François Höpflinger Generationenbeziehungen im Wandel.
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- Arnim Bösch
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1 François Höpflinger Generationenbeziehungen im Wandel
2 Zum demografischen Wandel der Generationenbeziehungen - Doppelte demografische Alterung: wenig Geburten einerseits, erhöhte Lebenserwartung älterer Menschen (= Bohnen-Stangen-Familien: wenig horizontale Verwandtschaftsbeziehungen, lange gemeinsame Lebensspanne von älteren Eltern und erwachsenen Kindern, Grosseltern und Enkelkinder - Neu: vermehrter Anteil an Kinderlosen, teilweise komplexe Generationenverhältnisse (soziale Grosselternschaft).) - Generationenerneuerung der Schweiz hat zu zwei Fünftel einen Migrationshintergrund (und fast 40% der Grosseltern heutiger Kinder wohnen im Ausland) - Wenig Dreigenerationenhaushalte und Dominanz des Prinzips von Intimität auf Abstand.
3 Generationenbeziehungen: beobachtete Trends Familiale Generationenbeziehungen (Eltern-Kinder, Enkel-Grosseltern) haben sich eher verbessert als verschlechtert. Von einem Zerfall familialer Generationensolidarität kann keine Rede sein. Dominant ist vielfach Intimität auf Distanz (gute Beziehungen, weil jede Familiengeneration ihre eigene Autonomie aufweist). Lücken der Generationenbeziehungen ergeben sich primär ausserhalb familialer Zusammenhänge: Nachbarschaft, öffentliche Diskurse, Politik sowie aufgrund von Nachhaltigkeitslücken bei der Sozialpolitik (negative Generationenbilanz des Wohlfahrtsstaates)
4 Stichworte zu Grosselternschaft heute - Dank langer gesunder Lebenserwartung können junge Menschen heute länger als früher von aktiven Grosseltern profitieren. In zunehmend mehr Familien gibt es mehr Grosseltern als Enkel. - Das traditionell positive Bild der Grosseltern erlaubt modernen Grosseltern neue Freiheiten : Umgang mit Enkelkindern erlaubt Anknüpfung an frühere Lebensund Familienphasen (aber ohne Verantwortung). - Die Beziehungen zwischen Enkelkindern und Grosseltern sind intensiver geworden, wichtig ist aber Prinzip Engagement ohne Einmischung. - Im Alter sind Grosseltern oft die einzigen Erwachsenen, die nicht gestresst sind und die sich Zeit nehmen (können).
5 Stichworte zur familiale Pflege alter Eltern - Altern der eigenen Eltern ist für nachfolgende Generation ein einschneidendes Erlebnis. - Nicht wenige Jährige (und vor allem Frauen) erleben einen zweiten beruflich-familialen Vereinbarkeitskonflikt (Beruf/Pflege alter Eltern). - Pflegebedürftigkeit alter Eltern führt zu oft ambivalent erlebten Rollenumkehrungen (alte Eltern müssen von ihren Kindern gepflegt werden). - Die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in der familialen Pflege haben sich nicht aufgelöst (Hierarchie: Partner/in, Töchter, Schwiegertöchter, Söhne). (Frauen übernehmen 71% der informellen Pflegeleistungen innerhalb Haushalt, und 85% der informellen Pflegeleistungen ausserhalb Haushalt.
6 Sozialstaat und intergenerationelle Solidarität Ausbau des Sozialstaates Häufigkeit intergenerationeller: - Hilfeleistungen positiv (crowding in) - Pflegeleistungen negativ (crowding out) Häufigkeit grösserer finanzieller Transfers: - von Alt zu Jung positiv (crowding in) - von Jung zu Alt negativ (crowding out) Intergenerationelle Solidarität insgesamt Spezialisierung informell/formell
7 Alt und jung - unterschiedliche Lebensperspektiven Alt zu Jung - Blick von oben: Junge Menschen - Zukunft der Welt Eigene Kindheit/Jugend weit weg (ev. zu weit) Kindheit/Jugend war völlig anders als heute Eigene Lebenserfahrung für Junge irrelevant Jung zu Alt - Blick von unten: Alte Menschen sind Teil der Vergangenheit/Tradition Alte Menschen sind Schatten der eigenen Zukunft
8 Thema: Generationendifferenz(en) Die verschiedenen Altersstufen der Menschen halten einander für verschiedene Rassen. Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können. (Kurt Tucholsky) Jugendliche haben kein schlechtes Bild vom Alter, sondern Problem sind eher die jungen Alten, die sich zu jugendlich geben. Zusammenarbeit mit viel Jüngeren heisst: Akzeptanz des eigenen Alters/ Beachtung von Generationendifferenzen.
9 Generationenverhältnisse und -beziehungen ausserhalb Familie Zu beobachten ist: - Ein politischer Verteilungskampf zwischen Jung und Alt existiert nicht. Die politischen Werthaltungen von Jung und Alt unterscheiden sich nur graduell. - Die ältere Generation bildet keinen einheitlichen Stimmblock (und sie stimmt nicht rein gruppenegoistisch ab). - Persönliche Kontakte zwischen alten und jungen (nicht verwandten) Menschen finden nicht sehr häufig statt, werden aber von beiden Seiten mehrheitlich als zufrieden stellend erlebt.
10 Intergenerationenprojekte in Gemeinden I Fünf allgemeine Zielsetzungen: - Begegnen - Erzählen - Lernen - Unterstützen - Wohnen Je intensiver die Intergenerationenkontakte sind, desto wichtiger ist eine gute Betreuung und Raumgestaltung. Allgemein: Nur persönliche Kontakte reduzieren Alters- und Generationenvorurteile.
11 Intergenerationeller Erfahrungstransfer Erfahrungs- und Wissenstransfers funktioniert besser, wenn a) erfahrene Personen auch offen sind für Neues und à jour bleiben. b) erfahrene Personen auch die Grenzen ihrer eigenen Erfahrungen thematisieren. c) erfahrene Personen im Kontakt mit jüngeren Personen ihre Erfahrungen zurückhaltend einbringen d) eine Kultur besteht, die Erfahrungs- & Innovationskompetenzen beide anerkennt
12 Regeln bei generationenübergreifenden Projekten - Mitbestimmung aller beteiligten Generationen (von Beginn an, inkl. gleiche Redezeit aller Generationen) - Akzeptanz und Thematisierung der Alters- und Generationendifferenzen (Generationenprojekte sind keine Strategie zur sozialen Verjüngung) - Wechselseitiges Generationenlernen (alt zu jung, aber auch von jung zu alt, gezielt zu organisieren. - Relativierung von Erfahrungswissen (und ältere Generation muss ihre Erfahrungen reflexiv verarbeitet haben). - Ältere Menschen: Zurückhaltendes Einbringen der eigenen Erfahrungen (Optimal: Engagement ohne Einmischung)
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