PD Dr. Frank Almai Epochenschwellen im Vergleich: 1550, 1720, 1800, 1900
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- Jacob Adler
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1 Institut für Germanistik Professur für Neuere deutsche Literatur und Kulturgeschichte : 1550, 1720, 1800, Vorlesung: Block III: 1800: Klassik und Romantik I
2 Gliederung 1. Krise der Aufklärung und Französische Revolution Zwei Signaturen der Epochenschwelle 2. Ästhetik und Poetologie der deutschen Klassik Formensprache bei Goethe und Schiller 2.1 Idealismuskonzept und Antike Iphigenie auf Tauris 2.2 Neues Subjektbewußtsein und Bildungsidee Wilhelm Meisters Lehrjahre 2.3 Ästhetische Erziehung des Menschen 2
3 Jean-Jacques Rousseau Maurice Quentin de La Tour,
4 Titelblatt : Discours sur les Sciences et les Arts, Jean-Jacques Rousseau,
5 Discours sur l'origine et les fondements de l'inégalité parmi les hommes, Jean-Jacques Rousseau, Titelblatt der Ausgabe Amsterdam
6 Wie solche Tage würdig begangen werden könnten, weiß ich nicht bestimmt; doch dies weiß ich, daß sie fast nicht unwürdiger begangen werden könnten als dieser. Nicht als ob es an Obelisken und Triumphbogen und Dekorationen und Illuminationen und Feuerwerken und Luftbällen und Kanonaden gefehlt hätte, o behüte. Aber keine von allen Anstalten erinnerte an die Hauptgedanken, die Absicht [der Revolution]; den Geist des Volkes durch eine bis zum Ekel gehäufte Menge von Vergnügungen zu zerstreuen, war überall herrschend [ ]. Rousseau ist immer das vierte Wort der Franzosen, und wie würde er sich schämen, wenn man ihm sagte, daß dies sein Werk sei? Vgl. Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Band 4. Hrsg. von Klaus Müller-Salget und Stefan Ormanns. Frankfurt am Main: DKV 1997, S.240f. 6
7 Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke... Der einzige Weg für uns, groß, ja, wenn es möglich ist, unnachahmlich zu werden, ist die Nachahmung der Alten (BDK S. 2) Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterwerke ist eine edle Einfalt und eine stille Größe, so wohl in der Stellung als im Ausdruck. (BDK S. 17) So wie die Tiefe des Meeres allzeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeigt der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele. (BDK, S.17) Vgl. Holtzhauer Helmut (Hrsg.): Winckelmanns Werke in einem Band. Berlin, Weimar: Aufbau Verlag (= Bibliothek deutscher Klassiker) 7
8 Aufführung von Goethes»Iphigenie«(1779) mit Goethe in der Rolle des Orest. Gemälde von Georg Melchior Kraus 8
9 Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre. Titelblatt des Erstdrucks, Berlin: Unger
10 Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen. 1. Brief S. 1, Faksimile aus den Horen,
11 Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen [...], weil es die Schönheit ist, durch welche man zu der Freiheit wandert. (Schiller, S.11) Um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. (Schiller, S.9f.) Der Nutzen ist das große Idol der Zeit, dem alle Kräfte fronen und alle Talente huldigen sollen. Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst kein Gewicht, und, aller Auf-munterung beraubt, verschwindet sie von dem lärmenden Markt des Jahrhunderts. (Schiller, S.62.) In: Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. Hrsg. von Klaus L. Berghahn. Stuttgart: Reclam
12 Friedrich Schiller Die Kraniche des Ibykus (Auszug) Und schauerlich gedreht im Kreise Beginnen sie des Hymnus Weise, Der durch das Herz zerreißend dringt, Die Bande um den Sünder schlingt. Besinnungsraubend, herzbetörend Schallt der Errinyen Gesang, Er schallt, des Hörers Mark verzehrend, Und duldet nicht der Leier Klang: Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle Bewahrt die kindlich reine Seele! Ihm dürfen wir nicht rächend nahn, Er wandelt frei des Lebens Bahn. Doch wehe, wehe, wer verstohlen Des Mordes schwere Tat vollbracht, Wir heften uns an seine Sohlen, Das furchtbare Geschlecht der Nacht! 12
13 Und glaubt er fliehend zu entspringen, Geflügelt sind wir da, die Schlingen Ihm werfend um den flüchtgen Fuß, Daß er zu Boden fallen muß. So jagen wir ihn, ohn Ermatten, Versöhnen kann uns keine Reu, Ihn fort und fort bis zu den Schatten Und geben ihn auch dort nicht frei. So singend, tanzen sie den Reigen, Und Stille wie des Todes Schweigen Liegt überm ganzen Hause schwer, Als ob die Gottheit nahe wär. Und feierlich, nach alter Sitte Umwandelnd des Theaters Rund Mit langsam abgemeßnem Schritte, Verschwinden sie im Hintergrund. In: Schiller, Friedrich: Werke und Briefe. Band 1. Gedichte. Hrsg. von Georg Kurscheidt. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 1992, S. 94f. 13
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