Das Maurerekzem. Band (Jahr): ( ) Heft 10. PDF erstellt am: Persistenter Link:

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1 Das Maurerekzem Autor(en): Objekttyp: Burckhardt, Walter Article Zeitschrift: Cementbulletin Band (Jahr): ( ) Heft 10 PDF erstellt am: Persistenter Link: Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz,

2 CEMENTBULLETIN OKTOBER 1946 JAHRGANG 14 NUMMER 10 Das Maurerekzem Unter den Gewerbekrankheiten spielen die Hauterkrankungen eine wichtige Rolle. Die Haut dient als Schutzorgan des mensch lichen Organismus gegen aussen und kommt deshalb besonders an den von den Kleidern nicht bedeckten Körperstellen mit den verschiedenen Arbeitsstoffen in Konfakt. Auf der Haut können dadurch verschiedene Krankheiten entstehen. So führt z. B. die beständige Berührung mit Rohöl oder Teer zur Acne; eine jahre lange Beschmutzung des Körpers mit Pech unter Umständen sogar zum Teerkrebs. Säuren und Laugen können Verätzungen verur sachen. Die entzündlichen Reizungen der Haut durch die ver schiedensten Chemikalien und Pflanzen nehmen sehr oft die Form eines Ekzems an. Es ist dies ein Ausschlag, der mit Rötung, Knötchen- und Bläschenbildung, später mit Verdickung der Haut und Nässen einhergehen kann und der von einem starken Juckreiz begleitet ist. Das Ekzem tritt zunächst nur örtlich an der Stelle der Einwirkung der schädigenden Substanz auf, kann sich aber später auf andere Körperstellen, evtl. auf die ganze Haut ausdehnen. Nicht jedes Ekzem ist jedoch durch die Berührung mit einem Kon taktstoff, etwa einem Arbeitsstoff entstanden. In der Mehrzahl der Ekzemerkrankungen kommt die Störung durch Bakterieninfektion oder aus anderen inneren Ursachen zustande. Es ist die nicht immer leichte Aufgabe des Arztes, festzustellen, zu was für einer Kategorie der Ekzeme jeder einzelne Fall gehört.

3 n MB Abb. 1 Maurerekzen Cernent und Kalk gehören ebenfalls zu den Stoffen, welche die Haut schädigen können. Weisskalk ist besonders gefährlich, Ce ment etwas weniger, hydraulischer Kalk am wenigsten. Und zwar können sie, da sie starke Laugen sind, eigentliche Verätzungen verursachen. Diese Verätzungen entstehen beim massiven Kontakt mit Cementbrei oder Kalk. Ich habe solche auch schon beobachtet, wenn mit nassen Händen unverdünnter Kalk oder Cementpulver verarbeitet werden oder wenn beim Tragen von Cementsäcken eine dicke Schicht von Cementpulver sich mit Schweiss mischt und auf diese Weise eine konzentrierte Cement-Schweiss-Mischung entsteht. Andernteils besteht die Möglichkeit, dass durch den immer wiederholten Kontakt mit weniger konzentrierten Mischun gen, etwa mit nassem Beton oder Mörtel, immer wieder kleine Schädigungen der Hautoberfläche entstehen, durch welche es schliesslich zu dem oben geschilderten Zustande des Ekzems kommt. Wird die Arbeit nicht ausgesetzt, so verschlimmert sich die Krankheit zusehends, da die Haut in diesem entzündlichen Zu stande besonders empfindlich ist, so dass jetzt Reizungen nicht ertragen werden, welche vor der Erkrankung keinen Schaden ge stiftet hätten. Es kommt dabei zu einer starken Rötung und Schwel lung der Hände, Finger und Vorderarme. Es treten Eiterblasen, Brandwasser und starker Juckreiz auf. Die Gegend des Nagel bettes kann sich dabei entzünden, wodurch es später zu unregel mässigem Nagelwachtstum kommt. Je länger eine solche Haut-

4 erkrankung dauert und je öfters Rückfälle auftreten, desto schwerer wird der Zustand, die Empfindlichkeit der Haut und die Neigung zu Neuerkrankungen. Es gibt Maurer, die im Beginn der Erkrankung der Sache wenig Beachtung schenken und dadurch später jahre lang, manchmal lebenslänglich von dieser Cementkrätze wie die Krankheit auch genannt wird, obwohl sie mit der eigent lichen Krätze nur den Juckreiz gemein hat, geplagt werden. Die Empfindlichkeit der Haut gegenüber der Cement- und Kalk lauge ist von Mensch zu Mensch verschieden. Während der eine schon nach kurzen Berührungen an einem Ekzem oder einer Verätzung erkranken kann, hantieren weitaus die meisten Bau arbeiter ihr Leben lang mit Cement und Kalk in verschiedenen Mischungen, ohne je ernstlich Schaden zu nehmen. Aus einer Statistik von Boller aus den Akten der Schweizerischen Unfall versicherungsanstalt aus dem Jahre 1929 geht hervor, dass jährlich efwa 1 3 von 1000 Bauarbeitern an einem Cement- oder Kalk schaden der Haut erkranken. Im Laufe einiger Jahrzehnte, d. h. eines Lebens, sind es somit einige Prozente der Maurer, die von diesem Leiden befallen werden. Im allgemeinen erkranken Men schen mit empfindlicher Haut an einem Maurerekzem; nach beson ders intensivem Kontakt können jedoch ausnahmsweise auch % r* Abb. 2 Verätzung durch Cement nach Stössen eines mit Cement bestreuten Handwagens mit nassen Händen

5 w t»,. TFa Abb. 3 Verdickte, rissige Haut mit Schuppenbildung bei chronischem Maurerekzen Menschen mit normaler Widerstandskraft der Haut geschädigt werden. Das erste Auftreten eines Maurerekzems wird meistens durch einen besonders intensiven Kontakt mit Cement oder Kalk ver ursacht. Gefährlich ist das Arbeiten mit konzentriertem Cementgemisch beim Plattenlegen, beim Abglätten eines Cementbodens, beim Ausfugen, beim Cementstreuen. Beim Ausführen von Ver putzarbeiten können Hände und Gesicht mit frisch gemischtem Cement- und Kalkverputz beschmutzt werden, besonders bei Ar beiten in Schächten und in Innenräumen bei der Bearbeitung der Decken. Cement- und Kalkekzeme im Gesicht treten fast aus schliesslich bei der Bearbeitung von Decken auf, bei welcher ein Teil des Materials auf das nach oben gerichtete Gesicht zurück fällt. Wiederholt konnte ich beobachten, dass ein übersetztes Arbeitstempo, bei dem gewisse Vorsichtsmassregeln nicht mehr beachtet werden können, zu häufigerem Auftreten von Cementschädigungen führt. Beim Bauen von Backsteinmauern und beson-

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7 ist meistens ein Zeichen dafür, dass der Patient cement- und kalkempfindlich ist. Tritt es in den ersten Lehrjahren auf, so ist es wohl das Beste, wenn der Beruf gewechselt wird. Später kann sich der Maurer schwer entschliessen, seinen Beruf noch zu wech seln. Er muss jedoch in Zukunft besonders vorsichtig sein und jede massive Berührung mit Cement oder Kalk durch Geschicklichkeit, Reinlichkeit und Tragen von Handschuhen vermeiden. Eine gute Handpflege, Einreiben der Hände mit Borvaseline, Bohrkühlsalbe (Bor-Cold-Cream) vor der Arbeit und nach dem gründlichen Händewaschen nach der Arbeit. Zum Händewaschen sollfe nicht etwa Sand und Schmierseife gebraucht werden, welche eine emp findliche Haut schädigen können, sondern eine überfettete Toi lettenseife oder Sinalca-Seife. Treten trotz diesen Vorsichtsmass regeln wieder Ekzeme auf, so muss ein Berufswechsel stattfinden. Ich kenne eine ganze Anzahl von Maurern, welche erst nach jahrelanger Dauer des Ekzems den Beruf wechselten. Durch die lange Krankheit war die Haut ihrer Hände jedoch schon so geschä digt, dass die normale Belastung des täglichen Lebens, wie z. B. das Händewaschen, bei ihnen Rückfälle verursachte. Privat-Dozent Dr. med. Walter Burckhardt Leiter der städt. Poliklinik für Hautkrankheiten, Zürich Zu jeder weitern Auskunft steht zur Verfügung die TECHNISCHE FORSCHUNGS- UND BERATUNGSSTELLE DER WILDEGG, Telephon (064) E. G. PORTLAND 607/1237./46