Schlaf-Apnoe und Anästhesie
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- Dorothea Ritter
- vor 7 Jahren
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1 Schlaf-Apnoe und Anästhesie Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Neuss + Umgebung e.v Dr. med. Franz-Josef Esser Chefarzt Anästhesie Johanna-Etienne-Krankenhaus Neuss 1
2 Thema Müssen Menschen mit Schlaf Apnoe -Syndrom mit Angst in eine Operation (und die dazu notwendige Narkose) gehen? 2
3 Gliederung Darstellung der Anästhesie-Risiken Was ich als Anästhesist tun kann, damit Anästhesie und Operation für Sie als Betroffene so sicher wie möglich verlaufen. Was Sie als Betroffene selbst tun können, damit Anästhesie und Operation so sicher wie möglich verlaufen. Merkblatt: Anästhesie bei Schlaf-Apnoe-Syndrom 3
4 Einteilung Obstruktives Schlaf Apnoe - Syndrom (OSAS) 85 % Zentrale Schlaf - Apnoe 5 % Gemischte Schlaf - Apnoe 10 % (insgesamt über 90 verschiedene Schlafstörungen nach der internationalen Klasifikation ICSD) 4
5 (geschätzte) Häufigkeit 2-4 % Erwachsene mittl. Alters Männer / Frauen 2 : 1 Problem: % sind nicht diagnostiziert!!! 5
6 Problem Durch Spannungsverlust der Muskulatur im Mund- und Rachenraum kommt es wiederholt zu Verlegungen der oberen Atemwege mit Atempausen 6
7 7
8 Erkennung Schnarchen (allein noch kein Beweis) Beobachtete Atempausen (einzelne Apnoen in Einschlafphase, in REM-Phase und nach Lageänderung sind normal) Tagesmüdigkeit / Sekundenschlaf Übergewicht (gehäuft, aber auch Schlanke betroffen) Begleiterkrankungen (Herz-Kreislauf, Atmung) 8
9 6 Fragen 1. Schnarchen Sie regelmäßig und laut und stören dadurch Ihren Bettnachbar? 2. Sind Sie nach dem Aufwachen oft müde und abgeschlagen? 3. Sind Sie tagsüber oft müde und schläfrig? 4. Hat jemand beobachtet, dass Sie nachts die Luft anhalten oder nach Luft schnappen? 5. Sind Sie übergewichtig? 6. Haben Sie erhöhten Blutdruck? 9
10 Wichtig! bei Vorhandensein von Schnarchen + Atempausen + Tagesmüdigkeit sollte das weitere anästhesiologische Vorgehen wie bei gesichertem Schlaf- Apnoe-Syndrom erfolgen!!! 10
11 Schweregrad AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index) Apnoe Pause >10 sec Hypopnoe Fluss < 50 %; SaO² minus 4 % 0-5 keine OSA 5 20 milde OSA moderate OSA > 40 schwere OSA LSAT (niedrigste SaO² < 90 %) < Sauerstoffmangel Arousals (wiederholte Aufweckreaktionen) < Streß 11
12 Risiko-Score (ASA) Schweregrad OSA (AHI) Invasivitätdes Eingriffs Opiatverbrauch postop. 0 4 Punkte 0 3 Punkte 0 3 Punkte > 4 Punkte: = signifikant erhöhtes perioperatives Risiko 12
13 Risikoerhöhung für Bluthochdruck Herzrhythmusstörungen Herzinfarkt Herzversagen Schlaganfall Diabetes Glaukom 13
14 Abklärung Anamnese Klinische Untersuchung Polysomnographie (PSG) im Schlaflabor (Goldstandard) evtl. gekürzte PSG als Screeningmethode: Pulsoxymetrie über Nacht Monitoring der Atemexkursionen und der Atemgeräusche Fragebogen (z.b. Snore Score 6 Fragen ) evtl. HNO-ärztliche Untersuchung evtl. Untersuchung beim Lungenfacharzt evtl. Neurologische Untersuchung 14
15 15
16 Was macht der Anästhesist? Anästhesie - Schlaf und Erwachen (klassisch incognito) Intensivmedizin Notfallmedizin Reanimation Schmerztherapie Palliativmedizin Aufrechterhaltung der Körperfunktionen (Homöostase) und der physiologischen Balance PERIOPERATIVER ALLGEMEINMEDIZINER 16
17 Risiken der Anästhesie I Begleiterkrankungen Beruhigungsmittel vor Operation ( Prämedikation ) Schwierige obere Atemwege (erschwerte Maskenbeatmung, Intubation) Nachwirken der Narkose Schwellung der Atemwege (HNO) Schmerztherapie (Opiate) > Muskelspannung, Atemantrieb > Instabilität der oberen Atemwege > flache (Schon-) Atmung, Atelektasen, Sekretverhalt > Kreislaufinstabilität (Blutdruck, Herzfrequenz) 17
18 Risiken der Anästhesie II Beruhigungsmittel Narkosemedikamente Schmerzmittel (zentralwirksame) > Muskelspannung Nasen-Rachen-Raum > Atemantwort Atmung > Apnoen!!! Diese Wirkung kann anders als im Schlaf auch nach dem Erwachen noch anhalten (Stunden - Tage) (REM - Rebound Tage) 18
19 Risiken der Anästhesie III Postoperative Frühphase Sedativa, Opiate, Muskelrelaxantien, Prämedikation OP-Verfahren (Tx, Abdomen) Schmerzen ( Atelektasen, Sekretverhalt) > Apnoen, Hypertonie, HRST, Herzinfarkt Postoperative Spätphase Delir, kognitive Defizite REM Rebound (= kompensatorisch Nachholen von REM) 19
20 Was kann ich als Anästhesist tun? um die Narkose für Sie sicher zu gestalten Vorgespräch Aufklärung und Beratung (Risiken, Anästhesieverfahren) Identifikation von Schlaf-Apnoe-Syndrom und ggfs. Einleitung von Diagnostik und Therapie in der Anästhesiesprechstunde oder auf dem Patientenzimmer Prämedikation Verzicht auf bestimmte Beruhigungsmittel zur Prämedikation bei Bedarf erst im OP-Bereich unter Atmungsüberwachung (keine Benzodiazepine sondern z.b. α²-agonisten) 20
21 Was kann ich als Anästhesist tun? Regionalanästhesie bevorzugen! Lokalanästhesie ( LA ) Leitungsanästhesie peripherer Nerven Plexus-Anästhesie rückenmarksnahe Anästhesie ( Spinale, Peridurale - PDK ) Falls zusätzliche Sedierung > Atmungsüberwachung (Pulsoximeter) Kombination Regional-AN + Allgemein-AN Einsparung atemdepressiver Medikamente 21
22 Was kann ich als Anästhesist tun? Allgemein-Anästhesie (für viele OP s unumgänglich) > bevorzugt kurzwirksame, gut steuerbare Medikamente (Hypnotika, Analgetika, Muskelrelaxantien) Sicherung der Atemwege > Vorbereitung auf eventuelle schwierige Beatmung und Intubation Präoxygenierung (Sauerstoffgabe über Maske vor dem Einschlafen) Notfallbeatmungseinheit (Endoskope u.a. Hilfsmittel) in Bereitschaft Oberkörper-Hochlagerung in Ein- und Ausleitungsphase Extubation erst bei vollständigen Kontrolle über die Atemwege 22
23 Was kann ich als Anästhesist tun? Lückenlose Überwachung über mehrere Stunden (länger als sonst gesunde Patienten) Aufwachraum Intensivstation Intermediate Care erweitertes Monitoring der Anästhesist entscheidet über die Verlegung auf Normalstation Sichere Behandlung von Atempausen / Vermeidung von Hypoxien Vermeidung flacher Rückenlage!!! < Oberkörper-Hochlagerung postoperativ (ggfs. sitzend) ggfs. Sauerstoff über Nasensonde oder Maske ggfs. CPAP-Maske, ggfs. Anpassung des Beatmungsdrucks 23
24 Was kann ich als Anästhesist tun? Schmerztherapie Vermeidung von Schonatmung!!! möglichst wenig atemdepressive Analgetika (Opiate) > kritischer Einsatz! andererseits aber oft unverzichtbar Regionalanästhesie bevorzugen Einzelblockaden, Katheterverfahren ( Schmerzpumpe ) Periphere Analgetika nichtsteroidale Antirheumatika, Coxibe, Novalgin, Paracetamol 24
25 Was kann ich als Anästhesist tun? Ambulante OP grundsätzlich nicht unmöglich abhängig von Schweregrad SAS, Art der OP, Begleiterkrankungen erhöhte Anforderungen an postoperative Überwachung Möglichkeit zu Intensivüberwachung und Nachbeatmung bevorzugt Regionalanästhesie OP an Atemwegen (HNO postop. Schwellungen) auf jeden Fall stationäre Aufnahme erforderlich Möglichkeit zu Intensivüberwachung und Nachbeatmung evtl. Wechsel auf Full-Face-Maske 25
26 Was können Sie als Betroffene tun? damit die Anästhesie sicher für Sie ist Prämedikationsgespräch Informieren Sie Ihren Anästhesisten über das Vorliegen eines SAS Bringen Sie Ihre schlafmedizinischen Untersuchungsbefunde mit > Details der CPAP-Masken-Therapie!!! > Überprüfen Sie im Vorfeld, ob eine Optimierung der Therapie notwendig oder erforderlich ist! Bei Verdacht auf Schlaf-Apnoe-Syndrom planbare OP > schlafmedizinischen Abklärung vor OP Notfall OP > Abklärung baldmöglichst nach OP 26
27 Was können Sie als Betroffene tun? Ein wichtiges Anliegen: Vergessen Sie nicht, Befundberichte und Arztbriefe über Begleiterkrankungen zum Prämedikationsgespräch mitzubringen! 27
28 Was können Sie als Betroffene tun? Bringen Sie Ihr CPAP-Gerät unbedingt mit - Idealerweise mit Bedienungsanleitung, aktueller Einstellung und Aufkleber mit Namen und Adresse - Eventuell wird direkt postoperativ zunächst ein hauseigenes CPAP- Gerät eingesetzt. Spätestens auf der Normalstation wird Ihr eigenes Gerät benötigt. - Falls Sie zum besseren Maskensitz Ihren Zahnersatz benötigen, weisen Sie darauf bitte bereits im Vorfeld hin. Setzen Sie Ihr CPAP-Gerät in den ersten Tagen (bis 1 Woche) konsequent ein!!! 28
29 Was können Sie als Betroffene tun? Sprechen Sie alle Fragen mit Ihrem Anästhesisten ab! Akzeptieren Sie: den Verzicht auf eine sedierende Prämedkation Regionalanästhesie-Verfahren aufwändigere Vorbereitung verlängerte Überwachung (AWR, INT) stationäre Aufnahme bei (vermeintlich) kleinem Eingriff den Einsatz hauseigener NIV- / CPAP- Geräte 29
30 Zusammenfassung I Betroffene mit SAS haben ein erhöhtes Anästhesie-Risiko Bei Verdacht auf SAS ist zu verfahren wie bei nachgewiesenem SAS Die besonderen Gefahrenmomente einer Anästhesie + OP können bei guter Vorbereitung gut beherrscht werden. Basis dafür ist ein vertrauensvolles Vorgespräch mit dem Anästhesisten 30
31 Zusammenfassung II Notwendige operative Einfriffe sollen nicht wegen eines SAS ausgesetzt werden Die wichtigsten Regeln sind in einem Merkblatt zusammengestellt 31
32 32
33 Schlaf-Apnoe und Anästhesie Auch Menschen mit Schlaf Apnoe -Syndrom können heute in sicherer Anästhesie operiert werden! 33
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