China: Shopping-Tour in Europa
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- Jürgen Otto
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1 China: Shopping-Tour in Europa KEYFACTS - China hat 2016 schon 5,7 Milliarden US-Dollar in deutsche Unternehmen investiert. - China einer der wichtigsten Wachstumsmärkte weltweit. - Made in China bisher kein Gütesiegel. Bisher. 16. Juni 2016 Eigentlich ist der Trend nicht so neu. Seit Jahren schon wachsen die chinesischen Auslandsinvestitionen stärker als ausländische Investitionen in das Land. China als Werkbank der Welt? Von wegen, lange her. Schon seit geraumer Zeit ermuntert die chinesische Staatsführung chinesische Unternehmen dazu, verstärkt auf dem europäischen Markt aktiv zu werden. Sie tun es mit großem Engagement- und verfolgen dabei ein klares Ziel. Ein Ziel, das für die europäischen Unternehmen auf der chinesischen Shopping-Liste nicht unbedingt so schlecht sein muss Derzeit sorgt die Absicht des chinesischen Unternehmens Midea für Aufsehen, seinen Anteil 1/5
2 beim Augsburger Industrie-Roboterhersteller Kuka von derzeit 13,5 auf mindestens 30 Prozent auszubauen. In der Öffentlichkeit mag das kontrovers diskutiert werden, vielleicht ist es aber auch so, dass die Öffentlichkeit erst jetzt auf einen Trend aufmerksam wird, der seit Jahren zu beobachten ist. Starker Anstieg chinesischer Investments in Deutschland So haben chinesische Unternehmen bereits in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres 5,7 Milliarden US-Dollar in deutsche Unternehmen aus dem Industrie- und Chemiesektor investiert. Zum Vergleich: Nach Statista-Angaben waren es in den gesamten Jahren von Januar 2005 bis Januar 2016 insgesamt nur 7,66 Milliarden US-Dollar, die China in Deutschland investierte. Da hat sich also einiges in letzter Zeit bewegt. Und natürlich: Die Bestände aus Direktinvestitionen in Deutschland befinden sich nach BDI- Angaben zu 84 Prozent in den Händen von Unternehmen aus EU-Staaten und den USA. Der chinesische Besitz in Deutschland ist gemessen daran eher gering. Aber die spannende Entwicklung ist diese: Während Investitionen aus EU-Nachbarstaaten und den USA in deutsche Unternehmen in letzter Zeit stabil bis leicht rückläufig waren, steigen chinesische Investitionen rapide an. 36 deutsche Unternehmen wurden 2015 von Chinesen gekauft. Allein der aktuell diskutierte Kuka-Deal beliefe sich auf weitere 4,4 Milliarden Euro und wäre doch nur ein Indiz für das, was in der Vergangenheit in größerem Umfang passierte: 2015 kauften Chinesen 36 Unternehmen in Deutschland. 34 chinesische Investments verzeichnete Großbritannien im letzten Jahr, in Frankreich waren es 20, Italien kam auf 17. Für 43 Milliarden US-Dollar will der Chemiekonzern ChemChina den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta kaufen fast zehnmal so viel wie beim Kuka-Kauf im Spiel ist. Wann kauft China einen Fußball-Bundesligisten? Das alles sind Dimensionen, bei denen es naiv wäre zu glauben, dass nicht auch irgendwann ein DAX-Unternehmen oder ein Bundesligaclub mehrheitlich chinesisch werden könnte. So geht Marktwirtschaft: Am Ende entscheiden die Aktienbesitzer darüber, ob sie ein Angebot annehmen wollen oder nicht. Die Motive der chinesischen Unternehmen in der aktuellen Situation sind klar nachvollziehbar: Mit dem Erwerb ausländischer Technologie kaufen sie neben den eigentlichen Unternehmenswerten gleichzeitig auch dringend benötigtes Know- How, um global wettbewerbsfähiger zu sein. Das dahinterstehende Ziel: Eine Erneuerung des 2/5
3 chinesischen Geschäftsmodells von außen. Bisher ist Made in China ein Label, das auf dem Weltmarkt nur in Ausnahmefällen für Begeisterungsstürme sorgt. Zu häufig pendeln chinesische Marken irgendwo zwischen Produktpiraterie und Massenware minderer Qualität Eigentümer europäischer Hochtechnologie zu sein, würde das schlagartig ändern. Außerdem sind die Taschen chinesischer Investoren prall gefüllt nach Jahren stabilen Wachstums. Jetzt, wo sich dieses Wachstum geschwächt hat, verlor auch der Yuan als Währung etwas an Kraft. In dieser Situation in ausländische Unternehmen zu investieren, ist als Kapitalanlage nicht die schlechteste Idee. Türöffner zum chinesischen Markt Aber auch für deutsche und europäische Unternehmen muss die Beteiligung eines Investors aus Fernost keineswegs so fatale Folgen haben, wie es derzeit mitunter dargestellt wird. Für die jeweiligen Unternehmen wie auch Zulieferer eröffnen sich mit einem chinesischen Investor neue Potentiale in dem großen chinesischen Markt. China ist einer der wichtigsten Wachstumsmärkte, auch für europäische Firmen mit ihrem industriellen Know-How. Und eben dieses Know-How ist einer der wesentlichen Gründe, warum sie auf der chinesischen Einkaufsliste ganz oben stehen. Seit Jahren aber schon ist der Zugang zum chinesischen Markt für viele Unternehmen erschwert. Während Deutschland für einen auch für Chinesen offenen Markt steht, ist das andersherum nicht ganz so. Besser gesagt: War bisher nicht so, muss aber nicht so bleiben. Handel lebt vom Austausch und das in beide Richtungen. Gut beraten wäre in dieser Situation derjenige, der dem Kaufinteressenten nicht die Tür vor der Nase zuschlägt. Sondern derjenige, der die Tür aufmacht und gleichzeitig darauf Wert legt, künftig auch mal einen Blick ins Haus des Anderen werfen zu dürfen. 3/5
4 Andreas Feege Partner, Audit, Leiter Country Practice Nachricht schreiben Unsere Services ZUSAMMENGEFASST» Das alles sind Dimensionen, bei denen es naiv wäre zu glauben, dass nicht auch irgendwann ein DAX-Unternehmen oder ein Bundesligaclub mehrheitlich chinesisch werden könnte. So geht Marktwirtschaft: Am Ende entscheiden die Aktienbesitzer darüber, ob sie ein Angebot annehmen wollen oder nicht. «Für deutsche und europäische Unternehmen muss die Beteiligung eines Investors aus Fernost keineswegs so fatale Folgen haben, wie es mitunter dargestellt wird. China ist einer der wichtigsten Wachstumsmärkte, auch für europäische Firmen. Seit Jahren schon ist der Zugang zum chinesischen Markt für viele Unternehmen erschwert. Das könnte sich künftig ändern. 4/5
5 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KMPG International Cooperative ("KPMG International"), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Recht vorbehalten. 5/5
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