Therapeutisches Klettern mit Multiple Sklerose (TKMS)
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- Krista Schulze
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1 Lehrstuhl Präventive Pädiatrie Multiple Sklerose und Bewegung Therapeutisches Klettern mit Multiple Sklerose (TKMS) Dr. Claudia Kern
2 Bewegung? Der größte Feind des bewegungsbehinderten MS-Kranken ist die Inaktivität. Kesselring, 1989
3 Klettern azyklisches Fortbewegen im Gelände unter Zuhilfenahme der Arme und Beine zum Erhalt des Gleichgewichts (stützend, ziehend, greifend, stemmend) es gibt keine idealtypische Bewegung (fließenden Gesamtbewegung aus unzählige Variationen der Einzelbewegung) zwei Grundprinzipien Stabilität und Gleichgewicht ökonomischer Krafteinsatz Winter, 2000
4 Klettern & MS? MS-Symptome - Aufmerksamkeitsdefizite - Gangstörung - Depression - Fatigue - Spastik Anforderungen im Klettern - Konzentration - Gleichgewicht - Vertrauen - Kraft - Mut
5 Grenzen? Sport muss jederzeit unterbrochen werden können (Erreichbarkeit von Hilfe sichern) Eigene Grenzen neu kennen lernen (Individualität) Motivation zum Sport Hitzesensitivität Bild Malu Dreyer
6 Studien Machbarkeitsstudie (Tobias Käser 2005, n = 12) Pilotstudie Thermoregulation beim Klettern (Michaela Graf 2012, n = 25) TKMS (Claudia Kern ) Follow-up ( ) TKMS Klettergruppe Prä-Test Kontrollgruppe Intervention TK n = 12 6 Monate keine Intervention n = 15 Post-Test 1 Follow up Klettergruppe 3 Jahre Intervention TK n = 35 Post-Test 2
7 Studiendesign TKMS und Follow up
8 Studiendesign TKMS und Follow up Umfang der Intervention 2 Std.; 1mal / Woche Inhalte der Intervention Toprope Kletterwand, Sprossenwand Klinische Untersuchung EDSS, MSFC Motorische Testverfahren Ganganalyse (Vicon), Gleichgewicht (Kraftmessplatte, MFT S3Check) Selbstbeurteilungsbögen Befindlichkeit, Fatigue, Selbstwirksamkeit, Selbstwert, Lebensqualität, Depression (EDSS = Expanded Disability Status Scale; MSFC = MS Functional Composite)
9 Ergebnisse Training TKMS Intensität Name: Datum: Borg-Skala 6 7 sehr, sehr leicht 8 9 sehr leicht recht leicht etwas anstrengender anstrengend sehr anstrengend sehr, sehr anstrengend 20 Fazit: Die empfundene körperliche Anstrengung (Borg-Skala) lag im Mittel bei 14,3 ±0,6 ( anstrengend ). Alle Personen schlossen das Programm nach 6 Monaten ab.
10 Ergebnisse Befindlichkeit TKMS Fazit: In der Selbsteinschätzung verbesserten sich alle Items. Signifikanzen zeigte sich vor allem in psychosozialen Bereichen. Kontaktbereitschaft (p = 0,01) soziale Anerkennung (p 0,001) Selbstsicherheit (p = 0,02) Stimmungslage (p = 0,03) Wahrgenommene körperliche Verfassung (WKV), Eigenzustandsskala (EZ) nach Kleinert (2001)
11 Ergebnisse Prä-Post-Messungen Gleichgewicht (TKMS) Bewegung im hüftbreiten Stand auf der Kraftmessplatte (KMP) SD Anterior-Posteriore-Richtung: p 0,001 SD Medio-Laterale-Richtung: p = 0,04
12 Ergebnisse Prä-Post-Messungen Gleichgewicht MFT S3 Check TKMS: n = 7 Follow up n = 10 Klettergruppe: Signifikante Werte im Stabilitätsindex und Sensomotorikindex (*p = 0,03) Kontrollgruppe: keine Signifikanzen
13 Ergebnisse Prä-Post-Messungen Fatigue TKMS Fatigue Gruppe Median (Q1; Q3) Baseline Median (Q1; Q3) 6 Monate p-wert * Effektstärke (φ) Teststärke (1-β) WEIMuS IG 36,0 (25,8; 46,5) 17,5 (1,8; 32,5) KG 26,0 (5,8; 45,3) 22,5 (10,8; 34,3) 0,15 0,30 0,44 WEIMuS-körperlich IG 20,5 (10,8; 24,8) 11,0 (1,8; 20,0) KG 13,5 (4,0; 24,0) 14,0 (7,5; 21,8) 0,03* 0,38 0,62 WEIMUS-kognitiv IG 18,5 (10,5; 23,3) 4,0 (0; 15,3) KG 12,5 (1,8; 21,8) 9,5 (1,5; 15,0) 0,10 0,26 0,36 TKMS: n = 10 n = 14 Follow-up: n = 35
14 Ergebnisse Prä-Post-Messungen Lebensqualität Follow-up Follow up: n = 35 Fazit: Das Programm stabilisierte oder verbesserte kognitive, motorische und psychische Funktionseinschränkungen der Personen mit MS Die Gleichgewichtsfähigkeit, Lebensqualität und (körperliche) Fatigue verbesserte sich über die 6 Monate signifikant (mittlere Effektstärke). Über die drei Jahre (unkontrolliert) zeigten sich in allen erhobenen Bereichen signifikante Verbesserungen.
15 Zusammenfassung Das Kletterprogramm (eine Einheit à 2h/Woche) ist bei allen Verlaufsformen einer MS bis zu einem EDSS von 7 grundsätzlich geeignet motivierte zu regelmäßiger sportlicher Aktivität stabilisierte oder verbesserte kognitive, motorische und psychische Funktionseinschränkungen bewirkte im Verlauf eine starke soziale Einbindung der Teilnehmer in die Gruppe sorgt für eine nachhaltige sportliche Aktivität der Teilnehmer (durch eine dauerhafte Implementierung des Programms)
16 Bewegung Durch das Klettern werde ich beweglicher, mutiger, habe ein besseres Gleichgewicht, bin deshalb auch sicherer im Alltag, gehe auch mal über meine Grenzen hinaus. Das Klettern ist mir auch sehr wichtig, wegen sozialen Kontakten, Verbundenheit mit der Gruppe, Austausch mit Betroffenen, gemeinsam Spaß und Freude, darüber hinaus auch Kontakte im Alltag. Der Erfolg beim Klettern gibt auch positive Impulse für den Alltag, Erfolgserlebnisse und Anerkennung der individuellen Leistung, stärkt das Selbstbewusstsein. Zitat eines Teilnehmers
17 Motivation zu weiteren Aktivitäten?
18 Aktuelle Studie Einfluss eines therapeutischen Klettertrainings (TK) auf die körperliche Aktivität bei Personen mit MS Fragebogen zur Erfassung der habituellen körperlichen Aktivität (Baecke,1982) vorläufig n = 45 (21 TK, 24 kein TK) Sportindex p < 0,005 TK: MW 2,87 (0,65) Kein TK: MW 1,97 (0,97) Freizeitindex p = 0,10 TK: MW 3,10 (1,01) Kein TK: MW 2,65 (1,22) MW = Mittelwert (Standardabweichung)
19 Fazit Motorische Ebene - Kraft - Gleichgewicht - Beweglichkeit - Wahrnehmung - Krankheitsbild - Tagesform - räumliche & zeitliche Bedingungen MS & Bewegung Motivation & Lebensqualität Psychische Ebene - Konzentration - Selbstwert - Selbstwirksamkeit - Verantwortung Soziale Ebene - Vertrauen - Kommunikation - Partnerarbeit
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