6-10 GESUNDHEIT RICHTIG SITZEN SACH INFORMATION RICHTIGE SITZPOSITION SCHULTISCHE

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1 SACH INFORMATION Vor dem Eintritt in die Schule verbringen die meisten Kinder sehr viel Zeit spielerisch-aktiv in Bewegung. Mit Beginn des Schulalltags reduzieren sich jene Stunden, in denen sie sich bewegen können, wesentlich. Die geänderte, durch häufiges Sitzen geprägte Lebensform wirkt sich auch auf den Stütz- und Bewegungsapparat aus. Haltungsschwächen und -schäden sind häufige Folgen. RICHTIGE SITZPOSITION Je nach Tätigkeit wählen wir beim Sitzen die hintere Sitzposition, z. B. beim Zuhören, oder die vordere Sitzposition, z. B. beim Schreiben. Die hintere Sitzposition ist dann richtig, wenn der Rumpf an einer Rückenlehne abgestützt wird und dadurch die Rückenmuskulatur und die Bandscheiben entlastet werden. Wichtig ist, dass beim Anlehnen die Lendenwirbelsäule durch einen Lendenwulst nach vorne gekrümmt wird. Dadurch kann im Vergleich zu einer geraden Lehne der Druck auf die Bandscheiben um bis zu 30 Prozent reduziert werden. Die vordere Sitzposition ist für die Rückenmuskulatur und die Bandscheiben besonders belastend. Um die Bandscheiben zu schonen, sollte der Rücken gerade gehalten werden. Eine ergonomisch geformte Lehne ist zur Abstützung des Beckenrandes wichtig. Um ein Sitzen mit rundem Rücken zu vermeiden, sollten Tischflächen um mindestens 16 Grad neigbar sein. Zu hoher Tisch oder zu niedriger Sessel? Die Höhe der Schulmöbel muss auf die Größe der Kinder abgestimmt sein. hintere Sitzposition vordere Sitzposition SCHULTISCHE Noch Ende des 2. Weltkrieges waren die Klassenzimmer durch schräge Schreibpulte und starre Schulbänke geprägt. Nach dem 2. Weltkrieg wurden flache Schreibtische üblich. Aus ergonomischer Sicht ist schrägen Schreibflächen eindeutig der Vorzug zu geben. Die ÖNORM A 1650, die sich mit Sesseln und Tischen für den schulischen Unterricht beschäftigt, schreibt vor, dass Tischplatten entweder neigbar oder mit 16 Grad fix geneigt sein sollen. Einige weitere Empfehlungen: Die Tischhöhen sollten im Idealfall stufenlos verstellbar sein. Eine stufenweise Höhenanpassung ist auf jeden Fall notwendig. Bei Tischplatten ist auf reflexfreie, hautfreundliche Materialien zu achten, die Kanten sind mit großem Radius abzurunden. Horizontale Ablagen am körperfernen Ende der Tischplatte sind erforderlich. Auch die Schulmöbel haben schon eine lange Geschichte hinter sich. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.4

2 SACH INFORMATION SCHULSESSEL Im Bezug auf die Neigung der Sitzfläche sind aus ergonomischer Sicht Schulsessel mit waagrechter Sitzfläche am sinnvollsten. Sie fördern weder die vordere noch die hintere Sitzposition und unterstützen daher ein dynamisches Sitzen. ZUSAMMENFASSUNG: Tische und Sessel, die ein ergonomisches Sitzen fördern, sollten im schulischen Bereich selbstverständlich sein. Gleichzeitig müssen Kindern aber auch richtige Sitzhaltungen vermittelt und im Unterricht möglichst viele Bewegungsmöglichkeiten eingebaut werden. INFO SERVICE: Im Alter von 6 bis 10 Jahren ist das Potenzial motorische und koordinative Fähigkeiten zu entwickeln besonders hoch. Versäumnisse können vom Erwachsenen nicht oder nur sehr eingeschränkt wettgemacht werden. Mit den Themen Haltung und Bewegte Klasse beschäftigt sich der Ordner Gesundheit, Kapitel Vorsorge, oder siehe Schule Service. Gezielte Bewegungspausen machen nicht nur Spaß, sie wirken auch Haltungsschäden entgegen. Einige weitere Empfehlungen: Die Sitzfläche sollte rutschfest und die Breite großzügig bemessen sein. Wie bei den Tischen ist eine Höhenanpassung wichtig. Die Rückenlehne sollte höhen- und tiefenverstellbar sein und einen Lendenwulst haben. Der Oberrand der Lehne sollte im Übergangsbereich Lenden-/Brustwirbelsäule liegen. Alternative Sitzgelegenheiten, wie der Sitzball oder der Kniehocker sind als Ersatz für einen ergonomischen Sessel nicht geeignet. Der Sitzball fördert zwar ein dynamisches Sitzen, massiver Nachteil ist aber das Fehlen der wichtigen Rückenlehne. Kniehocker bewirken in der vorderen Sitzposition kurzfristig eine bessere Haltung als auf herkömmlichen Sesseln, sie erlauben aber keine hintere Sitzposition. Weiters fehlt ihnen die Möglichkeit der Höhenanpassung. Sitzkeile, die auf Sesseln angebracht werden, bewirken eine nach vorne abfallende Sitzfläche. Sie unterstützen daher die vordere Sitzposition, für die hintere Sitzposition müssen sie jedoch entfernt werden. BEWEGUNG IM UNTERRICHT Bewegung sollte in der Schule nicht nur im Turnsaal stattfinden, sondern auch im Klassenzimmer gefördert werden.themenbezogenes Bewegen, wie beispielsweise Silbentrennungen durch Hüpfen oder Klatschen zu verdeutlichen, kann ebenso selbstverständlich werden, wie das Aufstehen, wenn man eine Antwort gibt. Für gymnastische Übungen oder Bewegungslieder können kurze Pausen eingebaut werden, Fantasiereisen und Massagen fördern die Entspannung. 6.4 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

3 DIDAKTISCHE UMSETZUNG Seit dem Mittelalter ist das Schreiben immer mehr zu einem der wichtigsten Bestandteile des Unterrichts geworden. Besonders Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sehr großer Wert auf das Schreiben gelegt und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die Schulmöbel ganz darauf ausgerichtet waren. Jedoch war das in den langen, starren Schulbänken, bei denen Tisch und Bank fest miteinander verbunden waren, nicht für alle SchülerInnen gleichermaßen möglich. Außerdem war es üblich, dass sich die Kinder beim Begrüßen, beim Singen, beim Antworten usw. erheben mussten. Erst die Zweierbank brachte hier Erleichterung. Stühle wurden damals abgelehnt, weil dadurch der/die LehrerIn nicht mehr die Kontrolle über die Distanz zwischen Tisch und Sitzgelegenheit hatte. Erst nach dem 2. Weltkrieg setzten sich Tische und Stühle als Schulinventar durch. LERNZIELE: Erfahren und Trainieren der richtigen Sitzhaltung und Kennenlernen der Auswirkungen einer falschen Sitzhaltung auf den Körper. Anwenden von Entspannungs- und Auflockerungsübungen nach längeren Sitzphasen. Kontrollieren der richtigen Sitzhaltung mit Hilfe des rechten Winkels. Beim Sitzen auf einem Sitzball wird die Wirbelsäule automatisch aufrechter gehalten und so die Rückenmuskulatur gestärkt. INFO SERVICE: Wenn man auf Schule vor 100 Jahren eingibt, gelangt man zu vielen Seiten mit Informationen zum Thema. SITZEN FRÜHER UND HEUTE ORT: Klassenzimmer. ZEITAUFWAND: eine bis zwei Unterrichtsstunden. MATERIALIEN: ev. Kunstdruck oder Dia des Bildes von Albert Anker Die Dorfschule von 1848 (bzw. mittels Beamer vom Computer), Arbeitsblatt. KOSTEN: keine. UMSETZUNG: Als Einstieg in das Thema betrachten die Kinder das Bild Die Dorfschule von 1848 von Albert Anker. In einem Klassengespräch schildern die SchülerInnen ihre Eindrücke. Der/Die LehrerIn ergänzt das Gespräch durch Informationen, wie vor ca. 100 Jahren der Schulalltag ausgesehen hat. Unterschiede zur Schule, wie sie die Kinder heute erleben, werden aufgezeigt. Da das Schreiben im Unterricht vor 100 Jahren einen großen Stellenwert hatte, verbrachten die SchülerInnen den Schultag im Gegensatz zu heute meist sitzend. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.4

4 DIDAKTISCHE UMSETZUNG INFO SERVICE: Den Schulalltag hautnah miterleben kann man im Schulmuseum in Michelstetten, siehe Schule Service. Gemeinsam mit der Lehrerin/dem Lehrer überlegen die Kinder, wie der Unterricht gestaltet werden kann, damit es genug Bewegung als Ausgleich zum Sitzen gibt. So sollten zum Beispiel immer wieder Sitzturnen und Auflockerungsübungen eingebaut werden. Abschließend füllen die Kinder alleine oder in Partnerarbeit das Arbeitsblatt aus. SITZ GERADE! Durch die starren Schulbänke war früher nicht allen Kindern das richtige Sitzen möglich. Moderne Schülertische sind wie die Sessel höhenverstellbar und haben eine hochklappbare Tischfläche. In der Literatur gibt es eine Fülle von Büchern mit Vorschlägen für Entspannungs- und Auflockerungsübungen. ORT: Klassenzimmer. ZEITAUFWAND: eine Unterrichtsstunde. MATERIALIEN: Geodreieck, Bleistift, Buntstifte, Arbeitsblatt. KOSTEN: keine. UMSETZUNG: Ein/e SchülerIn demonstriert mit einem ergonomisch richtigen Sessel, wie man richtig sitzt (siehe auch Sachinformation). Die SchülerInnen werden auf die rechten Winkel (Unterschenkel/Oberschenkel, Oberschenkel/Körper) aufmerksam gemacht. Mit Hilfe eines Geodreiecks kontrollieren die Kinder einander gegenseitig. Die Auswirkungen einer schlechten Sitzhaltung werden besprochen. Da Kinder immer wieder auf das richtige Sitzen vergessen, sollen sich die SitznachbarInnen ein Zeichen ausmachen, das sie einander geben, wenn ihnen die falsche Sitzhaltung des Partners auffällt (z. B. auf das Geodreieck deuten oder dem anderen auf den Rücken tippen). Das Arbeitsblatt wird zur Vertiefung ausgefüllt. 6.4 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

5 ARBEITSBLATT DORFSCHULE VON 1848 VON ALBERT ANKER Du hast das Bild dieser alten Dorfschule gesehen. Was ist dir zuerst aufgefallen? Welche Einrichtung hat dieses Klassenzimmer? Siehst du etwas auf dem Bild, das es heute nicht mehr gibt? Was gibt es heute in einer Klasse, das auf diesem Bild nicht zu sehen ist? Was fällt dir an den Schulkindern auf? Wärst du zu dieser Zeit gerne in die Schule gegangen? Warum (nicht)? ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 6.4

6 ARBEITSBLATT Erinnere dich! Richtig sitzen heißt: Der Oberschenkel liegt ganz auf der Sitzfläche auf. Der Rücken berührt die Lehne. Die Füße stehen auf dem Boden. Unterschenkel und Oberschenkel bilden einen rechten Winkel. Oberschenkel und Körper bilden einen rechten Winkel. richtig Sitzen alle diese Strichmännchen richtig? Zeichne mit Buntstift ein, was nicht stimmt! Kontrolliere mit deinem Geodreieck die rechten Winkel! 6.4 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH