.5% Information von externer Stelle fehlt, ist lückenhaft oder fehlerhaft, wenn erforderlich: 5% Gehring / Schwappach. American Journal of Managed Care e323 10
11 Zentrale Gefahren für die Patientensicherheit Gedankenexperiment Die gute Fee : Wenn es möglich wäre, welche Risiken für die Patientensicherheit in Ihrer Praxis würden Sie ausschalten? Analyse aller Nennungen Kontext Medikation : 28% Kontext Zusammenarbeit mit externen Stellen : 5% Schwappach / Gehring. Swiss Medical Weekly w
12 Zentrale Gefahren für die Patientensicherheit Beispielhafte Original-Nennungen Weniger Medi Wechsel im Spital (Wechsel Generikum - Original) Übergang Hospitalisation - ambulanter Bereich (Antikoagulantien falsch) Vom Spital immer Bericht mit richtiger Mediliste Spital sichert Medikation bei Austritt ab und bespricht sie mit dem Hausarzt Absolut unbefriedigende Zusammenarbeit mit lokaler Apotheke Richtige Dosierung (Zeitpunkt, Dosis) von Medikamenten, Abgabe des richtigen Medikaments. Daran beteiligt sind Arzt-MPA-Apotheker-Patient Apotheken/Spezialisten melden die abgegebenen Medikamente dem Hausarzt Optimale Medikamentenliste mit stimmenden Interaktionen Medikamentenbezug an externen Stellen (z.b. Apotheke) ohne, dass eine Information darüber erfolgt. Folge: Ungenügende Kontrolle der Medikamente Informationslücken mit Spezialisten / Spital Medikamentendokumentation: Polymedikation oft unvollständig oder nicht aktuell Schwappach / Gehring. Swiss Medical Weekly w
13 Perspektiven auf das Risiko «Schnittstelle» Übergänge an Schnittstellen sind riskant für Patienten Beispiel: Patienten-Information bei Austritt 13
14 Internationaler Vergleich: Informationen bei Spitalaustritt Burla, L. (2011). International Health Policy Survey 2010 des Commonwealth Fund. (Obsan Dossier 15). Neuchâtel: Schweizerisches Gesundheitsobservatorium. 14
15 Internationaler Vergleich: Fehler und Koordinationsprobleme Self-reported medical error and / or medication error in the past 12 months Wichtigste Prädiktoren: 2 chronische Krankheiten (OR=1.6) Ärzte (OR =2.0) 10.9 Inanspruchnahme 10.1 Spezialist (OR=1.5) Spitalaufenthalt (OR=1.6) verordnete Medikamente (OR=1.3) Koordinationsproblem (OR =3.9) AUS CAN NZ UK US GER NETH FRA NOR SWE SWITZ Data weighted for gender, age, education, region D. Schwappach: Risk factors for patient-reported medical errors in eleven countries. Health Expectations
16 Perspektiven auf das Risiko «Schnittstelle» Übergänge an Schnittstellen sind riskant für Patienten Lösungsversuche 16
17 Erfahrungen mit seamless care Elektronisches Arzneimittelinformationssystem Prüfung und Optimierung der Verordnungen Bei Hospitalisation: Aktuelle Medikation elektronisch an Spital übermittelt Medikation in Austrittsbrief integriert und an Hausarzt gefaxt Schulung der Stationsärzte, Hausärzte und MPA Mahler et al. Dtsch Med Wochenschr
18 Erfahrungen mit seamless care Laufzeit 3.5 Jahre 56 Hausarztpraxen Uniklinik Heidelberg Patienten mit chronischen Erkrankungen 259 stationäre Aufnahmen (Fälle) Mahler et al. Dtsch Med Wochenschr
19 Erfahrungen mit seamless care Bei 64 Fällen (30%) wurden sowohl Eintritts- und Austritts- Medikation über die elektronische Verordnungsplattform ausgetauscht 82% Arzneimittel /je Patient während Aufenthalt beibehalten 11% Arzneimittel /je Patient abgesetzt Bei Entlassung durchschnittlich 2 neue Medikamente initiiert Weniger Umstellungen Bei 148 Fällen (70%) nur auf Papier, nicht elektronisch 72% Arzneimittel /je Patient während Aufenthalt beibehalten 23% Arzneimittel /je Patient abgesetzt (absichtlich /unabsichtlich) Bei Entlassung durchschnittlich 3 neue Medikamente initiiert Mahler et al. Dtsch Med Wochenschr
20 Erfahrungen mit seamless care Barrieren Schwierige Rekrutierung der Hausarztpraxen aufgrund von Widerständen und Fehlen eines Internetanschlusses Fehlende Schnittstelle zu Praxis-EDV machte die doppelte Eingabe und Aktualisierung der Medikation nötig Spitalseitig: Strukturelle Hindernisse (unterschiedliche Zuständigkeiten, Vorgehen bei Medikationsumstellung, etc.) Geringe Unterstützung des Projektes durch Stationsärzte Mahler et al. Dtsch Med Wochenschr
21 Erfahrungen mit seamless care Übergänge an Schnittstellen sind riskant für Patienten aber auch immer eine Chance! 21
22 Potenziell inadäquate Medikation für ältere Patienten (PIM) Reich et al., PLoS ONE 2014, e
23 Fazit Schnittstellen. sind zentral für die Patientensicherheit; haben technologische, organisationelle, Pflegeheim Spitex kulturelle Aspekte; sind im aktuellen CH-System kaum global bewältigbar. Pflege Spital Apo Spezialisten Arzt Offizin Hausarzt Seamless Care??? Schon eine vollständige und aktuelle Liste würde helfen! 23
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