Stress beim Simultandolmetschen

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2 MASTERARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts Translationswissenschaft Konferenzdolmetschen Stress beim Simultandolmetschen Eine Untersuchung des Angstniveaus bei Konferenzdolmetschstudenten der Universität Innsbruck eingereicht von Carola Flati bei Univ.-Prof. Dr. habil. Martina Behr Institut für Translationswissenschaft Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Innsbruck, März 2020

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4 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit an Eides statt durch meine eingehändigte Unterschrift, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Alle Stellen, die wörtlich oder inhaltlich den angegebenen Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Die vorliegende Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form noch nicht als Magister-/Master- /Diplomarbeit/Dissertation eingereicht. Unterschrift Datum

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6 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung Stress Stressreaktion Stressoren Eustress und Disstress State-Angst und Trait-Angst Stress bei der Arbeit Stressoren im Berufsleben Physische Arbeitsbelastungen Stress beim Dolmetschen Stressoren beim Dolmetschen Externe Faktoren Tätigkeitsabhängige Faktoren Zwischenmenschliche Faktoren Beziehung zwischen Privat- und Berufsleben Andere Faktoren Umfragen zu Stress und Dolmetschen Ähnliche Stressoren bei der Arbeit und beim Dolmetschen Stress während des Dolmetschstudiums Umfragen zu Stress im Dolmetschstudium Workload Study Giles Effort Model für das Simultandolmetschen Prozess des Simultandolmetschens Schwierigkeiten beim Simultandolmetschen Erfahrung und Expertise beim Dolmetschen Erwerb von Fertigkeiten... 37

7 5.2 Fähigkeiten beim Simultandolmetschen: Vergleich zwischen erfahrenen Dolmetschern und Studenten Prozess des Verstehens Prozess des Übersetzens Prozess der Produktion Rolle der Übung Automatisierung Gedächtnis Aufmerksamkeit Verarbeitungskapazität Strategien beim Dolmetschen Coping-Taktiken Comprehension Tactics Preventive Tactics Reformulation Tactics Gesetz der Taktiken Einsatz und Effizienz von Strategien State-Trait Anxiety Inventory Gliederung der Umfrage Auswertung der Ergebnisse State-Trait Anxiety Inventory beim Dolmetschen STAI-Umfrage beim Simultandolmetschen am Institut für Translationswissenschaft der Universität Innsbruck Methode Abwicklung Inhalt Simultan- und Konsekutivdolmetschen Wahl des State-Trait Anxiety Inventory... 67

8 8.6 Gliederung der Umfrage am Institut für Translationswissenschaft der Universität Innsbruck Auswertung der Fragebögen Zusammenfassung der Forschungsergebnisse Fazit Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Appendix Ⅰ Umfrage auf Deutsch Ⅱ Umfrage auf Italienisch

9 1 Einleitung Multitasking, Selbstdisziplin, eine gute Frustrationsbeherrschung und die gezielte Anwendung der Strategien, die im Dolmetschstudium gelehrt wurden, sind nur einige der Merkmale, die gute Dolmetscher 1 ausmachen. Dank der Erkenntnisse neu veröffentlichter Studien ist heute allgemein bekannt, dass Konferenzdolmetschen einer der stressigsten Berufe ist. Der Dolmetscherberuf gilt als einer der stressigsten Berufe überhaupt gleich nach Fluglotsen und Pilot. Deshalb braucht man, vor allem als Simultandolmetscher, gute Nerven. Beim Simultandolmetschen wird gleichzeitig gehört und übersetzt, mit nur wenigen Sekunden Verzögerung. Simultandolmetscher müssen sich in komplizierte Sachverhältnisse einarbeiten, um diese auch in fremden Sprachen verständlich wiedergeben zu können. Außerdem brauchen sie Menschenkenntnis und ein gutes Einfühlungsvermögen. Es können große Missverständnisse entstehen, wenn man etwa die Worte des Redners falsch interpretiert. Diese Missverständnisse können den gesamten Verlauf des Gesprächs beeinflussen. Somit trägt der Dolmetscher eine große Verantwortung. (BADISCHE ZEITUNG: online) A self-reliant, articulate extrovert, quick and intelligent a jack of all trades and something of an actor, superficial, arrogant, liking variety and at sometimes anxious and frustrated (HENDERSON 1980: 223). So sieht die Beschreibung des typischen Dolmetschers aus (vgl. KURZ 1996: 141). Ist Simultandolmetschen wirklich so stressig? Häufig wird davon gesprochen, dass das Simultandolmetschen laut einer Studie der WHO neben Fluglotsen der stressigste Job ist (FACHDOLMETSCHER: online). Worin besteht jedoch der Zusammenhang zwischen Stress und Simultandolmetschen? Der Begriff Stress ist heute jedem bekannt, unabhängig von der jeweils auszuübenden Tätigkeit. Das Wort Stress ist weit verbreitet und hat sich zu einem Modewort entwickelt; fast alle Menschen haben bereits mindestens einmal den Satz Ich stehe unter Stress ausgesprochen. Das 21. Jahrhundert ist von Zeit- und Leistungsdruck geprägt und unabhängig davon, ob im beruflichen oder privaten Alltag, unser Leben ist von immer größeren, schwierigeren und vor allem stressigen Anforderungen bestimmt. Was der Begriff Stress bedeutet, was eine Stressreaktion ist und was die häufigsten Stressoren sind, darauf soll in der vorliegenden Arbeit in Kapitel 2 näher eingegangen werden. Im ersten Teil der Arbeit wird Stress mit Schwerpunkt auf den Stressoren und der 1 Die männliche Form ist hier und im Folgenden inkludierend zu verstehen. 1

10 Wahrnehmung von Stress beschrieben. Neben der Entstehung von Stress und dessen Erscheinungsformen werden die Unterschiede zwischen State-Angst und Trait-Angst erklärt, die als Ausgangspunkt für die Entwicklung des empirischen Teils der Masterarbeit erforderlich sind. Zunächst wird auf Stress bei der Arbeit und die jeweiligen Stressoren eingegangen, die Ähnlichkeiten zu denen beim Dolmetschen aufweisen, sowie auf Belastungsfaktoren, die den Menschen bei der Arbeit beeinflussen. In einem weiteren Schritt wird der Blick auf Stress beim Dolmetschen gerichtet. Die linguistischen und kognitiven Fertigkeiten, die beim Simultandolmetschen einen zentralen Bestandteil darstellen, werden seit Jahrzehnten gründlich erforscht; der Umgang mit psychologischem Stress und psychologischen Belastungen scheint jedoch von zweitrangiger Bedeutung zu sein. Das dritte Kapitel gibt einen Überblick über Stress beim Dolmetschen und im Dolmetschstudium sowie über bereits durchgeführte Studien im Bereich Stressforschung in der Dolmetschwissenschaft, um anschließend auf die Studie von Cooper et al. und die Workload-Study näher einzugehen, die für die im Rahmen der vorliegenden Masterarbeit durchgeführte Studie relevant sind. In Kapitel 4 erfolgt die Definition der wesentlichsten Merkmale des Simultandolmetschens anhand von Giles Effort Model für das Simultandolmetschen, das die später präsentierten besonderen Herausforderungen des Simultandolmetschens verständlicher gestaltet. Auch wird analysiert, wie Dolmetscher das Gehörte wahrnehmen, und es wird darauf eingegangen, dass das Gesagte nicht unbedingt mit dem Gehörten gleichzusetzen ist. Eine Darstellung der strategischen Prozesse beim Simultandolmetschen ist notwendig, um aufzuzeigen, weshalb der Einsatz von dolmetschspezifischen Strategien notwendig ist und welche Möglichkeiten er bietet. Kapitel 5 widmet sich der Expertise und Erfahrung beim Dolmetschen. Es wird auf Studien eingegangen, die Unterschiede in Bezug auf das Angstniveau anhand von verschiedenen Messverfahren zwischen erfahrenen Dolmetschern und Dolmetschstudenten zum Ausdruck bringen. Es wurden im Laufe der Zeit Coping Strategies bearbeitet, die den Dolmetschern dabei helfen, mit stressigen Situationen beim Dolmetschen umzugehen. In Kapitel 6 wird das Hauptaugenmerk auf die diesen Strategien beigemessene Relevanz in der Dolmetschwissenschaft sowie deren Kategorisierung gelegt. 2

11 Da allgemein bekannt ist, dass jede Person Stress anders wahrnimmt und unterschiedlich damit umgeht, stellt sich die Frage, welche Rolle der jeweiligen Erfahrung und Expertise beim Dolmetschen zukommt, sodass stressige Situationen besser eingeschätzt werden können. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, der Frage nachzugehen, inwieweit sich Erfahrung und Expertise beim Dolmetschen anhand der Verwendung von Coping Strategies auswirken, um das Angstniveau zu reduzieren. In Kapitel 7 werden daher das State-Trait Anxiety Inventory (STAI), seine Anwendung bei Konferenzdolmetschern in einer Studie beschrieben sowie die Ergebnisse ausgewertet. Nach diesen theoretischen Auseinandersetzungen mit dem Thema beginnt der empirische Teil der Arbeit in Kapitel 8. Mit dem STAI, einem erprobten Fragebogen zur Angstmessung, wurden bei einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 20 Studenten der Studienrichtung Konferenzdolmetschen am Institut für Translationswissenschaft in Innsbruck Angstwerte in Kurs Stufe 1 und 2 nach einer Simultandolmetschprüfung aus ihrer B-Sprache in ihre Muttersprache erhoben. Damit sollte die Frage geklärt werden, ob fortgeschrittene Dolmetschstudenten ihre Angst besser unter Kontrolle halten können als jene aus Kurs Stufe 1. 3

12 2 Stress Wissenschaftlich betrachtet wird Stress als ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse definiert, die seine Fähigkeiten zur Bewältigung überschreiten und sein körperliches und/oder seelisches Gleichgewicht bedrohen. Der Begriff Stress bezieht sich auf die Anspannung und Verspannung unterschiedlicher Materialien (vgl. SCHRÖDER & BLANK 2004: 9f.). Der Terminus Stress stammt ursprünglich vom Lateinischen strictus. Auf Deutsch bedeutet dies angezogen, straff, stramm oder gespannt. Das Wort Stress bedeutet eine Belastung oder einen Reiz, der über das normale Maß hinausgeht (vgl. SCHMITT 2001: 32). Der Begriff Stress, der inzwischen Teil der allgemeinen Sprache ist, hat einen etymologischen Ursprung, der mit dem Ingenieurwesen verbunden ist: In dieser Disziplin wurde er verwendet, um die Auswirkungen von metallurgischen Materialien, die hohem Druck ausgesetzt sind, zu bezeichnen (vgl. ARGENTERO et al. 2008: 50). In der wissenschaftlichen Literatur war Hans Selye der Erste, der das Konzept auch für Lebewesen eingeführt hat. Selye identifizierte ein biologisches Stresssyndrom, das aus einer durch externe Faktoren stimulierten Anpassungsreaktion eines Organismus besteht (vgl. SELYE 1974: 25). Im Bereich der Humanwissenschaften hat der Begriff Stress in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Vom Stress am Arbeitsplatz, in Schule und Kindergarten über den Leistungs-, Beziehungs- und Freizeitstress bin hin zum Stress im Krankenhaus, im Straßenverkehr und auch im Urlaub gibt es kaum einen Bereich alltäglichen Lebens, der nicht mit diesem Begriff assoziiert wird. (KALUZA 1996: 14) In seiner umgangssprachlichen Verwendung ist die Bedeutung von Stress wohlbekannt. Der Begriff wird oft in Situationen verwendet, die als belastend oder unangenehm wahrgenommen werden. Stress steht häufig in Verbindung mit bloßem Zeitdruck. Wenn man nach dem Wohlbefinden von Kollegen fragt, zählt der Satz Ich habe gerade Stress zu den wiederholt verwendeten Antworten (vgl. DRAGANO 2007: 70). Das macht der Stress gilt als eine häufige Erklärung für verschiedene Beeinträchtigungen des körperlichen und seelischen Wohlbefindens. Stress wird meistens als ein großes Problem oder äußeres Übel betrachtet. Ich bin im Stress dient oft dazu, sich über das eigene Fehlverhalten zu entschuldigen (vgl. KALUZA 1996: 14). 4

13 Stress wurde von Norbert Semmer im Handbuch der Psychologie als eine extreme biologische Störung definiert, die durch ungewöhnlich zerstörende oder fordernde Lebensbedingungen herbeigeführt wird. Diese biologische Störung hat folgende Symptome: erhöhte Pumpaktivität des Herzens, Verengung der Blutgefäße, Ausschüttung von Adrenalin und bessere Versorgung des Gehirns, Erhöhung des Eiweißabbaus und der Produktion von Magensaft (vgl. SEMMER 1980: 486). In der Alltagsprache wird der Stressbegriff für stressauslösende und unangenehme Bedingungen verwendet, wie Die Sitzung war ein Stress heute sowie für die Beschreibung des Wohlbefindens der Person, z. B. Ich fühle mich gestresst. Stress ist eine subjektive Erscheinung, weswegen es schwierig ist, eine eindeutige und einheitliche wissenschaftliche Definition zu finden. Stress ist als solcher nicht fühl- und messbar. Was erlebt wird, sind nur die Folgen von Stress wie Angst oder ein erhöhter Blutdruck. Das Stresskonzept ist sowohl terminologisch als auch inhaltlich in der Wissenschaft nicht eindeutig definiert, denn, was manche Stress nennen, bezeichnen andere als Angst, Konflikt oder Frustration (vgl. LAZARUS 1966: 2). Stress ist eine mächtige Erfahrung, die jeder kennt und erlebt. Der Begriff entzieht sich jedoch einer einfachen Definition, da allgemeingültige Kriterien fehlen. Einige Menschen scheinen stressempfindlich zu sein, während andere stressresistent sind. Das Erleben von Stress kann außerdem mit anderen somatischen Reaktionen einhergehen (vgl. STANGL- TALLER : online). Stress hat zwei Hauptdimensionen, die der Stressreaktion und die des Reizereignisses auch Stressor genannt. Es sind die zwei Hauptelemente dessen, was der Mensch alltagssprachlich als Stress bezeichnet (vgl. KALUZA 1996: 15). Nicht jeder Organismus reagiert jedoch auf jeden Stressor gleich und auch derselbe Organismus reagiert auf verschiedene Stressoren unterschiedlich. Überdies muss nicht jede Stressreaktion unbedingt zu gesundheitlichen Auswirkungen führen (vgl. DRAGANO 2007: 70). Das Persönlichkeitsprofil ist durch Erziehung, Erfahrung, Wissen, Einstellung und Umfeld geprägt, weshalb wir alle unterschiedlich sind. Stress ist eine extreme biologische Störung, die herbeigeführt wird, wenn es ein Ungleichgewicht zwischen Handlungsanforderungen und -möglichkeiten gibt und die folgende Antizipation negativer Folgen wahrgenommen wird. Die Natur und Physiologie eines Menschen beeinflussen die Wahrnehmung einer unmittelbaren Bedrohung oder 5

14 unangenehmen Situation. Da das erwähnte Ungleichgewicht mit dem Management der eigenen Kapazitäten einhergeht, handelt es sich um eine individuelle Reaktion (vgl. CHABASSE 2009: 102). 2.1 Stressreaktion Der Begriff Stressreaktion umfasst alle Prozesse, die aufseiten der betroffenen Person als Reaktion auf einen Stressor in Gang gesetzt werden. Die Reaktionen können in drei Ebenen unterteilt werden: die körperliche, die behaviorale und die kognitiv-emotionale Ebene (vgl. KALUZA 1996: 18). Auf der körperlichen Ebene kommt es zu mehreren Veränderungen, die eine körperliche Aktivierung und Energiemobilisierung herbeiführen. Selye bezeichnet die körperliche Stressreaktion als allgemeines Anpassungssyndrom. Es handelt sich um eine unspezifische Reaktion des Organismus auf eine Art von Belastung. Eine körperliche Stressreaktion kann folgende Merkmale aufweisen: Die Herzschlagrate steigt an, der Blutdruck steigt, die Atmung wird schneller, die Muskelspannung wird erhöht, Zuckerreserven aus der Leber werden in das Blut abgegeben, die Verdauungstätigkeit von Magen und Darm wird herabgesetzt, die Funktionen der Sexualorgane sind eingeschränkt und die Immunkompetenz ist reduziert (vgl. SELYE 1974: 26). Auf der behavioralen Ebene bezieht sich die Stressreaktion auf das sogenannte offene Verhalten, das von außen beobachtet werden kann. Es geht darum, was eine Person in einer belastenden Situation sagt oder tut. Häufige Merkmale einer solchen Reaktion sind z. B.: Hektik oder ungeduldiges Verhalten, wie das Essen schnell zu kauen, abgehackt zu sprechen, Pausen abzukürzen oder fallen zu lassen oder andere Personen zu unterbrechen Übermäßiges Rauchen, Essen oder Alkoholtrinken und die Einnahme von Schmerz- bzw. Beruhigungsmedikamenten Unkoordiniertes Arbeitsverhalten, z. B. mangelnde Planung, Übersicht und Ordnung, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, zu verlieren und zu vergessen Gereiztes und aggressives Verhalten gegenüber anderen Menschen oder Familienangehörige, häufige Meinungsänderungen und die Tendenz, einen konfliktreichen Umgang mit anderen Menschen zu haben (vgl. KALUZA 1996: 20). 6

15 Die dritte Ebene umfasst das sogenannte verdeckte Verhalten, und zwar Stressreaktionen, die von außen nicht direkt sichtbar sind. Es handelt sich um intrapsychische Vorgänge, Gedanken und Gefühle, die bei der betroffenen Person herbeigeführt werden. Die kognitivemotionale Ebene einer Stressreaktion wird durch folgende Merkmale charakterisiert: Gefühle der inneren Unruhe, Nervosität und Hilflosigkeit, der Unzufriedenheit und des Ärgers sowie die Angst, zu versagen, und Denkblockaden (vgl. KALUZA 1996: 20). Eine Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Reaktionen ist jedoch zu verzeichnen. Die drei Ebenen können sich gegenseitig beeinflussen, wobei es zu einer Verlängerung der Stressreaktion kommt. Außerdem verlaufen die Stressreaktionen individuell unterschiedlich, da jeder verschiedene Stressreaktionen in allen Belastungssituationen anders wahrnehmen kann. Die individuellen Reaktionsspezifitäten hängen vom Zusammenwirken zwischen biologisch-konstitutionellen Faktoren und biografischen Erfahrungen ab (vgl. KALUZA 1996: 20f.). Einige Menschen reagieren bereits bei wenig Stress mit hoher Alarmbereitschaft, während andere Personen mit belastenden Ereignissen locker umgehen können. Dies steht in Verbindung mit dem Erleben und der Bewertung einer als unangenehm wahrgenommenen Situation (vgl. SCHRÖDER & BLANK 2004: 9). Es kann festgehalten werden, dass die Stressreaktion ein bedeutsames Anpassungssystem darstellt, das emotionelle, kognitive, funktionelle und verhaltenssteuernde Vorgänge kontrollieren kann und reproduktive und immunologische Funktionen entfaltet. Unter normalen Umständen wird die Reaktion vom Körper toleriert, da sie normalerweise zeitlich befristet ist und aufhört, sobald der Stressor bewältigt ist. Es kann jedoch zu einer Gefahr für den Organismus kommen, wenn die Stressreaktion nicht bewältigt werden kann (vgl. DRAGANO 2007: 41). Den Begriff der allostatischen Last wurde 1988 eingeführt, um eine Situation zu bezeichnen, in der der Körper einer zu hohen oder zu langen Dosis stressphysiologischer Aktivierung ausgesetzt ist. Es werden vier Formen von allostatischer Last unterschieden, die körperlichen Schaden anrichten könnten: Erstens, starker und plötzlicher Stress, der z. B. einen Myokardinfarkt verursachen kann; zweitens, eine langfristige Aktivierung des Stresssystems als Reaktion auf einen lang andauernden Stressor; drittens, eine Stressreaktion, die nicht bewältigt werden kann, obwohl der Stressor bereits beseitigt wurde; viertens, eine Unterfunktion der Elemente der Stressreaktion und die daraus folgende Überlastung von anderen Teilen auf Dauer. Daher kann behauptet werden, dass eine Stressreaktion gefährlich wird, wenn sie zu lange andauert und nicht kompensiert werden kann. Außerdem steht die 7

16 Stressreaktion in Verbindung mit zahlreichen Funktionen des Körpers, was sich in zahlreichen Erkrankungen manifestieren kann, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Hypercholesterinämie und arterielle Verkalkung (vgl. DRAGANO 2007: 72f.). 2.2 Stressoren Unter Stressoren werden alle situativen Anforderungsbedingungen verstanden, die eine Stressreaktion herbeiführen. Eine solche Reaktion kann durch verschiedene Situationen ausgelöst werden, wie eine Naturkatastrophe, ein Unglück oder eine Prüfung. Zusammen mit der physiologischen Stressreaktion ist auch der Stressor, der sie auslösende Reiz, bedeutend, um das Konzept von Stress zu begreifen (vgl. DRAGANO 2007: 74). Zu Beginn der Stressforschung war die Natur des Stressors nur von zweitrangiger Bedeutung. Selye entwickelte das Stresskonzept, das als Vorbild für die moderne Stressforschung dient. Die spezifischen Merkmale des Stressors und deren Wahrnehmung durch das Individuum bestimmen die Stressreaktion (vgl. FEHM-WOLFSDORF 1994: 64). Stressoren sind die Reizereignisse, die die Ursache für die Auslösung von Stress sind. Der Reiz bedroht die Funktion des Organismus und macht daher eine Anpassungsreaktion nötig. Danach wird eine Stressreaktion herbeigeführt, die laut Selye immer relativ gleich verläuft, unabhängig von der Situation (vgl. DRAGANO 2007: 74). Stressoren können zu Anspannungen, wie Angst, Überforderung, Unterforderung, Rollen- und Arbeitsplatzunsicherheit, Lärm oder täglichem Ärger führen (SCHRÖDER & BLANK 2004: 7). Sie lösen emotionalen und körperlichen Druck aus und bringen einen Menschen ins Ungleichgewicht. Die Antwort unseres gesamten Körpers ist eine Stressreaktion (vgl. SCHRÖDER & BLANK 2004: 7). Es wurde nach Jahrzehnten weiterer Forschung belegt, dass der Stressor und seine individuelle Verarbeitung die Form und Dauer der daraus folgenden Stressreaktion stark beeinflussen. Daher können bei zwei Personen unter gleichen Umständen in der gleichen Situation unterschiedliche adaptive Prozesse beobachtet werden (vgl. DRAGANO 2007: 74). Im Jahr 1986 wurden drei Typen von Stressoren unterscheidet, die nach vorherrschender Emotion in der Situation unterschiedlich sind. Die drei Hauptemotionen sind Ärger, Angst und Depression, denen jeweils eine bestimmte endokrine Stressreaktion zugeordnet ist (vgl. KALUZA 1996: 22f.). 8

17 Wenn die Situation vor allem zu Ärger führt, werden hauptsächlich Noradrenalin und Testosteron freigesetzt, das mit aggressiv-dominantem Verhalten verbunden ist. Kampf und Anstrengung können in diesem Fall von außen beobachtet werden (vgl. KALUZA 1996: 22f.). Wenn in einer Situation mit Furcht reagiert wird, kann es zu einer Adrenalinausschüttung sowie Erhöhung der Cortisolkonzentration kommen. Das sichtbare Verhalten wird durch Flucht und Anstrengung charakterisiert (vgl. KALUZA 1996: 22f.). Wenn depressive Gefühle der Hilflosigkeit und Resignation in einer Situation dominieren, wird im Körper ein Cortisolanstieg und eine Verringerung der Testosteronkonzentration verzeichnet. Das äußere Verhalten kann als hilflos und depressiv beschrieben werden (vgl. KALUZA 1996: 22f.). 2.3 Eustress und Disstress Stress ist ein Schlagwort, ein Sündenbock und ein Feigenblatt. Und das alles zu Unrecht denn in erster Linie ist Stress ein mächtiger, potenziell lebensrettender psychobiologischer Mechanismus. Ohne diesen Mechanismus wäre die Evolution der Wirbeltiere weniger erfolgreich verlaufen. Der Mensch trägt dieses kostbare Erbe in sich. (SCHÄCHINGER 2016: online) Viele beschreiben Stress als eine Art Seuche, die jeden infiziert und sich rasend schnell ausbreitet (SCHRÖDER & BLANK 2004: 7). Stress hat einen schlechten Ruf. Hier sind einige Aussagen, die im Alltag gemacht werden: Stress macht krank; durch Stress zum Burn-out; vom Stress in die Depression; Stress die Hauptsache aller Krankheiten; Stress: neue Krankheit des Jahrhunderts (vgl. SCHÄCHINGER 2016: online). Stress kann einerseits als ein Impuls für Vitalität, persönliche Weiterentwicklung und Antrieb betrachtet werden. Andererseits bezieht er sich jedoch auf das Symptom verschiedener Probleme, die langfristig auf der körperlichen Dimension zu Krankheiten führen können (vgl. SCHRÖDER & BLANK 2004: 7). Seit mehr als 500 Mio. Jahren begleiten die biologischen Stresssysteme die Evolution des Menschen in unveränderter Form. Sie haben eine Anpassung an Probleme und unangenehme Situationen erleichtert. Daher hat Stress für die Entwicklung und den Erhalt der Spezies Mensch gesorgt (vgl. SCHÄCHINGER 2016: online). Stress kann sowohl Nach- als auch Vorteile haben. Je nach Ausmaß kann Stress nicht nur als negatives Ergebnis einer Überlastung gesehen werden. Stress erlaubt uns, eine optimale Leistung zu erbringen. 9

18 Klaus Linneweh hat ein Modell zum Verhältnis zwischen Stress und Wohlbefinden erarbeitet, in dem beschrieben wird, wie bei zunehmendem Stress die Leistung so lange steigt, bis man sich im Bereich von positivem Stress befindet. Die Leistung verringert sich jedoch bei zunehmendem Stress, bis in den Bereich des negativen Stresses übergegangen wird, der von Ermüdung, Erschöpfung und Krankheit gekennzeichnet ist (vgl. LINNEWEH 2002: 21; CHABASSE 2009: 102 f.). Darüber hinaus gilt es, zwei Arten von Stress zu unterscheiden: positiven Stress, auch Eustress genannt, und negativen Stress oder Disstress. Ersterer bezeichnet eine Art von angenehmem Stress. Er wird durch eine nichtpathologische Veränderung des individuellen Gleichgewichts erzeugt. Der Eustress spornt uns zu Hochleistungen an und verleiht uns Flügel, er gibt uns Energie (SCHRÖDER & BLANK 2004: 13). Bedeutsame Voraussetzungen können unter Kontrolle gehalten werden. Laut Selye stellt Eustress eine Kombination aus Anstrengung und Kampfgeist dar, die mit der Hoffnung, Überzeugung und dem Willen verbunden ist (vgl. SELYE 1974: 27). Der Disstress zieht Energie ab und bremst uns. Er ist eine Form dauerhafter unkontrollierter Stress, der krank macht (SCHRÖDER & BLANK 2004: 13). Er wird durch eine negative Störung des individuellen Gleichgewichts hervorgerufen. Disstress wird durch das Ungleichgewicht zwischen belastenden Reizen und unzureichenden Ressourcen verursacht. Diese Art von Stress kann schädliche und pathologische Folgen für das Individuum haben. Schädlicher Stress entsteht vor allem, wenn ein Stressor als bedrohlich wahrgenommen wird und es trotz Bemühungen und Anstrengungen nicht gelingt, die Situation positiv zu beurteilen und zu kontrollieren (vgl. DRAGANO 2007: 74). Energetisch betrachtet, ist der Stress wie eine Gitarrensaite. Wenn sie zu locker ist, ist das Instrument verstimmt, bei zu viel Spannung reißt die Saite. Die Gitarre braucht bei allen Saiten für den harmonischen Klang eine gewisse Spannung (SCHRÖDER & BLANK 2004: 14). Wie mit der Gitarre ist es auch im Leben: Stress wird gebraucht, um glücklich zu sein, zu viel Stress macht jedoch krank. In der heutigen Alltagssprache gibt es die Unterscheidung zwischen Eustress und Disstress jedoch nicht mehr und es wird mit dem Begriff Stress ausschließlich negativer Stress bezeichnet. In der Alltagssprache ist häufig unter dem Begriff Stress die Stressreaktion gemeint und das Wort Stress hat meistens eine rein negative Bedeutung. 10

19 Die Stressanfälligkeit und -resistenz sowie die Reaktion auf Stress sind persönliche Merkmale. Der Zeitpunkt, zu dem die sogenannte Leistungskurve kippt, und man in den Bereich des negativen Stresses, also Disstress, gelangt, hängt von individuellen Faktoren, der momentanen Situation und der Befindlichkeit des Menschen ab (vgl. CHABASSE 2009: 103f.). Ein Reiz wird unterschiedlich interpretiert; momentanes psychisches Befinden (z. B.: Fühle ich mich fit, müde, krank oder überfordert?) Erfahrung (z. B.: Bin ich schon mit einer ähnlichen Situation umgegangen?) und Natur (z. B.: Bin ich eher ruhig oder nervös?) beeinflussen die Interpretation der Situation. Auf der Basis dieser Einschätzung wird der Reiz eine normale Reaktion oder eine Stressreaktion herbeiführen (vgl. CHABASSE 2009: 103f.). 2.4 State-Angst und Trait-Angst Das 20. Jahrhundert wurde das Zeitalter der Angst genannt. Obwohl die Angst seit der Antike analysiert wird, wurde sie nicht als ein allgegenwärtiges menschliches Leiden anerkannt (vgl. DRAGANO 2007: 78). Sigmund Freud hat als Erster behauptet, dass Angst eine bedeutende Rolle in der Persönlichkeitstheorie und in der Ätiologie psychoneurotischer und psychosomatischer Störungen spielt. Laut Freud war Angst etwas, das gefühlt wird, und ein spezifischer unangenehmer Zustand des menschlichen Organismus, der erfahrungsbezogene, physiologische und verhaltensbezogene Bestandteile umfasst (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Der Begriff Angst ist in der Psychologie ein Konstrukt. Der Begriff muss differenziert werden. In diesem Kapitel werden die Unterschiede zwischen State-Angst und Trait-Angst erklärt, die als Ausgangspunkt für die Entwicklung des empirischen Teils der Masterarbeit (Kapitel 8) erforderlich sind. Charles Donald Spielberger unterscheidet zwischen Angst als Eigenschaft (Trait-Angst) und Angst als Zustand (State-Angst) (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Der Begriff Trait-Angst bezieht sich auf allgemeine Ängstlichkeit; er wird von der Neigung gekennzeichnet, Situationen als bedrohlich zu bewerten, Stress wahrzunehmen und auf solche Situationen mit zunehmender Zustandsangst zu reagieren. Die Merkmale sind daher sichtbare und auftretende Verhaltensneigungen mit individueller Ausprägung (vgl. KURZ 1996: 146f.). 11

20 Die Eigenschaftsangst variiert je nach Individuum bezüglich Intensität und Dauer. Je stärker das Angstmerkmal ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Mensch in einer bedrohlichen Situation mit Zustandsangst reagieren wird (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Hingegen wird der Begriff State-Angst als ein emotionaler Zustand bezeichnet, der durch Anspannung, Besorgtheit, Nervosität, innerer Unruhe und Furcht vor zukünftigen Ereignissen charakterisiert ist und mit einer erhöhten Aktivität des autonomen Nerven- Systems einhergeht (vgl. KURZ 1996: 146f.). In jeder Situation wirkt sich die Zustandsangst unterschiedlich aus. Zustände beziehen sich meistens auf situative, interindividuelle Verhaltensweisen in bestimmten Situationen (vgl. KURZ 1996: 146f.). Obwohl Persönlichkeitszustände häufig vorübergehend sind, können sie auftauchen, wenn sie durch entsprechende Reize hervorgerufen werden. Im Gegensatz zu momentanen Gefühlen werden Persönlichkeitsmerkmale als relativ dauerhafte Tendenzen betrachtet, die Welt auf eine bestimmte Art und Weise wahrzunehmen und sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Menschen mit hoher Eigenschaftsangst weisen häufiger Zustandsangst auf als Personen mit niedriger Eigenschaftsangst, weil sie dazu tendieren, mehr Situationen als bedrohlich oder gefährlich wahrzunehmen. Dies passiert öfter in Situationen, die zwischenmenschliche Beziehungen involvieren oder das Selbstwertgefühl bedrohen (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Die Zustandsangst kann je nach Ausmaß des Stresses in ihrer Intensität variieren. Die individuelle Bedrohungswahrnehmung hat stärkere Auswirkungen auf die Zustandsangst als die Gefahr selbst, die mit der Situation verbunden ist (vgl. SPIELBERGER 2010: online). 2.5 Stress bei der Arbeit Sind die Erfolgsberufe tatsächlich unmenschlich? Wozu soll ich einen Beruf ergreifen, der mich zwingt, alle zwei Jahre mehrere Wochen in einem Nerven-Sanatorium zu verbringen? Also wähle ich einen Beruf, der mich gar nicht erst in die Lage bringt, Magengeschwüre [sic] zu bekommen! (ROCK 1976: 11). In diesem Fall geht es um Extremfälle, aber auch die harmlosen Stressfolgen sind unerfreulich. Es könnte behauptet werden, dass die Universität den Arbeitsplatz für die Studenten darstellt. Daher werden in diesem Kapitel Stresssituationen in der Arbeitswelt sowie Stressoren bei der Arbeit dargestellt. 12

21 Aufgrund der Globalisierung hat Stress in den letzten zwei Jahrzehnten in der Arbeitswelt stark zugenommen. Im Jahr 1910 meinte der englische Arzt William Osler, dass das Hochdruckleben durch viel Arbeit und hektisches Gewinnstreben geprägt ist. Er behauptete, dass Stress und Belastung, die von der Arbeit hervorgerufen werden, Ursache für Herz- Kreislauf-Erkrankungen sein können (vgl. DRAGANO 2007: 69). Laut Michael Lenert ist arbeitsbedingter Stress eine emotionale, kognitive, verhaltensbezogene und physiologische Reaktion des Körpers auf unangenehme und gesundheitsschädigende Bereiche der Arbeit, des Arbeitsumfeldes und der Arbeitsorganisation. Daher besteht häufig das Gefühl, eine bestimmte Situation nicht bewältigen zu können (vgl. LENERT 1996: 59). Unter Stress bei der Arbeit wird vor allem Arbeitsüberlastung, Hektik, Zeit- und Termindruck oder psychische Anspannung verstanden. In diesem Zusammenhang werden Veränderungen der Arbeitsbedingungen einbezogen (vgl. ZIMMERMANN 1984: 34). Heutzutage muss mehr Arbeit in der gleichen bzw. in kürzerer Zeit als früher bewältigt werden. Im Vergleich zur Vergangenheit ist die körperliche Belastung im Allgemeinen zurückgegangen, die psychischen Arbeitsanforderungen und -belastungen sind jedoch gestiegen (vgl. LENERT 1996: 102). Heute wird mehr von Menschen verlangt. Menschen sollen sich gegen die Konkurrenz behaupten und vor allem ihre gesamte, ungeteilte Kraft für die Arbeit bereithalten (danvgl. ZIMMERMANN 1984: 12). Eine grundlegende Ursache für Stress bei der Arbeit ist auf die Veränderungen der Arbeitsbedingungen und Belastungen zurückzuführen. Die persönlichen Arbeitsvoraussetzungen spielen dabei eine entscheidende Rolle, wie bei auftretenden Belastungen unterschiedliche Beanspruchungen entstehen (vgl. ZIMMERMANN 1984: 35). Bei einer Arbeit, in der der Mensch auf die Verrichtung weniger, einfacher und sich oft wiederholender Funktionen beschränkt wird, in der er keinerlei Einfluss- und Entscheidungsmöglichkeiten hat, kann er seine Kenntnisse und Fähigkeiten nicht umfassend einsetzen; sie gibt ihm keine Möglichkeit, sich in der Arbeit zu bestätigen, sich zu entfalten, seine Kenntnisse und Fähigkeiten und damit seine Person weiterzuentwickeln. (ZIMMERMANN 1984: 14) Es kann daher behauptet werden, dass die Arbeit eine besondere Bedeutung und vielfältige Auswirkungen auf die Person und seine gesamte Lebensqualität hat. 13

22 Psychosoziale Arbeitsbelastungen können nicht nur zu Herzkrankheiten führen, sondern es gibt auch Hinweise dafür, dass die psychische Gesundheit, das muskuloskelettale System und andere Körperfunktionen beeinträchtigt sind (vgl. DRAGANO 2007: 69). Im alltäglichen Arbeitsumfeld des Menschen können unterschiedliche Belastungen auftreten. Als Belastung wird die Gesamtheit der Bedingungen bezeichnet, die die Menschen bei der Arbeit beeinflussen. Die wesentlichen Belastungsfaktoren, die sich durch Arbeitsplatzuntersuchungen ermitteln lassen, lauten wie folgt: Gesellschaftlich-ökonomische Rahmenbedingungen: Arbeitsplatzunsicherheit aufgrund schlechter wirtschaftlicher Lage, Fremdbestimmtheit durch gegebene Herrschaftsverhältnisse; Arbeitsorganisation und Arbeitsinhalt: Muskelbelastung, Konzentration und Aufmerksamkeit, Störungen und Unterbrechungen, Verantwortung, Arbeitsschwierigkeit, Zeitdruck, Leistungsnormen, unklare und widersprüchliche Arbeitsaufträge; Arbeitsmittel und Arbeitsplatz: technische Einrichtungen, Werkstoffe, Unfallgefahren; Arbeitsumgebung: Klima, Lärm, Schadstoffe und Beleuchtung; Arbeitszeitorganisation: Verteilung der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit, Nachtund Schichtarbeit, Überstunden; Kooperation und soziale Beziehungen im Betrieb: Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Konkurrenz, Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen, fehlende Anerkennung und Unterstützung (ZIMMERMANN 1984: 19). Stress lässt sich allgemein auffassen als eine Wechselwirkung zwischen: den objektiven Arbeitsbedingungen und Belastungen; den subjektiven Einschätzungen, dass diese Bedingungen beanspruchend sind; dem Gefühl nicht hinreichender persönlicher Arbeitsvoraussetzungen zur Erfüllung einer Aufgabe und damit dem Gefühl einer Bedrohung, diese Belastungen nicht bewältigen zu können. (ZIMMERMANN 1984: 35) Die subjektive Wahrnehmung des Menschen und die daraus folgende Verarbeitung dieser Situation durch den Einzelnen tragen zur Stressursache bei. Stress bezieht sich auf den Prozess der Wahrnehmung von Arbeitsanforderungen als negative Beanspruchung und Bedrohung, eine Situation nicht meistern zu können. Durch diesen Prozess können Menschen über- oder unterfordert sein, Aspekte ihrer Arbeit als bedrohlich sehen, ihre Aufgaben nicht bewältigen und Ereignisse nicht vorhersehen (vgl. ZIMMERMANN 1984: 121). 14

23 Es ist jedoch schwierig, allgemeingültige Aussagen zu formulieren, die mit Sicherheit Überforderung oder Unterforderung bzw. psychische Beanspruchung und Stress als Ergebnis haben. Außerdem muss bedacht werden, dass persönliche Arbeitsvoraussetzungen unterschiedlich sind und sie bei derselben Person Schwankungen unterliegen (vgl. ZIMMERMANN 1984: 121) Stressoren im Berufsleben Die Stressoren und ihre persönliche Verarbeitung stellen das Zusammenspiel zwischen der sozialen Umwelt und einer organischen Schädigung dar. Die Arbeitswelt kann daher eine Quelle für Stressoren sein. Die Situationen müssen ein spezifisches Bedrohungspotenzial sowie eine so hohe Intensität und Dauer haben, dass die individuellen Ressourcen nicht mehr ausreichen, um mit der Bedrohung umgehen zu können. Wenn diese Kriterien erfüllt werden, handelt es sich um Stressoren (vgl. DRAGANO 2007: 77). Die Erwerbsarbeit ist für die Mehrheit der Bevölkerung ein zentraler Bereich des Lebens. Sie ist für zahlreiche Menschen die bedeutsamste Möglichkeit, ein regelmäßiges Einkommen zu erhalten und Bedürfnisse zu befriedigen. Sie beeinflusst auch die Teilnahme an gesellschaftlichen Chancen, Gütern und Macht. Außerdem bestimmt die Arbeit den Tagesablauf, weshalb psychosoziale Arbeitsbedingungen über eine lange Zeitspanne wirken können. In diesem Zusammenhang kann behauptet werden, dass es Potenzial für chronische Stressreaktionen im Erwerbsleben gibt (vgl. DRAGANO 2007: 78). In der Forschung wurde die folgende Liste von Belastungen erarbeitet, die in der Arbeitswelt auftreten können: Arbeitsplatzunsicherheit, übermäßiger Wettbewerb, gefährliche Arbeitsbedingungen, Aufgabenanforderungen, lange oder ungewöhnliche Arbeitszeiten (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 12f.). Die Ursachen der Stressoren können in drei Hauptklassen aufgelistet werden: erstens, die organisatorische Laufbahn (Arbeitsplatzverlust, Karriereentwicklung, Rückzug), zweitens, die Aufgaben (Routinisierung der Arbeit, Aufgabenschwierigkeiten) und drittens, die Organisationsstruktur. Die Belastungsquellen wurden in sechs Kategorien aufgeteilt: Aufgabe, Rolle, Verhaltenssituation, physische Umgebung, soziale Umgebung und Eigenschaften, die die Person in die Arbeit mitbringt (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 12f.). Christopher Poulton (1979) hat mögliche arbeitsbedingte Stressoren identifiziert. 15

24 Der erste ist eine schlechte Sichtbarkeit. Wenn zu wenig Licht vorhanden ist, müssen die Menschen spezielle Strategien entwickeln und lernen, wie die unzureichenden visuellen Hinweise zu überwinden sind. Dadurch wird die Aufgabe zeitaufwendiger und frustrierender. Die Blendung ist ein anderer Faktor. Sie verringert die Sichtbarkeit des Bildschirmes, wenn das Bild in den Streulichtkegel fällt. Dazu zählt auch das Flackern. Das von einer normalen Glühlampe abgegebene Licht hängt von der Spannung der Hauptversorgung ab. Schwankt die Spannung des Stromnetzes infolge plötzlicher transienter Bedarfserhöhungen, so flackert das Licht (vgl. POULTON 1979, zitiert nach COOPER & PAYNE 1979: 30f.). Ein anderer Stressor ist Lärm. Kontinuierlicher Lärm isoliert eine Person von ihrer normalen Hörumgebung. Lärm lenkt die Person von dem ab, was sie gerade tut. Er erhöht auch die verhaltensbedingte Erregung einer Person und hindert sie daran, sich zu entspannen und einzuschlafen. Lärm stört die Konversation und beeinträchtigt, dass Menschen hören, was gesagt wird. Unerwartete Geräusche lenken ab (vgl. POULTON 1979, zitiert nach COOPER & PAYNE 1979: 30f.). Eine andere Art von arbeitsbedingten Stressoren kann Arbeitsüberlastung sein. Es wurden Stressoren im Hinblick auf quantitative und qualitative Überlastung unterschieden. Erstere bezieht sich darauf, zu viel zu tun zu haben, während Letztere bedeutet, eine Arbeit zu machen, die zu schwierig ist. Sie untersuchten die qualitative und quantitative Arbeitsüberlastung an einer großen Universität. Sie verwendeten Fragebögen, Interviews und medizinische Untersuchungen, um Daten über Risikofaktoren zu erhalten. Sie stellten fest, dass ein Symptom von Stress, nämlich ein geringes Selbstwertgefühl, mit der Arbeitsüberlastung zusammenhing (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 35f.) Physische Arbeitsbelastungen Die Auflistungen von Arbeitsbelastungen deuten darauf hin, dass Stress bei der Arbeit kein abgegrenzter Begriff ist. Zwei Hauptversionen von Stress bei der Arbeit sind in den meisten Fällen implizit oder explizit in der Arbeit enthalten: die kleinere Version, als Überschreitung der Umweltanforderungen hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten, diese zu erfüllen (Überforderung) und die breitere Version, die auch das Verhältnis zwischen den Bedürfnissen der Person und der Befriedigung in der Arbeitswelt umfasst (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 12f.). Forschung über psychischen Stress und psychische Stressreaktionen ist komplexer als Untersuchungen über physischen Stress (CAPLAN et al. 1975: 33). 16

25 Die Forschung versucht seit beinahe 100 Jahren, die Merkmale der Arbeitswelt zu identifizieren, die direkt mit stressbedingten Erkrankungen verbunden sind. Es herrscht jedoch ein geteilter Konsens darüber, dass komplexe Abläufe bei der Entstehung von arbeitsbedingtem Stress vorhanden sind. Es gibt zahlreiche verschiedene Variablen zu berücksichtigen, die nicht gut abgegrenzt und definiert sind. In der Literatur über Stress und Gesundheit herrscht Verwirrung und Unstimmigkeit in Bezug darauf, welche Variablentypen untersucht werden sollten und auf welchen theoretischen Modellen aufgebaut werden soll (vgl. DRAGANO 2007: 78; CAPLAN et al. 1975: 33). Es wurden Klassifikationen von Arbeitsbedingungen und persönlichen Reaktionsmustern bezüglich der stressphysiologischen Erkenntnisse erarbeitet. Die beruflichen Stressbelastungen können allgemein in zwei Gruppen unterteilt werden: erstens, in psychologisch und psychobiologisch orientierte Modelle, welche die Person, die erlebt und handelt, im Mittelpunkt beschreiben; zweitens, in sozialpsychologisch und soziologisch orientierte Modelle, bei denen die interpersonellen Systeme und deren soziale Struktur im Zentrum stehen (vgl. DRAGANO 2007: 78; CAPLAN et al. 1975: 33). Ein Mensch kann gleichzeitig mehreren Belastungen ausgesetzt sein. Eine einfache Annahme ist, dass sich die Auswirkungen einer Anzahl von Belastungen summieren. Wenn eine Person nur einer einzigen Belastung ausgesetzt ist, verringert sich ihre Effizienz womöglich nur um 10 %. Wenn sie jedoch mehreren Belastungen auf einmal ausgesetzt ist, wird ihre Effizienz noch weiter reduziert und sie hat keine Möglichkeit mehr, dies auszugleichen (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 30f.). Es gibt eine Vielzahl von potenziell belastenden Umständen (Stressoren) im Arbeitsumfeld einige davon sind überwiegend objektiv und messbar, andere vorwiegend qualitativ. Allerdings empfinden nicht alle Menschen eine gegebene Arbeitssituation als belastend, noch wird eine Person alle Arbeitssituationen als gleich belastend empfinden. Stress tritt vielmehr dann auf, wenn die Fähigkeiten der Person nicht mit den Anforderungen des Arbeitsumfelds übereinstimmen oder wenn es klare Hindernisse für die Erfüllung starker Bedürfnisse oder Werte gibt. In solchen Situationen tritt eine schlechte Übereinstimmung zwischen der Person und ihrer Umgebung auf. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, sich zu überlegen, was und wie Aspekte der Persönlichkeit, des Verhaltens und der sozialen Umstände die Reaktion einer Person auf potenzielle Stressoren beeinflussen (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 130). 17

26 Das Erleben von Stress ist eine subjektive Reaktion, die sich aus einer Kombination von bestimmten objektiven Arbeitsbedingungen und persönlichen Eigenschaften ergibt. Eine Person kann mit der Arbeit mit Menschen zufrieden sein, während eine andere Person sie als Quelle von Stress oder Unzufriedenheit empfindet, weil sie ein geringeres Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Zugehörigkeit hat (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 130). 3 Stress beim Dolmetschen Wie machen Sie das?. Hören und gleichzeitig zwei Sprachen zu sprechen, scheint auf den ersten Blick unmöglich zu sein. Wenn SimultandolmetscherInnen diese Frage gestellt bekommen, können sie das oft gar nicht so genau beschreiben so intuitiv und automatisiert sind die kognitiven Prozesse, die sie dabei anwenden (vgl. FACHDOLMETSCHER: online). Um eine solche Tätigkeit ausführen zu können, ist ein gezieltes Training erforderlich, damit die kognitiven Ressourcen so umverteilt werden, dass trotz Schwierigkeiten keine Interferenzen zwischen den Arbeitssprachen entstehen. Die Dolmetscher müssen die eingehenden Informationen sowie den selbstproduzierten Output verarbeiten. Sie sind oftmals mit einer großen Informationsdichte konfrontiert, die den Simultandolmetschprozess erschwert und eine hohe kognitive Belastung darstellt. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass der erforderliche Verarbeitungsaufwand größer ist als die Kapazitäten, über die Dolmetscher verfügen. In solchen Fällen können die kognitiven Ressourcen von Dolmetschern erschöpft sein. Wenn es zu einer solchen Situation kommt, können Fehler und Auslassungen auftreten (vgl. RICCARDI 2012: 73). Wie schon erwähnt, kann Stress bei der Arbeit durch zahlreiche Arbeitsbelastungen oder Arbeitsbedingungen hervorgerufen werden, z. B. durch zu viel oder zu wenig Arbeit, Zeitund Termindruck, Zwang, Entscheidungen zu treffen, Ermüdung, Reisen, Überstunden, die Notwendigkeit, sich an Veränderungen zu gewöhnen, Angst vor finanziellen Konsequenzen bei Fehlern sowie fehlende Sicherheit des Arbeitsplatzes und Frustration. Die Merkmale des Dolmetschens weisen zahlreiche Ähnlichkeiten zu diesen Stressoren auf (vgl. CHABASSE 2009: 105). 3.1 Stressoren beim Dolmetschen Konferenzdolmetscher arbeiten unter Bedingungen, die in der Psychologie allgemein als objektive Stressfaktoren gelten: die ständige Informationslast, der Zeitfaktor, die 18

27 Konzentrationsanforderung, die Ermüdung, die enge Kabine. Mehrere empirische Studien haben bestätigt, dass es sich beim Simultandolmetschen in der Tat um einen Beruf mit hohem Stressfaktor handelt (vgl. KURZ 2003: 51). Im Jahr 1980 wurde eine Umfrage durchgeführt, um die Stressfaktoren beim Dolmetschen zu analysieren. Es wurden insgesamt 33 Dolmetscher befragt, 11 davon in Straßburg, 8 in Brüssel und 14 in Genf. Es wurde ein Fragebogen erstellt, der an alle AIIC-Mitglieder mit Englisch als eine ihrer Arbeitssprachen geschickt wurde. In der Studie wurden vor allem der berufsbedingte Stress der Dolmetscher und seine Folgen untersucht. Auf der Grundlage dieser Umfrage hat Cary Cooper (1982) die Stressoren in vier Kategorien unterteilt: externe Faktoren, tätigkeitsabhängige Faktoren, zwischenmenschliche Faktoren und Beziehung zwischen Privat- und Berufsleben (vgl. COOPER et al. 1982: 97ff.) Externe Faktoren Das Dolmetschen findet in Kabinen statt, weshalb die meisten Umgebungsfaktoren in den Kabinen ausschlaggebend für das Stressniveau bei der Arbeit sind. Die ISO, die internationale Organisation für Normung, hat Mindeststandards für die Größe der Kabine, die Belüftung und die Beleuchtung festgelegt, aber zahlreiche Konferenzzentren erfüllen diese Standards nicht. Die externen Faktoren umfassen: schlechte Belüftung und Klimatisierung sowie mangelhafte Beleuchtung in den Kabinen, schlechte Tonqualität, unpassend schallisolierte Kabinen, Redner, die auf das Mikrofon schlagen oder hineinblasen, während die Dolmetscher über die Kopfhörer zuhören, oder Redner, die zu leise reden, mehrere gleichzeitig eingeschaltete Mikrofone, Hintergrundgeräusche, wie Handyklingeln, Seitenblättern oder Husten. Weitere externe Faktoren sind die schlechte Positionierung der Kabinen und visuelle Störungen, die die Dolmetscher dazu zwingen, unbequem zu sitzen, um die Redner oder den Bildschirm zu sehen (vgl. COOPER et al. 1982: 97ff.) Tätigkeitsabhängige Faktoren Bei den meisten Berufen kann eine Person die unvollendete Arbeit am nächsten Tag abschließen; die Arbeit eines Dolmetschers erfordert jedoch, dass der Auftrag im Moment abgeschlossen wird, was Druck und Anspannung verursacht. Die tätigkeitsabhängigen Faktoren umfassen die hohe Beanspruchung der Konzentration. Die Dolmetscher sind während einer Konferenz fortwährend zahlreichen Informationen 19

28 ausgesetzt. Wenn sie nur für eine Minute abgelenkt sind, bedeutet dies, dass Sätze verloren gehen können. Auch wenn die meisten Organisationen vorschreiben, dass Dolmetscher in 20- bis 30- minütigen Einsätzen arbeiten sollen, kann es manchmal notwendig sein, eine Stunde oder länger ununterbrochen zu arbeiten. Abgesehen von den tatsächlich in der Kabine verbrachten Stunden müssen die Dolmetscher den ganzen Tag anwesend sein. Dies kann körperlich anstrengend sein (vgl. COOPER et al. 1982: 97ff.). Ein anderer Faktor ist die Rücksichtnahme vonseiten der Delegierten. Auch wenn die AIIC- Regeln vorsehen, dass die Dolmetscher Kopien der Reden im Voraus bekommen müssen, wenn solche auf Konferenzen vorgetragen werden sollen, sagen die meisten Dolmetscher, dass dies in 70 bis 80 % der Fälle nicht geschieht. Manchmal kann es vorkommen, dass Redner einen 40-minütigen Vortrag in 20 Minuten ablesen, was für die Dolmetscher anstrengend sein kann. Eine weitere Spannungsquelle ist, dass politische Konferenzen chaotisch sein und wie ein Schreikampf zwischen Delegierten aus verschiedenen Ländern aussehen können, bei dem Dolmetscher als Sündenböcke benutzt werden, wenn andere mit ihrem Standpunkt nicht einverstanden sind. Andere Faktoren, die zu dieser Kategorie zählen, sind inkompetente Redner, die abgefasste Texte schnell und ohne Betonung lesen, oder die sich in einer Fremdsprache ausdrücken, die sie eigentlich nicht beherrschen. Dazu kommen die schlechte Konferenzorganisation, die häufig länger dauert, häufiges Reisen und mangelndes Feedback von Abgeordneten. Für die meisten Dolmetscher sind Rückmeldungen, sowohl positive als auch negative, entscheidend, um zu verstehen, wie sie bessere Leistungen erbringen könnten (vgl. COOPER et al. 1982: 97ff.) Zwischenmenschliche Faktoren Die zwischenmenschlichen Faktoren sind solche, wie eine problematische Beziehung zu Kollegen, die nicht kooperieren, z. B. bei einer Konferenz die Zahlen nicht mitnotieren, für Unruhe in der Kabine sorgen, z. B. durch Blättern, Rascheln oder lautes Einschenken von Getränken. Kollegen können die Aufmerksamkeit eines anderen ablenken, indem sie zu nervös oder unfreundlich sind oder ein zu starkes Parfüm tragen. 20

29 Eine weitere Quelle von Belastung kann die Tatsache sein, dass ein anderer Dolmetscher in der Kabine einen Fehler korrigiert. Konflikte mit Kollegen können auch durch Konkurrenz entstehen, insbesondere bei Freiberuflern. Die zwischenmenschlichen Faktoren umfassen auch mögliche Probleme mit dem Chef- Dolmetscher oder mit den Delegierten (vgl. COOPER et al. 1982: 97ff.) Beziehung zwischen Privat- und Berufsleben Die vierte Kategorie bezieht sich auf die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf. Das Familien- oder Privatleben hat einen starken Einfluss auf die Leistung der meisten Dolmetscher. Persönliche Probleme könnten die Dolmetscher an einer guten Leistung hindern. Dieser Beruf hat einen positiven Einfluss, da die meisten Personen angaben, dass sie ihre persönlichen Probleme während des Dolmetschens vergessen, da sie sich in der Kabine konzentrieren müssen. Längere und häufige Abwesenheiten von zu Hause werden jedoch von den meisten als störend für ein glückliches und gesundes Familien- und Sozialleben empfunden (vgl. COOPER et al. 1982: 97ff.). In der Umfrage gaben gaben 45 % an, dass über 40 % des Stresses in ihrem Leben direkt mit der Arbeitsumgebung zusammenhängt, während 20 % sagten, dass über 60 % des Stresses arbeitsbedingt sind (vgl. COOPER et al. 1982: 97ff.) Andere Faktoren Die materielle Unsicherheit stellt einen zusätzlichen Stressfaktor dar. Die freiberufliche Dolmetschtätigkeit ist saisonal strukturiert. Für Dolmetscher, deren Haupteinkünfte aus der Dolmetschtätigkeit kommen, kann der Arbeitsumfang manchmal beunruhigend sein. Während der Saison gibt es häufig keine Ruhephase zwischen den Aufträgen, was zu einer Überlastung führen kann (vgl. CHABASSE 2009: 107). Mit anderen Worten, Stress ist ein unumgänglicher Teil des beruflichen Lebens speziell von freiberuflichen Konferenzdolmetschern (CHABASSE 2009: 107). Laut Daniel Gile gibt es zahlreiche Faktoren und Umstände, unter denen eine kognitive Überforderung auftreten kann. Probleme in der Kabine können aus chronischen oder zufälligen Gründen entstehen. 21

30 Erstere beziehen sich auf Situationen, in denen Dolmetscher nicht über kognitive Fähigkeiten, außersprachliches Wissen und Kenntnisse von Wörtern und Grammatikregeln verfügen, um mit der Situation umzugehen. Dies kann auf das kognitive Potenzial einer Person zurückzuführen sein, aber auch auf den Grad der Expertise von Studenten oder Anfängern, die noch nicht über die notwendigen kognitiven Fähigkeiten verfügen. Zufällige Gründe beziehen sich auf kognitive Überforderungsauslöser, wie linguistische, semantische und physikalische Merkmale der Ausgangssprache oder die Kommunikationsumgebung (vgl. GILE 2009: 192ff.). Weitere mögliche Stressoren beim Dolmetschen können eine hohe Übertragungsgeschwindigkeit der Ausgangsrede oder eine hohe Informationsdichte der Rede sein. Insbesondere Aufzählungen sind dicht, da sie Informationselemente ohne andere Wörter dazwischen enthalten (vgl. GILE 2009: 192ff.). Wie bereits erwähnt, gibt es auch für Gile externe Faktoren, die zu Stress und Problemen beim Dolmetschen führen können. Diese Faktoren sind die Verschlechterung der Qualität des Tons, der durch die Kopfhörer der Dolmetscher kommt, oder andere Toninterferenzen. Starke Akzente, falsche Grammatik und lexikalische Verwendung sowie ein ungewohnter Sprachstil sind ebenfalls Stressoren. Unbekannte Namen, die aus mehreren Wörtern bestehen, stellen eine Belastung für das Gedächtnis der Dolmetscher dar, außer sie sind ihnen in der Zielsprache vertraut (vgl. GILE 2009: 192ff.). Ein weiteres Beispiel für Überforderung ist, wenn Dolmetscher mit einer Ausgangs- und einer Zielsprache arbeiten, die syntaktisch unterschiedlich sind und dies eine große Speicherung von Informationen erfordert, bevor sie in der Zielsprache umformuliert werden können. Kurze Vokale und Silben können schwer zu verarbeiten sein, wie Zahlen oder kurze Namen. Aufgrund ihrer kurzen Dauer können sie Informationsverluste verursachen (vgl. GILE 2009: 192ff.). 3.2 Umfragen zu Stress und Dolmetschen Forscher haben auch begonnen, physiologische Stressparameter zu untersuchen, wie objektive Anzeichen von Stress. Jorma Tommola und Jukka Hyönä (1990), die Variationen der psychischen Belastung während des Simultandolmetschens und zwei weiterer Sprachverarbeitungsaufgaben (Zuhören und Shadowing) durch die Pupillometrie gemessen haben, stellten fest, dass das Simultandolmetschen mit der höchsten Dilatationsstufe der 22

31 Pupille verbunden ist. Dies bedeutet, dass das Simultandolmetschen eine große Verarbeitungslast darstellt. (vgl. HYÖNÄ et. al 1995: 598). Ingrid Kurz (2002) untersuchte, ob der subjektive Eindruck der Dolmetscher, dass das TV- Dolmetschen anstrengender als gewöhnliches Konferenzdolmetschen sein kann, durch objektive physiologische Stressmessungen bestätigt werden kann (vgl. KURZ 2003: 56). Im Jahr 2014 wurde eine Pilotstudie in Polen durchgeführt, deren Hauptziel es war, zu untersuchen, ob die Geschwindigkeit des Sprechers das Stressniveau der Dolmetscher beim Simultandolmetschen beeinflusst. Herzfrequenz und Blutdruck wurden gemessen, um physiologische Stressreaktionen beim Simultandolmetschen zu untersuchen. Zehn Dolmetschstudenten der Adam-Mickiewicz-Universität nahmen kurz vor der Abschlussprüfung an der Pilotstudie teil. Eines der Ziele der Umfrage, die nach dem Experiment durchgeführt wurde, war es, Daten über mögliche Stressoren beim Dolmetschen zu sammeln. Ein Stressfaktor, der von den Teilnehmern häufig genannt wurde, war die Angst, Fehler zu machen, die vom Publikum erkannt werden können, das sowohl die Ausgangs- als auch die Zielsprache ausreichend beherrscht. Diese Art von Perfektionismus scheint eine Belastung für zahlreiche Dolmetschstudenten zu sein, die frustriert sind, wenn sie es nicht schaffen, eine fehlerfreie Verdolmetschung zu liefern. Andere Stressoren, die von den Teilnehmern erwähnt wurden, fielen in die Kategorie der unbefriedigenden Arbeitsbedingungen. Beim Simultandolmetschen haben sie schlechten Ton und schlechte Sicht sowie keinen Zugang zu den vom Redner präsentierten Bildmaterialien aufgelistet. Vier von zehn Teilnehmern haben die Geschwindigkeit der Übertragung als einen bedeutenden Stressfaktor beim Konferenzdolmetschen genannt (vgl. KORPORAL 2016: 308). 3.3 Ähnliche Stressoren bei der Arbeit und beim Dolmetschen Unter den Stressoren bei der Arbeit haben Cooper und Payne (1978) Faktoren aufgelistet, die Ähnlichkeiten zur Dolmetschwelt aufweisen. Der erste Stressor ist eine vorübergehende Arbeitsüberlastung. Arbeitsüber- und -unterforderung resultieren häufig aus dem unregelmäßigen Arbeitsfluss. Kurze Geschwindigkeitsschübe sind erforderlich, wenn eine Person Arbeit von mehreren Quellen erhält, die unabhängig voneinander funktionieren (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 15ff.). 23

32 Der zweite besteht aus dem Erledigen von mehreren Dingen gleichzeitig, das an folgenden Beispielen aufgezeigt werden soll: Ein Autofahrer in einem ihm unbekannten Teil des Landes muss auf die Straßenschilder achten, die ihm seine Route vorgeben. Er tut dies, während er sein Auto fährt und auf den Verkehr auf der Straße und in seinem Rückspiegel achtet. An einem arbeitsreichen Tag kann ein Mitarbeiter einen Telefonanruf von einem Manager erhalten, der ihn um Informationen bittet. Während er nach den Informationen sucht, ruft jemand anderes an, der ebenfalls etwas wissen möchte. Schließlich kommt der Chef und nimmt den Mitarbeiter für eine einstündige Beratung mit und lässt ihn mit einer Liste dringender Aufgaben zurück, die er erledigen muss. Wenn mehrere Dinge gleichzeitig erledigt werden müssen, besteht die Gefahr, dass eine wichtige Aufgabe ausgelassen oder vergessen wird, bis es zu spät ist (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 15ff.). Ein weiterer Stressor ist Arbeitsunterforderung. Sie tritt an denselben Arbeitsplätzen auf wie Arbeitsüberforderung, nämlich in den Zeiten, in denen es wenig oder nichts zu tun gibt. Die Person wird gelangweilt und ineffizient (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 15ff.). Eine weitere wesentliche Stressquelle ist mit der Rolle einer Person bei der Arbeit verbunden. Rollenambiguität besteht, wenn eine Person unzureichende Informationen über ihre Arbeitsrolle hat. Sie entsteht, wenn es an Klarheit über die mit der Rolle verbundenen Arbeitsziele, über die Erwartungen der Arbeitskollegen an die Arbeitsrolle und über den Umfang und die Verantwortlichkeiten der Arbeit mangelt. Die Stressindikatoren im Zusammenhang mit der Rollenambiguität sind depressive Stimmung, gesenktes Selbstwertgefühl, Lebens- und Arbeitsunzufriedenheit sowie geringe Motivation. Ein Rollenkonflikt besteht, wenn eine Person in einer bestimmten Arbeitsrolle durch widersprüchliche Arbeitsanforderungen hin- und hergerissen ist oder Dinge tut, die sie nicht tun möchte. Die häufigste Manifestation ist, wenn sich eine Person zwischen zwei Gruppen von Menschen befindet, die unterschiedliche Verhaltensweisen fordern (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 15ff.). Ein weiterer entscheidender potenzieller Stressor im Zusammenhang mit der eigenen organisatorischen Rolle ist die Verantwortung für Menschen. Hier kann zwischen der Verantwortung für Menschen und jener für Dinge (Ausstattung, Budget etc.) unterschieden werden. Erhöhte Verantwortung für Menschen bedeutet oftmals, dass mehr Zeit damit verbracht werden muss, mit anderen zu interagieren, an Besprechungen teilzunehmen, allein zu arbeiten und als Folge Termindruck und Zeitpläne einzuhalten (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 15ff.). 24

33 Die berufliche Entwicklung ist ein weiterer Stressor. Potenzielle Stressoren wie mangelnde Arbeitsplatzsicherheit und Angst vor Überalterung können in diesem Bereich identifiziert werden. Für eine Vielzahl von Menschen ist das berufliche Fortkommen von übergeordneter Bedeutung. Durch eine Beförderung verdienen sie nicht nur Geld, sondern auch Status und stellen sich neuen beruflichen Herausforderungen, nach denen sie streben. Das berufliche Fortkommen kann von Natur aus ein Problem sein, da viele denken, dass Glück und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, eine große Rolle spielen. Im mittleren Alter werden die Jobchancen weniger, frühere Entscheidungen können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Energien können erlahmen oder für familiäre Aktivitäten beansprucht werden und es gibt den Druck frischer junger Bewerber, denen man sich im Wettbewerb stellen muss. Die Angst vor einer Degradierung oder davor, überflüssig zu werden, kann für diejenigen, die wissen, dass sie das Ende der Karriereleiter erreicht haben, groß sein, und die meisten werden unweigerlich eine gewisse Verringerung ihres Status erleben, bevor sie in den Ruhestand gehen (vgl. COOPER & PAYNE 1979: 15ff.). 3.4 Stress während des Dolmetschstudiums Für manche Profidolmetscher haben die mündlichen Abschlussprüfungen des Studiums die ersten beruflichen Hochleistungssituationen dargestellt. Wenn Studenten bei einer Dolmetschprüfung nervös und gestresst sind, hören und verstehen sie möglicherweise nicht alles, was gesagt wird. Dies kann dazu führen, dass bei der Verdolmetschung maßgebliche Daten oder Zusammenhänge fehlen. Beim Notieren kann es zum Zittern der Hände kommen und dazu, dass bei der Konsekutivverdolmetschung die Notizen nicht mehr entziffert werden können. Vokabeln, die aufwendig vor der Prüfung gelernt wurden, entfallen dem Dolmetscher in der Kabine plötzlich. Es kann schwierig sein, sich auf einzelne Einheiten zu konzentrieren und den roten Faden nicht zu verlieren. Dies passiert am häufigsten bei Studenten des Konferenzdolmetschstudiums (vgl. MARTÍN 2017: online). Mit steigender Berufserfahrung wird jedoch dieses Szenario immer weniger wahrscheinlich und die Dolmetscher lernen, wie mit stressigen Situationen umgegangen werden kann, auch wenn langjährig tätige Dolmetscher behaupten, dass sie bei ihrer Tätigkeit unter Stress sind und dass manchmal diese Arbeit Druck auslösen kann (vgl. MARTÍN 2017: online). Konferenzdolmetscher arbeiten unter Bedingungen, die von Psychologen im Allgemeinen als objektive Stressfaktoren angesehen werden. Dazu zählen die ständige Informationsbelastung, der Zeitfaktor, der enorme Konzentrationsbedarf, die Müdigkeit 25

34 usw. Mehrere empirische Studien haben bestätigt, dass das Simultandolmetschen in der Tat eine belastende Tätigkeit ist. Konferenzdolmetscher sind sich darüber einig, dass ihr Beruf äußerst anspruchsvoll ist. Er erfordert hohe Aufmerksamkeit und Konzentration über einen langen Zeitraum hinweg. Die Notwendigkeit, mit unterschiedlichen und oft schwierigen Themen, zahlreichen Sprechern und Akzenten umzugehen sowie die Möglichkeit, jederzeit zu scheitern usw. zählen zu den Faktoren, die allgemein als stressverursachend angesehen werden (vgl. KURZ 2003: 50). Im Gegensatz zu erfahrenen Konferenzdolmetschern können Anfänger und Studenten nicht auf umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen. Sie haben nach wie vor mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen, wie Hintergrundwissen, Verstehen, Konzentration, Grammatik, Entsprechungen, Geschwindigkeit usw. Daher kann eine bestimmte Situation, die für erfahrene Dolmetscher zur Routine geworden ist, für Dolmetschstudenten ein hochgradig belastendes Ereignis darstellen (vgl. KURZ 2003: 50). 3.5 Umfragen zu Stress im Dolmetschstudium Kurz hat in einer Pilotstudie das Stressniveau beim Simultandolmetschen für Konferenzdolmetscher und Studenten mithilfe objektiver physiologischer Parameter untersucht. Sie entschied sich für eine Methode, die in echten Dolmetschsituationen angewendet werden kann und die kontinuierliche Aufzeichnung physiologischer Parameter erlaubt. Sie verwendete die Pulsfrequenz und die elektrodermale Aktivität (EDA), denn wenn wir gestresst sind, schwitzen wir etwas mehr als sonst, was zu einem Anstieg der Hautleitfähigkeit führt. Die Pilotstudie umfasste zwei Gruppen von Probanden. Zwei erfahrene Dolmetscher wurden während des Simultandolmetschens bei einer medizinischen Konferenz mit Englisch und Deutsch kontinuierlich aufgezeichnet. Drei Studenten in einem Englisch/Deutsch-Kurs für Simultandolmetschen wurden im Unterricht während des Dolmetschens eines Texts aufgezeichnet, den sie eine Woche vorher erhalten hatten (vgl. KURZ 2003: 61ff.). Die individuelle elektrodermale Aktivität der Dolmetscher zeigte keinen großen Unterschied zwischen den beiden Gruppen; bedeutende Unterschiede wurden jedoch in der Pulsfrequenz der Probanden aufgezeichnet. Obwohl die Konferenz im Bereich Medizin technisch und schwierig war, lagen die Pulsfrequenzwerte der erfahrenen Dolmetscher im normalen Durchschnitt. Es wurden keine deutlichen Anzeichen von erhöhtem Stress beobachtet. Dies 26

35 bedeutet, dass erfahrene Konferenzdolmetscher mit den hohen Anforderungen einer technischen Konferenz zurechtkommen und dank Übung und Erfahrung die richtigen Strategien anwenden können. Die Pulsfrequenz war bei allen drei Dolmetschstudenten deutlich höher als bei den beiden erfahrenen Dolmetschern, was darauf hindeutet, dass selbst eine gewöhnliche Unterrichtssituation, in der mit einem vorab gegebenen Text gedolmetscht wird, für Anfänger eine messbar höhere physiologische Belastung bedeutet (vgl. KURZ 2003: 61ff.). In diesem Zusammenhang kann behauptet werden, dass Konferenzdolmetscher mit der Erfahrung gelernt haben, ihre Angst zu überwinden, und sie mehr Stressresistenz beim Simultandolmetschen entwickelt haben, während Dolmetschstudenten immer noch mit zahlreichen Problemen zu kämpfen haben. In Anbetracht der erhöhten physiologischen Stresswerte, die bei Studenten beim Simultandolmetschen beobachtet wurden, sollten Dolmetschkurse darauf abzielen, den Erwerb von Bewältigungstaktiken zu erleichtern (vgl. KURZ 2003: 61ff.). Eine andere Studie wurde im Frühjahr 1997 an der Universität in Triest Scuola superiore di lingue moderne per interpreti e traduttori (SSLMIT) durchgeführt, um psychologische Stressfaktoren wie Angst und Depression bei Dolmetschern am Arbeitsplatz zu untersuchen. Die Studie wurde an 30 Studenten am Ende des zweiten Jahres des Dolmetschstudiums und an 15 freiberuflichen Dolmetschern mit über acht Jahren Berufserfahrung durchgeführt. An der SSLMIT wurde eine Übungskonferenz organisiert, bei der die Dolmetschstudenten beobachtet wurden. Kurz vor Beginn und am Ende der Konferenz wurden allen Teilnehmern zwei Tests, der Anxiety Symptoms Questionnaire (ASQ) und der Client Diagnostic Questionnaire (CDQ), vorgelegt. Ersterer ist ein Test, der dazu dient, klinische Informationen über das Angstniveau zu erhalten. Zweiterer ist ein psychometrisches Instrument zur Messung von Depression. Alle Teilnehmer der Studie hatten auch den Minnesota Multiphasic Personality Inventory 2 (MMPI-2) ausgefüllt, einen umfangreichen Persönlichkeitstest, der unter normalen Bedingungen und nicht beim Dolmetschen grundlegende Daten über Angst und Depression liefert (vgl. RICCARDI et al. 2016: online). Die Daten wurden ausgewertet, um herauszufinden, ob die beiden Tests, die vor und nach der Konferenz durchgeführt wurden, statistisch bedeutende Werte zu den Studenten und den erfahrenen Dolmetschern liefern würden. Bei den Studenten deuteten die Ergebnisse darauf 27

36 hin, dass die Werte sowohl bei den ASQ- als auch bei den CDQ-Tests unterschiedlich vor und nach der Konferenz waren. Der Vergleich der ASQ-Werte zeigte ein höheres Maß an Ängstlichkeit vor der Konferenz und der Vergleich der CDQ-Werte ein höheres Maß an Depression vor der Konferenz. Bei den erfahrenen Dolmetschern wurden weder bei den Angst- noch bei den Depressionswerten vor und nach der Konferenz statistisch bedeutende Unterschiede festgestellt. Die Testergebnisse zeigen, dass der Grad der Ängstlichkeit und Depression vor und nach der Konferenz bei den Studenten stärker variiert als bei den Fachdolmetschern (vgl. RICCARDI et al. 2016: online). 3.6 Workload Study Eines der wegweisenden Forschungsprojekte zum Thema Stress beim Konferenzdolmetschen war die Workload Study, die vom Forschungskomitee des Internationalen Verbands der Konferenzdolmetscher (AIIC) durchgeführt wurde. Im Jahr 2001 hat AIIC eine Studie über Arbeitsbelastung und Burn-out beim Simultandolmetschen in Auftrag gegeben, bei der eine Kombination aus verschiedenen Forschungsmethoden verwendet wurde (vgl. KURZ 2003: 55). Es ist die erste umfassende Studie, die alle vier Gruppen von Parametern untersucht: psychologische, physiologische, physische (Umwelt-) und Leistungsfaktoren. Ein Hauptaugenmerk der Studie lag auf der Frage, inwieweit diese miteinander zusammenhängen (vgl. KURZ 2003: 55). Dank dieser Umfrage wurden die ausschlaggebenden arbeitsbedingten Stressfaktoren von den Dolmetschern selbst identifiziert. In Abbildung 1 werden die arbeitsbedingten Stressfaktoren in absteigender Reihenfolge vom stressigsten bis zum am wenigsten stressigen Faktor gezeigt. 28

37 Abbildung 1: Stressniveau für jeden arbeitsbedingten Stressfaktor (AIIC 2002). Die Studie bestand aus einer Umfrage mit AIIC-Dolmetschern (607 Befragte) und einem praktischen Teil (48 Kabinen). Mit der Umfrage wurden das Niveau und die Komponenten Arbeitszufriedenheit, Ursachen, Gefühle und Auswirkungen von arbeitsbedingtem Stress und Unbehagen sowie Burn-out untersucht. Die vertiefende Studie umfasste: a) physikalische Messungen in den Kabinen (Feuchte, Temperatur, Luftqualität etc.) b) Fragebögen zur Einstellung der Dolmetscher c) Aufzeichnung der Herzfrequenz und des Blutdrucks der Dolmetscher binnen 24 Stunden und Messung des Cortisolspiegels mehrmals am Tag 29

38 d) objektive Messung der Leistungsqualität mit dem Ziel, sowohl positive Eigenschaften als auch Stressquellen beim Dolmetschen herauszufinden; Charakterisierung der physischen Belastung (Luftqualität, Temperatur usw.) in der Arbeitsumgebung des Dolmetschers bestimmen; die Auswirkungen der Arbeitsmerkmale auf die Lebens- und Arbeitsqualität des Dolmetschers testen; Empfehlungen zu Verbesserungen erhalten Physikalische Messungen in den Kabinen ergaben gravierende Mängel in Bezug auf CO2- Gehalt, relative Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Ein hoher Prozentsatz aller gemessenen mobilen Kabinen war nach ISO-Standards entweder inakzeptabel oder schlecht. Anhand der Antworten auf den Fragebogen waren die Werte für mentale und physische Erschöpfung, kognitive Ermüdung und mentaler Stress bei Dolmetschern höher als bei Hightech-Arbeitern und ähnlich wie bei Lehrern und höheren Offizieren. Die Antworten bestätigen, dass das Dolmetschen ein stressiger Beruf ist, der von kompetenten und motivierten Fachleuten ausgeübt wird. Obwohl Dolmetscher offenbar Bewältigungsmechanismen für Stress entwickelt haben, gibt es Hinweise darauf, dass mit dieser Expertise auch physiologische Kosten verbunden sind. Die Blutdruck- und Herzfrequenzmessungen über 24 Stunden zeigten, wie anstrengend die Arbeit der Dolmetscher ist. Die Werte waren am höchsten, sobald sie in der Kabine beim Dolmetschen waren. Speichel-Cortisolwerte waren vergleichbar mit denen von Arbeitern in anderen stressigen Berufen. Die Korrelationen zwischen (subjektivem und objektivem) Stress und Leistung wurden als schwach befunden. Dies steht im Einklang mit Erkenntnissen aus der Literatur, die darauf hinweisen, dass motivierte Arbeitnehmer ein hohes Leistungsniveau auch mit einer Vielzahl von Stressoren aufrechterhalten können (vgl. KURZ 2003: 55). Basierend auf den Ergebnissen kann festgestellt werden, dass die psychische Belastung von Simultandolmetschern hoch genug ist, um Simultandolmetschen als einen stressigen Beruf zu betrachten, wobei die am häufigsten genannten Stressoren schnelle Redner sowie Redner, die ihre Texten vorlesen, häufig wechselnde Themen und ein Mangel an Hintergrundmaterial sind (vgl. MARTÍN 2017: online). 30

39 4 Giles Effort Model für das Simultandolmetschen In diesem Kapitel wird die Definition der wesentlichsten Merkmale des Simultandolmetschens anhand von Giles Effort Model für das Simultandolmetschen erläutert. Eine Darstellung der strategischen Prozesse beim Simultandolmetschen und der damit verbundenen Herausforderungen ist notwendig, um zu erklären, weshalb Strategien beim Simultandolmetschen hilfreich sind und inwiefern sie Stress abbauen können. Simultandolmetscher sind zahlreichen Belastungen unter großem Zeitdruck ausgesetzt. Daher spielt die Aufmerksamkeitsverteilung eine wesentliche Rolle. Gile hat das sogenannte Effort Model für das Simultandolmetschen entwickelt, das in drei Phasen Hören bzw. Analysieren, Speichern und Produzieren unterteilt ist. Eine gute Verdolmetschung kann nur dann erfolgen, wenn die Verarbeitungskapazität der Dolmetscher in keiner dieser Phasen überschritten wird. Die Mehrfachtätigkeit kann Probleme auslösen, wenn die Situation kognitive Entscheidungen erfordert, wodurch die Leistungsgrenze der Person überschritten werden könnte. Wenn die Verarbeitungskapazität in einer Phase überschritten wird, kann es zu Belastungen kommen, die Stress auslösen können. Aus diesem Grund ist es von Bedeutung, Giles Effort Model zu analysieren, um mögliche stressauslösende Faktoren beim Dolmetschen zu beobachten (vgl. KURZ 1996: 95). Das Effort Model wurde ursprünglich entwickelt, um als Basis für die Verdolmetschungen von Studenten verwendet zu werden. Komplexe Operationen wurden in drei Phasen unterteilt, die als unterschiedliche Einheiten dargestellt wurden. 4.1 Prozess des Simultandolmetschens Das Effort Model stellt das Simultandolmetschen (SI) als Prozess dar, der sich in drei einzelne Teilaufgaben die Efforts unterteilen lässt, und zwar in den Listening & Analysis Effort (L), Short-Term Memory Effort (M) und Speech Production Effort (P). Diese drei stellen die Hauptkomponenten dar, hinzu kommt noch ein Coordination Effort (C). Während des Dolmetschens laufen drei Phasen L, M und P ab. Erstere umfasst alle verständnisorientierten Operationen. Die Produktionsphase P besteht aus den Operationen, die sich von der anfänglichen mentalen Repräsentation der zu übermittelnden Botschaft über die Redeplanung bis hin zur Umsetzung des Redeplans erstrecken. 31

40 Die Gedächtnisphase M ist die hohe Beanspruchung des Kurzzeitgedächtnisses während des Simultandolmetschens, die durch mehrere Faktoren gekennzeichnet wird: erstens, die Zeitspanne zwischen dem Hören der Ausgangssprache, Source Language (SL), und ihrer Verarbeitung für das Verstehen, zweitens, die Zeitspanne zwischen der Festlegung der zu formulierenden Botschaft in der Zielsprache, Target Language (TL), und ihrer Formulierung, drittens, Pausen, die eingesetzt werden, wenn ein SL-Sprachsegment für die Dolmetscher unklar ist und viertens, linguistische Gründe (vgl. GILE 1997: 196ff.). Mehrere Sprachsegmente, Translationseinheiten, die unterschiedlich lang ausfallen können, werden jeweils akustisch wahrgenommen und analysiert sowie im Gedächtnis für kurze Zeit gespeichert. Schließlich wird die wahrgenommene Idee in eine neue linguistische Form in der Zielsprache formuliert. Alle genannten Teilaufgaben werden von einem weiteren Effort, der Koordinationskomponente C koordiniert. Das Modell lässt sich folgendermaßen ausdrücken: SI = L + P + M + C (vgl. GILE 1997: 196ff.). Zu jedem Zeitpunkt verarbeiten die drei Hauptphasen unterschiedliche SL-Sprachsegmente. Dies ist jedoch keine feste Regel. Im allgemeinen Fall sind zu jedem Zeitpunkt die drei Hauptphasen gleichzeitig aktiv. Total Processing Capacity Requirement (TR) wird daher als Summe (nicht unbedingt als arithmetische Summe) der einzelnen Kapazitätsanforderungen dargestellt: TR = LR + MR + PR + CR, wobei LR hier für die Kapazitätsanforderungen für den Listening and Analysis Effort steht, MR für den Short-Term Memory Effort, PR für den Speech Production Effort und CR für den Coordination Effort (vgl. GILE 1997: 196ff.). Jede Phase hat spezifische Anforderungen an die Verarbeitungskapazität, die von der jeweiligen Aufgabe abhängen, wie Verständnis, Kurzzeitgedächtnis oder einer Produktionsoperation, die mit bestimmten Informationen durchgeführt wird. Aufgrund der hohen Variabilität der Anforderungen in Abhängigkeit vom eingehenden Sprachfluss und von seiner Segmentierung in Verarbeitungseinheiten durch die Dolmetscher können die Anforderungen an die Verarbeitungskapazität für jede Phase über Zeitspannen von einigen Sekunden oder Sekundenbruchteilen schnell variieren (vgl. KURZ 1996: 95ff.). Wenn die Verdolmetschung reibungslos ablaufen soll, muss die für jede Phase verfügbare Kapazität (A = Available; LA, MA, PA und CA) gleich oder größer sein als der Bedarf für die anstehende Aufgabe: LA > LR, MA > MR, PA > PR, CA > CR. 32

41 Die gesamte verfügbare Kapazität (TA = Total Available) sollte daher mindestens gleich dem Gesamtbedarf (TR) sein: TA > TR (vgl. GILE 1997: 196ff.). 4.2 Schwierigkeiten beim Simultandolmetschen Auf der Basis des Effort Model ist es dann möglich, eine erfolgreiche Leistung zu erbringen, wenn ein Gleichgewicht zwischen den gleichzeitig auftretenden Phasen L, M und P besteht, d. h., wenn die Verarbeitungskapazität der Dolmetscher in keiner dieser Phasen überschritten wird. Wenn die Verarbeitungskapazität für eine dieser Phasen mehr mentale Energie erfordert, die nicht zur Verfügung steht, wirkt sich das dementsprechend auf die anderen notwendigen Kapazitäten aus. Dies kann kognitive Überlastungen herbeiführen (vgl. KURZ 1996: 95ff.). Die Dolmetscher brauchen mehr Aufmerksamkeit für das Hören, wenn die Tonqualität schlecht ist oder ein Redner undeutlich oder mit einem schwer verständlichen Akzent spricht. Gleichzeitig müssen die Dolmetscher sich jedoch auch mit der Sprachproduktion befassen. Es kann passieren, dass Wörter nicht sofort abgerufen werden können. Zahlen oder Eigennamen, die gerade gehört wurden, können vergessen werden. Sie können in der Tat auch für erfahrene Dolmetscher Schwierigkeiten darstellen, weil sie keine redundanten Elemente enthalten und umgehend erkannt werden müssen. Die Dolmetscher müssen unter Zeitdruck nach unmittelbarem Erfassen das Sprachsegment in der Ausgangssprache verstehen, durch Vorgriff antizipieren und dabei eine gültige Lösung in der Zielsprache anbieten (vgl. KURZ 1996: 95ff.). Einige SL-Sprachsegmente sind nicht schwierig zu verarbeiten, aber aufgrund ihrer kurzen Dauer oder geringen Redundanz sind sie schwieriger in der Verarbeitungskapazität beim Hören. Dies kann bei Zahlen oder kurzen Namen, einschließlich Akronymen, der Fall sein. Gile bestätigt, dass in einem Experiment mit der Simultanverdolmetschung einer Rede der Anteil der falsch verstandenen und/oder umformulierten Namen hoch war. Dies kann dazu führen, dass die Verarbeitungskapazität beim Zuhören und Analysieren kurzzeitig knapp wird und dadurch ein Verlust entsteht (vgl. GILE 1997: 206). Als Überlastungen für die Dolmetscher werden syntaktisch verworrene Texte mit einem dichten Inhalt ohne Möglichkeit zur Vorbereitung sowie mangelnde Sprachkompetenz oder Redner genannt, deren Aussprache und Sprechtempo den Dolmetschern zusätzliche Aufmerksamkeit abverlangen. Die begrenzte Verarbeitungskapazität ist jedem erfahrenen 33

42 Dolmetscher bekannt und es kann behauptet werden, dass jede der drei Phasen Aufmerksamkeit erfordert und daher eine fehlerfreie Verdolmetschung erschwert. Bei Simultandolmetschern können daher Informationsverluste auftreten, wenn die Verarbeitungskapazität in einer Phase überschritten wird (vgl. KURZ 1996: 95ff.). Tatsache ist jedoch, dass Fehler und Auslassungen zahlreich sein können. Obwohl ihre exakte Identifizierung in zahlreichen experimentellen Studien problematisch ist, gibt es auch eine Vielzahl von eindeutigen Fällen: falsche Zahlen, Namen, Aussageninhalte, die bis zu mehrmals pro Minute der Verdolmetschung auftreten. Zahlreiche solcher Fehler und Auslassungen wurden in der Leistung von Dolmetschern entdeckt, die viel Erfahrung gesammelt haben und in Situationen, in denen keine ungünstigen Bedingungen wie Lärm, übermäßige Übertragungsgeschwindigkeit, schlechte Aussprache, technische Komplexität der Rede und Komplexität der syntaktischen Struktur in der Ausgangssprache identifiziert werden konnten. Häufig können Fehler und Auslassungen nicht durch die Schwäche der Dolmetscher in Bezug auf die Beherrschung der Ausgangs- oder Zielsprache, die Weltkenntnis oder die Dolmetschfähigkeiten erklärt werden. Es kann aus diesem Grund behauptet werden, dass es mehrere Schwierigkeiten beim Dolmetschen gibt, die in den kognitiven Anforderungen liegen (vgl. GILE 1997: 196ff.). Überforderung und individuelles Defizit können zwei Auslösemechanismen für Belastungen beim Simultandolmetschen sein. Sie tritt auf, wenn die Summe der Kapazitätsanforderungen größer ist als die insgesamt verfügbare Kapazität. Ein individuelles Defizit liegt vor, wenn die insgesamt verfügbare Kapazität der Dolmetscher den Gesamtbedarf deckt, aber die Kapazität, die für eine oder mehrere Phasen zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar ist, nicht ausreicht, um den Bedarf für die Aufgabe zu decken. Sie Schwierigkeiten können auftreten, wenn die Dolmetscher mehr Kapazität als nötig für die TL-Sprachproduktion einsetzen (z. B. wenn sie versuchen, eine Idee mit einer schönen Formulierung auszudrücken, die Rede aber informationsdicht ist und viel Kapazität für das Zuhören und die Analyse aufgewendet werden muss) oder wenn es eine kurze Aufmerksamkeitslücke in der Hör- und Analysephase gibt und gleichzeitig ein schwieriges SL-Segment (Zahlen und kurze Namen) vom Sprecher geäußert wird (vgl. GILE 1997: 206f.). 34

43 Solche Managementprobleme hängen zum Teil mit fehlerhaften Techniken und taktischen Entscheidungen zusammen, zum Teil mit unangemessenen unbewussten, automatisierten Prozessen, die während der Dolmetschausbildung an der Universität oder während der Berufserfahrung erworben wurden (vgl. GILE 1997: 206f.). 35

44 5 Erfahrung und Expertise beim Dolmetschen Wie bereits in Kapitel 2 erklärt, hängt Stress vom komplexen Zusammenhang zwischen dem Individuum und der Umwelt ab. Darüber hinaus hängt er von der subjektiven Bewertung von Ereignissen ab, die auch mit früheren Erfahrungen verbunden ist. Unkontrollierbare oder unvorhersehbare Ereignisse sind belastender als Situationen, die unter Kontrolle gehalten werden können. Der Grund dafür, dass Konferenzdolmetscher den hohen Anforderungen ihres Berufs gerecht werden, liegt darin, dass sie Experten auf ihrem Gebiet sind. Durch ihre Ausbildung und Erfahrung haben sie ausreichendes Fachwissen erworben, d. h. eine Kombination aus mehr Wissen und besseren Strategien (vgl. KURZ 2003: 60). Fachwissen äußert sich unter anderem in der Fähigkeit, größere Segmente zu bearbeiten, und ermöglicht es den Dolmetschern, schnell und manchmal automatisch, die richtige Strategie anzuwenden. Im Gegensatz zu Profikonferenzdolmetschern können sich Anfänger bzw. Studenten nicht auf umfangreiche Erfahrung verlassen. Sie haben noch immer mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen, z. B. Hintergrundwissen, Verstehen, Konzentration, Décalage. Was zu einer Routinesituation für erfahrene Dolmetscher wird, kann ein hoch belastendes Ereignis für Dolmetschstudenten darstellen (vgl. KURZ 2003: 60). Ein Experte ist eine Person, deren Leistungen auf einem bestimmten Fachgebiet weit über dem Durchschnitt liegen. Expertise bzw. Expertenwissen sind Kenntnisse und intellektuelle Fähigkeiten einzelner Personen, deren Leistung auf einem unbestimmten Fachgebiet weit über dem Durchschnitt liegen (GABLER 1988: online, vgl. CHABASSE 2009: 46). Barbara Moser-Mercer definiert einen Experten als eine Person, die hohe Leistungen in einem bestimmten Bereich als Folge von jahrelanger Erfahrung erbringt (vgl. MOSER-MERCER et al. 2000: 108). Durch eine Ausbildung kann Kompetenz in Performance umgewandelt werden. Es ist jedoch auch klar, dass die Begabung eines Menschen die Expertise beeinflusst. Die Leistungen der Experten sind nicht alle gleich und nicht jede Person, die eine Ausbildung in einem bestimmten Bereich macht, wird dann Experte. Daher kann behauptet werden, dass es auch zwischen Experten Leistungsgrenzen gibt, die mit Aufwand verbunden sind (vgl. CHABASSE 2009: 47). 36

45 5.1 Erwerb von Fertigkeiten Alltägliche Fertigkeiten, die von einer Vielzahl von Menschen mehr oder weniger automatisch geübt werden, wie Autofahren oder Schreiben und Kopfrechnen, sowie komplexe Fertigkeiten, die nur ein kleinerer Anteil der Bevölkerung beherrscht, z. B. Schachspielen oder Simultandolmetschen, sind nicht angeboren, sondern werden durch Übung und eine Ausbildung erworben (vgl. KURZ 1996: 73). Die vermittelnden Faktoren, wie Üben oder Unterricht, und die Verhaltensebene, d. h. die Motivation, sind die zwei Dimensionen zwischen Begabung und Expertise. Zahlreiche Studien belegen, dass Motivation und Übung grundlegende Bestandteile der Expertisebildung sind. Übung, Ausbildung und Motivation spielen eine wesentliche Rolle, um Experte in einem Fachgebiet zu werden. Expertise basiert nicht nur auf kognitiven Fähigkeiten, sondern auch auf spezifischen Erfahrungen, Kenntnissen und Fertigkeiten (vgl. CHABASSE 2009: 47ff.). Mit drei Phasen können Fertigkeiten erworben werden: der kognitiven, assoziativen und autonomen Phase. Bei Ersterer wird das deklarative Wissen, und zwar das Wissen von Daten und Fakten, erworben. Die assoziative Phase dient zur Umwandlung von deklarativem Wissen in prozedurales Wissen; es wird eine bereichsspezifische Prozedur für die Ausführung der Fertigkeiten erworben. Im Rahmen dieser Phase können Menschen beispielsweise fließend eine Fremdsprache sprechen, indem sie sich an die Grammatikregeln erinnern. Die letzte Phase ist die autonome Phase, in der die Prozedur automatisiert wird. Nach der dritten Phase können Schnelligkeit sowie Genauigkeit beim Ausführen einer Tätigkeit verbessert werden (vgl. KURZ 1996: 75). Mit zahlreichen Studien wurde versucht, zu erforschen, wie erfahrene Dolmetscher arbeiten, aber die Arten von Prozessen und Fähigkeiten, die daran beteiligt sind, scheinen noch ziemlich unklar zu sein. Aus diesem Grund ist es schwierig, eine Definition von Expertise im Dolmetschen zu finden, da die allgemein verwendeten Ziele des Dolmetschens, wie die Erleichterung der sprachübergreifenden Kommunikation oder die Beurteilung der Qualität der Verdolmetschung, zu vage sind. Genauigkeit, Vollständigkeit, angemessener Sprachgebrauch und reibungslose Übertragung machen eine Verallgemeinerung schwierig (vgl. HANSEN et al. 2008: 159f.). Um dieses Konzept zu definieren und die Unterschiede in den Fähigkeiten zwischen Experten und Anfängern zu beobachten, wurden in Dolmetschstudien ihre Leistungen 37

46 verglichen. Dieser Ansatz kann relativ sein, da es schwierig ist, die Gruppen in Experten oder Anfänger einzuteilen. Die Beobachtung der Art und Weise, wie Experten dolmetschen und wie sich ihre Leistungen entwickeln, ist jedoch entscheidend für die Effizienz des Dolmetschtrainings (vgl. HANSEN et al. 2008: 159f.). 5.2 Fähigkeiten beim Simultandolmetschen: Vergleich zwischen erfahrenen Dolmetschern und Studenten Zahlreiche Kompetenzen und Fertigkeiten werden häufig unbewusst zur Verdolmetschung einer komplexen Kommunikationshandlung eingesetzt. Die dolmetschspezifische Kompetenz besteht aus implizitem und explizitem Wissen, wie Arbeitssprachen, Dolmetschmodalität, Tagung oder Kommunikationsereignis. Implizites Wissen stellt aufgrund des Zusammenspiels sprachlicher, kommunikativer und dolmetschspezifischer Kenntnisse keinen abgegrenzten Begriff dar. Daher kann es schwierig sein, den Studenten implizites Wissen beizubringen (vgl. RICCARDI 2001; 267). Wie bereits erwähnt, beinhaltet das Dolmetschen drei offensichtliche Prozesse und Fähigkeiten: Verstehen, Übersetzen und Produzieren. In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, diese in Kombination mit dem Unterschied zwischen Experten und Anfängern bzw. Studenten zu analysieren (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.) Prozess des Verstehens In zahlreichen Studien mit verschiedenen Untersuchungsansätzen wurde gezeigt, dass Experten bei der Verarbeitung von Informationen während des Simultandolmetschens eine höhere Selektivität aufweisen. Sie haben sich als sensibler für die konzeptionelle Rahmenstruktur der Ausgangssprache erwiesen (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.). Eine Studie hat gezeigt, dass ein größerer Anteil der Auslassungen von Experten nicht schwerwiegend war, während weniger als die Hälfte der Auslassungen von Dolmetschstudenten nicht schwerwiegend waren (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.). In einer anderen Studie wurde die Fähigkeit der Auswahl von wesentlichen und weniger wesentlichen Informationen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass erfahrene Dolmetscher eine größere Fähigkeit haben, die zentralsten Bedeutungseinheiten zu unterscheiden (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.). Dies zeigt, dass die Wahl und die Anwendung der Strategie eine Schlüsselrolle spielen. Es impliziert auch, dass die Art und Weise, wie Dolmetscher Informationen verarbeiten, durch 38

47 die spezifischen Übungen beim Simultandolmetschen geprägt sein kann (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.). Der Unterschied zwischen Experten und Anfängern wurde auch in einer Studie zur lexikalischen Verarbeitung untersucht. Bei einer Aufgabe zur Wortkategorisierung reagierten erfahrene Dolmetscher schneller als Studenten. Es wurde auch bewiesen, dass das Training im Simultandolmetschen zu dieser Fähigkeit beizutragen scheint. Die Unterschiede der Kapazitäten beim Verstehen zwischen den beiden Gruppen liegen möglicherweise in der Verarbeitungseffizienz (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.) Prozess des Übersetzens Beim Simultandolmetschen kann ein Teil des Übersetzungsprozesses durch die Art und Weise beeinflusst werden, wie die Dolmetscher die Ausgangssprache segmentieren. Dies hängt vom Übersetzungsprozess selbst ab, indem eine Entsprechung in der Zielsprache gefunden werden muss. Es gibt eine Äquivalenzbeziehung zwischen der Ausgangs- und der Zielsprache, bei der die Dolmetscher kontinuierlich Entscheidungen treffen müssen, wie sie die Ausgangssprache segmentieren. Expertise im Simultandolmetschen bedeutet auch, die Fähigkeit zu besitzen, Muster in der Äquivalenzrelation zwischen den beiden betreffenden Sprachen zu erkennen (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.). Der Übersetzungsprozess ist offensichtlich mühsam. Aus diesem Grund müssen die Dolmetscher zwangsläufig spezifische Strategien für diese Aufgabe anwenden. Studien haben ergeben, dass erfahrene Dolmetscher dazu neigen, längere Segmente zu verarbeiten. Deshalb klingen sie in ihrer Verdolmetschung weniger wörtlich als Anfänger bzw. Studenten Prozess der Produktion Die Verdolmetschung der Dolmetscher ist häufig durch ein Ritardando- und Accelerando- Muster charakterisiert. Wenn sich die Geschwindigkeit der Ausgangsrede erhöht, kann es sein, dass die Dolmetscher hinter dem Redner zurückbleiben, weniger sprechen und mehr Pausen machen, aber ihre eigene Sprechgeschwindigkeit bleibt zwischen 96 und 110 Wörtern pro Minute unverändert (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.). In einer Studie wurde festgestellt, dass der Output von Expertendolmetschern weniger Silben enthält als der von Anfängern. Es wurde erklärt, dass Expertendolmetscher Strategien 39

48 anwenden, die entweder lexikalische oder syntaktische Komprimierung beinhalten, um nicht zu weit hinter dem Redner zurückzubleiben, wenn die Ausgangssprache in einem schnelleren Tempo als die eigene Sprechgeschwindigkeit der Dolmetscher präsentiert wird oder wenn die zielsprachliche Übersetzung länger als der Ausgangstext ist (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.). In einer Studie wurde die Verdolmetschung erfahrener Dolmetscher und Dolmetschstudenten untersucht. Menschen hörten die Verdolmetschung, ohne die Ausgangsreden zu kennen. Es wurde festgestellt, dass die Ausgangsrede der erfahrenen Dolmetscher aussagekräftiger, kohärenter und natürlicher war als die der anderen Gruppe. Eine andere Studie ergab, dass Anfänger dazu neigen, Segmente in einer Rede herauszupicken und sie willkürlich zu verknüpfen. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass Experten über bessere sprachliche Fähigkeiten verfügen als Anfänger oder dass Erstere ihren Output während des Simultandolmetschens besser unter Kontrolle halten können (vgl. HANSEN et al. 2008: 160ff.). 5.3 Rolle der Übung Die Übung steigert beim Simultandolmetschen sowie bei der Ausführung von Fertigkeiten die Automatisierung und verbessert Schnelligkeit und Genauigkeit. Durch bewusstes Erlernen und wiederholte Anwendung werden Fertigkeiten erworben, die zu einem effizienteren Ressourcenmanagement führen (vgl. KURZ 1996: 96) Automatisierung Wenn die Dolmetscher bestimmte Handlungen automatisieren, können sie kortikale Prozesse entlasten und sich dadurch auf nicht automatisierbare Prozesse konzentrieren. Mit diesen Fertigkeiten können die Dolmetscher ein Routineverhalten entwickeln, das integriertes Wissen und außersprachliche Kapazitäten benötigt (vgl. KURZ 1996: 96). Automatisieren bedeutet, von einer Stufe bewußter Beherrschung von Strategien zu einer Stufe unbewußter Anwendung zu gelangen und Daten einander direkt zuzuordnen, ohne kognitiv gelenkte Auswahloperationen durchzulaufen (KURZ 1996: 97). Die Dolmetscher können in diesem Zusammenhang ihre Kapazitäten durch die Automatisierung von Teilvorgängen entlasten, wenn schwierige kognitive Operationen erforderlich sind. Die Übung ist daher eine Voraussetzung zur Automatisierung von Lernprozessen (vgl. KURZ 1996: 97). 40

49 Wenn komplizierte Fertigkeiten in unabhängigen Komponenten unterteilt werden, fällt es leichter, sie auf einem höheren Niveau zu lernen. Üben trägt zum Erlernen einer Fähigkeit bei. Fertigkeiten können schneller erlernt werden, wenn sofortiges Feedback erhalten wird (vgl. KURZ 1996: 76f.) Gedächtnis In zahlreichen Studien wurden kognitive Fähigkeiten untersucht, von denen ausgegangen wird, dass sie mit der Expertise beim Dolmetschen zusammenhängen. Das Langzeitgedächtnis ist der Ort, an dem Dolmetscher Wissen und Informationen speichern. Das Arbeitsgedächtnis der Dolmetscher ist hingegen entscheidend, um alle Prozesse während des Dolmetschens auszuführen (vgl. HANSEN et al. 2008: 170). Die kognitive Psychologie beweist, dass das Gedächtnis Grenzen hat. Der Grund dafür ist, dass das Wissen eines Menschen nur zwei Zustände aufweist, und zwar aktiv und inaktiv. Aktiv bedeutet die Bearbeitung vom Wissen und inaktiv, dass es gespeichert wird, ohne gebraucht zu werden. Das Kurzzeitgedächtnis hat die Fähigkeit, eine begrenzte Reihe von Informationen in einem spezifischen, aktivierten Zustand zu halten. Die Menge an Informationen, die im Kurzzeitgedächtnis gespeichert werden können, ist mit den Grenzen unserer geistigen Kapazität vergleichbar (vgl. KURZ 1996: 76f.). Mit zahlreichen Studien im Bereich des Dolmetschens wurde versucht, diese Fähigkeit von Dolmetschern zu untersuchen. Einige Studien haben gezeigt, dass die Arbeitsgedächtnisspanne mit der Erfahrung im Dolmetschen zunimmt, während durch andere herausgefunden wurde, dass es keinen Unterschied beim Arbeitsgedächtnis zwischen Dolmetschern mit unterschiedlicher Erfahrung gibt (vgl. HANSEN et al. 2008: 170). Die Übung spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Die Informationen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert werden, sind normalerweise inaktiv, d. h., dass sie aktiviert werden müssen, damit der Abruf von Informationen erfolgen kann. Mit Übung und Erfahrung kann die Aktivierung eines Konzeptes beschleunigt werden (vgl. KURZ 1996: 88) Aufmerksamkeit Die Aufmerksamkeit ist eine begrenzte Kapazität, die sich nur auf wenige Prozesse gleichzeitig verteilen kann. Wenn diese Prozesse geübt werden, erfordern sie dann weniger Aufmerksamkeit. Die Grenzen der Aufmerksamkeit sind darauf zurückzuführen, dass es schwerfällt, zwei Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Bei diesen zwei Aufgaben muss die 41

50 Aufmerksamkeit auf zwei Prozesse ausgerichtet werden, aber sie reicht nicht für die gleichzeitige Durchführung von zwei anspruchsvollen Aufgaben aus. Es wird oftmals behauptet, dass die Schwierigkeiten beim Simultandolmetschen darin liegen, dass die Dolmetscher gleichzeitig zuhören und sprechen müssen (vgl. KURZ 1996: 89). Es wurde argumentiert, dass bei der Ausführung mehrerer Aufgaben die Aufmerksamkeit entweder von den Aufgaben geteilt oder zwischen den Aufgaben hin und her geschaltet werden muss (vgl. HANSEN et al. 2008: 171ff.). In einigen Studien wurden zwei mögliche Erklärungen für die Kapazität der Aufmerksamkeit beim Dolmetschen vorgeschlagen. Die eine geht von einem schnellen Aufmerksamkeitswechsel zwischen der Hör- und der Sprechaufgabe aus, während die andere eine gut geübte Hör- und Sprechfertigkeit voraussetzt, die weniger Aufmerksamkeit erfordert (vgl. HANSEN et al. 2008: 171ff.). Es wurde beobachtet, dass die Verdolmetschungen von Anfängern und Studenten fragmentierter und inkohärenter sind als die von erfahrenen Dolmetschern. Es kann sein, dass Anfänger noch nicht die Fähigkeit erworben haben, ihre Aufmerksamkeit zum richtigen Zeitpunkt zwischen Hören und Sprechen zu wechseln. Es kann vorkommen, dass sie zu viel Aufmerksamkeit auf ihren Output richten und den nächsten Satz verpassen (vgl. HANSEN et al. 2008: 171ff.). In einer Studie wurde Aufmerksamkeit von Studenten als die größte Schwierigkeit beim Dolmetschen genannt. Dies bedeutet, dass Dolmetscher mit der Gesamtsituation effizient umgehen müssen, damit ihre Aufmerksamkeit zwischen den Aufgaben wechseln kann. Dies unterstützt die Theorie von Gile, wonach der Coordination Effort grundlegend ist, um die drei Hauptphasen Verstehen, Gedächtnis und Produktion zu koordinieren (vgl. HANSEN et al. 2008: 171ff.). Die Aufmerksamkeitsgrenzen können durch viel Übung erweitert werden. Der Listening Effort und der Production Effort können mit der Zeit und mit Erfahrung weniger kapazitätsfordernd werden, aber es ist der immer effizientere Kapazitätsverwaltungsmechanismus, der am meisten zur Weiterentwicklung der Expertise beim Dolmetschen beiträgt (vgl. KURZ 1996: 90). 42

51 5.3.4 Verarbeitungskapazität Es ist zu beobachten, dass sich die Leistung der erfahrenen Dolmetscher durch weniger Fehler, schnellere Reaktionen und weniger Aufwand auszeichnet. Sie scheinen schneller auf lexikalische Informationen zuzugreifen und genauere und vollständigere Verdolmetschungen zu liefern (vgl. HANSEN et al. 2008: 174). Es kann angenommen werden, dass Experten gut eingeübte Strategien in jedem der Verstehens-, Übersetzungs- und Produktionsprozesse entwickelt haben. Was die Interaktion zwischen diesen Prozessen ermöglicht, ist die Fähigkeit der Dolmetscher, ihre mentalen Ressourcen auf effiziente Weise zu verwalten (vgl. HANSEN et al. 2008: 174). Es ist schwierig zu analysieren, wie die Verarbeitungskapazität während der Ausbildung zunimmt. Wahrscheinlich ist aber, dass die Studenten mit der Zeit lernen, ihre verfügbare Verarbeitungskapazität effizienter zu verwalten, und die Anforderungen an den Listening and Analysis Effort sowie an den Production Effort aufgrund des verbesserten sprachlichen und außersprachlichen Wissens und der höheren Sprachverfügbarkeit für das Lexikon und die Sprachstrukturen sinken. Daher ist es entscheidend, die Strategien and Taktiken zu untersuchen, die während der Ausbildung beigebracht werden (vgl. GILE 2009: 185f.). 43

52 6 Strategien beim Dolmetschen Es ist unerlässlich, dass Dolmetscher im Laufe ihrer Karriere Strategien zur Stressbewältigung entwickeln. Sie sollten über Stressresistenz verfügen, um nicht nur im Studium, sondern auch im Beruf Freude beim Arbeiten zu haben. Im Laufe der Zeit werden Copingstrategien entwickelt und die Stressresistenz ändert sich. Anfänger können eine Situation als belastend empfinden, während erfahrene Dolmetscher die gleiche Situation als nicht belastend wahrnehmen, da sie bereits häufig erlebt wurde. Es könnte behauptet werden, dass Stress sich mit Kompetenz und Erfahrung verringert (vgl. CHABASSE 2009: 107). Wie Giles Definition des Simultandolmetschens als operation of crisis management which requires appropriate techniques (GILE 2009: 191, meine Hervorhebung) verdeutlicht, können während des Dolmetschprozesses Schwierigkeiten unterschiedlicher Art auftreten. Daher sind Dolmetschstrategien aufgrund solcher möglichen Schwierigkeiten notwendig. Auslösemechanismen für Belastungen wie Überforderung und individuelles Defizit führen zur Notwendigkeit, die Leistungsanforderungen zu reduzieren. So kann z. B. eine Vorbereitung vor Konferenzen die Verfügbarkeit des relevanten Lexikons der Ausgangsund Zielsprache von Fachbegriffen und anderem relevanten sprachlichen Wissen und Weltwissen erhöhen, wodurch die Anforderungen an die Verarbeitungskapazität sowohl in der Hör- und Analysephase als auch in der Produktionsphase reduziert werden können (vgl. GILE 1997: 207). Obwohl Dolmetscher in der Regel in jeder Sprache gute Kompetenzen haben, kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn sie in einer Kabine dolmetschen müssen. Laut Experten kann Expertise beim Dolmetschen auf die beiden folgenden Arten erworben werden: 1. Aus Fehlern lernen: Wenn sich etwas als schwierig zu dolmetschen erweist, erkennen die Dolmetscher, dass sie bessere Dolmetschstrategien benötigen. Zu diesen Strategien zählen das Bewusstsein über die Ursachen möglicher Schwierigkeiten und der Erwerb von neuem Fachvokabular. 2. Erfolgsorientiertes Lernen: Wenn komplexe Strukturen erfolgreich gedolmetscht werden, können die Strategien in der Zukunft wiederverwendet werden (vgl. MACWHINNEY 1997: 226). 44

53 6.1 Coping-Taktiken Gile hat über Taktiken beim Simultandolmetschen berichtet, die darauf abzielen, mit Problemen beim Dolmetschen umzugehen. Sie scheinen in verschiedenen Teilen der Welt verbreitet zu sein. Er beschloss, sie als Taktiken und nicht als Strategien zu definieren, da sie sich auf spontane Entscheidungen und Reaktionen und nicht auf geplante Aktionen mit bestimmten Zielen beziehen, wie die Vorbereitung vor einer Konferenz (vgl. GILE 2009: 200f.). Er hat Coping Tactics formuliert, um Fehler zu verhindern oder zu reduzieren, wenn ein Problem auftritt oder auftreten könnte. Jede Taktik kann aber auch Nachteile mit sich bringen, wie potenziellen Informationsverlust, Glaubwürdigkeitsverlust und die Verringerung von Zeit und Verarbeitungskapazität. Wenn Dolmetscher in der Kabine Dokumente und Glossare einsehen und einen Begriff erklären oder paraphrasieren müssen, für den sie keine Entsprechung in der Zielsprache haben, erfordert dies Zeit und Verarbeitungskapazität. Wenn sie sich während des Simultandolmetschens Notizen machen, um Eigennamen oder Zahlen nicht zu vergessen, stellt dies aufgrund des zusätzlichen Schreibens eine weitere Belastung für die Verarbeitungskapazitäten dar. In diesen Fällen besteht die Gefahr der Gedächtnisüberlastung. Aus diesem Grund ist es von Bedeutung zu analysieren, welche Vor- und Nachteile jede Strategie in einer gegebenen Situation hat (vgl. GILE 1997: 208f.). Die Taktiken werden in drei Kategorien unterteilt: Comprehension Tactics; Preventive Tactics und Reformulation Tactics (vgl. GILE 2009: 200f.) Comprehension Tactics Comprehension Tactics kommen zum Einsatz, wenn es Verständigungsprobleme gibt oder solche auftreten können, weil die Dolmetscher aufgrund von Zeit- oder Verarbeitungskapazitäten unter Druck stehen. Sie umfassen folgende Taktiken: die Verdolmetschung verzögern, das Segment mithilfe des Kontextes rekonstruieren, die Hilfe des anderen Dolmetschers nutzen und Dokumente in der Kabine ansehen. Die Taktik, die Antwort zu verzögern, wird angewendet, wenn Dolmetscher ein Wort oder einen Satz nicht verstehen. In diesem Fall können sie ihre Verdolmetschung für einige Sekunden verzögern, damit sie die Zeit haben, mehr Informationen aus der Ausgangsrede zu erhalten. Der Nachteil dieser Taktik ist, dass es zu einer Ansammlung von Informationen im Kurzzeitgedächtnis kommt, was zum Verlust von Sprachsegmenten führen kann. 45

54 Die zweite Taktik besteht aus einer Umformulierung eines Segments mithilfe des Kontextes und des extralinguistischen Wissens. Wenn sie einen Fachbegriff, einen Namen, eine Zahl oder eine andere Art von Sprachsegment nicht verstehen, können die Dolmetscher es dank ihres Wissens rekonstruieren. Dies kann auch zu einer Überforderung der Kapazitäten führen. Die dritte Taktik wird häufig angewendet. Im Allgemeinen sind immer mindestens zwei Dolmetscher in einer Kabine. Eine Person dolmetscht, während die andere zuhört, aber nicht spricht. Der aktive Dolmetscher kann mit einem Blick oder einer Kopfbewegung um die Hilfe des Kollegen bitten. Dieser kann sich dann ein Glossar oder ein Dokument anschauen und das Wort aufschreiben. Diese Taktik scheint nicht immer zu funktionieren, denn der passive Dolmetscher muss nicht nur physisch in der Kabine anwesend sein, sondern auch immer bereit sein, aufmerksam zuzuhören und dem Kollegen zu helfen, was jedoch nicht immer der Fall ist. Die Verwendung von Dokumenten und Glossaren in der Kabine ist eine andere Taktik, die zum Einsatz kommt, wenn die Dolmetscher allein in der Kabine sitzen. Wenn sie nach einem Wort in einem Dokument suchen, kann es schnell geschehen, wenn das Wort vorher markiert wurde. Deshalb kann die Vorbereitung von Dokumenten und deren Verwaltung in der Kabine entscheidend sein. Heutzutage können Informationen mit einem Laptop rasch gefunden werden, was weniger Zeit und Aufmerksamkeit als mit ausgedruckten Folien oder Dokumenten erfordert (vgl. GILE 2009: 201ff.) Preventive Tactics Preventive Tactics werden eingesetzt, wenn Dolmetscher das Risiko einer Überforderung oder eines Defizits an Kapazitäten begrenzen wollen, weil ihre Verarbeitungskapazität so stark belastet ist, dass sie glauben, ein Problem stehe bevor. Das Anfertigen von Notizen ist eine dieser Taktiken. Wenn die Ausgangsrede Namen oder Zahlen enthält, kann es sein, dass die Dolmetscher diese vergessen und vielleicht aus syntaktischen Gründen nicht sofort umformulieren können. Deshalb können sie diese Informationen in Notizen festhalten, anstatt sie im Gedächtnis zu behalten. Diese Taktik kann Nachteile haben, weil das Aufschreiben von Notizen die Belastung des Kurzzeitgedächtnisses sowie den Informationsverlust erhöhen kann. Eine weitere Taktik ist die Veränderung des Décalage, und zwar die Zeitspanne zwischen dem Moment, in dem ein Segment gehört wird, und dem Zeitpunkt, in dem es in der 46

55 Zielsprache neu formuliert wird. Auf diese Weise können die Dolmetscher den Bedarf an Verarbeitungskapazität für jeden Effort steuern. Wenn sie ein kurzes Décalage haben, können sie die Anforderungen an das Kurzzeitgedächtnis verringern. Dies hat aber auch Nachteile, denn auf diese Weise können sie ein Sprachsegment nicht antizipieren und es besteht ein höheres Risiko, den folgenden Satz falsch zu verstehen. Die Dolmetscher könnten auch Sätze in der Zielsprache beginnen, die schwer zu beenden sind, weil sich ihre Antizipation als falsch erweist. Wenn sie hingegen ein langes Décalage haben, ist es einfacher, die Botschaft des Redners zu verstehen und neu zu formulieren, aber es stellt eine Belastung für das Arbeitsgedächtnis dar. Eine Strategie zur Optimierung des Gleichgewichts zwischen der Belastung des Kurzzeitgedächtnisses und der Sprachproduktion ist daher, ein gutes Décalage zu finden. Der Abstand zur Ausgangsrede variiert je nach Geschwindigkeit des Redners und Informationsdichte der Ausgangsrede. Es scheint, dass ein angemessenes Décalage im Wesentlichen durch Erfahrung gefunden wird; es leitet sich aus der Praxis des Simultandolmetschens und aus der zunehmenden Verfügbarkeit relevanter zielsprachlicher Elemente und der Automatisierung von Entsprechungen ab. Es gibt syntaktische Unterschiede zwischen den Sprachen, die Dolmetscher dazu zwingen, länger zu warten, bevor sie mit der Formulierung in der Zielsprache beginnen, was die Belastung der Gedächtnisleistung erhöht. Eine andere Taktik ist die Segmentierung, die die Anforderungen des Kurzzeitgedächtnisses reduziert. Mit dieser Taktik werden längere Sätze im Ausgangstext in kurze Sätze aufgeteilt. Sobald die Dolmetscher über genügende Informationen für einen sinnvollen Satz verfügen, dolmetschen sie diesen. Ein Satz im Ausgangstext muss also nicht unbedingt einem Satz in der Verdolmetschung entsprechen. Die Segmentierungsstrategie erleichtert das Dolmetschen, weil das Kurzzeitgedächtnis immer wieder entlastet werden kann und dadurch Kapazitäten freigesetzt werden (vgl. GILE 2009: 200f., 1997: 208). Die letzte Taktik besteht darin, die Reihenfolge der Elemente in einer Aufzählung zu ändern. In einer Rede kann es Segmente mit hoher Dichte wie Aufzählungen geben. Diese Art von Segmenten führt zu einer hohen Belastung des Kurzzeitgedächtnisses. Diese Taktik führt dazu, dass die letzten Elemente zuerst umformuliert werden, sodass die Dolmetscher die Belastung des Gedächtnisses reduzieren können, indem sie zuerst die Informationssegmente 47

56 mit hoher Dichte übersetzen und dann zu den anderen Elementen übergehen. Diese Taktik kann auch bei Namen angewendet werden, die aus dem sensorischen Kurzzeitgedächtnis für akustische Reize wiedergegeben werden können, oder mit Begriffen, die sich leicht transkodieren lassen (vgl. GILE 2009: 206) Reformulation Tactics Reformulation Tactics sind Taktiken, die bei Umformulierungen zum Einsatz kommen. Eine dieser Taktiken ist die Verzögerung der Verdolmetschung. Wie bei den Comprehension Tactics wird sie angewendet, wenn Dolmetscher nach einem fehlenden Begriff oder einer Satzstruktur suchen, die sie nicht sofort abrufen können. Die Gefahr ist eine Überlastung des Kurzzeitgedächtnisses und eine Erhöhung der Anforderungen an die Verarbeitungskapazität in der Produktionsphase, wenn die Informationen neu formuliert werden. Die Hilfe des anderen Dolmetschers nutzen und Dokumente in der Kabine ansehen, sind zwei Taktiken, die sowohl für das Verständnis als auch für die Umformulierung nützlich sein können. Die Hilfe des Kollegen sowie die Verwendung von Glossaren und Wörterbüchern können die Umformulierung bei einer Verdolmetschung erleichtern. Eine Taktik, die zu dieser Gruppe zählt, ist das Generalisieren bzw. die Approximation, und zwar ein Segment durch einen übergeordneten Begriff oder ein allgemeines Sprachsegment zu ersetzen. Wenn Dolmetscher ein Sprachsegment nicht verstehen können, haben sie die Möglichkeit, es in der Zielsprache auf eine weniger genaue Weise umzuformulieren, indem sie einen übergeordneten Begriff verwenden oder einen allgemeineren Satz konstruieren. Wenn die genaue Entsprechung in der Zielsprache nicht bekannt ist oder in dem Moment vom Dolmetscher nicht abgerufen werden kann, wird auf eine allgemeinere Ebene ausgewichen. Wenn die genaue Information nicht wiedergegeben kann, wird eine Annäherung oder ungefähre Informationswiedergabe vorgenommen. Dies führt zu einem Informationsverlust, der jedoch im Laufe der Verdolmetschung nachgeholt werden kann. Wenn Dolmetscher über keine angemessene Übersetzung in der Zielsprache verfügen, können sie die Taktik des Paraphrasierens anwenden. Sie wird eingesetzt, wenn eine Umformulierung des Gesagten in der Zielsprache erforderlich ist, weil Dolmetscher keine Zeit haben und kurz und knapp formulieren müssen. Es ist jedoch von Bedeutung, idiomatische Ausdrücke in der Zielsprache zu wählen und jeden Satz zu beenden. Diese Taktik kann zwei Nachteile mit sich bringen: Sie erfordert Zeit und Verarbeitungskapazität 48

57 und kann die Glaubwürdigkeit der Dolmetscher untergraben, da die Delegierten bemerken könnten, dass sie den Fachbegriff in der Zielsprache nicht kennen. Eine effiziente Taktik, die keine komplexen kognitiven Operationen erfordert, ist die Reproduktion des Lautes der Ausgangs- in die Zielsprache. Sie kann eingesetzt werden, wenn Dolmetscher einen Namen oder Fachbegriff hören, den sie nicht kennen oder erkennen. Wenn die Delegierten den Namen oder den Begriff kennen, könnten sie nicht bemerken, dass die Dolmetscher ein Problem haben. Dies könnte die Glaubwürdigkeit der Dolmetscher untergraben, wenn der Name oder Begriff bekannt ist und die Delegierten die Reproduktion erkennen. Das Naturalisieren von Wörtern ist eine Umformulierungstaktik, die eingesetzt werden kann, wenn die Dolmetscher den entsprechenden Begriff in der Zielsprache nicht kennen. Sie können den ausgangssprachlichen Begriff naturalisieren und an die morphologischen und phonologischen Regeln der Zielsprache anpassen. Diese Taktik kann funktionieren, wenn die beiden Sprachen morphologisch ähnlich sind. Mit Fachwissen und Expertise kann diese Taktik nützlich sein, da erfahrene Dolmetscher naturalisierte Begriffe häufig erkennen. Das Transkodieren ist eine Taktik, die darin besteht, einen ausgangssprachlichen Begriff oder ein Sprachsegment Wort für Wort in die Zielsprache zu übersetzen. Wie beim Naturalisieren kann diese Taktik erfolgreich sein, wenn die beiden Sprachen ähnlich sind, auch dann, wenn sie zu zielsprachlichen Begriffen führt, die es nicht gibt, die aber aufgrund der semantischen Hinweise des neuen Begriffs das Verständnis für die Delegierten erleichtern können. Diese Taktik scheint nur angemessen zu sein, wenn es um bestimmte Schwierigkeiten mit einem Fachbegriff oder wenigen Wörtern geht. Bei schnellen Reden können Dolmetscher die Taktik des form-based Dolmetschens anwenden. Es ist bekannt, dass sich das Dolmetschen zur Optimierung der Qualität am Sinn und nicht an der Form orientieren sollte. Die Priorität auf die Bedeutung zu legen, anstatt nach sprachlichen Entsprechungen zu suchen, führt zu einem besseren Verständnis der Botschaft des Redners und zu weniger sprachlichen Interferenzen und mehr idiomatischen Ausdrücken. Der Nachteil dieser Taktik ist, dass sie zu einem Verlust an Klarheit führen kann, aber auf diese Weise können mehr Informationen wiedergegeben werden. Wenn zentrale Informationen während des Dolmetschens verpasst werden, sollten Dolmetscher es als ihre ethische Pflicht betrachten, die Delegierten darüber zu informieren. Diese Taktik wird nicht oft angewendet, da sie Zeit und Verarbeitungskapazität benötigt. 49

58 Außerdem könnte dies die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Probleme der Dolmetscher lenken, weshalb sie an Glaubwürdigkeit verlieren könnten. Bei zahlreichen Konferenzen werden Informationen auch über schriftliche Handouts und bei PowerPoint-Präsentationen auf dem Bildschirm bereitgestellt. Wenn die Redner schnell vortragen und die Dolmetscher Verständnis- oder Umformulierungsschwierigkeiten haben, können sie auch auf die Zahlen, Namen oder Informationen verweisen, die den Zuhörern in anderer Form zur Verfügung gestellt werden. Die Taktik der Auslassungen bezieht sich in diesem Fall auf die Entscheidung des Dolmetschers, eine Information in der Zielsprache absichtlich auszulassen. Dies geschieht, wenn Informationen nicht von Bedeutung sind oder wenn andere Informationen mehr Aufmerksamkeit erfordern und sie nicht verloren gehen können, weil es zu einem schwerwiegenden Informationsverlust führen würde. Dies kann auch passieren, wenn der Redner etwas Unpassendes sagt, das die Sitzung ernsthaft gefährden würde. Es könnte unethisch sein, absichtlich Informationen auszulassen, ohne die Zuhörer zu informieren, aber Situationen mit kognitiven Überforderungen können dies erfordern, besonders wenn Reden gelesen werden oder informationsdicht sind. Wenn Dolmetscher beschließen, eine Information auszulassen, weil sie aus kultureller oder zwischenmenschlicher Sicht unangemessen ist, könnte dies zu ernsthaften Problemen führen. Die parallele Umformulierung ist eine Taktik, die in Extremfällen zum Einsatz kommt. Unter schlechten Arbeitsbedingungen, wenn Dolmetscher nicht in der Lage sind, die Ausgangsrede richtig zu verstehen oder umzuformulieren, können sie ein Sprachsegment beinahe erfinden, das aber mit dem Rest der Rede des Sprechers kompatibel sein muss. Das Ausschalten des Mikrofons ist eine weitere radikale Taktik, die angewendet wird, wenn die Bedingungen schlecht sind und die Dolmetscher nicht in der Lage sind, eine anständige Verdolmetschung zu liefern. Heutzutage ist es eine seltene Wahl, weil eine Vielzahl von Kunden das für inakzeptabel halten. Es wird nur dann eingesetzt, wenn das Fortsetzen des Dolmetschens schlimmer wäre, als gar nicht zu dolmetschen (vgl. GILE 2009: 206ff.) Gesetz der Taktiken Laut Gile setzen Dolmetscher Taktiken nicht willkürlich ein, sondern sie folgen bestimmten Gesetzen, manchmal bewusst und häufig unbewusst. 50

59 Das erste Gesetz ist, die gesamte Botschaft des Redners in der Zielsprache umzuformulieren. In diesem Fall würden sie Taktiken anwenden, die zu keinem Informationsverlust führen. Dadurch könnte die Verfügbarkeit von Verarbeitungskapazität für andere Segmente reduziert werden, insbesondere wenn sie unter Zeitdruck stehen. Aus diesem Grund lautet das zweite Gesetz für die Auswahl der besten Taktik, zu versuchen, so viele Informationen wie möglich aus jedem Segment zu dolmetschen, ohne die Verdolmetschung anderer Segmente zu gefährden. Es gibt auch Richtlinien, die zu beachten sind, um das Ziel des Kommunikationsaktes zu erreichen. In bestimmten Situationen, wie bei Fernsehsendungen, hängt die Wirkung der Kommunikation mehr von der Atmosphäre und der Kontinuität des Austausches ab als von der Information selbst. Aus diesem Grund sind in diesem Fall zeitsparende Taktiken vorrangig. Dolmetschen kann anstrengend und nervenaufreibend sein. Deshalb können die Dolmetscher manchmal das sogenannte Gesetz der geringsten Anforderung anwenden. Dies bedeutet die Verwendung von Taktiken, die weniger Zeit und Verarbeitungskapazität erfordern, auch wenn Letztere noch zur Verfügung steht. Sich selbst zu schützen kann ein weiterer Grund für die Wahl einer Taktik sein. Wenn die Arbeitsbedingungen schlecht sind, mit langen Arbeitszeiten, schlechter Sicht im Konferenzraum, mangelndem Interesse der Delegierten, können Dolmetscher Redesegmente nicht verstehen oder umformulieren. Sie können in dem Fall Taktiken anwenden, die solche Probleme nicht hervorheben und die Delegierten nicht über diese Probleme informieren (vgl. GILE 2009: 211ff.). Es kann behauptet werden, dass Taktiken keinen spezifischen theoretischen Rahmen benötigen, da sie während praktischer Übungen erlernt werden. Eine Analyse ihrer Vor- und Nachteile kann durchgeführt werden, damit die Studenten verstehen können, welche Taktik für eine bestimmte Situation besser geeignet ist. Die Verwendung einer Taktik beinhaltet jedoch persönliche Entscheidungen in Verbindung mit Risiken, für die die Dolmetscher als Teil des Kommunikationsaktes Verantwortung übernehmen müssen (vgl. GILE 2009: 211ff.). 51

60 6.2 Einsatz und Effizienz von Strategien Neben den allgemeinen Herausforderungen gibt es auch sprachenpaarspezifische Probleme, die sich aus den unterschiedlichen Typologien einzelner Sprachen ergeben. Bei strukturellen und syntaktischen Unterschieden zwischen der Ausgangs- und der Zielsprache kommen somit vermehrt Strategien zum Einsatz, die diese Asymmetrien ausgleichen sollen. In strukturell unterschiedlichen Sprachen ist die syntaktische Transformation nennenswert, die eine ausgangstextbestimmte und textoberflächenbezogene Strategie ist und durch verschiedene andere Strategien erreichbar ist. Sprachen mit kurzen Wörtern und Homophonen könnten aufgrund der fehlenden Redundanz eine Belastung für den Listening Effort darstellen. Sprachen mit einer starren Grammatik, die strenge Bedingungen an die Reihenfolge der Elemente im Satz stellt, können zu höheren Anforderungen an den Production Effort führen (vgl. GILE 1997: 209ff.). Jede Sprache hat unterschiedliche Anforderungen an die Verarbeitungskapazität, was sich auf die Übungen auswirkt. Dolmetscher müssen sprachspezifische Übersetzungsstrategien erlernen und Prozesse müssen automatisiert werden. Deshalb ist es schwierig, zu glauben, dass die einmal erlernten Grundfertigkeiten des Dolmetschens direkt auf jede Sprachkombination angewendet werden können (vgl. GILE 1997: 209ff.). Laut Gile gibt es zahlreiche Autoren, die Ratschläge auf der Basis ihrer Erfahrungen geben, aber es gab keine Versuche, die Effizienz einiger Strategien zu messen. Die Konferenzvorbereitung ist ein wesentlicher Bestandteil der Verdolmetschung. Dolmetscher arbeiten unter Zeitdruck und müssen strategische Entscheidungen bei der Verwendung der Unterlagen treffen, wie Glossaren, der Fokussierung auf Begriffe oder Konzepte usw. In diesem Zusammenhang ist es nennenswert, die Strategie des Antizipierens oder Inferenzierens zu nennen. Aufgrund von Welt- sowie Hintergrundwissen zum behandelten Thema kann diese Strategie angewendet werden. Dabei wird das Ende eines Satzes oder einer Sinneinheit vom Dolmetscher im Voraus verstanden und antizipiert. Dies kann auch dank einer logischen Folge oder syntaktischer Hinweise geschehen, wie trennbaren Verben auf Deutsch. Mit dieser Strategie können Zeit und Kapazitäten eingespart werden (vgl. GILE 1997: 211). 52

61 Wenn bekannt ist, dass die Sprachproduktion für einige Sprachen schwieriger ist und mehr Verarbeitungskapazität als die Hör- und Analysephase erfordert, ist es von Bedeutung, den Produktionsanforderungen mit spezifischen Sprachproduktionsstrategien Vorrang zu geben. Obwohl Dolmetschstudenten in all ihren Arbeitssprachen die notwendigen Sprachkenntnisse erworben haben sollten, können beim Dolmetschen einige Schwierigkeiten auftreten. Deshalb ist es von Vorteil, Daten über die Häufigkeit von Wörtern und Regeln der Grammatik zu nutzen, um Sprachelemente für die Übung auszuwählen. Es ist auch sinnvoll, Fehler auszuwählen, um Interferenzerscheinungen zwischen den Sprachen zu reduzieren (vgl. GILE 1997: 212). Nehmen wir z. B. einen deutschen Satz mit einem Verb in Endstellung, so werden die Dolmetscher wenig Probleme haben, die deutsche Reihenfolge in jene der Zielsprache umzuwandeln, da sie genug zeitlichen Abstand vom Redner haben, um den gesamten Satz mit dem Verb zu hören, bevor sie ihn zu dolmetschen beginnen. Gibt es aber zusätzliches Material vor dem Verb, kann sich das Problem verschlimmern, weil es zu einer Gedächtnisüberlastung kommen kann (vgl. MACWHINNEY 1997: 228). 53

62 7 State-Trait Anxiety Inventory Dieses Kapitel widmet sich dem STAI, das als Ausgangspunkt für den empirischen Teil der Masterarbeit (Kapitel 8) dient. Das STAI von Charles Spielberger besteht aus einem erprobten Instrument, das zur Erfassung der Zustands- und der Eigenschaftsangst verwendet wird. Es ist durch zwei Selbstbeschreibungsskalen gekennzeichnet; eine dient zur Erfassung der Zustandsangst und die andere für die allgemeine Ängstlichkeit bzw. Eigenschaftsangst (vgl. KURZ 1996: 147). Ziel des Trait-State-Angstmodells ist die Beschreibung der Beziehung zwischen Angst als Zustand und Angst als Eigenschaft unter Berücksichtigung von Situationseinflüssen (GRIMM 2009: online). Kurz (1997) verwendete das STAI, um Untersuchungen des Angstniveaus von Konferenzdolmetschern durchzuführen. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Konferenzdolmetscher je nach Situation eine bessere Kontrolle über ihre Angstgefühle haben und es schaffen, ihre Angst in einer positiven Weise wahrzunehmen. Dies deutet darauf hin, dass sie in der Lage sind, eine gleichmäßige Leistung unter Stress zu erbringen. Auf die Studie wird ausführlich in Kapitel 7.3 eingegangen. Anhand des STAI wurde ermittelt, ob es einen Zusammenhang zwischen Angst und Dolmetschleistung der Studenten gibt, und betont, dass die Fähigkeit zur Stresskontrolle als eine der Voraussetzungen für das Dolmetschen betrachtet wird (GRIMM 2009: online). 7.1 Gliederung der Umfrage Die State-Angst-Skala besteht aus 20 Fragestellungen, die darauf abzielen, die momentan vorhandene Angst, d. h. die Zustandsangst, der Probanden zu messen. Zehn Fragen beziehen sich auf Angst, z. B. Ich bin beunruhigt und Ich bin aufgeregt, während die anderen zehn in Bezug auf Angstfreiheit formuliert sind, z. B. Ich bin ruhig und Ich bin angespannt. Der Fragebogen wird anhand einer Skala von 1 bis 4 mit Intensitätsangaben (überhaupt nicht, ein wenig, ziemlich, sehr) beantwortet. Mit dieser Umfrage können die Probanden beschreiben, wie sie sich im Moment fühlen und was sie erlebt haben (vgl. KURZ 1996: 147). Die wesentlichen Eigenschaften der Zustandsangst, wie Gefühle der Besorgnis, der Spannung, Nervosität und Sorge, werden mit der Skala bewertet. Zusätzlich zur Beurteilung, wie sich die Menschen gerade fühlen, wird die State-Angst-Skala zur Bewertung verwendet, 54

63 wie sie sich voraussichtlich in einer bestimmten Situation fühlen würden, die wahrscheinlich in der Zukunft auftreten könnte. Die Werte auf der Skala steigen als Reaktion auf psychische Gefahren und psychologischen Stress und fallen als Folge der Entspannung ab. Die State- Angst-Skala kommt als Indikator für Veränderungen bei vorübergehender Angst zum Einsatz, die von Patienten in Beratungs-, Psychotherapie- und Verhaltensänderungsprogrammen erlebt wird. Die Skala wird auch zur Bewertung von Zustandsangst verwendet, die durch stressige Verfahren, unvermeidliche Stressoren aus dem Alltag, wie bevorstehende Operationen, Vorstellungsgespräche oder bedeutsame Prüfungen, hervorgerufen wird (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Die Trait-Angst-Skala umfasst ebenfalls 20 Fragestellungen, die das Ziel haben, individuelle Unterschiede im Ausmaß der allgemeinen Ängstlichkeit festzustellen. Die Probanden können zum Ausdruck bringen, wie sie sich allgemein im Leben fühlen. Auf dem Konzept von Angst basieren dreizehn Fragestellungen, z. B. Ich glaube, ich mache mir zu viele Gedanken über unwichtige Dinge und Enttäuschungen nehme ich so schwer, dass ich sie nicht vergessen kann. Die anderen sieben Fragestellungen sind in Bezug auf Angstfreiheit formuliert, z. B.,Ich bin ausgeglichen, ich fühle mich geborgen. Die Probanden können auf einer vierstufigen Skala mit Häufigkeitsangaben (fast nie, manchmal, oft, fast immer) antworten (vgl. KURZ 1996: 147). Die Trait-Angst-Skala ist in der Beurteilung der klinischen Angst bei chirurgischen, psychosomatischen und psychiatrischen Patienten weit verbreitet. Depressive und psychoneurotische Patienten haben normalerweise hohe Werte auf dieser Skala. Sie wird auch zur Messung der unmittelbaren und langfristigen Ergebnisse der Psychotherapie, Beratung, Verhaltensänderung und von Drogenbehandlungsprogrammen verwendet. Zur Bewertung von Menschen mit hohem Niveau neurotischer Ängste und zur Auswahl von Versuchspersonen für psychologische Experimente hat sich die Trait-Angst-Skala als nützlich erwiesen (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Eine Aussage über den Zusammenhang zwischen Angst als Eigenschaft und Angst als Zustand kann durch eine Verwendung der beiden Skalen formuliert werden. Das STAI ist zur Selbstanwendung gedacht. Das Inventar ist zeitlich nicht begrenzt. Studenten benötigen im Allgemeinen etwa sechs Minuten, um entweder die State-Angst- oder die Trait-Angst- Skala auszufüllen, und ungefähr zehn Minuten für beide Skalen (vgl. KURZ 1996: 147). Bei der Hälfte der Fragestellungen wird nach negativen Eigenschaften gefragt, z. B. angespannt, nervös, unzufrieden. Einige Menschen neigen dazu, diese Merkmale als Zeichen 55

64 der Schwäche zu betrachten. Die Probanden könnten daher positiver auf optimistische Fragestellungen reagieren, z. B.: Ich fühle mich entspannt und Ich bin ruhig, weil sie gut wirken wollen. Der Prüfer sollte in diesem Fall eine vertrauensvolle Beziehung zu den Probanden haben, damit sie ehrliche Antworten geben können (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Vollständige Erklärungen und Anweisungen für die Skalen werden auf dem Fragebogen aufgedruckt. Für die Verlässlichkeit des Inventars ist es entscheidend, dass der Prüfer genau erklärt, dass die Anweisungen für die beiden Skalen unterschiedlich sind, und er betont, dass die Teilnehmer bei der State-Angst-Skala berichten, wie sie sich gerade fühlen, und bei der Trait-Angst-Skala, wie sie sich im Allgemeinen verhalten (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Bei der Beantwortung der State-Angst-Skala markieren die Probanden die Zahl auf der Standardtestform rechts von jeder Item-Aussage, die die Intensität ihrer Gefühle am besten beschreibt: (1) überhaupt nicht, (2) ein wenig, (3) ziemlich, (4) sehr. Bei der Trait-Angst- Skala werden die Probanden angewiesen, anzugeben, wie sie sich im Allgemeinen fühlen, indem sie die Häufigkeit ihrer Angstgefühle auf der folgenden vierstufigen Skala bewerten: (1) fast nie, (2) manchmal, (3) oft, (4) fast immer. 7.2 Auswertung der Ergebnisse Jede STAI-Fragestellung wird mit einer gewichteten Punktzahl von 1 bis 4 bewertet. Eine Bewertung von 4 zeigt das Vorhandensein eines hohen Maßes an Angst bei zehn State- Angst- und dreizehn Trait-Angst-Fragestellungen (z. B. Ich fühle mich ängstlich, Ich fühle mich aufgeregt ). Eine hohe Bewertung zeigt hingegen die Abwesenheit von Angst für zehn State-Angst- und sieben Trait-Angst-Fragestellungen (z. B. Ich fühle mich ruhig, Ich fühle mich entspannt ). Die Gewichtung für die Angst-Fragestellungen entspricht den markierten Zahlen auf dem Fragebogen, wohingegen Fragestellungen ohne Angst umgekehrt gewichtet werden, d. h., Antworten, die mit 1, 2, 3 oder 4 markiert sind, werden mit 4, 3, 2 bzw. 1 bewertet. Die Fragestellungen ohne Angst, für die die Gewichtung auf den State-Angst- und Trait-Angst-Skalen umgekehrt sind, sind folgende: S-Angst: 1, 2, 5, 8, 10, 11, 15, 16, 19, 20 T-Angst: 21, 26, 27, 30, 33, 36, 39 Um die Werte für die Skalen State-Angst und Trait-Angst zu erhalten, werden die gewichteten Werte für die zwanzig Fragestellungen summiert, aus denen sich jede Skala 56

65 zusammensetzt, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Werte für die oben genannten Fragestellungen umgekehrt sind. Die Punkte für die State-Angst- und die Trait-Angst-Skala können zwischen einem Minimum von 20 und einem Maximum von 80 variieren. Bei der Erhebung der Daten für die normativen Stichproben wurde immer zuerst die State- Angst-Skala angegeben, gefolgt von der Trait-Angst-Skala. Die Korrelationen zwischen den State-Angst- und Trait-Angst-Skalen sind typischerweise höher unter Bedingungen, die eine gewisse Bedrohung des Selbstwertgefühls darstellen, oder unter Umständen, in denen persönliche Eignung bewertet wird. Die Korrelationen sind hingegen niedriger in Situationen, die durch physische Gefahr gekennzeichnet sind. State-Trait-Angst- Korrelationen sind tendenziell etwas höher, wenn die STAI-Skalen in derselben Testsitzung unmittelbar nacheinander durchgeführt werden. Die Korrelationen sind jedoch deutlich geringer, wenn die Probanden einer körperlichen Gefahr ausgesetzt oder bedroht sind (vgl. SPIELBERGER 2010: online). 7.3 State-Trait Anxiety Inventory beim Dolmetschen Es wird davon ausgegangen, dass die Dolmetscher in die Gruppe der leistungsstarken Personen (CPs = Consistent Performers) fallen und unter Belastung ihre Leistung beibehalten können. Anhand einer Umfrage sollte überprüft werden, ob Konferenzdolmetscher, deren Beruf allgemein als stressig gilt, ihre Zustandsangst besser unter Kontrolle halten können als andere Personen. Aufgrund der Daten, die mit dem STAI in anderen Untersuchungen erhoben wurden, wurde beschlossen, das STAI bei einer kleinen Pilotstudie mit Konferenzdolmetschern zu verwenden (vgl. KURZ 1996: 149). Zahlreiche Menschen können in neutralen und stressfreien Situationen äußerst gute Leistungen erbringen, aber unter Stress einen Leistungsverlust erfahren. Guttmann und Mitarbeiter am Institut für Psychologie der Universität Wien haben solche Menschen als Trainingsweltmeister bezeichnet (vgl. KURZ 1996: 145). Als Ursache für den Leistungsabbau unter Belastung wurde der Zusammenhang zwischen dem Aktivierungsniveau, und zwar dem Grad der aktuellen Wachheit und Reaktionsbereitschaft, und der Leistungsfähigkeit identifiziert. Zwischen Aktivierung und Leistung kann ein umgekehrt u-förmigen Zusammenhang dargestellt werden (siehe Abbildung 2). 57

66 Abbildung 2: umgekehrt u-förmige Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung (KURZ 1996: 145, mit Änderungen d. Verf.). Wenn das Aktivierungsniveau steigt, nimmt auch die Leistungsfähigkeit zu, aber nur solange das Aktivierungsniveau den kritischen mittleren Bereich nicht übersteigt. Dann kommt es zu einem Leistungsabfall, weil eine zu hohe Aktivierung aufgrund von Stress, Spannung und Nervosität leistungshemmend wirkt. Jeder Mensch befindet sich normalerweise in einer Aktvierungslage, weil er je nach Persönlichkeit ein typisches Aktivierungsniveau hat. Daher erbringen verschiedene Menschen in einer bestimmten Situation unterschiedliche Leistungen (vgl. KURZ 1996: 146). Es wird angenommen, dass die Leistungsfähigkeit vom Ausmaß der erlebten Angst beeinflusst wird, und dass ängstliche Menschen in konkreten Stress- und Belastungssituationen weniger leistungsfähig als Personen mit geringer Angstneigung sind (vgl. KURZ 1996: 146). Erfahrene Dolmetscher werden daher nicht als Trainingsweltmeister eingestuft. Gelingt es ihnen, Gelassenheit, Besonnenheit und Ruhe in kritischen Augenblicken zu bewahren, und unterscheiden sie sich generell in ihrer State- und Trait-Angst von der Eichpopulation? (KURZ 1996: 149). Im Januar 1991 wurde das STAI im Rahmen einer AIIC-Generalversammlung in Paris angewendet. Insgesamt wurden 32 STAI-Umfragen für die Auswertung vollständig ausgefüllt. Die Probanden waren 24 weibliche und 8 männliche Konferenzdolmetscher. Die Punkte der weiblichen und männlichen Konferenzdolmetscher wurden im Anschluss mit jenen der jeweiligen Eichstichproben für die Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen verglichen. Die Ergebnisse wurden in Abbildung 3 zusammengefasst. 58

67 Abbildung 3: STAI-Werte von Konferenzdolmetschern im Vergleich zu den Werten der Eichpopulation (KURZ 1996: 150). Die weiblichen Dolmetscherinnen haben im Durchschnitt einen Trait-Angst-Score von 31,21 und einen State-Angst-Score von 33,54 aufgewiesen. Die Eichwerte der entsprechenden Referenzpopulation waren 36,86 und 38,07. Die männlichen Dolmetscher hatten hingegen einen durchschnittlichen Trait-Angst-Score von 31,5 und einen State-Angst- Score von 31,3. Die durchschnittlichen Werte bei der entsprechenden männlichen Referenzpopulation waren 34,6 und 37,3. Die erste Analyse der Ergebnisse hat keine schlüssige Bestätigung der Hypothese gebracht, dass Dolmetscher Consistent Performers sind, die ihre Angst gut unter Kontrolle halten können. Es muss jedoch auch in Betracht gezogen werden, dass eine differenzierte Auswertung erforderlich ist, da die Versuchsgruppen nicht homogen waren. Abbildung 4: unterschiedliche State-/Trait-Angst-Relationen bei weiblichen Konferenzdolmetscherinnen im Vergleich zur Eichpopulation (KURZ 1996: 153). Abbildung 4 veranschaulicht unterschiedliche State- bzw. Trait-Angst-Relationen bei weiblichen Konferenzdolmetscherinnen im Vergleich zur Eichpopulation. Bei Gruppe 1 waren die State-Angst-Scores mit jenen der Eichstichprobe vergleichbar, während die Trait- Angst-Scores signifikant niedriger als die Eichwerte waren. Bei Gruppe 2 waren die State- Angst-Werte wesentlich geringer als jene der Referenzgruppe. Bei Gruppe 3 haben die Dolmetscher signifikant niedrigere State-Angst-Werte als die der Eichpopulation aufgewiesen. 59

68 Abbildung 5: unterschiedliche State-/Trait-Angst-Relationen bei männlichen Konferenzdolmetschern im Vergleich zur Eichpopulation (KURZ 1996: 154). Abbildung 5 zeigt, dass in der ersten männlichen Gruppe die State-Angst höher als die Trait- Angst war. Letztere war signifikant niedriger als jene der Eichstichprobe. Bei Gruppe 2 war der durchschnittliche Trait-Angst-Wert höher als der durchschnittliche State-Angst-Wert, der signifikant unter dem Eichwert lag (vgl. KURZ 1996: 152f.). Es kann zusammengefasst werden, dass die untersuchten Konferenzdolmetscher niedrigere Trait-Angst-Werte hatten. Konferenzdolmetscher können als eine Personengruppe bezeichnet werden, die ein niedriges Maß an Ängstlichkeit aufweist und die nicht dazu tendiert, belastende Situationen als bedrohlich zu bewerten. Stresssituationen und Belastung führen zu einem ansteigenden Aktivierungsniveau, daher kann davon ausgegangen werden, dass die niedrig aktivierten Dolmetscher auf Belastung mit einem Leistungsanstieg reagieren. Anhand ihrer STAI-Werte können sie als CPs bezeichnet werden. Die Zustandsangst war bei den untersuchten Dolmetschern deutlich niedriger als die der Eichpopulation. Sie können ihre Angst besser unter Kontrolle halten und sind in der Lage, eine zu hohe Aktivierung zu reduzieren. Diese Pilotstudie anhand des STAI hat gezeigt, dass Konferenzdolmetscher zu jenen Menschen gehören, die es offensichtlich schaffen, ihr Aktivierungsniveau unter Kontrolle zu halten und in Stresssituationen ihre Leistung zu erhöhen. Diese Untersuchung hat auch die Hypothese bestätigt, dass sie keine Trainingsweltmeister sind, die unter Belastung abbauen (vgl. KURZ 1996: 154f.). 60

69 8 STAI-Umfrage beim Simultandolmetschen am Institut für Translationswissenschaft der Universität Innsbruck Dieses Kapitel hat das Ziel, zu prüfen, ob analog zur in Kapitel 7.3 beschriebenen Studie von Kurz (1997) an Konferenzdolmetschern im Vergleich zur Eichpopulation auch Dolmetschstudenten am Ende des Studiums ihre Angst besser unter Kontrolle halten können als Dolmetschstudenten am Anfang des Studiums. Die vorliegende Studie hat das Ziel, das Stressniveau beim Simultandolmetschen von Studenten der Studienrichtung Konferenzdolmetschen am Institut für Translationswissenschaft in Innsbruck am Beispiel einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 20 Studenten zu untersuchen. Durch die Auseinandersetzung mit der Literatur konnte gezeigt werden, dass das Simultandolmetschen stressig sein kann. Anhand von Erfahrung und der sogenannten Coping Strategies kann Stress in belastenden Situationen beim Simultandolmetschen besser unter Kontrolle gehalten werden; das Aktivierungsniveau wird gesteuert und die Leistung erhöht sich. Dem empirischen Teil liegt der von Kapitel 1 bis inklusive Kapitel 7 reichende theoretische Teil zugrunde, in dem sowohl Stress als auch das Simultandolmetschen als Stressquelle beschrieben wurden. Im Zuge der Recherchearbeit für den theoretischen Teil kam immer wieder der Kritikpunkt zum Vorschein, dass das Simultandolmetschen sowohl unter professionellen Dolmetschern als auch unter Studenten eine belastende und stressige Disziplin sein kann. Der Gedanke, das Stressniveau der Studenten beim Simultandolmetschen zu vergleichen, kam der Verfasserin im Laufe der letzten Prüfungen, da sie als weniger stressig im Vergleich zu den Prüfungen in den ersten zwei Semestern empfunden wurden. Nach der Auseinandersetzung mit der Literatur und dem Forschungsstand zu den Themen Stress, Stressforschung in der Dolmetschwissenschaft und Coping Strategies beim Simultandolmetschen konnten folgende Forschungsfragen formuliert werden: Inwiefern können Erfahrung und Strategien Stress beim Simultandolmetschen abbauen? Empfinden Studenten des Masterstudiums Konferenzdolmetschen am Institut für Translationswissenschaft Angst und Stress nach einer Dolmetschprüfung? Können anhand der STAI-Umfrage Unterschiede in Bezug auf Trait- und State-Angst zwischen Studenten am Anfang des Studiums und denjenigen am Ende des Studiums beobachtet werden? 61

70 Anhand einer im Januar und Februar 2021 mittels Onlinefragebögen durchgeführten Umfrage bei einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 20 Studenten des Masterstudiums Konferenzdolmetschen, die im Wintersemester 2020/21 die Simultandolmetschkurse der jeweiligen Sprachen besuchten, sollen auf diese und ähnliche Fragen Antworten gegeben werden. Um die aufgelisteten Punkte erforschen zu können, müssen zahlreiche Aspekte hinsichtlich der Methode, der Abwicklung und dem Inhalt des Experiments berücksichtigt werden. Diese werden in den nachstehenden Kapiteln erläutert. 8.1 Methode Die Studie der vorliegenden Arbeit wurde mittels Onlinefragebögen vorgenommen. Aufgrund der aktuellen Maßnahmen in Verbindung mit der COVID-19-Pandemie war es nicht möglich, die Umfragen in Präsenz an der Universität Innsbruck durchzuführen. Die Idee war, die Fragebögen den Studenten direkt nach einer Simultandolmetschprüfung in der Dolmetschtrainingsanlage zu geben. Auf diese Weise wäre es möglich gewesen, den Studenten die genauen Anweisungen der Umfrage zu erklären, die Anonymität zu gewährleisten sowie die Durchführung der Umfrage persönlich zu überwachen. Im Laufe des Wintersemesters 2020/21 haben die Dolmetschkurse in Präsenz sowie online stattgefunden. Die Prüfungen wurden online abgehalten; die Studenten waren auf Zoom zugeschaltet und die LV-Leiter haben für die Prüfungen den Link mit dem Video oder einem von ihnen aufgenommenen Video geschickt, das zu dolmetschen war. Während der gesamten Dauer der Prüfung musste die Webcam eingeschaltet bleiben, um zu überprüfen, ob das Video in Echtzeit abgespielt wurde, ohne es stoppen oder verlangsamen zu können. Nach der Prüfung hatten die Studenten ein paar Minuten Zeit, um die Aufzeichnung der Verdolmetschung an die LV-Leiter zu schicken. Unter normalen Bedingungen hätten die Dolmetschprüfungen in einer Kabine mit allen Annehmlichkeiten stattgefunden, die diese bieten kann. Die Tatsache, dass die Prüfungen zu Hause vor dem Computer stattfanden, ist eine Variable, die in Bezug auf das Stressniveau berücksichtigt werden muss. Einerseits kann diese neue Situation einen zusätzlichen Grund für Stress darstellen. Die Dolmetschstudenten verwenden ihren eigenen Computer und ihre eigene Internetverbindung, die nicht immer optimal ist. Darüber hinaus sind die Kopfhörer und die Stereoanlage der Dolmetschtrainingsanlage von höherer Qualität als die eines normalen Computers. Andererseits kann es weniger stressig sein, Prüfungen online von zu Hause aus abzulegen. Die Studenten können die Videos in Ruhe vom heimischen 62

71 Schreibtisch aus dolmetschen, ohne daran zu denken, dass es sich um eine Prüfung oder eine stressige Situation handelt. Die Dolmetschkurse an der Universität Innsbruck sind in zwei Stufen unterteilt. In Kurs Stufe 1 werden die grundlegenden Simultandolmetschkompetenzen erworben. Es werden Theorie sowie praktische Übungen zum Erlernen praktischer Kompetenzen beigebracht und einfache Reden und Interviews gedolmetscht. Nachdem der erste Kurs bestanden wurde, kann Kurs Stufe 2 besucht werden. In diesem Kurs werden mittelschwere bis schwere Reden und Interviews mit einer Länge von bis zu 20 Minuten gedolmetscht. Es werden Übungen zur Erweiterung und Anwendung der Simultandolmetschkompetenzen gemacht und die Studenten können sich auf die Abschlussprüfungen vorbereiten. 8.2 Abwicklung An der Umfrage nahmen insgesamt 20 Studenten des Masterstudiengangs Translationswissenschaft mit Schwerpunkt Konferenzdolmetschen teil. Die Studenten haben Deutsch oder Italienisch als A-Sprache und alle haben für die Untersuchung aus ihrer B- Sprache gedolmetscht, die Italienisch, Deutsch oder Englisch war. Sie wurden nicht in Gruppen je nach B- oder A-Sprache unterteilt, da die Analyse von sprachlichen Unterschieden nicht Gegenstand der Untersuchung war. Was relevant für die Umfrage war, ist, dass sie aus ihrer B-Sprache in ihre Muttersprache dolmetschen. Auf diese Weise kann davon ausgegangen werden, dass alle ungefähr den gleichen Schwierigkeitsgrad beim Dolmetschen hatten. Die anderen Sprachen, die am Institut angeboten werden, wurden nicht berücksichtigt. Diese Entscheidung wurde aus praktischen Gründen getroffen: Englisch und Italienisch sind die Sprachen, die unter Studenten des Masterstudiengangs Konferenzdolmetschen in Innsbruck am häufigsten als A- oder B-Sprache vertreten sind. Auf der Basis des besuchten Kurses wurden die Studenten in zwei Gruppen aufgeteilt, jene in Kurs Stufe 1 und jene in Kurs Stufe 2. Erstere waren insgesamt 7, die alle im ersten oder dritten Semester und 22, 23, 24, 25 oder 45 Jahre alt waren. Während es in Kurs 2 insgesamt 13 Studenten gab, die zwischen 24 und 40 Jahre alt waren und sich im dritten, vierten, fünften oder achten Semester befanden. Da die Dolmetschkurse an der Universität Innsbruck nur in zwei Stufen eingeteilt sind, können die Studenten in Kurs 1 als weniger erfahren angesehen werden als jene in Stufe 2. Nach Meinung zahlreicher Studenten und LV-Leiter gibt es einen großen Unterschied zwischen Niveau 1 und 2 in Bezug auf Themen, Redner, Geschwindigkeit und Dauer der zu dolmetschenden Reden. 63

72 8.3 Inhalt Der schriftlichen Befragung sind wie jeder anderen Untersuchungsmethode Grenzen gesetzt. Es ist von Bedeutung, darauf zu achten, dass die Fragen und Anweisungen leicht verständlich formuliert sind und das Ausfüllen des Fragebogens einfach gestaltet ist, da eine schriftliche Onlinemethode keine Möglichkeit für zusätzliche Erklärungen bietet. Bei einer schriftlichen Befragung ist daher eine sorgfältige Vorbereitung erforderlich. Die Vorgehensweise war folgende: Die Teilnehmer der Kurse wurden vorher per kontaktiert und aufgefordert, den Fragebogen direkt nach der Simultanprüfung auszufüllen. Die Verfasserin hat auch die LV-Leiter der Kurse kontaktiert, um deren Zustimmung einzuholen und um herauszufinden, wann genau die Onlineprüfungen endeten. Direkt nach der Prüfung hat die Verfasserin eine an alle Studenten geschickt, die am Experiment teilnehmen konnten, d. h. an diejenigen, die gerade aus ihrer B-Sprache in ihre Muttersprache gedolmetscht hatten. Ihnen wurde eine mit dem Link zum Onlinefragebogen gesendet. Da viele der befragten Personen Italienischmuttersprachler waren, haben sie einen ins Italienische übersetzten Fragebogen erhalten. Das STAI wurde von der Verfasserin in seinen offiziellen Übersetzungen ins Deutsche und Italienische gefunden (GRIMM 2009: online; NAPOLI 2014). Da das Thema sensibel ist und die Teilnehmer Persönliches preisgeben sollten, wurde auf die Anonymität der Befragung viel Wert gelegt. Es wurden Onlinefragebögen auf Italienisch und Deutsch erarbeitet, die in zwei Teile aufgeteilt wurden. Wie in Kapitel 7.1 und 7.2 angegeben, besteht die STAI-Umfrage aus zwei Abschnitten. Ersterer betrifft die Zustandsangst und Zweiterer die Eigenschaftsangst. Nach einer Auseinandersetzung mit der Literatur entschied sich die Verfasserin, zuerst den Teil zur Zustandsangst und dann jenen zur Eigenschaftsangst abzufragen, wie in der offiziellen Anleitung zum Fragebogen angegeben. Für jede Phase der Umfrage waren exakte Anweisungen zum Ausfüllen des Fragebogens zu lesen. Die Umfrage war so aufgebaut, dass mit dem erhaltenen Link der Fragebogen nur einmal ausgefüllt werden konnte. Dank der Funktion Formular von Google wurde die totale Anonymität der Teilnehmer gewahrt. 8.4 Simultan- und Konsekutivdolmetschen Die Befragungen am Masterstudiengang Translationswissenschaft mit Schwerpunkt Konferenzdolmetschen wurden unmittelbar nach den Simultanprüfungen durchgeführt. Die Verfasserin hat sich aus mehreren Gründen dafür entschieden, den Schwerpunkt auf das Simultan- und nicht auf Konsekutivdolmetschen zu legen. Zunächst ist es notwendig, die 64

73 zwei Arten des Dolmetschens zu betrachten und die möglichen Unterschiede und Stressoren zu analysieren, die zu belastenden Situationen beim Simultan- und Konsekutivdolmetschen führen können. Im Folgenden wird eine Übersicht über das Simultan- und Konsekutivdolmetschen und seine kognitiven Vorgänge gegeben. Das Konsekutiv- und das Simultandolmetschen sind die beiden Modi des Konferenzdolmetschens. Manche behaupten, dass es sich um zwei verschiedene Techniken handelt. Ein guter Konsekutivdolmetscher darf sich keineswegs darauf verlassen, nun auch im Simultandolmetschen gleiche Leistungshöhen erreichen zu können. Und ein in der Abgeschiedenheit seiner Kabine, allerdings auch im Ausgeliefertsein an den Redner sehr gut und zuverlässig arbeitender Simultandolmetscher bietet keineswegs ohne weiteres die Gewähr dafür, dass er auch als Konsekutivdolmetscher zu Hochleistung fähig und entsprechend erfolgsverwöhnt ist. (MATYSSEK : 9) Das Konsekutivdolmetschen unterscheidet sich vom Simultandolmetschen dadurch, dass Vortrag und Verdolmetschung nacheinander stattfinden. Beim Konsekutivdolmetschen kann die zielsprachliche Wiedergabe aus dem Gedächtnis erfolgen. Da die Gedächtniskapazität der Dolmetscher nicht unendlich ist, machen sie sich im Allgemeinen Notizen, die ihnen die Memorisierung des Gehörten erleichtern (vgl. KALINA 1998: 23). Beim Konsekutivdolmetschen erfolgt die Übertragung längerer Redeabschnitte zeitversetzt anhand von Notizen nach dem Vortrag des Originaltextes. Beim Simultandolmetschen wird das gesprochene Wort zeitgleich, also simultan, in eine oder mehrere andere Sprachen übersetzt (vgl. CHABASSE 2009: 58). Karla Déjean Le Féal behauptet, dass das Konsekutivdolmetschen heute an Bedeutung verloren hat. Verhandlungen auf hohem Niveau werden zunehmend simultan gedolmetscht, weshalb die Konsekutivtechnik für die praktische Tätigkeit des Konferenzdolmetschens nur von zweitrangiger Bedeutung ist (vgl. DÉJEAN LE FÉAL 1999:305). Der technologische Fortschritt im 20. Jahrhundert führte dazu, dass ein neuer Modus, das Simultandolmetschen, entstand. Dieser ist im Vergleich zum Konsekutivdolmetschen weniger zeitaufwendig, was als klarer Vorteil ausgemacht werden kann. Dolmetscher waren jedoch mit neuen Begebenheiten konfrontiert: Sie hatten nicht mehr die Möglichkeit, direkt in das Geschehen einzugreifen oder den Redner zu unterbrechen, wenn etwas nicht klar war. Neue Strategien wurden von Dolmetschern entwickelt und das Simultan- und 65

74 Konsekutivdolmetschen wurden zu Unterrichtsfächern, die heute an Dolmetschschulen unterrichtet werden (vgl. RICCARDI et al. 2016: 94). Für die Dolmetscher kann das Konsekutivdolmetschen jedoch sowohl situations- als auch verfahrensimmanente Vor- und Nachteile bieten: Ein Nachteil für die Dolmetscher kann die nicht vorhandene Kabine sein. Beim Simultandolmetschen wird in einer Kabine gedolmetscht, in der sich die Dolmetscher sicherer und geschützter als am Pult beim Konsekutivdolmetschen fühlen. Die Delegierten merken häufig gar nicht, wo sich die Kabinen befinden, und hören meist nur die Stimme der Dolmetscher durch Kopfhörer. Daher kann die Sichtbarkeit des Konsekutivdolmetschens Stress herbeiführen. Der größte situationsbedingte Vorteil des Konsekutivdolmetschens besteht darin, dass die Dolmetscher vollkommen in das Kommunikationsgeschehen eingebunden werden. Dolmetschen bedeutet kommunizieren, und zum mündlichen Kommunizieren gehören nun einmal nicht nur Worte und Tonfall, sondern auch die Körpersprache und dieses undefinierbare Etwas, das Menschen im Kontakt miteinander ausstrahlen (DÉJEAN LE FÉAL 1999: 305). Die Dolmetscher werden beim Konsekutivdolmetschen als Mitglied der Versammlung betrachtet und können, dank der Kooperation und Integration in den Teilnehmerkreis, effizienter arbeiten. Der verfahrensbedingte Vorteil für die Dolmetscher ist das Sprechtempo. Beim Konsekutivdolmetschen können sie das Tempo gemäß dem eigenen Temperament frei wählen und modulieren; dadurch wird die Wiedergabe erleichtert und die Qualität der Leistung verbessert. Außerdem bestehen die Vorteile beim Konsekutivdolmetschen im Vergleich zum Simultandolmetschen auch darin, dass die Dolmetscher einen relativ großen Spielraum bei der sprachlichen Wiedergabe des Ausgangstextes haben und fast kein technologisches Hilfsmittel erforderlich ist (vgl. DÉJEAN LE FÉAL 1999: 306f.). Am Masterstudiengang Translationswissenschaft mit Schwerpunkt Konferenzdolmetschen der Universität Innsbruck wird auf Simultan- und Konsekutivdolmetschen gleichermaßen Wert gelegt. Beide Kurse werden mit der gleichen Stundenzahl angeboten. In den ersten Semestern haben die Studenten die Möglichkeit, einen Kurs zum Erlernen von Notizentechniken zu besuchen. 66

75 Es kann jedoch behauptet werden, dass, das Simultandolmetschen in vieler Hinsicht die spektakulärste Erscheinungsform ist (PÖCHHACKER 1994: 301) obwohl das Simultandolmetschen und Konsekutivdolmetschen die beiden Formen des Konferenzdolmetschens sind. Durch situationsbedingte Umstände, wie enge, schlecht belüftete oder beleuchtete Kabinen, ungenügende Sicht und Ablesen von nicht vorliegenden Texten, wird das Simultandolmetschen in der Praxis noch anspruchsvoller und belastender, als es prozessbedingt ohnedies bereits ist (vgl. PÖCHHACKER 1994: 302f.). Aus diesen Gründen entschied sich die Verfasserin, die Umfragen zur Wahrnehmung von Angst und Stress nach den Simultandolmetschprüfungen und nicht nach den Konsekutivdolmetschprüfungen durchzuführen. 8.5 Wahl des State-Trait Anxiety Inventory Für das Experiment der vorliegenden Arbeit hat die Verfasserin beschlossen, das STAI anzuwenden. Wie andere physiologische Messverfahren ist das STAI von Spielberger et al. eine einfache und kostengünstige Methode, die durch ihre Anwendung keinen zusätzlichen Stress erzeugt. Subjektive Persönlichkeitstest zur Messung von Ängstlichkeit und Stress wurden bereits bei Konferenzdolmetschern eingesetzt. Das Problem, das bei subjektiven Persönlichkeitstest auftreten könnte, kann die bewusste oder unbewusste Verfälschung der Probanden sein. Wie bereits in Kapitel 2 erläutert, führt nicht jede objektive Stresssituation automatisch zu Angst. Die Situation muss von der Person als gefährlich oder bedrohlich eingeschätzt werden, um Stress oder Angst herbeizuführen. Daher hat auch Spielberger auf die Bedeutung des subjektiven Bedrohungserlebnisses für die Auslösung von Angst hingewiesen (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Die Verfasserin hat aus diesem Grund beschlossen, dieses erprobte Instrument zur subjektiven Erfassung von Zustandsangst und Angst als Eigenschaft anzuwenden. 8.6 Gliederung der Umfrage am Institut für Translationswissenschaft der Universität Innsbruck Dank der neuen Technologien konnte die Umfrage rasch und ohne großen Aufwand durchgeführt werden. Nachdem sich die Studenten zur Teilnahme am Experiment bereit erklärt hatten, wurde ihnen der Link mit dem Fragebogen per zugeschickt. In der E- 67

76 Mail wurden auch Thema und Ziel der Arbeit erläutert und es wurde zugesichert, dass die Antworten anonym behandelt werden. Am Anfang der Umfrage Stress und Simultandolmetschen gab es einige Pflichtfelder, die ausgefüllt werden mussten, wie B-Sprache und Kursstufe. Zusätzlich gab es optionale Felder wie Alter und aktuelle Semesterzahl. Wie bereits erwähnt, war der erste Teil der Zustandsangst gewidmet. Die deutsche Anweisung zum Ausfüllen des ersten Teils war folgende: Abbildung 6: Auszug 1 der Umfrage. Wie in Abbildung 6 dargestellt, war es von Bedeutung, dass die Teilnehmer die Fragen so beantworteten, wie sie sich im Moment fühlten, damit die Zustandsangst bewertet werden konnte. Als Nächstes hat die Verfasserin die 20 Fragen zur Zustandsangst in der Umfrage hinzugefügt, bei denen die Teilnehmer die Antwort ankreuzen und eine Bewertung von 1 bis 4 abgeben mussten (1 = überhaupt nicht; 2 = ein wenig; 3 = ziemlich; 4 = sehr). Alle Fragen waren Pflichtfelder, die ausgefüllt werden mussten, um zum nächsten Teil zu gelangen. Die Fragen im Abschnitt zur Zustandsangst lauteten wie folgt: 1. Ich bin ruhig Ich fühle mich geborgen Ich fühle mich angespannt Ich bin bekümmert Ich bin gelöst Ich bin aufgeregt Ich bin besorgt, dass etwas schiefgehen könnte

77 8. Ich fühle mich ausgeruht Ich bin beunruhigt Ich fühle mich wohl Ich fühle mich selbstsicher Ich bin nervös Ich bin zappelig Ich bin verkrampft Ich bin entspannt Ich bin zufrieden Ich bin besorgt Ich bin überreizt Ich bin froh Ich bin vergnügt Tabelle 1: Auszug 2 der Umfrage. Sobald sie den ersten Teil beendet hatten, konnten sie weiterblättern und zum nächsten Teil übergehen. Für den zweiten Teil der Umfrage gab es die folgenden Anweisungen zur Beantwortung der Fragen: Abbildung 7: Auszug 3 der Umfrage. In der zweiten Phase der Umfrage, wie Abbildung 7 veranschaulicht, wurden die Teilnehmer gebeten, auf der Grundlage ihrer üblichen Gefühle zu antworten, und anzugeben, wie sie mit Alltagssituationen umgehen. Wie in der ersten Phase wurden als Nächstes die 20 Fragen zur Eigenschaftsangst einbezogen. Die Teilnehmer sollten die Antwort ankreuzen und eine Bewertung von 1 bis 4 abgeben (1 = fast nie; 2 = manchmal; 3 = oft; 4 = fast immer). Auch in diesem Teil waren alle Fragen Pflichtfelder, die ausgefüllt werden mussten, um die Umfrage zu beenden und 69

78 die Antworten abzusenden. Die Fragen im Abschnitt zur Eigenschaftsangst lauteten wie folgt: 1. Ich bin vergnügt Ich werde schnell müde Mir ist zum Weinen zumute Ich glaube, mir geht es schlechter als anderen Menschen Ich verpasse günstige Gelegenheiten, weil ich mich nicht schnell genug entscheiden kann 6. Ich fühle mich ausgeruht Ich bin ruhig und gelassen Ich glaube, dass mir meine Schwierigkeiten über den Kopf wachsen 9. Ich mache mir zu viele Gedanken über unwichtige Dinge Ich bin glücklich Ich neige dazu, alles schwerzunehmen Mir fehlt es an Selbstvertrauen Ich fühle mich geborgen Ich mache mir Sorgen über mögliches Missgeschick Ich fühle mich niedergeschlagen Ich bin zufrieden Unwichtige Gedanken gehen mir durch den Kopf und bedrücken mich 18. Enttäuschungen nehme ich so schwer, dass ich sie nicht vergessen kann 19. Ich bin ausgeglichen Ich werde nervös und unruhig, wenn ich an meine derzeitigen Angelegenheiten denke Tabelle 2: Auszug 4 der Umfrage. Sobald alle Fragen zur Eigenschaftsangst beantwortet wurden, konnte die Umfrage beendet und konnten die Antworten abgeschickt werden. Wie bereits erwähnt, wurde die Umfrage durch offizielle Quellen ins Italienische übersetzt. Die Verfasserin hat zwei Versionen der Umfrage erstellt, nämlich auf Deutsch und auf Italienisch. Da es sich um ein heikles und persönliches Thema handelt, hielt sie es für angemessener, den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, den Fragebogen in ihrer Muttersprache auszufüllen, um das Verständnis und die Zuverlässigkeit zu erleichtern. Um die Struktur des Fragebogens und seine Verständlichkeit zu überprüfen, wurde er eine Woche vor der offiziellen Vergabe an vier Personen getestet. Auf der Grundlage der daraus gewonnenen Erkenntnisse wurde der Fragebogen nochmals überarbeitet und ergänzt und dann in der letzten Woche des Monats Januar und in der ersten Woche des Monats Februar ( ) von der Verfasserin selbst an die Studenten per geschickt. Insgesamt kamen 20 Fragebögen zurück, weshalb 20 Fragebögen für die Auswertung zur 70

79 Verfügung standen. Voraussetzung für die Teilnahme war, im Wintersemester 2020/21 für das Masterstudium Konferenzdolmetschen am Institut für Translationswissenschaft in Innsbruck inskribiert gewesen zu sein, sowie die Anwesenheit bei den Prüfungen, nach denen die Umfrage durchgeführt wurde. 8.7 Auswertung der Fragebögen Im nächsten Kapitel werden die anhand des Fragebogens erhobenen Daten analysiert und unter Berücksichtigung der erarbeiteten Forschungsfragen interpretiert. In der vorliegenden Untersuchung wurden die Ergebnisse der Umfrage wie in Kapitel 7.2 beschrieben bewertet. Zunächst wurden die Werte der Studenten in Kurs Stufe 1 mit jenen der Studenten in Kurs Stufe 2 in Bezug auf die Zustandsangst verglichen. Von den Versuchspersonen fielen 18 in die Gruppe der 22- bis 27-Jährigen, 2 gehörten zu den 40- bis 45-Jährigen. In Tabelle 3 sind die Werte der Dolmetschstudenten in Kurs Stufe 1 im Vergleich zu jenen in Kurs Stufe 2 in Bezug auf die Zustandsangst dargestellt. State-Angst Studenten Kurs Stufe 1 45,7 Studenten Kurs Stufe 2 46,2 Tabelle 3: durchschnittliche Werte der ersten Phase der Umfrage. Der State-Angst-Wert betrug für die Studenten in Kurs Stufe 1 im Durchschnitt 45,7, für jene in Kurs Stufe 2 hingegen 46,2. Die Studenten in Kurs Stufe 1 waren insgesamt 7 und diejenigen in Stufe 2 insgesamt 13. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die durchschnittlichen State-Angst-Werte der Studenten in Kurs Stufe 2 alle zwischen 28 und 59 betrugen. Nur ein Proband in Gruppe 2 hatte einen durchschnittlichen State-Angst-Wert von 70, der weit über dem Durchschnitt lag. In Tabelle 4 sind die Zustandsangstwerte der Dolmetschstudenten in Kurs Stufe 1 im Vergleich zu den Dolmetschstudenten in Kurs Stufe 2 dargestellt, wobei der Wert von 70 eines Probanden nicht gezählt wurde. 71

80 State-Angst Studenten Kurs Stufe 1 45,7 Studenten Kurs Stufe 2 (ohne Punktzahl 70 von einem Probanden) 44,2 Tabelle 4: durchschnittliche Werte der ersten Phase der Umfrage ohne Berücksichtigung eines Probanden aus der Gruppe Stufe 2. Wie Tabelle 4 veranschaulicht, sind die Werte der Studenten in Kurs Stufe 1 höher als die in Kurs Stufe 2. Die folgenden mit Excel erstellten Abbildungen zeigen die Daten zur State-Angst von Studenten in Kurs Stufe 2 und 1 mit der Angabe, wie häufig jede Frage mit 1, 2, 3 oder 4 bewertet wurde. Die Fragen zur State-Angst waren insgesamt 20 und da sie Pflichtfelder waren, haben alle 20 Probanden auf jede Frage geantwortet. Wie oben erwähnt, gab es insgesamt 13 Studenten in Kurs 2, die zwischen 23 und 40 Jahre alt waren und sich im dritten, vierten, fünften oder achten Semester befanden. Die Studenten in Kurs 1 waren insgesamt 7, im Alter zwischen 22 und 45 Jahren, und befanden sich im ersten, zweiten oder dritten Semester. Abbildung 8 enthält State-Angst-Werte der Studenten in Kurs Stufe 2, gefolgt von Abbildung 9 mit den Werten aus Kurs Stufe 1: 72

81 Ich bin ruhig Ich fühle mich geborgen Ich fühle mich angespannt Ich bin bekümmert Ich bin gelöst Ich bin aufgeregt Ich bin besorgt, dass etwas schief gehen könnte Ich fühle mich ausgeruht Ich bin beunruhigt Ich fühle mich wohl Ich fühle mich selbstsicher Ich bin nervös Ich bin zappelig Ich bin verkrampft Ich bin entspannt Ich bin zufrieden Ich bin besorgt Ich bin überreizt Ich bin froh Ich bin vergnügt State-Angst Stufe 2 100% 0% 0% 8% 8% 8% 8% 8% 8% 8% 8% 8% 8% 8% 8% 90% 23% 23% 8% 23% 15% 15% 15% 23% 31% 15% 15% 80% 8% 31% 31% 31% 70% 38% 46% 31% 8% 46% 31% 8% 38% 46% 38% 23% 60% 38% 69% 15% 15% 31% 46% 50% 54% 54% 23% 23% 40% 31% 23% 54% 23% 30% 46% 31% 54% 54% 38% 54% 46% 54% 20% 31% 38% 38% 38% 15% 31% 10% 23% 15% 23% 23% 23% 23% 8% 8% 8% 8% 8% 8% 0% Antwort 1 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Abbildung 8: State-Angst Stufe 2; Auszug Umfrage. 73

82 Ich bin ruhig Ich fühle mich geborgen Ich fühle mich angespannt Ich bin bekümmert Ich bin gelöst Ich bin aufgeregt Ich bin besorgt, dass etwas schief gehen könnte Ich fühle mich ausgeruht Ich bin beunruhigt Ich fühle mich wohl Ich fühle mich selbstsicher Ich bin nervös Ich bin zappelig Ich bin verkrampft Ich bin entspannt Ich bin zufrieden Ich bin besorgt Ich bin überreizt Ich bin froh Ich bin vergnügt State-Angst Stufe 1 100% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 90% 14% 14% 14% 14% 14% 14% 14% 14% 14% 29% 29% 29% 29% 29% 29% 29% 80% 14% 14% 43% 43% 14% 70% 29% 29% 57% 43% 71% 43% 14% 60% 29% 29% 29% 57% 57% 29% 50% 43% 43% 14% 40% 57% 57% 57% 43% 43% 43% 14% 30% 29% 57% 20% 43% 43% 43% 43% 43% 14% 43% 29% 29% 29% 29% 29% 10% 14% 14% 14% 14% 14% 14% 14% 14% 0% 0% 0% 0% Antwort 1 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Abbildung 9: State-Angst Stufe 1; Auszug Umfrage. 74

83 Ich bin ruhig Ich fühle mich geborgen Ich bin gelöst Ich fühle mich ausgeruht Ich fühle mich wohl Ich fühle mich selbstsicher Ich bin entspannt Ich bin zufrieden Ich bin froh Ich bin vergnügt Um die folgenden Diagramme zu erstellen, wurden die Antworten aus der italienischen und deutschen Umfrage hochgerechnet. Probanden, deren Muttersprache Italienisch war, bekamen einen Fragebogen auf Italienisch. Für die Auswertung der Ergebnisse wurden die Umfragen auf Italienisch und Deutsch zusammengefasst und nur nach Stufe 1 und 2 unterteilt. Wie in Kapitel 7.2 erklärt, zeigt eine hohe Bewertung die Abwesenheit von Angst bei zehn State-Angst-Fragestellungen. Die Werte für die Fragestellungen ohne Angst sind daher umgekehrt. Es wurden zwei Diagramme erstellt, in denen die Werte der Fragestellungen ohne State-Angst zwischen Stufe 2 und 1 verglichen wurden. Fragestellungen ohne State-Angst Stufe 2 100% 90% 80% 70% 23% 8% 8% 46% 0% 31% 15% 38% 8% 15% 46% 31% 8% 8% 8% 31% 38% 46% 60% 50% 38% 69% 31% 40% 30% 20% 10% 0% 31% 15% 8% 8% 31% 15% 38% 38% 8% 23% 23% 46% 54% 8% 8% 31% 23% 23% 23% Antwort 1 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Abbildung 10: Fragestellungen ohne State-Angst Stufe 2; Auszug Umfrage. 75

84 Ich bin ruhig Ich fühle mich geborgen Ich bin gelöst Ich fühle mich ausgeruht Ich fühle mich wohl Ich fühle mich selbstsicher Ich bin entspannt Ich bin zufrieden Ich bin froh Ich bin vergnügt Fragestellungen ohne State-Angst Stufe 1 100% 0% 0% 0% 90% 14% 14% 14% 14% 29% 29% 29% 29% 80% 43% 14% 70% 60% 29% 43% 71% 43% 14% 57% 29% 50% 40% 57% 57% 43% 14% 30% 29% 57% 20% 43% 43% 14% 10% 14% 14% 29% 14% 14% 29% 14% 0% 0% 0% 0% Antwort 1 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Abbildung 11: Fragestellungen ohne State-Angst Stufe 1; Auszug Umfrage. Die Gewichtung für die Fragestellungen ohne Angst ist umgekehrt, d. h. Antworten, die mit 1, 2, 3 oder 4 markiert sind, wurden mit 4, 3, 2 bzw. 1 bewertet. Wie Abbildung 10 und 11 veranschaulichen, sind die Werte der Studenten in Kurs Stufe 1 bei manchen Fragestellungen höher als die derjenigen in Kurs Stufe 2. Auf die Fragen Ich bin ruhig, Ich fühle mich geborgen, Ich bin entspannt, Ich bin zufrieden und Ich bin froh haben die Studenten in 76

85 Kurs Stufe 1 häufiger mit 1 bzw. 4 geantwortet; während bei den Fragen Ich bin gelöst, Ich fühle mich ausgeruht, Ich fühle mich wohl, Ich fühle mich selbstsicher mehr Studenten von Kurs Stufe 2 mit 1 bzw. 4 geantwortet haben. Eine erste Analyse der erhobenen Daten zeigt, dass die State-Angst-Werte der Studenten in Kurs Stufe 2 im Durchschnitt höher als die der Studenten in Kurs Stufe 1 waren. Es wurde jedoch beobachtet, dass der Durchschnitt der State-Angst-Werte von 12 Studenten in Kurs Stufe 2 niedriger als jener der Studenten in Kurs Stufe 1 war. Für die vorliegende Untersuchung wurden zunächst die State-Angst-Werte analysiert und verglichen. Ziel war es, aufzuzeigen, dass Studenten mit mehr Erfahrung ihre Angst in einer Belastungssituation besser unter Kontrolle halten können. Als nächster Schritt wurden die Werte der Studenten in Kurs Stufe 1 mit denen der Studenten in Kurs Stufe 2 in Bezug auf die Angst als Eigenschaft bzw. Trait-Angst verglichen. Die Ergebnisse der Umfrage wurden, wie in Kapitel 7.2 beschrieben, bewertet. Von den Versuchspersonen fielen 18 in die Gruppe der 22- bis 27-Jährigen, 2 gehörten zu den 40- bis 45-Jährigen. In Tabelle 5 sind die Werte der Dolmetschstudenten in Kurs Stufe 1 im Vergleich zu jenen in Kurs Stufe 2 in Bezug auf die Angst als Eigenschaft dargestellt. Trait-Angst Studenten Kurs Stufe 1 41,4 Studenten Kurs Stufe 2 48 Tabelle 5: durchschnittliche Werte der zweiten Phase der Umfrage. Der Trait-Angst-Wert betrug für die Studenten in Kurs Stufe 1 im Durchschnitt 41,4, für die Studenten in Kurs Stufe 2 hingegen 48. Die Studenten in Kurs Stufe 1 waren insgesamt 7 und diejenigen in Stufe 2 insgesamt 13. Wie bei den Werten der State-Angst wurde berücksichtigt, dass die durchschnittlichen Trait- Angst-Werte der Studenten in Kurs Stufe 2 alle zwischen 31 und 64 betrugen. Nur ein Proband in Gruppe 2 hatte einen durchschnittlichen State-Angst-Wert von 76, der weit über dem Durchschnitt lag. 77

86 In Tabelle 6 sind die Trait-Angst-Werte der Dolmetschstudenten in Kurs Stufe 1 im Vergleich zu jenen in Kurs Stufe 2 dargestellt, wobei der Wert von 76 eines Probanden nicht gezählt wurde. Trait-Angst Studenten Kurs Stufe 1 41,4 Studenten Kurs Stufe 2 (ohne Punktzahl 76 von einem Probanden) 45,7 Tabelle 6: durchschnittliche Werte der zweiten Phase der Umfrage ohne Berücksichtigung eines Probanden aus der Gruppe Stufe 2. Wie Tabelle 6 veranschaulicht, sind die Werte der Studenten in Kurs Stufe 2 auch in diesem Fall höher als die in Kurs Stufe 1. Wie bei der State-Angst wurden Abbildungen mit Excel erstellt, die die Daten zur Trait- Angst von Studenten in Kurs Stufe 2 und 1 zeigen. Es wurde auch angegeben, wie häufig jede Frage mit 1, 2, 3 oder 4 bewertet wurde. Die Fragen über die Trait-Angst waren 20 insgesamt und da sie Pflichtfelder waren, haben alle 20 Probanden auf jede Frage geantwortet. Wie oben erwähnt, gab es insgesamt 13 Studenten in Kurs 2, die zwischen 23 und 40 Jahre alt waren und sich im dritten, vierten, fünften oder achten Semester befanden. Die Studenten in Kurs 1 waren insgesamt 7, im Alter zwischen 22 und 45 Jahren, und befanden sich im ersten, zweiten oder dritten Semester. Abbildung 12 enthält Trait-Angst-Werte der Studenten in Kurs Stufe 2, gefolgt von Abbildung 13 mit Werten aus Kurs Stufe 1: 78

87 Ich bin vergnügt Ich werde schnell müde Mir ist zum Weinen zumute Ich glaube, mir geht es schlechter als anderen Leute Ich verpasse güngstige Gelegenheiten, weil ich mich nicht schnell genug entscheiden kann Ich fühle mich ausgeruht Ich bin ruhig und gelassen Ich glaube, dass mir meine Schwierigkeiten über den Kopf wachsen Ich mache mir zuviel Gedanken über unwichtige Dinge Ich bin glücklich Ich neige dazu, alles schwer zu nehmen Mir fehlt es an Selbstvertrauen Ich fühle mich geborgen Ich mache mir Sorgen über mögliches Missgeschick Ich fühle mich niedergeschlagen Ich bin zufrieden Unwichtige Gedanken gehen mir durch den Kopf und bedrücken mich Enttäuschungen nehme ich so schwer, dass ich sie nicht vergessen kann Ich bin ausgeglichen Ich werde nervös und unruhig, wenn ich an meine derzeitigen Angelegenheiten denke Trait-Angst Stufe 2 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 23% 62% 15% 0% 8% 8% 15% 31% 31% 0% 46% 31% 54% 38% 31% 8% 0% 0% 8% 8% 8% 46% 46% 46% 69% 31% 15% 31% 31% 23% 23% 15% 31% 31% 38% 38% 23% 31% 8% 0% 15% 15% 15% 23% 23% 46% 31% 62% 38% 23% 31% 0% 23% 23% 23% 8% 8% 8% 54% 31% 15% 15% 23% 38% 46% 38% 31% 23% 23% 15% 15% 15% 23% 31% 38% 54% 31% 23% 0% 0% Antwort 1 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Abbildung 12: Trait-Angst Stufe 2; Auszug Umfrage. 79

88 Ich bin vergnügt Ich werde schnell müde Mir ist zum Weinen zumute Ich glaube, mir geht es schlechter als anderen Leute Ich verpasse güngstige Gelegenheiten, weil ich mich nicht schnell genug entscheiden kann Ich fühle mich ausgeruht Ich bin ruhig und gelassen Ich glaube, dass mir meine Schwierigkeiten über den Kopf wachsen Ich mache mir zuviel Gedanken über unwichtige Dinge Ich bin glücklich Ich neige dazu, alles schwer zu nehmen Mir fehlt es an Selbstvertrauen Ich fühle mich geborgen Ich mache mir Sorgen über mögliches Missgeschick Ich fühle mich niedergeschlagen Ich bin zufrieden Unwichtige Gedanken gehen mir durch den Kopf und bedrücken mich Enttäuschungen nehme ich so schwer, dass ich sie nicht vergessen kann Ich bin ausgeglichen Ich werde nervös und unruhig, wenn ich an meine derzeitigen Angelegenheiten denke Trait-Angst Stufe 1 100% 0% 0% 0% 0% 0% 90% 29% 14% 29% 29% 29% 14% 29% 29% 14% 14% 14% 14% 14% 29% 29% 14% 14% 80% 43% 70% 29% 29% 29% 57% 60% 29% 14% 14% 43% 14% 29% 43% 43% 43% 29% 14% 57% 71% 43% 50% 43% 14% 14% 14% 40% 14% 14% 43% 0% 29% 14% 30% 57% 57% 57% 0% 29% 20% 43% 43% 43% 43% 43% 43% 43% 43% 10% 29% 29% 29% 14% 29% 29% 29% 29% 14% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% Antwort 1 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Abbildung 13: Trait-Angst Stufe 1; Auszug Umfrage. 80

89 Ich bin vergnügt Ich fühle mich ausgeruht Ich bin ruhig und gelassen Ich bin glücklich Ich fühle mich geborgen Ich bin zufrieden Ich bin ausgeglichen Analog zum Teil über die State-Angst wurden die Antworten aus der italienischen und deutschen Umfrage hochgerechnet, um die folgenden Diagramme zu erstellen. Probanden, deren Muttersprache Italienisch war, bekamen auch für die Trait-Angst einen Fragebogen auf Italienisch. Für die Auswertung der Ergebnisse wurden die Umfragen auf Italienisch und Deutsch zusammengefasst und nur nach Stufe 1 und 2 unterteilt. Wie in Kapitel 7.2 erklärt, zeigt eine hohe Bewertung die Abwesenheit von Angst bei sieben Trait-Angst-Fragestellungen. Die Werte für die Fragestellungen ohne Angst sind daher umgekehrt. Es wurden zwei Diagramme erstellt, in denen die Werte der Fragestellungen ohne Angst für die Trait-Angst-Skala zwischen Stufe 2 und 1 verglichen wurden. Fragestellungen ohne Trait-Angst Stufe 2 100% 90% 80% 23% 0% 46% 8% 31% 15% 15% 31% 70% 60% 46% 38% 50% 62% 38% 62% 38% 40% 31% 15% 30% 31% 20% 10% 15% 23% 31% 31% 0% 23% 15% 31% 0% 0% 0% 0% Antwort 1 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Abbildung 14: Fragestellungen ohne Trait-Angst Stufe 2; Auszug Umfrage. 81

90 Ich bin vergnügt Ich fühle mich ausgeruht Ich bin ruhig und gelassen Ich bin glücklich Ich fühle mich geborgen Ich bin zufrieden Ich bin ausgeglichen Fragestellungen ohne Trait-Angst Stufe 1 100% 90% 29% 14% 29% 14% 80% 43% 70% 57% 60% 43% 14% 43% 71% 50% 43% 40% 43% 14% 30% 57% 0% 20% 43% 43% 10% 29% 14% 29% 29% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% Antwort 1 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Abbildung 15:Fragestellungen ohne Trait-Angst Stufe 1; Auszug Umfrage. Wie bei den State-Angst-Werten ist auch in diesem Fall die Gewichtung für die Fragestellungen ohne Angst umgekehrt, d. h. Antworten, die mit 1, 2, 3 oder 4 markiert sind, wurden mit 4, 3, 2 bzw. 1 bewertet. Wie Abbildung 14 und 15 zeigen, sind die Werte der Studenten in Kurs Stufe 2 bei manchen Fragestellungen höher als die derjenigen in Kurs Stufe 1. Bei der Trait-Angst ergab sich ein signifikanter Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Wert der Studenten in Kurs Stufe 1 und jenem der Studenten in Kurs 82

91 Stufe 2. Auch unter Berücksichtigung des Probanden aus Kurs Stufe 2, dessen Wert weit über dem Durchschnitt lag, sind die Prozentsätze der Studenten in Kurs Stufe 2 in Bezug auf die Trait-Angst höher als die der Studenten aus Kurs Stufe 1. Wie Abbildung 15 veranschaulicht, hat kein Proband aus Kurs Stufe 1 die Trait- Fragestellungen ohne Angst mit 1 bzw. 4 bewertet. Hingegen haben sich die Werte der Trait- Fragestellungen bei den Studenten aus Kurs 2 als höher erwiesen. Die Prozentsätze der Antwort 4 bzw. 1, die in den Abbildungen 14 und 15 markiert sind, sind bei Studenten aus Kurs Stufe 2 erheblich niedriger als bei denjenigen aus Kurs 1. Es wurden zwei Tabellen auf der Basis der Kursstufe mit den durchschnittlichen Zustandsund Eigenschaftsangstdaten aller Teilnehmer erstellt (siehe Tabelle 7 und 8). Kurs Stufe 2 PROBAND SEMESTER State-Angst-Wert im Durchschnitt Trait-Angst-Wert im Durchschnitt X X X X X X X X X X X X X Tabelle 7: durchschnittliche State- und Trait-Angst-Werte der Studenten aus Kurs 2. Kurs Stufe 1 PROBAND SEMESTER State-Angst-Wert im Durchschnitt Trait-Angst-Wert im Durchschnitt Y Y Y Y Y Y Y Tabelle 8: durchschnittliche State- und Trait-Angst-Werte der Studenten aus Kurs 1. 83

92 Analog zur Studie von Kurz, die in Kapitel 7.3 beschrieben wurde, wurden die Ergebnisse der Umfrage folgendermaßen analysiert. Die Probanden aus Kurs 1 und 2 wurden danach unterteilt, ob die Trait-Angst größer als die State-Angst war oder umgekehrt oder beide Werte identisch waren. Kurz hat behauptet, dass die Menschen, die zur Gruppe gehören, die einen höheren State-Angst- als Trait-Angst-Wert hat, einen Ansporn für höhere Leistungen brauchen. Wenn der Trait-Angst-Wert hingegen höher ist, bedeutet dies, dass sie ihre State- Angst besser unter Kontrolle halten können. Von den 13 Studenten aus Kurs Stufe 2 wiesen 7 (54 %) höhere Trait-Angst-Werte auf. Bei den anderen 6 Studenten waren die State-Angst-Werte höher. Kurs Stufe 2 State > Trait State < Trait 49,6 40,6 43,2 54,7 Tabelle 9: durchschnittliche State- und Trait-Angst-Werte der Studenten aus Kurs Stufe 2. Ein unterschiedliches Bild ergab sich für die Studenten aus Kurs Stufe 1. Bei ihnen war durchgehend die State-Angst höher als die Trait-Angst. Von den 7 Studenten wiesen 5 (71,4 %) höhere State-Angst-Werte auf. Die anderen 2 Studenten hatten höhere Trait-Angst- Werte. Kurs Stufe 1 State > Trait State < Trait 45, ,5 Tabelle 10: durchschnittliche State- und Trait-Angst-Werte der Studenten aus Kurs Stufe 1. Die oben angeführten Ergebnisse zeigen, dass Studenten mit mehr Erfahrung niedrigere State-Angst-Werte im Vergleich zu den Trait-Angst-Werten aufweisen. Studenten aus Kurs Stufe 1, und zwar im ersten, zweiten oder dritten Semester, haben hingegen höhere State- Angst-Werte im Vergleich zu den Trait-Angst-Werten aufgewiesen. Auf der Basis dieser Ergebnisse könnte die Hypothese aufgestellt werden, dass Dolmetscher im Laufe des Studiums lernen, ihre Angst unter Kontrolle zu halten. Wie schon erwähnt, hängt der Anstieg der Zustandsangst davon ab, ob eine belastende Situation als bedrohlich 84

93 empfunden wird. Die Bewertung einer bedrohlichen Situation wird daher durch erworbene Fähigkeiten und Bewältigungsmechanismen, in diesem Fall Coping Strategies beim Simultandolmetschen, beeinflusst. Dies bedeutet, dass erfahrene Dolmetschstudenten nach Vorbereitung und Erfahrung möglicherweise niedrigere Angstwerte aufweisen. 8.8 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse Ziel der empirischen Untersuchung war es, eine im Rahmen von Simultandolmetschprüfungen an der Universität Innsbruck unter Konferenzdolmetschstudenten durchgeführte Angstuntersuchung darzustellen. In diesem letzten Abschnitt werden die bedeutsamsten Ergebnisse der Umfrage zusammengefasst. Die Personen, die an der Umfrage teilgenommen haben, hatten verschiedene Sprachkombinationen und waren unterschiedlichen Alters. Somit war es möglich, einen guten Eindruck der Gesamtheit der Studenten des Masterstudiums Konferenzdolmetschen an der Universität Innsbruck zu bekommen. Die Ergebnisse der durchgeführten Studie zum Thema Stress und Simultandolmetschen unter Studenten des Masterstudiums Konferenzdolmetschen am Institut für Translationswissenschaft in Innsbruck zeigten deutlich, dass sich die befragten Studenten tatsächlich gestresst fühlten. Wie oben erwähnt, können sowohl die Trait-Angst- als auch die State-Angst-Werte zwischen 20 und 80 variieren. Der durchschnittliche State-Angst-Wert der insgesamt 20 Studenten aus Kurs Stufe 1 und 2 war 46 und der Trait-Angst-Wert im Durchschnitt 45,8. Dies zeigt auf, dass die befragten Studenten hohe Werte in Bezug auf Ängstlichkeit und Angst als Eigenschaft haben. Die Studenten aus Kurs Stufe 2 haben einen durchschnittlichen State-Angst-Wert von 46,2 aufgewiesen, wobei der Wert 44,2 betrug, wenn ein Proband nicht berücksichtigt wurde, der weit über dem Durchschnitt lag. Der durchschnittliche State-Angst-Wert bei den Studenten aus Kurs Stufe 1 betrug 45,7. Es kann daraus gefolgert werden, dass es keinen großen Unterschied zwischen den zwei Gruppen in Bezug auf die State-Angst gibt. Als nächster Schritt der Umfrage wurde die Trait-Angst analysiert. Der durchschnittliche Trait-Angst-Wert der Studenten aus Kurs Stufe 2 betrug 48. Auch in diesem Fall wurde berücksichtigt, dass ein Proband aus dieser Gruppe weit über dem Durchschnitt lag. Ohne diese Person hätte der durchschnittliche Trait-Angst-Wert 45,7 betragen. Bei den Studenten aus Kurs Stufe 1 betrug der Trait-Angst-Wert im Durchschnitt 41,4. Angesichts dieser Daten 85

94 kann behauptet werden, dass sich ein signifikanter Unterschied in Bezug auf die Trait-Angst zwischen den beiden Gruppen ergab. Wie in Kapitel 2 angeführt, bezieht sich die Trait-Angst auf allgemeine Ängstlichkeit. Es wird dazu geneigt, Situationen als bedrohlich zu bewerten, Stress wahrzunehmen und unter solchen Umständen mit vermehrter Zustandsangst zu reagieren. Die Merkmale sind daher sichtbare und auftretende Verhaltensneigungen mit individueller Ausprägung (vgl. KURZ 1996: 146f.). Es muss auch gesagt werden, dass die Eigenschaftsangst je nach Person bezüglich Intensität und Dauer unterschiedlich ist. Je stärker das Angstmerkmal ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Mensch in einer bedrohlichen Situation mit Zustandsangst reagieren wird (vgl. SPIELBERGER 2010: online). Anhand der oben angeführten Ergebnisse kann daher behauptet werden, dass Studenten mit mehr Erfahrung, die sich im dritten, vierten, fünften oder achten Semester befinden, dazu tendieren, eine bedrohliche Situation, in diesem Fall eine Onlinesimultandolmetschprüfung, als stressig zu empfinden. Es kann auch festgestellt werden, dass Studenten, die mit den Semestern weiter fortgeschritten sind, über die Jahre des Studiums eine Menge Stress angesammelt haben können. Studenten, die im ersten Semester sind oder noch am Anfang des Studiums stehen, haben definitiv weniger Stresserfahrungen in Bezug auf Simultandolmetschprüfungen gesammelt. Im Masterstudiengang Konferenzdolmetschen an der Universität Innsbruck werden zahlreiche Lehrveranstaltungen in einigen Semestern mit der Hälfte der ECTS angeboten. Dies bedeutet, dass die Studenten den Kurs zweimal bestehen müssen, um das Modul abzuschließen und die erforderlichen ECTS zu erhalten. Dies kann eine Menge Stress und Ängste erzeugen, da die Erwartungen hoch sind. Als Nächstes ging es darum, die Studenten danach zu unterteilen, ob ihre State-Angst-Werte höher als ihre Trait-Angst-Werte oder umgekehrt waren. Aus Kurs Stufe 2 haben 7 von 13 Studenten höhere Trait-Angst-Werte im Vergleich zu ihren State-Angst-Werten aufgewiesen. Unter Studenten aus Kurs Stufe 1 haben 5 von 7 höhere State-Angst-Werte im Vergleich zu ihren Trait-Angst-Werten gezeigt. Aus diesem Ergebnis kann die Hypothese aufgestellt werden, dass Dolmetscher im Laufe ihres Studiums lernen, ihre State-Angst besser unter Kontrolle zu halten, aber auch, dass sie im Laufe der Jahre die Tendenz entwickeln, belastende Situationen im Allgemeinen als bedrohlich zu empfinden. 86

95 Wie bereits erwähnt, bedeutet Belastung nicht für alle Menschen eine Leistungsbremse und manche Personen werden unter Druck und Stress besser. Erfahrene Dolmetscher werden tendenziell als weniger ängstlich eingestuft, da die Tätigkeit des Konferenzdolmetschens generell als komplex und stressig kategorisiert wird. Kurz behauptete, dass Konferenzdolmetscher keine Trainingsweltmeister sind, sondern zu der Gruppe gehören, die ihr Aktivierungsniveau unter Kontrolle halten und eine zu hohe Aktivierung reduzieren kann (vgl. KURZ 1996: 149). In der vorliegenden Umfrage sollte geprüft werden, ob analog zur in Kapitel 7.3 beschriebenen Studie von Kurz (1996) über Profidolmetscher auch Dolmetschstudenten in Kurs Stufe 2 ihre Angst besser unter Kontrolle halten können als jene in Kurs Stufe 1. 87

96 9 Fazit Im Fokus der vorliegenden Arbeit stand das Stressniveau beim Simultandolmetschen. Das Ziel der Arbeit war es, Antworten auf die Fragen zu geben, ob und inwieweit sich die Erfahrung, Expertise und die damit verbundenen Coping Strategies beim Simultandolmetschen auf das Stressniveau der Dolmetscher auswirken, und herauszufinden, welche Unterschiede zwischen Studenten am Anfang und am Ende des Studiums in Bezug auf Zustandsangst und Angst als Eigenschaft beobachtet werden können. Im theoretischen Teil wurden Stress, Stress bei der Arbeit und beim Dolmetschen sowie Erfahrung und Expertise der Dolmetscher und Coping Strategies beim Dolmetschen behandelt. Daraufhin wurde das STAI und seine Anwendung in einer Studie mit Dolmetschern präsentiert. Solche Themen haben sich als notwendig erwiesen, da sie als Ausgangspunkt für den empirischen Teil dienten. Kapitel 8 der vorliegenden Arbeit widmete sich dem empirischen Teil. Die Untersuchung wurde mittels Onlinefragebögen durchgeführt. Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurde als Datenerhebungsmethode das STAI verwendet, ein erprobtes Instrument zur Erfassung der Zustands- und Eigenschaftsangst. In die Untersuchung einbezogen wurden insgesamt 20 Dolmetschstudenten im Alter zwischen 22 und 45 Jahren, die sich im ersten bis achten Semester befanden, unterschiedliche Sprachkombinationen und entweder Deutsch oder Italienisch als Muttersprache hatten. Die erhobenen Daten wurden im Hinblick auf die Fragestellung analysiert und interpretiert. Aus der Untersuchung geht hervor, dass Studenten des Masterstudiengangs Konferenzdolmetschen an der Universität Innsbruck das Simultandolmetschen als stressig empfinden, und dass sie im Laufe ihres Studiums lernen, ihre State-Angst besser unter Kontrolle zu halten, aber auch dazu neigen, belastende Situationen im Allgemeinen als bedrohlich wahrzunehmen. Im Zuge der Analyse der Ergebnisse wurden jedoch die Grenzen dieser Arbeit deutlich, denn die Untersuchung hat neue Fragen aufgezeigt und liefert damit Ansätze für eine vertiefende Forschung. Manche Aspekte sind zur Sprache gekommen, die im Rahmen dieser Arbeit nicht behandelt werden konnten, da sie nicht Gegenstand der Analyse waren. Einige der Fragen, die nach Beendigung der vorliegenden Arbeit offen bleiben, sind: Inwiefern unterscheiden sich Studenten in den Kursen Stufe 1 und 2 in Bezug auf Erfahrung und Expertise? 88

97 Wenn die Verdolmetschungen der Studenten analysiert und alle Strategien und Taktiken identifiziert werden, die beim Simultandolmetschen verwendet wurden, wie Verallgemeinerung, Umformulierung, Änderung der Reihenfolge von Listen, Naturalisierung von unbekannten Begriffen usw., ist es dann möglich, einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der verwendeten Taktiken und dem State-Angst- Niveau zu finden? Können durch die Verabreichung des STAI an dieselben Studenten nach einer Simultandolmetschprüfung aus ihrer B-Sprache in ihre Muttersprache und nach einer Simultandolmetschprüfung aus ihrer Muttersprache in ihre B-Sprache unterschiedliche State- und Trait-Angst-Werte festgestellt werden? Diese sind nur drei einer Vielzahl an möglichen weiterführenden Untersuchungen, die sich aus der vorliegenden Arbeit ableiten ließen. 89

98 Literaturverzeichnis AIIC- International Association of Conference Interpreters (2002): Interpreter Workload Study. rkload_study_full_report_wls_full_report.pdf ( ). ARGENTERO, Piergiorgio & CORTESE, Claudio G. (2016): Psicologia del lavoro. Mainland: Raffaello Cortina. BADISCHE ZEITUNG (2012): Einer der stressigsten Berufe. ( ). CAPLAN, Robert D.; COBB, Sidney; FRENCH, John R. P.; HARRISON, Jr. R. Van & PINNEAU, S.R. JR. (1982): Arbeit und Gesundheit. Stress und seine Auswirkungen bei verschiedenen Berufen. Stuttgart/Wien: Hans Huber. CHABASSE, Catherine (2009): Gibt es eine Begabung für das Simultandolmetschen? Erstellung eines Dolmetscheignungstests. Berlin: Saxa. COOPER, Cary L. & PAYNE, Roy (1979): Stress at Work. Neu-Delhi: Thomson. COOPER, Cary L.; DAVIES, Rachel & TUNG, Rosalie L. (1982): Interpreting Stress: Sources of Job Stress among Conference Interpreters. In: PILLER, I. (ed.): Multilingua. Journal of Cross-Cultural and Interlanguage Communication. Berlin: De Gruyter Mouton, DÉJEAN LE FÉAL, Karla (1999): Konsekutivdolmetschen. In: SNELL-HORNBY, M.; HÖNIG, H. G.; KUßMAUL, P. & SCHMITT, P. A. (Hg.): Handbuch Translation. Tübingen: Stauffenburg, DRAGANO, Nico (2007): Arbeit, Stress und krankheitsbedingte Frührenten. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. EYSENCK, Hans J. (1981): A Model for Personality. Berlin/Heidelberg: Springer. FACHDOLMETSCHER (2019): Im Kopf eines Simultandolmetschers. ( ). FEHM-WOLFSDORF, Gabriele (1994): Stress und Wahrnehmung. Psychobiologie der Glucocorticoide. Bern/Göttingen/Toronto/Seattle: Hans Huber. GABLER (1988): Ausführliche Definition im Online-Lexikon. ( ). GILE, Daniel (1997): Conference Interpreting as a Cognitive Management Problem. In: DANKS, J. H.; SHREVE, G. M.; FOUNTAIN, S. B. & MCBEATH, M. K. (eds.): Cognitive Processes in Translation and Interpreting. Kalifornien: Sage, GILE, Daniel (2009): Basic Concepts and Models for Interpreter and Translator Training. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamin. GRIMM, Jürgen (2009): STAI-Test: State-Trait-Anxiety Inventory (deutsche Version). atetraitangst_mfworkpaper pdf ( ). 90

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101 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Stressniveau für jeden arbeitsbedingten Stressfaktor (AIIC 2002) Abbildung 2: umgekehrt u-förmige Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung (KURZ 1996: 145, mit Änderungen d. Verf.) Abbildung 3: STAI-Werte von Konferenzdolmetschern im Vergleich zu den Werten der Eichpopulation (KURZ 1996: 150) Abbildung 4: unterschiedliche State-/Trait-Angst-Relationen bei weiblichen Konferenzdolmetscherinnen im Vergleich zur Eichpopulation (KURZ 1996: 153) Abbildung 5: unterschiedliche State-/Trait-Angst-Relationen bei männlichen Konferenzdolmetschern im Vergleich zur Eichpopulation (KURZ 1996: 154) Abbildung 6: Auszug 1 der Umfrage Abbildung 7: Auszug 3 der Umfrage Abbildung 8: State-Angst Stufe 2; Auszug Umfrage Abbildung 9: State-Angst Stufe 1; Auszug Umfrage Abbildung 10: Fragestellungen ohne State-Angst Stufe 2; Auszug Umfrage Abbildung 11: Fragestellungen ohne State-Angst Stufe 1; Auszug Umfrage Abbildung 12: Trait-Angst Stufe 2; Auszug Umfrage Abbildung 13: Trait-Angst Stufe 1; Auszug Umfrage Abbildung 14: Fragestellungen ohne Trait-Angst Stufe 2; Auszug Umfrage Abbildung 15:Fragestellungen ohne Trait-Angst Stufe 1; Auszug Umfrage

102 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Auszug 2 der Umfrage Tabelle 2: Auszug 4 der Umfrage Tabelle 3: durchschnittliche Werte der ersten Phase der Umfrage Tabelle 4: durchschnittliche Werte der ersten Phase der Umfrage ohne Berücksichtigung eines Probanden aus der Gruppe Stufe Tabelle 5: durchschnittliche Werte der zweiten Phase der Umfrage Tabelle 6: durchschnittliche Werte der zweiten Phase der Umfrage ohne Berücksichtigung eines Probanden aus der Gruppe Stufe Tabelle 7: durchschnittliche State- und Trait-Angst-Werte der Studenten aus Kurs Tabelle 8: durchschnittliche State- und Trait-Angst-Werte der Studenten aus Kurs Tabelle 9: durchschnittliche State- und Trait-Angst-Werte der Studenten aus Kurs Stufe Tabelle 10: durchschnittliche State- und Trait-Angst-Werte der Studenten aus Kurs Stufe

103 Appendix Ⅰ Umfrage auf Deutsch 95

104 96

105 97

106 98

107 99

108 100

109 101

110 102

111 103

112 Ⅱ Umfrage auf Italienisch 104

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