Nicht Hören können trennt von den Menschen
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- Kristina Engel
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1 Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus Öffentlichkeitsarbeit TU Dresden Medizinische Fakultät Fetscherstr Dresden Bearbeiter: Konrad Kästner Referent Öffentlichkeitsarbeit Telefon: Telefax: : Presseinformation Dresden, 7. Oktober 2009 Nicht Hören können trennt von den Menschen Verbesserte Möglichkeiten zur Therapie schwerer Hörstörungen - Eröffnung des erweiterten Sächsischen Cochlear Implant Centrums Am heutigen Mittwoch, den 7. Oktober 2009, wurden die neuen Räume des Sächsischen Cochlear Implant Centrums Dresden (SCIC) in Haus 11 des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus offiziell eingeweiht. Durch den wachsenden Zustrom von Patienten wurde eine Erweiterung der Kapazitäten am SCIC mit Patientenwohnungen und neuen Räumen für Therapie, Untersuchungen und Hörtests notwendig. Das Universitätsklinikum investierte dafür fast 1,5 Millionen Euro. Dabei erfolgte gleichzeitig die moderne Neukonzeption des CI-Versorgungsweges. Seit Gründung des SCIC 1995 wurden über 450 Cochlea-Implantationen vorgenommen. So hat sich das Dresdner Zentrum zu einem der größten CI-Centren der Bundesrepublik entwickelt und stellt das Versorgungsangebot für Cochlea Implantationen für den gesamten Freistaat Sachsen bereit. Cochlea Implantate kommen bei verlorener Funktionsfähigkeit der Hörsinneszellen zum Einsatz. Durch eine in die Hörschnecke eingeführte Elektrode stimulieren sie den Hörnerv direkt elektrisch und ermöglichen damit wieder ein Hören. Hochgradige Hörstörungen führen für die einzelnen Betroffenen zu einer gravierenden Einschränkung der Kommunikationsfähigkeit mit entsprechenden Defiziten sowohl im Postadresse: TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus Dekanat Fetscherstraße 74, Dresden Besucheradresse: Fiedlerstraße 27 Haus 40 Zi. 006 Internet
2 beruflichen als auch im privaten Bereich, erläutert Privat-Dozent Dr. Dirk Mürbe, ärztlicher Leiter des SCIC und Leiter der Audiologie/Pädaudiologie der HNO-Uniklinik Dresden. Schon der Philosoph Immanuel Kant nahm Bezug auf die enorme Bedeutung des Hörsinns, wobei er für eine Störung des Hörvermögens charakteristische Worte fand: Nicht Sehen können trennt von den Dingen, nicht Hören können von den Menschen. Dabei ist schwerhörig zu sein in unserem Alltag keine seltene gesundheitliche Einschränkung. Bei Kindern stellt die angeborene Schwerhörigkeit mit ca. ein bis zwei schwerhörigen Kindern je Neugeborenen die häufigste angeborene Fehlbildung im Sinnesbereich dar. Bei Erwachsenen wird davon ausgegangen, dass in der Bundesrepublik ca. jeder fünfte Erwachsene schwerhörig ist. Leichte bis mittelgradige Hörschädigungen können dabei oftmals gut mit modernen konventionellen Hörgeräten kompensiert werden. Für die ca. 1,2 Millionen Menschen in Deutschland, die an einer hochgradigen oder an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit leiden, bieten konventionelle Hörsysteme jedoch keine Erfolgsaussicht. Für diese Patienten stehen heute hochmoderne Cochlea Implantate zur Verfügung, die bei verlorener Funktionsfähigkeit der Hörsinneszellen durch eine in die Hörschnecke eingeführte Elektrode den Hörnerv direkt elektrisch stimulieren und damit wieder ein Hören ermöglichen. Am Universitätsklinikum in Dresden hat die Versorgung mit Cochlea Implantaten eine lange und erfolgreiche Geschichte. Bereits 1993 wurde durch Prof. Dr. Hüttenbrink, dem damaligen Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, das erste CI in Sachsen eingesetzt. Folgerichtig mussten für diese neue Behandlungsoption die notwendigen Rehabilitationsstrukturen zur Anpassung des Sprachprozessors und zur Hör- Sprach-Therapie aufgebaut werden, was zur Gründung des Sächsischen Cochlear Implant Centrums (SCIC) am in Dresden führte. Der jetzt neu konzeptionierte CI-Versorgungsweg sieht eine integrierte Betreuung der Patienten vor, was zuerst die Beratung für eine prinzipielle Eignung der CI-Versorgung im Vorfeld einer möglichen Operation, danach die unter modernen mikrochirurgischen Operationsbedingungen durchgeführte Implantation und abschließend die nachfolgende zwei- bis dreijährige interdisziplinäre Rehabilitation umfasst. Inhaltlich verbindet dieses 2
3 interdisziplinäre Rehabilitationskonzept die Einstellung und schrittweise Optimierung des Sprachprozessors, die Hör-Sprach-Therapie und die Schulung bzw. Elternanleitung in der Handhabung der Implantate und des Zubehörs. In diesem Prozess sind neben Fachärzten für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie Phoniatrie und Pädaudiologie auch Ingenieure für die Einstellung der Sprachprozessoren, Sprachtherapeuten, Hörgeschädigten- und Rehabilitationspädagogen eingebunden. Während der gesamten Versorgung steht psychologischer Rat begleitend zur Verfügung. Im kindlichen Bereich werden Hören lernen und Sprachentwicklung zudem ergotherapeutisch gefördert. Diese interdisziplinäre Betreuung kann im neuen Standort des Sächsischen Cochlear Implant Centrum im Universitätsklinikum Dresden nun optimal verwirklicht werden. Die verschiedenen Professionen arbeiten unter einem Dach, sodass Patienten eine in einem Haus integrierte Versorgung genießen können. In diese Konzeption eingebunden ist die Übernachtung der Patienten während der mehrtägigen Rehabilitationsaufenthalte in Dresden in eigens dafür vorgesehenen Wohneinheiten, die zum Teil im gleichen Gebäude untergebracht sind. Dies ist insbesondere für die optimale Hör-Sprach-Rehabilitation der Säuglinge und Kleinkinder von besonderem Vorteil, da die kleinen Patienten nun unter einem Dach vom Wohn- in den Therapiebereich abgeholt werden können. Zudem bilden die verbundenen Wohneinheiten optimale Möglichkeiten für den Austausch der Patienten untereinander als wertvoller Impuls der Selbsthilfe. Bislang konnten in Dresden über 450 Cochlea-Implantationen vorgenommen werden. Die modernen Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten im neuen Sächsischen Cochlear Implant Centrum eröffnen die Möglichkeit, den gestiegenen Bedarf mit höchster Qualität nachkommen zu können. Neben der 16 Jahre währenden Erfahrungen, die in Dresden mit der Cochlea Implantation gesammelt werden konnten, bietet die überregionale Expertise der Universitäts-HNO-Klinik Dresden als Zentrum der Ohr-Chirurgie den Vorteil, das dieser operative Erfahrungsschatz dem CI-Patienten direkt zugute kommt und auch moderne, gering invasive und schonende CI-Operationsverfahren am Universitätsklinikum Dresden als einem der ersten Standorte in Deutschland eingeführt wurden. Nicht zuletzt profitiert das Sächsische Cochlea Implantat Programm in Dresden von den vielfältigen Forschungsaktivitäten, die auf diesem Gebiet am Universitätsklinikum Dresden seit Jahren durchgeführt werden. Neben der Evaluation besonders schonender chi- 3
4 rurgischer Verfahren ist hier insbesondere ein auch mit Mitteln des Bundeshaushaltes unterstütztes Forschungsprojekt von Klinikdirektor Prof. Dr. Thomas Zahnert aufzuführen. Durch die Entwicklung eines implantierbaren Mikrofons soll es dabei zukünftigen Cochlea Implantat Patienten ermöglicht werden, auf den bislang äußerlich getragenen Sprachprozessor verzichten zu können und das gesamte Implantat, nicht sichtbar von außen, unter der Haut zu tragen. Im Rehabilitationsbereich wurde mit dem Max Planck Institut für Neuro- und Kognitionswissenschaften in Leipzig ein Forschungsprojekt entwickelt, in welchem die Hör-Sprach-Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern zukünftig objektiviert beurteilt werden kann. Die Cochlea Implantation (CI-Versorgung) hat sich seit ihrer Etablierung in den 80er Jahren rasant weiterentwickelt. Während in der Anfangszeit ausschließlich ertaubte Patienten versorgt wurden, profitieren heute auch hochgradig schwerhörige Patienten von einem CI, wenn die verbliebenen Hörreste durch ein konventionelles Hörsystem nicht mehr ausreichend waren. Der persönliche Nutzen für die Betroffenen hängt aber nicht nur von der erfolgreichen Operation ab, sondern auch von der fachgerechten Anpassung des Sprachprozessors und der begleitenden Hör-Sprach-Therapie. Vor besonderen Herausforderungen steht man bei der CI-Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern. Hier wird durch das Cochlea Implantat erst die Hörentwicklung angestoßen, um dann als Grundlage für das Erlernen von Sprache zu dienen. Auch wenn die mit hochwertiger Technologie ausgestatteten Implantate kein normales Hörvermögen erreichen können, ermöglichen sie doch den durch die langjährige Schwerhörigkeit oft erheblich eingeschränkten erwachsenen Patienten wieder eine lautsprachliche Kommunikation mit ihrer Umwelt. Unter günstigen Umständen können auch Ziele wie das Telefonieren auf dem mit dem CI versorgten, vorab ertaubten Ohr wieder erreicht werden. Im Kindesalter legt die frühzeitige Versorgung der mit hochgradigen Hörstörungen geborenen Kinder den Grundstein für einen möglichst gering eingeschränkten Hör-Sprach-Erwerb. Durch das bereits an vielen Kliniken in Sachsen angebotene Neugeborenen-Hörscreening gelingt es heute in der Regel, diese Kinder bereits im 1. oder 2. Lebensjahr mit Cochlea Implantaten zu versorgen. 4
5 Kontakt: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde Sächsisches Cochlear Implant Centrum Dresden PD Dr. Dirk Mürbe Tel. 0351/ dirk.muerbe@uniklinikum-dresden.de 5
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