Brandschutz im Bestand als Integrale Planungsaufgabe. Aufgabenstellung bei bestehenden Bauwerken. Brandschutz und Intelligente Gebäudetechnologien
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- Julius Egger
- vor 7 Jahren
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1 Gliederung und Inhalte Herausforderungen der Gesetze und Richtlinien Grundlagen des Bauordnungsrechts Aufgabenstellung bei Neubauten Aufgabenstellung bei bestehenden Bauwerken Brandschutz und Intelligente Gebäudetechnologien Zusammenfassung und Ausblick 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 1
2 Brandschutzvorschriften und ihre Hierarchie Gesetze Oberste Priorität Verordnungen Rechtsnorm, für jeden Bürger verbindlich Richtlinien Ohne rechtsverbindlichen Charakter, solange nicht als ETB im jeweiligen Bundesland veröffentlicht (z.b. IndBauRL) Bauordnung ist ein Landesgesetz, von dem nach 67 MBO abgewichen werden darf, wenn die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet werden. Bei einer abweichenden Bauausführung ist ein Antrag auf Abweichung nach 67 MBO zu stellen. Brandschutznormen als ETB rechtsverbindlich. Abweichung nur dann erlaubt, wenn anderweitige Lösung zum selben Ziel führt. 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 2
3 MBO: Schutzziele und ihre Erfüllung Übergeordnete Forderung nach 3 (1) MBO: Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass die öffentliche Sicherheit u. Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht gefährdet werden. Schutzziele nach Europäischem Sicherheitskonzept: Das Bauwerk muss derart entworfen und ausgeführt sein, dass bei einem Brand die Tragfähigkeit des Bauwerks während eines bestimmten Zeitraumes erhalten bleibt; die Entstehung und Ausbreitung von Feuer und Rauch innerhalb des Bauwerks begrenzt bleibt; die Ausbreitung von Feuer auf benachbarte Bauwerke begrenzt wird; die Bewohner das Gebäude unverletzt verlassen oder durch andere Maßnahmen gerettet werden können; die Sicherheit der Rettungsmannschaften berücksichtigt wird. 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 3
4 Bestandteile des Brandschutzes BRANDSCHUTZ baulich vorbeugender Brandschutz anlagentechnisch betrieblichorganisatorisch abwehrender Brandschutz Feuerwehr Festgelegte Schutzziele müssen erreicht werden! Erstellen und Betreiben muss Wirtschaftlich sein! 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 4
5 MBO: Einteilung der Brandrisiken Das Normale Brandrisiko entspricht dem gesellschaftlich vereinbarten Risikopotential, dem ein Nutzer mit normalen Eigenschaften in einem Gebäude mit normaler Art und Nutzung ausgesetzt werden darf. Parameter Belegungsdichte Nutzer Brandlast Risiko der Brandentstehung Festlegung gleichmäßig niedrig ca. 5 8 Personen pro Nutzungseinheit Personen sind selbstständig und normal beweglich, nicht ständig aufmerksam, aber ortskundig (also mit den Rettungswegen vertraut) hoch ( kg Holz/m² = kwh/m² = MJ/m²) hoch 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 5
6 MBO: Brandschutztechnische Mindestanforderungen Die brandschutztechnischen Mindestforderungen für ein Gebäude und seine Nutzung werden mittels einer Bewertung entsprechend der Gebäudeklassen nach 2 (3) MBO festgelegt. GKL 1 GKL 4 Decke im KG feuerbeständig (F90-AB) Decke im OG feuerhemmend (F60-AB) 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 6
7 MBO: Schutzziele und ihre Erreichung bei Neubauten In normalen Wohn- und Geschäftsgebäuden (GKL 1-5) können die allgemeinen Grundsatzforderungen allein mit den baulichen Maßnahmen, die in Teil 3 der MBO verankert sind, erreicht werden (d.h. ohne anlagentechnische oder organisatorische Maßnahmen). GKL Normales Brandrisiko Bauliche Maßnahmen allein ausreichend! Sonderbauten Sonderbauvorschriften sind anzuwenden Bauliche Maßnahmen allein nicht ausreichend! 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 7
8 Bauwerke im Bestand Bestandsschutz Definition des Bestandsschutzes: Grundsatz der besagt, dass ein Bauwerk oder eine Anlage, die zu irgendeinem Zeitpunkt mit dem geltenden Recht in Einklang stand, in ihrem bisherigen Bestand und ihrer bisherigen Funktion erhalten und genutzt werden kann, auch wenn die Konstruktion oder Teile davon nicht mehr dem aktuell geltenden Recht entsprechen. Kein Bestandsschutz besteht dann, wenn: Nutzungsänderungen vorgesehen sind. (Gravierende) Veränderungen an der Konstruktion vorgenommen werden. Grundsanierungen mit Eingriff in die vorhandene Bausubstanz vorgenommen werden. Aus dem Bestand eine konkrete Gefahr abzuleiten ist. 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 8
9 Brandschutz im Bestand Ablauf und Komponenten Brandschutztechnische Bestandsaufnahme Risikobewertung Brand- und Rauchausbreitung Flucht und Rettung Brandschutzkonzept Umsetzung und Maßnahmen Brandentstehung Brandbekämpfung 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 9
10 Brandschutz im Bestand Abweichungen und Kompensation (1) Abweichungen bei Bauwerken im Bestand: Zu geringe Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen; Brennbare Baustoffe bei der tragenden Konstruktion und in Flucht und Rettungswegen; Unzureichend gesicherte Flucht- und Rettungswege (Holztreppenräume, verwinkelte, unübersichtliche Flure mit brennbaren Baustoffen, unzureichende Feuerschutzabschlüsse); Unzureichende Brandabschnitts- bzw. Gebäudetrennungen; Falsche Installationsführungen und Abschottungen; Nicht eingehaltene Gebäude- oder Grenzabstände; Ungünstige Voraussetzungen für die Brandbekämpfung. 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 10
11 Brandschutz im Bestand Abweichungen und Kompensation (2) Beispiele für Abweichungen im Bestand, erläutert anhand konkreter Beispiele: hölzerne Treppe, zu geringe, historische Treppenbreite, unübersichtlicher Fluchtweg, fehlende Bildung von Rauchabschnitten, mangelnder Feuerwiderstand für wirksame Löscharbeiten, Elektroleitungen ohne Abschottung. 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 11
12 Brandschutz im Bestand Abweichungen und Kompensation (3) Kompensation Beispiele Bauliche Maßnahmen Austausch von Bauteilen Brandschutzverkleidungen Einbau von Brandwänden Einbau feuerwiderstandsfähiger Trennwände Einbau rauchdichter Türen Kapselung von Bereichen m. erhöht. Brandrisiko Türschließer, automatisch Türschließer, manuell 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 12
13 Brandschutz im Bestand Abweichungen und Kompensation (4) Kompensation Anlagentechnische Maßnahmen Beispiele Einbau von Brandmeldeanlagen mit oder ohne Aufschaltung zur Feuerwehr mit Alarmierung der Nutzer Automatische Feuerlöschanlage Rauch- und Wärmeabzugsanlagen Gebäudefunkanlagen 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 13
14 Brandschutz im Bestand Abweichungen und Kompensation (5) Art Organisatorische Maßnahmen Beispiele Brandschutzordnung Flucht- und Rettungspläne Alarmierungskonzept und Evakuierungskonzept Beschilderungssysteme Aufzugssteuerung im Brandfall 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 14
15 Brandschutz und Intelligente Gebäudetechnologien Ausgangssituation aktuell: Die Verunsicherung am Markt ist im Wesentlichen abzuleiten aus einer gewissen Konzeptionslosigkeit beim Brandschutz und aus dem Überangebot an Einzelkomponenten, die nur unzureichend zusammengeführt werden. (J. Wesche, Brandschutz im Bestand, 2011) Insbesondere: Eine verbesserte Brandmeldetechnik wird zum Teil dahingehend interpretiert, dass die Brandgefahr bereits durch die Erkennung des Brandes gebannt ist. Eine hoch entwickelte Anlagentechniken (Löschanlagen, RWA- Anlagen, usw.) kann die beabsichtigte Wirkung nur dann erfüllen, wenn sie zielorientiert eingesetzt wird. 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 15
16 Brandschutz und Intelligente Gebäudetechnologien Wo liegt der Beitrag der Intelligenten Gebäudetechnologien? Flächenhaft im Gebäude verteilte Sensoren und Aktoren, verbunden mit einer oder mehreren intelligenten Steuereinheiten. Die Sensoren können mit geringem Aufwand um Komponenten für die Brand- bzw. Raucherkennung ergänzt werden. Für die Einbindung von Aktoren (Alarmierungssysteme, Beschilderungssysteme, Beleuchtung, Löschanlagen, Verriegelung und Entriegelung etc.) liegt eine Vielzahl von Anschlusspunkten vor. Mit Hilfe der Steuereinheiten kann ein Brandschutzkonzept für ein Bestandsgebäude umgesetzt und das Gebäude damit in die Lage versetzt werden, auf ein Brandereignis zu reagieren. Die hohe Informationsdichte der Sensorik erlaubt eine sehr punktgenaue Reaktion. 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 16
17 Zusammenfassung und Ausblick Brandschutzmaßnahmen im Bestand erfordern aufgrund der Vielzahl der Komponenten, Maßnahmen, und Beteiligten immer eine Integrale Planung. Alle geplanten Maßnahmen sind frühzeitig im Hinblick auf den Bestandsschutz zu überprüfen und zu bewerten. Sicherheitsmängel im Brandschutz können am wirtschaftlichsten durch bauliche und anlagentechnische und organisatorischen Maßnahmen behoben werden. Intelligente Gebäudetechnologien können einen wichtigen Beitrag zum Brandschutz im Bestand liefern. Sie ermöglichen die punktgenaue Reaktion eines Gebäudes und sie eröffnen Anpassungsmöglichkeiten für eine flexible Nutzung von Gebäuden. 3. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien (Campus Minden, 17. Oktober 2013) 17
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