Erfahrungsbericht. Felipe Varela. Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt (LBI), Santiago de Chile

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1 Erfahrungsbericht Felipe Varela Heimathochschule: Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt (LBI), Santiago de Chile Gasthochschule: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Deutschland Studienfach: Grundschullehramt, Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache Aufenthalt: Sommersemster 2013 (1.April - 31.Juli 2013)

2 Das Baden- Württemberg Stipendium Vorbereitung des Aufenthaltes Ich war immer sehr interessiert an Deutschland. Schon in meiner Schulzeit habe ich einige Kenntnisse über Deutschland gewinnen können. Nachdem ich dann im zweiten Semester alle Unterlagen für die Bewerbung zum Baden Württemberg-Stipendium eingereicht und auch das Visum beantragt hatte, informierte ich mich vorab im Internet über das Studentenleben in Deutschland. Dazu habe ich wöchentlich die deutschen Nachrichten im Internet gelesen. Ich habe mich sehr über die Zustimmung des BW-Stipendiums gefreut und hatte viele Erwartungen, was in Deutschland auf mich zukommen könnte. In den Monaten vor dem Beginn des Aufenthaltes hatte ich zwar einige Bedenken, die aber direkt verflogen sind, als der Kontakt zu meiner Patin hergestellt wurde. Ihre warmen Worte und Bemühungen um meine Anreise machten mich mutig. Studium im Gastland Pädagogische Hochschule Heidelberg, Sommersemester 2013 Als ich im April an der PH Heidelberg ankam, fiel mir sofort auf, wie unterschiedlich die Universitäten in Deutschland im Vergleich zu den chilenischen Universitäten sind. Auch der Unterschied zwischen LBI und der PH Heidelberg war sehr auffällig. Das LBI in Santiago ist sehr klein und man begegnet dort sehr häufig den gleichen Menschen und man gewöhnt sich daran. Wenn man dann an eine Hochschule kommt, wo mehr als 40-mal so viele Studenten sind, fühlt man sich herausgefordert. Man ist die vielen Studenten und gleich zwei verschiedene Gebäude, in denen der Untrricht abläuft, nicht gewohnt. 1

3 Mit Beginn des Sommersemesters sollte jeder Austauschstudent drei Pflichtlehrveranstaltungen belegen, die sich auf die deutsche Sprache und Kultur beziehen sollten. Ich besuchte daher: Kultur und Landeskunde für ausländische Studierende, Phonetik und Intonation sowie Deutsch für ausländische Studierende/ Fit fürs Studium. Bevor es losging, musste ich einen Deutschtest schreiben, der feststellte, auf welchem Deutschniveau ich mich befand. Ich für den Kurs mit dem Ziel B2 eingeteilt. Während des Semesters belegte ich folgende Fächer: Deutsch für ausländische Studierende Ziel B2 Kultur und Landeskunde für ausländische Studierende Phonetik und Intonation Einführung in die Geschichtsdidaktik Grundlagen der Pädagogik für Menschen mit schwerer Behinderung Pädagogik und Verantwortung in Inklusiven Lernumgebungen Philosophen als Pädagogen Musikgeschichte Musikpsychologie Musikwerke hören und verstehen Was ist guter Musikunterricht? Ich besuchte sowohl im Altbau, als auch im Neubau der Universität Seminare bzw. Vorlesungen. Die zwei Gebäude (Altbau und Neubau) der Universität liegen nicht weit voneinander entfernt. Beide konnte ich von meiner Wohnung aus leicht zu Fuß erreichen. Die Dozenten waren allen Studenten, besonders den ausländischen Studenten gegenüber, sehr offen. Bei jeder Angelegenheit, die ich im Akademischen Auslandsamt erledigen musste, fand ich hilfsbereite Freiwillige und Angestellte, die mich tatkräftig unterstützten. 2

4 Die Mitstudenten waren stets nett zu mir; das machte das Studentenleben sehr angenehm. Die Vielfältigkeit der Herkunft der Mitstudierende brachte viel Abwechslung in die Seminare und Kurse. Neben den großen Fortschritten, die ich im Sprachkurs Deutsch für ausländische Studierende machte, fand ich das Seminar Kultur und Landeskunde für ausländische Studierende bei Frau Schön jedes Mal hochinteressant. Dort lernte man viel über die Stadt selbst, die Geschichte Heidelbergs und es weckte das eigene Interesse für die Deutsche Kultur. In den anderen Kursen lernte ich vieles, was ich später in meinem Heimatland umsetzen werde. Sehr beeindruckend fand ich das große Kursangebot. Aufenthalt im Gastland Ich fühlte mich in Heidelberg gleich wie zu Hause. Ich finde, es ist eine der schönsten Städte, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe. Ich habe mich so gefreut, weil ich wusste, dass ich in dieser schönen Stadt ein Semester wohnen darf. Jetzt in meinem Heimatland, Chile, spreche ich sehr oft über die Schönheit von Heidelberg und meine tollen Erfahrungen, die ich dort gemacht habe. Die Viererwohnung im Studentenwohnheim war völlig in Ordnung. Alle Mitbewohner waren unglaublich nett. Ich war der einzige Ausländer und alle drei haben mir viel Neues über die deutsche Kultur beigebracht und ich konnte mit ihnen auch in unseren Gesprächen meinen Wortschatz üben und erweitern. An der PH habe ich eine Tandempartnerin gefunden, mit der ich mich regelmäßig inner- und außerhalb der Hochschule getroffen habe. Es war ein echter Kulturaustausch. In Deutschland wurde mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie viele verschiedene Nationalitäten es gibt. Denn ich habe sehr viele ausländische Studierende in Heidelberg getroffen. 3

5 Teilnahme an Tagungen, Workshops etc. Ein wichtiger Punkt ist die Teilnahme an den Tagungen der BW-Stiftung und Workshops, die man als Stipendiat nicht verpassen sollte. Dort kann man sich mit Persönlichkeiten unterhalten und mit Stipendiaten aus anderen Ländern Kontakt aufnehmen. Praktische Tipps Aus meiner Erfahrung möchte ich folgende Tipps geben: Man Sollte 1. einen Tandempartner suchen, um schneller mit den deutschen Gewohnheiten vertraut zu werden. 2. die Bibliothek der PH und der Stadtbücherei aufsuchen, um Bücher auf Deutsch zu lesen. 3. ein Reisetagebuch/Portfolio führen, um über das Gelernte und das Erlebte reflektieren zu können. 4. regelmäßig an offiziellen und inoffiziellen Aktivitäten der BW- Stiftung, der PH und der Studenten (z.b. Stammtische, Willkommensfrühstück, Theater, Ausflüge, Grillen am Neckar, usw.) teilnehmen. 5. sich eine WG im Studentenwohnheim zu suchen. Es ist leichter, einfacher und praktischer als alleine eine Wohnung zu suchen. Eventuell zahlt man in einer Wohnung sogar mehr, als in einer WG im Studentenwohnheim. 6. Sport treiben. Es gibt ein sehr großes Sportprogramm, aus dem man etwas passendes für sich heraussuchen kann. Die Auswahl ist enorm. 4

6 7. die Freizeit nutzen, um die Umgebung oder andere Teile Deutschlands kennenzulernen. 8. sich unbedingt ein Fahrrad zu kaufen, denn man kann in Heidelberg alles mit dem Fahrrad erreichen. Für 50 bekommt man ein gutes Fahrrad. Zu Fuss ging es aber auch sehr gut, weil nur die Berghänge um Heidelberg herum ein paar steile Strecken haben. 9. so früh wie möglich alle geforderten Dokumente anfertigen und sie zur Botschaft bringen, um das Visum zu beantragen. Dadurch ist das Visum rechtzeitig fertig. Persönliche Wertung des Aufenthalts an der Gasthochschule und im Gastland Der Aufenthalt in Heidelberg und das ganze Sommersemester an der Pädagogischen Hochschule waren hervorragend und ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Die Möglichkeit, eine Zeit im Ausland zu verbringen, und mal ganz alleine sein Leben zu gestalten, ist empfehlenswert. Der Aufenthalt an der Gasthochschule war für mich intensiv und sehr motivierend. Der Besuch von Seminaren an der Hochschule war für mich sehr bereichernd und ich habe viel Neues für meinen zukünftigen Lehrerberuf dazu gelernt. Die Struktur der Seminare war mir aus dem LBI etwas vertraut. Die Erweiterung meiner Sprachkenntnisse ist aber das größte Plus für mich, das ich mit nach Chile nehme. Vieles hat sich in mir geändert, sogar meine Denkweise. Ich merke, dass ich durch das Neue, meinen Horizont erweitern konnte. Die vielen neuen Beziehungen, die ich in Deutschland geknüpft habe, werden mir dabei weiterhin helfen. Ich hoffe sehr, einige Kontakte erhalten zu können und jemand auch mal mein Land zeigen zu können. 5

7 Ich musste mich in vielen Situationen alleine zurechtfinden. Diese kleinen und großen Herausforderungen halfen mir, erwachsener und selbstständiger zu werden. Auβerdem fand ich es einfach toll, dass wir wie ganz normale Studenten behandelt wurden und keine Unterschiede zu spüren waren. Trotzdem war immer Hilfe da, wenn man sie benötigt hat. Ich habe die mir in Ansätzen bereits bekannte deutsche Kultur weiterentdeckt, aber auch die Unterschiede zwischen Chile und Deutschland nochmal stärker spüren können. Ich habe viel neues Wissen mitgenommen, was ich nun hier in Chile mit Freude und Begeisterung weitergeben werde. Ich finde es schön meinen Schülern einen Bezug zu Deutschland bieten zu können, da ich von meinen eigenen Eindrücken aus über Deutschland erzählen kann. Wenn ich ehrlich sein will, kann ich das Baden-Württemberg-Stipendium nur weiterempfehlen. Besonders zu unterstreichen ist dabei, dass dieses Stipendium sowohl uns in Chile, als auch den deutschen Studenten eine Möglichkeit bietet, im Ausland zu studieren, die Welt und deren Sprachen, sowie die Kultur in anderen Ländern kennenzulernen. Mein Dankeschön an die BW-Stiftung für die beste Zeit meines Lebens! Mein Dank geht auch an die Pädagogische Hochschule Heidelberg, die mich intensiv in das Studentenleben in Deutschland eingebunden hat. Zustimmungsklausel Ich bin mit der Klausel einverstanden und stimme der Veröffentlichung meines unveränderten Textes, seitens der Baden Württemberg Stiftung und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, zu. 6