Spieltheorie mit. sozialwissenschaftlichen Anwendungen
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- Hildegard Schenck
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1 Friedel Bolle, Claudia Vogel Spieltheorie mit sozialwissenschaftlichen Anwendungen SS 2010 Strategische Züge 1. Einführung: Strategische Züge 2. Bedingungslose Züge 3. Bedingte Züge Drohung Versprechen 4. Glaubwürdigkeit 2 1
2 Strategische Züge Ein strategischer Zug beschreibt eine Aktion eines Spielers, mit der die Aktionen des Gegenspielers so beeinflusst werden sollen, dass sich diese zum eigenen Vorteil entwickeln. Ein strategischer Zug legt die eigene Antwortregel fest, bevor der Gegner seinen Zug macht. Damit ändern sich die Rahmenbedingungen des Spiels. Ein strategischer Zug schränkt die eigenen Handlungsmöglichkeiten ein und verändert dadurch die Erwartungen des Gegners über das eigene zukünftige Handeln. 3 Formen strategischer Züge Strategische Züge Bedingungsloser Strategischer Zug Bedingter Strategischer Zug Drohung Versprechen Erzwingend Abschreckend Erzwingend Abschreckend 4 2
3 Bedingungslose Züge Ein Spieler wählt einen bedingungslosen Zug bevor sein Gegner einen Zug machen kann und legt damit seine eigene Handlung fest. Diese Selbstverpflichtung ist unabhängig von den Aktionen der Gegner. Bedingungslose Züge können entweder die Handlungsmöglichkeiten einschränken oder die Auszahlungen der Spieler ändern. 5 Beispiel 1: Einschränken der Handlungsfreiheit Ohne Selbstverpflichtung JAMES Mit Selbstverpflichtung Dean Dean James gerade 0,0-1,1 gerade 1,-1-2,-2 James gerade 0,0 1,-1 gerade -1,1-2,-2 6 3
4 Beispiel 2: Änderung der Auszahlungen Ohne Selbstverpflichtung JAMES Mit Selbstverpflichtung Dean Dean gerade gerade James 0,0-1,1 gerade 1,-1-2,-2 James -3,0-4,1 gerade 1,-1-2,-2 7 Beispiel 3: Dominante Strategien Dozent Pünktliche Abgabe Student Verspätete Abgabe Flexibel 4,3 2,4 Streng 3,2 1,1 8 4
5 Erfolg eines bedingungslosen Zuges Ein bedingungsloser Zug hat nicht zwangsläufig einen Einfluss auf das Spiel. Maßgeblich für den Erfolg ist die Glaubwürdigkeit der Selbstverpflichtung. Man muss dem Gegner glaubwürdig vermitteln, dass man die angekündigte Handlung durchführt. Geht der Gegner davon aus, dass man von der angekündigten Handlung abweicht, wird er nicht auf die Ankündigung reagieren. 9 Bedingte Strategische Züge Bei einem bedingten strategischen Zug legt ein Spieler vor der Aktion des Gegners fest, wie er auf diese reagiert. Auch mit einem bedingten strategischen Zug schränkt der Spieler seine Handlungsmöglichkeiten ein, allerdings in Abhängigkeit von den Handlungen des Gegners. Drohung: führt zu unangenehmen Maßnahmen oder Auswirkungen für den anderen Spieler im Falle der Nicht- Kooperation. Versprechen: führt zu einer Belohnung für den Gegner. 10 5
6 Beispiel Drohung: Handelsbeziehungen 1/2 Japan USA Offene Wirtschaft Geschlossene Wirtschaft Offene Wirtschaft Geschlossene Wirtschaft 4,3 3,4 2,1 1,2 11 Beispiel Drohung: Handelsbeziehungen 2/2 Keine Drohung USA Drohung Japan Japan offen geschlossen geschlossen offen USA offen 4,3 3,4 geschlossen 2,1 1,
7 Beispiel: Versprechen Firma 1 Niedriger Preis Hoher Preis Niedriger Preis Firma 2 Hoher Preis 288, , , , Beispiel: Kombination von Versprechen und Drohung USA Militärschlag EU Kein Militärschlag Militärschlag 3,3 2,4 Kein Militärschlag 4,1 1,2 14 7
8 Formen von Drohungen und Versprechen Erzwingende Drohung (Versprechen): der Gegenspieler soll dazu veranlasst werden eine bevorzugte Handlungsalternative auszuführen Abschreckende Drohung (Versprechen): der Gegenspieler soll eine nicht gewünschte Handlung unterlassen. Leere Drohung (Versprechen): das Eintreten der negativen (positiven) Auswirkung wird vom Gegenspieler als unwahrscheinlich eingeschätzt. Er zeigt deshalb keine Reaktion. 15 Zusammenfassung zu Drohungen und Versprechen Wenn du im folgenden Spiel Drohung Versprechen Abschreckend das tust, was ich nicht will, dass du tust Erzwingend nicht tust, was ich will, dass du tust dann antworte ich mit einer Aktion, die dir schadet (und mir auch). nicht tust, was ich nicht will, dass du tust das tust, was ich will, dass du tust dann antworte ich mit einer Aktion, die dich belohnt (und für mich kostspielig ist). 16 8
9 Strategische Züge Anderer Es kann vorteilhaft sein, den Gegner einen strategischen Zug machen zu lassen. Folgende Varianten sind möglich: Man erlaubt dem Gegner einen bedingungslosen Zug zu machen. Man wartet auf eine Drohung des Gegners ehe man den eigenen Zug macht. Man wartet auf ein Versprechen des Gegners. Es ist niemals vorteilhaft bedroht zu werden, es kann jedoch vorteilhaft sein, ein Versprechen zu erhalten. 17 Sollte man lieber Drohung oder ein Versprechen einsetzen? Die Antwort hängt von zwei Faktoren ab: 1. Kosten: Eine Drohung ist kostenlos, wenn sie erfolgreich ist. Ein erfolgreiches Versprechen muss eingelöst werden und führt zu einer kostspieligen Belohnung. 2. Die Absicht ist abschreckend oder erzwingend: Abschreckung hat keine Deadline und kann deshalb besser durch eine Drohung erreicht werden. Eine erzwingende Absicht kann oftmals besser durchgesetzt werden, indem man dem Gegner einen Anreiz setzt. 18 9
10 Weitere Anmerkungen Für den Erfolg einer Drohung (eines Versprechens) ist es notwendig, dass dem anderen Spieler klar kommuniziert wird, auf welche Handlung welche Strafe (Belohnung) folgt. Damit eine Drohung (ein Versprechen) Erfolg hat, muss sie der andere Spieler glauben. Wenn eine zur Verfügung stehende Drohung zu groß ist, um einsetzbar oder glaubhaft zu sein, hilft es, eine Situation zu schaffen in der das Risiko besteht, dass das schlechteste Ergebnis eintritt. ( Politik am Rande des Abgrunds ) 19 Glaubwürdigkeit erhöhen Auszahlungen verändern Verträge Reputation Einschränken von Handlungsmöglichkeiten Kommunikation einstellen alle Brücken abbrechen Schritt für Schritt Unterstützung durch Dritte Teamwork Vollmachten vergeben 20 10
11 Glaubwürdigkeit des Gegners untergraben Verträge nachverhandeln Reputation erhalten Kommunikation abbrechen Fluchtwege offen halten Vollmachten nicht akzeptieren 21 Übungsaufgabe Beantworten Sie folgende Fragen für die nachfolgenden Spiele: 1. Bestimmen Sie das Gleichgewicht, wenn keiner der Spieler einen strategischen Zug machen kann. 2. Kann sich einer der Spieler besser stellen durch einen strategischen Zug (bedingungslos, Versprechen, Drohung) oder eine Kombination dieser? a) Spieler 2 Spieler 1 Links Rechts Oben 0,0 2,1 Unten 1,2 0,
12 Übungsaufgabe b) Spieler 2 Links Rechts Spieler 1 Oben 4,3 3,4 Unten 2,1 1,2 c) Spieler 2 Links Rechts Spieler 1 Oben 4,1 2,2 Unten 3,3 1,
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