Strategie zum Kurswechsel in Europa
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- Sofie Jaeger
- vor 7 Jahren
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1 Strategie zum Kurswechsel in Europa - Wachstum fördern, Beschäftigung sichern, Europe stabilisieren- Tagung der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik Ver.di Bildungsstätte Das Bunte Haus, Bielefeld-Sennestadt, Juni 211 Dr. Mehrdad Payandeh, DGB Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik Bielefeld-Sonnenstadt Juni 211
2 Verlauf der Krise Finanzkrise Wirtschaftskrise Schuldenkrise Staatsanleihenkrise
3 Rekordstände maßgeblich durch Krise verursacht Veränderung der Gesamtverschuldung zum Vorkrisenniveau (21 zu 27) - in Prozentpunkten zum jeweiligen jahresspezifischen BIP - Irland Griechenland Spanien Portugal Niederlande Frankreich Eurozone Slowenien Italien Belgien Finnland Slowakei Luxemburg Österreich Deutschland Malta Estland Zypern 4,3 3,9 2,1 19,5 19,2 18,1 17,3 15,3 14,4 13,8 12,5 11,5 11,1 1,8 8,7 28,3 35,2 72,4 Quelle: Europäische Kommission, Herbst 21; eigene Berechnungen
4 Ehemalige Überschussländer werden zu Defizitsündern Irland Spanien jährliches BIP-Wachstum jährliches Haushaltsdefizit/Überschuß gemessen am BIP Schuldenstand (rechte Skala) jährliches BIP-Wachstum jährliches Haushaltsdefizit/Überschuß gemessen am BIP Schuldenstand (rechte Skala) i n P r o z e n t ,8 9,7 4,8 jährliche Nettoneuverschuldung m ax. 3% des BIP 5,7 35,6 32,2,9 6,5 -,3 31, 29,7 4,4 4,6,4 6, 43, 1,4 1,6 24,8 4, 2,9 5,6 25,, Öffentlicher Schuldenstand max. 6% des BIP -3,5 44,3-7,3 65,5-7, i n P r o z e n t g e m e s s e n a m B IP in P r o z e n t , 59,3-1, 3,6 jährliche Nettoneuverschuldung m ax. 3% des BIP 55,5 2,7 52,5 -,6 -,5 48,7 3,1 3,3 46,2 -,2 -,3 43, 39,6 36,1 4, 3,6 3,6 2, 1,9 1, Öffentlicher Schuldenstand m ax. 6% des BIP,9 39,8-4,2 53,2-3, in P r o z e n t g e m e s s e n a m B IP , ,1-6 -7
5 Ehemalige Überschussländer werden zu Defizitsündern Italien Portugal jährliches BIP-Wachstum jährliches Haushaltsdefizit/Überschuß gemessen am BIP Schuldenstand (rechte Skala) jährliches BIP-Wachstum jährliches Haushaltsdefizit/Überschuß gemessen am BIP Schuldenstand (rechte Skala) i n P r o z e n t ,2 3,7 -,8 jährliche Nettoneuverschuldung max. 3% des BIP 116, 12 18,8 14,4 15,8 13,6 Öffentlicher 15,7 13,8 16,6 16,3 Schuldenstand m ax. 6% des BIP 8 1,8-3,1,5-2,9, 1,5-3,5-3,5,7-4,3 2, -3,4 1,5-1,5-1,3-2,7-5, -5, i n P r o z e n t g e m e s s e n a m B I P i n P r o z e n t ,9 5,5-2,9 jährliche Nettoneuverschuldung m ax. 3% des BIP 2, 52,9-4,3,7 55,6 -,9 56,9-2,8-2,9 58,3 1,6,8-3,4 43, -6,1 63,9 2,4 4,, -4,1 62,7-2,8-2,9 65,3 76,1 Öffentlicher Schuldenstand m ax. 6% des BIP -2,6-9, i n P r o z e n t g e m e s s e n a m B I P
6 Schuldenfinanziertes Wirtschaftswachstum in Griechenland in Prozent Defizit, Schuldenstand und BIP-Wachstum Griechenlands ,4 13,7 11,7 5,9 4,5 4,2 4,4 4, 3,4 2,3-3,7-4,5-4,8 jährliche Nettoneuverschuldung max. 3% des BIP 97,4-5,6 jährliches BIP-Wachstum jährliches Haushaltsdefizit/Überschuß gemessen am BIP Schuldenstand (rechte Skala) 98,6-7,5 43, -5,2 97,8-5,7 4,3 95,7-6,4 1,3 99,2-9,8 115,1-2,3-15,4 142,8 Öffentlicher Schuldenstand max. 6% des -4,3-1, in Prozent gemessen am BIP Quelle: Eurostat
7 Konsolidierung durch Wachstum Beispiel Deutschland Deutschland 5 jährliches BIP Wachstum Schuldenstand (rechte Skala) jährliches Haushaltsdefizit/Überschuß 8 in Prozent ,2 59,7 1,3 jährliche Nettoneuverschuldung m ax. 3% des BIP 1,2 58,8-2,8 65,8 67,6 6,4 68, 63,9 3,4 1,2,,8,2-1,6-3,3-3,7-3,8-4, 2,7 64,9,3 1, 66,3 73,4 Öffentlicher Schuldenstand m ax. 6% des BIP,1-3, 4, in Prozent gemessen am BIP
8 Was muss gemacht werden? Was wird gemacht! Günstige Kredite aus dem Rettungsfonds von 75 Mrd. Euro (6 Mrd. Kommission, 44 Mrd. Euro Mitgliedstaaten (EFSF), 25 Mrd. IMF) Ab 213 ESM: 5 Mrd. Kreditkapazität, 2 Mrd. Übersicherung der Kredite (8 Mrd. bar, 62 Mrd. Garantien: Deutschland: 21,7 (168,3 Mrd. ) & Italien 14,3 (111,1 Mrd. ) Strenge Konsolidierung (Ausgabenkürzungen) Nationale Schuldenbremsen (Halbierung der Neuverschuldung bis 213, Null- Neuverschuldung bis 216) Überwachung als Regulierung (Ratingagentuen, AIFM, ESMA, CDS, Leerverkäufe, Derivaten) Staatsfinanzen stabilisieren Finanzmärkte regulieren Wachstum und Beschäftigung fördern Wettbewerbsfähigkeit fördern durch: Lastenausgleich durch Steuergerechtigkeit Produktivitätsorientierte Lohnpolitik Anpassung des Renteneintrittsalters an nationale Lebenserwartung Asymmetrischer Abbau von Ungleichgewichten Steuerpolitische Harmonisierung prüfen FTT bis Herbst prüfen
9 Besserung der Finanzierungssituation nicht in Sicht Rettungsschirm reicht nicht aus Ausstehende Forderungen (auslaufende Staatsanleihen und fällige Zinszahlungen) gegenüber den PIIGS-Staaten in Milliarden Euro Irland Portugal Griechenland Spanien Italien Quelle: Bloom berg
10 Europa auf dem Holzweg Folgen für die Euroländer Wachstum wird in den Krisenländern abgewürgt (Wachstum der Eurozone ohne Deutschland,6%) Halbierung der Neuverschuldung bedeutet 3 Mrd. Euro weniger staatliche Ausgaben Arbeitslosigkeit (vor allem Jugendarbeitslosigkeit) steigt Ohne Wachstum und Beschäftigung keine Steuereinnahmen. Ohne Steuereinnahmen keine Haushaltskonsolidierung und mehr Ausgaben. D.h. Schuldenfalle trotz Sparens Krisenstaaten werden dauerhaft von den EFSF- bzw. ab 213 ESM-Krediten abhängig Eurozone wird zum Spielball der Finanzmärkte Ein Zusammenbruch der Eurozone ist dann nicht auszuschließen
11 Was muss gemacht werden? Alternativen zur Austeritätspolitik Rettungsfonds erweitern, füreinander haften (Stundung von Zinszahlungen) Einführung von Eurobonds Staatsverschuldung von Finanzmärkten entkoppeln Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Bank für öffentliche Anleihen Mit Steuergerechtigkeit Staatseinnahmen verbessern Staatsfinanzen stabilisieren Finanzmärkte regulieren Wachstum und Beschäftigung fördern Lastenausgleich durch Steuergerechtigkeit Europäisches Investitions- und Entwicklungsprogram m auflegen (1%-3% des BIP der Eurozone) evtl. Marshallplan für schwache Euroländer ausarbeiten Symmetrischer Abbau der Ungleichgewichte AIF(M) zurückdrängen, Ratingagenturen entmachten, CDS austrocknen, Leerverkäufe verbieten, Derivate regulieren Steuerpolitische Harmonisierung Steueroasen austrocknen Finanzausgleichmechanismen einführen FTT und Bankenabgabe einführen
12 Staatsfinanzen abhängig von dem Kapitalmarkt und den privaten Anlegern Kapitalmarkt, inkl. Verbriefungsmarkt Anleger (Banken Versicherungen, Private Haushalte etc.) Bank A (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Staatsanleihen vermitteln oder weiter verkaufen (als Assets) Bank B (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Bank C (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Frisches EZB-Geld Als Sicherheit für EZB-Geld zum Preis von 1,25% Zins hinterlegen! Bank D (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Europäische Zentralbank (Offenmarktgeschäfte am Kapitalmarkt) Bank E (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) i (i DE + RP GR ) i (i DE + RP ES ) i (i DE ) i (i DE + RP IRL ) i (i DE + RP AU ) i (i DE + RP POR ) i (i DE + RP BEL ) i (i DE + RP CYP ) i (i DE + RP GR ) i (i DE + RP ITA ) i (i DE + RP LUX ) i (i DE + RP FR ) i (i DE + RP NL ) i (i DE + RP FIN ) i (i DE + RP ) GR ES DE IRL AU POR BEL CYP SLO ITA LUX FR NL FIN..
13 Staatsfinanzen abhängig von dem Kapitalmarkt und den privaten Anlegern Kapitalmarkt, inkl. Verbriefungsmarkt Anleger (Banken Versicherungen, Private Haushalte etc.) Bank A (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Staatsanleihen vermitteln oder weiter verkaufen (als Assets) Bank B (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Bank C (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Frisches EZB-Geld Als Sicherheit für EZB-Geld zum Preis von 1,25% Zins hinterlegen! Bank D (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Europäische Zentralbank (Offenmarktgeschäfte am Kapitalmarkt) Bank E (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) i (i EFSF ) i (i DE + RP ES ) i (i DE ) i (i EFSF ) i (i DE + RP AU ) i (i EFSF ) i (i DE + RP BEL ) i (i DE + RP CYP ) i (i DE + RP GR ) i (i DE + RP ITA ) i (i DE + RP LUX ) i (i DE + RP FR ) i (i DE + RP NL ) i (i DE + RP FIN ) i (i DE + RP ) GR (EFSF) ES DE IRL (EFSF) AU POR (EFSF) BEL CYP SLO ITA LUX FR NL FIN..
14 Unterschiedlich teure Finanzierung Verzinsung von 1jährigen Staatsanleihen i DE Deutschland 3% i DE + RP LUX, NL, AU, FR etc. (noch) stabile Euroländer 3,5% bis ca. 4% i DE + RP IRL, POR, ES, GR, ITA Gefährdete Euroländer 4% bis 16% Fiskalische Folgen: Wirtschaftlich schwache Länder müssen mehr Zinsen zahlen als wirtschaftlich stärkere Länder Ökonomische Folgen: Divergierende Entwicklung zwischen den Regionen
15 EZB privilegiert Banken und diskriminiert die Staaten Notenbankfähige Sicherheiten nach Art der Sicherheit in Milliarden Euro Nicht marktfähige Sicherheiten Sonstige marktfähige Sicherheiten Asset-Backed-Securities Unternehmensanleihen Gedeckte Bankschuldverschreibungen Ungedeckte Bankschuldverschreibungen Wertpapiere des Zentralstaats und regionaler Gebietskörperschaften Quelle: EZB Jahresbericht 21
16 EZB privilegiert Banken und diskriminiert Staaten Notenbankfähige Sicherheiten prozentual nach Art der Sicherheit in Prozent 1% 9% 8% 7% 6% 5% 4% 3% Nicht marktfähige Sicherheiten Sonstige marktfähige Sicherheiten Asset-Backed-Securities Unternehmensanleihen Gedeckte Bankschuldverschreibungen 2% 1% % Ungedeckte Bankschuldverschreibungen Wertpapiere des Zentralstaats und regionaler Gebietskörperschaften Quelle: EZB Jahresbericht 21
17 EZB privilegiert Banken und diskriminiert Staaten Notenbankfähige Sicherheiten nach Art der Sicherheit 21 Nicht marktfähige Sicherheiten; 3 Sonstige marktfähige Sicherheiten; 4% Asset-Backed-Securities; 9% Unternehmensanleihen; 11% Wertpapiere des Zentralstaats und regionaler Gebietskörperschaften; 41% Gedeckte Bankschuldverschreibungen; 11% Quelle: EZB Jahresbericht 21 Ungedeckte Bankschuldverschreibungen; 19%
18 EZB privilegiert Banken und diskriminiert Staaten Für Eurosystem-Kreditgeschäfte hinterlegte Sicherheiten in Milliarden Euro Quelle: EZB Jahresbericht 21
19 EZB privilegiert Banken und diskriminiert Staaten Hinterlegte Sicherheiten nach Art der Sicherheiten 25 nicht marktfähige Sicherheiten 2 sonstige marktfähige Sicherheiten in Milliarden Euro Asset Backed Securities Unternehmensanleihen gedeckte Bankschuldverschreibungen ungedeckte Bankschuldverschreibungen Wertpapiere des Zentralstaats und regionalen Gebietskörperschaften Quelle: EZB Jahresbericht 21
20 EZB privilegiert Banken und diskriminiert Staaten Aufschlüsselung der hinterlegten Sicherheiten nach Art der Sicherheit in Prozent, Jahresdurchschnitte 1% 9% 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% % nicht marktfähige Sicherheiten s ons tige marktfähige Sicherheiten Asset Backed Securities Unternehmensanleihen gedeckte Bankschuldverschreibungen ungedeckte Bankschuldverschreibungen Wertpapiere des Zentralstaats und regionalen Gebietskörperschaften Quelle: EZB Jahresbericht 21
21 EZB privilegiert Banken und diskriminiert Staaten Aufschlüsselung der hinterlegten Sicherheiten 21 nicht marktfähige Sicherheiten; 18% Wertpapiere des Zentralstaats (13%) und regionalen Gebietskörperschaften (4%); 17% sonstige marktfähige Sicherheiten; 1% Asset Backed Securities; 24% ungedeckte Bankschuldverschreibungen; 21% Unternehmensanleihen; 5% gedeckte Bankschuldverschreibungen; 12% Quelle: EZB Jahresbericht 21
22 EZB privilegiert Banken und diskriminiert Staaten in Prozent 1% 9% 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% % Quelle: EZB Jahresbericht 21 Notenbankfähige Sicherheiten prozentual nach Art der Sicherheit Nicht marktfähige Sicherheiten Sonstige marktfähige Sicherheiten Asset-Backed-Securities Unternehmensanleihen Gedeckte Bankschuldverschreibungen Ungedeckte Bankschuldverschreibungen Wertpapiere des Zentralstaats und regionaler Gebietskörperschaften in Prozent, Jahresdurchschnitte 1% 9% 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% % Aufschlüsselung der hinterlegten Sicherheiten nach Art der Sicherheit Quelle: EZB Jahresbericht nicht marktfähige Sicherheiten sonstige marktfähige Siche rheite n Asset Backed Securities Unternehmensanleihen gedeckte Bankschuldvers chreibungen ungedeckte Bankschuldvers chreibungen Wertpapiere des Zentralstaats und regionalen Gebietskörperschaften
23 Staatsfinanzen vom Kapitalmarkt und privaten Anlegern entkoppeln Kapitalmarkt Anleger (Banken Versicherungen, Private Haushalte etc.) Bank A (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Bank B (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Staatsanleihen vermitteln oder weiter verkaufen (als Assets) Frisches EZB-Geld Europäische Bank für Öffentliche Anleihen (Ankauf von Staatsanleihen) Als Sicherheit für EZB-Geld zum Preis von 1,25% Zins hinterlegen! Bank D (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) Europäische Zentralbank (Offenmarktgeschäfte am Kapitalmarkt) Bank E (Provision), Versicherung (CDS) von Staatsanleihen) i (i EZB ) Eurobonds GR ES DE IRL AU Aus EFSF wird Europäische Finanzagentur POR BEL CYP SLO ITA LUX FR NL FIN..
24 Europas Antwort braucht Kurswechsel Folgen für Wachstum und Beschäftigung: Staatsfinanzen werden nachhaltig stabilisiert und damit besteht keine Insolvenzgefahr Wachstum und Beschäftigung werden gefördert Ungleichgewichte werden solidarisch abgebaut Auseinanderdriften der Lohnstückkosten der Mitgliedsstaaten werden verhindert Finanzmärkte reguliert Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik koordiniert
25 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
Dr. Mehrdad Payandeh DGB Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik
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