Informationen für Angehörige
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1 Wenn Eltern alt werden Stand: 2006/2007 Informationen für Angehörige
2 Wenn Eltern alt werden»nicht dem Leben Jahre geben, sondern den Jahren Leben geben.«das Altern eines geliebten Menschen bekommt man manchmal schneller zu spüren als erwartet. Ein plötzlicher Schlaganfall oder ein Sturz im Treppenhaus reichen aus, um der Aktivität und Selbstständigkeit von Mutter oder Vater ein jähes Ende zu bereiten. Meist ist der altersbedingte Kontrollverlust jedoch ein schleichender Prozess. Was mit kleinen Problemen im Haushalt und einer verminderten Aufnahmefähigkeit beginnt, endet nicht selten in einer vollkommenen Überforderung mit den grundlegendsten Aufgaben des Alltags. Spätestens wenn die Frage Kannst du mal bitte...? immer häufiger gestellt wird und sich Staub oder unangenehmer Geruch in der elterlichen Wohnung ausbreiten, wird offensichtlich, dass Mutter oder Vater nicht mehr allein zurechtkommen. Doch die zunehmende Pflegebedürftigkeit der eigenen Eltern zu akzeptieren, fällt schwer. Eltern sollen stark sein! Sie waren die starken Beschützer der Kindheit und man zählt immer noch gern auf sie, wenn es darum geht, auf die Enkel aufzupassen oder bei finanziellen Engpässen auszuhelfen. Die Eltern sollen ihren wohlverdienten Ruhestand in vollen Zügen genießen können, vital bleiben und vielleicht sogar noch auf Reisen gehen. Aber alt und gebrechlich werden sollen sie nicht. Denn dann stehen plötzlich die Kinder in der Pflicht, sich um das Wohl der einstigen Ernährer zu kümmern. Die Pflege dauert oft 15 Jahre Männer und 2,27 Millionen Frauen über 80 Jahre gibt es in der Bundesrepublik. 39 Prozent von ihnen kommen zu Hause nicht mehr ohne Hilfe zurecht. Jeder Dritte hat Probleme beim Treppensteigen, ebenso kann jeder Dritte nur noch mit Mühe allein ein Bad nehmen oder ist dazu gar nicht mehr fähig.
3 »Mit dem Herzen dabei sein Wohnen und Leben bei der AWO.«Wenn die Starken schwach werden Mit der Zahl der Alten steigt die Zahl der erwachsenen Kinder, die sich mit der Frage nach der Pflege ihrer Angehörigen auseinandersetzen müssen. Dabei hat sich dank einer verbesserten medizinischen Versorgung der Zeitraum des Sorgens und Kümmerns erheblich verlängert und umfasst nicht selten bis zu15 Jahre. In einer Zeit, in der Flexibilität und Mobilität das Arbeitsleben bestimmen, ist die persönliche Betreuung hilfsbedürftiger Senioren für die meisten Angehörigen kaum noch möglich. Auch der Trend zur kleineren Familie sowie die starke Zunahme an Single-Haushalten machen es immer schwieriger, Oma und Opa zu Hause zu umsorgen. Wer sich trotzdem für die familiäre Betreuung entscheidet, kann dies meist nicht ohne zusätzliche Hilfe bewerkstelligen. Auch sollte man beachten, dass man dem Angehörigen nicht unbedingt einen Gefallen damit tut, die gesamte Versorgung selbst zu übernehmen. Emotionale und zeitliche Überforderung Vielen alten Menschen ist es unangenehm, von ihren Kindern abhängig zu sein. Sie haben Schamgefühle, wenn sie sich vor ihnen entblößen und sich gar von ihnen waschen lassen müssen. So kommt es oft bei beiden Parteien, Kindern wie auch Eltern, zu emotionaler oder zeitlicher Überforderung. Wenn die als Pflegestätte genutzte Wohnung es zudem räumlich nicht zulässt, dass sich betreuende Angehörige auch einmal zurückziehen, sind Konflikte nahezu unvermeidbar. Die meisten Senioren wünschen sich Nähe mit einem gewissen Abstand in Form einer eigenen Wohnung, die jedoch nicht weit von den Angehörigen entfernt sein soll. Für die Kinder bedeutet das: Wenn sie den Wünschen ihrer Eltern gerecht werden wollen, müssen sie früh mit ihnen über die Versorgung im Alter sprechen, auch wenn es schwerfällt. Die Frage, wo man den letzten Abschnitt des Lebens verbringt, ist nämlich nicht einfach von heute auf morgen zu klären, sondern erfordert eine Bedenkzeit von manchmal mehreren Jahren. Vor der Einsamkeit bewahren Wenn es so weit ist, dass die Eltern trotz aller Unterstützung nicht mehr selbst zurechtkommen, besteht die Möglichkeit, einen ambulanten Pflegedienst zu engagieren. Dieser kümmert sich je nach Bedarf um Behandlungspflege, Körperpflege, Besorgungen und Haushaltsführung. Die Einsamkeit, die die eingeschränkte Mobilität älterer Menschen mit sich bringt, kann ein ambulanter Pflegedienst jedoch nur bedingt lindern. Senioren, die lieber in der Gemeinschaft leben, sollten deshalb auch andere Wohnmöglichkeiten in Erwägung ziehen. Die modernen Seniorenzentren der AWO sind an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst und verfügen über einen angeschlossenen Vollpflegeservice. So kann man auch als Schwerstpflegefall in der gewohnten Umgebung verbleiben und geknüpfte Beziehungen aufrechterhalten. Und finanziell? Die Frage Reichen die finanziellen Mittel? wird nun wichtig. Wie viel Unterstützung gibt der Staat? Was zahlt die Pflegeversicherung?
4 Was zahlt die Pflegeversicherung? Die Einführung der Pflegeversicherung hat die finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen verringert. Dennoch reichen Einkommen und Leistungen der Pflegeversicherung für die Pflege häufig nicht aus. Bevor jedoch Sozialhilfe gezahlt werden kann, muss erst das Vermögen so vorhanden des Pflegebedürftigen zumindest teilweise eingesetzt werden. Wenn ein alter Mensch täglich ein gewisses Maß an Unterstützung braucht, kann er Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen egal ob er zu Hause, in einer Wohnanlage oder in einem Heim betreut wird. Die Höhe der Zahlungen hängt davon ab, wie hilfsbedürftig jemand ist und ob die Pflege von Profis oder von Familienangehörigen übernommen wird. Der Grad der Hilfsbedürftigkeit wird erstmals festgestellt, wenn jemand einen Antrag auf Pflegebedürftigkeit bei seiner Krankenversicherung einreicht. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen schickt einen Gutachter, der sich mit dem alten Menschen unterhält, ihn untersucht und danach entscheidet, in welche Pflegestufe er einzuordnen ist:»gemütliches Wohnen und herzliche Pflege - in so einem Zuhause fühle ich mich wohl.«n Pflegestufe 1 n Pflegestufe 2 n Pflegestufe 3 n Härtefall
5 n Pflegestufe 1 Härtefall Der erforderliche zeitliche Hilfebedarf (etwa beim An- und Ausziehen, beim Waschen, bei Erledigungen außerhalb der Wohnung sowie der Versorgung des Haushalts) muss im Tagesdurchschnitt mindestens 90 Minuten betragen; davon müssen mehr als 45 Minuten auf die Grundpflege entfallen. Einen besonders hohen Pflegebedarf setzt die Pflegekasse unter anderem bei Krebskranken im Endstadium, hoher Querschnittslähmung, schweren Ausprägungen von Demenz und spezifischen Entzündungsformen von Gehirn und Rückenmark voraus. n Pflegestufe 2 Der erforderliche Hilfebedarf (inklusive der kompletten Versorgung des Haushaltes) muss im Tagesdurchschnitt mindestens 3 Stunden betragen, wobei mindestens 2 Stunden auf die Grundpflege entfallen müssen. n Pflegestufe 3 Der erforderliche zeitliche Hilfebedarf (eine Betreuung rund um die Uhr muss gewährleistet sein) muss im Tagesdurchschnitt mindestens 5 Stunden betragen, wobei mindestens 4 Stunden auf die Grundpflege entfallen müssen. Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung Pflegestufe 1 Pflegestufe 2 Pflegestufe 3 Härtefall Mit steigender Lebenserwartung wird heute immer häufiger Demenz als Krankheit diagnostiziert. Bis zum Jahr 2030 wird ein Anstieg der Patientenzahl um rund 60 Prozent erwartet. Dann werden in Deutschland zwischen 1,8 und 2,5 Millionen ältere Menschen mit einer Demenzerkrankung leben. Doch was ist Demenz eigentlich genau?»es ist gut zu wissen, dass jemand da ist, wenn man ihn braucht.«
6 »Nichts ist wichtiger als eine intakte Gemeinschaft mit spezieller Förderung für dementiell Erkrankte.«Demenz Leben mit der Vergesslichkeit Es gibt mehr als 70 verschiedene Demenzformen. Zu den häufigsten zählen die Alzheimer-Demenz und die vaskulären Demenzen. Fällt in einem Gespräch der Begriff Alzheimer, erfasst viele Menschen ein großes Unbehagen. Leidet ein Elternteil, der Partner oder gar man selbst an der Krankheit? Die Unsicherheit ist groß. Neben den Erkrankten selbst sind vor allem die Angehörigen unmittelbar gefordert, sei es bei der Erkennung der Krankheit oder beim täglichen Umgang mit ihr. Die Alzheimer-Krankheit, nach ihrem Entdecker Alois Alzheimer benannt, wird auch als Morbus Alzheimer oder als Demenz vom Alzheimer- Typ bezeichnet. Unter dem Begriff Demenz versteht man den Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit. Die Krankheit zeichnet sich vor allem durch eine anfängliche Gedächtnisschwäche aus, die im Verlauf zunimmt und zum Totalverlust der Urteilsfähigkeit und der Persönlichkeit führen kann. Direkt nach Schlaganfällen ist eine Demenz die häufigste schwere Störung der Hirnfunktion im Alter. Schwere Gedächtnisstörungen, Depressionen, Angst, Reizbarkeit, Verfolgungswahn, Schlaflosigkeit und Unruhezustände, aber auch Apathie sind die wichtigsten Anzeichen. Allerdings können diese Symptome auch bei anderen Krankheiten einzeln oder in Kombination auftreten. Wie entsteht Alzheimer-Demenz? Die Krankheit beginnt, meist schon mehrere Jahrzehnte bevor die ersten Symptome auftreten. Dabei entstehen im Gehirn Ablagerungen von Eiweißbruchstücken. Diese Ablagerungen behindern offenbar die Kommunikation der Nervenzellen untereinander. Im Laufe der Zeit sterben dann die Nervenzellen in den Regionen des Gehirns ab, die an der Entwicklung von Gedächtnis, Sprache und Denkfähigkeit beteiligt sind. Ob die Ablagerungen die Ursache oder eine Begleiterscheinung des Zelltodes darstellen, ist bisher nicht geklärt. Ebenso ist die eigentliche Ursache des Leidens noch immer unbekannt. Vieles deutet darauf hin, dass es mehrere Auslöser gibt. Typische Anzeichen der Alzheimer-Krankheit: n Störungen des Kurzzeitgedächtnisses n Denkschwierigkeiten n Sprachstörungen n Depressionen n Eingeschränktes Urteilsvermögen n Wahnvorstellungen n Persönlichkeitsveränderungen Den Betroffenen fällt es schwer, Dinge und Personen wiederzuerkennen; sie leben in der Vergangenheit. Alltagstätigkeiten wie Ankleiden oder Einkaufen können sie nicht mehr bewältigen, schließlich verlieren sie die Kontrolle über ihre Körperfunktionen. Im Endstadium verstummen die Patienten oft, sind bettlägerig und völlig auf die Hilfe anderer angewiesen.
7 AWO Bezirksverbandes Mittelrhein Bezirksverband Mittelrhein e.v. Rhonestraße 2 a Köln Tel. 0221/ Fax 0221/ info@awo-mittelrhein.de - mit Kompetenz und Würde«
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