Baumaßnahme Westbahnhofstraße Jena
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- Klara Pia Bergmann
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Transkript
1 Baumaßnahme Westbahnhofstraße Jena Erfahrungsbericht, Diskussionsvorlage, mögliche Verbesserungen Nachjustierung Thomas Wedekind, ADFC Jena,
2 Gesamteinschätzung: Baulich wurde unter den gegebenen Rahmenbedingungen wahrscheinlich das maximal Mögliche für den Radverkehr umgesetzt. Aber: neues Gebäude Westbahnhofstr. 15 wurde nach der Straßenplanung und ohne jede Kommunikation mit AG Radverkehr geplant und gebaut erhebliche Probleme im Umfeld, obwohl einige Details gut gelöst wurden Attraktivität des ausgebauten Rad-/Gehweges für Fußgänger wurde unterschätzt (Querungshilfe in Höhe Einmündung Rathenaustr. fehlte im Ursprungsprojekt) ursprünglich geplante Verkehrsorganisation (Rad-/Gehweg mit Benutzungspflicht) in der Praxis nicht einzuhalten
3 Einschätzung alter (aus Planungs- und Diskussionsphase in AG Radverkehr) und neuer Problempunkte (Erfahrung) (Nummern verweisen auf Orte im Lageplan) 1 Schutzstreifen in Bergabrichtung funktioniert nach Aufbringen der endgültigen Markierung erwartungsgemäß brauchbar (Betriebserfahrung bei starkem Verkehrsaufkommen steht noch aus). Es könnte nötig werden, die Phantom-Markierung in Fahrbahnmitte nochmals nachzuarbeiten (abstrahlen? Glänzende schwarze Abdeckfarbe sieht bei schräger Aufsicht wie eine gültige Markierung aus.) 2 Auf Rad-/Gehweg geparkte Kfz (vor Flachbauten) Behinderung hält sich offenbar in Grenzen, Beobachtung sinnvoll (gibt es gehäuft Probleme zu bestimmten Zeiten?).
4 3 Untere Parkhausausfahrt Westbahnhofstr. 15 Behinderung/Gefährdung geringer als erwartet, möglicherweise als unproblematisch einschätzbar (zu allen Zeiten?); Gründe: relativ wenige Kfz (nur untere Parkebene, diese nicht voll ausgelastet) In Soll-Fahrtrichtung auf Rad-/Gehweg (bergauf) gute Sichtbeziehung (Radfahrer blickt genau auf ausfahrendes Auto und kann Signalanlage am Parkhaustor beobachten). Größere Probleme wären zu erwarten, wenn die z.z. nicht ausgebaute Auffahrt zum Haus Westbahnhofstr. 16 stärker benutzt würde.
5 4 Einmündung Koch-/Westbahnhofstraße Starke Gefährdung, wenn auch relativ selten (relativ wenige Kfz, viele Radfahrer fahren auf der Fahrbahn statt auf dem Rad-/Gehweg und vermeiden so von vornherein die Gefährdung) Sichtbeziehung Radfahrer querende Kraftfahrer sehr schlecht, erst unmittelbar vor Einmündung gegeben (unter normalen Umständen würde Radfahren auf dem Weg eher verboten als vorgeschrieben) Kraftfahrer blockiert i.d.r. beim Vorfahren bis zur Sichtlinie bereits mit Kfz-Motorhaube den Rad-/Gehweg und zwingt Radfahrer zum Anhalten oder Ausweichen als Vorfahrtfall äußerst problematisch (Risikoverteilung! Eigentlich sollte der Vorfahrtberechtigte gar nichts tun müssen außer fahren.) Gefährdung durch Kfz wird durch starkes Gefälle der Kochstraße und Ablenkung der Kraftfahrer (oft Kinder im Auto) begünstigt. Radfahrer kann im Bedarfsfall dem Auto auf die Fahrbahn ausweichen (lange Bordabsenkung), das ist aber laut Beschilderung (Inhalt des Zeichens 240) unzulässig.
6 5 Engstelle vor Haus Westbahnhofstr. 15 Rad-/Gehweg für Verkehrsaufkommen zu schmal (Abstände zu Mauer, Fahrbahn und zwischen den Verkehrsteilnehmern erlauben eigentlich nur Gänsemarsch ). Über die Querungshilfe werden von oben zusätzliche Fußgänger auf den Rad-/Gehweg gelenkt, die sonst möglicherweise auf dem südlichen Gehweg verblieben wären. Es gibt einen schräg über den Rad-/Gehweg verlaufenden Fußgängerstrom (bergauf, von rechter Seite des Rad-/Gehweges zur Querungshilfe), der Radfahrer (und Fußgänger selbst) zusätzlich gefährdet (Flanken-Kollisionen).
7 6 Freie Strecke vor Flachbauten Westbahnhofstraße Rad-/Gehweg ist mit Wegfall des Parkens zeitweise zum Promenadenweg geworden (drei- oder vierfach nebeneinander gehende Fußgänger, spielende Kleinkinder) Radfahrer müssen oft nachdrücklich gegenüber den Fußgängern die Durchfahrt einfordern. Mit der neuen Funktion des Westbahnhofs als Jenaer Fernverkehrsbahnhof sind noch mehr Fußgänger zu erwarten. 7 Beginn des Rad-/Gehweges am Haeckelplatz Fußgängerballungen vor der Lichtsignalanlage oder im folgenden schmaleren Abschnitt des Rad-/Gehweges behindern Auffahrt auf den Weg oder Weiterfahrt. Radfahrer weichen z.t. auf Fahrbahn aus (eigentlich unzulässig, Z. 240), müssen dann aber mangels Bordabsenkung die lange Strecke entlang der Flachbauten auf der Fahrbahn verbleiben.
8 Fazit: Aktueller Stand: Dynamisches Gleichgewicht der Verkehrsarten, Behinderungs-/Gefährdungsminimierung Wesentliches Element davon: Wahlweise Benutzung von Fahrbahn und Rad-/Gehweg durch Radfahrer in Abhängigkeit von Fußgängeraufkommen, Kfz-Verkehr, sichtbaren Hindernissen auf dem Rad-/ Gehweg, eigener Leistungsfähigkeit (6% Steigung) Missachten der Radweg-Benutzungspflicht (hier durch Z. 240 StVO angeordnet) schafft Sicherheit auf Kosten des Kfz-Verkehrsflusses (Problempunkte 4 und 5 Radfahrer auf Fahrbahn kann an diesen Stellen nicht überholt werden; quasi 100% Sicherheit) einer der wenigen bekannten Fälle, wo eine fakultative Gehwegbenutzung (Gehweg/Radfahrer frei) wirklich funktioniert (i.d.r. wird diese Regelung durch alle Verkehrsteilnehmer als Benutzungspflicht interpretiert) Beispiel dafür, dass eine ausgewiesene Radverkehrsanlage von vielen Nutzern wegen ihrer Nachteile nicht angenommen wird.
9 Verbesserungsmöglichkeiten und -ziele: Ziel: sowenig Frust, Behinderung, Gefährdung wie möglich Konflikte im Bergauf-Verkehr intelligent managen! Konflikte: Radfahrer Fußgänger Radfahrer Kfz (besonders Busverkehr) Radfahrer querende Kfz an Einmündung Kochstraße Zur Zeit managen die Radfahrer diese Konflikte selbst, im Widerspruch zur ausgewiesenen Verkehrsorganisation. Möglichkeiten: Keine Änderung; mögliches Problem: JeNah beschwert sich über Radfahrer im Fahrweg der Busse, Polizei setzt Einhaltung des Z. 240 durch mehr Frust im Seitenraum der Straße, ggf. mehr Unfälle im Raum Haus-Nr. 15/Einmündung Kochstraße. weniger Fußgänger? Größere Maßnahmen nötig (Treppe zum Hohen Trottoir entschärfen, Weg über Berggasse aufwerten)
10 Modifizierte Gehweg/Radfahrer frei-regelung: derzeitiges Verhalten der Verkehrsteilnehmer zur Regel erheben, ABER: Überlegung, ob und wie langsame Radfahrer grundsätzlich zum Fahren auf den Gehweg veranlasst werden können, um den großen Frust bei den Busfahrern zu verhindern (Beschilderung?) Einbau einer zusätzlichen Bordabsenkung von der Fahrbahn zum Rad-/Gehweg in gewisser Entfernung hinter dem Ernst-Haeckel- Platz, um Problempunkt 7 zu entschärfen (Radfahrer fährt wegen Fußgängerknäuel hinter der Radwegfurt nicht gleich auf Rad-/ Gehweg). zusätzliche Sicherheitsmaßnahme an der Einmündung Kochstraße? Ziel: da sich ausreichende Sichtbeziehungen ohne Eingriff in den Neubau nicht herstellen lassen, muss der aus der Kochstr. kommende Kraftfahrer so langsam fahren, dass sich der Radfahrer auf den wenigen einsehbaren Metern auf den Konflikt einstellen kann. Physisches Hindernis (Schwelle, Berliner Kissen) vor der Einmündung?
11 Exkurs: Mögliche Beschilderungsvarianten zur Sortierung der Radfahrer nach Geschwindigkeit: a) nach Verkehrszeichenkatalog die 20 (15?) km/h müssten großzügig ausgelegt werden, da kein Tachometer vorausgesetzt werden kann: Fahrbahn: Gehweg: b) nur Gehweg wie a) beschildern, dazu Hinweisschild am Rand aufstellen (nicht rechtsverbindlich): Langsame Radfahrer Gehweg benutzen, Radfahrer auf Fahrbahn zügig fahren, Radfahrer auf Fahrbahn Bus passieren lassen, oder ähnlich.
12 Geschwindigkeit bergauf fahrender Radfahrer in der Jenaer Westbahnhofstraße (Mess-Strecke ca. 65 m, vor den Flachbauten Westbahnhofstr. 16a/16b/17) 121 zufällig ausgewählte Fahrer (kein Pedelec, 3 Fahrräder mit Anhänger, ungestörte Fahrt) Steigung: 6% Geschwindigkeitsbereich: 7,4...31,5 km/h, Mittelwert 14,6 km/h Anzahl RF Geschwindigkeitsbereich in km/h 0
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