Waldblatt NRW. Inhaltsverzeichnis. Liebe Waldbesitzerinnen, liebe Waldbesitzer,

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1 Informationen für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer Inhaltsverzeichnis Geänderte Extremwetterrichtlinie Förderung der Wiederbewaldung vereinfacht LESEN 2 NRW rüstet sich: Mit Hunden im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest! LESEN 3-4 Das neue Leitungsduo Thomas Kämmerling (l.) und Andreas Wiebe (r.). Foto: Wald und Holz NRW Liebe Waldbesitzerinnen, liebe Waldbesitzer, gerade in dieser von starken Veränderungen geprägten Zeit sind verlässliche Informationen wichtig, um die richtigen Entscheidungen bei waldbaulichen Fragen zu treffen. Diese nötigen Fakten liefert unser Zentrum für Wald und Holzwirtschaft in diesem Waldblatt gleich mit mehreren Beiträgen. Angewandte Waldforschung für die Praxis. Dazu gehört auch die Einladung zur Fachtagung im August, auf der Sie aktuelle Informationen zur Bewirtschaftung der Buche im Zeichen des Klimawandels erwarten. Wenn Sie lieber in einem familienfreundlichen unterhaltsamen Umfeld mit uns sprechen möchten, laden wir Sie im September auf die DLG Waldtage in Lichtenau im Kreis Paderborn ein. Die Wetterkapriolen vergangener Jahre scheinen sich fortzusetzen. Es gab zwar die ersehnten Niederschläge, die der Wald so dringend braucht allerdings an den meisten Orten zur falschen Zeit und oft als Gewitterschauer, statt als Landregen. Der Dürremonitor des Helmholtz-Instituts belegt die nach wie vor angespannte Situation. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer schauen sorgenvoll auf ihre Verjüngungen und hoffen auf pflanzenverwertbare Niederschläge in den nächsten Wochen. Die Herausforderungen der Klimakrise werden in unseren Wäldern größer und schwieriger. Eine Konsequenz daraus sehen Sie in diesem Editorial, welches zum ersten Mal von zwei Personen verfasst wurde. Die Klimaanpassung im Wald kann doppelte Führungspower gut gebrauchen! Entsprechend den Regelungen des Public Corporate Governance Codex des Landes Nordrhein- Westfalen wurde die Leitung von Wald und Holz NRW zu einem Kollegialorgan entwickelt. Sie besteht künftig aus Andreas Wiebe und Thomas Kämmerling, die gemeinsam den Landesbetrieb vertreten. Urwald von Morgen erforschen 50 Jahre Naturwaldzellen in LESEN 5-6 Neues Forschungsprojekt im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft: Buchen-Voranbauten nach Räumung des geschädigten Fichten- Oberbestandes LESEN 7 Aus dem Zentrum für Wald und Holzwirtschaft: Untersuchung der Potentiale der Birke für das Bauen mit Holz LESEN 8-9 Neue digitale Boden- und Standortkarten LESEN 10 Kurzmeldungen 11 Termine 15 Zu Ihrem Regionalforstamt 19 Kontakt 30 Freuen Sie sich auf interessante Beiträge auf den nächsten Seiten! Wir wünschen Ihnen einen schönen Frühsommer mit ausreichend Niederschlägen und würden uns freuen, Sie auf einer unserer Veranstaltungen auch wieder persönlich zu begrüßen. Thomas Kämmerling und Andreas Wiebe Leiter Wald und Holz NRW wald-und-holz.nrw 1

2 Geänderte Extremwetterrichtlinie Förderung der Wiederbewaldung vereinfacht Mit der Überarbeitung der Extremwetterrichtlinie hat das MULNV zum 8. Juni 2022 wesentliche Vereinfachungen für die Förderung der Wiederbewaldung umgesetzt. So ist das Verfahren der Förderung von Einzelpflanzen und einzelnen Maßnahmen zu einer flächenbezogenen Förderung, die mehrere Maßnahmen auf der Fläche zusammenfasst, umgestellt worden. Änderungen der Extremwetterrichtlinie Für die weiterhin erforderliche Umsetzung von Waldentwicklungstypen (WET) mit mindestens vier Baumarten ist nur noch die Einhaltung der Hauptund Nebenbaumarten vorgegeben. Als Begleitbaumarten können nun sämtliche Baumarten des Waldbaukonzeptes in frei wählbaren Anteilen ergänzt werden. Neu ist auch die Flächenförderung mit einem Festbetrag je Hektar für die Initialbegründung. Hiermit können das Freistellen von Naturverjüngung, die Anlage von Vorwald, oder auch extensive Kulturbegründungsformen gefördert werden. Autor: Kristian Jovi, Wald und Holz NRW Geschäftsstelle Forst / Direkte Förderung Justiziariat 2

3 NRW rüstet sich: Mit Hunden im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest! Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine virusbedingte Infektionskrankheit. Sie betrifft ausschließlich Schweine (Haus- und Wildschweine). Die ASP kann sich in einer empfänglichen Schweinepopulation schnell verbreiten und das Blut infizierter Tiere ist hoch ansteckend. Die Übertragung erfolgt entweder direkt von Tier zu Tier oder indirekt zum Beispiel über kontaminierte Gegenstände. Von besonderer epidemiologischer Bedeutung ist das Verbringen kontaminierten Materials (tierische Erzeugnisse) aus Endemiegebieten in ASP-freie Regionen. Insbesondere Speiseabfälle aus nicht gegarten Schweinefleischprodukten (z. B. Salami, Schinken) stellen eine mögliche Infektionsquelle dar. Bei einem Ausbruch der ASP in Deutschland erwarten Experten einen volkswirtschaftlichen Schaden im zweistelligen Milliardenbereich. Selbst, wenn nur die Wildschweinpopulation betroffen ist, wäre der wirtschaftliche Schaden immens, sagten Experten der Landwirtschaftskammern. Für die deutsche Fleischwirtschaft würden die wesentlichen Absatzmärkte verloren gehen. Deutschland vermarktet jährlich rund 1 Mio. Tonnen Schweinefleisch und Nebenerzeugnisse im Wert von rund 1,6 Mrd. Euro/Jahr an Drittländer. Alle Bekämpfungsbemühungen richten sich auf die Unterbrechung von Infektketten durch das hygienische Entsorgen von infiziertem Fallwild und Hund Fiete (Kleiner Münsterländer im Training Aufbau Zielgeruch an der Scentbox (DDTS)) Foto: Nadine Neuburg, Wald und Holz NRW haben oberste Priorität. Der auffindbare Anteil der Kadaver variiert aber schnell gefunden, gemeldet, untersucht Dieses Fallwild muss möglichst nach Habitat und Saison. Der Eintrag und aus der Wildbahn entfernt werden. der Afrikanischen Schweinepest in eine neue Region führt zu einem vermehrten Auftreten von Fallwild. nen ist im deckungsreichen Gelände Die Suche von verendeten Wildschwei- sehr schwierig, daher ist der Einsatz Über 90% der infizierten Tiere von Hunden für diese Aufgabe mehr sterben (aber nicht alle Tiere im Revier als sinnvoll. Wald und Holz NRW bildet müssen sich infizieren). derzeit eine Kadaversuchhundeein- Allgemeine Info: Die Afrikanische Schweinepest (ASP), auch African swine fever oder Pestis Africana Suum, ist eine Virusinfektion bei Tierarten der Echten Schweine. In Symptomen und Verlauf ist sie der Klassischen oder Europäischen Schweinepest (KSP) sehr ähnlich, die Erreger der ASP und der KSP sind aber nicht verwandt. Die Klassische Schweinepest (KSP) (auch Europäische Schweinepest (ESP), englisch swine fever, hog cholera) ist seit 1833 als Infektionskrankheit bekannt. Diese Virusinfektion tritt mit Ausnahme Nordamerikas, Australiens, Neuseelands und Teilen von Europa und Südamerikas weltweit auf. Sie zählt zu den gefährlichsten Schweinekrankheiten überhaupt und ist bis heute schwer kontrollierbar und nicht getilgt. Die klassische Schweinepest ist von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) abzugrenzen. Trotz der ähnlichen Symptome sind ASP- und KSP-Erreger nicht näher verwandt. 3

4 Hündin Ylvi (Labrador FT) in der freien Suche an einem Waldrand Foto: Nadine Neuburg, Wald und Holz NRW Hündin Ylvi bringt den Hundeführer zu einem Fundort zurück Foto: Nadine Neuburg, Wald und Holz NRW heit (KSH) aus, deren primäres Ziel ist es, Suchteams für präventive und Ad-hoc-Einsätze im Auftrag der Behörden bereitzustellen und damit dem unkontrollierten Ausbruch der ASP vorzubeugen und Gegenmaßnahmen für einen Ausbruch vorzuhalten. Alle Maßnahmen sind auf Nachhaltigkeit, Langfristigkeit und qualitätssichernd ausgerichtet. Die Ausbildung von Suchhundegespannen ist ein elementares Kriterium für die Effektivität der Suchhundestaffel im Ausbruchsfall von ASP. Die Kadaversuchhundeausbildung umfasst einen vor Beginn des Lehrgangs durchgeführten Eignungstest in einem Saugatter und einen einwöchigen Grundlehrgang zur Vorbereitung der folgenden Trainingseinheiten, die gemeinsam mit dem Trainer von Wald und Holz NRW, aber auch eigenständig durchgeführt werden. Des Weiteren gehören eine Fortbildung Erste Hilfe beim Hund und die Geruchskonditionierung der verschiedenen Zielgerüche von Wildschweinkadavern und anderen Kadaverrückständen an einem Detec tion Dog Training System (DDTS) zur Ausbildung. Zugelassen sind Hunde, die zu Beginn des Lehrgangs in einem Schwarzwildgatter belegt haben, dass sie sich am Schwarzwild problemlos abrufen lassen und auch in Anwesenheit von Schwarzwild von diesem unbeeindruckt ihre Kadaversuche fortsetzen sowie weder Schwarzwild noch andere Wildarten hetzen oder sogar reißen. Abgeschlossen wird diese Ausbildung mit einer Eignungsprüfung zur Feststellung des ausreichenden Ausbildungsstandes des Suchenteams (bestehend aus dem Hund und dem Hundeführer) für die Einsatzfähigkeit in einem ASP- Eintrittsfall. Autor: Olaf Müller, Wald und Holz NRW, FB IV - Hoheit - Team Waldschutz ASP-Prävention Interessierte Hundeführende an dieser Ausbildung können sich bei Wald und Holz NRW, Fachbereich IV Hoheit bei Herrn Marc Messerschmidt oder Herrn Olaf Müller unter: Marc.messerschmidt@wald-und-holz. nrw.de Telefon: 0251 / Mobil: 0151 / Olaf.mueller@wald-und-holz.nrw.de Telefon: Mobil: 0171 / melden. 4

5 Urwald von Morgen erforschen 50 Jahre Naturwaldzellen in Naturwaldzellen sind Wälder, in denen keine Holznutzung stattfindet. 75 dieser Naturwaldzellen gibt es in NRW. Anlässlich des 50 jährigen Jubiläums hat Wald und Holz NRW die in den Naturwaldzellen gewonnenen Forschungsergebnisse am 3. und 4. Mai 2022 in Bonn vorgestellt und diskutiert. Über 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben an der internationalen Fachtagung im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig oder per Livestream teilgenommen. Unter dem Tagungsmotto schützen forschen lernen standen die Entwicklung der Artenvielfalt und die Bedeutung der Forschung für die nachhaltige Waldbewirtschaftung im Fokus. Außerdem diskutierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Auswirkungen der Klimawandel auf natürliche Waldökosysteme in NRW hat. Michael Elmer, Teamleiter Waldnaturschutz bei Wald und Holz NRW: Die Naturwaldzellen sind einzigartige Freiluftlabore. Sie machen deutlich unter einem Prozent der Waldfläche in NRW aus. Aber 50% aller Käferarten finden hier einen sicheren Lebensraum. Auch bei anderen Tier- und Pflanzenarten erweisen sich Naturwaldzellen als wahre Hotspots der Artenvielfalt wurden die ersten Naturwaldzellen in im landeseigenden Wald eingerichtet, auch um die natürliche Waldentwicklung zu erforschen und daraus für die naturgemäße und Naturwaldzelle im Siebengebirge Foto: Marlene Bömer, Wald und Holz NRW nachhaltige Bewirtschaftung und Entwicklung der Wälder in NRW zu lernen. verlässlich zurzeit niemand sagen. Die wälder bei uns aussehen würden, kann Forschung in den Naturwaldzellen ist Andreas Wiebe, Leiter von Wald und ein Weg diese offene Frage zu klären. Holz NRW: Die gewonnenen Erkenntnisse sind in die Konzepte zur naturnahen Bewirtschaftung unserer Wälder Diese Zeitreihen liefern wichtige Dr. Christa Lang, Wald und Holz NRW: eingeflossen. Denn wer mit den Kräften Einsichten in die Veränderungen der der Natur wirtschaften will, muss die Waldökosysteme, zum Beispiel über die natürlichen Abläufe in unseren Wäldern Konkurrenzverhältnisse von Buche und gut verstehen. Die Erkenntnisse der Eiche sowie den Einfluss von Rehen Naturwaldforschung helfen uns, den und Hirschen auf die Verjüngung der Schutz der biologischen Vielfalt in die Bestände. Zudem verdeutlichen die Bewirtschaftung unserer Wälder immer Untersuchungen den Wert der Naturwälder als artenreiche Lebensräume. besser zu integrieren. Die kontinuierliche Verbesserung der Biodiversität Mit dem neuen Monitoringkonzept in den NRW-Wäldern zeigt, dass das vereinheitlichen wir die Untersuchungsmethoden, um die Forschungsergeb- erfolgreich war. nisse aus den Naturwaldzellen besser Ursprüngliche, von Menschen unbeeinflusste Urwälder gibt es schon seit Naturwäldern vergleichen zu können. mit der Forschung in Wirtschafts und vielen Jahrhunderten weder in NRW noch im Rest von Deutschland. Wie Ur- Die Naturwaldzellen spiegeln auf einer 5

6 Fläche von Hektar das gesamte Spektrum der Waldtypen und Wuchsgebiete in NRW mit ihren unterschiedlichen Gesteinen, Böden und Klimabedingungen wider. Gemeinsam mit dem Nationalparkforstamt Eifel und den Wildnisentwicklungsgebieten bilden die Naturwaldzellen heute ein Netzwerk von Wäldern mit natürlicher Entwicklung in, in dem keine Holznutzung mehr stattfindet. So kann sich die Natur insgesamt auf nahezu 11 % der Staatswaldfläche ohne forstliche Nutzung entwickeln. Hier darf sich der Wald zu einem Urwald von Morgen entwickeln. Der Verzicht auf forstliche Nutzung bedeutet aber nicht Natur pur! Luftschadstoffe wie Stickstoff haben genau so einen Einfluss auf die natürliche Entwicklung der Wälder, wie die unnatürlich hohen Wildbestände. Einflüsse des Menschen, die in der Vegetation unserer Wälder deutliche Spuren hinterlassen. Mit der Klimakrise bekommen die durch menschliches Handeln verursachten Einflüsse eine bisher nicht gekannte Dynamik. Klaus Striepen, Team Waldnaturschutz, Wald und Holz NRW: Forschungen in den Naturwaldzellen belegen, dass der Klimawandel auch in vollständig ungenutzten Wäldern schwere Schäden anrichten kann. Besonders besorgniserregend sind die Trockenschäden an Buchen. Buchen sind in weiten Bereichen Nordrhein- Westfalens die natürliche Charakterbaumart. Sie gelten als das Rückgrat der natürlichen Waldentwicklung. Wald und Holz NRW sieht sich der Tradition waldökologischer Untersuchungen mit langem Atem verpflichtet. Dr. Gero Hütte von Essen, Fachbereichsleiter Hoheit, Schutzgebiete, Umweltbildung: Auch und gerade in Zeiten der rasenden menschengemachten Klimakrise werden wir die Forschung in den Naturwaldzellen engagiert fortsetzen. Wir brauchen diese faktenbasierten Erkenntnisse, um unsere Wälder in Zeiten maximaler Unsicherheit für die nächsten Generationen zu erhalten. Informationen zum Programm und den Referenten der Tagung: Aufzeichnung des Livestreams: tuelle-meldungen/fachtagung-50-jah- re-naturwaldzellen-in-nrw 2g1OYe9dP Kontakt zum Team Waldnaturschutz, Wald und Holz NRW Klaus Striepen Klaus.Striepen@wald-und-holz.nrw.de WissenschaftlerInnen diskutieren über die Effekte jahrzehntelanger Waldentwicklung ohne Holznutzung Foto: Marlene Bömer, Wald und Holz NRW 6

7 Neues Forschungsprojekt im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft: Buchen-Voranbauten nach Räumung des geschädigten Fichten- Oberbestandes Seit über 30 Jahren wird aus ökonomischen und ökologischen Gründen in der Waldumbau besonders von instabilen, nicht standortgerechten Fichten-Reinbeständen durch Buchenvoranbau hin zu naturnäheren Mischwäldern empfohlen und durchgeführt. Im klimaadaptiven Waldmanagement spielt dies auch in Zukunft zumindest auf jenen Standorten eine Rolle, auf denen die Fichte noch planmäßig bewirtschaftet werden kann und die Rotbuche durch Klimaänderungen nicht in ihrer Vitalität geschwächt wird. Zur Förderung des Buchenvoranbaus ist in den letzten Jahren ein erheblicher Betrag an Fördermitteln eingesetzt worden. Vom Fichtenschirm wurde und wird ein günstiger Einfluss auf das Anwachsen und die qualitative Entwicklung der gepflanzten Buchen erwartet. In den vergangenen Jahren haben Sturmereignisse, Trockenheit, Dürre, Käferkalamität zu einem erheblichen Verlust von Fichtenbeständen und damit des Fichtenschirms geführt. Bisher unter Fichtenschirm aufgewachsene Buchenvoranbauten wurden dadurch plötzlich freigestellt und somit unter anderem der direkten Sonneneinstrahlung und Frostereignissen ausgesetzt. Besonders Spät- und Frühfröste sind hier ein Grund für starke Zwieselbildung bei der Buche: nachgewiesen ist das längere Wachstum auf der Freifläche, das zur Bildung eines zweiten oder sogar dritten Triebes in der Vegeta- Buchenvoranbau unter Fichten-Dürrständern Foto: Bertram Leder, Wald und Holz NRW tionszeit führen kann, der dann nicht mehr forstschutzrelevante Fichten) mehr ausreichend verholzt. Schutzfunktionen für Buchenvoranbauten übernehmen? Die Untersuchungen sollen der Frage nachgehen, wie Buchen mit Schattenhabitus Neben der Flächenauswahl und der auf eine plötzliche Freistellung Konzeption zum methodischen Vor- reagieren, und welche Effekte ein unplanmäßiger gehen werden Schlussfolgerungen für sturm-, dürre- und käfer- die Praxis und Empfehlungen für den bedingter Verlust des Fichtenschirms Umgang mit plötzlich freigestellten für die Qualität und Quantität der Rotbuchen Buchenvoranbauten unter ehemaligem hat. War beziehungsweise ist Fichtenschirm abgeleitet. eine Kompensation des Freistellungseffektes Autor: Dr. Bertram Leder, Wald und Holz NRW durch hohe Pflanzenzahlen im Voranbau möglich? Wirkt sich der Weitere Hinweise zu vorhandenen Schirmverlust in Abhängigkeit vom Alter ehemaligen Buchenvoranbauten des Voranbaus (Entwicklungsphase) nach Schirmverlust nimmt das ZWH unterschiedlich problematisch für die gerne entgegen. qualitative Entwicklung des Buchenvoranbaus Dr. Bertram Leder aus? Wie hoch ist das Risiko Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft (FB V) von Fällungs- und Rückeschäden? / Können kleinflächig oder saumartig belassene Fichten-Dürrständer (nicht Bertram.Leder@wald-und-holz.nrw.de 7

8 Aus dem Zentrum für Wald und Holzwirtschaft: Untersuchung der Potentiale der Birke für das Bauen mit Holz Abbildung 1: Birkenstammholzsortierung im Sägewerk Hegener-Hachmann Foto: Wald und Holz NRW Abbildung 3: Bestimmung des dynamischen Elastizitäts-Moduls mit Frau Prof. Frühwald Foto: Wald und Holz NRW Das Team Holzwirtschaft des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft (ZWH) untersucht derzeit im Rahmen eines Projektes die Möglichkeiten und Vorteile der Pionierbaumart Birke für den modernen Holzbau. Neben der wissenschaftlichen Untersuchung der Verarbeitungseigenschaften wird bis zum Sommer 2022 ein zweigeschossiger Ausstellungsgegenstand gebaut, der die Ergebnisse praxisnah veranschaulicht. Vor dem Hintergrund der durch den Klimawandel bedingten Waldschäden und aufgrund des großflächiges Ausfalls der Baumart Fichte durch die Borkenkäferkalamität auf einer Vielzahl von Waldstandorten, steigt die Nachfrage nach alternativen Baumarten zur Fichte. Laubholz, wie zum Beispiel die Birke, kann hierbei eine Option darstellen. Die Birke kann Kahlflächen in relativ kurzer Zeit natürlich wiederbewalden und könnte somit einen Teil des Ausfalls der Baumart Fichte kompensieren. Dies ist deutlich auf den Kyrillflächen in NRW sichtbar, auf denen Birken als Birkensukzession gewachsen sind. Um die forstwirtschaftliche Verwendung der Birke für den Waldbesitz attraktiv zu machen, müssen hier jedoch potentielle Verwendungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Über 200 aus NRW stammende Birkenstämme (drei Meter lang) aus nicht behandelten Birken wurden dazu aus drei Forstbetriebsbezirken (Velen, RFA Münsterland; Rumbeck, RFA Arnsberger Wald und Bottrop, RFA Ruhrgebiet) entnommen und in einem Sägewerk nach unterschiedlichen Qualitäten sortiert und zu Brettern (sog. Schnittholz) weiterverarbeitet (Abb. 1). Das Team untersucht unter anderem, wieviel verwertbares Schnitt- im Gegensatz zum Restholz aus den entnommenen Stämmen mit Blick auf den jeweiligen Standort gewonnen werden konnte, sowie welche Stammqualitäten sich für die Herstellung von Bauprodukten aus Birke für den modernen Holzbau eignen. Im Anschluss wurden die Bretter in Kooperation mit der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe auf ihr dynamisches Elastizitätsmodul untersucht und visuell nach ihrer Tragfähigkeit sortiert (Abb. 3). Neben der visuellen Sortierung wurde auch eine maschinelle Sortierung durchgeführt und geeignete Bretter zu Birken-Brettschichtholz-Trägern verleimt (Abb. 5). Ein Teil dieser Birken-Brettschichtholz-Träger und weitere Produkte aus Birkenholz, wie eine Treppe und Massivholzdielen werden in einem zweigeschossigen Vorführmodell zur praxisnahen Wissensvermittlung zur Verwendung von Laubholz sowie Gastund Pionierbaumarten verbaut. Dessen Planung und Entwurf erfolgte in Kooperation mit der Fachhochschule Aachen. Für die Fassade und die Terrassendielen wird Holz aus Riesenlebensbaum 8

9 Bauvorhaben Maßstab Datum gezeichnet R. Heckmann Bauherr Planinhalt b c d e f Änderungen Plan- Nr. Auftragsnummer Index Holzbau Wiese und Heckmann Holzbau Wiese und Heckmann Holzbau Wiese und Heckmann Holzbau Wiese und Heckmann Holzbau Wiese und Heckmann 3D Ansichten Zweigeschossiger Asstellungsstand "Birke", Fachbereich V Wald+Holz NRW Wald und Holz NRW, Albrecht-Thear-Straße 34, Münster 3D Ansichten Holzbau Wiese und Heckmann Holzbau Wiese und Heckmann Holzbau Wiese und Heckmann A7 a Holzbau Wiese und Heckmann Holzbau Wiese und Heckmann Holzbau Wiese und Heckmann Abbildung 5: Birken-Brettschichtholz in der Presse Foto: Wald und Holz NRW Ausstellungsstand des Teams Birke der FH Aachen als Demonstrator für Birkenholzverwendungen und Gastbaumarten Quelle: FH Aachen (Thuja plicata) aus dem Aboretum im Burgholz verwendet. Der Ausstellungsstand wird bis Sommer 2022 realisiert und kommt in der Ausstellungshalle im Zentrum HOLZ in Olsberg zum Einsatz. Die Verarbeitung der Birken hat gezeigt, dass eine Pflege der Birken notwendig ist um die Sägefähigkeit, Ausbeute und reibungslose Weiterverarbeitung zu gewährleisten. Für Interessierte findet hierzu im Rahmen des Forstliches Bildungsprogramm 2022 am 1. Juni 2022 ein Seminar zur Pflege und Potenziale der Baumart Birke statt. Autorin: Dr. Stefanie Wieland, Wald und Holz NRW Zentrum für Wald und Holzwirtschaft (FB V) Team Holzwirtschaft Leitung Team Holzwirtschaft Stellv. Leitung Zentrum für Wald und Holzwirtschaft (FB V) 9

10 Neue digitale Boden- und Standortkarten Forstliche Boden- und Standortkarten sowie die darauf aufbauenden thematischen Auswertungen mit Empfehlungen für Waldentwicklungstypen (WET; idealtypische Mischwaldtypen) und zur Standorteignung von Baumarten sind wichtige Informationsgrundlagen und Entscheidungshilfen zur Waldbewirtschaftung. Insbesondere für die standortgerechte Wiederbewaldung der zahlreichen Kalamitätsflächen in NRW stellen diese Karten ein unerlässliches Hilfswerkzeug dar. Umfangreiche Digitalisierung und Bereitstellung großmaßstäbiger Boden- und Standortkarten für Waldgebiete im Sauerland Derzeit liegen einige ältere forstliche Bodenkarten noch in analoger Form vor. Durch die Bereitstellung von zusätzlichen Haushaltsmitteln aus dem Umweltministerium (MULNV) konnten im Zeitraum 2020 bis 2021 mehrere großmaßstäbige Altverfahren durch den Geologischen Dienst NRW digitalisiert werden. Dabei handelt es sich um Waldflächen in den Gebieten Lennestadt, Schmallenberg, Girkhausen, Winterberg und Medebach. So konnten für knapp Hektar Waldfläche digitale Boden- und Standortkarten bereitgestellt werden (siehe Abb.1). Darüber hinaus wurden auch in den vergangenen Jahren zahlreiche Waldgebiete durch die Bodenexpertinnen und -experten des Geologischen Dienstes NRW kartiert. Das betrifft Waldflächen in den Gebieten Mastholte/Delbrück/ Paderborn, Gronau/Ochtrup/Rheine, Hörstel sowie Lippetal/Benninghausen/Lippstadt. Für all diese Gebiete stehen nun ab Abbildung 1: Aktueller Stand der großmaßstäbigen forstlichen Bodenkarte (BK5F) und Standortkarte (FSK5) im Bereich des Sauer- und Siegerlandes Foto: Geologischer Dienst NRW sofort Boden- und Standortkarten Der Nutzungsmaßstab ist hierbei aber im Maßstab von 1 : (BK5F bzw. auf 1 : begrenzt und tiefergehende räumliche Betrachtungen bis auf FSK5) in digitaler Form zur freien Verfügung. Insgesamt werden damit nun die Ebene einzelner Waldbestände, z.b. rund 50 Prozent der Waldfläche s durch entsprechende durch forstfachlichen Sachverstand vor zur Wiederbewaldungsplanung, sollten Karten abgedeckt. Die aktualisierten Ort geprüft werden. Boden- und Standortkarten können auf der Informationsplattform Waldinfo. Die Digitalisierung weiterer forstbodenkundlicher Altverfahren wird 2022 und NRW eingesehen werden oder über den aktuellen WMS-Dienst auch in andere 2023 fortgesetzt. Im Winterhalbjahr Geoinformationssysteme integriert 2022/2023 werden voraussichtlich die werden. Bodenkarten in den Bereichen Bödefeld, Herscheid und Olpe aufbereitet, Für alle Waldflächen, für die noch keine 2023 folgen die Gebiete Kirchhundem, großmaßstäbigen Boden- und Standortkarten vorliegen, kann die landes- Battenberg. Wingeshausen und Bad Berleburg/ weite mittelmaßstäbige forstliche Autor: Alexander Weller, Zentrum für Wald und Standortkarte im Maßstab 1 : Holzwirtschaft, Team Waldplanung (FSK50) bzw. Bodenkarte im Maßstab 1 : (BK50) verwendet werden. 10

11 Kurzmeldungen Waldschutzinfomeldung Nr. 4/2022 vom 25. April 2022 Ergebnisse aus der Abfrage zum Vorkommen des Eichenprozessionsspinners in NRW 2021 Seit 2018 führt das Team Wald- und Klimaschutz die Abfrage zum Vorkommen des Eichenprozessionsspinners (EPS) bei den Kommunen in NRW durch. Die Ergebnisse aus den 202 Kommunen, die sich an der Abfrage beteiligt haben, finden Sie unten. Mehr Infos Waldschutz Infomeldung Nr. 4/2022 vom 25. April 2022 Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link. Eichenprozessionsspinner Vorkommen in NRW 2021 (nach Kommunen). Quelle: Wald und Holz NRW Zentrum für Wald und Holzwirtschaft (FB V) 11

12 Kurzmeldungen Waldschutzinfomeldung Nr. 6/2022 vom 30. Mai 2022 Fichtenborkenkäfermonitoring zeigt landesweit ausgeprägte Buchdrucker- und Kupferstecherschwärmflugaktivitäten und frischen Stehendbefall gesunder Fichten Die Überwachung der Borkenkäferflugsituation erfolgt in NRW mittels des Borkenkäfermonitorings. Dies zeigt, dass mittlerweile die Fichtenborkenkäfer Kupferstecher und Buchdrucker landesweit die Winterquartiere verlassen und in vielen Bereichen s bereits gesunde Fichten stehend befallen haben (siehe Abb. 1). Das war vorherzusehen, da immer noch immens hohe Buchdruckerdichten im Boden überwinterten. Bei final ausgewerteten diesbezüglichen Untersuchungen im märkischen Sauerland wurden hochgerechnet Buchdrucker pro ha gefunden (siehe Abb. 2 und 3). Auf die Waldschutzinfomeldung Nr. 3 / 2022 vom 21. März 2022 wird verwiesen. Auffällig sind, neben einem ausgeprägten Buchdruckerflug, gegenüber den letzten Jahren die hohen Kupferstecherfangzahlen. Mehr Infos: Waldschutz Infomeldung Nr. 6 / 2022 vom 30. Mai 2022 Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link. Weitere Hinweise zur Borkenkäferbekämpfung im gemeinsamen Appell von Waldbauernverband NRW und Wald und Holz NRW. 12

13 Kurzmeldungen Holzbau heute: Stadt von morgen Unter dem Motto Holzbau heute: Stadt von morgen präsentierte sich Wald und Holz NRW am 27. und 28. April 2022 erneut gemeinsam mit den Akteuren des Holzbaus auf der polis Convention im Areal Böhler in Düsseldorf, der bundesweiten Messe für Stadt- und Projektentwicklung. Themenschwerpunkte des Gemeinschaftsstandes von Wald und Holz NRW waren der Einsatz moderner Holzbautechnologien zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, effizienten Aufstockungen und nachhaltigen Stadtquartieren, sowie zur Umsetzung kommunaler Bauaufgaben, wie z.b. Kitas und Schulen. Einen besonderen Schwerpunkt der gemeinsamen Präsentation von Wald und Holz NRW und den Partnern Studiengemeinschafts Holzleimbau und INFORMATIONSDIENST HOLZ bildeten Best-Practice Beispiele zum Geschosswohnungsbau und variable Wohnraumkonzepte in Holzhybridbauweise. Die zahlreichen und intensiven Gespräche auf dem Gemeinschaftsstand und die zahlreichen Besucher des durch die Akteure veranstalteten Themenforums HÖHER, SCHNELLER, VORAUSGEDACHT zeigen: Das nachhaltige und klimafreundliche Bauen mit Holz steht im Fokus von Investoren und Projektentwicklern. Weitere Informationen zur Plattform Bauen mit Holz.NRW und zur polis Convention. Akteure des Gemeinschaftsstandes auf der polis 2022 (von links. nach rechts): Annette Clauß (Bauen mit Holz.NRW, Fachberatung Holzbau), Thorsten Kaderbach (Wald und Holz NRW, Team Holzwirtschaft), Armin Seidel (Informationsdienst Holz), Simone Jonen und Susanne Tscheu (Studiengemeinschaft Holzleimbau) und Martin Schwarz (Wald und Holz NRW, Team Holzwirtschaft) 13

14 Kurzmeldungen Die Potenziale eingeführter Baumarten in NRW Neue Publikationen Eingeführte Baumarten in. Neue Baumarten an neuen Orten Chancen und Möglichkeiten im Fokus des Klimawandels ist der Titel zweier neuer Publikationen, mit denen Wald und Holz NRW über die Potenziale vierzehn nicht heimischer Baumarten in unseren Breiten informiert darunter Esskastanie, Baumhasel, Douglasie und Atlaszeder. Die Publikationen, die im zu Wald und Holz NRW gehörenden Zentrum für Wald und Holzwirtschaft erarbeitet wurden, stehen in einer ausführlichen Fassung und als Praxisleitfaden (Kurzfassung) unter zum Download bereit. Die Praxisleitfaden liegt zudem in gedruckter Form vor und kann über das Internet sowie unter bestellt werden. 14

15 Termine Waldforschung für die Praxis Fachkolloquium Zukunft der Buche in NRW Das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft (ZWH) im Landesbetrieb Wald und Holz lädt am 16. und 17. August 2022 zu einem Fachkolloquium mit internen und externen Spezialistinnen und Spezialisten in das Waldinformationszentrum Hammerhof ein. Thema des Fachkolloquiums ist die Zukunft der Buche in NRW. Es soll ein Beitrag zur Erweiterung des Kenntnisstandes zur Bewirtschaftung der Buche im Zeichen des Klimawandels sein. Veranstaltungsort: Waldinformationszentrum Hammerhof Walme 50, Warburg Buchenbestand Foto: Klaus Mischka, Wald und Holz NRW 15

16 Termine Exkursion Multitalent Wald?! Erkenntnisse aus der Wissenschaft für Forstpraxis und Waldbesitz Inhalte Standortbedingungen und Waldtypen vor Ort Der Wald als Klimaschützer und Hotspot der Artenvielfalt Wie kann ich in meinem Wald die Bereitstellung des nachwachsenden Rohstoffs Holz mit der Förderung der Kohlenstoff-Speicherung und der Artenvielfalt unter einen Hut bringen? Es ist keine Anmeldung notwendig. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Am Ende der zweistündigen Exkursion stehen freie Getränke zur Verfügung. Dabei ist weiterer Raum für Ihre Fragen und Diskussionen vorhanden. Anfahrt: Biegen Sie von der B229 kommend Breitenbruch in die Straße Zum Windstich ein. Adresse fürs Navi: Zum Windstich 30, Arnsberg. Fahren Sie weiter bis zum Ortsrand und biegen Sie halblinks ab. Biegen Sie nach 700 m rechts ab. Der Treffpunkt liegt an der 2. Kreuzung (Koordinaten: , und siehe Karte). Egge-Vorberge: Freitag, Uhr, östlich von Bad Lippspringe Weitere Informationen folgen auf Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme, Ihre Ideen und einen interessanten Austausch! Ansprechpartner Max Fornfeist, Landesbetrieb Wald und Holz Tel.: max.fornfeist@wald-und-holz.nrw.de Dr. Jens Wöllecke, NABU-Naturschutzstation Münsterland e.v. Tel.: j.woellecke@nabu-station.de Termine Arnsberger Wald: Freitag, Uhr, Arnsberg, Ortsteil Breitenbruch Reichswald: Freitag, Uhr, westlich von Kleve Münsterland: Freitag, Uhr, Davert südlich von Münster 16

17 Termine DLG-Waldtage der führende Treffpunkt der Forstpraxis! Vom September endlich wieder live Die Branche trifft sich zu den vierten DLG-Waldtagen in der Nähe der Energiestadt Lichtenau in Westfalen. Projektpartner sind der Landesbetrieb Wald und Holz, der Waldbauernverband NRW e.v. und der Stadtwald Brilon. Auf einer Ausstellungsfläche von 70 ha werden rund 220 Aussteller das komplette Angebotsspektrum Forst und Holz präsentieren von Bestandesbegründung über Holzernte, Holztransport bis hin zur Holzverarbeitung alles rund um die stoffliche und energetische Nutzung. Im Fokus stehen innovative Technik und Verfahren für die effiziente Bewirtschaftung von Privat- und Kommunalwald. Rund Forstprofis werden erwartet, darunter private und kommunale Waldbesitzer, Land- und Forstwirte, Forstunternehmer sowie Brennholzselbstwerber. Live-Demonstrationen Ein Besuchermagnet werden auch dieses Mal spannende Live-Demonstrationen von Forsttechnik von Saat- und Pflanzmaschinen bis hin zu vollmechanisierter Holzernte - im praktischen Einsatz sein. Die ausgedehnten Laubholz-Durchforstungsbestände bieten dafür gute Bedingungen. 15. Briloner Waldsymposium Das traditionsreiche Briloner Waldsymposium gilt als Herzstück des Fachprogrammes der Messe und findet am 9. September 2022 statt. Leitthema in diesem Jahr Generationenwald in der Zeitenwende Waldbesitzer zwischen allen Stühlen? Vor dem Hintergrund der aktuell anstehenden Wiederbewaldung, dem erforderlichen klimaresilienten Be- Foto: DLG Foto: DLG 17

18 Termine standsumbau und der schwierigen wirtschaftlichen Lage insbesondere der kommunalen und privaten Waldbesitzer werden die künftigen Anforderungen an die Leistungen unserer Wälder und die Erwartungen an die Waldbesitzer kritisch aber konstruktiv hinterfragt: Gelingt mit den richtigen waldbaulichen Konzepten die Quadratur des Kreises zwischen nachhaltiger Holzproduktion, optimalem Klimaschutz und optimaler Förderung der Artenvielfalt ohne wirtschaftlichen Ruin der betroffenen Waldeigentümer? Hochaktuelles Forenprogramm An allen drei Messetagen bieten unterschiedliche Veranstalter im Kongresszelt ein breites, spannungsgeladenes Programm zu zukunftsweisenden Fragen der Waldbewirtschaftung und des Naturraummanagements in Zeiten kritischer werdender Versorgungssicherheit und zunehmender Gefährdung der Naturräume. Die Palette der Themen reicht von natürlichen Bewaldungsstrategien über angepasste Bejagungskonzepte, innovativer Holzverwendung, Energie aus Holz u. Windkraft bis hin zu Holzbau, der am Sonntag den 11. September, dem HOLZBAUTAG, im Fokus steht. Spotlights Sonderflächen zu Fokusthemen Spotlight Angewandte Naturraumgestaltung im Wald Auf zahlreichen Flächen und Ständen zeigen Verbände, Institutionen und Firmen zukunftsorientierte Lösungen zu naturnaher Waldbewirtschaftung, Biotopanlage und -pflege, Wiederbewaldung und Bejagung. Ein spezieller thematischer Stationenplan, der Grüne Faden lenkt die interessierten Besucher zu allen wichtigen Anlaufstellen. Spotlight Hochmechanisierte Holzernte in Mischbeständen Strukturierte, klimaangepasste Mischbestände sind die Herausforderung für unsere hochmechanisierte Erntetechnik. Erleben Sie die neusten Lösungen der Hersteller live! Spotlight Wärme aus Holz Nicht nur im Forum steht die Frage Ist Holz das neue Öl? im Mittelpunkt. Auf der Spotlight-Fläche stehen die Prozessketten zur Nutzung der Holzenergie sowie innovative Heiztechnik im Mittelpunkt. HOLZBAUTAG Der Klimaretter Holzbau steht am HOLZBAUTAG, Sonntag den 11.September bei den DLG-Waldtagen im Mittelpunkt. I.D.E.E., Wald & Holz NRW und die FNR geben Bauherren, Planern und Architekten mit ihrem anspruchsvollen und spannenden Forenprogramm zahlreiche Impulse. Weitere Informationen und Online-Tickets unter: Briloner Waldsymposium Foto: DLG Wald und Holz NRW-Meile Foto: DLG 18

19 Regionalforstamt Bergisches Land Regionalausgabe aus Ihrem Forstamt Bergisches Land Kay Boenig Foto: Wald und Holz NRW Liebe Freundinnen und Freunde des Waldes, trotz aller Widrigkeiten, wie dem Mangel an Pflanzen und Pflanzern nimmt die Wiederbewaldung der gewaltigen Kalamitätsflächen im Bergischen Land Fahrt auf. Von einer aktuellen Besichtigung mit großem Engagement von einem Waldbesitzenden angelegter Forstkulturen in der FBG Reichshof berichtet in dieser Ausgabe Moritz Volkmann, von einem durch Schüler aus Köln gepflanztem Mischwald im Lambachtal unser dort zuständiger Revierleiter Tim Zimmer und unser Forstreferendar Martin Vogt. Es bleibt zu hoffen, dass die im Frühjahr angelegten Kulturen gelingen, denn auch in diesem Jahr waren die Monate März bis Mai viel zu trocken. Die Herbstpflanzung, die wir aufgrund der milder werdenden Winter verschiedentlich schon bis in den Dezember hinein ausweiten konnten, ist da zunehmend eine empfehlenswerte Alternative. Zum Gelingen der Kulturen trägt auch eine der Wiederbewaldung mit klimastabilem Mischwald angemessene Bejagung des Schalenwildes, vor allem des Rehwildes, örtlich aber auch des Dam- und Muffelwildes, bei. Die Forderung muss lauten, dass sich ein vielfältiger Mischwald ohne Schutzmaßnahmen entwickeln kann. Inhaltsverzeichnis Gemeinschaftlicher Waldbegang der FBG Reichshof Die Wiederbewaldung als Weg aus der Krise LESEN 21 Aktualisierung der DFWR-Wildschadenskonvention zur Bewertung von Verbiss-, Fege- und Schlagschäden im Wald LESEN 23 Wildschäden an Forstpflanzen müssen nicht hingenommen werden Anmeldung bei der Gemeinde ist ein rechtssicheres Verfahren LESEN 26 Motorsägenlehrgänge für Brennholzwerbende LESEN 28 Eine Voraussetzung für notwendige Veränderungen sind entsprechende Jagdpachtverträge, die voraussetzen, dass nicht nur auf die Höhe der Jagdpacht, sondern auch auf die Vermeidung von Wildschäden abgestellt wird. Der Deutsche Forstwirtschaftsrat hat seine Empfehlungen zur Ausgestaltung der Jagdpachtverträge und zur Abgeltung von Verbiss-, Fege und Schälschäden an Forstpflanzen aktualisiert. Ulrich Hardt, Fachreferent beim Deutschen Forstwirtschaftsrat und Kleinprivatwaldbesitzer in Bergneustadt, berichtet dazu in einem Gastartikel Bäume-Projekt für den Wald der Zukunft LESEN 29 Kontakt 30 Sollten sich Jagdpächter und Geschädigter zum Beispiel bei Verbiss-Schäden in einer Forstkultur über die Höhe der Entschädigung nicht einigen können, wird häufig der Wildschadensschätzer gerufen. Für den Forstbereich sind dies Forst- wald-und-holz.nrw 19

20 Regionalforstamt Bergisches Land Regionalausgabe aus Ihrem Forstamt Bergisches Land sachverständige, vielfach Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Wald und Holz NRW. Einen Einblick in die Zusammenhänge und Abläufe bei der Wildschadensschätzung finden Sie in dieser Ausgabe. Nachdem die Corona-Beschränkungen für Veranstaltungen gelockert worden sind, nimmt das Forstamt seine Motorsägen-Schulungen mit einem neuen Konzept und altem Schwung wieder auf. Der neue Leiter unseres Motorsägen- Instrukteursteams, der gelernte Forstwirtschaftsmeister Phil Hartmann, Leiter des FBB Altenberg umreißt in dieser Ausgabe die Lehrgänge für Brennholz- Selbstwerber. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieses Regionalteils für das Bergische Land. Für Ihre Hinweise und Kritik sind wir ebenso dankbar, wie für Themen, zu denen Sie mehr erfahren wollen. Und empfehlen Sie uns weiter. Ihr Kay Boenig Inhaltsverzeichnis Gemeinschaftlicher Waldbegang der FBG Reichshof Die Wiederbewaldung als Weg aus der Krise LESEN 21 Aktualisierung der DFWR-Wildschadenskonvention zur Bewertung von Verbiss-, Fege- und Schlagschäden im Wald LESEN 23 Wildschäden an Forstpflanzen müssen nicht hingenommen werden Anmeldung bei der Gemeinde ist ein rechtssicheres Verfahren LESEN 26 Motorsägenlehrgänge für Brennholzwerbende LESEN Bäume-Projekt für den Wald der Zukunft LESEN 29 Kontakt 30 wald-und-holz.nrw 20

21 Regionalforstamt Bergisches Land regional Gemeinschaftlicher Waldbegang der FBG Reichshof Die Wiederbewaldung als Weg aus der Krise Waldeigentümer Eckhard Schulte stellt eine Kalamitätsfläche nach Räumung und Pflanzung vor Foto: Yvonne Sapp Auch im Jahr 2022 ist die Situation in unseren Wäldern weiterhin angespannt. Als Resultat des großen Fichtensterbens sind weithin sichtbare Dürrständerflächen oder Blößen im Oberbergischen als regelrecht landschaftsprägend entstanden. Für viele Waldbauern sowie allen, die sich dem Wald verbunden fühlen ist die Frage, wie es nun mit dem Wald weitergehen soll drängender und die Antworten darauf sind nicht einfacher geworden. Der Frage, wie jetzt der Wald der Zukunft konkret gestaltet werden kann, gingen auch Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Reichshof sowie Interessierte auf einem gemeinschaftlichen Waldbegang in Sinspert nach. Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden Werner Klein machten sich bei bestem Frühlingswetter rund 35 Teilnehmende auf den Weg zur nachmittäglichen Waldwanderung. Hier stand der Forstbetrieb von Eckhard Schulte (Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Bergisches Land sowie 2. Vorsitzender der FBG Reichshof) im Vordergrund. Weitere Informationen über diesen Forstbetrieb finden Sie unter diesem Link. Inhaltlich standen wichtige Fragestellungen rund um die Wiederbewaldung zur Vorstellung und Diskussion. Dazu gehörten Flächenvorbereitung, Baumartenauswahl, Pflanzung und passendes Pflanzverfahren, geeignetes Werkzeug, Möglichkeiten des Verbiss- und Fegeschutzes, Integration von Naturverjüngung, Bedeutung der Bejagung und das Ausnutzen von Vorwaldstrukturen bis zur Pflege der neuen Waldgeneration. Eckhard Schulte sowie die zuständigen Förster der FBG Jürgen Kerstin und Christian Creutzburg von Wald und Holz NRW stellten sich auf dem knapp 2,5-stündigen Rundgang allen Fragen der Waldbesitzenden: Unter welchen Umständen lohnt es sich aktiv zu pflanzen und unter welchen kommt Naturverjüngung in Betracht? Welche Baumarten kommen in Frage und was hat der Standort damit zu tun? 21

22 Regionalforstamt Bergisches Land regional Förster Christian Creutzburg erklärte: Alle relevanten Informationen zu Ihrem Waldgrundstück finden Sie auf dem öffentlichen Internetportal Wald- Info; zum Beispiel, wie nährstoffreich mein Waldboden ist und welche Baumarten dort gut wachsen können. Einsatz von Baumarten aus anderen geographischen Herkünften zu setzen. Moritz Volkmann vom Regionalforstamt gibt zu bedenken: Im Zweifel ist es ratsam, auf die Mischung von verschiedenen Baumarten zu setzen. Dies hat den Vorteil, das Risiko möglicher Gefahren zu streuen. Eckhard Schulte beschreibt sein ausgeprägtes Engagement bei der Wiederbewaldung wie folgt: Die Wiederbewaldung nach der Krise erfordert viel Mut zum Ausprobieren sowie die Bereitschaft, zu investieren. Die Erbringung von Eigenleistung kann helfen, den Kostendruck zu senken. Durch das eigene Handeln steigert sich zudem die emotionale Bindung an der eigenen Scholle. Förster Jürgen Kerstin stellt ein besonders ergonomisches Spacer-Gerät zur Jungbestandspflege vor Foto: Yvonne Sapp Förster Christian Creutzburg mit Hund Jaron Foto: Yvonne Sapp Förster Jürgen Kerstin ergänzt: Es gibt leider kein Patentrezept. Diese Entscheidungen sind immer unter Betrachtung der örtlichen Gegebenheiten Einzelfallentscheidungen. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, was Baumarten, Mischungsform, Verfahren und Schutzmöglichkeiten sowie die Inanspruchnahme von Förderung betrifft. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, auf eine Kombination aus standortgerechter Naturverjüngung, aktiver Einbringung klimastabiler heimischer Baumarten sowie einem maßvollen Der gemeinschaftliche Waldbegang hat den Puls der Zeit getroffen und findet regional hoffentlich Ausdehnung. Es wurden interessante Einblicke vorgestellt und Inspiration zum aktiv werden mitgegeben. Dafür gebührt dem Organisationsteam der gelungenen Exkursion besonderer Dank. Es ist klar, das Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer vor gewaltigen Herausforderungen stehen und ihre Leistungen bei der Wiederbewaldung zentrale Bedeutung bei der Gestaltung der Wälder von Morgen haben werden. Dies geht über den persönlichen Beitrag weit hinaus, da auch die Gesellschaft sowie die künftigen Generationen dazugewinnen können. Ganz im Sinne des im Wald gültigen Generationenvertrages. Autor: Moritz Volkmann 22

23 Regionalforstamt Bergisches Land regional Aktualisierung der DFWR-Wildschadenskonvention zur Bewertung von Verbiss-, Fege- und Schlagschäden im Wald Es ist dem Deutschen Forstwirtschaftsrat e. V. (DFWR) ein wichtiges Anliegen, mit Unterstützung der eingerichteten Fachausschüsse und temporären Arbeitsgruppen praxisnahe Lösungsansätze für die vielerorts überhöhten Schalenwildbestände und deren Folgen zu entwickeln. Mit der Aktualisierung der DFWR-Wildschadenskonvention konnte dazu ein weiterer Beitrag geleistet werden. Die Wiederbewaldung der großflächig kalamitätsbedingt entstandenen Kahlflächen ebenso wie der angestrebte Waldumbau hin zu klimaresilienteren Waldaufbauformen erfordern entsprechend angepasster Wildbestände. Großflächige technische Schutzmaßnahmen auf den in Rede stehenden Flächen, wie etwa flächendeckende Zäunungen, scheiden allein aus Kostengründen aus. Zudem würde dem Wild auf diesem Weg noch zusätzlich Lebensraum entzogen und gleichzeitig dürfte sich der Wilddruck, auf den nicht gezäunten Flächen weiter erhöhen. In der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft kommt es mehr denn je flächendeckend auf eine zum Schutz des Waldes hin ausgerichtete Jagd und damit selbstverständlich auch auf die jeweils handelnden Jägerinnen und Jäger an, um überhöhte Schalenwildbestände dauerhaft auf ein waldverträgliches Maß hin einzuregulieren. Hier obliegt Jagenden und Waldbesitzenden gemeinsam ein hohes Maß an Verantwortung. Anders als Inhaber von Eigenjagdbezirken, die unmittelbar auf das jagdliche Management Einfluss nehmen, vermögen kleinere Waldbesitzer als Pflichtmitglieder in Jagdgenossenschaften nur mittelbar Einfluss auf die Jagdausübung in den zumeist verpachteten Gemeinschaftlichen Jagdbezirken auszuüben. Dies geschieht unter anderem zielführend über die Ausgestaltung der jeweiligen Jagdpachtverträge. Hierzu hat der DFWR Hinweise zur inhaltlichen Ausgestaltung von Jagdpachtverträgen entwickelt und veröffentlicht. Alle Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sind aufgerufen, von den bestehenden Möglichkeiten umfassend Gebrauch zu machen und gezielt Einfluss auf die Ausgestaltung der Jagdpachtverträge und damit die Ausübung der Jagd zu nehmen. Gleichwohl können Wildschäden auch unter vorgenannten Bedingungen nicht ausgeschlossen werden. Dazu trifft 29 Bundesjagdgesetz Regelungen zur Wildschadensersatzpflicht. Obliegt die Wildschadensersatzpflicht in den Gemeinschaftlichen Jagdbezirken de jure der Jagdgenossenschaft, wird diese doch im Wege der Verpachtung regelmäßig auf den Pächter als Jagdausübungsberechtigten übertragen. Nicht zuletzt die im Vergleich zur Landwirtschaft sehr langen Umtriebszeiten erschweren oftmals eine Schadensbewertung und geben insoweit bisweilen auch Anlass für Rechtsstreitigkeiten. Knospenverbiss an Bergahorn Foto: Moritz Volkmann Um bei Wildschadensangelegenheiten gütliche Einigungen zu befördern und damit letztlich auch zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten beizutragen, hat eine vom DFWR einberufene Arbeitsgruppe bereits im Jahr 2013 eine Konvention zur Bewertung von Wildschäden erarbeitet und veröffentlicht. Diese enthält nicht nur Ausführungen zur Vornahme der Schadensinventur (Erhebung und Erfassung geschädigter Forstpflanzen), sondern auch die methodischen und rechnerischen Grundlagen zur manuellen Schadensberechnung. Nicht nur Waldbesitzer ohne eigenen forstlichen Ausbildungshintergrund erlangen über die unter anderem auch mit praktischen Beispielen untersetzte Wildschadenskonvention hinreichende Kenntnisse zur Bewertung von Wildschäden im Wald. 23

24 Regionalforstamt Bergisches Land regional Das vorrangige Ziel dieser Konvention besteht darin, eine gütliche Einigung zwischen dem Geschädigten und dem Ausgleichspflichtigen zu befördern und damit Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Dabei fußt die Konvention auf der aktuellen jagdrechtlichen Gesetzeslage. Die darin getroffenen Regelungen (unter anderem verpflichtende Einhaltung von verbindlichen Anmeldefristen, Begrenzung auf die im Jagdbezirk vorkommenden Hauptbaumarten) sind vom Waldbesitzer voll umfänglich einzuhalten, um bestehende Ansprüche nicht zu verlieren. Die getroffenen Regelungen bieten darüber hinaus aber sowohl dem einzelnen Ausgleichspflichtigen als auch den Jagdgenossen als Jagdrechtsinhabern eine Möglichkeit, sich am konkreten Waldobjekt (Forstkultur, Naturverjüngung) ein Bild von der aktuellen Wildschadenssituation zu verschaffen und sodann im Sinne einer gebotenen Wildschadensverhütung unmittelbar jagdlich präventiv tätig zu werden. Bekanntlich geht Schadensverhütung vor Schadensvergütung. Um die seitherige Entwicklung angemessen zu berücksichtigen, insbesondere Preise und Kosten anzupassen, darüber hinaus aber auch eine Erweiterung des Kataloges einbezogener Baumarten von bisher fünf auf nunmehr neun Baumarten vorzunehmen, wurde die vorstehende Konvention von einer vom DFWR berufenen Arbeitsgruppe für den Bereich Verbiss-, Fege- und Schlagschäden inhaltlich überarbeitet und aktualisiert. Dabei sind unterschiedliche baumartenbezogene Standardpflanzenzahlen je ha und ermittelte durchschnittliche Kostensätze zugrunde gelegt. Eine ebensolche Aktualisierung wird zu einem späteren Zeitpunkt auch für den Bereich Schälschäden erfolgen. Verbunden mit der inhaltlichen Aktualisierung der Wildschadenskonvention sollte mit Blick auf eine benutzerfreundliche Anwendung auch ein IT-gestütztes Berechnungstool entwickelt werden, das bei Eingabe der zuvor erhobenen Inventurdaten direkt eine finanzielle Bewertung vornimmt. Für die Übernahme dieser Aufgabe konnte das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (KWF) gewonnen werden. Mit Hilfe externer Unterstützung wurde eine anwenderfreundliche Web-App entwickelt, die ab sofort allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung steht. In das Berechnungstool einbezogen ist neben der technischen Beschreibung der Web-App auch die DFWR- Wildschadenskonvention, die eine Wildschadensbewertung grundsätzlich auch ohne Hinzuziehung eines öffentlich bestellten Wildschadensschätzers ermöglicht. Im Ergebnis einer solchen Berechnung wird ein Ausdruck mit einem ausgewiesenen Betrag vorliegen, der als Grundlage für die Verständigung zwischen dem Geschädigten und dem Ausgleichspflichtigen dient. Eine Unterzeichnung des Ausdrucks sowohl durch den geschädigten Waldbesitzer als auch den Ausgleichspflichtigen bestätigt die einvernehmlich getroffene Übereinkunft. Voraussetzung für die Aufnahme eines möglichen Schadens ist die vom Waldbesitzer vorzunehmende Definition des waldbaulichen Ziels sowie die eindeutige Abgrenzung der Verjüngungsfläche. Die Ermittlung des Schadensumfangs kann sodann programmtechnisch sowohl über eine Stückzählung als auch über Stichprobenkreise erfolgen. Bei der Schädigungsart ist zwischen Zuwachsverlust und Totalausfall zu differenzieren. Zudem besteht die Möglichkeit (einmalig), Angaben zur möglichen Entmischung von seltenen Mischbaumarten als Voraussetzung für eine Bewertung zu machen. Schließlich wird programmseitig nach der Standzeit der Verjüngung gefragt, um auch Pflegekosten zu berücksichtigen. Im Ergebnis weist die Web-App einen berechneten Entschädigungswert aus, der die Grundlage für die angestrebte gütliche Einigung bildet. Doch auch ohne IT-Unterstützung lässt sich eine Bewertung von Wildschäden vornehmen. Dazu haben die Landesforsten Rheinland-Pfalz auf der Grundlage der DFWR-Wildschadenskonvention Hilfstabellen zur Bewertung von Verbiss-, Fege- und Schlagschäden erarbeitet und veröffentlicht. Für den Fall, dass in dem in den meisten Bundesländern gesetzlich vorgeschriebenen Vorverfahren keine einvernehmliche Lösung erreicht werden kann, bleibt den Beteiligten der Rechtsweg selbstverständlich offen. Über die erarbeiteten Hinweise zur inhaltlichen Ausgestaltung von Jagdpachtverträgen und die Wildschadenskonvention hinaus hat der DFWR im Januar 2020 ein Positionspapier für eine zeitgemäße Jagd: Wald und Scha- 24