Fakultät Wirtschaftsund Sozialwissenschaften
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- Sophie Fischer
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1 Fakultät Wirtschaftsund Sozialwissenschaften Klinische Urteilsbildung in der Ergotherapie Professionelles Handeln am Beispiel der Anorexia nervosa Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
2 Anliegen und Zielsetzung Basisprobleme jeder Klinischen Urteilsbildung sollen angerissen werden, damit die Begrenztheit menschlicher Urteilskraft nachvollziehbar wird. Eine schematische Darstellung von Wissen, Verstehen und Lebenswelt soll zentrale Urteilsstile verdeutlichen. In diesem Bezugsrahmen wird das narrative Reasoning als bedeutsamer Zugang zum Krankheitserleben einer Patientin aufgezeigt. 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
3 Warum? Klinische Urteilsbildung dient der Professionalisierung von Ergotherapie und damit auch der Qualitätssicherung ergotherapeutischer Interventionen. Diese gilt es verstärkt zu evaluieren, da die Legitimationsprobleme ergotherapeutischen Handelns in Zeiten knapper Kassen eher noch steigen werden. 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
4 Warum noch? verdeutlicht in multidisziplinären Teams ergotherapeutische Strategien, verbessern im klinischen Rahmen ergotherapeutische Akzeptanz, d.h. reflektierte Praktiker werden in therapeutischen Feldern akzentuierter wahrgenommen. 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
5 Gliederung Basisprobleme bei der Klinischen Urteilsbildung Gegenstand der Beurteilung Klinische Urteilsbildung Definitionsversuche Dimensionen der Klinischen Urteilsbildung Eckpunkte (Basics) Klinischer Urteilsbildung Leitfragen - Urteilsstile Prozess des professionellen Verstehens Praxisbeispiel Anmerkungen 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
6 1. Basisproblem: Wahrnehmung und Beobachter sind nicht zu trennen 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
7 2. Basisproblem: Was ist Wirklichkeit? 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
8 3. Basisproblem: Auf einem Auge sind Sie blind! 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
9 Gegenstand der Klinischen Urteilsbildung Der Patient / Klient mit seinen Gedanken und Gefühlen in seiner Lebenswelt. Wenn wir mit Patienten / Klienten arbeiten, geben sie uns einen Ein-Blick..., wie sie ihre Welt geformt haben (DANNECKER 2006, 1). 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
10 Definitionen Klinisches Reasoning ist ein Denkprozess, den Ergotherapeuten leisten, wenn sie Therapie planen, Patienten behandeln, Angehörige beraten und ihre Arbeit reflektieren (FEILER 2003, 5). Unter Clinical Reasoning sind Denkprozesse von klinisch tätigen Personen, also Angehörigen der Medizin- und Gesundheitsberufe, zu verstehen, die darauf abzielen, eine klinische Entscheidung zu treffen (KLEMME, SIEGMANN 2006, 7). 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
11 Dimensionen der Klinischen Urteilsbildung Scientific R. = Logik, Wissen Konditionales R. = Vorstellungsvermögen Interaktives R. = Wahrnehmung, Beobachtung Pragmatisches R. = Pragmatisches Denken Narratives R. = Erzählungen, Geschichten Ethisches R. = Werte, Einstellungen Vgl. FEILER, M.: Klinisches R. in d. ET /10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
12 Dimensionen & Selbstauskunft 1. Scientific - Diagnostisches Reasoning Was kann ich wissen? 2. Konditionales Reasoning Was kann ich mir verstellen? 3. Pragmatisches Reasoning Was kann ich tun? 4. Ethisches Reasoning Was darf ich tun? 5. Interaktives Reasoning Was beobachte ich? 6. Narratives Reasoning Was erfahre ich? 16/10/14 Prof. Dr. phil. Klaus D. Joswig
13 Eckfeiler Klinischer Urteilsbildung Medizinische Diagnose z.b. F50.0: Anorexia nervosa Patientin mit ihrer persönlichen Meinung Lebenswelt Belastungen, ungelöste Konflikte
14 1. Leitfrage: Was kann ich wissen? Durch Wissen bestimmtes Urteilen Scientific Reasoning Medizinische Diagnose z.b. F50.0: Anorexia nervosa Subjektive Wirklichkeitstheorie: Ich wollte schöner werden. Arbeit am -BMI -Körperbild -Selbstwert Lebensweltkontext Belastungen: Familie und Schule
15 2. Leitfrage: Was kann ich (wir) verstehen? Wissen Scientific Reasoning Medizinische Diagnose z.b. F50.0: Anorexia nervosa Durch Verstehen bestimmtes Urteilen Narratives Reasoning Subjektive Wirklichkeitstheorie: Ich wollte schöner werden. Arbeit am Frauenbild -Collage -Rollenspiel Lebensweltkontext Belastungen: Familie und Schule
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17 3. Leitfrage: Was kann verändert werden? Wissen Scientific Reasoning Verstehen Narratives Reasoning Medizinische Diagnose z.b. F50.0: Anorexia nervosa Subjektive Wirklichkeitstheorie: Ich wollte schöner werden. Lebensweltkontext Belastungen: Familie und Schule Pragmatisches Reasoning Ethisches Reasoning Hospitationen: Elternarbeit - Perspektiven abgleichen u.a.
18 Prozess des professionellen Verstehens - Informationen über Diagnosen und Vorbefunde - Erstkontakt: Erwartungshaltung, Krankheitsverständnis und Wünsche des Patienten - Probleme erkennen (Narratives Reasoning) - Erstellung einer Arbeitshypothese - Interventionen auswählen - Evaluation der Maßnahmen
19 Praxis: Probleme erkennen Beschreiben Sie das Bild und bilden Sie sich ein Urteil Subjektive Sicht einer magersüchtigen Jugendlichen auf ihre Lebenssituation
20 Lebensweltkontext
21 Arbeitshypothesen Die Magersucht dient zur Bewältigung von Selbstwertproblemen. - Immer wenn S. weniger Gewicht auf die Waage brachte, dann hatte sie das Gefühl, etwas geleistet zu haben und war glücklich. Die Magersucht kompensiert die geringe Selbstwirksamkeit eigenen Handelns. - Wenn die Beziehungsprobleme der Eltern extreme Formen annehmen, dann reagiert S. mit sozialem Rückzug und Essensverweigerung.
22 Entscheidungen & Verlauf Interventionen & Arbeitsschwerpunkte festlegen Evaluation, Hypothesenüberprüfung Prognose, Übergänge, Hilfen Nachhaltigkeit / Katamnese
23 Abschließende Anmerkungen Bei der abschließenden Klinischen Urteilbildung verbindet der Kliniker den vorliegenden Befund / Verlauf zu einem Gesamturteil. Die Gewichtung der Kriterien ist subjektiv - sollte aber nachvollziehbar sein. Prinzipiell ist es aber auch denkbar, Kriterien nach klaren Regeln zu verknüpfen (Beurteilung der Prognose). Wenn-dann-Regel
24 Literatur FEILER, MARIA (Hrsg.): Klinisches Reasoning in der Ergotherapie. Überlegungen und Strategien im therapeutischen Handeln. Berlin, Heidelberg: Springer 2003 KLEMME, B. & SIEGMANN, G.: Clinical Reasoning. Therapeutische Denkprozesse lernen. Stuttgart: Thieme 2006 Ergänzende Literatur MAROTZKI, U.: Zwischen medizinischer Diagnose und Lebensweltorientierung. Eine Studie zum professionellen Arbeiten in der Ergotherapie. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag 2004, 2. Aufl Randständige Literatur DANNECKER, K.: Psyche und Ästhetik. Berlin: MWV 2006
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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