- Sucht im Alter - Besondere Betreuung von alkoholkranken älteren Menschen
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- Gotthilf Böhmer
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1 - Sucht im Alter - Besondere Betreuung von alkoholkranken älteren Menschen Altenpflegekongress Oktober/November 2013 Margret Boeck 1
2 Kernfragen Wer ist unser Bewohner? Wie ist der Umgang mit Alkohol? Was brauchen Pflegende und wen benötigen sie als Kooperationspartner? Welche Erkenntnisse sind abzuleiten und in Zukunft zu berücksichtigen? 2
3 Wer ist unser Bewohner? Er ist älter, vergleichsweise jung, ggf. deutlich vorgealtert. Er hat die üblichen Alterserkrankungen (z. B. Diabetes, Herzinsuffizienz, Gelenkverschleiß). Es fällt auf z. B. durch Stürze, Gewichtsabnahme Er benötigt pflegerische Unterstützung. Er hat ein Alkoholproblem; seit vielen Jahren (first onset) oder erst in höherem Alter (late onset). Er ist süchtig: Konsumzwang, Kontrollverlust, steigert die Dosis, fokussiert sich auf Beschaffung, vernachlässigt sich und sein soziales Umfeld, seine Interessen u.s.w Er leidet ggf. unter Folgeerscheinungen des Alkoholkonsums. Er gehört zu einer vernachlässigten Zielgruppe. 3
4 Vernachlässigte Zielgruppe Lass ihnen doch den Spaß Im Alter lohnt sich das nicht mehr Schwierigkeiten in der Diagnosestellung o Bei über 60igjährigen erkennen 37% der Hausärzte und 17% der Klinikärzte das Problem o 60% des Alkoholkonsums über 60g/Tag wird von Pflegenden nicht erkannt o Kein Einsatz von Assessments Hilfesystem hat bei langjährigen Verläufen resigniert 4
5 Intention des Caritasverbandes Düsseldorf Optimierung der Versorgung älterer alkoholkranker Bewohner Aufrechterhaltung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit im Alter Aktiv nicht reaktiv mit dem Problem umgehen Vernetzung der Suchthilfe des Caritasverbandes mit den Einrichtungen der Altenhilfe 5
6 Umgang mit Alkohol Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung Altenheim ist keine geschlossene Einrichtung (Beschaffung) Wertehaltung der Pflegekräfte reflektieren Angebot von Alkohol z. B. an Festtagen Abstinenz erwünscht, aber keine Voraussetzung zur Aufnahme Konzept des kontrollierten Alkoholkonsums 6
7 Konzept CAZ St. Josefshaus Rahmenbedingungen Aufnahme von Menschen mit Alkoholproblematik, mindestens 60 Jahre alt, mit Pflegestufe und Heimnotwendigkeitsbescheinigung Primär Medikamenten- und (ehemalige) Drogenabhängige finden zurzeit keine Aufnahme Solitärer Wohnbereich mit 15 Plätzen Personelle Besetzung examiniertes Pflegepersonal und Mitarbeiter Sozialer Dienst Regelmäßige Schulungen und Fallbesprechungen durch Fachberatungsstelle Sucht Ärztliche Versorgung durch Haus- und Facharzt 7
8 Ziele für Bewohner Optimale Versorgung o Sinnvolle Tagesstruktur, stabile Lebensführung o Guter Pflege- und Ernährungszustand o Ablenkung und Anreize erhalten auf das Suchtmittel zu verzichten oder es erheblich einzuschränken o Beschäftigungsfähigkeit und die Übernahme von Verantwortung stärken o Beziehungs- und Konfliktfähigkeit stabilisieren o psychosozialen Stabilisierung, Integration in die Gemeinschaft o Geordnetes Umfeld 8
9 Ziele für Bewohner Vermeidung negativer Auswirkungen des Konsums, wie o Einschränkung/Verlust der Handlungsfähigkeit o Einschränkung/Verlust der Autonomie o vorzeitiger körperlicher Abbau z. B. Magen- Darm-Erkrankungen, Leberzirrhose, Pankreaskarzinom, Polyneuropathien o vorzeitiger geistiger Abbau z. B. Korsakow- Syndrom o Soziale Isolation o Psychische Auffälligkeiten z. B. Angststörungen, Depression 9
10 Pflegerische Aspekte Tagesstruktur Pflege- und Betreuungsplanung Körperpflege, Ernährung, Alkoholausgabe, Zimmerpflege, Mithilfe im Wohnbereich, Freizeitbeschäftigung, Ordnen persönlicher Angelegenheiten Kommunikation Motivierende Gesprächsführung, Wertschätzung, Respekt, Beziehung herstellen z. B. Begleitpersonen, Mitbewohner, Angehörige, Professionelle Nähe und Distanz, Vereinbarungen treffen z.b. zu Stationsordnung, Kontrollen, Sanktionen Gute (Kranken-) Beobachtung Verhalten, Komplikationen, Trinktagebuch Vollständige Pflegedokumentation Aspekte der Sucht einbeziehen, Pflegestufen, Pflegesatzverhandlung Angehörigenarbeit 10
11 Kompetenzerweiterung der Mitarbeiter Basisschulungen für alle Mitarbeiter der Einrichtung - Grundlagen zum Krankheitsbild Sucht - Entstehungsbedingungen und Folgeschäden - Psychiatrische Krankheitsbilder, Komorbidität - Trauma, Angst, Spannungsregulierung - Kontrolliertes Trinken - Rückfall und Rückfallprävention - Berufliches Selbstverständnis - Auftrag und Rolle in der Pflege - Co-Abhängigkeit - Helfersyndrom/ Burnout - Handwerkszeug - Bedeutung von Strukturen und Ritualen - Motivierende Gesprächsführung, - Umgang mit Krisen, Aggression/ Konfliktmanagement - Unterschiede und Parallelen Sucht und Demenz - Medikamenteneinsatz in der Suchthilfe Pflegevisiten und Fallbesprechungen Aufbauschulungen 11
12 Kooperationspartner Interne Mitarbeiter unterschiedlicher Berufsgruppen Fachberatungsstelle Sucht Haus- und Facharzt Fachabteilung einer Klinik Selbsthilfegruppen Stadt/ Kommune Heimaufsicht, Gesundheitsamt Medizinischer Dienst Pflegekasse 12
13 Agenda Überarbeitung/Korrekturen am Konzept - Assessment - Aufnahmeverfahren - Personaleinsatz Entwicklung von Standards zu besonderen (Krisen-) Situationen Erweiterung des Wohnbereiches? Aufnahme von medikamentenabhängigen Bewohnern Alternativ integratives stationäres Angebot Differenzierte Pflegedokumentation (Pflegestufen) 13
14 Agenda Öffentlichkeitsarbeit Netzwerkarbeit ausbauen
15 Ich habe bei meiner Arbeit mit den schwächsten, ältesten und hoffnungslosesten Menschen zu beginnen (aus: Kutsche, Andreas Sucht Alter Pflege) Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 15
16 Bild Beschreibung Bild 16
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