Säuglingsschreien aktiviert viele Hirnregionen. «Schreiende Babys erschöpfte Eltern» Erste Hilfe beim Stress am Lebensanfang
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- Franziska Grosse
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1 «Schreiende Babys erschöpfte Eltern» Erste Hilfe beim Stress am Lebensanfang Dr. phil. Elisabeth Kurth, mit Inputs Irène Roth, EEH Hebammen-Netzwerk FamilyStart beider Basel, Institut für Hebammen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut, Basel Säuglingsschreien aktiviert viele Hirnregionen Auditiv-sensorische Verarbeitung Emotionale Reaktionen Emphatische Prozesse Besorgnis-Angst-Aktivierung Hormonelle Steuerung STRESSREAKTION Jacqueline, 1. Kind, 6 Wo alt (Pseudonym) Es hat einem so leid getan wenn sie schrie, so richtig schmerzverzehrt, Stunden am Stück. Da sind wir beide wirklich über unsere Grenzen gekommen. Da bin ich froh gewesen zu zweit zu sein, [ ] wenn man selber am Abend so schon trunken ist vor Müdigkeit, ja, das ist dann hart. Reaktion Es macht mich nervös Es geht mir auf die Nerven Schreien Autonomes Nervensystem Sympaticus: -Aktivität -Erregung -Stress Parasympaticus: -Entspannung -Verdauen -Regeneration Stressreaktion beim Kind Man merkt, dass sie in einer Schlaufe drin ist, wo sie sich irgendwie nicht mehr beruhigen kann. Und dann läuft man und trägt sie und hält sie und sie biegt sich auf alle Seiten durch - und du singst ein bisschen, probierst einfach alles, aber es nützt nichts, nützt nichts! (Jacqueline, 1. Kind) Elisabeth Kurth 1
2 Stressreaktion bei Eltern Schreikurve Nach 2 Stunden bist du immer noch am Laufen. Dann kommt mir wirklich das Heulen, dann mag ich einfach nicht mehr Es ist dann wirklich Zeit zum abgeben, weil sonst (Pause) man wird einfach ärgerlich, man wird ärgerlich auf das Kind, habe ich gemerkt. Das ist noch verrückt. (Jacqueline, 1. Kind) Schreien im Tagesverlauf Schreimuster Herpertz-Dahlmann et al., 2008 Herpertz-Dahlmann et al., 2008 Definition Exzessives Schreien Dreier Regel (nach Wessel,1954) Kind schreit mindenstens 3 Stunden am Tag 3 Tagen pro Woche Über mindestens 3 Wochen Diagnostische Trias Schreiproblematik nach Papoušek, 2004: Exzessives Schreien des Kindes Dysfunktinale Kommunikation Überlastungssyndrom Eltern Elisabeth Kurth 2
3 Risikofaktoren Schreiproblematik Umfeld Kind Nikotinabusus Hohe Irritierbarkeit Psychische Probleme Tiefes Geburtsgewicht Partnerschaftskonflikte Gastro-intestinal / Reflux Armut Darmflora? Migration Schmerzen? Erwerbstätigkeit KISS Mutter (Kopfgelenksblockierung)? < 16 Wochen Emotionales Trauma? postpartum Neuro-behaviorale Dysfunktionale Eltern- Entwicklung Kind Interaktion Pathogenese unklar Schutzfaktoren Multiparität - Erfahrung Soziale Unterstützung Elterliche Erfahrung Beim ersten Kind ist man sehr oft auch unsicher. [ ] Beim Zweiten ist das schon weniger, und beim Dritten, da ist man wirklich ruhiger in vielen Situationen. Man erschrickt nicht mehr so schnell. Und wenn das Kind lauthals schreit und nicht gleich aufhört [ ] da ist man dann nicht mehr gleich so nervös. (Ariane, 3 Kinder) Was bedeutet es, wenn ein Baby weint? Ausdruck seines körperlichen Befindens Ausdruck seines seelischen Befinden Ruf nach Fürsorge Kommunikation erzählen und gehört werden Wie können Fachpersonen unterstützen? ELTERN BINDUNG Zuhören & Beobachten Körperliche Untersuchung Kind Familiensituation: Stressoren & Ressourcen Schreianamnese: wann- wie lange? Handlungsweise Eltern erkunden & wertschätzen Copyright Bilder bei Familystart beider Basel Elisabeth Kurth 3
4 Intervention für Familien mit irritierbarem Säugling Effekt auf Schreidauer Autor Sample Design Intervention Ergebnis Keefe et al USA 164 Familien 2 6 Wo pp 43 Familien post test Randomisiert kontrollierte Studie 4 Hausbesuche Pflegefachfrau REST Programm Schreidauer pro Tag Interventionsgruppe 1.3 Std./ Tag Schreien > 2.5 Std./Tag Kontrollgruppe 3.0 Std./ Tag P< 0.02 Interventionen Wahrnehmen- trösten Rhythmus unterstützen zyklischer Schlaf-Wach-Rhythmus Selbstregulierung stärken Signale des Babys erkennen Struktur schaffen vorhersagbares Abläufe Berühren Körperkontakt, Haltepositionen, Tragen oder Einwickeln Elisabeth Kurth 4
5 Interventionen Stress lindern - Selbstfürsorge Ängste abbauen und informieren Untersuchung & Schreimuster erläutern Elterliche Kompetenzen stärken Fähigkeiten der Eltern anerkennen Erholung ermöglichen Aufbau Supportnetzes Time-out mind. 1 Std. pro Tag Empathie zeigen Eltern Raum geben zum Erzählen ELTERN Elisabeth Kurth 5
6 Bindungsförderung Elterlichen Stress mildern BINDUNG Elterliche Entspannung fördern Fähigkeiten & Zeichen des Babys kennen Schöne Bindungsmomente erinnern Haut-zu-Haut Kontakt (Känguruh-Care) Alles eine Frage von Verhalten & Emotionen? ELTERN BINDUNG Körperliche Behandlung? Körperliche Behandlung (Phyto-)Pharmakologische Therapie Flatulex (Simethicone) Reflux: Säureblocker (Omeprazol) Bigaia (Lactobacillus reuteri) Kräuterextrakte (Kamille, Verveine, Fenchel, Süssholz, Minze) Manipulative Therapie Craniosacral-Therapie Chiropraktik Akupunktur Hypoallergene Ernährung Elisabeth Kurth 6
7 Jacquelines Strategien? Eigene Stressreaktion eindämmen Sich mit Partner abwechseln Unterstützung anfordern Time-outs Ruhepausen statt Ämtliliste Austausch mit Partner/Freundinnen Professionelle Unterstützung Lärmschutz-Hörer Dann sind wir zum Baumarkt gefahren und haben die blauen Lärmschutz-Hörer gekauft. Das ist super, weil dann ist der grelle Piccoloton, den hört man nicht mehr. [ ] man kann ihr gut zureden, aber es macht einem selber nicht mehr weh, wenn man schon gereizt ist, das ist super! Der grelle, laute ton ist dann wenigstens ein bisschen gedämpfter und das tut einem selber (lacht) auch beruhigen. Professionelle Hilfe In diesen Heulphasen ist der Tag, wo ich gewusst habe, jetzt kannst du zur Mütterberatung, das ist wirklich ein bisschen ein Fels gewesen! Ja, ein Fels. Sie hat uns geholfen, beim Essen und Schlafen einen Rhythmus zu finden mit Sophie, und hat unsere Meinung dabei einbezogen. Nach der Beratung sind wir ein bisschen motivierter herausgekommen. Das ist eine große Unterstützung gewesen. Schreien Autonomes Nervensystem Sympaticus: -Aktivität -Erregung -Stress Parasympaticus: -Entspannung -Verdauen -Regeneration Beruhigung Autonomes Nervensystem FAZIT: Kein Patentrezept Individuelle Wege Oasen der Ruhe & Begegnung Sympaticus: -Aktivität -Erregung -Stress Parasympaticus: -Entspannung -Verdauen -Regeneration Copyright Bilder bei Familystart beider Basel Elisabeth Kurth 7
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