SINFONIMA-Versicherte stellen sich vor - Teil III Geigenbauer Jean Severin

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1 SINFONIMA-Versicherte stellen sich vor - Teil III Geigenbauer Jean Severin Der Geigenbauer Jean Severin ist seit 2007 SINFONIMA-versichert. Mehrmals hat er bereits bei verschiedenen Veranstaltungen mit SINFONIMA zusammengearbeitet. Dieses Jahr stellt er am SINFONIMA-Stand auf der Musikmesse Instrumente zum Anspielen zur Verfügung. Im Interview weiht er uns ein wenig in die Kunst des Instrumentenbaus ein und erzählt mit einem Augenzwinkern u.a. von Schadenfällen, die seinen Berufsalltag bisher erheitert haben und die - zum Glück - ein gutes Ende nahmen. Als Geigenbauer sollte man die Instrumente, die man baut, auch spielen können. Ihre Kompetenz geht sogar noch über das Spielen hinaus. Sie haben einen Abschluss als Diplommusikinstrumentenbauer und ein Aufbaustudium Musik abgeschlossen. Sie bauen aber nicht nur Geigen, sondern auch Violen und Celli. d.h. spielen Sie alle 3 Instrumente auch so gut, dass Sie kleinste Klangunstimmigkeiten wahrnehmen können? Oh nein, leider nicht. Eigentlich spiele ich Cello und habe lange Unterricht gehabt. Aber selbst bei einem meiner Celli höre ich auf die Musikprofis. Nur sie können das Instrument wirklich bis an seine Grenzen testen. Natürlich bin ich der Erste, der Töne auf einem neuen Instrument spielt. Da verschaffe ich mir schon mal einen Überblick. Aber letztendlich ist das Instrument ja auch nicht für mich, auch wenn ich mich manchmal ungern trenne. Geigen und Bratschen spiele ich auch wie ein Cello - zwischen den Beinen - zur großen Freude der Kinder, falls sie sich selbst nicht trauen, ihr eigenes Instrument zu testen. Warum nennt sich der Beruf dann eigentlich "Geigenbauer", wenn er doch immer auch noch weitere Streichinstrumente baut?

2 Das ist wohl wie beim Tischler, der ja auch weit mehr macht. Streichinstrumentenbauer wäre ja vielleicht richtiger, ist aber einfach unpraktisch... Was hat Sie in Ihrer Ausbildungszeit am meisten begeistert? Und was begeistert Sie mittlerweile so sehr am Geigenbau? Es hat lange bei mir gedauert, bis ich richtig Feuer gefangen habe. Heute ist meine Werkstatt der Ort, an dem unter meinen Händen Instrumente zur Welt kommen. Und die Reparaturarbeiten sind nicht weniger schön. Kunden, die es nicht fassen können, wie schön das Instrument plötzlich aussieht und klingt - genauso schön wie der tosende Beifall für die Musiker auf der Bühne. Wie lange dauert die Herstellung einer Geige? Ich sage immer, dass es 6 Wochen Arbeitszeit sind. Aber so genau kann ich es gar nicht messen - und es ist erst fertig, wenn man einen Kunden einladen kann, es zu probieren. Welches Holz eignet sich gut für den Geigenbau? Wir verwenden ja fast ausschließlich Bergahorn für Boden, Zargen und Hals. Fichte für die Decke. Griffbretter schwarz wie... Ebenholz. Ich habe auf Ihrer Website gelesen, dass Sie Holz verwenden, das bereits 60 Jahre alt ist... Zum Glück habe ich noch einen Bestand an sehr alten Hölzern Aber das Holz muss nicht zwingend so alt sein. Ahorn sollte schon ein Jahrzehnt lagern. Bei der Fichte geht es sogar etwas schneller. Welche Werkzeuge benötigen Sie? Viele, viele. Hobel, Schnitzer, Ziehklingen, Stemmeisen, Hohleisen. Saurer Regen und Pestizide werden immer präsenter in unserer Umwelt und beeinflussen die Wälder.

3 Befürchten Sie, dass das Klangholz in Zukunft nicht mehr den qualitativen Ansprüchen gerecht wird und die Klangqualität abnehmen wird? Es wird sicher nicht einfacher, aber wir brauchen ja nur eine geringe Menge, die sich scheinbar immer noch findet. Raubbau und illegaler Holzeinschlag, kurzfristiges Planen und Handeln sind wohl das größte Problem. Noch profitieren wir von den Forstwirten vergangener Zeiten. Aber wer pflanzt heute die Bäume, aus denen in 200 Jahren Instrumente gebaut werden sollen? Wie beginnt man, wenn man einen Holzstamm vor sich liegen hat oder hat das Holz bereits eine bestimmte Form? Ich kaufe mein Holz bereits fertig zugeschnitten. Wenn ich in den Alpen wohnen würde, könnte man es wohl mal mit einer ganzen Fichte versuchen. Aber ich schwelge lieber in der Auswahl der großen Holzstapel beim Fachhändler. Was ist der schwierigste Schritt beim Geigenbau und welcher Schritt ist am Wichtigsten? Am Schwierigsten ist wohl, dass nichts unwichtig ist. Den größten Einfluss auf den Klang hat sicher die Wölbung und die Stärke von Decke und Boden. Aber bei auch bei jedem anderen Schritt könnte man das Instrument ruinieren. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Frühstück in der Werkstatt, Blick in die Ferne. Dann geht es langsam los. Zwischendurch immer wieder eine Teepause. Kunden kommen immer nach Voranmeldung zu mir. Eher verzichten im Werkstatt-Alltag könnten Sie auf: Werbeanrufe! Ich brauche keine Wasserspender, keine Steuersparangebote und ich will auch nicht meine Telefonkosten senken!!

4 Hatten Sie schon einmal einen Schadensfall an Ihren Instrumenten? Falls ja, was ist passiert und wurde der Schaden übernommen? Nein, zum Glück nicht. Jetzt weiß ich auch, warum die Prämien erträglich sind... Ehrlich gesagt mag ich Versicherungen gar nicht besonders. Wir neigen ja dazu, uns gegen alles und alles gegen alles zu versichern. Bei Werten, die man nicht mal eben so ersetzen kann, ist es aber dringend empfehlenswert. Viele Kunden beherzigen den Tipp erst nach dem ersten großen Schaden... Schäden sind normalerweise etwas, was einen traurig oder ärgerlich stimmt. Können Sie uns aber vielleicht dennoch über einen Schaden/Schadenhergang erzählen, der lustig und unterhaltsam war? Einmal rief eine Kundin in Panik an. Sie hatte ihr Parkett geölt, wobei ihr Blick auf den Bass fiel. Sie meinte, auch diesem gleich etwas Gutes tun zu können. Erst sah das auch gut aus, dann wenig später warf der ganze Lack Blasen. Wie bei Mr. Bean... Oder der 8-jährige, den seine Eltern verdonnerten mich anzurufen, weil er einen Bleistift ins Cello gesteckt hat und nun Angst hatte, dass ich es aufsägen muss. Der Fall war dann schnell gelöst und es hat nicht einmal etwas gekostet. Obwohl, die Eltern hätte ich eigentlich gerne zur Kasse gebeten, denn der Junge rief früh um 7 Uhr an, wo ich noch im Traumland war... grrrr. Können Sie die häufigsten Reparaturgründe benennen? Gibt es Schäden, die irreparabel sind? Eigentlich ist ja nichts irreparabel - aber man muss immer abwägen, ob es sich lohnt. Wenn ein Instrument nur noch 500 Wert ist, sollte man nicht 1000 investieren - es sei denn, es ist ein Erbstück oder emotional besonders wertvoll. Die Entscheidung trifft immer der Kunde - ich muss ihn nur fair beraten.

5 Wenn der Boden einer Geige einen Riss hat, wird das nachhaltig den Klang verändern? Wie stellt man sich diesen Reparaturvorgang vor? Da meinen Sie vielleicht den Bodenstimmriss. Wenn der Riss genau dort liegt, wo die Stimme steht, ist es eine aufwändige Reparatur. Dann wir der Boden abgenommen, der Riss geleimt und ein Futter an der Stelle eingesetzt. Dazu muss ein Gipsabguss vom Boden gemacht werden. Eine teure Reparatur, aber meist die einzige Lösung, wenn es länger halten soll. Der Klang sollte aber nicht nachhaltig leiden. Dennoch der Schrecken der Musiker und Versicherer... Gibt es eine Geschichte zu Ihrem eigenen Instrument? (z.b. Wer hat es schon mal gespielt? Wie ist es "zu Ihnen" gekommen?) Von meinem guten Schülercello habe ich mich nach 30 Jahren getrennt. Ich spiele heute immer auf meinen neuen selbstgebauten Instrumenten, aber leider bleibt dafür wenig Zeit. Woran machen Sie die Echtheit bspw. einer Stradivari fest? Welche Merkmale können Sie benennen? Wenn ich das so einfach beantworten könnte, wäre ich einer der wenigen Experten, die das tatsächlich sicher bestimmen können. Wenn ich sehe, dass es ein altes italienisches Instrument ist, schicke ich die Kunden zur Wertbestimmung an meine geschätzten Kollegen in Stuttgart, Basel oder London. Hat die Schnecke der Geige eigentlich eine Funktion? In jedem Fall eine ästhetische! Aber wenn sie zum Beispiel zu groß und zu schwer ist, dann klagen Geiger oder Bratscher. Heutzutage wird bei der Produktion von Gütern der Mensch von Maschinen abgelöst. Wieso entsteht dieser Trend nicht beim Geigenbau?

6 Den Trend gibt es sehr wohl. Die meisten neuen Instrumente werden ja maschinell gefertigt. Heutzutage mit relativ guten Ergebnissen. Meisterinstrumente sind das nicht, es fehlt die Möglichkeit, individuell auf das Stück Holz einzugehen. Deshalb kaufen Profis nur Meisterinstrumente - ob neu oder alt. Wir gehen davon aus: Die Herangehensweise und die Technik zum Geigenbau unterscheiden sich an den deutschen Berufsschulen nicht voneinander. Trotzdem ist jede handgefertigte Geige individuell. Gibt es unterschiedliche Fertigungstechniken, die man sich in Eigenregie aneignet? Gibt es Dinge, die an jeder Geige gleich gebaut sein müssen? Die Mensur, also Länge des Halses und der Abstand zwischen Rand und Stegposition sollte immer gleich sein, damit die Musiker Instrumente leicht wechseln können. Die beiden Geigenbauschulen sind in Deutschland in Bezug auf Technik und Idee SEHR unterschiedlich... Die Ausbildung ist ja aber immer noch der Start ins Berufsleben. Das Geheimnis ist am Ende die Erfahrung. Eine Geige nach der nächsten zu bauen und in kleinen Schritten immer besser zu werden - das ist es. Irgendwann verselbständigen sich die Hände und man kann gar nicht mehr genau erklären, warum man was genauso macht und warum es am Ende so gut klingt. Wissenschaftliche Analyse im Geigenbau? Was halten Sie davon? Jedes Jahr entdeckt wieder jemand das Geheimnis der alten Italiener. Wir stöhnen dann alle laut auf, aber die Medien lieben diese Geschichten. Es ist ja auch viel interessanter wenn man Beschwörungsformeln spricht und dem Lack etwas Geheimnisvolles beigefügt hat, was man aber niemandem verrät. Wenn ich sage, es gibt praktisch keine großen Geheimnisse, sondern nur Erfahrung über Jahrzehnte, klingt es bei weitem nicht so interessant. Ich sollte mir da auch mal etwas einfallen lassen, aber vermutlich müsste ich bei der Präsentation der "Entdeckung" immerzu lachen. Aber es gibt ja auch ernsthafte Forschung und Analyse. Man darf nur nicht erwarten, dass man die großen

7 Meister nachbauen kann, wenn man sie komplett vermessen hat. In allen Lebensbereichen wird sonst auch modernste Technik bevorzugt. Wieso bevorzugen viele Künstler alte Violinen? Was halten Sie als Instrumentenbauer von E-Instrumenten? Sehen Sie Ihren Berufsstand durch diese Entwicklung gefährdet? Ich hatte schon einmal eine E-Geige in der Werkstatt. Die bedroht mich gar nicht. Eine alte Geige zu spielen ist auch schön. Die Instrumente müssen alle gewartet werden. Die Preisentwicklung treibt die Kunden eher zu unseren neuen Meistergeigen. Schrecklich ist die Wegwerfmentalität, die es auch bei Streichinstrumenten gibt. Geigen für 50 sind ein Graus. Sie funktionieren nicht, aber manchen Eltern ist es egal und die Kinder können sich nicht wehren. Gibt es etwas, das Sie Ihren Kunden mit auf den Weg geben? Sie können jederzeit vorbeikommen. Einen fachmännischen Blick auf das Instrument zu werfen kostet nichts, kann aber langfristig viel Geld sparen. Die Stege immer gerade zu rücken, Saiten einzeln zu wechseln und die Instrumente nach dem Spiel gleich mit einem trockenen Tuch abzuwischen - ist gut für Instrument und Musiker. Teilen Sie den schönsten/ größten/ erfolgreichsten Moment Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn mit uns? DEN Moment gibt es nicht. Es sind die vielen kleinen Geschichten. Neue überraschende Kunden die zu mir kommen, weil jemand euphorisch von der Werkstatt geschwärmt hat. Musiker die skeptisch sind, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben und dann Vertrauen fassen und glücklich sind. Jedes neue Instrument, was in die Welt entlassen wird ist so ein großer Moment.

8 Bei welcher/m Künstler/in standen Sie das letzte Mal VOR der Bühne? oder Nennen Sie uns eine/n Künstler/in, der Sie derzeit besonders begeistert? Gerne auch einen aus Ihrer Sicht echten Geheimtipp. Ich komme gerade aus dem Iran zurück. Wer einmal ausgezeichnete persische Musik mit Geigen hören will, sollte Konzerte von Azadeh Shams & Behrang Azadeh hören. Nach diesem Konzertbesuch packen sofort viele Menschen die Koffer und bereisen Persien, so groß wird das Fernweh. Mannheim, 03. März 2015 Herausgeber: Mannheimer Versicherungen Augustaanlage Mannheim Ansprechpartner: Roland Koch Unternehmenskommunikation Hintergrund: Die Mannheimer Versicherung AG ist spezialisiert auf individuelle Versicherungslösungen für anspruchsvolle Privatkunden und mittelständische Firmenkunden. Für unsere Zielgruppen haben wir hochqualitative Markenprodukte entwickelt, zum Beispiel ARTIMA für Künstler und Kunstsammler, BELMOT für Oldtimerbesitzer und M-ERGIE für Elektrofahrzeuge. Mit einigen unserer Marken gehören wir zu den führenden Versicherern in Deutschland. Mit SINFONIMA sind wir Marktführer in der Musikinstrumentenversicherung. Mehr als die Hälfte aller Juweliere in Deutschland haben sich für VALORIMA entschieden. Mit PRIGOM ist die Mannheimer einer der maßgeblichen Versicherer von Golfplätzen. Als mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Mannheim bieten wir unsere Produkte auf dem deutschen Markt, in anderen EU-Ländern und in der Schweiz an. Die Mannheimer Versicherung AG erzielte im Geschäftsjahr 2013 Beitragseinnahmen von 310,6 Mio. Euro und betreute rund Versicherungsverträge. Sie beschäftigte 2013 im Durchschnitt 460 Mitarbeiter. Im Außendienst arbeitet sie mit ca. 300 selbstständigen AgenturPartnern sowie Maklern zusammen. Sie ist Teil des Continentale Versicherungsverbundes auf Gegenseitigkeit, der mit 3,4 Mrd. Euro Beitragseinnahmen und rund Menschen im Innen- und Außendienst zu den großen deutschen Versicherern zählt.