Suizidhäufigkeit in Berlin - Fakten, Dunkelziffern und Ursachen -
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- Victor Wetzel
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1 Suizidhäufigkeit in Berlin - Fakten, Dunkelziffern und Ursachen - Dr. Sabine Hermann 1. Gesundheitstag Bipolare Störungen - 8. Mai SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 1
2 Inhalt der Präsentation 1. Überblick: Suizide in Berlin und Deutschland 2. Suizidrisiko nach Alter und Geschlecht 3. Zusammenhang zur sozialen Lage 4. Psychische u. Verhaltensstörungen als Ursache des Suizids 5. Handlungsempfehlungen SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 2
3 1. Überblick: Suizide in Berlin und Deutschland Jährlich nehmen sich in der Bundesrepublik Deutschland rund Menschen das Leben, in Berlin waren es in den letzten Jahren jährlich etwa 440 Personen. in Berlin sterben damit genauso viele Menschen an Suizid, wie durch Verkehrsunfälle, illegale Drogen, Gewalttaten und Aids zusammen Die Zahl der Suizidsterbefälle ist von einer hohen Dunkelziffer begleitet: bei Todesfällen, deren Ursachen und nähere Umstände als ungeklärt bzw. unbestimmt anzusehen sind (jährlich in Berlin ca. 250 Todesfälle), können suizidale Handlungen nicht ausgeschlossen werden jährlich sterben ca. 150 Berlinerinnen und Berliner an den Folgen von Vergiftungen durch Betäubungsmittel und Psychopharmaka, auch hier ist bei einem Teil der Fälle die Einnahme derartiger Substanzen in suizidaler Absicht zu vermuten weiche Methoden (z.b. Vergiftungen mittels Medikamenten, Alkohol) werden seltener als harte Methoden (z.b. Erhängen) als Suizid eingestuft Todesfälle mit suizidalem Hintergrund infolge von Verkehrsunfällen jeder fünfte Drogentodesfall (illegale u. legale Drogen) gilt als bewusst herbeigeführt (jährliche gehen in Berlin ca. 18 Drogentote (illegale D.) zu Lasten einer Selbsttötung) Tabuisierung der Selbsttötung SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 3
4 Suizidsterblichkeit der unter und über 65-Jährigen in der Bundesrepublik Deutschland (zusammengefasst) Suizidsterblichkeit der unter 65-Jährigen Bremen Sachsen Bayern Brandenburg Rheinland-Pfalz Thüringen Berlin Schleswig-Holstein Baden-Württemberg Hamburg Saarland Deutschland Hessen Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorpommern Nordrhein-Westfalen Niedersachsen neue Bundesländer ohne Berlin-Ost früheres Bundesgebiet inkl. Berlin-Ost 6,4 7,2 8,4 8,9 9,8 9,6 9,5 9,4 10,3 10,2 10,2 10,1 10,1 9,9 10,9 10,8 10,3 12,3 11, Suizide je Suizidsterblichkeit der über 65-Jährigen Schleswig-Holstein SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 4 Sachsen Thüringen Hamburg Bayern Hessen Niedersachsen Bremen Brandenburg Baden-Württemberg Rheinland-Pfalz Deutschland Sachsen-Anhalt Berlin Mecklenburg-Vorpommern Nordrhein-Westfalen Saarland neue Bundesländer ohne Berlin-Ost früheres Bundesgebiet inkl. Berlin-Ost 16,5 16,5 15,5 19,7 18,1 23,6 23,1 22,7 22,4 22,0 25,1 24,7 24,4 23,8 24,7 29,0 28,8 28,2 28, Suizide je
5 2. Suizidrisiko nach Alter und Geschlecht Die Suizidsterblichkeit in Berlin ist wie auch bundesweit rückläufig: Sterbeziffer der Berlinerinnen ging seit Anfang der neunziger Jahre bis 2005 um fast ein Drittel zurück (von 8,8 auf 6,0 Suizide je ) Sterblichkeit der Männer reduzierte sich um ein Fünftel (von 20,9 auf 16,8 je ) Männer haben in allen Altersgruppen ein höheres Suizidrisiko als Frauen. Bei 15- bis unter 35-jährigen Berlinerinnen und Berlinern ist Suizid die Todesursache Nummer eins: bei Männern in dieser Altersgruppe geht jeder 4. Todesfall zu Lasten eines Suizids, bei Frauen jeder 5. Die Suizidmethoden sind alters- und geschlechtsabhängig: Männer wählen insgesamt häufiger als Frauen endgültige Mittel für ihren Suizid, so brachten sich über 60 % der insgesamt registrierten männlichen Suizide durch Sturz aus großer Höhe bzw. Erhängen um. Frauen wählen eher sanfte Methoden, wie die Überdosierung mit Medikamenten. SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 5
6 Suizide je Einwohner alle AG unter 65 Jahre weiblich Suizidsterblichkeit in Berlin Jahre u.ä. alle AG unter 65 Jahre männlich 65 Jahre u.ä Männer haben in allen Altersgruppen ein höheres Suizidrisiko als Frauen. Sterberisiko der unter 65-jährigen Berliner Frauen reduzierte sich um 29 % - bei Männern nur um 13 %. Über 65-jährige Personen verzeichneten die stärkste Abnahme der Sterbeziffern: Rückgang bei Seniorinnen und Senioren in den letzten 15 Jahren um 40 %. SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 6
7 Suizidsterblichkeit in Berlin nach Alter Suizide je der Altersgruppe und älter Alter in Jahren männlich weiblich insgesamt SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 7
8 3. Zusammenhang zur sozialen Lage Im jüngeren Erwachsenenalter besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Suizidsterblichkeit und sozialer Lage: so hatten im Zeitraum bis unter 40-jährige Frauen und Männer aus den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte die höchsten Suizidraten und gleichzeitig die berlinweit ungünstigsten Sozialindizes demgegenüber verzeichneten Frauen und Männer aus Steglitz- Zehlendorf und Treptow-Köpenick das niedrigste Suizidrisiko bei insgesamt günstigen sozialen Bedingungen Soziale Lage wird bestimmt über Sozialindex: hohe soziale Belastung bedeutet, dass diese Bezirke besonders hohe Anteile an Sozialhilfeempfängern, Ausländern, geringer Schulbildung, Personen mit geringem Einkommen, eine hohe Arbeitslosenquote usw. aufweisen gute Sozialstruktur bedeutet entsprechend geringe Anteile der genannten Einzelvariablen SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 8
9 Zusammenhang zwischen Sozialindex und Suizidsterblichkeit der 20- bis unter 40-Jährigen in Berlin Steglitz-Zehlendorf Treptow-Köpenick Charlottenburg- Wilmersdorf Reinickendorf Marzahn- Hellersdorf Lichtenberg Spandau Tempelhof- Schöneberg Pankow Neukölln Mitte Friedrichshain- Kreuzberg Prozent Index männlich weiblich Sozialindex SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 9
10 4. Psychische und Verhaltensstörungen als Ursache des Suizids Jährlich werden rd Berlinerinnen und Berliner wegen psychischer und Verhaltensstörungen (F00 F99) stationär behandelt: die wichtigsten Diagnosen/-gruppen darunter sind: Psych. u. Verhaltensstörungen durch Alkohol (F10; rd Fälle), Störungen d. psychotrope Substanzen (F11 F19; rd Fälle), Schizophrenie (F20 F20; Fälle), affektive Störungen (F30 F39, rd ) Lt. wissenschaftlicher Studien haben Menschen, die an Depressionen leiden ein hohes Suizidrisiko: Hamburger Suchtbericht: von 787 obduzierten Suizidenten bei über der Hälfte Hinweise auf Depression und bei jedem zehnten ein Suchtproblem Gesundheitsbericht des Bundes: Anteil der Selbsttötungen, deren Betroffene an schweren Formen von Depressionen litten, wird mit 70 % beziffert SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 10
11 Bipolare affektive Störung (F31) 12,2% Manische Episode (F30) 0,8% N. äher bez.affektive Störung (F39) 0,0% Krankenhausfälle 2005 wegen affektiver Störungen (F30 F39, ICD-10) Andere affektive Störungen (F38) 0,1% Depressive Episode (F32) 53,4% Anhaltende affektive Störungen (F34) 1,6% Rezidivierende depressive Störung (F33) 31,7% Behandlungsdiagnose insgesamt Anteil Frauen F ,0 F ,8 F ,5 F ,5 F ,9 F ,5 F ,0 F ,5 SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 11
12 Entwicklung der Krankenhausfälle aufgrund von bipolaren Störungen von 2003 bis 2005 Krankenhausfälle Frauen: Veränderung 2003 bis 2005 um 12 % 342 SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr Männer: Veränderung 2003 bis 2005 um 28 % Frauen Männer 438
13 Anteil der stationären Behandlungsfälle affektiver Störungen nach Altersgruppen Anteil in Prozent ,8 0,7 6,2 5,1 14,5 11,4 SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr ,1 21, und älter Alter in Jahren 28,8 20,6 22,4 15,5 Frauen F Männer F Frauen F 31 Männer F 31 15,5 6,4
14 5. Handlungsempfehlungen Enttabuisierung der Selbsttötung: dadurch Verbesserung der Todesursachenkodierung Vergrößerung des Lebenspotentials: 8 % aller verlorenen Lebensjahre gehen zu Lasten von Selbsttötungen bei Eliminierung aller Selbsttötungsfälle unter dem 65. Lebensjahr (derzeit in Berlin jährlich 310), könnte die vorzeitige Sterblichkeit um 5 % bei den Männern und um 3,5 % bei den Frauen gesenkt werden unter Aspekten der Prävention und medizinischen Versorgung relevant, aber auch von sozioökonomischer Bedeutung (Todesfälle treten im wirtschaftlich aktiven Lebensalter auf) Prävention psychischer Erkrankungen: frühzeitige Identifizierung und Behandlung psychischer Symptome und Störungen bereits bei Kindern und Jugendlichen Sensibilisierung in der Aus- und Fortbildung (z.b. für Ärztinnen und Ärzte in Allgemeinmedizin und Kinderheilkunde, Lehrkräfte, Erziehungspersonal) gezielte Information über Symptome, Ursachen, Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 14
15 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Weitere Informationen: Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Fr. Dr. Sabine Hermann Berliner GBE online: SenGesUmV - GBE Berlin 2007 Folie Nr. 15
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