Ringvorlesung Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) 2015/16

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Elke Maja Sachs
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1 Campus Berliner Tor, Alexanderstr. 1 Campus Bergedorf Ringvorlesung Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) 2015/16-1 -

2 Agenda psychische Gesundheit Definitionsansätze psychische Belastung und Beanspruchung Belastungen aus Sicht der GDA Gefährdungsbeurteilung psychische Erkrankung die psychische Gesundheit stärken 2

3 psychische Gesundheit viele Begriffe, wenig Klarheit Gesundheit: psychisch psychologisch - psychiatrisch besser seelische Gesundheit als Persönlichkeitseigenschaft (Becker 1995) Mental Public Health: Förderung der seelischen Gesundheit Hamburg: psychenet 3

4 psychische Gesundheit Definitionsansätze Gesundheit ist ein positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne eines biopsychologischen Gleichgewichtszustands, der erhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss (Renneberg & Hammelstein 2006, S.10) (bio-psycho-soziales Konzept z.b. Antonovsky 1987, Salutogenese ) Gesundheit ist eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, die durch ein positives seelisches und körperliches Befinden insbesondere ein positives Selbstwertgefühl und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wiederhergestellt wird. Badura (2010, S. 32) 4

5 psychische Gesundheit im Alltag Abspalten unangenehmer Gefühle und Gedanken => schizophrenes Verhalten sichert Überleben im Alltag kleine Lügen im Alltag erleichtern soziales Überleben offener und verdeckter Widerstand gegen Veränderungen ist normal (Individuum und Organisationen) chronische Veränderungen in Lebensphasen (Adoleszenz, Midlife-Krise, Altersdepression) oder nach kritischen Lebensereignissen (Bewältigung eher zwei bis vier Jahre und nicht nur einige Wochen DSM V) 5

6 psychische Belastung nach DIN EN ISO psychische Belastung: die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. (kognitive, informationsverarbeitende und emotionale Vorgänge) psychosoziale Belastungen schließen die Qualität der sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz für Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter ein DIN EN ISO : : Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung. Teil 1: Allgemeines und Begriffe 6

7 psychische Beanspruchung nach DIN EN ISO psychische Beanspruchung: die unmittelbare (nicht die langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seiner jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien positive Anregungseffekte (Aufwärmeffekt bei Prüfungen) und beeinträchtigende Effekte (Ermüdung) DIN EN ISO : : Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung. Teil 1: Allgemeines und Begriffe 7

8 Konnotation des Begriffs Belastung in der Ergonomie / Arbeitspsychologie wertneutral im Alltagsgebrauch / -verständnis eindeutig negativ, LAST und MÜHE als sinnverwandte Konzepte belästigend 8

9 psychische Störung einen schlechten Tag haben? der ist ein Choleriker Persönlichkeitseigenschaft reaktive Anpassungsstörung (z.b. Versetzung auf einen anderen Arbeitsplatz) Depression (Arbeitsplatzverlust) Burnout?? 9

10 psychische Erkrankung zum Teil mehrjähriger Verlauf ohne Behandlung (Medikamente und/oder Psychotherapie), Facherstbehandlung bei Depression nach durchschnittlich sechs bis acht Jahren Klassifikationssysteme: ICD 10/DSM V psychiatrische Diagnose F00 bis F99, z.b. F32.1 (leichte depressive Episode) Behandlungsleitlinie z.b. S3-Depression häufig Komorbiditäten (Depression und Sucht, Angst und Depression) 10

11 Zunahme psychischer Erkrankungen 11

12 psychische Erkrankungen stoffgebundene und nicht-stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen Affektive Erkrankungen (Depression) neurotische Erkrankungen (Ängste) Essstörungen (Magersucht) Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (Trauma) Persönlichkeitsstörungen (Borderline) Präsentationsname oder Veranstaltung Name Vortragende(r), Datum 12

13 Behandlung psychischer Erkrankungen sorgfältige Differenzialdiagnose zu Beginn medikamentöse und/oder psychotherapeutische Behandlung (Behandlungsleitlinien DGNPP, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, ambulant vor stationär, Rehabilitation vor Krankenhausbehandlung Komorbiditäten beachten Präsentationsname oder Veranstaltung Name Vortragende(r), Datum 13

14 Prävention psychischer Erkrankungen EU- und BRD-Präventionsziel: Verringerung depressiver Erkrankungen Aufbau von Stressbewältigungskompetenzen in verschiedenen Zielgruppen und Settings GKV-Leitfaden (2014), Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie GDA (o.j.) Öffentlichkeitsarbeit zu psychischen Erkrankungen verstärken psychenet (o.j.) gegen Stigmatisierung arbeiten Präsentationsname oder Veranstaltung Name Vortragende(r), Datum 14

15 Belastungsfaktoren (GDA-Checkliste) (BAuA 2014) Merkmalsbereiche Arbeitsinhalte/ Arbeitsaufgabe Arbeitsorganisation Soziale Beziehungen Arbeitsumgebung Neue Arbeitsformen Belastungsfaktoren Vollständigkeit der Aufgabe Handlungsspielraum Variabilität (Abwechslungsreichtum) Information/Informationsangebot Verantwortung Qualifikation Emotionale Inanspruchnahme Arbeitszeit Arbeitsablauf (Zeitdruck, hohe Arbeitsintensität, häufige Störungen, Unterbrechungen, hohe Taktbindung) Kommunikation und Kooperation zu den Kollegen zu den Vorgesetzten physikalische und chemische Faktoren physische Faktoren Arbeitsplatz und Informationsgestaltung Arbeitsmittel (räumliche Mobilität/atypische Arbeitsverhältnisse) und dies sind alles Themen in BGM- Projekten! 15

16 Schutz der psychischen Gesundheit - Gefährdungsbeurteilung I zentrales Element des betrieblichen Arbeitsschutzes systematische Beurteilung der für die Beschäftigten mit Ihrer Arbeit verbundenen Gefährdungen und Belastungen Grundlage für daraus resultierende zielgerichteter Arbeitsschutzmaßnahmen gesetzliche Grundlage: Arbeitsschutzgesetz ( 5, 6) 16

17 Schutz der psychischen Gesundheit - Gefährdungsbeurteilung II Arbeitsschutzgesetz 5 Arbeitgeber hat die Pflicht zur Ermittlung und Beurteilung von Gefährdungen am Arbeitsplatz seit 2014 explizit: psychische Belastungen am Arbeitsplatz Arbeitsschutzgesetz 6 Arbeitgeber ist verpflichtet Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung, der festgelegten Arbeitsschutzmaßnahmen sowie das Ergebnis ihrer Überprüfung zu dokumentieren Arbeitgeber muss Unfälle erfassen 17

18 Fördern - individuelle Ebene klare Aufgabenbeschreibung Sinnhaftigkeit der Aufgaben Achtsamkeit (Haltung), eigene Gedanken und Gefühle ernst nehmen Stressbewältigung als Kompetenz aufbauen Kaluza 2011, GKV-Leitfaden Prävention 2014 Ruhepausen Kommunikation 18

19 Fördern - Arbeitsgruppenebene klare Aufgabenbeschreibungen Klärung von Schnittstellen Verbesserungen von Informationsweitergabe Partizipation Klären von Konflikten, Mediation, Konfliktmanagement 19

20 Fördern - Organisationsebene Information und Partizipation verbessern Resilienz der Organisation für Veränderungsprozessen stärken Gesundheit als Führungsaufgabe definieren und Eigenverantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken Fehlerkultur Unternehmenskultur 20

21 Literatur Badura B, Hehlmann T & Walter U (2010): Betriebliche Gesundheitspolitik. Heidelberg: Springer. Badura B, Ducki A, Schröder H, Klose J & Meyer M (Hrsg.) (2014): Fehlzeiten-Report 2014 Erfolgreiche Unternehmen von morgen gesunde Zukunft heute gestalten. Heidelberg: Springer BAuA (Hrsg.) (2014): Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung. Berlin: Erich Schmidt Verlag. Bohus M, Lyssenko L, Wenner M & Berger M (2013) Lebe Balance. Das Programm für innere Stärke und Achtsamkeit. Stuttgart: Trias-Verlag DIN EN ISO : : Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung. Teil 1: Allgemeines und Begriffe Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (o.j.) Zugriff: GKV-Leitfaden (2014): Leitfaden Prävention. Berlin: GKV Spitzenverband. Kaluza G (2011) Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Heidelberg: Springer. psychenet (o.j.) Zugriff: Renneberg B & Hammelstein P (Hrsg.) (2006) Gesundheitspsychologie. Heidelberg: Springer 21

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