Schlafstörungen, er machte sich dann Sorgen und lag viel zu lange wach, er war am nächsten Tag ungenießbar, und schließlich nahm er ein Mittel.
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- Emilia Goldschmidt
- vor 7 Jahren
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2 Manchmal erzählte er auch von seinem Ärger, das Generalvikariat ärgerte ihn, die Verwaltungsleute, die Finanzplanung, alles, was er unterschreiben musste. Ich wunderte mich, dass er mit mir darüber sprach, aber wenn er abends seine Soutane ausgezogen hatte und den Hausanzug trug, war er ein ganz normaler Mann, der aus dem Büro kam und von seiner Arbeit redete. Es war sofort etwas zwischen uns, vom ersten Moment an. Er hat das nie eingestanden, aber ich spürte es. Dieses Gefühl versuchte ich wegzuschieben, ich wollte mich nicht darauf einlassen, es machte mich unruhig. Ich hatte ein schönes großes Zimmer gleich unten neben der Küche, zum ersten Mal so viel Platz für mich, und Clau störte mich nicht, wenn er nur für sich etwas brauchte. Er machte selbst Feuer, kochte sich Kaffee oder briet ein Ei, wenn er nicht schlafen konnte. Er hatte oft
3 Schlafstörungen, er machte sich dann Sorgen und lag viel zu lange wach, er war am nächsten Tag ungenießbar, und schließlich nahm er ein Mittel. Auch mit seiner Verdauung gab es Probleme, manchmal konnte er tagelang nicht, ich wusste, er hockte da einsam auf dem Klo und kam nicht weiter, ich gab ihm Backpflaumen, rohes Sauerkraut, Leinsamen, nüchtern ein Glas kaltes Wasser, aber das half alles nichts, er hielt einfach etwas fest und ließ nicht los. Oft kamen dann Leute zum Mittagessen, seine Kollegen, der Generalvikar, die Äbte von Gerleve und anderen Klöstern, vom Priesterseminar, manchmal auch ausländische Priester, die zu Besuch waren. Dann hatte ich viel zu tun, aber es machte Spaß, ich stand immer um halb sechs auf, arbeitete in der heißen Küche, schmiss die Pfannen und Töpfe herum und konnte mich richtig austoben. Ja, auch ich hatte manchmal eine Sehnsucht,
4 aber daran durfte ich nicht mehr denken, ich war 35, galt als alte Jungfer, hatte den Ruf, Haare auf den Zähnen zu haben, nur weil ich mir nicht alles gefallen ließ, auf dem Markt, in den Läden, von den Lieferanten. Dabei spürte ich, wie jemand an meinem inneren Band zog, und ich sagte mir immer wieder, dass ich lieber jede Hoffnung aufgeben sollte, dass ich mir nur schaden würde, dass ich mich abhängig machte, mir etwas vorstellte, das es nicht geben durfte. Das es Gott sei Dank nur in meiner Phantasie gab und auch dort bleiben würde. Aber es war schön, wenn Clau mit mir sprach, und ich spürte, dass ich ähnliche Gedanken hatte wie er, dass ich mindestens so schlau wie er war, mich nur nicht gleich so gut ausdrücken konnte. Meistens gab es dann Kalbsbraten, wenn wir Gäste hatten, und war der nicht zart und weich wie Butter, musste ich das ausbaden. Clau konnte sehr wütend werden, ja, das war eine
5 Eigenschaft, die er selbst nicht mochte, seine Wutanfälle. Manchmal brüllte er so laut durchs Haus, dass ich Angst bekam, nur weil er etwas verloren, sich geklemmt oder geschnitten hatte, Kleinigkeiten, aber er geriet immer so unter Druck, wo sollte er auch den Dampf ablassen? Er stand ja noch im Saft, wie man bei uns zu Hause sagte, er war voller Kraft, gesund, er aß und trank gern, bloß hatte er kein Ventil. Er bereute es oft, dass er gewählt worden war und angenommen hatte, erstens hasste er die ganzen Verwaltungsentscheidungen, und dann hatte ja die schlimme Zeit begonnen. Er sah es noch nicht, er glaubte an die große Zukunft, die jetzt kommen würde, aber sein Bauch spürte schon, dass er genau zum falschen Zeitpunkt Bischof geworden war, dass er nichts als Ärger haben würde. In seinem Bauch fraß sich das alles fest. Die Braunen waren von Anfang an dabei
6 gewesen, bei seiner Bischofsweihe und allem. Es sah so aus, als käme jetzt ein Bischof, der die neue Zeit anführen würde. Er wollte es zuerst allen recht machen. Im Grunde hatte er nie damit gerechnet, Bischof zu werden, alle hatten ihm ja gesagt, dass er nicht klug genug sei, anständig schon, aufrecht, mit dem Herzen dabei, aber Bischof? Wenn der Donders nicht verzichtet hätte, wegen Krankheit, wäre er es auch nicht geworden. So hat es Clau mir erzählt. Wenn ich an ihn denke, fällt mir immer zuerst seine Stimme ein. Die passte eigentlich gar nicht zu so einem riesenhaften Mann. Jedenfalls war sie nicht tief und voll, sondern sanft und hoch, und in Wirklichkeit war er auch sanft. Wenn etwas vorgefallen war, im Borromäum, die Seminaristen rückten manchmal nachts aus und stellten irgendwelchen Unsinn an, oder in der Diözese, wenn ein Pfarrer Mist gebaut hatte, zitierte er
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