Gliederung der Vorlesung
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- Eike Weiner
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2 Gliederung der Vorlesung Vorlesung 1 (27.Okt.): Vorlesung 2 (10. Nov.): Vorlesung 3 (24. Nov.): Vorlesung 4 (8. Dez.): Vorlesung 5 (12. Jan): Vorlesung 6 (heute): Vorlesung 7 (2. Feb): Grundlagen Geldpolitik und Zeitinkonsistenz Fiskalpolitik und Staatsverschuldung Regulierung und die aktuelle Finanzkrise Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit Wachstum, Humankapital und Wissen Thema noch offen (evtl. Ordnungspolitik) -Am 26. Februar ist Übung zu Arbeitsmarkt (2h) und Wachstum (2h) - Am 09.Februar ist eine Probeklausur (2h) sowie eine Übung! Seite 2
3 Vorlesung 6 - Überblick 6.1 Einige Fakten zum Wirtschaftswachstum 6.2 Die Grundfragen des Wachstums 6.3 Erste einfache Antworten: das Solow Modell 6.4 Wachstum und Wissen 6.5 Wachstum und Humankapital 6.6 Wachstum und die Rolle von Institutionen 6.7 Zusammenfassung Seite 3
4 6.1 Einige Fakten zum Wirtschaftswachstum Fakt 1: Das Pro-Kopf Einkommen variiert enorm über die Länder. Arme Länder haben ein Pro-Kopf-Einkommen, das weniger als 5% des Pro-Kopf-Einkommens der Industrieländer beträgt. Bemerkung: zum Einkommensvergleich werden sinnvollerweise nicht Markt-Wechselkurse verwendet, sondern sog. kaufkraftadjustierte Wechselkurse (PPP adjustiert: purchasing power parity-adjusted) Seite 4
5 Einige Pro-Kopf-Einkommen und Wachstumsraten Land BIP pro Kopf 1990 in US-$ USA ,4% Deutschland ,5% Japan ,0% Zimbabwe ,2% Uganda 550-0,2% Singapore ,7% Taiwan ,7% Venezuela ,5% Chad 400-1,7% Durchn. Wachstum Quelle: Jones (2004) Seite 5
6 Einige Pro-Kopf-Einkommen 2007 (nominal), PPP adjustiert sowie ein Maß für Produktivität (BIP/Arbeitsstunde) Land BIP pro Kopf 2007 in US-$ USA ,44 Deutschland ,69 Japan ,61 Zimbabwe Uganda Singapore Taiwan ,91 Venezuela ,34 Chad BIP pro Arbeitsstunde in US-$ Quelle: Wikipedia (nach Weltbank/IMF) Seite 6
7 Einige Fakten zum Wirtschaftswachstum Fakt 2: Die Wachstumsraten variieren enorm über die Länder. Man kann Gruppen von Ländern unterscheiden: reich ( Industrieländer ), arm, Schwellenländer. In armen und reichen Länder gibt es solche, die langsam und solche, die schnell wachsen. Viele der Wachstumswunder der letzten 40 Jahre sind heute Schwellenländer oder sogar Industrieländer (z.b. Südkorea, Singapore) Seite 7
8 Einige Fakten zum Wirtschaftswachstum Fakt 3: Wachstumsraten sind für Länder nicht notwendig konstant über längere Zeitperioden. Die relative Einkommensposition eines Landes in der Welteinkommensverteilung kann sich stark verändern! Manche Länder schaffen es von arm zu reich zu werden (Wachstumswunder). Andere bleiben arm. Manche Länder fallen nach anfänglichem Reichtum zurück. Beispiel: Argentinien war um 1900 eines der reichsten Länder der Welt hatte es ein BIP pro Kopf von ca. 1/3 der USA. Seite 8
9 Einige Fakten zum Wirtschaftswachstum Fakt 4: In vielen Industrieländern (insbesondere in den USA) beobachtet man, dass...: 1. der reale Ertrag von Kapital (capital return) keinen Trend aufweist. Er liegt bei ca. 5-7% p.a. 2. die Lohn- und Kapitaleinkommensquote relativ konstant sind. Lohnquote ca %, Kapitaleinkommensquote ca % 3. die durchnittliche Wachstumsrate pro Kopf über längere Zeiträume recht konstant ist. Sie liegt bei ca. 1,5-2% p.a. Die Länder wachsen also stetig und exponentiell. Seite 9
10 Einige Fakten zum Wirtschaftswachstum Fakt 6: Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen BIP- Wachstum und Handelswachstum. Das Handelsvolumen wird typischerweise gemessen als: Importe+Exporte. Ein Maß für die Offenheit eines Landes ist: (Importe+Exporte)/BIP Dies ist ein deskriptiver Zusammenhang! Könnte es eine Kausalität geben? In welche Richtung geht diese? Seite 10
11 Wachstum des BIP und Handelswachstum Quelle: Jones (2004) Seite 11
12 6.2 Die Grundfragen des Wachstums Die Wachstumstheorie ist eine Teildisziplin der Makroökonomik. Sie versucht die Wachstumsfakten zur erklären und aus theoretischen Überlegungen heraus die Suche nach neue Fakten anzuregen und diese zu beleuchten. Zentrale Fragen: 1) Warum sind wir so reich und andere so arm? 2) Was ist der Motor des Wachstums? 3) Was ist das Geheimnis von Wachstumswundern? Seite 12
13 6.3 Erste einfache Antworten: das Solow Modell - Das Solow Modell wurde 1957 von Robert Solow, Professor für VWL am MIT, entwickelt. Er gewann dafür 1987 den Nobelpreis. Die meisten (50Jahre) alten Modelle in der VWL sind wirklich völlig unbrauchbar. Das Solow Modell nicht, obwohl es ziemlich simpel ist! - Das Modell kann leicht erweitert werden und macht viele qualitativ und quantitativ testbare Vorhersagen. - Es hat zwei Bausteine: - eine Produktionsfunktion mit abnehmenden Skalenerträgen, wie z.b. Cobb-Douglas - eine Bewegungsgleichung, die die Kapitalakkumulation (und dessen Abschreibung) beschreibt. Seite 13
14 Solow Modell: Hauptaussagen Im Kern sagt es folgendes: 1) Um langfristig zu wachsen, muss Kapital aus Ersparnis gebildet ( akkumuliert ) werden. Höhere Kapitalintensität ergibt mehr Output pro Kopf. Wieso und wieviel gespart wird, bleibt im Modell unerklärt. 2) Die Grenzen des Wachstums sind produktionstechnischer Natur: irgendwann greifen abnehmende Skalenerträge und das Wachstum aus Kapitalakkumulation versiegt. Möchte man dann noch weiter wachsen, so muss man sich andere (exogene) Quellen des Wachstums erschließen, z.b. technischer Fortschritt. Das Modell gehört damit zur Klasse der exogenen Wachstumsmodelle: technischer Fortschritt wird nicht erklärt. Seite 14
15 Fig Solow Modell: Produktionsfunktion Steigung: Grenzprodukt des Kapitals ist positiv (>0) Krümmung: Abnehmendes Grenzprodukt von Kapital Verschiebung: Änderungen in der Produktivität (technischer Fortschritt A): y=af(k) Seite 15
16 Steigung: Grenzprodukt des Kapitals ist positiv (>0) Fig Output-pro- Kopf (y=y/l) 0 Kapitalintensität (k=k/l) Seite 16
17 Krümmung: Abnehmendes Grenzprodukt von Kapital (abnehmende Skalenerträge) Fig y=y/l 0 k=k/l Seite 17
18 Fig y=y/l 0 k=k/l Seite 18
19 Fig y=y/l 0 k=k/l Seite 19
20 Verschiebung: Änderungen in der Produktivität (technischer Fortschritt) Fig y=y/l 0 k=k/l Seite 20
21 Grenzen des Wachstums: Abschreibung (depreciation) δ Steady State: Outputwachstum durch Kapitalakkumulation wird gerade durch Abschreibung aufgefressen! y=y/l 0 k=k/l Seite 21
22 Vorhersagen und Fakten zum Solow Modell Seite 22
23 Vorhersage 1: Länder, die pro Kopf mehr sparen u. investieren haben einen höheren Output pro Kopf Quelle: Jones (2004) Seite 23
24 Vorhersage 2: Länder mit höherem Bevölkerungswachstum haben geringeren Output pro Kopf Diese Vorhersage des Modells ist ohne etwas Mathematik nicht offensichtlich. Grundidee: - mehr Köpfe L erodieren die Kapitalintensität k=k/l - Der Output pro Kopf hängt aber von k ab: y=f(k)! - Im Ergebnis wirkt Wachstum von L wie höhere Abschreibungen auf das Kapital! Seite 24
25 Quelle: Jones (2004) Seite 25
26 Vorhersage 3: Höherer technischer Fortschritt A erhöht den Output pro Kopf Quelle: Jones (2004) Seite 26
27 6.4 Wachstum und Wissen (bzw. technischer Fortschritt) - Bisher wurden die Determinanten des technischen Fortschritts (lax: Wissen) nicht Modell-endogen erklärt. - Wie kommt es zu technischem Fortschritt? Grundidee der wissensbasierten Wachstumstheorie: - Wissen wird genau wie Kapital akkumuliert. - Aber: Wissen hat öffentlichen-gut-charakter: es besteht Nichtrivalität beim Gebrauch von Wissen: ich kann es benutzen, ohne dass der Gebrauch durch andere limitiert ist. - Wissen ist disembodied, nicht an Menschen gebunden. - Die Nichtrivalität setzt Free-Rider Anreize: lass die anderen entwickeln und kopiere nur! - Daher: Eigentumsschutz, Patentschutz! Seite 27
28 6.5 Wachstum und Humankapital - Ein andere Produktionsfaktor, der in modernen Gesellschaften eine wachsende Rolle spielt sind die Fertigkeiten der Menschen im Produktionsprozess, die durch systematische (Aus-)Bildung und Learning-by-Doing zustande kommen. - Ökonomen nennen dies Humankapital, andere Wissenschaften und viele Nicht-Ökonomen finden dies kalt und menschenverachtend...(unwort des Jahres...) - Erhöht mehr Bildung den Output pro Kopf? Ja, Bildung rechnet sich individuell und gesellschaftlich (Returns to Education, siehe Übung). Auch ist das Bildungsniveau korreliert mit dem Output pro Kopf. Kausalität? Seite 28
29 6.6 Wachstum und die Rolle von Institutionen Bislang argumentierten wir, dass folgende Faktoren in einem Land mehr Output pro Kopf induzieren: 1) Kapitalintensität 2) Technischer Fortschritt (Akkumulation von Wissen) 3) Humankapital Wieso sparen und investieren manche Länder aber mehr als andere? Wieso haben einige Länder besseren Patentschutz und Schutz von geistigem Eigentum und fördern so die Wissensakkumulation? Wieso haben manche Länder bessere Bildungsinstitutionen als andere? Seite 29
30 Wachstum und die Rolle von Institutionen In den letzten Jahren wird verstärkt argumentiert, dass obige Wachstumsmotoren tatsächlich das Ergebnis guter Institutionen in einem Land seien. Hierzu gehören: - Ein stabiles (demokratisches) politisches System - Ein funktionierendes Rechtssystem - Ein Gesellschaftsbild, das Unternehmertum fördert - Autonome Bildungsinstitutionen - andere weiche Faktoren (wie die Einstellung zu Korruption, die Stellung von Bildung, etc.), die oft soziale Infrastruktur genannt werden. Seite 30
31 6.7 Zusammenfassung Wie beantwortet die Wachstumstheorie ihre zentralen Fragen? 1) Warum sind wir so reich und andere so arm? - Weil wir mehr Kapital akkumulieren - Weil wir Institutionen haben, die Wissen und Bildung fördern 2) Was ist der Motor des Wachstums? Der Motor des Wachstums sind akkumulierbare Faktoren, die dem Gesetz der abnehmenden Skalenerträge entgegenwirken. So können wir unseren Steady State immer weiter verschieben. Seite 31
32 Zusammenfassung f. 3) Was ist das Geheimnis von Wachstumswundern? Es gibt zwei Möglichkeiten zu wachsen: - aufgrund eines Aufholprozesses, weil man relativ zu den eigenen (maximalen) Möglichkeiten noch Nachholbedarf hat (z.b. Deutschland nach dem 2. Weltkrieg) - aufgrund einer Verschiebung seiner maximalen Möglichkeiten durch Schaffung neuen Wissens und Bildung sowie durch die Reform von Institutionen, die besser ins aktuelle ökonomische Wachstumsumfeld passen. Seite 32
33 Ein Modell zum Wachstum durch Wissen (F&E) und Humankapital Seite 33
Wachstum. 2. Wachstum. Lit.: Blanchard/Illing, Kap. 1012; Mankiw, Kap. 7,8; Romer, Kap. 1,3
2. Wachstum Lit.: Blanchard/Illing, Kap. 1012; Mankiw, Kap. 7,8; Romer, Kap. 1,3 USA und West-Europa: Realeinkommen pro Kopf sind ca. 10-30 mal so hoch wie vor 100 Jahren. Blick auf die letzten 2000 Jahre:
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