Neuerungen im Bereich Unternehmensbesteuerung

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1 Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Dottori commercialisti/revisori contabili Dr. Alexander Tauber Dr. Matthias Karl Dr. Silvan Bernardi Dr. Harald Munter Elvaser Straße 8 Via Elvas I Brixen/Bressanone (BZ) Tel Fax info@tauber.bz.it An unsere Mandanten Unternehmen und Freiberufler Steuer- und MwSt.-Nr./Cod. Fisc. e Part. IVA Brixen, 5. Oktober 2012 / at Rundschreiben Verschiedene Neuerungen im Bereich MwSt. und Einkommenssteuern 2. Teil (Direkte Steuern und sonstige Neuerungen) In den letzten Monaten sind von der Regierung Monti im Zuge der Maßnahmen zur Sanierung des Staatshaushaltes und verschiedener Reformen mehrere Notverordnungen erlassen bzw. Gesetze vom Parlament genehmigt worden. Mit diesem Rundschreiben möchten wir auf die wichtigsten Neuerungen im Steuerbereich hinweisen, welche Teil genannter Maßnahmen waren. Wie üblich fehlen noch größtenteils amtliche Anleitungen von Seiten der Steuerbehörden. Aufgrund der umfangreichen Neuerungen wird das Rundschreiben in zwei Teile aufgeteilt: 1) MwSt und 2) Direkte Steuern und sonstige Neuerungen Gegenständliches zweites Rundschreiben behandelt die Neuerungen im Bereich der direkten Steuern und die sonstigen Neuerungen. Neuerungen im Bereich Unternehmensbesteuerung Abzugsfähigkeit PKW s 1 Für die nur teilweise betrieblich, also gemischt verwendeten Pkws wird ab 2013 die Abzugsfähigkeit von bislang 40 auf 27,5 Prozent herabgesetzt 2. Der verminderte Abzug betrifft die Anschaffungskosten (Abschreibungen oder Leasingraten) und die Betriebskosten (Treibstoff, Reparaturen, Versicherungen, Garage, u.a.). Er gilt für die Pkws, die Wohnmobile, die Motorräder und die Motorroller, die nicht ausschließlich betrieblich verwendet werden. 1 Art. 4 Abs. 72 und 73 des Gesetzes Nr. 95 vom 28. Juni 2012 (Arbeitsmarktreform) 2 Art. 168 Abs. 1 Buchst. b EESt H:\Organisation\Rundschreiben Mandanten\Rundschreiben Homepage\2012\R08 Versch Neuerungen_ doc Seite 1 von 5

2 Bei den Anschaffungskosten der Pkws sind bekanntlich als weitere Schwelle die steuerlich zulässigen Anschaffungskosten in Höhe von maximal ,99 Euro zu berücksichtigen. Auf diese steuerlich zulässigen Anschaffungskosten ist nun das auf 27,5 Prozent verminderte Ausmaß der Abschreibungen und der Leasingraten zu berechnen. In der Praxis können also bei einem Pkw nur mehr Abschreibungen von höchstens 4.970,89 Euro steuerlich abgezogen werden (1.242,72 Euro für vier Jahre). Für die Firmenwagen, die den Arbeitnehmern auch privat als Sachbezug zur Verfügung gestellt werden, wird das Ausmaß der Abzugsfähigkeit ab 2013 von 90 auf 70 Prozent herabgesetzt 3. Hier ist, wie bisher, keine Begrenzung für die zulässigen Anschaffungskosten vorgesehen, als Sachbezug kann also auch ein größerer Firmenwagen bereitgestellt werden. Für die Handelsagenten und Vertreter gibt es keine Änderungen: Die Kosten sind weiterhin im Ausmaß von 80 Prozent abzugsfähig, und die Obergrenze bleibt bei Euro. Insbesondere bei den gemischt verwendeten Pkws (so auch jenen der Verwalter) dürfte bei angemessener Km-Zahl der Privatankauf mit Weiterbelastung der Km-Kosten für den Außendienst in der Regel aus steuerlicher Sicht nun günstiger sein. Abzugsfähigkeit Forderungsverluste 4 Zusätzlich zu den Forderungsverlusten aus Insolvenzverfahren, die im Allgemeinen bei Eröffnung des Verfahrens abzugsfähig sind, wird in Anpassung an das Konkursrecht die Abzugsfähigkeit auch bei genehmigten Umschuldungsplänen 5 zugelassen. Eine wesentliche Vereinfachung betrifft zudem die Ausfälle von geringwertigen Forderungen. Die Voraussetzungen für die Abzugsfähigkeit, nämlich die sicheren und genauen Tatbestände, sind nun grundsätzlich bei geringen Forderungen immer dann gegeben, wenn die Zahlungsfälligkeit seit mehr als sechs Monaten verstrichen ist. In anderen Worten: falls die geringen Forderungen seit mehr als sechs Monaten überfällig sind, können diese unter dem steuerlichen Gesichtspunkt als absetzbarer Forderungsverlust ausgebucht werden. Die Schwelle für die geringfügigen Forderungen wird mit Euro für die Großunternehmen und Euro für die anderen Unternehmen festgelegt. Die Definition der Großunternehmen wird nach Umsatzerlösen definiert, wobei ab 2012 die Schwelle durch eine Durchführungsbestimmung auf 100 Mio. Euro herabgesetzt werden soll 6. Eine weitere Erleichterung betrifft die verjährten und somit nicht mehr eintreibbaren Forderungen: Hier wird nun der Ablauf der Verjährungsfrist als sicherer und genauer Tatbestand angesehen, welcher die steuerliche Abzugsfähigkeit der verjährten Forderung be- 3 Art. 164 Abs. 1 Buchst. b-bis EESt 4 Art. 33 des DL 83/ Art. 182-bis des Konkursgesetzes; RD Nr. 267/ Die Anpassung erfolgt durch ein Dekret der Finanzverwaltung, wobei diese jedoch in ihren Rundschreiben bereits vom Erlass des Dekretes ausgeht, wenngleich formell noch nicht erfolgt. Bis 2011 beläuft sich die Schwelle auf 150 Mio. Euro. Seite 2 von 5

3 wirkt. Die Wachstumsverordnung enthält keine Regelung über den zeitlichen Geltungsbereich der Neuerung und auch keine Übergangsbestimmung. Man geht allgemein davon aus, dass die Neuerung, die als Vereinfachung zugunsten der Unternehmen ausgerichtet ist, rückwirkend für die gesamte Steuerperiode 2012 gilt. Gesamtschuldnerische Haftung für den Auftraggeber bei Werk- und Subwerkverträgen 7 Die Bestimmungen über die gesamtschuldnerische Haftung für Auftraggeber und Subunternehmen für Quellensteuern und MwSt, die mit Bezug auf die Leistungen eines Unternehmerwerkvertrages geschuldet sind, wurden wesentlich verschärft. Der subjektive Anwendungsbereich umfasst alle Unternehmen im Bereich der Privatwirtschaft (Auftraggeber, Auftragnehmer und Subunternehmen), die eine gewerbliche Tätigkeit ausüben. Die Privatpersonen als Auftraggeber dürften nicht betroffen sein. Ausgeschlossen sind auch die öffentlichen Auftraggeber, so alle öffentlichen Körperschaften und die von diesen gebildeten Konsortien und die Konzessionäre öffentlicher Arbeiten. Die wesentlichen Punkte der Bestimmung sind folgende: - Der Auftragnehmer eines Hauptwerkvertrages haftet gesamtschuldnerisch mit dem Subunternehmer bis zur Höhe des vereinbarten Entgeltes für die ordnungsgemäße Entrichtung durch den Subunternehmer der Lohnsteuern und der MwSt, die sich aus den Leistungen im Zusammenhang mit dem Subwerkvertrag ergeben. - Der Hauptauftragnehmer und gleichzeitig Sub-Auftraggeber vermeidet die Haftung, wenn er die Nachweise über die Durchführung der Zahlung erhält. Er kann die Zahlungen an den Subunternehmer aussetzen, bis er die Unterlagen für die erfolgte Zahlung erhält. - Der Hauptauftraggeber unterliegt eigentlich keiner Haftung; es sind aber Verwaltungsstrafen im Ausmaß von bis zu Euro vorgesehen, wenn er Zahlungen an den Auftragnehmer durchführt, bevor ihm nicht die Unterlagen oder Nachweise über die korrekte Entrichtung der Lohnsteuern und der MwSt ausgehändigt worden sind. Der Anwendungsbereich bzw. die Formalitäten zur Vermeidung der solidarischen Haftung sind noch nicht geklärt worden, wenngleich die Bestimmung eigentlich schon angewandt werden müsste (gemäß Charta des Steuerzahlers 60 Tage nach Inkrafttreten des Gesetzes, also ab ). In der Fachpresse wird auf erste Indiskretionen aus der Steuerbehörde verwiesen, gemäß welchen die Bestimmung nur für die ab Inkrafttreten abgeschlossenen Werkverträge gelten soll. Unklar ist weiter: - ob der Nachweis der durchgeführten Zahlungen durch einen Bestätigungsvermerk eines Wirtschaftsprüfer und Steuerberater erbracht werden muss oder ob eine eidesstattliche Erklärung 8 ausreicht; 7 Art. 13-ter DL Nr. 83/ Eigentlich Ersatzerklärung für den Notorietätsakt mit strafrechtlicher Relevanz bei Falscherklärung. Seite 3 von 5

4 - ob zusätzlich noch Zahlungsbelege für die Steuern (Vordruck F24) verlangt werden müssen (z.b. unmöglich wenn die periodische Abrechnung der MwSt ein Guthaben ergibt); - ob die sogenannte Ist-Besteuerung (oder MwSt-Abrechnung nach vereinnahmten Entgelten) von dieser Regelung ausgenommen ist (die MwSt wird, wenn das entsprechende Verfahren angewandt wird, erst bei Zahlung des Entgelts fällig); - ob die Bestimmung auch beim Reverse-Charge-Verfahren zur Anwendung kommt, welches ja im Baugewerbe bei Subwerkverträgen die Regel ist. Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass ähnliche Bestimmungen auch für die Zahlung der Löhne, Abfertigungen und Sozialabgaben vorgesehen sind 9. Hier gilt jedoch eine Höchstfrist von zwei Jahren nach Abschluss des Auftrages, innerhalb welcher die Haftung geltend gemacht werden muss. Leasing: Mindestdauer gestrichen 10 Für die ab 29. April 2012 abgeschlossenen Leasingverträge wird die bisher notwendige Mindestdauer der Leasingverträge für die steuerliche Abzugsfähigkeit gestrichen. Der steuerliche Abzug der Leasingraten bzw. dessen Höhe richtet sich aber weiterhin nach den bisherigen Regeln: allgemein 2/3 der Abschreibungsdauer laut dem tabellarischen Afa-Satz; bei Immobilien 2/3 der Abschreibungsdauer, bei einer Mindestdauer von 11 und einer Höchstdauer von 18 Jahren; gesamte Abschreibungsdauer für die beschränkt abzugsfähigen Pkws. Durch die Neuerung ergibt sich in der Praxis eine leichtere Gestaltung der Leasingverträge, unter Beibehaltung der (beschränkten) steuerlichen Vorteile. Das Leasing kann also als reines Finanzierungsinstrument verwendet werden, und aus steuerlicher Sicht erzielt man gleichzeitig eine schnellere Abschreibung. Sonstige Neuerungen Steuerabsetzbetrag auf Wiedergewinnungsarbeiten von 36 % auf 50 % erhöht 11 Der Steuerabsetzbetrag für Ausgaben zur Wiedergewinnung an Wohngebäuden wird vorübergehend von 36 auf 50 Prozent und die Schwelle der zulässigen Ausgaben von auf Euro für jede Baueinheit erhöht. Die Erhöhung gilt für die Ausgaben, die in der Zeit zwischen 26. Juni 2012 und 30. Juni 2013 getätigt werden. Für die Ausgaben ab dem 1. Juli 2013 gilt dann wieder der Absetzbetrag von 36 Prozent und die bisherige Höchstgrenze. Man hat dabei auf die entsprechende Zahlung abzustellen, nicht auf die Ausführung der Arbeiten. Alle anderen Bestimmungen über die Anwendung des Steuerabsetzbetrages bleiben un- 9 Art. 29 D.Lgs. 276/2003, abgeändert durch die Arbeitsmarktreform (Art. 4, Abs. 31 Gesetz 92/2012) 10 Art. 4-bis DL Nr. 16/ Art. 11 DL Nr. 83/2012 Seite 4 von 5

5 verändert, so die Aufteilung des Absetzbetrages auf zehn Jahre, die Zahlung nur durch Banküberweisung und die Beschränkung auf die Wohngebäude. Steuerabsetzbetrag 55 % für energetische Maßnahmen an Gebäuden verlängert 12 Der Steuerabsetzbetrag für energetische Maßnahmen an Gebäuden von 55 Prozent, der Ende 2012 verfallen würde, wird bis zum 30. Juni 2013 verlängert. Der sachliche Geltungsbereich und so auch die Schwellen bleiben unverändert. Letztere stellen bekanntlich auf den Steuerbonus ab ( Euro, Euro oder Euro), der von der Art der Maßnahmen abhängt (Gesamtsanierung des Gebäudes, Außenabschlüsse oder Heizung). Die Begünstigung gilt auch für Gebäude im Eigentum von Unternehmen. Besteuerung Mieten aus denkmalgeschätzten Gebäuden 13 Die bisherigen Erleichterungen für die Einkommenssteuern, wonach Mieteinnahmen aus denkmalgeschützten Gebäuden immer auf der Grundlage des geringsten Katasterertrages besteuert wurden, werden ab 2012 gestrichen. Die Mieteinnahmen sind künftig im Ausmaß von 65 Prozent zu besteuern. Für die denkmalgeschützten Baueinheiten der Unternehmen gilt die genannte Pauschalierung allerdings nur für die Mieteinnahmen, die als Gebäudeeinkünfte besteuert werden (im Wesentlichen die Wohnungen). Doch in diesem Fall gilt der erwähnte Satz nicht als Pauschalierung, sondern als Obergrenze für die abzugsfähigen Aufwendungen für die ordentliche Instandhaltung, die im Einzelnen belegt werden müssen. Besteuerung Mieteinnahmen 14 Abzug Gesundheitssteuer 15 Bei der Besteuerung von Mieteinnahmen nach dem Katasterverfahren wird der bisherige Pauschalabzug mit Wirkung ab der Steuerperiode 2013 von 15 auf 5 Prozent herabgesetzt. Es ergibt sich so eine erhöhte Besteuerung der Mieten; natürliche Personen können allerdings für die Einheitssteuer ( cedolare secca ) in Höhe von 21 bzw. 19 % optieren. Die in den PKW-Versicherungen enthaltene Gesundheitssteuer kann von den natürlichen Personen unter den Sonderausgaben in ihrer Steuererklärung in Abzug gebracht werden. Ab dem Jahr 2012 wird hier nun ein Sockelbetrag von 40 Euro eingeführt, d.h. abzugsfähig ist nur mehr jener Betrag, der die 40 Euro überschreitet. Gerne stehen wir für eventuelle Rückfragen oder Klärungen zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Dr. Alexander Tauber 12 Art. 11 DL Nr. 83/ Art. 4 Abs. 5-quater DL Nr. 16/ Art. 4, Gesetz Nr. 95 vom Art. 4, Abs. 76, Gesetz Nr. 95 vom Seite 5 von 5