Predigt 2. Sonntag nach Weihnachten h St. Vitus Heidelberg-Handschuhsheim. Begrenztheit eines Menschenlebens aus, das nie länger
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- Otto Adam Walter
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1 2 Predigt 2. Sonntag nach Weihnachten h St. Vitus Heidelberg-Handschuhsheim Hoffentlich hat Ihnen die Suche keine Umstände gemacht. Begrenztheit eines Menschenlebens aus, das nie länger dauert als von der Geburt bis zum Tod. Gott gibt sich der Endlichkeit hin, damit uns die Tür zur Unendlichkeit geöffnet wird. Das ist unsere Erkenntnis: Das Endliche vermag das Unendliche nicht zu fassen (Johannes Calvin). Dagegen Wie ein Licht in der Finsternis und im Nebel unseres Lebensweges uns rettet und neu Leben schenkt, kann bekennt unser Glaube: wie Endliches und Unendliches uns eine einfache Eltern-Kind-Geschichte aus Kurt zusammenkommen, und darum geht es an Weihnachten Hock: Telat sucht den Regenbogen * deutlich machen. und in der jetzigen Weihnachtszeit. Wie der Himmel Sie kann uns heute ganz dicht in die Nähe dieses auf der Erde Raum finden - wie Gott Mensch werden kann. Das ist das große Thema des Weihnachtsfestes. Der, der vor allem Anfang bei Gott war - der, der selber Gott war und Gott ist, wird Mensch. Wird zum Licht in der Finsternis. Lässt sich ein in die Wirklichkeit des Menschseins. Setzt sich der einzigartigen altchristlichlichen Hymnus des Johannesevangeliums vom Licht und von der Finsternis führen. Dieser erhabene religiöse Hymnus der Weltliteratur, den auch Goethe schon in seinem Faust umgetrieben hat, bildet sicher die Eingangshalle, das Portal zum vierten Evangelium: Im Anfang war das
2 Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Die Eltern-Kind-Geschichte, gekürzt, hat die Überschrift: Im Nebel. Wir waren schon über eine Stunde gegangen. Die Dämmerung war längst hereingebrochen. Es tropfte von den Zweigen. Es tropfte von den Farnkräutern zu Boden. Die Luft war dick und feucht. Alles, was ich mit den Augen erkennen konnte, war auf eine eigentümliche Art verhüllt und verhangen. Führst du mich? sagte Korbinian, und ich ergriff seine schmale Hand. Wir sprachen auch nicht mehr über den entlaufenen Hund. Das war nun der Nebel. Ich fühlte ihn wie eine nasse Schnecke über die Haut kriechen. Es ist schön hier, sagte der Kleine, ich spüre deine Hand und kann dein Gesicht nicht mehr sehen. Ich tastete nach seinem Kopf und strich ihm über die nassen Haare. 3 Kehren wir um, sprach der Kleine, wir finden ihn doch nicht. Ich hatte die Orientierung völlig verloren, aber wir gingen. Ich wusste nicht, in welcher Richtung wir uns bewegten, und versuchte dorthin zu gelangen, wo es noch einigermaßen hell war. Ist es noch weit?, fragte der Kleine wieder. Bald sind wir daheim, sagte ich. Wir gingen wortlos. Ich bin müde, meine Beine sind wie Blei, sagte Korbinian. Ich nahm ihn auf die Schulter. Mit der einen Hand hielt ich den Kleinen, mit der anderen Hand tastete ich ins Leere. Ich suchte nach einem Weg. Das war nicht gerade einfach. Ich hatte jeden Sinn für die Richtung verloren, in der das Dorf lag. Die Hände des Kleinen fühlten sich kalt an. Aber er sprach keinen Ton. Das Kind auf dem Rücken kroch ich die Böschung hoch. Plötzlich begann der Kleine zu singen. Er hatte eine feine Stimme. Endlich hatte ich harten Asphalt-Boden unter den Füßen. Zuversichtlich stapfte ich die Straße dahin. Bald sah ich Licht. Es war hilfreich wie 4
3 ein kleiner Mond. Die ersten Häuser tauchten auf wie hinter einer Wand. Jetzt, da die Gefahr vorüber war, trat mir der Angstschweiß auf die Stirne. Vor dem Haus des kleinen Korbinian nahm ich ihn von den Schultern. Die Eltern wollten mich noch hereinbitten. Die Mutter nahm ihr müdes Kind in die Arme. Nein, so ein Nebel, sagte sie, hoffentlich hat Ihnen die Suche keine Umstände gemacht. Die Geschichte endet mit einem Kindergebet: Lieber Gott! Du bist immer da, auch wenn wir dich nicht sehen. Wenn es finster wird und dunkel ist um uns, sind wir doch nicht allein. Der Hymnus des Johannesevangeliums benennt die Welt als Finsternis. Diese Finsternis ist so dunkel, dass es in ihr keine Erkenntnis gibt: Und die Welt erkannte ihn nicht. 5 6 Die Finsternis ist in sich verschlossen, undurchdringlich, kann niemanden in ihr Haus aufnehmen: Aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. In dieser Finsternis lebte und lebt die Menschheit. Und diese Finsternis wird vom wahren Licht von oben hell gemacht. Hell wird es in dieser schrecklichen, undurchdringlichen Finsternis für a l l e, die dieses Licht suchen und in ihre Finsternis hereinlassen. Dann erfahren diese durch das Licht von oben, das durch das Wort Gottes unser Menschenbruder wird, die Herrlichkeit Gottes, die Wahrheit unseres Menschseins aus Gott. Die Eltern-Kind-Geschichte sagt das Geheimnisvolle dieses Evangeliums für mich so: Alles ist auf unserem Weg miteinander in der Dämmerung auf eine eigentümliche Art verhüllt und
4 7 verhangen. Führst du mich?, fragt das Kind, der Jugendliche, der Suchende. Immer ist der Mensch ein Suchender.Ich nehme s e i n e Hand, ein anderer nimmt m e i n e Hand. Wir sprechen nicht viel. Wir gehen lange im Nebel. Seltsam, trotzdem ist der Weg, der Lebensweg schön. Der Erwachsene, der Wissende, der Gläubige macht dem Kind, dem Suchenden Mut. Bald sind wir daheim Aber auch er selbst tastet oft mit der einen Hand ins Leere. Auch er sucht als Wissender, als Gläubiger nach dem Weg. Er glaubt, er 8 Die Mutter sagt arglos, der Erde, dem Weg, dem Leben vertrauend: Hoffentlich hat Ihnen die Suche keine Umstände gemacht. Wir erfahren auf unserem Weg, allein oder auch mit unseren Kindern, mit anderen Menschen unterwegs: die Suche des Lichtes, nach dem Bald-sind-wir-daheim, ist anstrengend, ist mühevoll, macht atemlos. Ich bin müde, meine Beine sind wie Blei. Die Geschichte erzählt, unser Leben beweist: wir kommen an! Die ersten Häuser tauchten auf wie hinter einer Wand. weiß um das Ziel. Es werden nicht viele Worte gemacht: Aber er sprach keinen Ton. Der Weg durch den Nebel, die Dämmerung, die Böschung hinauf ist anstrengend. Sogar Angstschweiß stellt sich ein. Viele meinen oft, der Lebensweg sei ein Spaziergang, voller Freude, gar lustig wie lustvoll. Unsere lockere, oftmals Johannes, sein Evangelium, die Gemeinschaft der Kirche damals, die Kirche, die w i r sind, heute, sie sagt, wir sagen, wir bekennen: Und das Wort ist Fleisch geworden. Der Logos, Gott selbst, ist Mensch geworden und hat unter uns gewohnt. Wir leben in unbedarfte Sprache verrät dies.
5 9 10 Gemeinschaft mit Gott. Wir haben gesehen, und wir sehen: seine Herrlichkeit; die Herrlichkeit des einzigen Sohnes Gottes, Gottes des Vaters, wir sehen den Messias, es ist Jesus von Nazareth, voll Gnade und Wahrheit. Am zweiten Sonntag nach Weihnachten blendet uns Literatur: 1. Johannes-Evangelium 2. *Kurt Hock, Telat sucht den Regenbogen, Herder, Freiburg, 4. Auflage 1978, S Eugen Biser, Gott für uns, Predigten zum Lesejahr A, Der Weg des Wortes, zu Joh 1, , Patmos Düsseldorf 1995, S Prof. Dr. Traugott Schächtele, Freiburg, in: Göttinger Predigten zum Gottes Herrlichkeit nicht mehr so wie in der Heiligen Nacht. Und wir können Gottes Schönheit anders, ja unvermittelter ins Auge sehen. Der Gesang der Engel geht nicht mehr nur zu Herzen. Sondern erleuchtet auch unseren Verstand. Und wir können einstimmen in das Lob Gottes, dem es genug ist, Gesicht zu zeigen in der Schönheit und in der Würde des Menschseins. Mitten in der Welt. Mitten unter uns. A m e n. Wolfgang Buck Pfarrer i.r. - Dossenheim
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