LLP/E R F A H R U N G S B E R I C H T

Transkript

1 Name:* S. Th. Universität: Universität Provence Aix 1 * Land: Frankreich Tel:* Zeitraum: 2010/11 Programm: Erasmus via FB 3 Fächer: Soziologie/ Geschichte ( * diese Angaben sind freiwillig! ) Datum: 30/ Juni 2011 LLP/E R F A H R U N G S B E R I C H T Ich kam Ende August 2010 in Aix en Provence an und hatte mich schon vorher dazu entschieden, privat eine Wohnung zu suchen, da ich wenn möglich mit einem Franzosen/Französin zusammen wohnen wollte, um viel Französisch zu sprechen. Die ersten Tage verbrachte ich also in der Jugendherberge und suchte Wohnungen. Der Wohnungsmarkt in Aix ist recht überfüllt und besonders als Ausländer und neu mit der Sprache ging die Wohnungssuche nur schleppend voran. Ein guter Aspekt war dabei, dass ich in der Jugendherberge viele Freunde fand, mit denen ich letztendlich das ganze Jahr über zusammen war. Mit einem meiner neuen Freunde, entschied ich mich auch, zusammen zu ziehen. Nach einer Woche konnten wir in eine Studentenunterkunft (aber nur bis Ende September), und nach der dritten Woche fanden wir endlich unsere Traumwohnung, direkt im Zentrum von Aix (Miete 450 ). Die Cité Universitaire (Studentenwohnheime) fand ich überhaupt nicht anregend, nähe zur Uni 5-10 Min., aber Min. in die Stadt, klein und teilweise veraltet, dafür aber eben nur / Monat. Die Angebote für Wohnungen hingegen sind ziemlich seltsam: Untermiete von einem Zimmer bei älteren Frauen, in eine Familie ziehen, meistens auch noch weit weg von der Innenstadt oder unglaublich teuer (Wohnungen bis zu 800 pro Zimmer!!!). Problem ist jedoch, dass so viele Studenten kommen, die alle Preise vergeblich irgendwann zahlen würden, da definitiv viel mehr Studenten anfangs da sind als Wohnungen. Da der französische Staat an jeden Studenten das sogenannte CAF zahlt (Wohngeld), würde ich jedem empfehlen, sobald der Vertrag der Wohnung besteht, dieses zu beantragen. Ich bekam die erste Rate im März und bürokratisch gesehen ist das

2 französische System noch chaotischer irgendwann wurde mir vorgeworfen ich hätte ein Kind, bekam dadurch aber 45 weniger! In den ersten 3 Wochen neben der Wohnungssuche nahm ich auch noch an dem angebotenen Französischkurs von der Uni teil der Kurs ist dafür, dass er umsonst ist und eine Auffrischung meines Französisch' relativ in Ordnung. Nach den ersten Wochen im Semester hat man sich auch im französischen Unisystem eingelebt. Die Kurse sind meist dreistündig und im Gegensatz, wie ich es in Frankfurt kennen gelernt hatte, nur auf reines Auswendig lernen aus. Es gibt sogenannte Partiels in der Mitte des Semesters. Am Anfang war ich stolz teils 10 Seiten mitgeschrieben zu haben, obwohl ich nur die Hälfte verstand, aber für die Franzosen ist das Normalität. Weiterhin war Soziologie nicht mein Fach, denn ich studiere Politikwissenschaften in Frankfurt. Da der Austausch aber nur mit der Aix 1 Uni stattfindet, kam ich in das Soziologie Departement (ich brauchte eh noch 2 Kurse mit soziologischem Hintergrund). Ich konnte zwar aus allen Jahren des Licence (Äquivalent zu unserem Bachelor) Kurse wählen, doch jedes Mal bei den Examen, ging es darum, dass nieder zuschreiben, was der Professor Wochen vorher erzählt hatte. Weiterhin hat mich das System mit den Partiels Mitte November und Essays Mitte Dezember ein wenig genervt. Als Neuling mit der Sprache und dennoch die selben Anforderungen bezüglich Bücher lesen, Essays schreiben, Examen oder am Unterricht teilnehmen, kommt im ersten Semester alles auf einmal, das ich teilweise mir überfordert vor kam, wo ich lieber freie Minuten gehabt hätte erst recht, weil man im Auslandsjahr ja auch nicht nur in der Bibliothek sitzen möchte. Bezüglich der Bibliothek gibt es auch einige Probleme. In FFM war ich es gewöhnt, an einen Ort des Arbeitens und der Ruhe zu kommen. An der Uni in Frankreich war ich geschockt, das Leute neben mir in normaler Lautstärke reden, telefonieren, Skypen und immer eine Art Gebrummel herrscht. Da ich im FB Soziologie in den 2 Semestern nur 3 Kurse für mich interessant fand, nahm ich im 2. Semester Geschichtskurse und Arabisch. Problematisch hier, wird die Anerkennung derer (für Arabisch hatte ich beide Semester 6 Std. pro Woche, doch die Uni in Aix kann mir nicht mal einen Teilnahmeschein ausstellen). Meine akademischen Erfahrungen lassen also zu Wünschen übrig aber mehr aus Angebotsmangel (dann auch noch ein Bereich/ FB der mich nur teilweise interessiert) und dem verschulten System Frankreichs.

3 Die Stadt Aix en Provence dagegen ist fantastisch. Eine süße Kleinstadt im französischen Flair mit vielen Cafés, Boutiquen und Touristen im Sommer. 30 Minuten nach Marseille und damit zum Meer, direkt in der Provence, umgeben von Lavendelund Olivenhainen und 3 Stunden Fahrt in die Alpen, geben der Stadt eine perfekte Lage für Jedermann. Auch das abendliche Programm lässt nicht zu Wünschen übrig natürlich ist es anders als in Frankfurt, aber man kann seinen Spaß haben und es gibt mehrere Bars und Clubs, wo man die Nacht durch tanzen kann. Südfranzösischer Stil, Aix - en Provence Um nach Marseille zu kommen, gibt es alle 5 Minuten einen Bus für 5. Für das WE kann man sich die sogenannte CartTreize holen. Mit dieser kann man im ganzen Departement 13 (Bouches-du Rhone) am WE für einen Euro fahren. Die Karte lädt man mit z.b. 10 auf und kann damit am WE 10mal einzeln fahren. Gerüchte, dass Marseille relativ gefährlich ist, bekam ich zwar immer zu Hören, jedoch ist mir nie etwas passiert. Bei den 20x die ich in der Stadt entweder am Strand, zum Sightseeing, am Abend, für Festivals oder Expositionen war, ist mir nie etwas zugestoßen. Natürlich sollte man vielleicht auch prädestinierte Viertel meiden z.b war ich nie in den berühmten Banlieues (nördliche Stadtteile von Marseille). Eine weiterer schöner Ort ist Cassis eine kleine Hafenstadt östlich von Marseille. Die Anfahrt ohne Auto ist ziemlich kompliziert, da der Bus nur zu bestimmten Zeiten, aber

4 nicht sehr häufig aus Aix fährt oder man über Marseille fahren muss. Obwohl der Ort eigentlich nur 40KM entfernt ist, braucht man ohne Auto folglich fast 2 Stunden. Der Aufwand lohnt sich aber auf jeden Fall, denn die Calanques (Schluchten) von Cassis sind unglaublich schön und man kann dort einen wunderbaren Tag verbringen. Cassis. Als weitere Sehenswürdigkeit würde ich die Camargue Richtung Arles empfehlen dort sind Flamingos, Wildpferde und Stierkämpfe zu bewundern (bei St. Maries de la Mer). Aber auch Arles eine alte römische Stadt mit Arenen und der Rhone ist ein Ausflug wert. Der durch Paul Cezanne (Maler aus Aix en Provence) berühmte St. Victoire (Berg) ist trotz Anstrengung eine Besteigung wert besonders an einem schönen Märztag (nicht all zu heiß, aber sonnig) kann man die ganze Provence vom Gipfel des Berges betrachten. Generell betrachtet ist das Leben in Frankreich viel teurer als in Deutschland. Ich konnte zwar durch die perfekte Lage meiner Wohnung immer auf den Gemüsemarkt vor meiner Haustür, der auch viel billiger war, als der Supermarkt. Doch trotz alledem zahlt

5 man bestimmt bei den Lebensmitteln überall Cent mehr als in Deutschland bei Fleisch noch mehr. Weiterhin bin ich viel öfters ausgegangen als in FFM. Für einen Kaffee zahlt man zwar weniger (1,20 bis 1,90 ), ist aber auch nur das Äquivalent zu einem Espresso bei uns Auch abends da alles relativ zentral liegt auf Grund der Größe Aix' geht man öfters mal ins Kino (ca. 7 - Studentenrabatt), aber auch mal für einen Drink aus, um im Kreise der neu gewonnen Freunde zu sein und sich besser kennen zu lernen. Wir waren immer eine Gruppe von ca. 10 Leuten, 2 Deutschen, 3 Engländer, 1 Mexikanerin, 1 Brasilianer und 3 Franzosen/in. Der Wandel, dass wir am Anfang meist Englisch gesprochen hatten, da jeder mit der Sprache unsicher war, aber nach 2-3 Monaten zu 90% nur noch französisch gesprochen wurde, war ein großer Vorteil für uns alle. Trotzdem war das französische Freunde finden schwerer als gedacht viele haben im 3. Jahr schon ihren dortigen Freundeskreis, sind nicht in unserem Alter oder eben einfach beide Seiten unsicher wegen der Sprachbarriere am Anfang. Die ca. 10 engen Franzosen/innen, die ich kennen gelernt habe, wenn nur über die Jugendherberge am Anfang bzw. über meinen Mitbewohner und meinen Freund. Mein Auslandsaufenthalt hat mir in der Hinsicht der Sprache einiges beholfen. Ich hatte 6 Jahre Französisch in der Schule, jedoch danach völlig abgebrochen. Jetzt spreche ich fließend und habe einiges aufgeholt. Weiterhin habe ich viele neue Freunde gefunden aus aller Herren Länder und öfters gesehen, wie nah sich eigentlich Frankreich und Deutschland in vielen Dingen sind Humor, sprachliche Ausdrücke, Essen. Durch meinen Aufenthalt wurde mein Bild von Frankreich viel positiver (auch wenn es vorher nicht negativ war), aber ich konnte viele Stereotype vertreiben, wobei auch viele Klischees bewahrheitet wurden.