Zusammenhang zwischen durchschnittlicher Geschwindigkeit und Verbrauch l/100km?
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- Dieter Knopp
- vor 7 Jahren
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1 Zusammenhang zwischen durchschnittlicher Geschwindigkeit und Verbrauch l/100km? Weil mich die Frage interessiert, ob es diesen Zusammenhang gibt und wie stark er tatsächlich ist, führe ich einigermaßen exakt Buch über mein eigenes Fahrprofil. Die Daten, die ich unter anderem festhalte sind: - Gesamtfahrstrecke zwischen zwei Volltankungen. - Davon Anteil BAB, Landstraße, Stadtverkehr, Stau. - Durchschnittsgeschwindigkeit über die Strecke zwischen zwei Volltankungen. - Berechneter Verbrauch in l/100km. Das "Versuchsfahrzeug" ist ein BMW 520d Touring mit Handschaltung (Bj 02/2008) Gesamtfahrleistung bis jetzt ~ 21000km. Durchschnittsverbrauch über alles ~ 6,5 l/100km Durchschnittsgeschwindigkeit über alles ~ 95km/h Die bisher gefahrene Strecke teilt sich in 86,57% BAB 5,76% Landstraße 7,41% Stadtverkehr 0,26% Stau und ist damit sicher nicht, oder höchstens für den klassischen BAB-Vielfahrer repräsentativ. Hinzu kommt, dass viele meiner längeren Fahrten über entweder stark befahrene oder weitgehend tempolimitierte Strecken führen. Trotzdem: Ich fahre nicht bewusst besonders sparsam und da, wo es die Straßenlage erlaubt, auch wesentlich schneller, als die 120km/h in denen das Fahrzeug seinen optimalen Verbrauch hat (ECE Test: 5,8l/100km). Selten sind allerdings auch Dauervollgasfahrten. Üblicherweise stelle ich den Tempomaten auf 160km/h und lasse den Wagen laufen, bis zum nächsten "Hindernis" (das in aller Regel selten auf sich warten lässt). Okay. Und die Ergebnisse bis jetzt? In kurzen Worten: Es gibt keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen den von mir erreichten Durchschnittsgeschwindigkeiten und dem Verbrauch. Das ist zwar keine Sensation für mich. Allerdings überrascht mich die Deutlichkeit der Resultate doch. Ein bisschen zumindest. Seite 1 von 1
2 Ein paar Bildchen dazu: Zuerst die eher plumpe Variante: Verbrauch vs Durchschnittsgeschwindigkeit (l/100km vs. Ø km/h). 8,0 7,5 l/100km = 6,989-0, Ø km/h S 0, R-Sq 1,0% R-Sq(adj) 0,0% 7,0 l/100km 6,5 6,0 5,5 5, Ø km/h Bild 1 - km/h vs Verbrauch Hier sieht man alle meine bisher gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeiten abgetragen auf die daraus resultierenden Verbräuche. Dieser Sternenhaufen (die roten Punkte) zeigt deutlich, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit offensichtlich nicht der entscheidende Faktor für den Durchschnittsverbrauch ist. Wäre das anders, müssten sich meine Messungen (die roten Punkte) viel näher und gleichmäßig über die Breite verteilt um die blaue (Ideal)-Linie gruppieren. Seite 2 von 2
3 Das sähe dann etwa so aus: l/100km = 0, ,1037 km/h S 0, R-Sq 95,5% R-Sq(adj) 95,2% 9 l/100km km/h Bild 2 - Manuell erzeugte Daten zur Veranschaulichung. Diejenigen, die sich ein wenig mit Statistik auskennen, können am R-sq(adj) in Bild 1 ablesen, dass der Zusammenhang zwischen Durchschnittsgeschwindigkeit und Durchschnittsverbrauch gegen Null tendiert. Für diejenigen, die ihre Zeit nicht mit Statistiken verbringen: Je größer dieser R-sq(adj) ist, um so eher kann man einen Zusammenhang zwischen zwei Variablen annehmen (die blaue Linie zeigt dabei an, wie die roten Punkte verlaufen müssten, um einen 100%igen Zusammenhang zwischen den Variablen annehmen zu können). Wie gesagt, hat mich das Ergebnis in seiner Deutlichkeit überrascht. Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass der Verbrauch von einer kaum erfassbaren Anzahl von Faktoren beeinflusst wird. Allerdings bin ich davon ausgegangen, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit sich wenigstens als einer der starken Faktoren nachweisen lässt,...also einen R-sq(adj) von irgendwas um 50-70% erzeugt. Seite 3 von 3
4 So etwa, wie in Teil 2 der "Analyse" (in Anführungsstrichen, weil mein kleiner Privatversuch weit von den Ansprüchen entfernt ist, die man üblicherweise von einer repräsentativen Untersuchung erwarten würde). Ich habe hier - eigentlich nur, um es zu verdeutlichen - die erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit gegenüber dem Anteil an BAB Kilometern dargestellt Ø km/h = 30, ,14 Anteil BAB S 12,1329 R-Sq 51,5% R-Sq(adj) 49,9% Ø km/h ,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 Anteil BAB 0,8 0,9 1,0 Bild 3 - Anteil BAB vs Durchschnittsgeschwindigkeit. Hier kann man nun sehen, dass (keine große Überraschung) die Durchschnittsgeschwindigkeit größer wird, je größer der BAB Anteil an der Gesamtstrecke zwischen zwei Volltankungen ist. Immerhin liegt der Zusammenhang (eben dieser ominöse R-sq(adj)) bei knapp 50%. Seite 4 von 4
5 Zu guter Letzt noch eine (fast schon etwas verzweifelte) Betrachtung: Wirkt sich der Anteil an BAB-km irgendwie auf den Durchschnittsverbrauch aus? 8,0 7,5 l/100km = 7,325-0,8093 Anteil BAB S 0, R-Sq 4,3% R-Sq(adj) 1,1% 7,0 l/100km 6,5 6,0 5,5 5,0 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 Anteil BAB 0,8 0,9 1,0 Bild 4 - Anteil BAB vs l/100km Antwort: Eher nicht. Zwar gruppieren sich die Messungen ein kleines bisschen enger an die blaue "Ideal-Linie" und grundsätzlich scheint die Funktion, die hinter dem Ganzen steckt, eine negative Steigung zu haben (die blaue Linie fällt nach Rechts ab), was bedeutet, dass mit zunehmendem BAB-Anteil der Durchschnittsverbrauch sinkt. Aber das mathematische Ergebniss (okay,...das statistische) ist mit dem R-sq(adj) von gerade mal 1,1% Lichtjahre davon entfernt, auf einen starken Zusammenhang zwischen BAB-Anteil und Durchschnittsverbrauch hinzuweisen. Fasse ich nun die beiden Teile der Analyse zusammen, ist das Ergebnis (vorläufig): Ich kann auf der BAB signifikant höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten erreichen. Einen nachweisbaren Einfluss auf den Durchschnittsverbrauch hat das allerdings nicht. Weder im Sinne von "je schneller, je mehr" noch im Sinne von "je langsamer, je weniger". Seite 5 von 5
6 Fazit: Wenn ich mein Fahrprofil berücksichtige, das, so es denn möglich ist, aus halbwegs vorrauschauender, gleichmäßiger aber keineswegs verbauchsoptimierter Fahrweise besteht, kann ich für mich ausschließen, dass eine Reduzierung meiner Durchschnittsgeschwindigkeit sich signifikant auf die von mir "erfahrenen" Verbräuche auswirken würde. Dabei ist allerdings zu beachten, dass ich mich zu etwa 70% sowieso schon in einem Geschwindigkeitsbereich bewege (bewegen muss), der sich im Rahmen angedachter Tempolimitierungen (120 bzw 130km/h) bewegt. (Fast) Ganz sicher ist allerdings, dass, wer den Durchschnittsverbrauch aller Fahrzeuge senken will, sich mit ganz anderen Faktoren, wie nur der Durchschnittsgeschwindigkeit beschäftigen muss. Einzelne Messungen - zb auf tempolimitierten UND verkehrsarmen BAB in Österreich - haben bei vergleichweise hoher Durchschnittsgeschwindigkeit von ~ 120km/h einen (für die Fahrzeugklasse) sehr niedrigen Verbrauch von deutlich unter 6 l/100km ergeben. Die Ursachen sind klar: Gleichmäßige Fahrt und wegen des geringen Verkehrs kaum Bremsungen bzw. Beschleunigungen. Auch die Differenzgeschwindigkeit zu den LKW die unterwegs waren spielt hier keine Rolle, da die geringe Verkehrsdichte trotzdem eine gleichmäßige Fahrt erlaubte. Bestünde also die (theoretische) Möglichkeit, den Verkehr weitgehend gleichmäßig im Bereich km/h fließen zu lassen, hätte dies sicherlich eine nachweisbare Senkung des Gesamtverbrauchs zur Folge (und in meinem Fall sogar eine Vergrößerung der Durchschnittsgeschwindigkeit). Diese Möglichkeit sehe ich allerdings für die stark bis extrem stark befahrenen BAB in Deutschland nicht. Seite 6 von 6
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